Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 209, Jahrgang 1873, Nr. , S. 152
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Miscellen. Miscellen. Lehmann's Heißluftmaschine.Beschrieben im polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 257. Aus einem Prospecte der Berlin-Anhalt'schen Maschinenbau-Actien-Gesellschaft zu Berlin-Moabit, welche diese Maschine ausschließlich baut, theilt die deutsche Industrie-Zeitung, 1873 S. 218, nachstehende Angaben mit. Als Vortheile der Maschine sind folgende hervorgehoben: 1) billigerer Betrieb gegen Handkraft; 2) gänzliche Gefahrlosigkeit, keine Explosionsgefahr, so daß die Aufstellung weder durch baupolizeiliche Beschränkungen, noch durch ein Concessionsgesuch erschwert wird; 3) da die Maschine vollständig gefahrlos und ohne Erschütterung arbeitet, so ist ihre Aufstellung auch in bewohnten Räumen und höheren Stockwerken möglich. Ein gewöhnlicher Schornstein (russisches Rohr) genügt für die Feuerung; 4) die Feuerungsanlage ist der Art, daß solche noch zu Nebenzwecken, als Trocknen, Heizung des Locals etc. in vielen Fällen ohne größeren Brennmaterialaufwand mit benutzt werden kann; 5) der Brennmaterialverbrauch ist ein äußerst geringer. Bei Verwendung von Gaskohks hat sich für die einpferdige Maschine bei 10stündiger Arbeitszeit ein Durchschnittsverbrauch von 1 Hektoliter herausgestellt! 6) die Bedienung der Maschine ist von jedem Arbeiter in wenigen Stunden zu erlernen. Preise, Dimensionen und Gewichte der Maschinen. Pferdestärken 1/8 1/3 3/4 Preis der Maschine in Thlrn. loco Dessau 190 390 510 Preis des Regulators extra   25   25   30 Preis der Kühlwasserpumpe extra   10   12   18 Preis der Verpackung extra     8   12   16 Anzahl der Umdrehungen in der Minute 120 100 100 Durchmesser der Riemenscheibe 9 Zoll 12 Zoll 18 Zoll 235 Millimet. 314 Millimet. 470 Millimet. Ungefähres Gewicht ca. 4 Ctr. 12 Ctr. 21 Ctr. Länge der Maschine incl. Ofen 4 1/2 Fuß   7 Fuß   9 Fuß 1390 Millimet. 2170 Millimet. 2790 Millimet. Breite der Maschine incl. Ofen 1 1/2 Fuß 2 1/2 Fuß   3 Fuß 460 Millimet. 770 Millimet. 930 Millimet. Höhe der Maschine 2 1/4 Fuß 3 1/2 Fuß 4 1/2 Fuß 710 Millimet. 1100 Millimet. 1400 Millimet. Pferdestärken 1 1 1/2 2 (mit zwei (mit zwei Cylindern) Cylindern) Preis der Maschine in Thlrn. loco Dessau 650 850 1020 Preis des Regulators extra   30   35     55 Preis der Kühlwasserpumpe extra   20   30     35 Preis der Verpackung extra   20   25     30 Anzahl der Umdrehungen in der Minute   90   90     90 Durchmesser der Riemenscheibe 21 Zoll 24 Zoll 30 Zoll 550 Millimet 628 Millimet. 785 Millimet. Ungefähres Gewicht ca. 33 Ctr. 44 Ctr. 55 Ctr. Länge der Maschine incl. Ofen   10 1/2 Fuß   9 Fuß 10 1/2 Fuß 3250 Millimet.     2790 Millimet. 3250 Millimet. 1 1 1/2 2 (mit zwei (mit zwei Cylindern) Cylindern) Breite der Maschine incl. Ofen 3 Fuß 3 1/2 Fuß 3 1/2 Fuß 930 Millimet. 1080 Millimet. 1080 Millimet. Höhe der Maschine 4 1/2 Fuß 4 1/2 Fuß 4 1/2 Fuß 1400 Millimet. 1400 Millimet. 1400 Millimet. Verzinnte Gewebe. Wie Richard Jacobsen in dem demnächst erscheinenden neuesten Heft von Dr. E. Jacobsen's chemisch-technischem Repertorium mittheilt, kann man auf folgende Weise leinene oder baumwollene Gewebe mit einem dichten, silberglänzenden und biegsamen Ueberzug von Zinn versehen: man rührt zu dem Ende käuflichen Zinkstaub mit einer Auflösung von Eieralbumin zu einem dünnflüssigen Brei an und trägt letzteren mittelst Pinsel oder Walze auf die Leinwand u.s.w. auf. Nach dem Trocknen fixirt man den Ueberzug, indem man das Albumin durch heiße Wasserdämpfe coagulirt und bringt das Gewebe