Titel: Ueber Ultramarin-Verfälschung; von E. Fürstenau.
Autor: E. Fürstenau
Fundstelle: Band 205, Jahrgang 1872, Nr. XLVI., S. 131
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XLVI. Ueber Ultramarin-Verfälschung; von E. Fürstenau. Fürstenau, über Ultramarin-Verfälschung. Seit einigen Jahren kommen im Handel Ultramarinsorten vor, welche, bei ziemlicher Dunkelheit, doch sehr billig verkauft werden; sie sind mit Weiß gemengt, obschon dieß wenig bemerkbar ist. Reibt man nun aber eine kleine Probe mit dem Messer auf Papier, und legt dann das verriebene Muster auf das ursprüngliche, so erscheint es als ein schmutziger heller Fleck, und dieses helle Pulver ist auch die eigentliche Farbe. Da dieß ohne Probe nicht zu erkennen ist, so bemerkt der Käufer gewöhnlich erst beim Verbrauch, daß er mit diesen Sorten angeführt ist. Will man diese Sorten erzeugen, so nimmt man einen nicht allzugroben Ultramarin und siebt ihn mit Weiß gemengt zwei- bis dreimal gut durch. Das anzuwendende Weiß muß die Eigenschaft haben, mit Wasser angefeuchtet durchscheinend zu werden und sich etwas in Wasser zu lösen: dieß thut gemahlener krystallisirter schwefelsaurer Kalk, also gemahlener Alabaster, Fasergyps, Marienglas. Das gut gesiebte Gemenge wird nun mittelst einer ganz feinen Brause möglichst gleichmäßig angefeuchtet und durchgeschaufelt, bis es sich eben in der Hand ballt und kein trockenes Pulver mehr zu sehen ist. Man läßt es nun 3–4 Stunden stehen, siebt dann die ganze Masse durch ein mittelfeines Sieb, bedeckt sie mit feuchten Tüchern und läßt sie 1 bis 2 Tage stehen. Endlich trocknet man die Waare bei mäßiger feuchter Wärme, je langsamer desto besser. Das erhaltene Product ist noch körnig und muß durch einen Cylinderbeutel mit innerem beweglichen Chasseur gebeutelt, und nicht auf einer Bürstmaschine durchgebürstet werden. Trocknen bei einer Temperatur welche das aufgenommene Wasser nicht wieder vollkommen entfernt, ist die Hauptsache; die Körnchen des Weiß müssen durchscheinend bleiben und der durch die Gypslösung sich anhängende feinste Ultramarinstaub soll durch zu rauhes Sieben nicht wieder vom Weiß abgerieben werden. Beachtet man diese Vorsichtsmaßregeln, so erhält man Gemenge von Weiß und Ultramarin, welche auf den ersten Anblick, im Verhältniß zu ihrem Preis, sehr vortheilhaft aussehen. Es ist daher jedem Verbraucher von Sorten im Preise von fl. 12–18 sehr anzurathen, sich erst durch Zerreiben einer kleinen Probe den Ultramarin herzustellen, welcher den richtigen Werth der angebotenen Waare repräsentirt.