Titel: Ein Beitrag zur deutschen Münzfrage; von Dr. Clemens Winkler.
Fundstelle: Band 208, Jahrgang 1873, Nr. LIII., S. 206
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LIII. Ein Beitrag zur deutschen Münzfrage; von Dr. Clemens Winkler.Vom Verfasser als Separatabdruck aus der deutschen Industriezeitung, 1873, Nr. 15 mitgetheilt. Winkler, über die deutsche Münzfrage. Heute, wo die deutsche Tricolore von den Flaggenmasten aller Zonen weht, wo im gesammten deutschen Vaterlande mit demselben Gewichte gewogen, mit demselben Maße gemessen wird, soll sich, als weiteres äußerliches Zeichen nationaler Einheit, die Reform des Münzgesetzes vollziehen und an die Stelle der jetzigen vielgestaltigen klingenden Ausgleichsmittel eine neue allgemeine deutsche Reichsmünze treten. Obwohl der Entwurf zu diesem neuen Münzgesetze bereits in gründlicher Bearbeitung vorliegt, so ist doch bis zum eigentlichen Vollzuge der Reform noch ein beträchtlicher Schritt, und die Aufgabe des deutschen Reichstages, diese hochwichtige, in alle Verhältnisse tief eingreifende Frage einer glücklichen, allgemein befriedigenden Lösung entgegenzuführen, darf sicher keine leichte genannt werden. Während über die Einführung der reinen Goldwährung und die Annahme der Mark als Rechnungseinheit wohl kaum noch ein Zweifel herrschen dürfte, hat es den Anschein, als ob hinsichtlich der kleinern Scheidemünze die Meinungen erheblich auseinander gingen, und zwar erstreckt sich diese Meinungsverschiedenheit weniger auf das festzustellende Theilungssystem als auf die Art des Materials, aus welchem diese Scheidemünze zu prägen seyn würde. Einestheils erachtet man es für unzweckmäßig, die künftigen Zehn- und Fünfpfennigstücke aus der jetzt gebräuchlichen Scheidemünzlegirung (22,2 Proc. Silber und 87,8 Proc. Kupfer) herzustellen, weil die Erfahrung gezeigt hat, daß der heutige Groschen schon nach kurzem Umlauf die Schminke verliert und ein mehr oder minder unehrenhaftes Aussehen annimmt; anderntheils zeigt sich wenig Neigung, auf den Vorschlag, dem starkversetzten Silber eine Nickellegirung zu substituiren, einzugehen, denn die belgische Münze, welche in diesem Falle als Muster dienen würde, läßt nicht allein hinsichtlich ihres äußern Ansehens, sondern besonders ihrer Größe, ihres Gewichtes, überhaupt ihrer Massigkeit halber viel zu wünschen übrig. Die Frage über die Ausprägung einer deutschen Reichsscheidemünze spielt also ganz entschieden auf das technische Gebiet über und bei solcher Sachlage dürfte es wohl verstattet seyn, daß sich Stimmen aus der Technik erheben, um, weit entfernt davon, maßgebend seyn zu wollen, wenigstens ihre individuelle Meinung über diesen Gegenstand darzulegen. Die Anforderungen, welche man an ein Metall stellt, welches Münzzwecken dienen soll, sind Glanz, angenehme und charakteristische Farbe, Klang, möglichste Unveränderlichkeit an der Luft, Zähigkeit bei hinlänglicher Härte und ein einer praktischen Münzgröße entsprechender Werth, der indessen bei Scheidemünze nur ein annähernder zu seyn braucht. Alle diese Eigenschaften findet man in seltener Weise vereinigt im Aluminium, diesem Metall, welches, nachdem es einen Triumphzug durch die halbe Welt gehalten, nur zu bald einer unverdienten Vergessenheit anheimfallen sollte. Die deutsche Münzfrage ist ganz geeignet, es dieser Vergessenheit zu entreißen, denn jedenfalls sind die Eigenthümlichkeiten des Aluminium beachtenswerth genug, um in Erwägung gezogen zu werden, wenn es sich um die Ausprägung einer neuen Scheidemünze handelt. Es sey deßhalb gestattet ein kurzes Bild von der Entwickelungsgeschichte und dem Stande der Aluminiumindustrie zu geben, die Eigenthümlichkeiten des merkwürdigen Metalls auf's Neue zu kennzeichnen und speciell auf seine Verwendungsfähigkeit zu Münzzwecken hinzuweisen. Nachdem