dann in eine Auflösung von Chlorzinn. Das Zinn schlägt sich in höchst fein vertheiltem Zustande auf dem Zink nieder. Man wäscht hierauf das Gewebe mit Wasser ab und bringt es nach dem Trocknen in die Satinirmaschine; durch das Satiniren tritt das Zinn als glänzender Ueberzug auf dem Zeuge hervor. Es lassen sich so durch Bedrucken oder Schabloniren von Zeugen sehr hübsche Effecte erzielen, welche die Verwerthung dieses Verfahrens für decorative Zwecke nahe legen, auch wäre solche verzinnte Leinwand u.s.w. als elegantes, widerstandsfähiges und wasserdichtes Verpackungsmaterial dem Stanniol sicherlich in vielen Fällen vorzuziehen. Für sogenannten Silberdruck auf Hutfutter, Möbelstoffe u.s.w. ist Zinnpulver schon im Jahr 1859, allerdings nach einem wesentlich anderen Verfahren als dem hier vorgeschlagenen, von dem Chemiker O. Meister in Chemnitz mit gutem Erfolg angewendet worden. Das Zinnpulver, welches Meister „Argentine“ nannte, wurde mit einer ammoniakalischen Caseïnlösung als Bindemittel aufgedruckt, sowohl zur Herstellung der Druckfarbe, als auch der Schlichte. (Deutsche Industriezeitung, 1873, S. 209.) Der Magnesitverband für chirurgische Zwecke; von E. Küster. Das Material zu diesem Verbande bildet das gewöhnliche Wasserglas und möglichst fein gepulverter MagnesitMeiner Beobachtung zufolge dürfte sich zu genanntem Zwecke fein gepulverter Dolomit (eine Verbindung von kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Kalk) gleichfalls ganz vortrefflich eignen. Dr. Rud. Böttger. (natürliche kohlensaure Magnesia). Bringt man eine Wasserglaslösung mit gepulvertem Magnesit zusammen, so daß ein dünner Brei entsteht, so bildet sich im Laufe von circa 24 Stunden eine feste, steinharte Masse. Der Verband wird in folgender Weise angelegt: Nachdem das Glied mit einer Unterlage von Flanellbinden umwickelt ist, rührt man Wasserglaslösung, etwa 3 Theile, mit 1 Theil Magnesit so zusammen, daß in die Wasserglaslösung geringe Mengen des Pulvers geschüttet und sofort umgerührt wird; auf diese Weise wird die Vertheilung gleichmäßig, während wenn man die ganze Pulvermenge auf einmal zuschüttet, der Brei klumpig und ungleichmäßig wird. Ist nun ein dünner Brei entstanden, so zieht man durch denselben ein oder mehrere leinene Binden, welche vollkommen durchtränkt seyn müssen, aber sofort wieder aufgerollt werden. Die so präparirten Binden werden nun in doppelter, höchstens dreifacher Lage, über die Flanellbinde angelegt, und damit ist der Verband fertig, welcher in 24 bis 36 Stunden eine fast steinartige Festigkeit zu bekommen pflegt. Bis zur vollkommenen Erhärtung muß natürlich das eingewickelte Glied ruhig gehalten werden, dann aber verträgt der Verband jede Last und ist von einer solchen Dauerhaftigkeit, daß er nach Monaten noch dasselbe Aussehen hat, wie zu Anfang. Gegen den Gypsverband bietet dieser Magnesitverband nachverzeichnete Vortheile: 1) die größere Leichtigkeit des Verbandes; 2) die bedeutendere Haltbarkeit des Verbandes; 3) die Reinlichkeit, Einfachheit und Schnelligkeit des Anlegens; 4) die größere Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit; 5) die Möglichkeit, das Verbandsmaterial lange aufzubewahren; 6) die Billigkeit des Verbandes. (Deutsche Klinik.) Prüfung der Magnesia und des Zinkoxydes auf einen Gehalt an Kohlensäure; von K. Calmberg in Darmstadt. Die Prüfung oben genannter Präparate auf einen Gehalt an Kohlensäure wird oft mangelhaft ausgeführt, ein Fehler, der hauptsächlich den betreffenden Lehrbüchern, welche diese Methode zu oberflächlich behandeln, zuzuschreiben ist. Man nehme eine Probe Magnesia oder Zinkoxyd