Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 205, Jahrgang 1872, Nr. , S. 573
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Miscellen. Miscellen. Entscheidung des preußischen Handelsministers, die Druckprobe von Dampfkesseln betreffend. Durch die in Ausführung des §. 24 der Gewerbeordnung für den norddeutschen Bund vom 21. Juni 1869 vom Bundesrathe erlassenen und durch die Bekanntmachung des Hrn. Reichskanzlers vom 29. Mai im Reichsgesetzblatt (S. 122) publicirten allgemeinen polizeilichen Vorschriften (mitgetheilt im polytechn. Journal, 1871, Bd. CCII S. 2) ist das Verfahren bei der Prüfung der Dampfkessel mittelst Wasserdruckes für das ganze Geltungsgebiet der Gewerbeordnung gleichmäßig geregelt worden. Es sind Zweifel darüber entstanden, ob die demgemäß ausgeführten Druckproben allgemeine Gültigkeit haben, oder ob solche Kessel, welche aus der Maschinenfabrik eines Staates hervorgehen, dagegen in einem anderen Staate in Betrieb gesetzt werden sollen, am Ort der Aufstellung einer Druckprobe unterworfen werden müssen, obwohl sie bereits in der Fabrik dieser Probe unterzogen sind. Nach §. 11 der bezeichneten polizeilichen Bestimmungen muß jeder neu aufzustellende Dampfkessel nach seiner letzten Zusammensetzung vor der Ummauerung oder Ummantelung unter Verschluß sämmtlicher Oeffnungen mit Wasserdruck geprüft werden. Diese Vorschrift erfordert hiernach nur die einmalige Vornahme einer amtlichen Druckprobe vor der Inbetriebsetzung eines Dampfkessels, so daß ein Kessel, welcher bereits vorher, insbesondere am Orte seiner Herstellung, dieser Probe unterzogen ist, der Druckprobe am Orte der Aufstellung auch dann nicht abermals zu unterwerfen ist, wenn die letztere in einem anderen Bundesstaate erfolgt, als die vorhergegangene Druckprobe. Unter diesen Umständen wird die im Bereich eines anderen Bundesstaates vorgenommene amtliche Druckprobe eines Dampfkessels auch für Preußen als vollgültig anzuerkennen seyn. Berlin, den 7. Juni 1872. Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Graf von Itzenplitz. Ueber Wassermesser. In einem Bericht über die Resultate einer im Jahre 1871 von der Stadtwasserkunst zu Hamburg ausgeschriebenen Concurrenz auf Wassermesser bemerkt J. A. Samuelson, Ingenieur der Hamburger Wasserwerke, daß der Wassermesser von Schaeffer und Budenberg, Magdeburg-Buckau, bis jetzt nicht concurrenzfähig sey, da derselbe schon bei 0,25 Kubikmeter Durchfluß pro Stunde 48 Proc. Differenz zeigte und schon bei unerheblich geringerem Quantum annähernd stillstand. Da aber der von dieser Fabrik eingesendete Wassermesser das erste Versuchsexemplar war, so ist es möglich, daß dieser Wassermesser verbessert werden kann – Der vom Gußwerk zu Höchst eingesendete Schneider'sche Wassermesser ist, soviel die Versuche zeigen können, unstreitig der beste, so lange der Druck nicht eine bestimmte Grenze überschreitet, welche zwischen 20 und 30 Meter liegt. Er zeigt die kleinsten Quanten, selbst tropfenweisen Durchfluß noch an. (Daß derselbe im Ganzen etwas zu viel anzeigt, würde sich leicht ändern lassen. Wie sich dieser Wassermesser in Bezug auf unreines Wasser verhält, ist freilich noch nicht genau festzustellen.) Es kann aber von der Verwendung dieses Wassermessers seines Preises wegen durchaus keine Rede seyn, da derselbe ungefähr 40 Thlr. kostet. Es kommt häufig vor, daß mit solchem Wassermesser ein Quantum gemessen wird, das einem jährlichen Betrage von nur etwa 8 Thlrn. entspricht. Für solchen Consum Meßapparate verwenden zu wollen, welche 40 Thlr. kosten, von deren Kostenpreis daher das jährliche Preisobject ungünstigen falls nur 20 Proc. beträgt, dürfte, nationalökonomisch betrachtet, nicht zu rechtfertigen und praktisch unausführbar seyn. Die Vergleichung der darnach noch übrigen beiden Wassermesser von Siemens und Halske in Berlin und von Guest und Chrimes ergab hauptsächlich, daß das Maximalquantum, welches