H. Davy im Anfang dieses Jahrhunderts durch seine überraschenden Experimente mit der Volta'schen Säule den Nachweis von der Existenz eigenthümlicher metallischer Radicale in den seit Alters bekannten Alkalien und Erden geliefert hatte und man allmählich dahin gelangt war Kalium, Natrium, Baryum, Calcium etc. zu isoliren, versuchte Wöhler im Jahr 1827, auch das bisher ungekannte Radical der Thonerde abzuscheiden und erhielt dasselbe in Gestalt eines grauen Pulvers, welches unter dem Polirstahl lebhaften Metallglanz annahm. Später (1845) gelang es Wöhler, das Aluminium in Gestalt weißer, ductiler Metallkugeln darzustellen, deren Eigenschaften schon damals beachtenswerth erschienen, die aber erst zur rechten Kenntniß und Würdigung gelangten, als H. St. Claire Deville die Darstellung des Aluminium in etwas größerem Maaßstabe und zwar mit dem glücklichsten Erfolge versuchte. Es geschah dieß im Jahr 1854. Schon aus der ersten Notiz, welche Deville damals über seinen Versuch gab, kann man ersehen, welche Erwartungen er an eine dereinstige Aluminiumindustrie knüpfte, denn er sagt darin:Compt. rend. XXXVIII p. 279 und Journ. für prakt. Chemie, Bd. LXI S. 386 „Ein Metall, welches weiß und unveränderlich wie Silber ist, sich an der Luft nicht schwärzt, schmelzbar, hämmerbar, ductil und zähe ist, und welches außerdem die vorzügliche Eigenschaft besitzt, leichter zu seyn als Glas, würde offenbar sehr große Dienste thun, wenn man es leicht gewinnen könnte. Bedenkt man ferner, daß dieses Metall in beträchtlichen Mengen vorkommt, daß der Thon sein Erz ist, so muß man wünschen, daß es in Anwendung gebracht würde.“ Durchdrungen von diesem Wunsche und beseelt von der Ueberzeugung, daß es ihm gelingen werde der Technik ein neues ausgezeichnetes Metall zuzuführen, setzte Deville seine Versuche mit dem regsten Eifer fort. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich das Aluminium für manche militärische Zwecke, namentlich zur Herstellung von Kürassen, eignen werde, welche, bei gleicher Widerstandsfähigkeit gegen Geschoffe, nur den dritten Theil des Gewichts der Stahlpanzer besitzen würden, gab Veranlassung, daß ihm Napoleon III. einen unbeschränkten Credit eröffnete, welcher ihm die Anstellung von Großversuchen ermöglichen sollte, und so sehen wir schon im Jahr 1855 die eiste Aluminiumfabrik in Javelle bei Paris entstehen, in welcher Deville mit dem mäßigen Kostenaufwand von 36000 Frcs. seine schönen Arbeiten über die Erzeugung von Natrium und Aluminium im großen Maaßstab zur Durchführung brachte. Die im nämlichen Jahr zu Paris abgehaltene Industrieausstellung führte dem Publikum den ersten 1' langen, 1'' breiten und 1/2'' starken Barren des interessanten Metalls vor Augen und die hervorragenden Eigenschaften desselben, namentlich seine auffallende Leichtigkeit, erregten allgemeines Erstaunen. Die Kunde von dem wunderbaren „Silber aus Lehm“ drang in alle civilisirten Länder der Erde und ward allenthalben mit regster Theilnahme aufgenommen, man gab sich der gewissen Hoffnung hin, daß der anfängliche exorbitante Preis des Aluminium beträchtlich sinken müsse, sobald es nur erst gelungen sey, die noch vorhandenen technischen Schwierigkeiten der Darstellung abzumindern, und in der That schien jene Hoffnung sich rascher zu erfüllen, als man erwarten konnte, denn binnen Kurzem machte die Aluminiumfabrication solche Fortschritte, daß der Preis des neuen Metalls von 3000 auf 300 Frcs. pro Kilogrm. herabsank. Inzwischen hatte sich eine Gesellschaft gebildet, welche, auf Veranlassung Deville's, zu Nanterre, zwei Stunden von Paris entfernt, eine Natrium- und Aluminiumfabrik errichtete. Es war dieselbe das erste private Etablissement dieser Art, stand unter der Leitung von Paul Morin und wurde später nach Salyndres in die Fabrik von Merle