Titel: Elektromagnetischer Rotationsapparat von G. Krebs.
Fundstelle: Band 208, Jahrgang 1873, Nr. XIV., S. 29
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XIV. Elektromagnetischer Rotationsapparat von G. Krebs. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Krebs, elektromagnetischer Rotationsapparat. In den Lehrbüchern der Physik werden vielfach kleinere elektromagnetische Rotationsapparate beschrieben, welche dazu dienen sollen, zu zeigen daß man im Stande ist, Elektricität in mechanische Arbeit umzusetzen. Sie bestehen meist aus einem feststehenden und einem drehbaren Hufeisen-Elektromagneten. An der Achse, um welche sich der letztere dreht, ist gewöhnlich ein Rad befestigt, welches in ein anderes, größeres eingreift, an dessen Achse eine Schnur befestigt ist, welche über eine Rolle geht, und an welche unten ein Gewicht angehängt werden kann. Allein diese Apparate sind unvortheilhaft construirt; die Polflächen der beiden Elektromagnete sind, abgesehen davon daß sie nie direct einander gegenüber zu stehen kommen, viel zu klein, um eine lebhafte Anziehung und Abstoßung bewirken zu können; die Apparate verlangen deßhalb auch einen ziemlich starken galvanischen Strom (vier bis sechs gute Bunsen'sche Elemente), um nur geringe Lasten bewältigen zu können; freilich wären sie gerade deßwegen wohl geeignet, zu zeigen daß es bei dem heutigen Stande der Wissenschaft sehr unpraktisch ist, die Elektricität als Motor benutzen zu wollen. Indessen gelingt es denn doch, bei weitem mehr, selbst mit kleinen Schulapparaten, zu leisten, wenn man ihnen eine etwas andere Einrichtung gibt und namentlich dafür sorgt, daß die Polflächen eine hinreichende Größe besitzen. Der kleine, in Figur 11 dargestellte Rotationsapparat, welchen der Verfasser in der Werkstätte des Hrn. Prof. Carl in München hat anfertigen lassen, liefert schon bei Anwendung von zwei guten Bunsen'schen Elementen recht gute Resultate. Hier ist der bewegliche Elektromagnet a, b, c, d eine 18 Centimet. lange und 9 Centimet. hohe Eisenplatte, welche in der Mitte 1/2 Centimet. und an den Enden (Polen) bei a, b und c, d 1 Centimet. dick ist. Die Eisenplatte kann sich um eine in ihrer Mitte angebrachte Achse drehen, an welcher oben ein gezahntes Rad und unten ein Commutator, an dem zwei lange Federn schleifen, angebracht ist. Der feststehende Elektromagnet e, f, g, h besteht aus einem gebogenen Eisenbande, welches an den Polen e, f und g, h 9 Centimet. hoch und 1 Centimet. dick ist, von da an aber dünner und weniger hoch wird (in der Mitte 3 Centimet. hoch und 1/2 Centimet. dick). Jeder der beiden Elektromagnete ist mit einer Lage von dickem, übersponnenem Kupferdraht umwickelt; m und n sind die Klemmschrauben für die Umwindungen des festen, p und q diejenigen für den beweglichen Elektromagneten. Schon ein einziges gutes Bunsen'sches Element, in dessen Polschrauben je zwei Poldrähte eingefügt sind, von denen das eine Paar mit m und p, das andere mit n und q verbunden werden, genügt, um den Apparat in Gang zu setzen und etwa 1/2 Kil. zu heben. Zwei Zink-Kohle-Chromsäure-Elemente leisten ungefähr dasselbe. Bei Anwendung von zwei guten Bunsen'schen Elementen dagegen erhält man schon eine sehr rasche Rotation und kann ca. 2 Kil. heben. Es ist gut, wenn die Stützen des festen Elektromagneten (innerhalb geringer Grenzen) verschiebbar sind; denn wenn auch der drehbare Elektromagnet im gewöhnlichen Zustande ungehindert zwischen den Polflächen des festen hindurch geht, so wird beim Schließen des Stromes der feste Magnet so stark nach dem beweglichen hin gezogen, daß ein heftiges Anschlagen der Polflächen der beiden Elektromagneten an einander entsteht. Man muß dann die Ständer so weit zurück schieben, daß die Eisenplatte sich, ohne anzuschlagen, drehen kann. Jedenfalls liefert der beschriebene Apparat, auch in kleineren als den hier angezogenen Dimensionen, hinreichend befriedigende Resultate. (Poggendorff's Annalen der Pysik und Chemie, 1872, Bd. CXLVII S. 615.)

Tafeln

Tafel Tab. II
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