Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 207, Jahrgang 1873, Nr. , S. 257
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Miscellen. Miscellen. Dampfböttcherei in Pennsylvanien; von Ingenieur Carl Kohn. In den Oelregionen Pennsylvaniens bestehen bis zum Anfang des Jahres 1872 über 150 Böttchereien, welche Petroleumfässer anfertigen. Eine solche Böttcherei besteht aus einer Dampfmaschine von 20 Pferdekräften und einer Reihe von 10 Holzbearbeitungsmaschinen, als: eine Faßdauben-Spaltmaschine, ein Sägegatter für 12 bis 16 Blätter, eine Daubenhaumaschine und eine Doppelkreissäge, eine Fügmaschine, eine Dübelmaschine, eine Boden-Drehbank für Planböden, eine für Convexböden, eine Reifaufziehmaschine; sämmtliche Maschinen werden, ausschließlich des Heizers, von 8 Mann bedient, und diese 8 Mann erzeugen in 24 Stunden 300 Fässer von 40 Gallons Inhalt, d. i. 300 Zollpfund Oel haltend. Diese Fässer sind vollkommen öldicht und werden nach den entferntesten Gegenden versendet, ohne daß eine Leckasch vorkommt. Große Fässer von 120 bis 130 Gallons Gehalt, d. i. circa für 10 bis 12 Eimer Gehalt für Spirituosen, werden mit diesen Maschinen 80 Stück in 24 Stunden an gefertigt. Für Zuckerfässer werden Tannenhölzer verarbeitet; von dieser Gattung werden in 24 Stunden 200 Stück mit 5 bis 6 Arbeitern angefertigt. Solche Maschinen werden von Drapp in New-York für 3000 Dollars ohne Dampfmaschine geliefert. Mudloch in New-York fertigt solche für kleine Fässer mit 2000 Dollars ebenfalls ohne Dampfmaschine. Eine Emballage-Faß Maschine, welche täglich, d. i. in 12 Arbeitsstunden, 200 Fässer vom Rohholz weg bis zum Reifaufziehen liefert, arbeitet in der Dampfböttcherei der Zuckerraffinerie von Havermayer in New-York. Diese bis heute die größte Zuckerraffinerie in Amerika versendet täglich an 200 Fässer, die daselbst mit einer Drapp'schen Einrichtung erzeugt werden. Spiritus-Fässer von 130 Gallons Gehalt, d. i. circa 40 Eimer, stellen sich im Preis exclusive Holz auf 7–7 1/2 kr. östr. W. per Eimer. Hierbei sind die Eisenreife nicht eingerechnet, während bei uns der Bindergeselle 40 kr. per Eimer als Accordlohn bekommt. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1873 S. 18.) Ueber J. Heberlein's Bremsapparat zum schnellen Bremsen eines Eisenbahnzuges. Mit Heberlein's selbstwirkender Bremse sind nun auch Versuche in Rußland angestellt worden, welche nach einem Bericht im Journal de St. Pétersbourg (Nr. 345 vom 23. December v. J., 4. Januar l. J.) äußerst günstig ausfielen. Der zwischen St. Petersburg und Gatschina abgelassene Probezug wurde unter Anderem auf dem Gefälle von Gatschina gegen Zarskoje-Selo bei einer Geschwindigkeit von 6 bis 6 1/2 deutschen Meilen per Stunde in 10 bis 15 Secunden zum Stillstande gebracht. Der Berichterstatter wünscht die Einführung des Apparates auf den russischen Bahnen, weil es mit demselben der Maschinist, Zugführer und wem sonst ein Griff des Apparates zugänglich gemacht werden will, jeder Einzelne in der Hand hat sämmtliche Wagen des Zuges augenblicklich und gleichzeitig zu bremsen. Es ist dieß für die nördlichen Bahnen Rußlands um so werthvoller, als dort zur Zeit der Fröste die einzelnen Bremswärter durch ihre Umhüllungen und Vermummungen hindurch nur schwer von den Nothsignalen erreicht werden. (Allgemeine Zeitung.) Ueber Drahtseiltransmissionen. Bei den meisten Fabrikanlagen ist es möglich, die zu treibenden Maschinen auf einen verhältnißmäßig kleinen Raum zusammenzudrängen und in die Nähe des Motors zu bringen, der sie in Bewegung setzen soll. Weniger ist dieß der Fall beim Landwirthschaftsbetrieb; abgesehen von der