die Wassermesser bei vollem Durchfluß und circa 30 Met. Druckhöhe passiren kann, bei Siemens und Halske 5,71, bei Guest und Chrimes nur 3,38 Kubikmeter pro Stunde betrug, so daß also der Vorzug hier ganz entschieden auf Seite des Siemens und Halske'schen Apparates ist. In Bezug auf die Genauigkeit ergab aber letzterer bei 0,2 Kubikmeter Durchfluß pro Stunde schon zwischen 12 Proc. und 21 Proc. Differenz, während der von Guest und Chrimes noch bei 0,14 Kubikmeter Durchfluß in der erlaubten Genauigkeitsgrenze von 10 Proc. blieb. Bei einem Durchfluß von 2 Kubikmeter pro Stunde betrug der Druckverlust bei Siemens 1 Meter, bei Guest und Chrimes 8,5 Meter. (Am günstigsten würde in diesem Punkte der Schaeffer und Budenberg'sche seyn, welcher nur 0,5 Meter Druckverlust ergibt.) Die Erfahrungen in Berlin und Hamburg haben gezeigt, daß die Guest und Chrimes'schen Wassermesser diese große Fähigkeit, kleine Quanten noch anzuzeigen, zwar haben, wenn sie neu und gut im Stande sind, daß sie dieselbe aber nicht sehr lange behalten, daß dagegen die Siemens'schen darin sich ziemlich unveränderlich zeigen; die letzteren werden auch bei unreinem Wasser weniger leicht unbrauchbar und sind unempfindlicher gegen unsubtile Behandlung bei Reparaturen. – In Berücksichtigung aller Punkte sieht sich Samuelson veranlaßt, die Anschaffung der Siemens'schen Wassermesser zu empfehlen. (Schillings Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, August 1872, S. 473.) Ueber Eisenmangan für den Bessemerproceß. Bekanntlich spielt im Bessemerprocesse (bei Anwendung des englischen Verfahrens) die Verwendung des Spiegeleisens eine wichtige Rolle, da es einerseits zum Kohlen des, während der Charge entkohlten Eisens dient und andererseits vermöge seines Mangangehaltes einen Reinigungsproceß in der geschmolzenen Eisenmasse bewirkt. Es sind somit zwei Eigenschaften, welche dem Spiegeleisen einen besonderen Werth verleihen, erstlich ein constanter und hoher Kohlenstoffgehalt, weil man nur dann durch ein zugefügtes bestimmtes Quantum Spiegeleisen zur Eisenschmelze der Gesammtmischung eine bestimmte Kohlung und daher auch den gewünschten Härtegrad zu verleihen im Stande ist, dann ein hoher Mangangehalt, um eine ergiebige Schlackenbildung durch Ausscheidung der Verunreinigungen des dem Bessemerprocesse unterworfenen Roheisens zu bewirken. Dieses letztere Erforderniß ist in neuerer Zeit noch mehr in den Vordergrund getreten, seit auch mit Kohks erblasenes Roheisen dem Bessemerprocesse unterworfen wird, welches, wie bekannt, viel unreiner als das mit Holzkohle erzeugte ist und namentlich meistens viel Silicium enthält. Man legt daher insbesondere in England, wo vorwiegend Kohks-Roheisen zum Bessemerprocesse verwendet wird, auf hoch manganhaltiges Spiegeleisen einen solchen Werth, daß es entsprechend dem Mangangehalte höher oder niedriger bezahlt wird. Wo es zur Kohlung von aus Holzkohle erzeugtem Roheisen in Verwendung kommt, hat dagegen ein Gehalt von Mangan von über 7–10 Proc. keinen Werth mehr. – Man hat früher Spiegeleisen aus Erzen erschmolzen, die von Natur aus stark manganhaltig waren, und es hat sich dieser Fabricationszweig wesentlich in Siegen concentrirt. Das Siegener Spiegeleisen mit etwa 8 Proc. Mangan hielt man für einen unentbehrlichen Artikel in allen Bessemerhütten. Es ist nun aber längst bekannt, daß, wenn ein Gemenge von Eisen- und Manganoxyden mit einem guten Reductionsmittel verschmolzen wird, daraus Eisenmangan-Legirungen in beliebigen Mengenverhältnissen dieser beiden Bestandtheile erhalten werden können, kurz, daß ein künstliches Gemenge der Eisen- und Manganerze ganz dieselben Dienste für die Darstellung von Manganeisen leistet, wie natürlich vorkommende manganhaltige Eisenerze, ja, daß es noch geeigneter hierzu ist, weil man eben nicht jener Begrenzung im Mangangehalte des dargestellten Productes unterworfen ist, wie sie die