Titel: Ueber ein verbessertes Verfahren zur Chlorimetrie; von G. Davis.
Fundstelle: Band 205, Jahrgang 1872, Nr. LXXXIX., S. 353
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LXXXIX. Ueber ein verbessertes Verfahren zur Chlorimetrie; von G. Davis. Aus Chemical News, vol. XXVI p. 25; Juli 1872. Davis, über ein verbessertes chlorimetrisches Verfahren. Die im Folgenden beschriebene Modification von Penot's Verfahren zur Bestimmung des nutzbaren Chlorgehaltes im Chlorkalk wird jetzt in den englischen Fabrikslaboratorien häufig angewendet. Normallösung von Arsenigsäure. – Man wägt 13,95 Grm. Arsenigsäure ab, löst dieselbe in einer Aetznatronlösung, verdünnt stark mit Wasser, säuert mit Salzsäure an und verdünnt die Flüssigkeit genau auf das Volum von einem Liter. 10 Kub. Cent. dieser Lösung entsprechen 0,1 Grm. Chlor. Indicator. – Eine concentrirte Lösung von schwefelsaurem Indigo. Darstellung der Chlorkalklösung. – Nachdem die Probe gut gemengt worden, wägt man 5 Grm. des Pulvers ab und reibt es mit Wasser zu einem Brei zusammen; hierauf setzt man mehr Wasser zu, läßt absetzen, gießt die beinahe klare Flüssigkeit in einen Kolben von 250 K. C. Inhalt, und wiederholt dieses Verfahren bis die ganze Probe in gelöstem und fein zertheiltem Zustande in den Kolben gebracht worden ist; dann füllt man Wasser bis zur Marke nach. Analyse. – Man bringt 10 K. C. der Arsenigsäure-Normallösung in einen kleinen Kolben und fügt einen Tropfen der Indigschwefelsäurelösung hinzu. Hierauf füllt man eine Bürette (ich bediene mich der Gay-Lussac'schen) mit der vorher gut umgerührten Chlorkalklösung und läßt von derselben vorsichtig zu der Arsenigsäurelösung hinzutreten, bis deren blaue Färbung sich in eine bräunlichgelbe verwandelt hat. Die Anzahl der verbrauchten K. C., in 500 dividirt, gibt dann den Procentgehalt der untersuchten Probe an nutzbarem Chlor an. Von Manchen wird gegen dieses Verfahren eingewendet, dasselbe gebe zu niedrige Resultate, insofern zur Oxydation des schwefelsauren Indigo's ein Ueberschuß von Chlorkalklösung erforderlich sey, daher das Resultat um so niedriger ausfalle, je mehr Chlorkalk verbraucht werde. Dieß ist theilweise wahr; es ist aber nur ein einziger Tropfen erforderlich, um den Indigo zu oxydiren, gerade wie bei Anwendung von Bunsen's Methode zur Entfärbung der Jodstärke nur ein Tropfen überschüssiges unterschwefligsaures Salz erfordert wird. Ferner behaupten Andere, es sey nicht rathsam, die Chlorkalklösung zu einer sauren Flüssigkeit treten zu lassen, weil dadurch etwas Chlor frei werden und verloren gehen könne. Derartige Vorwürfe werden die zahlreichen Praktiker, welche das Verfahren geprüft und sehr zufriedenstellende Resultate mit demselben erlangt haben, nicht von der ferneren Anwendung desselben abhalten. Die wesentliche Bedingung besteht darin, daß die Arsenigsäure in einer Substanz gelöst wird, welche sich indifferent verhält, wenigstens gegen die Arsenigsäure, den schwefelsauren Indigo und die Chlorkalklösung. Von Wasser wird die Arsenigsäure nur sehr schwierig gelöst. Alkalien lösen sie leicht, indem arsenigsaure Salze entstehen, deren Basen dann auf Zusatz stärkerer Säuren an letztere treten, so daß sich auf diese Weise die Arsenigsäure ohne Schwierigkeit in löslicher Form erhalten läßt. Glycerin hingegen löst die Arsenigsäure leicht und wirkt weder auf den Chlorkalk, noch auf den schwefelsauren Indigo, ist deßhalb zur Darstellung der Normallösung ganz besonders geeignet. Ich bereite meine Normallösung jetzt auf folgende Weise: 13,95 Grm. Arsenigsäure (im Achatmörser fein gerieben) werden in einem Kölbchen mit 40 K. C. reinem Glycerin erwärmt, bis vollständige Lösung erfolgt ist; dann wird mit destillirtem Wasser bis zum Volum eines Liters verdünnt, worauf die Flüssigkeit zum Gebrauche fertig ist. Sie hat natürlich denselben Gehalt, wie die durch Auflösen in Natronlauge und nachheriges Ansäueren mit Salzsäure bereitete Normalflüssigkeit, und wird ganz in derselben Weise angewendet. Ich stellte mir nach beiden Methoden einen Liter Normallösung dar, verwendete diese Lösungen bei einer langen Versuchsreihe neben einander, um zu ermitteln ob das Verfahren zuverlässig sey oder nicht, und erhielt die nachstehenden Resultate: Bunsen'sMethode. Arsenigsäure in Alkaliund Säure gelöst. Arsenigsäure in Glyceringelöst. 1. 36,72 36,64 36,64 2. 29,82 29,71 29,78 3. 25,86 25,80 25,80 4. 26,58 26,58 26,66 5. 31,83 31,42 31,38 6. 34,41 34,36 34,36 7.   7,16   7,04   7,06 8.   7,18   7,11   7,13 9.   8,33   8,42   8,39 Die letzten drei Versuche betreffen Proben von Bleichflüssigkeit, deren Gehalt an nutzbarem Chlor bei den beiden ersten zu 7 bis 8, bei der dritten zu 9 Proc. garantirt worden war. Zur Gehaltsprüfung von Bleichflüssigkeit werden 25 K. C. derselben mit destillirtem Wasser auf 250 K. C. verdünnt und dann der Normalarsenigsäurelösung zugesetzt; die verbrauchte Anzahl von K. C. wird mit dem specifischen Gewichte der Bleichflüssigkeit multiplicirt und das Product in 100 dividirt;Die 25 K. C. können nämlich nicht als 25 Grm. gerechnet werden, sondern wenn z.B. die Bleichflüssigkeit ein spec. Gew. von 1,14 hat, beträgt das Gewicht derselben 28,5 Grm. dadurch erhält man den Procentgehalt der Flüssigkeit an nutzbarem Chlor. Die Lösung des zu prüfenden Chlorkalkes muß stets im trübem Zustande angewendet werden, man darf sie daher weder filtriren, noch sich absetzen lassen, denn die klare Flüssigkeit gibt immer zu niedrige Resultate, weil der im Wasser ungelöst gebliebene Theil ebenfalls Chlor enthält, wie die nachstehenden Analysen zeigen: Nach Bunsen's Methode. Nach dem modificirten Penot'schenVerfahren. 1. 2. 1. 2. Klare Lösung 37,41 37,60 37,36 37,72 trübe Lösung 38,14 38,09 38,00 38,21 Diese Bestimmungen wurden mit zwei verschiedenen Portionen desselben Bleichpulvers ausgeführt. Nr. 1 ward in Lösung gebracht und zunächst nach Bunsen's Verfahren, dann nach der abgeänderten Penot'schen Methode geprüft; hierauf ward die Flüssigkeit zum Absetzen hingestellt und nun wurde die klare Lösung geprüft. Nr. 2 wurde in ganz derselben Weise behandelt.