reinen Feldarbeit befinden sich die einzelnen Geschäfte, in denen man Maschinenbetrieb anwenden kann, oft weit auseinander und es hält schwer, die Dampfkraft oder den Göpelbetrieb dahin zu leiten. Obgleich durch die locomobilen Dampfmaschinen diesen Schwierigkeiten einigermaßen begegnet wird, macht deren Auf- und Anstellung doch nur vermehrte Arbeit. Die Benutzung einer etwa verfügbaren Wasserkraft ist aber in vielen Fällen ganz unmöglich, weil diese um so mehr an eine gewisse Oertlichkeit gebunden ist. Es ist demnach gerade für die land wirthschaftlichen Gewerbe das Bedürfniß vorhanden, eine Betriebskraft auf weite Strecken ohne Verlust fortleiten zu können, und als ein schon vielfach hierzu benutztes Auskunftsmittel stellen sich die Hirn'schen Drahtseiltransmissionen dar. Hirn wendete vor etwa 20 Jahren zuerst zur Fortpflanzung einer Kraft von 10 Pferden auf 80 Met. Entfernung eine Transmission an, welche aus zwei hölzernen, 120 Umgänge pro Minute machenden Treibscheiben von 2 Met. Durchmesser bestand, über die ein schwaches endloses Stahlband als Uebertragungsmittel gelegt war. Dieses Stahlband ersetzte er aber bald durch ein Seil aus Eisen- oder Stahldraht und die Scheiben mußten dazu entsprechende Seilspuren bekommen. Die Erfahrungen, welche man nach vielfachen Anwendungen dieser Transmissionsmethode gemacht hat, haben nun dahin geführt, daß man solche Transmissionsseile zunächst aus einer gedrehten Hanfseele bestehen läßt, welche man gewöhnlich mit mehreren aus sechs Eisen- oder besser Stahldrähten von 1/2 bis 1 Millimet. Dicke gebildeten Litzen umgibt; die Litzen sind sämmtlich nach Einer Richtung gedreht oder gezwirnt, und in der entgegengesetzten Richtung um die Hanfseele geschlungen, durch welche Fabricationsmethode man die sonst sich einstellende schlangenartige Krümmung des Seiles vermeidet. Aus der Größe der zu übertragenden Kraft läßt sich bei Berücksichtigung der angemessenen Geschwindigkeit leicht die nöthige Stärke eines solchen Seiles bestimmen, und wenn diese passend gewählt ist, ist auch die Dauer eines Seiles eine befriedigende. Mehr Schwierigkeiten hat man immer in einer zufriedenstellenden Ausführung der Seilscheiben gefunden. Es darf ein solches Drahtseil sich weder an den Seiten der Vförmigen Seilspuren klemmen, noch darf die Fläche der Scheibe, auf welcher es aufliegt, von Metall hergestellt seyn. Um eine weichere Unterlage für das Seil zu schaffen, höhlte Hirn den Grund der Vförmigen Seilspur in der Scheibe schwalben-schwanzförmig aus und füllte diese Vertiefung mit Gutta-percha aus. Da aber diese letztere, obschon sonst ganz passend für diesen Zweck, durch Wärme und Witterungseinflüsse leidet und sich erweicht, so hat man Leder an ihrer Stelle anzuwenden versucht. Solche Lederausfüllungen stellt nun Peltier jun., Fabrikant landwirthschaftlicher Apparate in Paris (10, rue Fontaine an Roi) so her, daß er je nach der Größe der Scheiben deren Umfassung ihrer Länge nach aus zwei oder drei Lederstreifen bestehen läßt; diese Lederstreifen werden in die zu ihrer Aufnahme eingedrehte Spur eingelegt und ihre Enden durch enge Oeffnungen im Scheibenkranz hindurch nach innen gezogen. Dort werden sie alsdann an Zugschrauben angehängt, durch deren Anziehen man leicht den Lederstreifen die gehörige Anspannung ertheilen kann, damit sie sich immer fest auflegen, wenn sie auch durch irgend welche Einflüsse sich verlängern sollten. Es bieten dann solche Lederausfüllungen eine ganz zweckentsprechende, dauerhafte, leicht in Ordnung zu haltende Unterlagsfläche für das Drahtseil. F. (Deutsche Industriezeitung, 1872, Nr. 51.) Robertson's Patent-Squeezer