Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 204, Jahrgang 1872, Nr. , S. 414
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Miscellen. Miscellen. Die Welt-Ausstellung zu Wien im Jahre 1873. Aus allen Ländern Europas treffen in Wien Nachrichten ein, daß die Anmeldungen für die im nächsten Jahr dort abzuhaltende Welt-AusstellungWir verweisen auf die früheren Mittheilungen über die Vorbereitungen und Anordnungen für die Wiener Welt-Ausstellung, im polytechn. Journal 1871, Bd. CCI S. 556 und Bd. CCII S. 185. A. d. R. alle Erwartungen übertreffen. Dieß gilt namentlich auch für Deutschland. Als Beispiel erwähnen wir, daß bis jetzt 540 badische Aussteller angemeldet sind, während in Paris 1867 die Zahl der badischen Aussteller nur 208 betrug. In Württemberg soll die Betheiligung 2 1/2 Mal so groß seyn als an der Pariser Ausstellung des Jahres 1867. Aus der bayerischen Pfalz haben 52 Firmen ihre Betheiligung angemeldet, in Crefeld bereiten 30 Fabrikanten eine Collectivausstellung von Sammet und Seide im Werth von 40,000 bis 50,000 Thlrn. vor, aus Aachen liegen bereits über 120 Anmeldungen vor und wird daselbst eine glänzende Collectivausstellung der Künstler und Kunstindustriellen beabsichtigt, ebenso in Hanau eine solche der Bijouteriefabrikanten, zu welcher bereits 45 Anmeldungen eingelaufen sind. Eine der hervorragendsten Einsendungen hat die Ausstellung von Seite des Krupp'schen Gußstahlwerkes in Essen zu erwarten. Hr. Krupp beabsichtigt nämlich seine sämmtlichen Erzeugnisse, die Rohstahl-, Eisenbahn- und Artillerieproducte, in einem systematischen Gesammtbilde zur Darstellung zu bringen, so daß dieselben dießmal nicht erst, wie auf früheren Ausstellungen, in verschiedenen Gruppen aufgesucht werden müssen. Der preußische Handelsminister hat, wie wir hier hervorheben wollen, die königl. Eisenbahndirectionen und Eisenbahn-Commissariate angewiesen, dafür zu sorgen, daß den Reisenden nach Wien während der Ausstellung eine Herabsetzung des Tarifes um 50 Proc. gewährt werde. Es sollen Billets ausgegeben werden mit Gültigkeit auf vier Wochen und mit dem Rechte, die Reise auf den verschiedenen Stationen zu unterbrechen. Auch für Süddeutschland werden Verkehrserleichterungen und Begünstigungen angestrebt. Frankreich scheint trotz seiner jetzigen ungünstigen Verhältnisse auf der Welt-Ausstellung keineswegs hinter irgend einem Staat zurückbleiben zu wollen. Dafür spricht die Thatsache, daß die ersten französischen Firmen sofort nach Eröffnung der Bureaux der officiellen französischen Commission in Paris ihre Betheiligung angemeldet haben, sowie auch das lebhafte Interesse, welches die gesammte französische Presse der Ausstellung zuwendet. Der schweizerische Grütliverein hat dem Bundesrate in Bern ein Project vorgelegt, nach welchem bei der Ausstellung auch das Kleingewerbe zur Geltung gelangen soll. Die Beschickung der Ausstellung seitens der Arbeiter und Handwerker soll durch eine vom Grütliverein ernannte Commission in Bern geschehen; der eingesendete Gegenstand wird von einer Fachcommission geprüft und wenn derselbe alle technischen und künstlerischen Erfordernisse besitzt, so werden dem Aussteller, sofern er dieß wünscht, 70 Proc. des Werthes im Voraus bezahlt, um so auch den Mittellosesten, wenn er Fähigkeiten besitzt, in den Stand zu setzen, eine Arbeit zu liefern. Die durch diese Vorausbezahlung veranlaßten Kosten sollen durch einen Actienfond bestritten werden. Ueberdieß wird ein Dotationsfond zur Bestreitung der Transport- und Versicherungskosten u.s.w. gegründet. Die in Wien nicht verkauften Gegenstände sollen zur Verlosung gebracht werden und nach deren Beendigung den Ausstellern die ihnen noch zukommenden Beträge verabfolgt werden. Die für die Ausstellung bestimmten Gegenstände gelangen vor ihrer Absendung an eine schweizerische Vorausstellung in Bern. Der schweizerische Bundesrath hat übrigens ganz kürzlich die Niedersetzung einer aus 19 Mitgliedern bestehenden Commission für die Welt-Ausstellung beschlossen. In Spanien sind von der Regierung für Ausstellungszwecke 1,200,000 Realen bewilligt worden. – Die Vorbereitungen welche in Aegypten für die Welt-Ausstellung getroffen werden, lassen erwarten daß die ägyptischen und türkischen Ausstellungen einander harmonisch ergänzen werden, um gemeinsam ein vollständiges Bild des volkswirthschaftlichen und Culturlebens des Orients zu bieten. Die Bauten im Park der Ausstellung werden den Schwerpunkt der ägyptischen Ausstellung bilden. Nach dem von der ägyptischen Regierung bereits genehmigten Entwurfe wird im Vordergrund dieser Bauten ein ägyptisches Wohnhaus mit Harem und Schamlik zu stehen kommen. An dieses wird sich rechts eine arabische Fontaine – ein Gegenstück zu der in der ottomanischen Abtheilung auszuführenden türkischen – anschließen, über welcher im ersten Stockwerk eine arabische Schule untergebracht werden wird. Ein zweiter Anbau links wird im ersten Stockwerk Räumlichkeiten für den Khedive und im Mezzanin ein arabisches Kaffeehaus enthalten. Im Parterre wird Raum für arabische Budiken aller Art gelassen, welche an Eingeborene vergeben werden, um daselbst ihre heimischen Producte auszustellen. Gegen den Park zu