Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. , S. 335
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Miscellen. Miscellen. Das Heberlein'sche neue Bremssystem für Eisenbahnzüge. Wieder ist es ein Deutscher, welchem der Preis einer durch die ganze Welt Epoche machenden Erfindung gebührt. Wir meinen nämlich das neue, für den Fahrdienst wie für die Fahrsicherheit auf den Eisenbahnen höchst wichtige Bremssystem, dessen Erfinder der königl. bayerische Maschinenmeister J. J. Heberlein ist. Dasselbe legt die wirkende Kraft bei der Zugsbremsung in die Achse und kann sowohl von der Maschine als vom Zugsbremser aus durch einfache Anziehung der Bremsleitung in sofortige Wirksamkeit gesetzt werden. Schon vor 16 Jahren begann der Erfinder sich mit dieser Idee zu beschäftigen, und wenn ein guter Theil dieser Zeit von den unausgesetzten Studien und Versuchen des Mannes in Anspruch genommen war, so trägt der Umstand, daß der alte Satz nemo propheta in patria sich auch da bestätigen sollte, auch mit Schuld, daß die Erfindung erst nach so langen Jahren der Praxis übergeben werden konnte. War es doch erst vor ein paar Jahren möglich, an einem vollständigen Zuge die ersten Versuche zu machen, und zwar geschah dieß auf der Elisabeth-Westbahn, nicht auf der bayerischen Staatsbahn. Nach dem Kriege sind von der Verwaltung der letztgenannten Bahn umfassende Versuche angestellt worden, welche sich vollständig bewährt haben; es ist auch bereits ein Zug zwischen München und Kufstein mit dieser Bremsvorrichtung versehen. Der entscheidende Schritt, die Angelegenheit zum Gemeingut des Weltverkehres zu machen, ist in diesem Augenblick geschehen, da ein Consortium von englischen Capitalisten dem Erfinder seine Patentrechte für Großbritannien für eine sehr hohe Summe abgelöst und von diesem die Befugniß erhalten hat, die Patente für ihn in Frankreich, Rußland, Amerika etc. zu erwerben, während sich Hr. Heberlein die Verwendung seines Unternehmens in den deutschen Staaten und Oesterreich-Ungarn vorbehalten hat. (Allgemeine Zeitung.) Brown's Abschlußschieber für Wasserleitungen etc. Dem Brown'schen Abschlußschieber kommt dieselbe Eigenthümlichkeit zu, welche den Peet'schen Schieber (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CXCV S. 109) auszeichnet, die Eigenschaft nämlich, daß die Schieberplatten beim Schließen fest gegen ihren Sitz angepreßt werden. Es geschieht dieß dadurch, daß die Schieberplatten mit der Schraubenspindel zum Auf- und Niederführen derselben durch ein Kniegelenk verbunden sind, dergestalt daß im tiefsten Stand des Mechanismus die Abschlußplatten dicht anliegen. Beim Aufdrehen der Schraubenspindel werden zunächst die Schieberplatten vom Sitze gelüftet und hierauf ohne größere Reibung in die Höhe gezogen. (Nach der San Francisco Scientific Press, April 1872, S. 209.) Russische Geschützgießerei. Das System des amerikanischen Majors Rodman, schwere Geschütze aus Gußeisen über einen mit Wasser gekühlten Kern zu gießen, ist seit 6 bis 7 Jahren auf dem Eisenwerke zu Finspang in Schweden zur Herstellung von schwedischen und dänischen Schiffsgeschützen, die überdieß noch am Bodenstücke durch umgelegte Stahlringe verstärkt sind, in Anwendung. Dieselbe Methode ist auch seit 1869 auf den Demidoff'schen Werken bei Perm durch General Prestich für Marinegeschütze eingeführt worden. Das größte dort gegossene Rodman-Geschütz ist ein glatter 20 Zöller von 2700 Pud oder 43 1/2 Tonnen Rohrgewicht. Es hat im Bodenstück 80 Zoll Durchmesser und an der Mündung 34 Zoll, und schießt eine Rundkugel von 1120 Pfd. Gewicht mit 140 Pfd. Pulverladung. Nach 320 Schüssen zeigte sich das Rohr noch vollkommen gesund. (Berggeist. März 1872, S. 113.) Ueber Geschütze aus Phosphorbronze. Die Nachricht, daß die preußische Regierung in Folge mißglückter Versuche sich entschlossen habe, in Zukunft ausschließlich den Stahl für Geschütze zu verwenden und von weiteren Versuchen mit Geschützen aus Phosphorbronze abzusehen, wird in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung folgendermaßen dementirt: „Von berufener Seite werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß die aus der Nationalzeitung in unser gestriges Blatt übergegangene Notiz über Phosphorbronze-Geschütze eine radicale Unkenntniß dieser Legirung und der damit angestellten Versuche bekundet.“ Die Elberfelder Zeitung theilt mit, „daß die Versuche mit dem neuen Material keineswegs zum Abschlusse gekommen sind, da bereits wieder vier neue Feldgeschütze aus Phosphorbronze fertig gestellt sind, die den Beginn der Schußproben erwarten. Die im December v. J. mit einem 15 Centimeter-Belagerungsgeschütze begonnenen Schußproben sollen bis jetzt durchaus nicht die Unbrauchbarkeit der Phosphorbronze für Geschütze mit hohen Ladungen nachgewiesen haben und es ist unrichtig, wenn angegeben wurde, daß sich bei diesem Geschütze nach einigen Schüssen Sprünge gezeigt hätten, das Rohr soll vielmehr die Ladung von 6 3/10 Kilogrm. Pulver und 27 Kilogrm. Geschoßgewicht, einige Ausbrennungen abgerechnet, recht gut ausgehalten haben.