zur Zerkleinerung von Steinen. Diese Maschine besteht aus zwei conischen geriffelten Walzen, zwischen welche die Steinstücke gebracht werden. Die eine dieser Walzen ist mit ihrer Achse, radial der Grundfläche der Conen, entsprechend niedriger aufgestellt und zwischen beiden Conen zur Ausfüllung des Zwischenraumes als Halter für die Materialstücke ist eine kleinere conische Walze aufgestellt. Die Achsen der Conen liegen nicht in einer Ebene, sondern schneiden die Horizontalebene unter einem Winkel von 10–15°. (Engineer, 1872, Nr. 883; allgemeine deutsche polytechnische Zeitung, 1873, Nr. 2.) Das Metallgießen im Vacuum. Um die Uebelstände zu vermeiden, welche beim Metallgießen, besonders der Kunstwerke, durch die in den Mulden eingeschlossene Luft sich ergeben (Ungenauigkeit in dem Abgusse, Luftblasen etc.), haben Cumin und Martel sich eine Erfindung patentiren lassen, welche sich auf die Anwendung des Vacuums gründet. Im Momente des Gusses wird die Muffel mit einer Luftpumpe in Verbindung gesetzt, welche die Luft durch die Poren des Materiales heraussaugt, aus welchem die Muffel besteht. Die Innenfläche der Muffel ist daher mit einer hinreichend porösen und zugleich widerstandsfähigen Masse belegt, welche nach der Natur des Metalles verschieden ist; und zwar für leichtflüssiges, wie Typenmetall, aus getrocknetem Gypsmörtel, für schwerer-flüssiges, wie Bronze, aus Gypsmörtel, gemengt mit Graphit, Alaun oder anderen Stoffen besteht, die gut zusammengerieben und getrocknet werden, um alles Wasser auszutreiben; für sehr strengflüssige Metalle wie Gußeisen und Gußstahl wird die Muffel bloß mit Graphit ausgeschlagen. (Engineering vom 20. December 1872) Unterscheidung ächt vergoldeter Gegenstände von Legirungen unedler Metalle. P. Geyot schlägt zu diesem Zweck das Betupfen mit einer Lösung von Chlorgold oder mit einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd (Höllenstein) vor, von denen erstere auf Legirungen der erwähnten Art einen braunen, letztere einen grauen Fleck hervorbringt, während beide auf reines Gold natürlich nicht einwirken. Die Lüster auf Tapeten prüft Geyot mit Chlorschwefel. Wird ein Tropfen desselben auf eine mit einer Legirung bekleidete Tapete gebracht, so bildet sich um denselben sofort ein schwarzbrauner Rand, welcher ausbleibt, falls der Ueberzug aus Gold besteht. Dünne Metallblättchen schüttelt Geyot mit Chlorschwefel in verschließbaren Flaschen. Goldblättchen zeigen dabei keine Veränderung, während Blättchen aus Legirungen unedler Metalle sich allmählich schwärzen. Wenn man unter einem geringen Druck arbeitet, etwa in hermetisch verschlossenen Gefäßen schüttelt, so verschwindet das Gold unter Bildung von Chlorgold in ziemlich kurzer Zeit. (Zeitschrift für analytische Chemie.) Brocatfarbe auf Tapeten. Die Brocatfarbe auf Tapeten wird nach Westermann durch Musivgold hervorgebracht. Man schmilzt 12 Th. Zinn und rührt in dasselbe 7 Th. Quecksilber ein. Dieses Zinnamalgam reibt man in einem gläsernen Mörser mit 7 Th. Schwefelblumen und 6 Th. Salmiak zusammen, dringt das Gemenge in einen Glaskolben und erhitzt es langsam im Sandbade, bis keine weißen, nach Schwefelwasserstoff riechenden Dämpfe mehr erscheinen, worauf man die Hitze bis zum Dunkelrothglühen verstärkt. Salmiak und Schwefelquecksilber sublimiren sich und Zweifach-Schwefelzinn (Musivgold) bleibt als ein goldglänzendes schuppiges Pulver zurück. Dieses befestigt man auf den Tapeten mit Hülfe eines Firnisses, welcher auf folgende Weise bereitet wird: Terpenthinöl, durch Rectification oder Schütteln mit Alkohol von 75° Tralles von Harz befreit, oder mit Kochsalzlösung