Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 208, Jahrgang 1873, Nr. , S. 153
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Miscellen. Miscellen. Moy und Schill's Dampfmaschine ohne Wärme-Ausstrahlung. Das Princip, welches die Erfinder hierbei in Anwendung gebracht haben, führt zu einer bedeutenden Ersparniß an Brennmaterial. Die Schwierigkeiten, womit sie dabei zu kämpfen hatten, liegen in der Gefahr der Zerstörung der Maschine durch die hohe Temperatur und Trockenheit des von Rankine sogenannten Dampfgases, welches bekanntlich andere Eigenschaften als gesättigter Dampf besitzt. Die Maschine ist nach dem Systeme der combinirten Hoch- und Niederdruck-Cylinder gebaut; diese sowie ein Theil des Kessels sind ein Gußstück. Die Heizfläche wird gegeben durch ein System horizontaler ⊃förmiger Röhren, die von dem Theile des Kessels ausgehen, welcher die Cylinder umgibt. Kessel und Cylinder liegen in einem eisernen, mit feuerfesten Ziegeln ausgefütterten Kasten, der auch den Ofen (Feuerherd) einschließt. Dadurch wird jeder Wärmeverlust durch Strahlung vermieden. Die erwähnte Maschine hat 10 Pferdekräfte, nominell, soll aber auf 100 Pferdekräfte gebracht werden können. Der Hochdruck-Cylinder hat 0,152 Meter Durchmesser, der Niederdruck-Cylinder 0,38 Meter; die Hubhöhe beträgt 0,3 Meter. Die Kolbendicke ist 0,152 Meter. Der niedrigste Dampfdruck ist 14,000 Kil. auf den Quadratmeter und der höchste 280,000 Kil. Die Kolben haben weder Ringe noch Federn, sondern Nuthen zur Dichtung. Die Cylinder haben Führungen von Schmiedeeisen. Der Durchmesser des Kessels oder des Kastens der die Cylinder einschließt ist 0,67 Meter, und die ganze Höhe vom Dome bis zur Stopfbüchse ist 0,99 Meter. Die 144 Röhren haben 40 Millimeter äußeren Durchmesser und sind 0,610 Meter lang, was 11,32 Quadratmeter Heizfläche ergibt. Eine andere Eigenthümlichkeit liegt dann, daß bei großen Schiffen der Schürraum auf dem zweiten Deck ist, oder an dem Wetterdeck, so daß heiße Schürlöcher tief unten vermieden sind. (Engineer, vom 24. Januar 1873; Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1873 S. 78.) Howard's Heißluft-Maschine. Dieselbe ist eine Erfindung von C. C. Leawitt in Amerika und soll die bekannten Uebelstände von Maschinen dieser Art nicht haben, indem ein verhältnißmäßig hoher Arbeitsdruck erzielt wird, ohne größere Erhitzung der Maschine, durch Erhitzen der Luft bei constantem Volumen und durch automatische Unterhaltung der Feuerung. Die Maschine hat ihre Feuerbüchse in dem Cylinder selbst und die Verbrennungsproducte werden zur Bewegung des Kolbens benutzt. Bei einer kleinen Maschine von 0,15 Meter Durchmesser, gleicher Hubhöhe und 150 Umdrehungen zeigte sich der Kohlenverbrauch zu 0,567 Kilogrm. per Stunde. Die Maschine entwickelte 0,27 effective Pferdekräfte und der Brennstoffverbrauch betrug daher 2,5 Kil. per Pferdekraft und Stunde. Aus der Luftpumpe führt ein Hauptrohr zur Feuerbüchse und zweigt sich ein zweites ab, welches die gebrauchte Luft aus dem Cylinder in das Ausströmungsrohr führt. Das Ventil, welches den hierzu gehörenden Behälter öffnet oder schließt, wird durch einen Daumen und eine Treibstange bewegt. Der untere Theil des Kolbens ist mit Speckstein dicht belegt; unter ihm befindet sich die Feuerbüchse. Der Cylinder ist außen von einem Kaltwassermantel umgeben. Eine Welle, die ihre Bewegung von der Kurbelachse erhält, bewirkt die Kohlenzuführung automatisch. Die Kohle liegt in einem halbkugeligen Behälter; ein dem entsprechend gekrümmter Rührer oscillirt um eine Achse und versieht mit Hülfe einer Drahtbürste bei jeder Oscillation eine Art