“ Große Panzerplatte. Die größte Panzerplatte welche bis jetzt existirt, wurde kürzlich auf den Werken von Charles Cammell und Comp. zu Sheffield (Cyclops Works) vollendet. Dieselbe hat 20 Fuß (9,096 Met.) Länge, 9 Fuß (2,743 Met.) Breite und 8 Zoll (203 Millimet.) Dicke, und wiegt ungefähr 25 Tonnen (25400 Kilogrm.). Dieselbe ist für den Thurm des zu Portsmouth im Bau begriffenen mächtigen Panzerschiffes „Devastation“ bestimmt. (Engineering, Januar 1872, S. 63.) Großer Gußstahlblock. Auf der Krupp'schen Fabrik wurde – wie man aus Essen am 16. Februar d. J. meldet – ein Gußstahlblock von 100,000 Pfund gegossen, welcher so ausgefallen ist, daß derselbe voraussichtlich noch um 500 Pfund Mehrgewicht nachweisen wird. Das Gußstück wird zu einer Schiffsachse dienen. (Berggeist, Februar 1872, S. 103.) Ueber das Schweißen von Kupfer. Ueber eine in dieser Hinsicht gemachte – vorausgesetzt daß sie sich bewährt – sehr wichtige Erfindung wird aus Baltimore berichtet: Nach langen, fünfzehnjährigen, trotz des häufigen Fehlschlagens hartnäckig mit der Ueberzeugung des endlichen Gelingens eifrig immer und immer wieder erneuerten und fortgesetzten Versuchen, hat unser deutscher Mitbürger, Wm. Rehbein, jetzt das große Geheimniß gelöst, Kupfer zu schweißen. Bekanntlich mußte Kupfer bis dahin an den Verbindungsstellen ebenso wie die edleren Metalle Gold und Silber gelöthet werden. Die Arbeit des Löthens ist aber eine sehr schwierige und gelingt gewöhnlich erst nach mehrfachen Versuchen, und wo die gelötheten Stellen eine starke Kraft aushalten müssen, gehen dieselben gewöhnlich auseinander. In Folge dessen hat man bis dahin davon absehen müssen, Kupfer zur Herstellung von Ankerketten zu benutzen, obgleich es sich dazu, weil es durch Salzwasser nicht angegriffen wird, bedeutend besser eignet, wie das leicht corrodirende Eisen. Rehbein hat für seine Erfindung von der Vereinigten-Staaten-Regierung ein Patent erhalten und ist nebenbei bedeutet worden, daß seine Erfindung eine hochwichtige sey. Man hat eine von ihm als Probe gelieferte Kette einer ungeheuren Spannung ausgesetzt, und war nicht im Stande, dieselbe zu zerreißen. Nur ein Glied brach bei noch weiter erhöhter Spannung, aber nicht an der geschweißten Stelle, sondern im Metall. Eine geschweißte Kupferkette läßt sich für beinahe die Hälfte der Kosten einer gelötheten herstellen. Nicht mindere Bedeutung erhält diese Entdeckung dadurch, daß Kupferabfälle zu größeren Platten zusammengefügt werden können, während dieselben früher dazu den Proceß des Einschmelzens und Auswalzens von Neuem durchmachen mußten. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereines.) Ueber galvanisches Vernickeln der Metalle in Frankreich. Das Vernickeln der Metalle auf galvanischem Wege wird von Hrn. Gaiffe, einem geschickten Constructeur elektro-medicinischer Apparate in Paris (40, rue Saint-André-des-Arts), als Industriezweig betrieben, und zwar nach dem (ursprünglich Böttger'schen) Verfahren welches im Jahre 1869 durch Isaac Adams von Boston in Amerika eingeführt worden und dort in ausgedehnte Anwendung gekommen ist. Eine Commission der Société d'Encouragement hat eine Anzahl von Hrn. Gaiffe vernickelter Gegenstände ganz besonders auf ihren Widerstand gegen Oxydation in der feuchten Luft und in der Atmosphäre der chemischen Laboratorien geprüft, und sich (nach dem Bericht von Lamy) durch die erhaltenen Resultate von der praktischen Wichtigkeit des neuen Industriezweiges überzeugt. Bis jetzt wird das galvanische Vernickeln besonders für Sattler-, Schlosser-, Büchsenmacher-Arbeiten und chirurgische Instrumente angewendet, und im Allgemeinen für eiserne Gegenstände welche sich in Berührung mit den Händen oder der feuchten Luft leicht oxydiren, sowie für kupferne Gegenstände welche den salzigen Dämpfen des Meeres ausgesetzt werden. Das Nickelsalz welches für die galvanischen Bäder angewendet wird, ist das vollkommen neutrale Doppelsalz von schwefelsaurem Nickeloxydul und Ammoniak. Das Verfahren ist leicht ausführbar, sicher und dabei ökonomisch; die Ablagerung von 1 Gramm Nickel, welche Quantität einen Quadratdecimeter hinreichend bedeckt, kommt nämlich nur auf 10 Centimes zu stehen. (Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1872, S. 163.) Ueber das Elektrischwerden gewisser Metalle beim Reiben mit Schwefelkohlenstoff. Th. Sidot hat beobachtet, daß gewisse Metalle, wenn man sie in einem Glase mit Schwefelkohlenstoff reibt, elektrisch werden. Eisen, Silber und Aluminium geben unter solchen Umständen, wenn die Reibung hinreichend stark ist, Funken. Um den Versuch auszuführen, bringt man in eine vollkommen trockene Glasröhre von dickem weißen Glas 15 bis 20 Grm. granulirtes Silber und 30 bis 40 Grm. reinen Schwefelkohlenstoff, und schließt die Röhre vor der Lampe. Darauf erwärmt man gelinde und schüttelt im Dunkeln, wobei man Funken innerhalb der Flüssigkeit erscheinen sieht. Die Zahl derselben nimmt, je länger und je stärker man schüttelt, zu, so daß die Röhre bald vollständig leuchtend erscheint. Begießt man während dieser Elektricitätserscheinung die Röhre von außen mit Wasser, so hört alle Lichterscheinung sofort auf, tritt aber bei neuem Schütteln wieder ein. (Chemisches Centralblatt, 1872 S. 129.) Zersetzungserscheinungen beim Manganchlorür; von