Titel: Ueber ein Doppelsalz von Chlornickel und Chlorammonium; von Isaac Adams jun. und J. M. Merrick.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. LXXXI., S. 316
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LXXXI. Ueber ein Doppelsalz von Chlornickel und Chlorammonium; von Isaac Adams jun. und J. M. Merrick. Aus dem American Chemist durch Chemical News, vol. XXV p. 187; April 1872. Adams und Merrick, über das Nickelammoniumchlorid. Die Literatur der Verbindungen von Kobalt- und Nickelsalzen mit Alkalisalzen ist ziemlich dürftig. Wir theilen im Nachstehenden unsere bisherigen Untersuchungen über das Nickelammoniumchlorid mit. Tuffuti (Annales de Chimie, vol. LXXVIII p. 169) sagt bezüglich dieses Doppelsalzes: „da man das Salz wegen seiner Löslichkeit nicht gehörig auswaschen kann, und da es keine deutlichen Krystalle gibt, so läßt sich mit Sicherheit die Existenz desselben nicht behaupten.“ Hautz (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. LXVI S. 283) bemerkt, daß man nach Tuffuti's Methode sternförmig gruppirte Zwillingskrystalle, aus Aggregaten von Tetraedern bestehend, erhält, deren Analyse einen geringen Nickelgehalt ergibt, dessen Menge nach der lichteren oder dunkleren gelben Farbe der Krystallsterne wechselt. Dieses Salz variirt nach der Dichtigkeit der Lösung, aus welcher es herauskrystallisirte. Zur Darstellung eines reinen Nickelammoniumchlorids verfuhren wir in nachstehender Weise. Aequivalente Mengen von reinem, umkrystallisirten und lufttrockenen schwefelsauren Nickeloxydulammoniak und von chemisch reinem geschmolzenem Chlorbaryum wurden abgewogen, gelöst und die Lösungen gemischt; der entstandene schwefelsaure Baryt wurde abfiltrirt und das grün gefärbte Filtrat zum Krystallisiren unter die Glocke einer gewöhnlichen Luftpumpe bei gewöhnlicher Temperatur über Schwefelsäure gestellt. Nach Verlauf von drei Wochen hatte sich eine große Menge gerstenzuckerähnlich gefärbter Krystalle ausgeschieden, welche sternförmig zusammengruppirten Weizenkörnern glichen (wahrscheinlich Hautz's „sternförmigen Zwillingen“ entsprechend). Von diesen Krystallen führten wir mehrfache Analysen aus, nachdem wir sie mit kaltem Wasser abgewaschen und bei der Temperatur der umgebenden Luft getrocknet hatten. Man kann das gelbe Salz auch in großen sternförmigen Krystallgruppen und ganz frei von citrongelben Würfeln erhalten, wenn man eine große Quantität der durch Doppelzersetzung dargestellten Flüssigkeit auf ungefähr 30° Baumé abdampft und sehr langsam erkalten läßt. Die gelben Krystalle sind bei 100° C. in etwa zwei Theilen Wasser löslich. Das Nickel wurde als solches auf folgende Weise bestimmt: Eine Quantität des Salzes wurde in einem blanken Platintiegel abgewogen und darin in sehr wenig heißem Wasser gelöst; hierauf wurden einige Tropfen Ammoniak zugesetzt. Dann wurde der Tiegel zur Kathode eines galvanischen Stromkreises gemacht, und nachdem derselbe mit einem durchbohrten Porzellandeckel bedeckt worden war, die Anode – ein Platinblechstreifen – durch ein Loch in dem Deckel so eingesenkt, daß sie gerade in die Flüssigkeit tauchte, und so der Strom geschlossen. Zwei Stunden erwiesen sich – bei Anwendung von zwei mittelgroßen