Drehschieber mit Kohle, von wo diese durch einen hin- und hergehenden kleinen Kolben in den Feuerraum geschoben wird. Wenn die Feuerbüchse voll ist, findet dieser kleine Kolben, dessen Antrieb auch durch die Welle geschieht, Widerstand; dadurch gleitet der Riemen von der Stufenscheibe der kleinen Steuerwelle ab, und so wird die weitere Kohlenzufuhr unterbrochen. Vor dem Einströmventil der Luftpumpe befindet sich ein Drosselventil, welches durch den Regulator auf gewöhnliche Weise regiert wird. Schließt sich die Klappe, so bewirkt dieß ein theilweises Vacuum im Cylinder der Pumpe, welches die Leistung der Maschine vermindert. Da die Kurbel der Luftpumpe und des Arbeitskolbens zu einander unter rechten Winkeln stehen, so befindet sich der Luftpumpenkolben bei beginnendem Niedergange des Arbeitskolbens in der Hälfte seines Hubes aufwärts, indem der Arbeitskolben dem Luftpumpenkolben voraneilt. Das Ausströmen findet zu Ende des Aufganges statt, und wenn der Arbeitskolben in der Mitte seines Niederganges ist, so beginnt die Luftpumpe vermöge ihres Niederganges ihre kalte Luft auszublasen, und zwar durch dieselbe Oeffnung, durch welche heiße Luft, aus dem Heißluft-Cylinder kommend, ausströmt; durch diesen frischen Luftstrom wird das Ablaßventil stets von Unreinigkeiten wieder befreit, und zugleich abgekühlt. Das Auslaßventil schließt ein wenig vor Ende des Niederganges des Arbeitskolbens, wodurch eine leichte Compression entsteht. Da nun der Pumpenkolben rasch abwärts, der Heißluftkolben langsam aufwärts geht, so wird die Luft durch die Kraft des Schwungrades comprimirt. Steigt dann der Arbeitskolben wieder rasch, so treibt der Pumpenkolben die Luft in den Feuerraum. Die durch die rasche Erhitzung expandirte Luft treibt dann ersteren in die Höhe, und setzt somit das Schwungrad in Bewegung. Das Einlaßventil der Pumpe ist von Messing und mit Leder gedichtet. Das in den Feuerraum führende Ventil ist bloß von Messing. Der Pumpenkolben ist mit dem besten eichengegerbten Leder abgedichtet. Die zur ganzen Steuerung nothwendigen Ventile, außer dem eigentlichen Ausströmventile und der Drosselklappen, sind drei gewöhnliche Klappenventile. Als Dichtungsmittel bewährte sich am besten Speckstein. Die Maschine geht sehr leicht über die todten Punkte, und der Druck währt, bis die Mitte des Hubes erreicht ist, wo er fast 14,000 Kil. auf den Quadratmeter ist: ein bisher nicht erreichtes Resultat. Das allmähliche Anwachsen des Druckes ist dadurch bedingt, daß die Luft ohne Volumveränderung in den heißen Cylinder gelangt, und daher erst dann wirkt, nachdem sie dort eingeschlossen und erhitzt worden ist. (Engineering vom 24. Januar 1873; Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereines, 1873 S. 77.) Gotthard-Eisenbahn-Tunnel. Nach Engineering vom 28. März d. J. hatte man Ende Februar d. J. bereits eine Länge von 680 Fuß 4 Zoll (oder 207,3 Meter) durchbohrt, wovon 478 Fuß 8 Zoll auf die Südseite und 201 Fuß 8 Zoll auf die Nordseite kommen. Im Monat Februar allein schritt die Bohrung um 128 Fuß 8 Zoll fort. Unsere Quelle erinnert dabei, daß die ganze zu durchbohrende Länge des Gotthards (an der großen Tunnelstelle) 49733 Fuß oder 15162 Meter d. i. etwas über 15 Kilometer beträgt. (Hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1873, Nr. 15.) Mont-Cenis-Tunnel. Nach dem „Engineer“ vom 21. März 1873, beginnen Klagen laut zu werden über die unzureichende Ventilation des bereits im Betriebe befindlichen Mont-Cenis-Tunnels. Um diesem Hebel zu steuern, soll vorgeschlagen worden seyn, die ganze Tunnellänge in zwei nebeneinander parallel laufende Abtheilungen zu theilen, deren