F. W. Krecke in Utrecht. Den Namen Chamaeleon minerale führt bekanntlich das mangansaure Kali, wegen der merkwürdigen Farbenveränderungen welche die wässerige Lösung dieses Salzes, der Luft ausgesetzt, erfährt. Unter den anderen Mangansalzen gibt es eines, welches mit eben so vielem, wenn nicht mit größerem Rechte mit diesem Namen belegt werden könnte, nämlich das Manganchlorür. Bei zunehmender Concentration einer wässerigen Auflösung dieses Salzes bei einer Temperatur zwischen 70 und 100° C. nimmt die anfänglich farblose Auflösung erst eine rosenrothe, darauf eine gelbe Farbe an, um endlich, noch bevor es krystallisirt, prächtig grün zu werden. Diese Erscheinung, welche, soweit mir bekannt, noch nicht beschrieben ist, wurde von mir beobachtet, als ich beschäftigt war chemisch reine Krystalle jenes Salzes zu bereiten, um die verschiedenen Methoden, Eisen quantitativ von Mangan zu trennen, einer näheren Untersuchung zu unterwerfen. Eine Auflösung der rosenrothen Krystalle von Manganchlorür in 10 bis 12 Theilen Wasser, ist sowohl bei gewöhnlicher, als auch bei der Siedetemperatur farblos. Bei stärkerer Concentration färbt sie sich hellroth, welche Farbe dunkler und dunkler wird, je mehr der Wassergehalt der Auflösung abnimmt. Wird diese Auflösung auf einem Wasserbade bei einer Temperatur über 70° C. eingedampft, so ist die rothe Farbe am dunkelsten, wenn der Salzgehalt circa 15 Procent beträgt. Bei größerer Concentration wird die Lösung mehr und mehr orangefarben, um endlich bei einer Concentration von ungefähr 20 Procent hellgelb zu werden, und eine Farbe anzunehmen, die am besten zu vergleichen ist mit einer verdünnten Auflösung von chromsaurem Kali. Läßt man die gelbe Lösung erkalten, so geht bei einer Temperatur von etwas unter 70° C. die gelbe Farbe wieder in die gewöhnliche rosenrothe über. Die erste Frage nun, welche sich hier auswirft, ist, ob die Farbenveränderung von Roth in Gelb zugleich mit dem Entweichen von Salzsäure aus der Auflösung verbunden ist; mit anderen Worten, ob die gelbe Farbe derselben einer Zersetzung zugeschrieben werden muß. Das Experiment gibt hierauf eine bestimmte Antwort. Eine Auflösung, welche über 70° C. gelb geworden, erweist sich nach einer damit angestellten Analyse als völlig unzersetzt; fährt man jedoch fort, die Auflösung zwischen 70 und 100° C. zu verdampfen, so daß sie mehr und mehr eine grüne Farbe annimmt, welche schließlich vollkommen der Farbe einer concentrirten Nickelsalzlösung gleicht, so ergibt eine damit angestellte Analyse, daß eine geringe Menge Chlor (1,6 Procent) in Form von Salzsäure entwichen ist. Eine weiter zu beantwortende Frage ist die: wird die grüne Farbe der Lösung wohl lediglich durch Entweichen von Salzsäure verursacht? Hier sind folgende Erscheinungen zu beachten: Die Lösung nimmt beim Erkalten wieder eine rosenrothe Farbe an, und liefert Krystalle wasserhaltigen Manganchlorürs. Die grüne Farbe verschwindet nicht durch Hinzufügung concentrirter Salzsäure, Schwefelsäure oder Salpetersäure. Verdünnt man die Lösung mit kochendem absoluten Alkohol, so behält sie ihre Farbe. Löst man krystallisirtes Manganchlorür in absolutem Alkohol auf, so zeigt die Lösung gleichfalls, auch bei gewöhnlicher Temperatur, eine grüne Farbe, liefert jedoch beim Verdampfen rothe prismatische Krystalle. Durch Hinzufügung von Wasser zur alkoholischen Lösung geht deren Farbe durch Gelb in Roth über. Die grüne Farbe der Lösung muß deßhalb dem in Auflösung befindlichen wasserfreien Manganchlorür zugeschrieben werden. In einer concentrirten Auflösung wird daher bei Gegenwart von Wasser in erhöhter Temperatur das wasserhaltige Manganchlorür in ein wasserfreies Salz und Wasser gespalten. Wird krystallisirtes Manganchlorür durch einen trockenen Luftstrom in einem Trockenkästchen erhitzt, indem man zugleich in diesem Luftstrom ein Stück blaues Lackmus- und ein Stück Indigopapier anbringt, um zu sehen ob Salzsäure oder Chlor entweichen, so bemerkt man daß bei 72° C. das Lackmuspapier beginnt roth zu werden. Das Salz wird heller, es entweicht viel Wasserdampf und Salzsäure, bis das Thermometer auf 130° C. gestiegen ist, wo dann das Salz grün erscheint und die Entwickelung von Salzsäure aufhört. Bis auf 200° C. erhitzt, entweicht kein Chlor, und das Stückchen Indigopapier bleibt unverändert. Wird krystallisirtes Manganchlorür bei 100° C. getrocknet, so erhält man eine hellgrüne Masse, welche nicht mehr wie das ursprüngliche Salz hygroskopisch ist. Sie löst sich theilweise in Wasser unter Wärmeentwickelung mit hellrother Farbe auf. Der unaufgelöste Theil bildet ein weißes Pulver, welches in verdünnter Säure löslich und wahrscheinlich ein basisches Chlorid ist. (Journal für praktische Chemie, 1872 S. 105.) Reagens zur Erkennung von salpetriger oder Salpetersäure in käuflicher Schwefelsäure. E. Kopp benutzt das Diphenylamin als sehr empfindliches Reagens zur Erkennung und auch zur quantitativen Bestimmung von salpetriger oder Salpetersäure in käuflicher Schwefelsäure. Das Reagens wird bereitet durch Uebergießen einiger Krystalle von Diphenylamin mit reiner Schwefelsäure, Zusatz von etwas Wasser, wodurch die Temperatur etwas erhöht und das Diphenylamin