wird das Gebäude durch eine, die Copie eines der besten Bauwerke aus der Kalifenzeit repräsentirende Façade einer Moschee abgegrenzt werden. Zwei Minarets sollen das Ganze architektonisch abschließen. Eine zweite Gruppe von Bauten wird den Hintergrund des arabischen Paris bilden. Hier wird sich ein arabisches Bauernhaus, eine Scheikwohnung, erheben. Links von diesen Bauten wird sich im Garten ein altes Grab von Beni-Hassan und ein arabisches, wirklich benutzbares Bad befinden. Im Uebrigen werden in dem Garten einige ägyptische Specialitäten, wie Taubenhäuser, Brunnen etc. untergebracht werden. Die Räume der Wohnungen werden mit jenen Möbeln ausgestattet seyn, wie sie in Aegypten vorkommen. Die Scheikwohnung wird mit ägyptischen Ackergeräthen ausgestattet werden. Das oben erwähnte Grab, eine getreue Copie eines der ältesten Bauwerke, wird im Inneren mit den werthvollsten alterthümlichen Kunstwerken geschmückt werden, um ein vollständiges Bild pharaonischer Cultur zu geben. Die ägyptische Ausstellung wird auch Abyssinien, das Land der Golla und Somali, das von arabischen Stämmen bewohnte Gebiet zwischen dem blauen Flusse und dem rothen Meere, und das ganze Handelsgebiet der Städte Massava und Berbora umfassen. Auch das Leben der Beduinen soll durch ein vollständig ausgestattetes Petschahaus veranschaulicht und in dieser Abtheilung Alles, was die erwähnten Gegenden an Costümen, Einrichtungsstücken und Volksschmuck Eigenthümliches bieten, zur Darstellung gebracht werden. Sehr befriedigend lauten die Nachrichten aus Japan. Die japanesische Regierung wird Sorge dafür tragen, daß die gesammte landwirthschaftliche und industrielle Production, von statistischen Ausweisen begleitet, zur Darstellung gelange, und auch die verschiedenen Phasen der Gewinnung und Fabrication einzelner Erzeugnisse veranschaulicht werden Sie trägt nicht nur die gesammten Transport- und Versicherungskosten, sondern garantirt den Ausstellern die Rückerstattung des vollen Werthes ihrer Ausstellungsgegenstände und macht sich sogar anheischig, denselben sogleich baar zu bezahlen. Gewissermaßen das Vorspiel für die Beschickung der Welt-Ausstellung wird demnächst eine japanesische Ausstellung in der alten Micadostadt Kioto bilden. Was die Fortschritte der Arbeiten an den Ausstellungsgebäuden selbst anlangt, so sind dieselben durchaus befriedigend. Die Aufstellung der eisernen Gespärre schreitet mit jedem Tage vorwärts, die Errichtung der Pfeiler für die große Rotunde ist im vollen Zuge, die Endportale der Längengallerie des Industriepalastes sind bereits mit ihren Kuppeln überwölbt, die Maschinenhalle geht ihrer Vollendung immer mehr entgegen, das Directionshaus am Eingange des Ausstellungsplatzes in welches zunächst die Bauabtheilung übersiedeln wird, befindet sich bereits unter Dach, die Parkanlagen lassen sich schon in klaren Umrissen überblicken. Als erfreuliches Zeichen, daß die Frage der Fremdenunterbringung während der Ausstellung nicht die befürchteten Schwierigkeiten bieten werde, können die Anerbietungen angesehen werden, welche von verschiedenen Seiten bereits in dieser Richtung gemacht werden. Die Initiative hat die Administration des „Rudolphinum“ ergriffen, welche im Einverständnisse mit dem Stifter des Institutes, Hrn. A. M. Pollak, für Professoren und Lehrer aller Länder, welche die Ausstellung besuchen, im Institutsgebäude die nöthigen Räumlichkeiten während der Dauer der Schulferien des J. 1873 unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat, so daß je 30 Lehrer für 14 Tage, im Ganzen also 250 bis 300 Unterkunft finden können. Die Verpflegung derselben wird seitens der Anstalt zu den billigsten Preisen erfolgen. Die Kosten bestreitet der Stifter des Institutes. Wir bemerken hierbei, daß die schwedischen Kammern bereits 30,000 Rdlr. (11,500 Thlr.) bewilligt haben, um Lehrern der technischen Anstalten, sowie Arbeitern den Besuch der Ausstellung zu ermöglichen. Für den Entwurf der Preismedaillen wurden früher Preise ausgesetzt. Diese sind jetzt zuerkannt worden und zwar für den Avers (Portrait des Kaisers) unter 16 Concurrenten, für die Kunstmedaille unter 12 Concurrenten und für die Fortschrittsmedaille unter 8 Concurrenten Hrn. Joseph Tautenhayn in Wien, für die Verdienstmedaille unter 7 Concurrenten Hrn. Carl Schwenzer in London, für die Medaille „für guten Geschmack“ unter 9 Concurrenten den HHrn. R. Weyr und J. Cesar in Wien. Bei Beurtheilung der Medaille für Mitarbeiter ergab sich Stimmengleichheit für die HHrn. Carl Schwenzer in London und J. Cesar und R. Weyr in Wien. Zum Schlusse unseres dießmaligen Berichtes erwähnen wir noch, daß in der Unterrichtsgruppe der Ausstellung eine Specialausstellung organisirt werden wird, welche die Aufmerksamkeit aller derjenigen erregen dürfte, die für die Organisirung der Frauenarbeit Interesse haben. Der Zweck dieser Abtheilung ist, die Bedeutung der Frauenarbeit auf pädagogischem, volkswirthschaftlichem, künstlerischem und literarischem Gebiete in volles Licht zu stellen und dadurch eine Grundlage zu gewinnen für Reformbestimmungen auf dem Gebiete des weiblichen Unterrichtes. Zur Durchführung dieser Aufgabe hat sich in Wien ein Central-Comité gebildet. Die