jede für sich besonders einer durchgreifenden Ventilation zu unterwerfen ist. (A. a. O.) Neues Verfahren der Stahlfabrication. In den Vereinigten Staaten zieht ein neuer Proceß, Stahl zu fabriciren, die Aufmerksamkeit der Techniker auf sich. Dasselbe wurde von Th. J. Barrow im Jahre 1868 erfunden. Der Erfinder vereinigte sich mit T. B. Scowden, Ingenieur des Louisville- und Portland-Canales, und beide bildeten in Louisville eine Compagnie zur Ausführung des neuen Verfahrens. Nach zweijährigen Versuchen wurde die erste Fabrik gebaut, und mit der Fabrication im März v. J. begonnen. Gegenwärtig beschäftigt die Fabrik 40 Arbeiter. Der Stahl ist hauptsächlich für Werkzeuge, wie Aexte, Hacken, Beile etc., geeignet. Dieselben werden zuerst in gewöhnlicher Weise aus Gußeisen hergestellt, sie kommen dann in rotirende Trommeln, wo sie durch Reibung von den Anhängseln, die sie beim Gießen erhielten, befreit und so gereinigt werden. Nachher werden sie in eiserne Kästen gepackt, die mit einer Schicht Thon zu schließen sind. In diesen Kästen werden sie der Wirkung von Eisenoxyden und anderen Chemikalien, welche das Geheimniß des Erfinders sind, ausgesetzt, wodurch das Eisen entkohlt wird. Man unterwirft die Werkzeuge in den Kästen einem Glühproceß, der 3 bis 6 Tage lang dauert. Nach der Entkohlung und Reinigung ist aus Gußeisen Schmiedeeisen geworden. Dasselbe kann nun in Stahl verwandelt werden, und dieß geschieht auf folgende Weise. Eine Retorte, welche ungefähr 20 Centner Werkzeuge faßt, ist in der Mitte eines großen Ofens angebracht. Die Temperatur wird etwas unter dem Schmelzpunkt des Eisens erhalten. Während die Werkzeuge dieser Temperatur ausgesetzt sind, wird denselben Gasolin und reines Holzkohlengas zugeführt. In Zeit von 8 bis 10 Minuten ist das Eisen in Stahl verwandelt. Die Werkzeuge werden dann aus der Retorte heraus genommen, getempert, geschliffen und polirt. Nach diesem Proceß soll Stahl auf die rascheste Weise bereitet werden. Die Compagnie schmilzt 30 Centner pro Tag und hofft baldigst mit der Fabrication von Stahlschienen beginnen zu können. (Blätter für Gewerbe, Technik und Industrie, u. F., Bd. VI S. 313.) Verfahren zur Bestimmung des Eisens in Hohofenschlacken. Das nachstehende Verfahren zur Bestimmung des Eisengehaltes von Hohofenschlacken dürfte zu empfehlen seyn, weil bei demselben mehrere, bei der Anwendung anderer Methoden unvermeidliche Uebelstände vermieden werden. Eine eingewogene Menge der möglichst fein gepulverten Schlacke wird, mit der drei- bis vierfachen Gewichtsmenge Fluorammonium innig gemengt, in einen Platintiegel gebracht und unter allmählichem Zusatze von Schwefelsäure im Wasserbade erhitzt. Nachdem das Aufbrausen aufgehört hat, stellt man den Tiegel in ein Sandbad und erhitzt ihn in demselben so lange und so stark, bis die Säure zu verdampfen beginnt. Dann entfernt man den Tiegel von der Wärmequelle, fügt Wasser zu, sammelt nach dem Erkalten den unlöslichen Rückstand auf einem Filter und wäscht so lange aus, bis das ablaufende Waschwasser sich von Eisen gänzlich frei zeigt. Hernach reducirt man das im Filtrate enthaltene Eisenoxyd mit Zink zu Oxydul und bestimmt nun das Eisen wie gewöhnlich auf volumetrischem Wege. Engineering and Mining Journal, März 1873, S. 152.) Das Gasbereitungsverfahren von Eveleigh. Dieses Verfahren, welches von der Patent-Gas-Company in mehreren englischen Städten ausgeführt wird, besteht darin, daß die Steinkohlen zuerst bei niedriger Temperatur destillirt werden und der erzeugte Theer dann durch eine zweite Destillation vergast wird. Auf diese Weise soll man aus dem gleichen Kohlenquantum