gegebene Constitution natürlicher Mangan-Eisenerze bedingt. Mit großem Erfolge hat sich nun, wie C. v. Hauer in der k. k. geologischen Reichsanstalt mittheilte, in neuerer Zeit die Eisenwerkgesellschaft in Jauerburg auf diese Darstellung im künstlichen Wege verlegt. Der dortige Hohofen für Spiegeleisen erzeugt Spiegeleisensorten mit einem Mangangehalte von 12 bis 22 Proc. Mangan in allen beliebigen Zwischenstufen. v. Hauer hat drei Sorten dieses Erzeugnisses untersucht, welche an steyerische Bessemerhütten geliefert wurden, und darin genau den Mangangehalt von 12 bis 14 Proc. gefunden, der für dieselben von Seite der Hüttenverwaltung garantirt worden war, ein Beweis, daß man daselbst in der Darstellung desselben mit beliebigem Mangangehalte völlig Meister geworden ist. Der Kohlenstoffgehalt dieser Proben betrug durchweg über 5 Proc. Anfänglich mit einigem Mißtrauen im Handel aufgenommen, da es eine minder blätterige Structur als Siegener Spiegeleisen zeigte und mehr strahlig erschien, ist das Jauerburger Product doch seither ein Gegenstand eines bedeutenden Absatzes geworden, da die chemische Analyse einerseits und weiter die praktischen Proben im Großen erwiesen, daß es allen Anforderungen für den Bessemerproceß in seiner Qualität vollkommen entspreche. Verfahren zum Schmelzen von metallischem Arsen; von Dr. J. W. Mallet. Ueber diesen Gegenstand wurden im chemischen Laboratorium der Universität von Virginia unter des Verfassers Leitung Versuche ausgeführt, um zu ermitteln ob die allgemein verbreitete Ansicht begründet ist, daß metallisches Arsen sich nicht schmelzen läßt, sondern aus dem starren unmittelbar in den dampfförmigen Zustand übergeht, und daß bei Anwendung eines zugeschmolzenen Glasrohres, um einen höheren Druck zu erzielen, das Rohr zersprengt wird. Die ohne weitere Details veröffentlichte Mittheilung von Landolt,Verhandlungen der niederrheinischen Gesellschaft etc. vom 4. August 1859; in Will's Jahresbericht für 1859, S. 182 angeführt. daß das Metall, wenn man es in einer beiderseits zugeschmolzenen und von einem eisernen Rohre umgebenen Glasröhre unter Druck einige Zeit lang zur Dunkelrothgluth erhitzt, sich zu Kügelchen zusammenschmelzen läßt, kam erst zur Kenntniß des Verfassers, nachdem die erwähnten Versuche bereits vollendet waren. Arsen wurde in Form von kleinen Stückchen und von grobem Pulver in ein enges, dickwandiges, aus weichem Glase bestehendes Barometerrohr gebracht, welches an beiden Enden zugeschmolzen und in ein an beiden Enden mittelst eiserner Schraubendeckel verschlossenes Stück von einem schmiedeeisernen Gasleitungsrohre eingelegt wurde. In den zwischen beiden Röhren befindlichen Raum wurde Sand gefüllt und tüchtig zusammengeschüttelt; das Ganze wurde mittelst eines Holzkohlenfeuers zur Rothgluth erhitzt. Ein zweites Eisenrohr derselben Art, welches neben das erstere zu liegen kam, diente zur Aufnahme mehrerer kleiner Glasröhren, welche Proben von verschiedenen Metallen enthielten, durch deren Schmelzen man die Temperatur bei welcher das Arsen in Fluß kommen würde, zu erfahren beabsichtigte. Nach dem Erkalten des kleinen Apparates fand sich, daß das angewendete Arsen zu einer vollkommenen dichten, krystallinischen Masse zusammengeschmolzen war, welche zur Gestalt des Glasrohres geformt war, stahlgraue Farbe und starken Glanz besaß und bei 19° C. das spec. Gewicht 5,709 besaß. Es besaß eine bedeutende Cohäsion und war im Vergleich mit gewöhnlichem, sublimirtem Arsen schwer zersprengbar, ja es ließ sich sogar unter dem Hammer schwach ausplatten, bevor es zersprang. Der Luft ausgesetzt, verlor es allmählich seinen Glanz, wurde matt und zeigte ganz das chemische Verhalten des gewöhnlichen, durch Sublimation erhaltenen krystallinischen Arsens. Die zum Schmelzen dieses Metalles erforderliche Temperatur liegt zwischen dem Schmelzpunkte des Antimons und des Silbers. Das zu den Versuchen