und schüttle sie in einem Reagensglase mit Wasser, einerlei, ob vorher in einer Reibschale angerührt oder nicht, man hört das eigenthümliche Prickeln, welches also in diesem Falle nur von eingeschlossener und eingeschüttelter Luft herrührt. Beim Zinkoxyd, welches sich vermöge seines größeren specifischen Gewichtes schneller absetzt, wie die Magnesia, sieht man verhältnißmäßig noch lange Zeit, wenn man das Reagensglas nach dem Schütteln etwas schräg hält, die Luftbläschen von unten an bis oben hin steigen. Um demnach vor Täuschung sicher zu seyn, reibe man die genannten Oxyde mit Wasser an, erwärme sie etwas, zur noch vollständigeren Austreibung der atmosphärischen Luft, im Reagensglase über der Spiritus- oder Gaslampe, gieße überstehendes Wasser bis auf eine kleine Schicht ab und lasse nun erst die betreffende Säure zur Austreibung der Kohlensäure am Rande des Glases einlaufen, schüttle durchaus nicht, sondern bringe nur durch langsames Hin- und Herbewegen des Reagensglases die hinzugeschüttete Säure mit dem Oxyde immer mehr in Berührung. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. XXII S. 292.) Doppelt-schwefligsaures Natron als Antichlor bei Bleichprocessen; von Dr. Theodor Schuchardt in Görlitz; (preuß. Schlesien.) Von einem großen Theil der Industriellen ist bisher noch nicht die genügende Beachtung den nachtheiligen Folgen zugewendet worden, welche verursacht werden durch die Anwendung des unter dem Namen Antichlor bekannten unterschwefligsauren Natrons, dazu dienend, den mittelst Chlor gebleichten Stoffen – Stroh, Holzmasse, Papier, Lumpen, Gespinnste und Gewebe aus Jute, Hanf, Leinen, Baumwolle – das in denselben zurückgebliebene Chlor zu entziehen; die nachtheiligste Folge ist bekanntlich die unläugbar stattfindende Ausscheidung von Schwefel in Gestalt eines äußerst zarten gelblichweißen Pulvers in feinster Zertheilung, welcher sich in den Poren der gebleichten Stoffe so festsetzt, daß es fast unmöglich ist, denselben auf mechanischem Wege durch Waschen zu entfernen. In dieser äußerst feinen Zertheilung muß sich derselbe auf der Faser, sowie auch innerhalb der Papiermasse allmählich an der Luft durch Aufnahme von Sauerstoff zu schwefliger Säure und nothwendig nach und nach zu Schwefelsäure oxydiren, hierdurch also die Haltbarkeit und Anwendbarkeit der Gespinnste und Gewebe ganz wesentlich beeinträchtigen. In der Papierfabrication muß die naturgemäße Folge hiervon die sein, daß ein aus solcher Papiermasse gefertigtes Papier brüchig wird, Schreibpapier für die gewöhnliche schwarze Eisentinte untauglich ist, weil die Schriftzüge verbleichen müssen. Diese Uebelstände können durch Anwendung des doppelt-schwefligsauren Natrons (Bisulfit) von Seiten der intelligenten Fabrikanten sofort gehoben werden. Beim Gebrauch dieses Salzes ist eine Ausscheidung von Schwefel ganz unmöglich. Man hatte bisher zu gleichem Zweck mit gutem Erfolg das einfach-schwefligsaure Natron verwendet. Der große Vortheil des doppelt-schwefligsauren Natrons gegen das einfache besteht darin, daß bei Anwendung gleicher Gewichtsmengen derselben aus dem doppelt-schwefligsauren Salz ein weit größeres Quantum schwefliger Säure entwickelt wird und zur Wirkung kommt, als es bei dem einfachen Salz der Fall seyn kann. Man ist deßhalb in der Lage, bei Anwendung des doppelt-schwefligsauren Salzes größere Mengen der in Arbeit genommenen Waaren in kürzerer Zeit von Chlor zu befreien, als mittelst des einfachen Salzes, obenein ist das doppelt-schwefligsaure Salz im Verhältniß wesentlich billiger, als das einfach-schwefligsaure Salz. Ich bin in der Lage, das reine