eine größere Menge und besseres Gas erhalten als beim gewöhnlichen Destillationsverfahren. F. W. Keates und Prof. Dr. Odling haben nun eingehende Versuche mit diesem Verfahren angestellt und sind dabei im Wesentlichen zu folgenden Resultaten gelangt. Bei dem Eveleigh'schen Verfahren erhält man nicht quantitativ, wohl aber qualitativ eine etwas bessere Ausbeute, dagegen fällt der Theer als Nebenproduct nahezu ganz weg. Der Brennmaterialverbrauch ist ein viel größerer als beim gewöhnlichen Gasbereitungsverfahren. Da ein Eveleigh'scher Apparat nur etwa 3000 Kubikfuß Gas pro Retorte in 24 Stunden liefert, so ist sowohl die Anlage als der Betrieb bei diesem System viel theurer als bei der gewöhnlichen Gasbereitung. Die geringe Verbesserung in der Leuchtkraft steht in ihrem Werth keinesfalls in günstigem Verhältniß zu den Mehrkosten welche das neue Verfahren bedingt. (Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 15.) Die Flammen comprimirter Gase. Läßt man, nach einer Mittheilung von F. Benevides aus einem Behälter mit comprimirtem Leuchtgase, dasselbe bei nur wenig geöffnetem Hahne austreten und entzündet dasselbe, so zeigt die Flamme eine größere Helligkeit als die Flammen der Straßenlaternen, deren Gasdruck nur um einige Centimeter Wassersäule den Druck der Atmosphäre übertrifft. Oeffnet man den Hahn weiter, dann nimmt die Geschwindigkeit des Ausfließens zu, Luft wird mitgerissen und mischt sich mit dem Gase, die Verbrennung wird lebhafter, die Helligkeit der Flamme wird kleiner, oder verschwindet, und die Temperatur steigt bedeutend; es entsteht eine Wirkung wie bei dem Bunsen'schen Brenner. Wenn der Druck und die Geschwindigkeit, wie die Menge des ausströmenden Gases groß sind dann fängt die Flamme nicht an der Mündung des Brenners an, sondern in einer bestimmten Entfernung von derselben. Es bleibt ein dunkler Raum, dessen Dimensionen vom Druck und der Geschwindigkeit des Gases abhängen. Bei einem Drucke von 2 Atmosphären war der dunkle Raum fast 4 Centimeter lang, die Flamme hatte eine Länge von 4 Decimeter, am Beginn eine Breite von 3 Centimeter, am Ende eine von 1 Decimeter. Die Temperatur des dunklen Raumes ist sehr niedrig; ein Thermometer steigt in demselben nur sehr langsam, wahrscheinlich nur durch Strahlung von der Flamme her. Bringt man in den dunklen Raum einen Metalldraht, berührt mit demselben die Flamme und führt ihn dann wieder in den dunklen Raum, so folgt die Flamme dem Drahte, und man kann den dunklen Raum ganz zum Verschwinden bringen; er stellt sich jedoch wieder her, wenn man den Draht entfernt. Durch Annähern einer brennenden Kerze an den dunklen Raum überzeugt man sich von der Aspiration, die er auf die Umgebung ausübt. Ist der Brenner sehr eng und die Ausflußgeschwindigkeit des Gases sehr groß, dann ist ein Verbrennen nicht möglich, die Flamme verlischt. Das Spectrum der Flammen des comprimirten Gases ist discontinuirlich und zeigt 5 helle Linien. Ist die Ausflußgeschwindigkeit des Gases klein, so erscheint ein Helles continuirliches Spectrum. Im ersten Falle findet eine vollkommenere Verbrennung des Gases statt, während im letzteren mehr unverbrannte Kohle glüht. Diese Beobachtungen will Benevides bei der Straßenbeleuchtung in Städten mit bedeutenden Niveauverschiedenheiten verwerthet wissen. Die Flammen der hoch gelegenen Stadttheile (in Lissabon kommen derartige Unterschiede von 100 Met. vor) nähern sich denen des comprimirten Gases, da hier die Ausflußgeschwindigkeit am größten ist. Ihre Temperatur wird somit sehr hoch seyn, und wenn man gleichen Lichteffect erzielen will, wie in den niederen Stadttheilen, welche von demselben Gasometer versehen werden, muß man die Hähne weniger weit öffnen. (Annales de Chimie et de Physique, 4. série, t. XXVIII, März 1873; Naturforscher Nr. 16.) Verwendung des Purpurins. Das neben dem Alizarin im Krapp vorkommende Purpurin läßt sich für Schwarz, Roth, Rosa und Lila auf Baumwolle, Wolle und Seide benutzen. Man bedruckt Baumwollstoffe mit den Krappbeizen, färbt aus und seift bei 40 bis 50° R., um das Weiß herzustellen und die Farben zu aviviren. 