Ausstellung wird aus fünf Sectionen bestehen: 1) einer Ausstellung der Schulen, öffentlicher wie privater, für das weibliche Geschlecht; 2) Ausstellung der Frauenarbeit als nationale Hausindustrie; 3) Ausstellung von Frauenarbeiten auf industriellem Gebiete; 4) Ausstellung der Frauenarbeiten auf dem Gebiete der Kunst und Kunstindustrie; 5) Ausstellung der literarischen Productionen der Frauen. Unabhängig von dieser wesentlich Unterrichts- und nationalökonomische Zwecke verfolgenden Ausstellung, wird speciell noch ein internationaler Frauen-Congreß durch ein selbstständig zu constituirendes Comité berufen werden, welcher sämmtliche Fragen in Betrachtung ziehen wird, die sich auf die Frauenfrage im Großen beziehen. (Deutsche Industriezeitung, 1872, Nr. 20.) Neuere englische Constructionen des Eisenbahn-Oberbaues. a) Griffin's Oberbau mit hölzernen Einzelunterlagen. An den Schienenkopf schließt sich eine verticale Stegplatte, welche zwischen zwei kurze Langschwellenstücke von 914 Millimet. Länge eingeklemmt ist, während am Kopf seitliche Flanschen angewalzt sind, die sich auf die Oberfläche der beiden Langhölzer legen. Die inneren Holzschwellen sind 30 Millimet. niedriger als die äußeren; beide Schwellenstücke werden durch Schraubenbolzen, welche durch Löcher des Schienenstranges treten, mit einander verbunden. Die Spurweite wird durch Winkeleisen gesichert, welche die Schwellenunterlage beider Schienenstränge mit einander verbinden. b) Krowle's eiserner Oberbau hat schmiedeeiserne Einzelunterlagen, welche aus 457 Millim. breiten, 406 Millim. langen und 10 Millim. dicken gewalzten Platten bestehen, deren Seitenwände, um ein Unterstopfen bewirken zu können, niedergebogen sind, und welche oben kleine Längsrippen haben, wodurch eine flache Längsrinne gebildet wird, in welcher die Schienen liegen. c) Blakiston's Stoßverbindung für breitbasige Schienen besteht aus einem rinnenförmigen schmiedeeisernen Stuhle von 1006 Millim. Länge. Der Schienenfuß ist auf der 10 Millim. dicken Sohle dieser Rinne mit Schraubenbolzen in ovalen Löchern befestigt. (Engineer, 1870; Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens.) Ueber die Kosten der Wasserhebung. Es hat unter gewissen Umständen, besonders bei Projectirungen, einen Werth, über die generellen Kosten der Wasserhebung informirt zu seyn. Die nachstehende Tabelle gibt über diesen Gegenstand Auskunft. Summarische Wasserhebungskosten (ohne Beschaffung der Anlage) pro eine Million preuß. Kubikfuß, gehoben auf einen Fuß Höhe. Textabbildung Bd. 204, S. 417 Nr.; Grube, oder sonstige Veranlassung der Wasserhebung; Beobachtetes Quantum in Million Kubikfuß; Hebungshöhe in Fuß; Zufluß per Minute, Kubikfuß; Hebungskosten pro 1 Million Kubikfuß auf 1 Fuß Höhe in Sgr.; Grube Greenlane in Cornwallis (Dampfbetrieb); Windsor; Bootle; Andleystreet; Bush; Soho; Hathhamstreet; Waterstreet; Trendelbusch in Braunschweig (Dampfbetrieb); Treue;  Prinz Wilhelm; zu Katzendorf in Böhmen; Entwässerung des Bremer Blocklandes; Tunnel bei Naensen. (Dampfbetrieb); Beispiel von Ponson (Newcomen'sche Maschine); do. do. (Watt'sche Maschine); Project der Wasserleitung zu Dresden; Tunnel Nr. II am Karst (Handpumpe); Schöpfen mit der Schaufel (Handbetrieb) nach den Leistungsangaben von Weisbach; Schöpfen mit dem Eimer deßgl.; Schöpfen mit der Handpumpe aus geringen Höhen (Handbetr.) nach den Leistungsangaben von Weisbach Rziha. (Technische Blätter, Vierteljahresschrift des deutschen polytechnischen Vereines in Prag, 1872, erstes Heft S. 58.) Verbessertes Scharnier für eiserne Brücken. Das bisher bei eisernen Brücken zur Anwendung gekommene Bolzenscharnier hat hauptsächlich den Nachtheil, daß der Druck auf die Quadrateinheit des Bolzens ein sehr beträchtlicher ist. In Folge davon nutzen sich die Scharniertheile bei den durch die Belastung der Brücke oder durch Temperaturwechsel erzeugten Bewegungen stark ab, und es tritt mit der Zeit ein Einfressen des Scharnierbolzens ein. Dieser Uebelstand zeigte sich vor einigen Jahren beim Crumlin-Viaduct so merklich, daß man sich veranlaßt sah, das ganze Bauwerk in Reparatur zu nehmen, und die Bleche um das Bolzenloch herum durch aufgenietete Platten zu verstärken. Wirksamer als das eben angeführte Mittel, um den Druck auf die Quadrateinheit im Scharnier herabzuziehen, ist es, anstatt eines Scharnierbolzens deren mehrere anzuwenden. Die Mittelpunkte der einzelnen Bolzen müssen dann auf concentrischen Kreisen liegen, damit, eine Kreisbewegung im Scharnier möglich wird, und müssen die Bolzenlöcher auf beiden Seiten den erforderlichen Spielraum gewähren. Zur sicheren Führung ist noch im Mittelpunkte der concentrischen Kreise ein kräftiger Centrirungsbolzen anzubringen. (Deutsche Bauzeitung, 1872.) Die Doppel-Paddingmaschine und die combinirte Appreturmaschine. Im polytechn. Journal Bd. CCIII S. 431 und Bd. CCIV S. 21 (zweites Märzheft und erstes Aprilheft 1872) veröffentlicht der Ingenieur G. Meißner, welcher früher bei uns als Zeichner beschäftigt und besoldet war, und vorher in Chemnitz sich aufhielt, unter Beifügung von Zeichnungen die Beschreibung einer Doppel-Paddingmaschine und einer combinirten Appreturmaschine unter dem