doppelt-schwefligsaure Natron mit 50 Procent schwefliger Säure in Gestalt eines weißen trockenen Salzes in den größten Mengen zu liefern und zwar zu so niedrigem Preise, daß die Anwendung sowohl des unterschwefligsauren, als auch des einfach-schwefligsauren Natrons als ganz unvortheilhaft sich herausgestellt hat, und empfehle daher mein doppelt-schwefligsaures Natron der Aufmerksamkeit der HHrn. Industriellen. Die ganz vorzügliche Wirksamkeit einer mit Schwefelsäure angesäuerten Lösung des doppelt-schwefligsauren Natrons in den Etablissements zum Bleichen, Waschen der Wolle (ungesponnene Wolle, Streichgarn, Kammgarn, Gewebe aller Art) setze ich als bekannt voraus. Wollengarne und Wollengewebe, mittelst Bisulfit gewaschen und gebleicht, erhalten in der Färberei die höchstmögliche Schönheit, Lebhaftigkeit und Glanz der Farben, welche zu erreichen sind. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1873, Nr. 12.) Ueber den Wassergehalt der caustischen Soda; von N. Glendinning und A. J. M. Edger in Newcastle. Wenn caustische Soda, welche außer dem Hydratwasser noch überschüssiges Wasser enthält, aus dem geschmolzenen in den festen Zustand übergeht, so zerfällt sie in Theile von ungleichem Alkaligehalt. Bei der Fabrication dieses Artikels pflegt man die Masse, wenn sie hinreichend abgedampft ist, im heißen Zustande in Fässer zu gießen, in denen sie beim Erkalten erstarrt. Man bringt dabei eine Probe der Masse auf ein Silber- oder reines Eisenblech, und nach dem Alkaligehalt dieser Probe bestimmt man den Preis der Waare. Wenn man nun später, nachdem die caustische Soda in dem Fasse erkaltet ist, eine Probe derselben nimmt und alkalimetrisch untersucht, so kann es wegen des oben erwähnten Zerfallens der Masse in Theile von verschiedenem Alkaligehalt vorkommen, daß dieselbe in ihrem Alkaligehalt um mehrere Procent von der beim Eingießen der Masse in das Faß genommenen Probe abweicht. Da dieser Umstand oft Streitigkeiten zwischen Fabrikanten und Käufern veranlaßt hat, so haben die Verf. zu bestimmen gesucht, wie die alkaliärmeren und die alkalireicheren Theile in dem Fasse vertheilt sind, und aus welchem Theile des Fasses man eine Probe bekommen kann, welche den durchschnittlichen Alkaligehalt der Waare repräsentirt. Ein Faß mit caustischer Soda, welche nach der beim Eingießen in das Faß genommenen Probe 66,8 Proc. Natron (NaO) und außer dem Hydratwasser noch ungefähr 6 Proc. Wasser enthielt, wurde in der Mitte quer gegen die Achse durchgeschnitten, und von der Masse wurden folgende Proben genommen: A von der Außenseite, nicht mehr als 1 Zoll nach der Mitte hin; B von einer Stelle, welche dem Mittelpunkt um etwa 5 Zoll näher war; C aus der Mitte. Der Halbmesser des Fasses betrug 11 Zoll. Die Untersuchung der Proben ergab, daß A 66,9, B 69,7, C 61,6 Proc. Natron enthielt. Die Probe von der Außenseite stimmte hiernach im Alkaligehalt mit der beim Eingießen in das Faß genommenen Probe nahezu überein. Die Verschiedenheit des Alkaligehaltes in der Masse aus verschiedenen Theilen des Fasses rührt, wie eine weitere Untersuchung ergab, hauptsächlich von einem verschiedenen Wassergehalt, in gewissem Maaße aber auch von Chlornatrium und schwefelsaurem Natron her, welche in der Probe C in größter Menge gefunden wurden. Ob diese Verschiedenheit größer oder geringer ist, hängt von dem Wassergehalt der Masse, von der Temperatur derselben beim Eingießen in das Faß und von der Größe des Fasses ab. Caustische Soda von sehr niedrigem Alkaligehalt hat, sofern derselbe durch Wasser bedingt wird, wahrscheinlich wenig oder gar keine Neigung, sich in Theile von