1 bis 2 Grm. genügen für 1 Quadratmeter Stoff. Rothe und schwarze Taschentücher lassen sich mit 2 Grm. Purpurin und 5 Grm. Sumach für das Tuch färben. Eine Passage durch Kleie gibt nach dem Färben den Böden ein gutes Weiß. Wolle siedet man mit Alaun und Weinstein oder Zinnchlorid und Weinstein, und färbt unter halbstündigem Sieden im Purpurinbade aus. Passend setzt man dem Sude Tannin hinzu. Zum Druck löst man 20 Grm. Purpurin und 45 Grm. Soda in heißem Wasser, filtrirt, verdickt mit Stärke und ergänzt auf 1 Liter. Man druckt auf und dämpft. Für Carmoisinroth siedet man mit Alaun und Weinstein. Zum Färben von Seide beizt man mit essigsaurer Thonerde und Kreide, trocknet, gummirt schwach mit Traganthschleim (1 : 200) und bedruckt mit folgender Purpurinlösung. 32 Grm. Purpurin und 12 Grm. krystallisirte Soda werden in Wasser gelöst, filtrirt und mit 200 Grm. gebrannter Stärke verdickt. Man druckt, dämpft und seift bei 50° R. Die erzielten Farben sind sehr hübsch, besonders das Roth. Zur Darstellung von Lacken aus Purpurin löst man dieses in kochender Alaunlösung und fällt diese dann durch Kreide oder Soda. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 2.) Anilingrün auf Stroh. Stroh im unverarbeiteten wie im verarbeiteten Zustande, ebenso Immortellen, Gräser etc. lassen sich auf folgende einfache Art mit Jodgrün färben. Man bringe die Gegenstände zehn Minuten bis eine Viertelstunde lang in kochendes Wasser und lasse sie mit diesem erkalten. Inzwischen rühre man mit 10 Liter Wasser 30 Grm. Chlorkalk an, setze 30 Grm. krystallisirte Soda zu, lasse absetzen und bringe das Stroh eine halbe Stunde lang in die klare Flüssigkeit. In 10 Liter Wasser rühre man andererseits 40 Grm. Salzsäure, bringe das im Chlorsoda-Bade Heller gewordene Stroh in das saure Bad, bewege fünf Minuten lang und spüle gut. Ein 30° R. warmes Bad in hölzerner Kufe bestelle man nun mit einer klaren Auflösung von Jod grün, setze zum Gilben ein wenig Pikrinsäure hinzu, gehe mit dem gespülten Stroh ein und färbe unter Bewegen fertig. (Reimann's Färberzeitung, 1872, Nr. 46.) Anilinschwarz zum Färben der Baumwolle, nach Jarosson und Müller-Pack. Man löst in 10 Liter Wasser und 10 Kil. Salzsäure 3 Kil. Eisen auf, stellt die Flüssigkeit durch Verdünnung auf 2° Baumé und bringt die zu färbenden Stoffe 2 Stunden lang hinein. Auf 30 Kil. Stoff bestellt man sich zwei Lösungen, die erste aus 2,100 Kil. chlorsaurem Kali und 30 Liter kochendem Wasser, die zweite aus 3 Kil. Anilinöl und 5 Kil. Salzsäure. Man mischt beide Lösungen und taucht die zu färbenden Stoffe darin ein, bis sie davon durchdrungen sind. Die imprägnirten Stoffe erhitzt man 3 bis 5 Stunden lang in einem geschlossenen Gefäß zuerst auf 30°, dann auf 50° R. im Wasserbade. Beim Herausnehmen aus dem Apparat ist das Schwarz bereits entwickelt. Man läßt die Waare einige Zeit auf einander liegen und nimmt dann durch eine schwache Auflösung von chromsaurem Kali, darauf zum Weichmachen durch ein Weißbad mit Oel. Passirt man die Waare durch sehr verdünnte Schwefelsäure, wäscht und nimmt durch schwach alkalisches Wasser, so erhält man aus dem Schwarz ein Dunkelblau. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 6.) Verfahren, Nicholson- oder Alkaliblau auf Wolle walkächt herzustellen; von Fr. Ed. Brauß in Barmen, Vertreter der Anilinfarben-Fabrik von Brooke, Simpson und Spiller in London. Der Uebelstand, daß die mit Alkaliblau auf Wolle erzeugte Farbe in der Walke wieder zurücktritt, hat bisher der Einführung dieses Farbstoffes in der Tuchfärberei im Wege gestanden. Es ist nun dem Verf. gelungen, ein einfaches Verfahren zu finden, diesen Uebelstand zu beseitigen; dasselbe besteht darin, daß dem zweiten (sauren) Bade etwas Zinkvitriol zugesetzt, im übrigen aber ganz wie früher gearbeitet wird. Wendet man chemisch reinen Zinkvitriol an, so erzielt man dieselbe schöne Nüance, wie ohne diesen Zusatz. Der Verf. hat gefunden, daß auch bei anderen Anilinfarben durch einen Zusatz von Zinkvitriol zum Färbebade die Haltbarkeit derselben bedeutend erhöht wird. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 9.) Alkaliblau auf Baumwolle. 12 Loth Tannin, 1 Loth Zinnsalz und 1 Loth Kupfervitriol bilden die Beize, in welcher man die Waare (10 Pfd.) eine Stunde lang herumarbeitet oder einsteckt. In einem heißen Wasserbade löst man 2 Loth Alkaliblau auf, geht mit der abgewundenen Waare ein, läßt eine Stunde lang stehen, schlägt auf, läßt abtropfen, windet ab und geht sofort auf ein frisches kaltes Bad mit so viel Schwefelsäure, daß es gut sauer schmeckt. Der Thon wird röthlicher, wenn man dem Ausfärbebade die Säure zusetzt und nachher wäscht. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 7.) Indigblau ohne Indigo auf Baumwolle. Wir geben im Folgenden ein Verfahren zur Erzeugung eines dem Indigoblau annähernd ähnlichen Blaues auf Baumwolle, welches mehrfach als etwas ganz Besonderes und Unbekanntes angepriesen wird. Auf 50 Pfd. Garn. Das Garn wird mit Soda gekocht, gespült und getrocknet. Man stellt folgende Farbe her. In 13 Liter Wasser koche man 2 Kil. Weizenstärke, lasse kalt werden, setze 600 Grm. chlorsaures Kali, 600 Grm. Chlorkupfer und 1,200 Kil. salzsaures Anilin zu, rühre gut durch und benutze die hellgraue Masse. Statt der angeführten Mischung kann man auch zu dem obigen Kleister 600 Grm. chlorsaures Kupfer und 4,500 Kil. Anilinöl setzen. Von der Masse bringt man etwa 9 Liter in eine Schale und nimmt je 2 Pfd. Garn unter fünf- bis sechsmaligem Umziehen und Durchdrücken durch die Masse, windet gut ab, setzt ein halbes Liter neue Masse zu und bringt die nächsten 2 Pfd. hinein. So verfährt man, bis Alles fertig ist. Man oxydirt das abgewundene Garn, indem man es gut ausgebreitet in einen Kasten bringt, in welchem durch zeitweilig eingeleiteten Wasserdampf eine Temperatur von 30° R. erhalten wird. Die Luft im Kasten muß immer feucht seyn. Hier bleibt die Waare 20 bis 30 Stunden lang. Sie wird dabei blauschwarz. Man bringt sie nun in ein Wasserbad, in welchem man die Stärke abspült. Zur Erleichterung des Abspülens setzt man 3 Kil. Malz hinzu, welches die Stärke gut löst. Man läßt über Nacht stecken, spült, windet ab, zieht eine Viertelstunde lang auf einem Bade mit 1/4 Liter Schwefelsäure um, spült und stellt auf ein heißes Sodabad von 2 bis 3° Baumé. Auf diese Weise erhält man ein Blauschwarz. Um ein reines Dunkelblau zu bekommen, nimmt man beim Ansatz ein Drittel weniger von den angeführten Chemikalien. Dieses Blau kann man folgendermaßen aufsetzen. Man stellt das Garn nach dem Spülen auf ein Bad von 3 Kil. Blauholz, zieht fünfmal um, schlägt auf, windet ab und stellt eine halbe Stunde lang auf ein frisches Bad aus 500 Grm. Zinnsalz und 500 Grm. salpetersaurem Eisen, windet ab, geht auf das alte Blauholzbad