Vorgeben, daß diese Maschinen in der Maschinenfabrik von C. A. Specker in Wien construirt wären. Dieses Vorgeben ist aber unwahr, die Specker'sche Maschinenfabrik hat niemals solche Maschinen construirt und G. Meißner hat vielmehr in widerrechtlicher Art und Weise die Constructionen der betreffenden, sowie vieler anderer Maschinen von unseren Zeichnungen einfach copirt, um dieselben in seinem und Anderer Nutzen zu verwerthen. Wenn es strafbar ist, fremde Fabrikzeichen nachzuahmen, so stellt sich Meißner's Beginnen, bei uns und in unserem Dienste ihm kund gewordene Maschinenzeichnungen unserer eigenthümlichen Construction für sich und Andere auszubeuten, als nicht minder verwerflich heraus und charakterisirt den Mann, der sich erkühnt, abcopirte Producte für seine eigenen auszugeben. G. Meißner wird daher von jeder selbstständig arbeitenden Maschinenfabrik als vertrauensunwürdig und gefährlich betrachtet werden. Zittau, am 17. Mai 1872. Albert Kiesler und Comp. Vorrichtung zum Einsprengen von Geweben. J. Welter in Mülhausen (Elsaß) hat der dortigen Société industrielle (man s. deren Bulletin, December 1871, S. 425) eine Mittheilung über eine von ihm construirte Vorrichtung zum Einsprengen der Gewebe vorgelegt, welche jedoch keine Neuigkeit darbietet. Denn ganz dieselbe Anordnung hat der Fabrikant Stephan in Berlin schon im Jahre 1867 (man s. polytechn. Journal Bd. CLXXXIV S. 44) getroffen, welche auf dem Princip der bekannten Inhalationsapparate beruht. In einen quer über das Gewebe oder die Kettenfäden sich erstreckenden Wassertrog reicht ein System stehender Röhrchen. Rechtwinkelig zu denselben befindet sich ein zweites System von Röhrchen, durch welche Luft von einem Ventilator vermittelst eines gemeinschaftlichen Zuführrohres getrieben wird. Da die liegenden Röhrchen nahe den oberen Enden der anderen in das Wasser tauchenden Röhrchen stehen, so wird durch die Luftströmung eine Luftverdünnung erzeugt, derzufolge das Wasser aufsteigt und durch den ununterbrochenen Windstrom als feiner Sprühregen über das Gewebe etc. ausgebreitet wird. Nicht viel verschieden von dieser Anordnung ist die von Agnellet bei seiner „Appreturmaschine für Gewebe aller Art“ gewählte Vorkehrung zum zweiten Auftragen der Appretirflüssigkeit, wie dieselbe im polytechn. Journal Bd. CXCV S. 299 beschrieben wurde. Nachträglich hat Welter seinem Apparat die Verbesserung ertheilt, daß die Aufwickelung des benetzten Gewebes ganz unabhängig von der Ingangsetzung des Ventilators geschieht, was sonst den vorauszusehenden Uebelstand bedingte, daß beim Anlassen der Maschine das Einsprengen in ungenügendem Maaße stattfand. J. Z. Analysen englischer Quarzziegel. Im Laboratorium des k. k. Probiramtes wurden im Jahre 1870 englische Quarzziegel (Dinas bricks) analysirt, und zwar a eine aus mehreren Bruchstücken genommene Durchschnittsprobe; b ein aus der Ziegelmasse gelöstes größeres Quarzstück, und c das anscheinende bimssteinähnliche Zwischenmittel. a b c Kieselsäure 95,93 96,65 95,20 Eisenoxyd   0,48,   2,20   2,00 Thonerde   1,20 Kalkerde   2,15   0,50   2,30 Magnesia   0,24   0,14   0,17 Manganoxydul   Spur Die Ziegel werden aus Quarzsand unter Zusatz von etwa 1 Proc. Kalk angefertigt, sehr stark gepreßt und bei hoher Temperatur gebrannt. (Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch der k. k. Bergakademien Przibram und Leoben.) Ueber die neuen Silber- und Goldgruben in Klein-Asien; von Dr. R. Baur. Eine kürzlich in der „Neuen freien Presse“ erschienene Notiz, worin über neue kleinasiatische Gold- und Silbererze Mittheilung gemacht wurde, veranlaßt mich heute, wo so verschiedene discretionäre Rücksichten nicht länger obwalten können, das darin Angeführte nicht nur im Allgemeinen zu bestätigen, sondern noch nachstehende Details dazu zu liefern, und zwar umsomehr, als die ganze Angelegenheit vielleicht bald eine nach sehr verschiedenen Richtungen hin bedeutsame Rolle spielen könnte. Leider ist es hierbei nicht möglich, in kartographischer Beziehung die wünschenswerthe Präcision einzuhalten, da eben die einzige mir zu Gebote stehende größere Karte (Niepert, Klein-Asien 1858) gerade über die von mir bereisten Gegenden vollständig schweigt. Andererseits fehlen beim Volke selbst meistens alle näheren Bezeichnungen, denn dieser oder jener Fluß heißt einfach „Tschai“ (Fluß), ein Dorf „Köi“ (Dorf); welcher Tschai, welches Köi bleibt ein Räthsel. Die fragliche Gegend ist diejenige der ehemaligen Provinz Pontus an der südöstlichen Seite des schwarzen Meeres und der nächste Landungsplatz das wunderbar schön gelegene Kerassunde (Cerasus Pharnacia), das politische Heidelberg, welchem gegenüber die liebliche Argonauten-Insel Aretias liegt. Ringsum „heiliger Strand“ – was Wunder also, wenn ich unwillkürlich jene Sage auf mich selbst, der auch einem goldenen Vließe zustrebte, übertrug. Wenn ich nun hier eine detaillirte Reisebeschreibung nicht liefere, so geschieht es hauptsächlich aus dem Grunde, weil eine interessante Reise zu machen viel leichter ist, als dieselbe interessant zu beschreiben. Die nächste größere, südlich von Kerassunde erreichte Stadt ist Schebin Kara Hissar oder Scharky Kara Hissar, das Alaun Kara Hissar