u. Co. verlegt, während die mechanische Bearbeitung des in ihr erzeugten Aluminium nach wie vor zu Nanterre ausgeführt wurde. Die Beobachtung H. Rose's, daß Kryolith ein vortreffliches Material zur Erzeugung von Aluminium sey, sowie ferner das bald darauf folgende Bekanntwerden eines mächtigen Kryolithlagers in Grönland gaben Veranlassung zur Entstehung einer zweiten Aluminiumfabrik, welche von William Martin zu Amfreville-la-Mit-voie bei Rouen gegründet und der Leitung der Gebrüder Charles und Alexandre Tissier übergeben wurde. Diese Fabrik suchte das Aluminium durch Reduction von Kryolith mittelst Natrium zu gewinnen, prosperirte aber nicht und mußte wieder eingehen. Auch in England entstanden Aluminiumfabriken. Die eine, ebenfalls mit Kryolith arbeitend, richtete Gerhard in Battersea bei London ein, eine andere wurde zu Washington bei Newcastle-on-Tyne von den Gebrüdern Bell gegründet. Durch diese Fabriken, welche sämmtlich bereits im Jahr 1859 existirten, wäre nun Gelegenheit zur Massenproduction von Aluminium gegeben gewesen und dennoch trat eine solche nicht ein. Salyndres erzeugte 60, Amfreville 80k monatlich und wie viel oder wie wenig die englischen Fabriken lieferten, ist wohl nicht in die Oeffentlichkeit gedrungen. Der Grund dieser geringen Production war einzig der schwache Begehr, die beschränkte Verwendung des neuen Metalls, dessen Darstellungsweise mit so bedeutenden Kosten verknüpft ist, daß der niedrigste Engros-Preis, zu dem es je verkauft wurde, immer noch 100 Frcs. pro Kilo betrug. Im Durchschnitt stand der Preis des Aluminium während der langen Reihe von Jahren, die inzwischen verflossen ist, auf 120 bis 150 Frcs. pro Kilogrm. oder 16 bis 20 Thlr. pro Pfd. und in dieser Höhe hat er sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Unter solchen Umständen kann von einer Massenverwendung des Aluminium, so sehr eine solche zu wünschen wäre, nicht die Rede seyn. R. Wagner sagt (Technolog. Studien auf der Ausstellung zu Paris 1867 p 55) sehr richtig: „Eine große technische Bedeutung hat das Aluminium immer noch nicht; eine wirklich bedeutende Rolle steht ihm nur dann bevor, wenn es gelungen sein wird, es hüttenmännisch „auf der Aluminiumhütte“ aus Thon auszuschmelzen und dadurch das überaus interessante Metall in den Kreis der gemeinen Industriemetalle einzuführen.“ Die Möglichkeit solch' einer hüttenmännischen Gewinnung, eines unserm Eisenhüttenbetrieb entsprechenden Aluminiumhüttenbetriebes, liegt aber noch im weiten Felde, und ist möglicher-, ja wahrscheinlicher Weise einer sehr späten Zukunft vorbehalten. Das zahllose Heer von Versuchen, welche seit nahezu zwei Decennien zur Erreichung dieses Zweckes durchgeführt wurden, hat durchweg negative Resultate ergeben und nur ausnahmsweise noch wagt sich Jemand an das Problem, dessen Lösung einstmals ebenso fieberhaft wie erfolglos nachgestrebt wurde. Man hat sich nachgerade mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß die Hoffnungen, welche man anfänglich hinsichtlich der Entwickelung der Aluminiumindustrie hegte, überschwingliche oder doch verfrühte gewesen sind und daß das Aluminium wohl noch lange das bleiben wird, was es bis jetzt gewesen: Ein chemisches Educt, auf dessen Darstellung bereits alle wissenschaftliche Kraft verwendet worden ist, welche unserm Zeitalter zu Gebote steht. So betrübend diese Erkenntniß im Allgemeinen ist, so wichtig erscheint sie, wenn es sich um eine etwaige Verwendung des Aluminium als Scheidemünzmetall handeln sollte, denn in ihr liegt eine Gewährleistung dafür, daß eine wesentliche Vervollkommnung der bestehenden Aluminiumgewinnungsmethode und mithin ein beträchtliches Schwanken des Aluminiumpreises auf lange Zeit hinaus nicht zu erwarten ist. Die Eigenschaften des Aluminium lassen dasselbe als ganz geeignet für Münzzwecke