benutzte Glasrohr hatte sich in Folge der Spannung des Arsendampfes stark ausgedehnt und der angewendete Quarzsand (selbst nachdem derselbe von der reinsten Sorte, von Fontainebleau, ausgewählt und vorher mit Salzsäure behandelt und dann mit Wasser gut ausgewaschen worden) war zu einer Art von künstlichem Sandstein zusammengekettet oder gefrittet. (Vorgetragen in der Versammlung der British Association zu Brighton. – Aus Chemical News, vol. XXVI p. 97; August 1872.) Das Tannin; von Dr. C. M. Kurtz. Ein chemisches Product, welches gegenwärtig in der Färberei als Beize für Baumwolle, Halbwolle, Seide, Halbseide, Kunstwolle u.s.w. sehr in Aufnahme kommt, ist das Tannin. Und nicht mit Unrecht; denn während der Färber bei Anwendung anderer gerbstoffhaltiger Materialien wie Sumach, Gallen, Mirobalanen, Dividivi, Knoppern etc. (Artikel, deren Werth je nach dem Grad der Reife, der Zeit des Pflückens, der Art und Weise des Trocknens u. dergl., ein sehr wandelbarer ist), bevor diese angewendet werden können, genöthigt ist, dieselben zu zerkleinern, zu mahlen, zu pulvern, zu sieben, abzukochen und zu filtriren, kann das Tannin, ein constantes Product, das in jenen der wirksame Bestandtheil ist, ohne Weiteres in Wasser gelöst werden. Allerdings ist das Tannin nicht billig (1 fl. 12 kr. bis 1 fl. 45 kr. das Pund), aber man erspart viele Zeit, Arbeitslohn und sonstige Nebenkosten durch seine Anwendung und arbeitet damit reinlicher. Ein Pfund Tannin repräsentirt die Wirkung von ca. 40 Pfund Schmack, 18 Pfund Mirobalanen, 14 Pfund Dividivi und 11 Pfd. Gallen, außerdem werden 5–7 Proc. Farbstoff erspart. Dazu kommt, daß auf tannirten Geweben und Gespinnsten die Farbe ungleich reiner und feuriger hervortritt. Dargestellt wird das technische Tannin gegenwärtig wohl hauptsächlich aus sogenannten chinesischen und japanesischen Gallen (eines Sumach). Dieselben werden wohl getrocknet, auf einem Stampfwerk mit Sieb in ein möglichst feines Pulver verwandelt, welches dann in kleineren oder größeren cylindrischen Gefäßen aus Weißblech, welche von Menschenhand oder mit mechanischen Mitteln geschüttelt werden, mit dem 3–4fachen Gewicht einer Mischung von möglichst rectificirtem Alkohol und Aether (man vergl. Mohr's Commentar zur Pharmakopöe) viermal systematisch extrahirt wird. Der Alkohol-Aether wird sodann in einer kupfernen doppelwandigen Blase mit Dampf abgetrieben und das zurückbleibende Tannin in ungefähr der doppelten bis dreifachen Menge heißen (eisenfreien) Condensationswassers aufgenommen und einen Tag bei Seite gestellt. Es scheidet sich nun eine ziemlich bedeutende Menge eines in Wasser unlöslichen harzartigen, grünen Körpers an der Oberfläche der Tanninlösung aus, von welchem dieselbe abgezogen wird; ist die Lösung nicht klar, so kann man dieselbe ein Kohlenfilter passiren lassen. Hierauf wird die Lösung in doppelwandigen Kesseln im Dampfbad bis zur Verjagung des Wassers eingedampft. Da eine Tanninlösung an der Luft, namentlich heiß, stark dunkelt, so ist der Zutritt der Luft möglichst zu beschränken und sind deßhalb kupferne Vacuumapparate empfohlen. Ist das Lösungswasser verjagt, so wird das dickflüssige Tannin in Formen von Weißblech gegossen oder geschöpft, in welchen man es erstarren läßt, worauf es in sogenannten Indigomühlen mit Kanonenkugeln gepulvert und gesiebt wird, da es gewöhnlich als feines Pulver, das sich rasch löst, im Handel verlangt wird. Je mehr man bei der Extraction der Gallen Aether im Verhältniß zum Alkohol anwendet, desto weißer wird das Tannin; Alkohol allein löst ziemlich viel Farbstoff. Wasser als erstes Extractionsmittel anzuwenden ist nicht thunlich, weil es zu viel Farbstoff und sonstige fremde Substanzen löst, welche aus der Lösung nicht mehr zu entfernen sind; für viele technische Zwecke ist aber ein mit hochgradigem Sprit allein dargestelltes Tannin ebenso verwendbar, wie das mit Alkohol-Aether