oder das östliche Kara Hissar. Ersterer Name kommt ganz entschieden von Schab-Alaun her und nicht (s. Ritter, Klein-Asien Anhang) von dem osttürkischen Schebin, schön. Jedem, der die originelle und früher höchst bedeutende Alaunproduction in der Nähe der Stadt gesehen hat, ist das in ungezwungener Weise klar, wie damit sowohl an Ort und Stelle, als hier in Constantinopel eingezogene Erkundigungen auch übereinstimmen. Die jetzt sehr reducirte Alaunfabrication gründet sich auf die Benutzung des dortigen vorzüglichen Alaunfelseas, woraus durch höchst einfache Manipulationen (Brennen, Verwittern, Auslaugen und Krystallisiren) ein ganz tadelfreies Product erzielt wird. In Kara Hissar (wörtlich: schwarze Festung), einer höchst malerisch und hoch gelegenen Stadt, welche von einem jetzt fast ganz zerfallenen, aber auf unnahbarem Felsen erbauten Castell überragt ist, schlug ich mein Hauptquartier auf; von hier aus wurden die Streifzüge unternommen, bei welchen um so mehr Vorsicht nöthig schien, als meine Ankunft und der Zweck der Reise bereits durch gefällige Armenier signalisirt worden war. Wie nun im Allgemeinen die pontische Provinz schon seit alter Zeit durch ihren Silberreichthum sich auszeichnete (bereits in der Ilias heißt es, wahrscheinlich mit Beziehung auf Argyria: fern von Alybe [Chalybe, das griechische Chalyps, Stahl] her, wo des Silbers Geburt ist), so haben sich diese ohne allen Zweifel begründeten classischen Ueberlieferungen in der neuen Zeit auf die Gebirge von Gümisch Hane übertragen, auf jene ehemals ebenso reiche als verlüderlichte Silberkammer des osmanischen Reiches, welche seit mehreren Jahren, weil angeblich ersäuft, gänzlich eingegangen ist, trotzdem es als ganz sicher gilt, daß eine künftige reellere Industrie noch hohe Schätze dort heben wird. Dagegen arbeiten heute noch und verhältnißmäßig erfolgreich, zwei in der Nähe von Kara Hissar befindliche Bleihütten, deren Hauptrentabilität auf das im Bleiglanz befindliche Silber (etwa 0,4 bis 0,5 Procent bei durchschnittlich 60 Procent Bleigehalt) sich gründet und welche trotz eines höchst primitiven Betriebes doch jährlich einige tausend Pfund Silber produciren. Das Interesse für diese Art von Industrie ist also jenen Bewohnern gewissermaßen angeboren, wenn man auch durchaus nicht das Gleiche von der Fähigkeit dazu annehmen kann, und so hatte ich denn vom ersten Augenblicke an bis heute, wo die ganze Angelegenheit kaum mehr als das Interesse der Erinnerung für mich selbst und meine eventuelle Betheiligung daran hat, auf Schritt und Tritt mit grenzenloser Bornirtheit, unglaublichem Leichtsinn oder schamloser Habgier zu kämpfen. Alle in jener Gegend seither gefundenen silberhaltigen Erze waren meines Wissens Bleiglanze; ganz anders sollte es sich mit den neuen Findlingen gestalten, von denen ein mir unter der Hand zugekommenes Handstück, angeblich aus der Umgebung von Kara Hissar stammend, schon deutlich als einer ganz anderen Familie angehörig sich auswies, aber, beiläufig gesagt, an einem ganz anderen Orte, als dem vorgeblichen, und da erst nach neuen Sprengungen wieder neu aufgefunden werden mußte. Zwei Punkte sind hierbei hauptsächlich anzuführen, deren Namen vielleicht bald von großer Bedeutung werden können. Man würde ihre Lage am zutreffendsten kennzeichnen, wenn man den Kreuzungspunkt des 40° n. Br. mit dem des 36° östl. L. (Paris) als den Punkt annimmt, von welchem aus östlich und westlich, in der Entfernung einer Tagereise etwa, die sogleich zu besprechenden Lager sich befinden. Das westliche derselben ist fast auf der Höhe einer Gebirgskette und unter dem Namen „Katyr Alan“ bekannt. Hier sind überall noch Spuren eines früheren, aber nichts weniger als cultivirten Bergbaues, und dieselben haben auch stets als Leitfaden für die Auffindung neuer Adern gedient. Schlacken habe ich nirgends auffinden können; aber in den dort angeschlagenen Gängen von Bleiglanz, Zinkblende, Kupferkies etc. tritt das Vorkommen edler Metalle noch zurück. Die nächste Umgebung von Katyr Alan ist außerordentlich reich an Blei, Zink und Kupfer; diese können aber nicht eher nutzbar gemacht werden, als Verkehrsmittel geschaffen sind. Daß solche selbst nicht im allerbescheidensten Maaße existiren (das Maulthier vertritt deren Stelle), ist ein gutes Zeugniß für jene zwei Bleifabriken, die jedes Stück Blei per Maulthier 4 Tagereisen lang bis zum Einschiffungsplatze und theilweise auf geradezu entsetzlichen Wegen transportiren müssen, wie es andererseits ein Beweis ist für die Indolenz der türkischen Regierung. Der andere Punkt aber, der für einen sofortigen Betrieb unter allen Umständen rentabel ist, befindet sich auf der östlichen Seite jener Kreuzung und etwa eine Tagereise südöstlich von Kara Hissar. Glücklicherweise ist dabei eines der wenigen Dörfer, d.h. ein an den südlichen Abhang eines Berges angeklebtes Nest von etwa 20 Häusern, beziehungsweise troglodytischen Löchern Namens Sobach. Auf der nördlichen Seite des Thales, ziemlich genau gegenüber dem Dorfe, sind die ersten Spuren jener edlen Metallgänge aufgefunden worden, oder, besser gesagt, es mußten auch diese bei meiner Ankunft dort angeblich verlorenen Adern wieder gefunden werden. Der