erscheinen. Seine Farbe, ein angenehmes bläuliches Weiß, ist so charakteristisch, daß man es selbst bei ungenügender Beleuchtung weder mit Silber noch mit Zinn, oder mit Zink, oder sonst einem andern weißen Metall verwechseln kann. Und wo das Auge nicht zur Unterscheidung hinreicht, da bewirkt dieselbe sofort das Gefühl. Das auffallend geringe Eigengewicht des Aluminium läßt es ganz von selbst aus allen anderen Metallen heraus erkennen, denn das Aluminium ist ungefähr dreimal leichter als Kupfer, viermal leichter als Silber und sieben- bis achtmal leichter als Gold. Hinsichtlich des Klanges übertrifft das Aluminium wohl alle anderen Metalle. Man hat ihn demjenigen des Krystallglases verglichen und die Tischglocken und Becher, welche man aus Aluminium gefertigt hat, besitzen einen überaus schönen, hellen, lieblichen Ton. Dieß veranlaßte Deville zu einem Versuche, das Aluminium als Glockenmetall einzuführen und im Jahre 1868 übersendete er der Royal Institution zu London eine Glocke von 55 Centimeter Durchmesser, welche sich durch einen prächtigen Klang auszeichnete, und die, trotz ihrer nicht unbeträchtlichen Größe, nicht mehr als 44 Pfund wog. Die Härte des Aluminium entspricht annähernd der des Feinsilbers, läßt sich aber schon durch höchst geringe Beimengung anderer Metalle ganz beträchtlich erhöhen. Seine Dehnbarkeit ist eine vollkommene; es läßt sich, ohne Kantenrisse zu bekommen, mit Leichtigkeit zu Blech von beliebiger Stärke auswalzen, ja sogar, gleich Gold und Silber, in Blattform bringen; dabei bleibt es so geschmeidig, daß man selbst dünnes Blech vielmal hin und her biegen kann, ohne daß es bricht. Ueberhaupt zeigt es sich höchst bearbeitungsfähig und läßt sich vortrefflich feilen, abdrehen, drücken, ciseliren und prägen. Die Pariser Ausstellung 1867 führte es in allen Gestaltungen vor Augen und zeigte recht deutlich die vortrefflichen Eigenschaften des originellen Metalls. Man fand es daselbst vertreten in Form von Löffeln, Gabeln, Bechern, Altarkelchen, prachtvoll ciselirten Tassen und Kannen, als Bracelets, Busennadeln, Brochen, Hemdknöpfe, Medaillons, Bouillongestelle, Dosen und Schalen, als Einlage der Schatullen, als Leuchter, als Fassung für Operngläser und Nivellirinstrumente, als Statuetten etc., und der Eindruck, welchen diese Gegenstände machten, war, abgesehen von der allerdings theilweise künstlerischen Ausführung durchweg ein angenehmer, dem Auge wohlthuender. Auch über das Prägen des Aluminium liegen befriedigende Erfahrungen vor. Schon im Jahre 1855 erregte eine daraus gefertigte Medaille Aufsehen, welche Deville dem ursprünglichen Entdecker des Aluminium, dem großen deutschen Chemiker F. Wöhler in Göttingen zum Gescheute machte. Dieselbe besaß die Größe eines Zweithalerstücks und lieferte durch ihr scharfes Gepräge eine Vorstellung von der außerordentlichen Geschmeidigkeit des neuen Metalles. Inzwischen sind Denkmünzen, Preismedaillen, Rechenpfennige, Spielmarken in Menge ausgeprägt und mit Beifall aufgenommen worden. Was aber das Aluminium als ganz besonders geeignet zu Münzzwecken erscheinen läßt, das ist außer Farbe, Klang und Leichtigkeit seine Widerstandfähigkeit gegen äußere Einflüsse, seine Unveränderlichkeit. Während Silber, Silberlegirungen und Neusilber in schwefelwasserstoffhaltiger Atmosphäre, z.B. durch Leuchtgas und die Ausdünstung der Aborte in kurzer Zeit schwarz und unscheinbar werden, behält das Aluminium seinen Glanz unverändert bei. Nicht minder indifferent verhält es sich gegen den Einfluß der Luft, ja, man kann es der Glühhitze aussetzen, ohne daß es sich wesentlich oxydirt und selbst beim Schmelzen, welches bei ungefähr 700° erfolgt, schützt es ein hauchartiger Ueberzug von Thonerde vor der Oxydation. Die feinsten Aluminiumgewichte zeigen sich nach jahrelangem Gebrauch unverändert