gelöst wird, und Vermischen mit einer größeren Quantität reiner Schwefelsäure. Die klare farblose Lösung erzeugt in gewöhnlicher Schwefelsäure von 60 oder 66° Baumé, oder Kammersäure (52° Baumé selbst wenn nur Spuren von salpetriger Säure zugegen sind, auf der Stelle eine sehr schöne blaue Färbung, welche sich Stunden, ja Tage lang unverändert hält. Die Reaction ist wenigstens so empfindlich als die mit Eisenvitriol, und leichter und angenehmer auszuführen. Sie kann zu einer colorimetrisch-quantitativen Bestimmung der salpetrigen Säure in der Schwefelsäure benutzt werden, indem man z.B. 1 Kubikcentimeter der zu untersuchenden Säure und 1 Kubikcentimeter einer Schwefelsäure von bekanntem Gehalt an salpetriger Säure mit einem Ueberschuß des Reagens (0,1 Grm. Diphenylamin in 1 Liter reiner Schwefelsäure) mischt und hierauf die eine oder andere blaue Lösung mit so viel reiner Schwefelsäure versetzt, bis die Farbenintensität beider gleich ist. Wenn auch nicht absolut genau, ist dieses Verfahren doch für die meisten Fälle der Industrie ausreichend und unvergleichlich einfacher als andere schwer auszuführende und auch nicht absolut sichere Methoden der Bestimmung von salpetrigen Dämpfen in der Schwefelsäure. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin.) Corallin auf Wolle gedruckt. Das Corallin-Ponceau, im Handel auch wohl Purpurin genannt, findet in der Wollfärberei mehrfach Anwendung; dagegen hat es sich im Wolldruck noch keinen Eingang verschafft. Der Grund hiervon liegt darin, daß die rothe Farbe des Corallins durch die Einwirkung von Säuren sehr leicht in Gelb umgewandelt wird, und daß das Corallin beim Druck auf Wolle in verschiedener Weise leicht mit Säuren in Berührung kommt. Ich habe nun, um der nachtheiligen Einwirkung derselben vorzubeugen, mit Vortheil die gebrannte Magnesia angewendet, sowohl bei wasserlöslichem als bei spritlöslichem Corallin. Die so resultirende Farbe ist ein sattes Türkischroth, welches Jahre lang sein Leben und Feuer behält. Dieses Roth ist um ca. 30 Proc. billiger, als Cochenilleroth, und hat vor diesem noch den Vorzug, daß es beim Waschen in Wasser mit viel kohlensaurem Kalk nicht in's Blaue spielt. Auch erleidet die Anwendung der Farbe nur die Beschränkung, daß sie nicht in Cachemirpartien disponirt wird, wo sie von allen Seiten mit stark sauren Farben umgeben ist, welche die Wirkung der Magnesia überwältigen. Ohne alle Gefahr läßt sie sich in größeren Partien zu Leisten und Spiegeln verwenden, wo gerade die Preisdifferenz gegenüber dem Cochenilleroth sich am meisten geltend macht. Ich habe nach folgender Vorschrift gearbeitet: 801/161/4 Grm. Corallin,Liter Glycerin,Liter Wasser, heiß gelöst, 1401/4 Grm. Magnesia usta, mitLiter Wasser vorsichtig angerührt, zu Obigem, und das Ganze verdickt mit 3/4 Liter Gummiwasser (500 Grm. pro Liter), gedruckt, gedämpft, gewaschen, wie gewöhnlich. Das Corallin läßt sich auch auf Baumwolle als schönes Roth für Dampfartikel zum Waschen benutzen, indem man die Lösung desselben, ebenfalls unter Zusatz von Magnesia, mit Stärke und Ei-Albumin verdickt aufdruckt. Zu beachten ist hier, daß die Farbe nicht zu alt werden darf, weil mit der Zeit die Magnesia und das Albumin eine unlösliche Verbindung mit einander eingehen und so die Farbe hart und brockig machen. In neuerer Zeit findet das Corallin im Baumwolldruck in anderer Weise häufige Verwendung, für welche die Magnesia in gleicher Eigenschaft als Conservirungsmittel empfohlen werden kann, obschon diese Art der Fabrication, welche weniger als falsch ist, eine Unterstützung nicht verdient. Es hat sich nämlich in etlichen Fabriken eine Art Tapetendruckerei für Baumwolle breit gemacht, in der Weise daß man die Lösungen der Anilinfarben und insbesondere des Corallins einfach mit Stärke oder Traganth verdickt und so aufdruckt. Dr. Kielmeyer. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc., 1872, Nr. 9.) Versuche über die Conservirung des Bieres für den Seetransport nach dem Velten'schen Erwärmungsverfahren; von Oscar Knab, Brauereitechniker in den Brauereien von Jos. Sedlmayer in München. Das von Velten u.a. empfohlene (im Jahrg. 1870 des polytechn. Journals Bd. CXCVII S. 180 besprochene) Erwärmen des Bieres behufs der Conservirung desselben hat bereits in den größten Exportbierbrauereien Anwendung gefunden und dort seine Brauchbarkeit bewährt. Dennoch war es von Interesse, einen Versuch in Bezug auf die Haltbarkeit des so behandelten Bieres im Vergleich mit nicht durch ein Conservirungsmittel behandeltem Biere zu machen. Zu diesem Versuche wurden sechs Champagnerflaschen mit dem gleichen Biere (Märzenbier nach Wiener Art, welches den 23. Januar 1871 gefaßt wurde) gefüllt, so daß am Halse der Flaschen 4,5 Centimeter für den Luftraum und Kork leer blieben. Die Flaschen wurden mit guten, in Paraffin getränkten Korken verschlossen, in denen ein in 100 Theile graduirtes Luftmanometer eingesetzt war, damit man den Verlauf der Nachgährung an dem bewirkten Druck beobachten könne. Drei der so gefüllten und luftdicht verschlossenen Flaschen – im Folgenden mit A₁, A₂ und A₃ bezeichnet – wurden im Wasserbade nach dem Velten'schen Verfahren auf die constante