trachytische, an der Oberfläche vollständig verwitterte Bergkörper ist hier durchsetzt von silber- und goldhaltiger Zinkblende, Bleiglanz, Schwefelkies etc. Nun ist allerdings bis heute eigentlich nur erst eine einzige Stelle wirklich angeschlagen; trotzdem aber, daß der sehr strenge dortige Winter mir vielfach hindernd in den Weg trat und die Ausflüge auf dem Glatteis theilweise sehr ungemüthlich machte, konnte ich doch in der Umgegend dieses Sobach noch eine ganze Reihe edler Metalladern auffinden, welche es zur Gewißheit machen, daß der ganze dortige Berg – ich möchte sogar bestimmt sagen der ganze Gebirgszug – ein ungemein reiches Lager werthvoller Erze bildet. Da die chemische Untersuchung der jeweils gefundenen Stufen (zunächst auf Silber und Gold) an Ort und Stelle absolut unmöglich war, so mußte immer wieder auf das Hauptquartier Kara Hissar zurückgegangen werden, und das machte gerade in einer Gegend wie jene die Expedition nicht angenehmer. Das Resultat ist nun folgendes: Die werthvollen Erze von Sobach sind nicht sowohl Blei-, als Zinkerze, welche häufig Tellur enthalten. Sie enthalten Gold bis zu sehr bedeutenden Quantitäten. Abgesehen von Stufen, in welchen dasselbe bis zu Erbsengröße dendritisch ausgeschieden ist, habe ich in den edleren derselben bis 3 Procent gefunden; Silber je nach Wahl der Stücke von Spuren aufsteigend 0,4 Procent, 1 3/4, 3, 5 1/4, 9, 11, 16, 18 und schließlich 25,7 Procent! Die Erze liegen fast zu Tage und sind in ihrer relativen Zusammensetzung höchst merkwürdig, am meisten sich anschließend an die Vorkommnisse im Altai. Sie lassen sich bei einiger Uebung nach den äußeren Eigenschaften, dem specifischen Gewichte etc. recht wohl gattiren und können an verschiedenen Punkten und in Mengen gefördert werden, welche wohl gestatten jenen Fleck armenischer Erde schon heute als einen für die Türkei höchst wichtigen zu bezeichnen. Um nun aber der ganzen Angelegenheit, wenn sie eine türkische Ausbeutung nicht sollte erleben können, gegenüber allenfallsigen europäischen Unternehmern gleich von Anfang an die wünschenswerthe Sicherheit zu geben, habe ich vor einiger Zeit mehrere Muster der gedachten Sobacher Erze an das Laboratorium der k. polytechnischen Schule zu Stuttgart, respective meinem Freunde, Herrn Professor Dr. Marx, dort mitgetheilt, dessen analytische Resultate ein weiterer Bürge für die hohe Bedeutung jener Funde sind.Die Redaction des polytechn. Journals hofft in Kurzem eine specielle Abhandlung des Hrn. Dr. Baur über die neuen Erze mittheilen zu können. Herr Dr. Marx hat überdieß noch das Verdienst, auch auf das Vorkommen von Tellur in einigen Stufen zuerst aufmerksam gemacht zu haben. Außerdem scheinen die Erze von Sobach und Katyr Alan noch manche wissenschaftlich interessanten Schätze zu beherbergen, deren Eruirung aber andere Fragen von näherliegendem und materiellerem Interesse für den Augenblick vorgehen müssen. Vorderhand ist – und dieß ist nur in der Türkei möglich – Dank der Energielosigkeit der türkischen Großen, wie der niedrigen Intriguen-Wirthschaft im Schoße der Regierung, die ganze Unternehmung noch und zum wievieltenmale herrenlos. Das Gebiet ist Regierungs Terrain, deßhalb vollständig unangebaut, und wenn auch das Dorf Sobach nur schwierig als Aufenthaltsort für Bergleute oder Unternehmer dienen könnte, so ist das in der nächsten Nähe desselben sich eröffnende Thal, welches wieder in ein von einem ziemlich starken Flusse durchströmtes prächtiges Thal ausmündet, ganz vorzüglich geeignet für Ansiedlungen. Ein mildes Klima, überall vortreffliches, fischreiches Wasser, guter Boden, Wälder etc. und für Jäger ein wahres Eldorado, da Bären, Gemsen, Wölfe, Adler in Menge zu erlegen und namentlich die ersteren seither so wenig gestört worden sind, daß ihre Ungenirtheit mitunter sehr ungemüthlich wird. Verkehrsmittel allerdings fehlen, wie schon bemerkt, noch vollständig; allein eine dort mit Nachdruck auftretende Bevölkerung wird sich das selbst zu schaffen wissen, was die diesseitige Regierung aus eigenem Antriebe und aus socialen Rücksichten noch niemals gethan hat und niemals thun wird, selbst auch, wenn es sich, wie hier, um Millionen handeln sollte. Ferriköi bei Constantinopel, im März 1872. (Aus einem Vortrage des Verfassers im Techniker-Verein zu Constantinopel. – Deutsche Zeitung vom 13. April 1872.) Ueber die Entkalkung der Knochenkohle mit Holzessigsäure. In diesem Betreff hat Prof. Fr. Knapp Versuche angestellt, über die er in der Versammlung der Zuckerfabrikanten zu Braunschweig berichtete. Er ließ Salzsäure und Essigsäure, beide chemisch rein und auf die Stärke von 2 Proc. verdünnt, auf die drei Kategorien von Kohle, ganz erschöpfte, halb erschöpfte und ganz frische, welche in allen Fällen ähnlich wie gröberes Schießpulver gekörnt war, je drei Tage lang in der Kälte einwirken. Nach Bestimmung der durch die Wiederbelebung zu entfernenden Quantität Kalk wurde die Menge der zuzusetzenden Säure so berechnet, daß die Säure und der Kalk sich gerade hätten zu Chlorcalcium, bez. zu essigsaurem Kalk neutralisiren müssen. Die Salzsäure griff dabei, die gewünschte Wirkung überschreitend, die Kohle allzu energisch an. Sie