dargestellte, dem ein Aethergeruch hartnäckig anhaftet. Der Verbrauch des Tannins, welches außerdem in der Pharmacie, in der Wein- und Bierpathologie etc. vielfach angewendet wird, ist gegenwärtig sehr in Zunahmebegriffen und seine Darstellung ein recht lohnender Zweig mancher chemischen Fabrik. Manche Färber verbinden mit der Anwendung des Tannins auch noch die einer sogenanntes Oel- oder Animalisirungsbeize (oleinschwefelsaures Ammon), welche der Farbe, namentlich dem Carmin, mehr Feuer geben und eine Farbstoffersparniß erzielen lassen soll. Die Darstellung derselben ist einfach: In einer großen Schale trägt man in z.B. 60 Pfund bestes Baumwollsamenöl 30 Pfund engl. Schwefelsäure von 66° Baumé unter Umrühren allmählich ein; die Masse erhitzt sich, entwickelt viel schweflige Säure, und wird gerührt, bis sie ganz homogen geworden. Wenn die Mischung (die Oleinschwefelsäure) sich wieder abgekühlt hat, trägt man in dieselbe unter stetigem Rühren so viel verdünnten Salmiakgeist ein, daß die Brühe bleibend darnach riecht, ungefähr 5 Centner wiegt und einen homogen hellgelben Seifenbrei darstellt. Ob dieselbe aber im Verhältniß zu ihrem Effect nicht zu theuer zu stehen kommt, wagt Verfasser nicht zu entscheiden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1872, Nr. 37.) Verfahren zur Aufbewahrung des Albumins für photographische Zwecke. Hr. Wm. Zay in Ohio theilt folgende beachtungswerthe Angaben über Aufbewahrung des Albumins, welches man zum Ueberziehen der Platten vor dem Photographiren anwenden will, mit. Er sagt: „Das gewöhnliche Recept für das zum Aufbewahren bestimmte Albumin ist: Gleiche Theile Albumin und Wasser, und zur größeren Haltbarkeit so und so viel Tropfen Ammoniak. Manche wollen von dem Ammoniak nichts wissen und bereiten sich lieber ihr Albumin jedesmal frisch, aber das hat auch seine Nachtheile. Frisches Albumin ist nicht das beste zum Gebrauch und dann macht es auch mehr Arbeit, es jedesmal frisch zu bereiten. Um Alles dieß zu vermeiden, wende ich seit einiger Zeit ein Verfahren an, mit welchem ich sehr zufrieden bin. Ich schlage beliebig viele Eier auf und gebe das sorgfältig abgetrennte Eiweiß in eine Porzellanschale, welche ich nur zu diesem Zwecke benutze, füge kein Wasser hinzu, schlage Alles zu einem steifen Schaum und lasse es dann absetzen. Jetzt gieße ich die Flüssigkeit in eine kleine flache Schale, decke dieselbe zu, um den Staub abzuhalten, und stelle sie fort. Nach einiger Zeit, vielleicht nach einem Tage, finde ich, daß mein Albumin vollständig hart getrocknet ist. Dieß ist mein Vorraths-Albumin. Will ich etwas davon gebrauchen, so gieße ich ein klein wenig Wasser darauf, reibe mit dem Finger darauf herum, bis es genug ist, verdünne es mit der erforderlichen Menge Wasser und filtrire es durch einen feinen Schwamm. Auf diese Weise kann ich mein Albumin so lange brauchbar erhalten, als ich will, ohne irgendwie schädliche Ingredienzien hinzuzufügen. Es wird sogar durch das Alter besser, ist viel klarer als frisches Albumin und gibt in Folge dessen bessere Negative.“ (Philadelphia Photographer; photographische Mittheilungen, September 1872, S. 156.) Holtz's bengalisches Feuer; von Dr. Emil Jacobsen. Das bei den Siegesfesten des Jahres 1871 viel verwendete Gemisch zur Erzeugung von Rothfeuer von Holtz in Charlottenburg enthielt meiner Untersuchung nach kein chlorsaures Kali, sondern bestand einfach aus 1 Theil Schellack und 4 Theilen salpetersaurem Strontian. Die Abwesenheit des chlorsauren Kalis macht die Aufbewahrung eines solchen Pulvers völlig gefahrlos, freilich auf Kosten der Intensität und des Farbetones des erzeugten rothen Lichtes. Die Holtz'sche Flamme gibt ein mehr orange als purpurrothes, mehr mildes als glänzendes Licht und einen Effect, der das Auge auch auf die Dauer nicht beleidigt, wie das grelle Licht Schwefel und Kalichlorat haltender Flammensätze. Das Holtz'sche Pulver