Titel: Ueber arsenhaltiges Schwefelwasserstoffgas; von Jacob Myers.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. CVII., S. 390
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CVII. Ueber arsenhaltiges Schwefelwasserstoffgas; von Jacob Myers. Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CLIX S. 127. Myers, über arsenhaltiges Schwefelwasserstoffgas. Als ich zu meinen Versuchen über die Zersetzung des Schwefelwasserstoffes ein aus Schwefeleisen und Handelsschwefelsäure bereitetes Gas benutzte, fand ich jedesmal, selbst bei der Siedetemperatur des Quecksilbers, einen orangegelben Anflug in der U-förmigen Röhre, welcher sich gegenüber allen Reagentien als Schwefelarsen verhielt. Das auf die angegebene Weise bereitete Gas enthält also eine Arsenverbindung, am wahrscheinlichsten Arsenwasserstoff. Diese beiden Gase, welche bei der gewöhnlichen Temperatur neben einander existiren können, zersetzen sich nach der Gleichung: 3 H²S + 2 AsH³ = As²S³ + 12 H wenn die Temperatur erhöht wird, z.B. zur Siedetemperatur des Quecksilbers. Das Vorkommen von Arsenwasserstoff in dem Schwefelwasserstoffgase ist bedingt durch den Arsengehalt der angewandten Materialien. Zunächst lag die Vermuthung nahe, daß der Arsengehalt des Schwefeleisens zur Bildung des Arsenwasserstoffes veranlaßt habe. Ein Versuch jedoch mit Schwefeleisen und reiner Schwefelsäure belehrte mich bald des Besseren, da auch nach längerem Durchleiten kein Anflug erschien. Das Arsen stammte vielmehr aus der Schwefelsäure, wie aus Folgendem hervorgeht. Reines präcipitirtes und bei Luftabschluß erhitztes Schwefeleisen wurde nach Zufügung einiger Stückchen arsenfreien Zinkes mit arsenhaltiger Schwefelsäure übergossen, und das so erhaltene Gas durch die U-förmige Röhre, welche in siedendem Schwefel stand, geführt; alsbald setzte sich in derselben der orangegelbe Anflug ab. Ich erhielt dasselbe Resultat mit reiner Schwefelsäure, worin reine arsenige Säure aufgelöst war. Wie bekannt präcipitirt Schwefelwasserstoff aus sauren Lösungen sogleich die arsenige Säure als Schwefelarsen, und das Entstehen von Arsenwasserstoff kann, wie man bis jetzt glaubte, nur erklärt werden durch die reducirende Wirkung von Wasserstoff im Entstehungszustande auf arsenige Säure. Ein directer Versuch lehrte mich, daß Wasserstoff im Entstehungszustande frisch präcipitirtes Schwefelarsen reducirt, so daß das Auftreten von Arsenwasserstoff in Schwefelwasserstoff, erhalten aus Schwefeleisen und arsenhaltiger Schwefelsäure, dadurch erklärt ist. Diese Beobachtung mag ihren Werth haben bei gerichtlichen Untersuchungen. Niemand, wenn er auch reine Schwefelsäure gebrauchte, würde sich gefürchtet haben arsenhaltige Schwefelsäure anzuwenden zur Entwickelung von Schwefelwasserstoff behufs einer gerichtlichen Arsenuntersuchung, und oft mag solche auch benutzt seyn. Vielleicht stammt auch das Arsen im Thierkörper aufgefunden aus derselben Quelle.