destillirtes Steinkohlentheeröl werden mit 3 Proc. Schwefel auf 90° C. erhitzt, bis letzterer gelöst ist, und dann noch einige Minuten lang gekocht. Mit 10 Th. dieser Lösung übergießt man 1 Th. zerschnittenen Kautschuk in einem verschließbaren Gefäße und läßt stehen, bis letzterer aufgequollen ist, worauf man ihn auf einem Brete mit einem hölzernen Spatel in kleinen Portionen zerdrückt. Nachdem man den ganzen Vorrath bearbeitet hat, läßt man ihn noch einige Tage stehen, worauf man das Musivgold damit vermischen kann. Man kann dieses Gemenge dann mit einem Pinsel ausstreichen und auch aufdrucken. (Elsner's chemisch-technische Mittheilungen.) Ueberziehen von Papier mit Graphit. Folgendes Verfahren wurde Hrn. W. R. Lake in London am 7. Februar 1871 patentirt: Ungeleimtes Papier wird, wie bei der Darstellung von vegetabilischem Pergamente, in eine Säurelösung getaucht,Am zweckmäßigsten (nach Böttger) bestehend aus: 2 Volumen rauchender Schwefelsäure und 1 Vol. Wasser. und wenn seine Oberfläche gelatinisirt erscheint, behende mit Graphit auf einer Seite oder auf beiden Seiten bestreut, sodann schnell in Wasser, in welchem etwas Soda gelöst ist, um die Säure zu neutralisiren, getaucht und endlich sorgfältig getrocknet. Natürlich kann anstatt Graphits irgend eine mineralische Substanz, z.B. Smirgel, auf diese Weise dem Papiere einverleibt werden. Auch ist das Verfahren nicht auf Papier allein beschränkt, ein Gespinnst aus vegetabilischen Fasern u.s.w. kann gleichfalls so behandelt werden, Morton's Apparat zum Festhalten des Papieres, Kattuns etc. bei dem Bedrucken, Grundiren etc. Das Princip dieses Apparates beruht darauf, das Papier etc. durch Luftdruck an die Wände der Cylinder, über welche es geführt wird, anzudrücken und so fest in der Lage zu erhalten. Hierzu ist der große Kupfercylinder, der Tambour der Maschine unter seinem Mantel mit Kammern versehen, deren untere Wandungen zusammen einen neuen inneren Cylinder bilden. Der entstandene Raum zwischen den Mänteln beider Trommeln wird in 6–8 Kammern getheilt durch feste Zwischenwände. Jede dieser Kammern ist durch einen Schieber mit dem Inneren des großen Cylinders in Verbindung zu setzen. Der Mantel des ganzen Cylinders, somit die Decke der Kammern ist siebförmig gelocht. Der Cylinder ruht auf durchbohrten Zapfen, deren einer mit einer Luftpumpe in Verbindung steht. Pumpt man mit dieser die Luft aus dem Cylinder aus, und öffnet den Schieber nach einer Kammer zwischen dem inneren und äußeren Mantel, so strömt die Luft durch die Löcher der Mantelfläche in das Innere des Cylinders. Legt man auf diese Fläche Papier, so wird dasselbe durch den Luftdruck der nach dem Inneren strebenden Luft fest auf den Cylindermantel angedrückt. Es ist offenbar nur nothwendig, das Papier oder den Zeug für die Druckoperation festzuhalten; deßhalb ist eine ziemlich einfache Bogenvorrichtung angebracht, durch welche bei der Rotation des großen Cylinders nur diejenigen Schieber geöffnet werden, welche die Kammern öffnen, auf deren Decke das Papier der Bedruckung etc. unterliegt. Sobald die Rotation diese Kammern außer Bereich dieser Druckstelle führt, hört die Wirkung des Bügels auf und starke Federn schließen selbstthätig die Schieber. – Für die Grundirung des Papieres mit Bürstenapparaten dürfte sich diese Einrichtung besonders eignen. (Engineer, November 1972, S. 319.) Spannapparat für die Färberei. Für die Färberei à ressort schlug Jolly folgenden, durch seine Einfachheit ausgezeichneten Spannapparat vor. Zwei Röhren sind in der Art in einander gesteckt, daß die eine in die andere verschwinden oder aus derselben ein beliebiges Stück herausgezogen werden kann. Durch correspondirende Oeffnungen und dazu gehörige Pflöcke ist die Stellung der beiden Röhren zu einander leicht festzustellen. An dem freien Ende trägt jede Röhre eine kreisrunde Scheibe, deren innere Seite spiralförmig mit Häkchen besetzt ist. Das zu färbende Zeugstück und mit Fäden zwischen den Häkchen der beiden Scheiben aufgespannt, und die Röhren werden so weit aus einander gezogen, daß der Stoff straff erscheint. Er wird dann mit dem Apparat in die Färbebäder getaucht. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 46.) Färben der Noppen in schwarzen Tuchen. Um in schwarzen Tuchen die Noppen zu färben, richtet man zwei Bottiche mit Haspel vor, füllt dieselben mit kalten, Wasser und setzt dem ersten Bottich die Abkochung von 20 Pfund Dividivi, dem zweiten Bottich 20 Pfund holzessigsaures Eisen und 8 Pfund aufgelöstes Blauholzextract hinzu. Die schwarz gefärbten Tuche läßt man ablaufen, haspelt sie im ersten Bottich vier Mal durch, läßt zwei Stunden liegen, haspelt auf, läßt ablaufen und haspelt vier Mal durch den zweiten Bottich, um wieder zwei Stunden liegen zu lassen. Bei jedem ferneren Stück von circa 60 Pfd. setzt man dem ersten Bottich die Abkochung von 1 1/2 Pfd. Dividivi, dem zweiten Bottich 3 Pfd. holzessigsaures Eisen und 1 bis 1 1/2 Pfd. Blauholzextract hinzu. (Wollengewerbe.) Anilinschwarz zum Färben der Baumwolle. Ein solches erzeugen Jarosson und Müller-Pack, indem sie in 10 Litern Wasser und 10 Kil. Salzsäure 3 Kil. Eisen auflösen und durch Verdünnung die Flüssigkeit auf 2° Baumé stellen, und die zu färbendem Stoffe zwei Stunden hineinbringen. Auf 30 Kil. Stoff bestellt man sich zwei Lösungen. Die erste aus 2 Kil. 100 Grm. chlorsaurem Kali und 30 Litern kochendem Wasser, die zweite aus 3 Kil. Anilinöl und 5 Kil. Salzsäure. Beide Lösungen mischt man und taucht die zu färbenden Stoffe darin ein, bis sie davon durchdrungen sind. Die imprägnirten Stoffe erhitzt man drei bis fünf Stunden in einem geschlossenen Gefäß zuerst auf 30°, dann auf 50° C. im Wasserbade. Beim Herausnehmen aus dem Apparat ist das Schwarz bereits entwickelt. Man läßt die Waare einige Zeit auf einander liegen und nimmt durch eine schwache Auflösung voll chromsaurem Kali, darauf zum Weichmachen durch ein Weißbad mit Oel. Passirt man die Waare durch sehr verdünnte Schwefelsäure, wäscht und nimmt durch schwach alkalisches Wasser, so erhält man aus dem Schwarz ein Dunkelblau. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 6.) Ueber Anfertigung roth gefärbter Zündschnüre aus Schießwolle; von Prof. Böttger. Aus Baumwolle gefertigte, etwas locker gearbeitete, vollkommen trockene Schnüre werden zunächst in gewöhnliche 40grädige Salpetersäure, die sich in einem weiten Steintopfe befindet, so eingelegt, daß sie gänzlich von der Säure benetzt und durchdrungen werden, was in wenigen Augenblicken der Fall zu seyn pflegt. Hierauf schüttet man die Säure von den Schnüren ab, und sucht durch Drücken, Pressen oder ähnliche Manipulationen die noch den Schnüren anhaftende überschüssige Säure möglichst zu entfernen, legt dann diese angesäuerten, schwach genetzten Schnüre sofort in ein völlig erkaltetes Gemisch von 2 Maaßtheilen concentrirter Schwefelsäure von 1,84 spec. Gewicht und 1 Maaßtheil concentrirteste Salpetersäure von 1,5 spec. Gewicht, der Art ein, daß sie davon gänzlich überdeckt sind, und läßt sie in diesem Gemische 24 Stunden ruhig liegen. Das Gefäß, worin diese Procedur vorgenommen wird, kann aus Steingut oder noch besser aus Gußeisen bestehen. Während der ganzen Zeit der Einlage wird das Säuregefäß mit einem Deckel verschlossen