Titel: Ueber die volumetrische Bestimmung des Kupfers mittelst Cyankalium; von Yvon.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CIII., S. 379
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CIII. Ueber die volumetrische Bestimmung des Kupfers mittelst Cyankalium; von Yvon. Aus den Comptes rendus, t. LXXIV p. 1252; Mai 1872. Yvon, über die volumetrische Bestimmung des Kupfers mittelst Cyankalium. Hr. de Lafollye hat kürzlich ein Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des Kupfers mit Cyankalium beschrieben und dabei die demselben zu Grunde liegende Reaction als neu bezeichnet. Nun ist aber diese Reaction bereits im Jahre 1859 von Buignet (im Journal de Pharmacie et de Chimie, 3. série, t. XXXV p. 168) veröffentlicht worden, welcher auf dieselbe ein Verfahren zur Bestimmung der Cyanwasserstoffsäure und der Cyanide gegründet und gleichzeitig die umgekehrte Reaction angegeben hat. Nachdem de Lafollye die Wirkung des Cyankaliums auf das Kupfersalz erklärt hat, fügt er hinzu, daß „die Genauigkeit der Resultate durch die Gegenwart einer kleinen Menge von Eisen oder Zink nicht beeinträchtigt werde“. Diese Behauptung ist aber nicht richtig. Ich wollte vor einigen Monaten im Laboratorium der École de Pharmacie die von Buignet angegebene Reaction zur Bestimmung des Kupfers anwenden, und der einzige Grund weßhalb ich mein Verfahren bisher nicht veröffentlichte, ist der, daß ich früher kein Mittel zur Beseitigung des nachtheiligen Einflusses eines vorhandenen Zinkgehaltes finden konnte. Das Verfahren, welches ich zu diesem Zwecke nunmehr anwende, ist nachstehendes. Nachdem ich eine Cyankaliumlösung dargestellt habe, titrire ich dieselbe auf Kupfer und auf Zink mittelst Tausentel-Lösungen, welche ich durch Auflösen von je 1 Gramm dieser zwei Metalle in Salpetersäure und Versetzen jeder Lösung mit überschüssigem Ammoniak bereite. Zum Eingießen der Normallösung von Cyankalium bediene ich mich einer chlorimetrischen Bürette. Zunächst bestimme ich die zur Entfärbung von 50 Kubikcentimetern reiner Kupferlösung erforderliche Anzahl Theilstriche; dieselbe sey = 80. Hierauf vermische ich diese reine Kupferlösung mit 5, 10, 15, 20 etc. K. C. Zinklösung. Die Anzahl der alsdann zur Entfärbung nöthigen Theilstriche Cyankalium ist größer als 80; ich notire die den Ueberschuß repräsentirende Ziffer für jeden besonderen Fall, und da die Proportionalität verbleibt, so berechne ich daraus die einem bestimmten Volum Cyankaliumlösung entsprechende Zinkmenge. Zur Untersuchung einer Legirung, z.B. Messing, löst man 1 Gramm derselben in Salpetersäure auf, setzt der Lösung einen Ueberschuß von Ammoniak zu, und ergänzt das Volum auf 1 Liter. Zunächst führt man eine Bestimmung mit 50 K. C. der Metalllösung aus; es sey für die verbrauchten Theilstriche Cyankaliumlösung die Anzahl 90 gefunden worden, so repräsentiren diese sowohl das Kupfer als das Zink, daher der jedem dieser zwei Metalle zukommende Antheil ermittelt werden muß. Zu diesem Zwecke nimmt man nochmals 50 K. C. der Metalllösung, säuert sie stark mit Schwefelsäure an, erhitzt sie zum Sieden und gießt unterschwefligsaures Natron hinein. Dadurch wird alles Kupfer als Schwefelkupfer gefällt; man sammelt dasselbe auf einem kleinen Filter, wäscht es aus, löst es in Salpetersäure auf, macht die Lösung ammoniakalisch und titrirt sie mit der Normallösung von Cyankalium. Die Anzahl der von letzterer erforderlichen Theilstriche ist geringer als vorher, und repräsentirt nur das Kupfer. Den Zinkgehalt erfährt man aus der Differenz. Ich habe meine Untersuchungen auch auf die Fälle ausgedehnt, wo andere Metalle zugegen sind, deren Oxyde von Ammoniak gelöst werden; die Veröffentlichung dieser Arbeiten, sowie der bei der Bestimmung des Kupfers und des Zinkes nach der so eben beschriebenen Methode zu beobachtenden Vorsichtsmaßregeln, behalte ich mir vor.