Temperatur von 48° C. gebracht und eine halbe Stunde lang in derselben erhalten. Als diese Temperatur erreicht war, zeigten die Manometer nach der Centesimaleintheilung folgenden Druck: A₁ = 67, A₂ = 66,5, A₃ =Von der Flasche A₃ wurde durch diesen Druck der Kork herausgeworfen, und beim Wiederschließen sicher atmosphärische Luft, also Sauerstoff zugeführt, weßhalb auch die betreffende Analyse einen Essigsäuregehalt kund gab. Denn bei den übrigen Bieren wurde jedenfalls durch die beim Füllen sich entwickelnde Kohlensäure die Luft aus dem Halse der Flaschen vollständig verdrängt.. Die Flaschen hatten also nahezu 3 Atmosphären Druck zu widerstehen. Die übrigen drei Flaschen – B₁, B₂ und B₃ –, welche man nicht erwärmte, wurden derselben Temperatur ausgesetzt, wie die erwärmten, nämlich in einem geheizten Locale aufgestellt, wo die Temperatur während des Tages 20° C., während der Nacht 15° C. betrug. Die Flaschen blieben daselbst vom 1. April an stehen, und zwar B₁ bis zum 18. April, wo der Kork ausgeworfen wurde, A₁, A₃ und B₂ bis zum 25. Mai, A₂ und B₃ bis zum 30. Juni, indem der Verf. täglich die Manometerstände beobachtete. Aus den Beobachtungen, deren Details in unserer Quelle mitgetheilt sind, ergab sich daß das erwärmt gewesene Bier bis zum 15. Tage gar keine Gährung durchmachte und von da an eine langsame Gährung begann, welche erst nach und nach etwas stärker zu werden schien, während die nicht erwärmten Biere schon am dritten Tage eine, und zwar lebhafte Gährung begannen. Mit diesen Resultaten der beobachteten Manometerstände stimmten auch die bei den Bieren gemachten Beobachtungen der äußeren Erscheinungen, welche in unserer Quelle ebenfalls näher beschrieben sind, überein. Der Inhalt der einzelnen Flaschen wurde zu den angegebenen Zeitpunkten analysirt; die Flasche A₃ wurde deßhalb nicht länger stehen gelassen, weil sie, wie schon bemerkt, beim Erwärmen den Kork ausgeworfen hatte und deßhalb für den Versuch alterirt war, aber auch keinen Gegner zum Vergleich mehr hatte, da auch von B₁ der Kork ausgeworfen war. Die Analysen ergaben folgende Resultate in Procenten: Textabbildung Bd. 204, S. 340 Biere; Alkohol; Extract; Zucker; Dextrin; Essigsäure; Milchsäure; I. A₁ den 25. Mai 1871; B₂ den 25. Mai 1871; II. A₂ den 30. Juni 1871; B₃ den 30. Juni 1871; B₁ den 18. April 1871; A₃ den 25. Mai 1871; C Diese Analysen zeigen theils durch den geringeren Gehalt an Alkohol und Milchsäure (Gährungssäuren), theils durch den größeren Gehalt an Extract, Zucker und Dextrin der Biere A gegenüber den Bieren B ebenfalls, daß durch das Erwärmen auf 48° C. die Nachgährung in den Flaschen gehemmt, und somit ein Hauptmoment der Conservirung, nämlich die Erhaltung eines bestimmten Extractgehaltes, erreicht wird. Hiermit ist aber dem Sauerwerden noch nicht vorgebeugt, und es scheint der luftdichte Verschluß für die Conservirung des Bieres ein ebenso wichtiges Moment zu seyn. In der Zusammenstellung der Analysen ist unter C die Analyse des Bieres beigefügt, welches unterdessen im Sommerkeller gelagert war; auch aus dem Vergleiche dieser Analyse ergibt sich das beste Resultat für das Erwärmungsverfahren. Die Untersuchung der Biere durch den Geschmack ergab für dieses Verfahren ein nicht minder günstiges Resultat. Die Biere A₁ und A₂ gewährten nämlich noch einen so reinen und glatten Trunk, daß sie nach vorher erfolgter Abkühlung von dem Bier, welches unterdessen in dem mit Eiskästen versehenen Sommerkeller gelagert war, nicht im mindesten unterschieden waren, während die Biere B, gerade nicht sauer, doch einen sogenannten alten Trunk darboten und dadurch den ersteren in der Qualität bedeutend nachstanden. Die wichtige Frage, ob das Bier durch eine halbstündige Einwirkung der constanten Temperatur von 48° C. schal wird, und wie lange es schal bleibt, ist mit Ja zu beantworten; denn die Kohlensäure wird durch das Erwärmen aus dem Biere entwickelt, d.h. sie ist nachher nicht mehr in Lösung, sondern befindet sich zwar unter größerer Spannung, jedoch nur im Luftraum der Flasche, und eine nach dem Erwärmen abgekühlte Flasche Bier hat keine Spur von Kohlensäure, das Bier ist schal. Es wird erst dann wieder kohlensäurehaltig oder bekommt Leben, wenn ihm durch die wieder beginnende Gährung neue Kohlensäure zugeführt wird. Die Dauer des schalen Zustandes hängt ganz von der einwirkenden Temperatur ab und ist, je wärmer, desto kürzer, je kälter hingegen, desto länger. Bei den Versuchen des Verf. war dieser Zustand mit dem 15. Tage beendet, von wo an ein allmähliches Steigen der Manometer eintrat, und es dürfte mit 40° Manometerstand am 18. bis 21. Tage das Moussiren des Bieres wieder erreicht worden seyn. (Der bayerische Bierbrauer, 1872, Nr. 1.) Ein wichtiger Fortschritt in der Papierfabrication (Cellulosepapier). Der täglich wachsende Bedarf an Papier hat schon seit einiger Zeit zur Verwendung von Ersatzstoffen für Lumpen geführt, wie sie in diesem Maaße früher nicht vorgekommen. Stroh, welches sonst nur zu Packpapier gebraucht worden, wird jetzt selbst für besseres Papier angewendet und England, das sich vorzugsweise auf das ihm durch billige Fracht zugängliche Spartogras warf, hat schon im Jahre 