löste nicht nur auf der Oberfläche der Kohle abgelagerten Kalk, sondern nahm auch phosphorsauren Kalk, sowie etwas schwefelsauren Kalk auf. Sie enthielt nach der Digestion stets den größeren Theil des aus den Zuckersäften stammenden Kalkes, ferner 1/3 bis 1/4 der gelösten Kalkverbindungen an phosphorsaurem Kalk. Die Essigsäure zeigte im Gegentheil eine Neigung, hinter dem Ziele zurückzubleiben; sie nahm nicht nur keinen phosphorsauren Kalk, sondern nicht einmal die ganze Menge des durch Wiederbelebung zu entfernenden Kalkes auf. Von 100 Thln., welche hätten beseitigt werden müssen, gingen bei der erschöpften Kohle nur 71, bei der halb erschöpften 69 in Lösung. Bei diesen Kohlen enthielt die Säure nach der Digestion keine oder nur kaum nachweisbare Spuren von Phosphorsäure, bei ungebrauchter frischer Kohle dagegen bestimmbare Mengen. Auch bei Anwendung von concentrirter Säure, welche 2 1/2 Mal mehr reine Essigsäure enthielt, aber ebenfalls in äquivalenten Mengen zum Kalk zugemessen, zeigte sich kein Unterschied. Die Ursache dieses mangelhaften Angriffes der Essigsäure macht sich auch sonst geltend; die letztere sättigt sich, mit kohlensaurem Kalk zusammengebracht, immer nur unvollkommen, wie dieß auch noch durch Versuche mit ganz reinem kohlensaurem Kalk constatirt wurde. Bei letzteren löste die schwächere Säure in drei Tagen von 100 Thln. Kalk, die sie hätte binden sollen, nicht ganz 63, in einem zweiten Versuch 62 Thle., die concentrirte Essigsäure allerdings viel mehr, nämlich zwischen 95 und 98 Thln. Dr. Scheibler bemerkte hierzu, daß in der Pommerschen Provinzial-Zuckersiederei zu Stettin die Essigsäure zur Entkalkung tatsächlich 5 bis 6 Jahre angewendet und im großen Ganzen dasselbe Resultat beobachtet worden sey, wie von Prof. Knapp angegeben. Scheibler empfahl dort, die Verwendung aufzugeben, was auch geschah, erklärte aber jetzt, daß er anders geurtheilt hätte, wenn der damalige Preis der Essigsäure ein niedrigerer gewesen wäre, denn der Angriff der Essigsäure auf die Knochenkohle sey ein außerordentlich milderer als der der Salzsäure, und das sey ein bedeutendes Moment. Die Abgänge an Waschkohle seyen bei der Essigsäure erheblich kleiner, der Angriff auf den phosphorsauren Kalk der Kohle sey verschwindend klein dem der Salzsäure gegenüber. Wenn das Kalklösungs-Aequivalent der Essigsäure nicht erheblich theurer wäre, als das der Salzsäure, so würde Dr. Scheibler das Verfahren für den großen Betrieb wieder anempfehlen. Wie sich die Essigsäure für die Rohzuckerfabriken bewähren werde, wisse er nicht; für die Raffinerien, welche allerdings mit kleinen Kalkmengen zu thun haben, sey sie ausgezeichnet. Ein Bedenken gegen die Anwendung der Essigsäure sey noch, daß sie unfähig ist, phosphorsaures Eisen zu lösen. In der Praxis hat man aber immer mit eisenhaltigen Säften zu thun und zwar besonders im Anfang des Betriebes, wo die Apparate, welche im Sommer gestanden haben, rostig geworden sind. Eisenoxyd ist in den Zuckerkalklösungen ganz erheblich löslich und dieses Eisenoxyd lagert sich bei der Filtration in den Poren der Knochenkohle ab. Man findet in der Praxis niemals Kohle, welche frei von Eisen ist; in den Kohlen der Colonialzucker-Raffinerien findet man sogar mehrere Procente. Wenn heute Jemand die Essigsäure-Entkalkung einführt, so werde das gewiß eine Zeit lang vortrefflich gehen, bis eine größere Menge von Eisenverbindungen sich in den Poren der Kohle niedergelegt hat und die Absorptionsfähigkeit und das Entfärbungsvermögen der Kohle damit erheblich reducirt wird. Es dürfte aber doch des Versuches lohnen, die Essigsäure in der großen Praxis anzuwenden, vorausgesetzt daß ihr Kalklösungs-Aequivalent, welches verschieden von dem chemischen Aequivalent ist, nicht theurer ist als das der Salzsäure; man würde dann periodisch zweckmäßig ein paar Mal mit Salzsäure säuern können, um das Eisen wegzuschaffen. Es ist eben eine ausgezeichnete Eigenschaft der Essigsäure, daß sie, in den Zellen zusammentreffend mit dem aufgenommenen Kalk, diesen vorweg fortnimmt, während sie den der Kohle ursprünglich ungehörigen Constitutionskalk unangegriffen läßt und dadurch die Structur der Kohle nicht so schädigt als die Salzsäure. Noch ein anderer Umstand spricht zu Gunsten der Essigsäuresäuerung sehr mit. Wenn nämlich nach der Säuerung durch unvollkommene Wäsche auch etwas essigsaurer Kalk in den Kohleporen zurückbleibt, so ist dieß lange nicht so schädlich, als wenn nach der Säuerung mit Salzsäure Chlorverbindungen zurückbleiben. Beim Glühen der Kohle zerlegt sich der in den Poren zurückgebliebene essigsaure Kalk in Aceton und kohlensauren Kalk, während die Chlorverbindungen leicht schmelzbar sind und die Kohlenzellen dann mit einer Art von Glasur überziehen, wodurch das Entfärbungs- und Absorptionsvermögen der Kohle außerordentlich leiden muß. (Deutsche Industriezeitung, 1872, Nr. 21.) Ueber ein neues Aräometer, Wasserwaage genannt, für das Absüßen der Knochenkohle-Filter in Zuckerfabriken. Eine der bedeutendsten Verlustquellen in der Zuckerfabrication sind die Knochenkohlefilter, besonders dann, wenn man das Absüßen derselben nach den allgemein üblichen Baumé'schen oder Balling'schen Aräometern