und Aluminiumblech von verschiedener Stärke, welches circa 7 Jahre lang der Atmosphäre des Laboratorium ausgesetzt war, hat nicht im Mindesten an Glanz eingebüßt. Im Jahre 1863, zu einer Zeit, wo Aluminiumschmuck auch in Deutschland in Aufnahme gekommen war, kaufte ich eine Broche in Form einer Bandschleife, welche mit polirten Stahlknöpfen besetzt und durch eine Umschlingung mit vergoldetem Tomback zusammengehalten war. Heute, nachdem die Broche jahrelang unbenutzt gelegen hat, zeigen sich die Stahlknöpfe vom Rost zerfressen, der vergoldete Tomback ist schwarz geworden und nur das Aluminium hat seine Farbe und seinen Glanz unverändert beibehalten. Aus Alledem läßt sich der Schluß ziehen, daß das Aluminium besser als irgend ein Metall zur Ausprägung von Scheidemünzen geeignet seyn würde, daß es wenigstens verdient, bei den bevorstehenden Berathungen des deutschen Reichstages über das neue Münzgesetz in Betracht gezogen zu werden. Ist auch sein Werth nicht durch die Seltenheit seines Erzes, des Thons, bedingt, so ist er doch faktisch vorhanden, weil die Abscheidung des Metalles aus diesem Erze mit beträchtlichen und durch langjährige Erfahrung genau festgestellten Kosten verknüpft ist, die sich voraussichtlich noch lange Zeit auf derselben Hohe erhalten werden. Die Fabrication des Aluminium nach der jetzigen, einzig erfolgreichen Methode aber ist ein überwundener Standpunkt und könnte ebenso gut von der Reichsregierung in die Hand genommen werden, wie dieß zum Theil mit dem Bergbau auf Silber und andere Metalle geschieht. Am zweckmäßigsten würde es seyn, die Scheidemünzen aus reinem Aluminium zu prägen, weil dieß auf eine geeignete Münzgröße führen würde. Um hierüber eine Vorstellung zu erhalten, wolle man sich vergegenwärtigen, daß ein preußischer Silbergroschen 2,12 Grm. wiegt. Nimmt man den Werth von 1 Kil. geprägtem Aluminium (etwas hoch) zu 100 Mark an, so würde ein Zehnpfennigstück gerade 1 Grm., ein Fünfpfennigstück 0,5 Grm. wiegen. Das specifische Gewicht der zu den jetzigen Silbergroschen verwendeten Kupfer-Silberlegirung verhält sich aber zu dem des Aluminium wie 9,37 zu 2,67, letzteres ist mithin ungefähr 3 1/2mal so leicht, als erstere. Demgemäß würde das Volumenverhältniß des jetzigen Groschens zu dem des künftigen Zehnpfennigstückes 2,12: 3,5 sein, oder letzteres würde ungefähr 1/2mal größer ausfallen, als der preußische Silbergroschen. Bei alledem aber würde sein Gewicht nur die Hälfte von dem der jetzigen Silberscheidemünzen betragen. Diese Leichtigkeit würde, abgesehen von der größeren Bequemlichkeit, noch den Vortheil haben, daß ein Verwechseln der Aluminiummünze mit gleichzeitig coursirendem Silbergeld ganz unmöglich wäre und daß ferner Betrügereien durch galvanisch vergoldete Scheidemünzstücke sofort wahrgenommen werden müßten, was im Hinblick auf die einzuführende Goldwährung nicht ohne Belang seyn dürfte. Eine weitere Frage wäre die, ob die vortrefflichen Eigenschaften des Aluminium es nicht als Versatzmittel für Silber an Stelle des Kupfers, geeignet erscheinen ließen. Man darf annehmen, daß Mark- und Halbmarkstücke weit schöner und unveränderlicher ausfallen müßten, wenn man sie aus einer Silber-Aluminiumlegirung, anstatt aus der jetzt üblichen Silber-Kupferlegirung herstellte. Indessen läßt sich diese Frage nicht ohne Weiteres beantworten, weil über die Aluminiumlegirungen im Allgemeinen, besonders aber über das Verhalten des Aluminium zum Silber, noch zu viel Unklarheit herrscht. Jedenfalls wäre es erfreulich, wenn die bevorstehende Münzreform Anlaß gäbe, daß dem mit so hervorragenden Eigenschaften ausgestatteten Aluminium, diesem Kinde deutscher Wissenschaft, auf's Neue die Aufmerksamkeit geschenkt würde, die es verdient, und deren es während der letzten Jahre viel zu wenig gewürdigt worden ist.