ist schwer entzündlich und brennt merkwürdiger Weise besser fort, sobald es schwach angefeuchtet wird. Es entwickelt wenig Dampf und ist, bei der Lamgsamkeit mit der es verbrennt, wohl das billigste Material zu Rothfeuer. Vortheilhaft ist es, statt des Schellacks den billigeren und leichter zu pulvernden Körnerlack zu verwenden. Kleine Zusätze von chlorsaurem Kali verbessern die Farbe der Flamme wesentlich. Auch ein Gemisch von Grünfeuer wurde von Holtz dargestellt, welches, so viel ich weiß, auch nur aus Schellack und Barytsalpeter bestand; die Farbe des brennenden Gemisches ist ein sehr mattes Grün, weil der durch das Verbrennen erzeugte Hitzegrad nicht genügend hoch ist um das intensive Grün der Barytflamme zu geben, und weil der mit gelber Flamme verbrennende Schellack das Grün der Barytflamme sehr beeinträchtigt. Eine bengalische Flamme aus Schellack und Strontiansalpeter ist übrigens nicht neu, sondern vor Jahren schon, z.B. in Braunschweig zur Beleuchtung des Schlosses, verwendet worden. (Jacobsen's chemisch-technisches Repertorium 1871, 2. Halbjahr, S. 123.) Anwendung des Ozons in Amerika, um dem Kornbranntwein seinen brenzlichen Geschmack zu benehmen, sowie zur Essigfabrication; von Widemann. Im December 1869 habe ich in Boston (Amerika) eine Fabrik errichtet, wo ich es unternahm, das Ozon zu verwenden um dem mit Gerste oder Mais erzeugten Whisky seinen brenzlichen Geschmack zu benehmen (das in demselben enthaltene Fuselöl zu zerstören). Die Resultate waren überraschend: das flüchtige Oel verschwand nach einer bloßen Berührung mit dem Ozon, und nach Verlauf von zwanzig Minuten kam nach Versicherung von Sachverständigen dieser Whisky einem zehn Jahre alten gleich. Die Fabrik begann am 10. Juli 1870 im Großen zu arbeiten; sie behandelt in sechs Arbeitstagen 300 Fäßchen von 40 Gallons. Indem ich dem Mais-Whisky Wasser zusetzte, und ihn auf dieselbe Weise und ziemlich eben so lange behandelte, erzielte ich seine vollständige Umwandlung in Essig; das beste Resultat erhielt ich, als ich dem Whisky von der im Handel in den Vereinigten Staaten gebräuchlichen Stärke, sein siebenfaches Gewicht Wasser beimischte. Am 20. April 1871 begann die Fabrik auf White Plains den Essig nach diesem Verfahren zu fabriciren und erzeugte per Tag 30 Fäßchen Essig, welcher unmittelbar zur Fabrication der sogen. pickles verwendet wurde. Als ich New Jork im Januar 1872 verließ, war die Production der Fabrik auf 90 Fäßchen von 40 Gallons per Tag gestiegen. (Comptes rendus, t. LXXV p. 538; August 1872.) Ueber unexplodirbare leichte Petroleumöle. In einem Bericht über Petroleum, namentlich über den Handel mit leicht entzündlichem, welchen Prof. C. F. Chandler an die städtische Sanitätsbehörde (Department of Health) von New-York abzustatten hatte, hob er unter Anderem hervor, daß zahlreiche Methoden patentirt worden seyen, durch welche die leichten Petroleumöle, wie Gasoline, Naphta, Benzin etc. unexplodirbar gemacht werden sollen. Derartige angeblich unexplodirbare Oele werden unter dem Namen Liquid-Gas, Aurora-Oil, Safety-Gas, Petroline, Puroline, Anchor-Oil etc. in den Handel gebracht. Die Methoden, nach denen dieselben behandelt sind, sind nicht allein unwirksam, sondern geradezu lächerlich; sie beruhen darauf, daß irgend welche Salze, Wurzeln, Rinden, Gummi etc. in das Oel gebracht werden. Nur beispielsweise führen wir folgende aus der Reihe der von Chandler mitgetheilten Patente an: 1) Auf 3 Gallons Naphta 2 Pfd. Lohe, 2 Pfd. Alkanna, 2 Pfd. Salz, 1 Pinte Alkohol, 1 Unze Cyankalium. 2) Auf 40 Gallons Naphta 50 Pfd. Kartoffeln, 4 Pfd. Kalk, 4 Pfd. Soda, 3 Pfd. Curcuma. 