zurück und färbt fertig. Um das Garn weich zu machen, löst man 1/4 Liter Oel in Marseiller Seife, nimmt das Garn einmal durch und windet fertig. Nach einer zweiten Methode kocht man 1,250 Kil. Stärke mit 15 Liter Wasser, löst 375 Grm. Kupfervitriol darin auf, rührt 7 Pfd. Anilinöl ein, läßt erkalten und nimmt das Garn hindurch, wie angeführt. Hier muß noch chlorsaures Kali zugesetzt werden, da sonst das Oxydationsmittel fehlt. Für hellere Nüancen nimmt man statt 15 Liter 20 bis 30 Liter Wasser und im Verhältniß mehr Stärke. Sollten die Nüancen nicht lebhaft genug werden, so helfe man sich mit Blauholz und Zinnsalz nach der angegebenen Methode. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 1 und 2.) Verfahren, Leder auf Metall zu befestigen. Nach der Erfahrung des Hrn. Fr. Sieburger gibt zur Befestigung von Leder auf Metall die von dem verstorbenen Prof. J. N. v. Fuchs herrührende Vorschrift die besten Resultate. Man digerirt nach derselben 1 Gewichtstheil grobes Galläpfelpulver mit 8 Gewichtstheilen destillirten Wassers ungefähr 6 Stunden lang und colirt durch Leinwand. Hierauf übergießt man 1 Gewichtstheil Leim mit ebensoviel Wasser und läßt 24 Stunden lang stehen. Die Anwendung ist folgende: Man bestreicht das Leder mittelst eines Pinsels mit dem warmen Galläpfelauszug, bringt die warme Leimauflösung auf das rauh gemachte und erwärmte Metall, legt das Leder darauf, preßt und läßt es an der Luft trocknen. Das Leder haftet alsdann so fest an dem Metall, daß es, ohne zu zerreißen, nicht wieder davon losgetrennt werden kann. (Gewerbe-Blätter, 1872 S. 53.) Brokatfarben und ihre Anwendung auf Gyps, Glas etc.; von W. Schelhaß. In München findet man seit einiger Zeit in den Schaufenstern der Kunsthandlungen Gegenstände aus Gyps geformt, welche durch ihr schönes silberähnliches Aussehen als etwas Neues große Aufmerksamkeit erregen. Da es den Anschein hat, daß diese Art des Ueberziehens für Decorations- und Luxusgegenstände eine weitere Verbreitung findet, so dürfte es vielen von Interesse seyn, Einiges über deren Herstellung zu erfahren. Mit der Fabrication von mit silberähnlichem Ueberzug versehenen Gypsgegenständen beschäftigte sich zuerst ein Etablissement in der Nähe von Paris, welches aber während des Aufstandes der Commune vollständig zerstört wurde. Durch einen hiesigen Industriellen kam ich in den Besitz eines in dieser Fabrik dargestellten Christus aus Gyps. Nach der damit angestellten Untersuchung fand ich, daß dieser silberähnliche Ueberzug aus fein zertheilten ungefärbten Glimmerblättchen, sogenannter Brocate (Krystallfarben, Glimmerbronze) besteht, welche schon länger als Ersatz für Bronzefarben bei vielen Fabricaten Anwendung gefunden haben, und welche bekanntlich von Rotter in Amberg (jetzt Firma Louis Wilm in Regensburg) in der vollkommensten und schönsten Weise hergestellt werden. Diese Glimmerbronze war mittelst eines durchsichtigen Bindemittels auf dem Christus aus Gyps befestigt und war nichts Anderes als Collodium. Nach weiteren angestellten Versuchen fand ich nun, daß ein derartiger silberähnlicher Ueberzug auf folgende Weise hergestellt werden kann: Die durch Auskochen mit Salzsäure oder durch Glühen vollständig rein weiß erhaltenen Glimmerblättchen werden ausgewaschen, getrocknet, durch Mahlen, Sieben und Schlämmen sehr fein zertheilt, mit verdünntem Collodium angerührt und wie eine Farbe mittelst eines weichen Pinsels mehrmals aufgetragen. Die auf diese Weise behandelten Gegenstände besitzen einen Silberglanz und bieten gegenüber den mit Metall-Bronzefarben überzogenen den Vortheil, sich gegen schwefelhaltige Ausdünstungen indiffert zu verhalten, sowie sie von Schmutz und Staub, ohne Schaden zu leiden, leicht durch Abwaschen gereinigt werden können. Es dürfte sich daher diese Behandlung für Gegenstände als Verzierung empfehlen, welche aus billigem Material hergestellt, ohne bedeutende Kosten ein schönes und dauerhaftes Ansehen erhalten sollen; diese Verzierung läßt sich um so leichter herstellen, da Collodium auf Gyps, Glas, Holz, Pappe, Porzellan und Metall fest haftet und Brocatfarben in allen Farben billig zu haben sind. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1873 S. 127.) Trocknen von Geweben durch überhitzten Wasserdampf. Bastaërt führt Gewebe zum Trocknen über eine oder mehrere Reihen feiner Röhren-Oeffnungen, aus denen überhitzter Wasserdampf strömt. Dieser durchdringt das Gewebe und trocknet es vermöge seiner Begierde, Wasser anzuziehen, wie seiner erhöhten Temperatur, während gleichzeitig der nach oben in einen Schornstein entweichende Dampf einen kräftigen Luftzug erzeugt. Das Verfahren soll den Vortheil haben, daß die ursprüngliche Fläche des Gewebes in vollem Glanz erhalten bleibt und nicht durch Berührung mit warmen Trommeln und Platten verändert wird. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 10.) Verfahren, Gewebe wasserdicht zu machen. Um Gewebe wasserdicht zu machen, löst man 1 Gewichtstheil Kautschuk und 1 Gewichtstheil Paraffin oder Stearin in 2 Gewichtstheilen Benzin. Man kann die Masse passend verdünnen und die Stoffe damit tränken oder sie mit einem Pinsel auftragen. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 11.) Appretiren wollener Stoffe. Descoubet läßt zu decatirende wollene Stoffe über eine polirte Eisenwalze laufen, aus welcher durch siebartige Oeffnungen Dampf ausströmt. Er erhält auf diese Weise einen glänzenden Appret. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 10.) Beizen der Hasenhaare mit Carbolsäure. Die Hasenhaare werden bekanntlich für die Fabrication von Hüten mit einer Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd gebeizt. Agnellet und Meyer ersetzen dieses unangenehme Agens durch Carbolsäure. (Reimann's Färberzeitung, 1873, Nr. 11.) Ueber C. Puscher's flüssigen Leim. Nach den von Prof. Kick in Prag vorgenommenen Versuchen wird nach dem von C. Puscher angegebenen Verfahren (polytechn. Journal, 1872, Bd. CCV S. 390) – allerdings flüssiger Leim erhalten, der für viele Zwecke ganz genügende Bindekraft besitzt; doch ist dessen Bindekraft entschieden geringer als bei gewöhnlichem gutem Tischlerleim. Zum Versuche wurden Holzleisten aus Tannenholz von 20 Millimet. Breite und je 210 Millimet. Länge auf 52 Millimet. über einander geleimt Textabbildung Bd. 208, S. 160 Die Leiste a wurde im Schraubstock festgespannt; an b wurden in der Entfernung von 154 Millimet. von der Leimung Gewichte gehängt. Es erfolgte bei dem flüssigen Leim, obwohl derselbe gleichfalls 5 Wochen lang erhärten konnte, das Abreißen bei der Belastung von 9 Pfd., bei den mit Tischlerleim geleimten Leisten dagegen unter übrigens gleichen Umständen bei der Belastung von 24 Pfd. Diese Angaben sind das arithmetische Mittel aus je zwei gleichartigen, gut übereinstimmenden Versuchen. Die durch den Versuch getheilte Stelle zeigte bei der Leimung mit Tischlerleim, daß die Trennung zum kleinsten Theile in der Leimschicht, vielmehr größtentheils im Holze vor sich ging, während bei den mit flüssigem Leim geleimten Leisten die Trennung zumeist in der Leimschicht erfolgte. Nach diesen Versuchen stellt sich die Haftbarkeit von Puscher's flüssigem Leime zu 3/8 von derjenigen guten Tischlerleimes. (Technische Blätter, Jahrg. 1872 S. 264.)