gehalten. Nach Ablauf genannter 24 Stunden hebt man die Schnüre mit einem eisernen zangenförmigen Instrumente aus dem Säuregemische heraus, entfernt durch Drücken oder Pressen die ihnen anhängende Säure möglichst und wirft sie dann behende, unter fortwährendem Umrühren, in einen bis zur Hälfte mit einer ziemlich concentrirten wässerigen Lösung von Potasche oder Soda gefüllten Kübel, und läßt sie hier so lange liegen, bis keine Spur von sich entwickelnder Kohlensäure mehr wahrzunehmen ist. Dann wäscht man sie einigemale mit gewöhnlichem Wasser aus, bis das ablaufende Wasser völlig säurefrei erscheint, was man an dem Nichtrothwerden eines Streifens blauen Lackmuspapieres leicht erkennt. Auf diese Entsäuerungsprocedur ist die größte Aufmerksamkeit zu verwenden. Hierauf sucht man durch Drücken oder Pressen sie von anhängendem Wasser möglichst zu befreien und überschüttet sie schließlich, nachdem man sie zuvor erst mit etwas Weingeist benetzt und durch Ausdrücken von diesem oberflächlich wieder befreit hatte, mit einer alkoholischen Rosanilinlösung (Fuchsin), wäscht die gefärbten Schnüre dann so lange mit Wasser ab, bis dieses farblos davon abfließt und trocknet die Schnüre endlich in einer 50 bis 60° R. nicht übersteigenden Temperatur, am besten in erwärmtem Luftzuge. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1873, Nr. 1.) Gefährlichkeit des Petroleums. In seinem Bericht über Petroleum, den Prof. C. F. Chandler an die Sanitätsbehörde in New-York abstattete,American Chemist, Mai 1872. S. 409, ferner Juni S. 446; und Juli S. 20. spricht er auch seine Ansicht über die zweckmäßigste Prüfung des Oeles aus. Er bemerkt, wie dieß auch von anderer Seite wiederholt hervorgehoben worden ist, daß wohl zu unterscheiden sey, bei welcher Temperatur eine Petroleumsorte entzündbare Dämpfe liefere (Entflammungspunkt) und bei welcher Temperatur sie sich selbst entzünde (Entzündungstemperatur), Verhältnisse über welche vielfache Unklarheit herrsche. Das Erstere sey bei weitem wichtiger als das Zweite, da gerade durch die entzündbaren Dämpfe die meisten Unfälle hervorgerufen werden; überdies; hat ein Oel, welches erst bei hoher Temperatur entzündbare Dämpfe entwickelt, stets auch selbst eine hohe Entzündungstemperatur, während das Gegentheil nicht stattfindet. Die Temperatur bei welcher sich ein Petroleum entzündet, liegt um 6 bis 28° C. höher als diejenige bei der es entzündbare Dämpfe entwickelt. Die beiden Temperaturen sind ganz unabhängig von einander; die erstere hängt von dem Gehalt an leichtflüchtigen Bestandtheilen ab, die letztere von der allgemeinen Beschaffenheit des ganzen Oeles. Durch einen Gehalt von 1 Proc. Naphta wird der Entflammungspunkt um 6° C. herabgezogen, während der Entzündungspunkt nicht wesentlich geändert wird. Gewöhnlich wird als Kennzeichen für die Ungefährlichkeit einer Petroleumsorte eine Entflammungstemperatur von mindestens 38° C. und eine Entzündungstemperatur von mindestens 43° C. angesehen. In der englischen Petroleumprüfungsacte, sowie in den neueren gesetzlichen Bestimmungen mehrerer Staaten der Union ist der Entzündungspunkt mit Recht ganz unberücksichtigt geblieben, da einestheils durch die zwei verschiedenen Prüfungen leicht Verwirrung herbeigeführt werden kann und anderentheils der Entzündungspunkt keinen sicheren Anhalt zur Beurtheilung der Gefährlichkeit eines Oeles liefert. Ueber die Hälfte der Petroleumsorten, welche Prof. Chandler untersuchte, entzündete sich nicht bei Temperaturen unter 43° C., aber nur 28 von 736 waren wirklich ungefährlich, da alle anderen bei Temperaturen unter 38° C. entflammbare Dämpfe lieferten. Alle