1866 über 1,400,000 Centner davon eingeführt. Das wichtigste Ersatzmittel ist aber in neuerer Zeit das Holz geworden, seitdem es durch die von Völter in Heilbronn construirte Holzschleifmaschine möglich geworden, es in seine feinsten Fasern zu zerlegen. Zahlreiche Fabriken sind seitdem entstanden, welche nur Holzstoff für die Papierfabriken erzeugen und eine große Erleichterung für alle Papier verbrauchenden Geschäfte, ja für das ganze Volk bilden. Die Verwandlung des Holzes in seine Fasern auf mechanischem Wege erfordert viel Kraft, der Zeug muß außerdem durch Mahlen vollends klein gemacht werden, verliert aber dadurch sehr an Haltbarkeit. Es sind deßhalb schon seit mehreren Jahren wiederholte Versuche gemacht worden, u.a. von Adamson, Keegan, Deininger, Broad, Sinclair, Tessié du Mothay, das Holz auf chemischem Wege zu zerlegen. Von diesen haben nur die zwei letzteren praktischen Erfolg gehabt. Das Verfahren des Engländers Sinclair namentlich ist bereits an mehreren Orten ausgeführt und liefert einen besseren und billigeren Stoff, als der bisherige war. Nach den uns zugehenden Berichten stellt sich der Centner gebleichten guten Stoffes aus Fichtenholz auf 10–13 fl. je nach den Preisen der nöthigen Stoffe, der von Tessié etwas höher. Alle diese Verfahren beruhen auf der Anwendung sehr hohen Druckes – bis 14 Atmosphären – unter Einwirkung einer starken Sodalauge. Das Bleichen geschieht wie bisher durch Chlorkalk. Man gewinnt aus Nadelholz von 20 Procent Wassergehalt ungefähr 1/3 Stoff, hat also 2/3 Abgang an Holz; von Laubholz hat man weniger Abfall und braucht auch weniger Soda und Chlor, namentlich bei Aspen, die den weißesten Holzstoff liefern. Das Mißliche bei diesen Verfahren ist der bedenklich hohe Druck und der Umstand, daß der Zeug doch noch gemahlen werden muß, also immer nicht die Festigkeit von Hadernzeug hat. Sinclair sucht die Gefahr des hoch gespannten Druckes dadurch zu mindern, daß er den Kessel mit einem Mantel umgibt und in dem so entstandenen Zwischenraum einen Gegendruck von 8 Atmosphären erzeugt, so daß der Druck auf die Kesselwand selbst auf 6 Atmosphären ermäßigt wird. Ein Uebelstand bleibt es aber immer, zudem der Druck doch nicht ausreicht, um die Fasern vollständig zu lösen und unversehrt zu erhalten. Letzteres scheint nun dem deutschen Chemiker Ungerer gelungen zu seyn, welcher der Structur und dem Verhalten der Fasern den genannten Mitteln gegenüber näher nachforschend, endlich das Gesetz gefunden hat, nach welchem die Auflösung vor sich gehen muß.Man sehe die Mittheilungen von Prof. Wiesner über Ungerer's Papiere im polytechn. Journal, 1871, Bd. CCI S. 157. Derselbe braucht in Folge dessen nur 5 bis 6 Atmosphären Ueberdruck, die Hälfte Soda und nur den fünften Theil Chlor, letzteres deßhalb weil die Incrustationen des Holzes besser gelöst werden und dasselbe deßhalb leichter zu bleichen ist. Wir lassen hier eine Zusammenstellung der beiden Verfahren für 1000 Kilogrm. gebleichten trockenen Stoffes berechnet folgen: Ungerer Sinclair 2250 Kilogrm. Holz 2250 Kilogrm. Holz   212       „ Soda   562       „ Soda   128       „ Chemikalien zu 1 1/2 fl. der Ctr.   750       „ Kohlen   900       „ Kohlen   250       „ Chlorkalk     50       „ Chlorkalk Für Nadelholz von 20 Proc. Wassergehalt gibt Ungerer den Verbrauch auf 3000 Kil. Holz zu 360 Kil. Soda, 220 Kil. Chemikalien, 1200 Kil. Kohlen und 50 Kil. Chlorkalk an. Die wesentliche Verschiedenheit beider Verfahren beruht demnach in der größeren Menge von Soda und Chlorkalk, welche Sinclair dem Ungerer'schen Verfahrengegenüber nöthig hat. Auffallend ist, daß Sinclair bei seinem enormen Dampfdruck nur 750 Kil. Kohlen notirt, während Ungerer bei einem halb so großen 900 und bei Nadelholz gar 1200 braucht. Es steht zu vermuthen, daß ersterer Posten in der Praxis sich etwas erhöht oder letzterer sich zu Gunsten des Ungerer'schen Verfahrens vermindert; bis jetzt liegen von letzterem nur Laboratoriumsversuche vor, eine Fabrik für 50 Centner tägliche Production ist aber im Bau und wird in drei Monaten eröffnet, zwei andere werden demnächst in Angriff genommen. Welche Bedeutung diese Erfindungen haben, ist daraus zu erkennen daß nach Sinclair's und Tessié's Verfahren die Herstellungskosten des Holzstoffes um fast ein Drittel, nach dem Ungerer's sogar um die Hälfte vermindert werden. Der Wettbewerb von Fabriken welche nach ersteren arbeiten, fängt deßhalb schon an sich geltend zu machen. Die belgischen Fabriken z.B. haben trotz eines Zolles von 2 fl. die Papierpreise am Rhein schon bedeutend gedrückt. Unsere einheimischen Anstalten werden deßhalb suchen müssen, möglichst rasch nachzukommen, um nicht dauernd Schaden zu leiden. In Wien hat sich bereits eine große Actiengesellschaft unter dem Namen „Cellulose“ mit einem Grundstock von 3,000,000 fl. gebildet, um das österreichische Patent von Tessié du Mothay und andere ähnliche zu erwerben, Holzstoff- und Papierfabriken zu errichten, sowie den Handel mit Papier im großen Maaßstabe zu betreiben. Eine zweite Gesellschaft ist zu Wien in der Bildung begriffen, um das Ungerer'sche Verfahren zu erwerben, und eine dritte hat das sächsische Patent erworben. – Das