Grove'schen Elementen – als hinreichend zur vollständigen Ausfällung des Nickels aus 0,50 bis 0,75 Grm. des Salzes. Das Chlor wurde als Chlorsilber bestimmt etc. Das lufttrockene Salz enthielt, wie sich ergab, genau 1 Proc. mechanisch gebundenen Wassers, und die folgenden Resultate sind auf diesen Wassergehalt corrigirt: (a.) 1 Grm. des gelben Salzes, bis zur Gewichtsconstanz bei 100° C. getrocknet, gab 0,99 Grm. trockenes Salz = 1 Procent Verlust, oder Wasser. (b.) 0,5 Grm. gelben Salzes gaben 1,2237 Grm. Chlorsilber = 0,3022 Grm. Chlor = 61,07 Procent mit 1 Procent Correction. (c.) 0,25 Grm gelben Salzes gaben 0,626 Grm. Chlorsilber = 0,1545 Grm. Chlor = 62,41 Procent mit 1 Procent Correction. (d.) 0,2 Grm. gelben Salzes gaben 0,195 Grm. Platin = 0,0355 Ammoniak = 17,92 Procent mit 1 Procent Correction. (e.) 1,0775 Grm. gelben Salzes gaben 0,069 Grm. metallisches Nickel = 6,49 Procent mit 1 Procent Correction. (f.) 1,136 Grm. gelben Salzes gaben 0,0735 Grm. metallisches Nickel = 6,47 Procent mit 1 Procent Correction. (g.) 0,4255 Grm. gelben Salzes gaben 0,0265 Grm. metallisches Nickel = nahezu 6,30 Procent mit 1 Proc. Correction. (h.) 0,413 Grm. gelben Salzes gaben 0,026 Grm. metallisches Nickel = 6,35 Proc. mit 1 Procent Correction. Zu den Versuchen (f) und (g) wurden dieselben gelben Krystalle verwendet wie bei den übrigen Bestimmungen; das dieselben enthaltende verkorkte Rohr hatte aber in der Sonne gelegen und da man bemerkte daß in Folge davon etwas Wasser frei geworden war, so wurde das Rohr wiederholt umgeschüttelt, um diese Feuchtigkeit wo möglich wieder an die Krystalle zu vertheilen; die gefundenen Abweichungen im Nickelgehalte rühren wahrscheinlich von der ungleichen Vertheilung jenes Wassers her. Bei einem anderen Versuche wurden 2 Atome wasserfreies Nickelchlorid in 1 Atom reinem Chlorammonium gelöst, und die grüne Lösung über concentrirter Schwefelsäure krystallisirt. Man erhielt auf diese Weise einen aus zwei fest verbundenen Schichten bestehenden Krystallkuchen; die untere Schicht desselben bestand aus unregelmäßig verwachsenen, gelblich gefärbten Tetraedern, die obere aus größeren, smaragdgrünen, ebenfalls wirr gruppirten Prismen. Das Ganze wurde zwischen Filtrirpapier zerdrückt und die grünen Krystalle mit der Pincette möglichst vollständig von den gelben getrennt. Eine Analyse der grünen Krystalle gab folgende Resultate: (i.) 0,3205 Grm. grüner Krystalle gaben 0,0585 Grm. metallisches Nickel = 17,0 Procent. Die von dieser Bestimmung zurückgebliebene, nickelfreie Lösung wurde auf dem Wasserbade zur Trockne verdampft, um den Gehalt an vorhandenem Chlorammonium direct zu bestimmen. Wenn bei der Ablagerung des Nickels ein Verlust an Chlor in Form von Unterchlorigsäure nicht stattgefunden hat (was unmöglich scheint, da die Lösung durch Ammoniak stark alkalisch erhalten wurde), so muß diese Methode den Gehalt an Chlorammonium genau ergeben. (j.) 0,3205 Grm. grüner Krystalle gaben 0,1335 Grm. = 41,71 Procent Chlorammonium, wovon 0,098 = 38,56 Procent dem Nickelchlorid angehören. Die von Hautz für das Ammoniumnickelchlorid aufgestellte Formel NH⁴Cl + 2 NiCl + 12 HO, erfordert, wenn wir die neuesten Atomgewichtsbestimmungen zu