gesetzlichen Bestimmungen, welche den Verkauf gefährlicher Petroleumsorten zu verhindern bestimmt sind, sollten daher nur Vorschriften in Bezug auf den Entflammungspunkt geben. Welche Entflammungstemperatur als zulässig zu bezeichnen ist, darüber sind allerdings die Ansichten sehr verschieden. Nach Prof. Chandler's Ansicht bietet die Bestimmung dieser Temperatur zu 38° C. noch keine vollständige Gewähr gegen Gefahr, wenn auch allerdings nur sehr wenige Unfälle mit Oel vorgekommen seyn mögen, welches sich nicht bei dieser Temperatur entflammt. In einigen Verordnungen wird der zulässige Entflammungspunkt zu 43° C., in einer sogar zu 49° C. festgesetzt. Um in dieser Beziehung Klarheit zu erlangen, stellte Prof. Chandler Versuche darüber an, welche Temperatur das Petroleum in einer Lampe, in der es verbrannt wird, erreichen kann. Die Hauptresultate dieser Versuche waren folgende. Bei einer Zimmertemperatur von 22,8 bis 23,3° C. schwankte die Temperatur des Oeles in den Lampen von 24 1/2 bis 38° C.; die letztere wurde nur in einer der 23 geprüften Lampen und zwar nach 1 bis 2 Stunden erhalten. Die nächst höhere Temperatur in einer der übrigen Lampen war 33 1/3° C. Es ergab sich in sämmtlichen 23Lampen in den 11Metalllampen in den 12Glaslampen die höchste Temperatur zu 38° C. 38° C. 30° C. die niedrigste Temperatur zu          24 1/2° C.       24 1/2° C.       24 1/2° C. die durchschnittl. Temperatur zu          28 1/3° C.       30 °C.       27 1/4° C. Bei der zweiten Versuchsreihe betrug die Zimmertemperatur 28 bis 29° C., die Temperatur des Oeles in den Lampen 28 bis 49° C., letztere nur ausnahmsweise bei einer von 25 Lampen. Es war in sämmtlichen 23Lampen in 11Metalllampen in 12Glaslampen die höchste Temperatur 49° C. 49° C. 33° C. die niedrigste Temperatur          27,8° C.       27,8° C.      29° C. die durchschnittl. Temperatur          33° C.       36° C.      30° C. Bei einer dritten Versuchsreihe betrug die Temperatur des Zimmers 32 bis 33 1/3° C., die des Oeles in den brennenden Lampen von 29 bis ausnahmsweise 54° C. Es war in sämmtlichen 23Lampen in 11Metalllampen in 12Glaslampen die höchste Temperatur 54° C. 54° C.   36 1/2° C. die niedrigste Temperatur 29° C.       29° C.   29° C. die durchschnittl. Temperatur 37° C.       40 1/4° C.   33 1/2° C. Darnach steigt die Temperatur des Oeles in brennenden Lampen oft über 38° C. Es muß also die zulässige Temperatur, bei der ein Petroleum entzündbare Dämpfe geben darf, auf höher als 38° C. festgesetzt werden; 49° C. dürfte nicht zu hoch seyn. (Deutsche Industriezeitung, 1872, Nr. 45.) Prüfung von Schmierölen. In neuerer Zeit kommen häufig bei Schmier- und Maschinenölen Verfälschungen mit Mineral- und Kohlenölen vor. Bis jetzt war das Kohlenöl durch seinen eigenthümlichen Geruch und Farbe leicht im Olivenöl zu erkennen, doch soll nach dem American Chemist neuerdings aus Schottland ein zur Verfälschung von Olivenöl besonders präparirtes Kohlenöl in großer Menge eingeführt werden, welches ohne eigenthümlichen Geruch, Geschmack und Farbe seyn und auch annähernd dasselbe spec. Gewicht wie Olivenöl haben soll, sich also zur Verfälschung desselben vorzüglich eignet. Dieses Kohlen- oder Mineralöl kann man durch seine Unverseifbarkeit auf folgende Weise nachgewiesen werden. Man kocht das zu untersuchende Oel mit Aetznatron, bis es verseift ist, dampft die gewonnene Seife im Wasserbade ein, und behandelt den Rückstand mit Aether. Die Seife von reinem Oel ist unlöslich, während das Kohlenöl, wenn solches vorhanden war, sich löst. Die Lösung wird sorgfältig in einem graduirten Cylinder, den man in heißes Wasser