Verfahren Ungerer's gewinnt dadurch noch an Bedeutung, daß es beim Papier nicht stehen bleibt, sondern überhaupt alle Pflanzenfasern löst, auch die zum Spinnen geeigneten Man wird deßhalb künftig keinen Hanf oder Flachs mehr brechen, rösten, schwingen etc, sondern ihn mittelst des Ungerer'schen Verfahrens in so feine Fasern zertheilen, wie es auf mechanischem Wege nicht möglich ist und zwar ohne weitere Zurichtung als in einem Mischholländer. Ebenso braucht Ungerer's Holzzeug nicht gemahlen zu werden; es wird also nicht bloß die dafür nöthige Kraft gespart, sondern auch die Haltbarkeit des Papieres erhöht. Der Zeug ist so fest, daß eine Beimengung von Hadernzeug unnöthig ist. Es leuchtet ein, daß dieß einen tiefschneidenden Einfluß auf die ganze Papierfabrication, aber namentlich auf den Lumpenhandel äußern muß. Die Preise der Lumpen müssen in demselben Verhältniß sinken, wie der alte Holzstoff gegen den neuen. Die Fabrication selbst wird durch die neuen Verfahren wesentlich vereinfacht, das kostspielige Schleifen des Holzes fällt weg, und man braucht nur noch circa 10 Pferdekräfte für die Holzschneidmaschine, 2 für die Säge, 2 für den Milchholländer und 2 für die Pumpen, also im Ganzen circa 18 Pferdekräfte, um täglich 50 Centner Stoff zu fertigen. Sinclair braucht noch einige Pferdekräfte um den Stoff zu mahlen. Fassen wir die Sache zusammen, so liegen die Vorzüge des chemischen Verfahrens (und speciell die des Ungerer'schen vor dem von Sinclair, Tessié etc.) in Folgendem: 1) Einfachheit und größere Billigkeit des Verfahrens, 2) geringerer Dampfdruck (6 Atmosph. gegen 14), 3) geringerer Soda-Verbrauch (die Hälfte von Sinclair), 4) geringerer Verbrauch von Chlorkalk (nur 1/5), 5) nahezu vollständige Wiedergewinnung der Soda (98 Proc., während Sinclair und Tessié nur 70 Proc. erhalten), 6) Ersparniß an Kraft, da das Mahlen wegfällt, und 7) größere Festigkeit des Stoffes. (Arbeitgeber, Mai 1872, Nr. 783.) Röhren aus Papier für Gas- und Wasserwerks-Anlagen. Bei der im vorigen Jahre in Wien stattgehabten Versammlung des Vereines der deutschen Gas- und Wasserfachmänner war eine Sammlung von verschiedenen Röhrenmustern, aus mit Asphalt imprägnirtem Papier erzeugt, zur Ansicht ausgestellt. Nachdem zugleich eine große Zahl Atteste von Gemeinden, Fabriks- und Bergwerksbesitzern über die mehrjährige Verwendung dieser Asphaltröhren sich äußerst günstig ausgesprochen, überdieß auch technische Autoritäten in gleicher Weise ihr Votum abgegeben haben, so glauben wir unseren Lesern über diese Röhren eine ausführlichere Mittheilung bringen zu sollen. Diese Röhrensorte eignet sich außer zur Gas- und Wasserleitung, noch insbesondere zur Zuführung und Vertheilung von Salzsoolen und ähnlichen die Metalle angreifenden Flüssigkeiten; sie finden ferner mit größtem Vortheile ihre Verwendung für Gebläse-, Sprachrohr-, unterirdische Telegraphendraht-, Wind- und Wellenleitungen in Bergwerken und für viele andere ähnliche Zwecke. Wie der Repräsentant der in Westphalen etablirten Fabrik (Firma J. Ch. Leye in Bochum) bekannt gibt, wird unmittelbar nach Eintritt der günstigeren Witterung die Legung einiger größeren Leitungsstrecken, so z.B. für die Nordbahn-Station Saitz und die Kaltbade- und Heilanstalt Prießnitzthal bei Mödling und an einigen anderen Plätzen beginnen. Die Erzeugung der Asphaltröhren findet in der Weise statt, daß eine eigene Papiersorte, deren Breite der Länge der einzelnen Rohre gleichkommt, durch geschmolzenen Asphalt (Erdharz) gezogen, und mittelst eigenthümlich construirter Maschinen auf einen Cylinder gewickelt wird, dessen Stärke der lichten Weite der zu fertigenden Röhre entspricht und bei welcher Manipulation die heiße Asphaltmasse gleichmäßig vertheilt wird. Nach dem Erkalten der in solcher Art geformten Röhre wird dieselbe vom Kerne abgezogen und mit einem besonderen harten, unauflöslichen, gas- und wasserdichten Ueberzuge der inneren Fläche versehen, wodurch letztere glatt und spiegelblank wird, während die Außenseite einen Anstrich von Asphaltfirniß, gemischt mit feinem Quarzsand, erhält. – Dieses Fabricat besitzt nun eine solche Festigkeit und Dichtheit, daß es einem Drucke von mehr als 15 Atmosphären widersteht, wenngleich die Wandstärke kaum einen halben Zoll beträgt. Die Asphaltröhren können also unter den höchsten Dämmen mit vollster Sicherheit liegen und leiden ebensowenig von Stößen, Erschütterungen als auch von ungleichen Pressungen, wie solche in der Praxis oft vorkommen. Da Asphalt den Einflüssen der Witterung Trotz bietet, daher auch schon die alten Aegyptier bei ihren Mumien ihn benutzten, und Asphalt heutzutage bei Dächern, Trottoirs u. dgl. verwendet wird, so ist vorauszusehen daß auch die Asphalt-Röhren eine unbegrenzte Dauer besitzen müssen, indem auf ihr Aeußeres lediglich nur die Bodenfeuchtigkeit einzuwirken vermag. Bekanntlich werden eiserne Röhren, bevor sie in die Erde gebettet werden, mit einem Theerharz- oder Asphaltüberzug versehen, um hierdurch an Dauerhaftigkeit zu gewinnen. Wenn nun aber der bei eisernen Leitungen nur als Schutzmittel dienende Körper bei den Asphaltröhren als Erzeugungsmaterial benutzt wird, so ist klar, welche große Haltbarkeit