3) Auf 40 Gallons Gasoline 5 Pfd. Schwefel, 100 Pfd. rostiges Eisen, 1 Bushel Zwiebeln, 50 Pfd. Harz etc. Der Nachweis der Nichtexplodirbarkeit solcher Oele wird dem Käufer in sehr einfacher Weise geführt. Keines von den Petroleumproducten ist an sich explodirbar und auch die Dämpfe sind es, selbst mit Luft gemischt, nicht unter allen Umständen. Ein explodirbares Gemisch entsteht nur bei bestimmten Verhältnissen zwischen Luft und Dampf. Gleiche Volumina beider explodiren nicht; 3 Theile Luft und 1 Theil Dampf verpuffen bei Entzündung in einem Gefäß kräftig, 5 Theile Luft und 1 Theil Dampf geben einen lauten Knall; am heftigsten ist die Explosion eines Gemisches von 8 bis 9 Theilen Luft auf 1 Theil Dampf. Beliebig ein explodirbares Gemisch von Luft und Naphta zu erzeugen, erfordert Geschicklichkeit, und es ist daher für den Verkäufer sehr leicht, die Entstehung eines solchen zu vermeiden. Der Verkäufer schraubt das Dochtrohr der Lampe ab und zeigt, wie bei Annäherung einer Flamme die Oeldämpfe in der Lampe ruhig ohne Explosion verbrennen, oder er gießt das „Sicherheitsöl“ in eine Schale und entzündet es mit gleichem Erfolge. Dagegen ist nun ganz entschieden darauf hinzuweisen, daß es nicht möglich ist, Gasoline, Naphta oder Benzin durch irgend einen Zusatz ungefährlich zu machen und daß kein Oel gefahrlos ist, welches bei gewöhnlicher Lufttemperatur entzündet werden kann. (American Chemist, Mai 1872, S. 409, ferner Juni S. 446 und Juli S. 20; deutsche Industriezeitung Nr. 38.) Verfahren, Möbeln von rohem Holz das Ansehen von polirtem Mahagoniholz zu geben. Es gibt wohl in jeder Haushaltung Gegenstände von Holz, als Schränke etc., welche man der Billigkeit wegen, d.h. weil man die hohen Kosten der Politur scheut, aus rohem Holz hat herstellen lassen. Auf folgende einfache Weise kann Jedermann selbst diesen Gerüchen ein dem polirten Mahagoniholz ähnliches Aussehen ertheilen. Man streicht zu diesem Behufe das rohe Holz zunächst mit einer Leimfarbe an, welche dadurch bereitet wird, daß man in eine Lösung von 1 Theil käuflichem Leim (Leimtafel) in 6 Theilen Wasser eine genügende Menge des käuflichen Mahagonibraun, welches im Wesentlichen Eisenoxyd ist, und in der Farbennüance zwischen sogenannten englisch Roth und Todtenkopf steht, einrührt. Man bewerkstelligt dieses am besten so, daß man eine beliebige Quantität der trockenen Farbe mit der warmen Leimlösung übergießt und nun mittelst eines Borstenpinsels die Masse gehörig durcharbeitet, bis ein gleichmäßiger Brei entstanden ist, in dem man keine trockenen rothen Partikelchen mehr wahrnehmen kann. Man macht alsdann einen Probestrich auf einem Stück Holz. Will man eine lichte Mahagonifarbe dem Gegenstand ertheilen, so hat man weniger braune Farbekörper zu nehmen; soll die Farbe dunkler werden, so hat man umgekehrt mehr zuzusetzen. Ist der Anstrich trocken, so prüft man ihn ferner durch Reiben mit dem Finger, ob sich die Farbe leicht ablöst oder nicht. Ist ersteres der Fall, so muß man mehr Leim zusetzen, und zwar so lange, bis der trockene Probeanstrich beim Reiben mit der Hand nicht merklich mehr abfärbt. Hat man sich auf diese Weise über die richtige Beschaffenheit der Leimfarbe in Bezug auf Farbenton und Festigkeit versichert, so erwärmt man in der Regel die inzwischen steif gewordene Farbe etwas und treibt sie mittelst eines Borstenpinsels durch ein Haarsieb. Den durchgelaufenen Farbenbrei reibt man alsdann mit dem inzwischen sorgfältig ausgewaschenen Pinsel auf die Holzfläche ein. Es ist nicht nöthig, die Farbe während des Streichens warm zu halten; ist dieselbe durch das Gelatiniren des Leimes dick geworden, so wird sie doch vom Holz beim Auftragen mit dem Pinsel gut angenommen und das Austrocknen geht rascher von Statten, als wenn die Farbe zu dünn war. Ist das Holz sehr porös und saugt viel von der Farbe ein, so kann man, wenn der erste Anstrich trocken ist, einen zweiten geben, der in allen Fällen genügen wird. Nach dem Trocknen erscheint die Leimfarbe matt und unansehnlich, wodurch man sich nicht beirren lassen darf, da der nun folgende Anstrich wie mit einem Zauber gleichsam das Aussehen der Fläche verändert. Dieser Anstrich