einstellt, eingedampft; da das Kohlenöl bei viel höherer Temperatur siedet als Aether, bleibt ersteres im Cylinder zurück. Ist Rüböl mit Mineralölen vermischt, so entwickelt dasselbe bei gelindem Erwärmen einen eigenthümlichen Geruch und besitzt einen unangenehmen Geschmack. – Wenn ein verfälschtes Oel mit reinem Oel gemischt wird, so entstehen wellenförmige Streifen, wobei jedoch das erstere zu dem letzteren gegossen werden muß. (Deutsche Industriezeitung, 1872, Nr. 51.) Die Eichenlaub fressende Yamamay-Seidenraupe und deren zur Zucht geeignetste gelbe Varietät.Man s. die bezüglichen Mittheilungen im polytechn. Journal, 1872, Bd. CCV S. 280 und Bd. CCVI S. 504. Einem Zufall verdanke ich die Beobachtung, daß unter den verschiedenen Varietäten der Yamamaya diejenige welche als Schmetterling hochgelb gefärbt ist, bei weitem die dauerhafteste und lebenskräftigste zu seyn scheint und zu gleicher Zeit auch im Eierlegen die fruchtbarste. Sie also durfte sich praktisch zur Zucht weitaus besser eignen, als die kupferrothe, die zimmtbraune, die marmorgraue und die olivengrünliche; obschon für das Auge des Schmetterlingsfreundes diese Varietäten ohne Frage die schöneren sind. Von einem meiner Abnehmer hatte ein Dritter aus meiner 1871er Zucht die geringe Zahl von 11 Eiern erhalten. Aus sämmtlichen 11 aber schlüpften im J. 1872 lebenskräftige Räupchen hervor; bei mir selbst 1872 aus 108 gemischten Eiern aller Varietäten nur etwa 80. Trotz einer wie es scheint ziemlich vernachlässigten Behandlung starben von diesen 11 Raupen nur 2; bei mir, trotz sorgsamer Pflege, von jenen 80 mehr als 30, namentlich schon in allerfrühester Lebensperiode. Die übrigen 9 gediehen prächtig und spannen sich ein. Die 9 Schmetterlinge, welche aus den Cocons erschienen, waren sämmtlich von der hochgelben Varietät. Es waren 5 Männchen und 4 Weibchen; ein so günstiges Verhältniß, wie es freilich wohl nur höchst selten vorkommen wird. (Es hätten ebenso leicht z.B. 8 Männchen und 1 Weibchen seyn können.) Alle 4 Weibchen wurden daher befruchtet. Sie legten etwa (fast) 900 Eier, jedes mithin durchschnittlich fast 225; während die Weibchen meiner gemischten 1872er Zucht durchschnittlich nur etwa 150 legten. Damit stimmt sehr genau überein, daß ein gelbes Weibchen meiner 1871er Zucht, welches ich abgesondert hatte, um dessen Brut zu zählen, 218 Eier legte. – Eilf Eier hatten hier also 900 producirt. Erst jetzt, da ich 900 Eier der gelben Varietät unvermischt vor mir hatte, mußte es mir bemerkbar werden, daß dieselben von den Eiern der übrigen Varietäten sich durch ihre Färbung augenfällig unterscheiden. Während nämlich die übrigen alle möglichen Schattirungen durchmachen von dunkelschwärzlicher Sepia bis zum mattesten Aschgrau und zu reinem Weiß, sind diese sämmtlich monoton mittelgrau gefärbt (schmutziggrau); sie sind sehr gleichmäßig marmorirt oder betupft. Weiße finden sich unter ihnen nur ganz wenige, dunkle gar nicht. Diese kerngesunde Brut vorzüglicher Qualität (Stuttgarter Zucht) steht dem Publicum zur Verfügung. Bis auf ein kleines Reservatquantum bin ich bereit dieselbe zu versenden:   30 Eier zu 1 fl.   6 kr. = 19 Sgr.   63 Eier zu 2 fl. 12 kr. = 1 Thlr. 8 Sgr. 100 Eier zu 3 fl. 18 kr. = 1 Thlr. 27 Sgr. Gedruckte Behandlungsregeln zu 9 kr. = 2 1/2 Sgr. Seidenprobe zu 18 kr. = 5 Sgr. Die feinen und zugleich starken Fäden meiner Seide werden in einer hiesigen Fabrik bereits praktisch benutzt zum Aufziehen jener Kreuzfäden, welche in mathematischen und optischen Instrumenten zur scharfen Angabe von Linien und Punkten dienen. Stuttgart, 10. Februar 1873. Carl Heinr. Ulrichs,   Silberburgstraße Nr. 102.