die letzteren besitzen müssen. Nicht nur daß in dieser Beziehung mehr als sechzehnjährige Erfahrungen vorliegen, sondern wir hatten auch selbst Gelegenheit ein Asphaltrohr zu sehen, welches, bereits 15 Jahre bei einer Gasleitung in Gebrauch gewesen, vollständig unversehrt war und nicht die kleinste Beschädigung erlitt, als es kürzlich einem Drucke von 24 Atmosphären unterworfen wurde. Erschütterungen jeder Art, sowie Frost wirken auf Asphaltröhren in gar keiner Weise ein, und da dieselben ferner den Zerstörungsursachen der Metallröhren durch Oxydirung oder durch ätzende Beimischungen der durchgeleiteten Flüssigkeiten nicht unterliegen, so erleidet ihre Dauerhaftigkeit auch in dieser Hinsicht keine wie immer geartete Beeinträchtigung. Asphalt ist ein schlechter Wärmeleiter, weßhalb das in daraus erzeugten Röhren geleitete Wasser im Winter vor Kälte, im Sommer gegen Erwärmung geschützt ist; dieselbe Eigenschaft verhütet auch die bei den Metallröhren so schädliche Ausdehnung und Verkürzung nach der Längenrichtung, wodurch häufig Röhrenbrüche und Undichtheiten entstehen. In Folge dessen können Asphaltröhren viel leichter in die Erde gebettet werden und verwohlfeilert sich auch hierdurch eine solche Leitungsanlage. Die Asphaltröhren oxydiren nicht, es erleidet daher weder Wasser noch irgend eine andere Flüssigkeit beim Durchfließen eine Veränderung und die Asphaltröhren werden auch dann nicht verändert, wenn der Erdboden corrosive Stoffe enthält, durch welche jedes Metall früher oder später zerstört würde, wie das in vielen Bergwerken der Fall ist. Das geringe Gewicht dieser Röhren gegen eiserne (wie 1 : 5) ermäßigt nicht bloß die Transportkosten namhaft, sondern auch die Auslagen beim Legen selbst. In England, dem billigsten Productionslande für Metallröhren jeder Art, stellen sich die aus Asphalt gefertigten Leitungen im vollendeten Zustande auf etwa den vierten Theil des Preises der aus Blei, und auf ungefähr die Hälfte der aus gewalztem Eisen hergestellten. Das Legen und Dichten der Asphaltröhren geht so schnell und leicht von Statten, daß ein geübter Arbeiter im Tage circa 20 à 30 Klafter zweizöllige Leitung fertig bringt, da in Folge des geringen Gewichtes ein ziemlich langes Röhrenstück außerhalb des Grabens zusammengefügt, gedichtet, und sodann auf einmal in die Erde gelegt werden kann. Die einzelnen Asphaltröhren werden in 19 Größen von 2 bis 15 Zoll lichter Weite in Stücken von 7 Fuß Baulänge erzeugt, und ebenso jede beliebige Krümmer- oder Ableitungsfigur geliefert, welche letztere übrigens auch in sehr einfacher Art unmittelbar am Legungsplatze gebildet werden kann. – Etwa nöthiges Abschneiden wird mit einer gewöhnlichen Holzsäge bewirkt, und kann eine Leitung aus Asphaltröhren ohne alle Umstände und Gefährdung mit jeder bereits bestehenden aus Metall zusammengekuppelt werden, und umgekehrt ist es sehr leicht, in Asphaltröhren schmiedeeiserne Ableitungsröhren solid einzuschrauben. Um hinsichtlich der bereits erwähnten Billigkeit einen beiläufigen Anhaltspunkt zu haben, sey noch angeführt, daß die Klafter Asphaltröhren sammt dem zur Zusammenfügung und Verdichtung erforderlichen Material franco Wien für zweizöllige Röhren 1,75 fl., von 3 Zoll lichter Weite 2,70 fl., von 4 Zoll l. W. 3,80 fl., von 10 Zoll l. W. 12 fl., von 15 Zoll l. W. 19,80 fl. kostet. Die Arbeit des Dichtens und Fertigmachens kann von jedem gewöhnlichen halbwegs intelligenten Arbeiter binnen wenigen Stunden vollständig erlernt werden. Nach dem Vorstehenden dürften die Asphaltröhren als eine höchst wichtige und nützliche Erfindung der Beachtung der Gemeinden, sowie einzelner Fabrikanten und Hausbesitzer u.s.w. empfohlen werden. (Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereines, 1872 S. 142.) Kitt für zerbrochene Glas- und Porzellanschalen. Man weicht 1/2 Loth Hausenblase in destillirtem Wasser ein. bis sie stark gequollen ist, gießt dann das Wasser ab und so viel Alkohol auf, daß die Hausenblase damit bedeckt ist; die Auflösung befördert man durch Wärme. Man löst 1/4 Loth Mastix in 3/4 Loth Alkohol auf, gießt beide Lösungen zusammen und gibt 1/4 Loth Gummi-Ammoniak hinzu, vorher zerkleinert. Man schüttelt tüchtig um, und dampft im Wasserbade ab, bis die Dicke eines starken Tischlerleimes erreicht ist. Der nun fertige Kitt wird in eine Flasche gefüllt, in welcher er bald zu einer Gallerte erstarrt, und dann zur Benutzung durch Erwärmen in heißem Wasser oder auf dem Ofen wieder verwendbar wird. Mittelst eines Pinsels wird dieser Kitt aus die reinen erwärmten Bruchflächen aufgetragen, diese dicht an einander gedrückt, wo es möglich ist, mit einem Bindfaden zusammengebunden und der Wärme ausgesetzt, bis der Kitt ganz fest ist. Kann man Hitze anwenden, so ist das gekittete Gefäß schon nach 24 Stunden mit einiger Vorsicht zu verwenden. Später werden die Kittstellen außerordentlich fest. Das Gummi-Ammoniak in Körnern ist das beste; brauchbar ist auch wohl das gelbbraune in Kuchen; das dunkelbraune, sehr klebrige, mit weißen Körnchen gemengt, ist ganz unbrauchbar. Obige, sehr zu empfehlende Vorschrift stammt von Hrn. Ed. Liesegang sen. in Elberfeld her. (Photographisches Archiv, 1872 S. 80.)