Grunde legen, 19,10 Procent Ammoniumchlorid und 19,96 Procent Nickel (ein Metallgehalt welchen wir in einer von uns dargestellten anderen Probe des grünen Salzes sehr nahe erreichten). Bei einem ferneren Versuche wurde das grüne Salz von den ihm mechanisch anhaftenden gelben Krystallen befreit, zwischen Löschpapier und hernach eine halbe Stunde lang über Schwefelsäure getrocknet. Es gab folgende Resultate: (k.) 0,4515 Grm. grünen Salzes gaben 0,088 Grm. = 19,49 Proc. Nickel. (l.) 0,572 Grm. grünen Salzes gaben 0,111 Grm. = 19,40 Nickel. (m.) Die bei der Analyse (l) zurückgebliebene nickelfreie Lösung wurde im Wasserbade abgedampft und bis zur Gewichtsconstanz abwechselnd im Wasserbade und über Schwefelsäure getrocknet. 0,572 Grm. der grünen Krystalle gaben 0,3295 Grm. Chlorammonium, was, nach Abzug von 0,2105 Grm., die dem Chlor des Chlornickels angehören, 0,119 Grm. = 0,04 Grm. oder 6,97 Proc. Ammonium entspricht. Hautz's Formel erfordert 6,19 Proc. Ammonium. (n.) 0,313 Grm. grüner Krystalle gaben, auf galvanischem Wege behandelt, 0,0595 = 19,0 Proc. metallisches Nickel. (o.) 0,3025 Grm. grüner Krystalle, bis zur Gewichtsconstanz bei 100° C. getrocknet, verloren 0,110 Grm. = 36,36 Proc. Wasser. Hautz's Formel, mit den neuesten Atomengewichten berechnet, verlangt 37,17 Proc. Wasser. Wir wollen nun unsere mit den besseren Proben des grünen Salzes erhaltenen Resultate mit den von Hautz aufgestellten Zahlen und den theoretischen Procenten vergleichen: Textabbildung Bd. 204, S. 319 nach der Theorie; Hautz; Adams und Merrick; 2Ni; 3Cl; NH⁴; 12HO Die Identität der beiden Salze läßt sich hiernach kaum in Zweifel ziehen. Da die gelben, in ebenso merkwürdiger als auffallender Weise gruppirten Tetraeder wiederholt erhalten wurden – dieselben bildeten sich nämlich bei jedem Versuche zur Darstellung eines Doppelchlorids von Nickel und Ammonium –, so vermutheten wir daß dieselben eine constante Zusammensetzung haben müssen und wir versuchten daher nach unseren Analysen eine Formel für sie aufzustellen. Ein Salz, welches aus 1 Atom Nickel, 8 Atomen Chlor, 4 Atomen Ammonium und 7 Atomen Wasser bestände, würde die folgende procentische Zusammensetzung haben: Textabbildung Bd. 204, S. 320 Nach der Theorie; Nach Adams und Merrick; Ni; 8Cl; 4NH⁴; 7HO Wir waren nicht im Stande, nach diesen Ziffern eine befriedigende rationelle Formel aufzustellen. Wird dieses gelbe Salz in Wasser gelöst und umkrystallisirt, so gibt es blaß strohgelbe Würfel, welche bei der Analyse einen Nickelgehalt von nur ungefähr 1,5 Proc. zeigen. Tiefen blaßgelben Würfeln sind zuweilen die tetraederförmigen Krystalle beigemengt, welche sich von ihnen leicht mechanisch trennen lassen. Wir haben auch noch aus dem Handel bezogene Proben von (sogenanntem) Ammoniumnickelchlorid untersucht. Dieses Salz besteht aus Massen von den gerstenzuckerartig gefärbten, sternförmig gruppirten Tetraedern, gemengt mit grünlichgelben, undeutlich ausgebildeten, einem anderen Systeme angehörenden Krystallen und etwas Chlorammonium. Es kann kein Zweifel obwalten, daß diese Tetraeder dasselbe Salz sind welches wir analysirt haben, oder daß sie mit irgend einem anderen Salz, vielleicht Hautz's Chlorid, gemengt sind.