vornimmt. Das Absüßen der Knochenkohle-Filter geschieht im Allgemeinen mit heißem Brunnenwasser, welches naturgemäß specifisch leichter ist, als destillirtes Wasser von 14° R., nach welchem der Nullpunkt genannter Instrumente bestimmt wird; andererseits ist aber Brunnenwasser auch wieder specifisch schwerer, als destillirtes. In Folge dessen kann ein Filter-Absüßwasser am gewöhnlichen Aräometer Null zeigen und dennoch beträchtliche Mengen Zucker enthalten. Um diesen in solcher Weise entstehenden Zuckerverlusten vorzubeugen, construirte Eugen Langen in Cöln eine Wasserwaage, welche einem Saccharometer, mit eingefügtem Thermometer nach Celsius eingetheilt, ähnlich ist, deren Einsink-Scala jedoch Theilstriche von 5 bis 45 trägt. Senkt man diese Spindel in destillirtes Wasser von höherer Temperatur als 5° Celsius ein, so zeigt das Thermometer der Spindel die Temperatur dieses Wassers an, und es sinkt die Spindel bis zu jenem Theilstriche der Einsink-Scala ein, welcher dieser Temperatur entspricht; die Ziffer dieses Theilstriches der Einsink-Scala repräsentirt demnach den Nullpunkt des Wassers der zugehörigen Temperatur. Ist nun ein Filter vollkommen abgesüßt, so müßte die Spindel in die Absüßflüssigkeit ebenfalls bis zu jenem Theilstriche einsinken, welcher der gefundenen Temperatur derselben entspricht. Nun ist aber das verwendete Brunnenwasser specifisch schwerer, als das destillirte, auf welches die Spindel eingerichtet, ferner kann man in Zuckerfabriken nur bis zu einem gewissen, nach der Qualität der gelösten Theile verschiedenen Grade absüßen, indem sich andernfalls die Kosten des Abdampfens nicht lohnen würden, und gilt für dieses Instrument nun folgende Absüßregel: Beim Absüßen des I. Productes fährt man so lange fort, bis die Differenz zwischen dem Temperaturgrade und dem gleichen der Einsink-Scala 5 Grade beträgt. Bei II. Producten, bis diese Differenz 10 Grade beträgt III. 15     „ IV. 18     „ Verwendet eine Fabrik sehr theures Brennmaterial, so kann dieselbe diese Ziffern etwas höher fixiren. F. Jerak in Prag fertigt derlei Instrumente an, nachdem ich demselben das Originalinstrument übergeben, welches mir Hr. Eugen Langen freundlichst zur Benutzung übersendete, und zweifle ich nicht, unseren Fachgenossen und allen Industriellen, welche wie wir in der Lage sind, Absüßungen mit heißem Wasser vornehmen zu müssen, mit dieser Mittheilung einen Dienst erwiesen zu haben. A. Ahrens. (Technische Blätter, Vierteljahresschrift des deutschen polytechnischen Vereines in Prag, 1872, erstes Heft S. 60.) Ueber die Prüfung des Brodes und Mehles auf Alaun. Im Decemberhefte von 1871 des Archives der Pharmacie, S. 269, lasen wir eine der Zeitschrift The Pharmaceutical and Chemical Record, Juli 1871, entnommene Notiz, die Prüfung des Brodes auf Alaun betreffend. Diese geschieht nach Carter Moffat durch Befeuchtung des Brodes mit einer aus Campecheholz bereiteten Tinctur, welche das Vorhandenseyn von Alaun durch eine dunkelrothe Färbung verräth, während unverfälschtes Brod sich mit dieser Tinctur nur strohgelb färbt. Bei einer jüngst von einer Behörde gewünschten Untersuchung verschiedener Mehlsorten auf eine vermuthete Beimengung von Alaun, Gyps und Potasche, nahm ich Veranlassung auch obige Probe zu versuchen. Hierbei überzeugte ich mich, daß, wenn man auf mit dem Finger zusammengedrücktes Mehl, gleichviel ob Weizen- oder Roggenmehl, einen Tropfen einer weingeistigen Auflösung von Campecheholzextract fallen läßt, ein braungelber Fleck entsteht, wenn das Mehl alaunfrei ist. Ist aber dem Mehle Alaunpulver beigemengt, so nimmt der durch diese Tinctur erzeugte Fleck, wenn die Alaunmenge nicht weniger als 1–2 Procent beträgt, eine graulichblaue oder graulichviolette Farbe an. Bei 1/2 Procent Alaungehalt war der von der Tinctur bewirkte röthlichgelbe Fleck mit einem graublauen Saume umgeben und auf dem Fleck selbst konnte man mittelst der Loupe deutlich blaue Punkte erkennen; bei 1/4 Procent Alaunzusatz war der graublaue Rand nicht mehr recht deutlich sichtbar, wohl aber konnten bei aufmerksamer Beobachtung mittelst der Loupe noch einzelne kleine blaue Punkte im gelben Fleck wahrgenommen werden. Unseren Beobachtungen zufolge ist dieß die äußerste Grenze der Wahrnehmung eines Zusatzes von Alaun zum Mehl nach dem erwähnten Verfahren. Prof. Dr. L. A. Buchner. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1872 S. 151.) Ueber Rosenöl; von Dr. R. Baur. In meinem bezüglichen Aufsatze in diesem Bande des polytechn. Journals S. 253 (erstes Maiheft) ist nach der Anmerkung S. 253 unten, am Schluß einzuschalten: „Daß man unter Umständen statt des verdächtigen Oeles selbst, das daraus abgeschiedene verdächtige krystallinische Depot direct in angegebener Weise untersuchen wird, versteht sich von selbst.“ Seite 253, Zeile 22 von oben, lese man aber statt „eben“. Seite 254, Zeile 2 von oben, lese man Natrium statt „Natron“. Berichtigung. Im vorhergehenden Heft ist S. 340 als Quelle des Aufsatzes von O. Knab „Versuche über die Conservirung des Bieres für den Seetransport“ durch ein Versehen der bayerische Bierbrauer, statt der (im Verlage von Otto Spamer erscheinenden) Zeitschrift: Der Bierbrauer citirt.