ist ein Spirituslack. Man übergießt zu seiner Darstellung einerseits 1 Theil rothes Acaroid-Harz mit 3 Weingeist von 90 Proc. und in einem anderen Gefäße 10 Theile Schellack mit 40 Weingeist von 80 Proc. Durch öfteres Schütteln befördert man in beiden Fällen die Lösung der Harze durch den Spiritus, welche im Laufe von 2–3 Tagen vollendet ist. Man gießt also vorsichtig die Schellacklösung vom Bodensatz ab; besser noch filtrirt man sie durch ein feines Tuch, wobei zu bemerken ist, daß eine bloße milchige Trübung der Anwendung keinen Schaden bringt. In die Schellacklösung filtrirt man nun am besten die Acaroidlösung, indem man sie in einen mit Watte lose verstopften Trichter schüttet. Ist die Filtration zu Ende, so vermischt man die Lösungen beider Harze durch Schütteln der Flasche und läßt den Lack einige Tage stehen. Das Acaroidharz färbt den Schellack entsprechend und ertheilt ihm zugleich den Grad von Geschmeidigkeit, welchen man sonst durch Zusatz von venetianischem Terpenthin oder Leinölfirniß zu erreichen sucht. Wenn der Lack zum Anstrich verwendet werden soll, so gießt man stets die oberen Schichten der Flasche zunächst ab. Ein ein- bis zweimaliger Anstrich genügt in der Regel, um dem Gegenstand ein äußerst gefälliges Ansehen zu ertheilen. Die Anstriche trocknen sehr rasch, jedoch hat man die Vorsicht zu gebrauchen, einen zweiten Anstrich nicht eher aufzutragen, als bis der vorhergehende völlig trocken war. Wir sind überzeugt daß Jedermann mit den Resultaten dieses außerordentlich leicht auszuführenden Verfahrens sehr zufrieden seyn wird. (Wiederhold's Gewerbeblatt, 1872, Nr. 9.) Verfahren, getragene weiße wollene Jacken etc. zu waschen; von Prof. Artus. Man sollte glauben, daß die Behandlung von getragenen wollenen Kleidungsstücken mit gewöhnlicher Seife ausreiche, doch ist dem nicht so, denn die Milchsäure und Essigsäure, welche in dem Schweiße vorkommen und womit in der Regel diese Kleidungsstücke durchdrungen sind, zersetzen die Seifenlösung, so daß die Fette die Seife zum größten Theil auf der Wollenfaser niederschlagen werden, und erst durch längere und anhaltende Behandlung der wollenen Stoffe zum Theil wieder entfernt werden. Daher kommt es auch, daß solche gewaschene Kleidungsstücke immer einen eigenthümlichen Fettgeruch zeigen, was bei nachstehender Behandlung nicht der Fall ist, nämlich bei der einfachen Behandlung mit Soda, zu welchem Zwecke man die betreffenden getragenen wollenen Kleidungsstücke etwa mehrere Stunden lang mit einer mäßig concentrirten warmen Sodalösung übergießt, einige Stunden lang einweicht, und dann unter Zusatz von etwas warmem Wasser und einigen Tropfen Ammoniak auswäscht, worauf die Wäsche mit lauwarmem Wasser zu spülen ist. Die so behandelten wollenen Waaren laufen nicht ein, und zeigen keinen Nebengeruch. (Deutsche illustrirte Gewerbe-Zeitung.) Holländisches Limonadepulver. Zur Bereitung von Limonade hat man vorzüglich in Holland sogenannte Limonadepulver, welche äußerst bequem und sehr rasch die Darstellung einer wohlschmeckenden Limonade gestatten. Nach folgender Vorschrift erhält man ein sehr gutes Präparat: 2 Grm. Citronensäure werden mit 60 Grm. gestoßenem Zucker innig gemischt und der Mischung 1 Tropfen Citronenöl zugesetzt. Berichtigungen. In Reimer's Studien zur wissenschaftlichen Begründung der Gerberei, Heft 2 bis 5 dieses Bandes: Seite 144 Zeile 1 von unten lies es kann statt kann. 145 13 Anhange statt Anfange. 152 4 oben Hautbestandtheile statt Hauptbestandtheile. 160 8 unten ist 0,543 Grm. beizufügen Substanz und 0,014 beizufügen Grm. 249 28 oben lies auffasert statt auflöst. 267 9 148,8 statt 48,8. 365 22 171 statt 71. 375 13 gesammten statt genannten. 376 10 3,860 statt 3,313. 11 0,066 statt 0,069. 31 ist 0,105 Grm. beizufügen Al²O³. 379 2 unten 7,444 beizufügen Grm. 3 0,1862 beizufügen Grm. 380 16 oben 35,5 beizufügen K. C. 480 9 lies    Fibrin statt Fibroin.