verschiedenem Gehalt zu sondern, da ihre Temperatur beim Eingießen in das Faß verhältnißmäßig niedrig seyn, und deßhalb ein rascheres Erstarren der ganzen Masse eintreten wird. (Chemical News, vol. XXVII p. 199.) Ueber die Fabrication von schwefelsaurem Ammoniak aus den Abfällen stickstoffhaltiger organischer Körper; von L. L'Hote. Die Abfälle von Wolle, Häuten, Leder, Horn, Federn, Schwämmen etc., welche 6 bis 15 Proc. Stickstoff enthalten, werden hier und da zur Fabrication von Dünger verwendet, vermodern aber im Boden nur sehr langsam. L'Hote schlägt nun, indem er bemerkt, daß die Fabrication von schwefelsaurem Ammoniak eine erhebliche Ausdehnung gewonnen habe, und daß dasselbe im Verein mit phosphorsauren Salzen etc. zur Erzeugung eines künstlichen Guano zum Ersatz des selten gewordenen peruvianischen Guano benutzt werde, vor, den Stickstoff der erwähnten Abfälle mittelst derselben Reaction, auf welcher die Bestimmung des Stickstoffgehaltes organischer Körper durch Natronkalk beruht, in schwefelsaures Ammoniak überzuführen. Wenn man diese Abfälle mit einer Lösung von caustischer Soda, wie sie jetzt im Handel vorkommt, in dem 9- bis 10fachen Gewicht Wasser behandelt, und zwar, um die Entwickelung von Ammoniak zu vermeiden, in der Kälte oder unter nur gelindem Erwärmen, so werden die Abfälle theils aufgelöst, theils wird wenigstens der Zusammenhang derselben vollkommen zerstört. Man vermischt die so erhaltene leimartige Flüssigkeit mit gelöschtem Kalk zu einer teigartigen Masse und bringt diese in eine eiserne Retorte, die mit Recipienten, welche Kammerschwefelsäure enthalten, communicirt. Man bewirkt dann die Destillation der Masse bei möglichst niedriger Temperatur, um die Dissociation des Ammoniaks zu verhüten; wenn die Gasentwickelung aufgehört hat, erhitzt man die Retorte zum Rothglühen. Nach der Operation findet man in der Retorte einen weißen, pulverförmigen Rückstand, der bloß aus kohlensaurem Natron und Aetzkalk besteht. Behandelt man diesen Rückstand mit Wasser, so entsteht wieder caustisches Natron, welches zu einer folgenden Operation benutzt werden kann. Das schwefelsaure Ammoniak, welches man mittelst dieses Verfahrens gewinnt, ist gefärbt; man kann es durch Krystallisation reinigen. Wenn man mit einem homogenen Gemenge der stickstoffhaltigen Abfälle mit den alkalischen Stoffen operirt, so geht der gesammte Stickstoffgehalt der ersteren in schwefelsaures Ammoniak über. (Comptes rendus, t. LXXVI p. 1085.) Parasiten-Erzeugung durch Cloaken-Berieselung. Für die Anhänger der Canalisation großer Städte und Berieselung von Wiesen oder Ackerflächen durch die abgeleiteten menschlichen Auswurfsstoffe dürfte die im „Centralblatt für Agriculturchemie“ von Dr. R. Biedermann, 1872 Heft 4, enthaltene Mittheilung von Interesse seyn, daß Dr. J. Spencer Cobbold die Berieselung der Wiesen mit diesen Stoffen für gefährlich erklärt, weil aus der allgemeinen Einführung derselben, wie sie namentlich in England, Holland und in Berlin von Hobrecht befürwortet wird, die Wahrscheinlichkeit, wenn nicht Gewißheit, einer raschen Zunahme von Parasiten unter Menschen und Thieren entsteht. Wenn auch die auf den überrieselten Flächen weidenden Thiere nicht so leicht mit Parasiten sich anstecken werden, wie dieß auf experimentellem Wege möglich ist, so ist doch die Gelegenheit, die verschiedenartigsten Parasiten zu bekommen, sehr günstig. Nach der Mittheilung von Dr. Menning verlor ein Oekonom in Portobello bei Edinburg, der seine Kühe auf überrieselten Wiesen weiden ließ, binnen drei Jahren 92 Stück, und einer der größten Viehzüchter in Schottland verkauft seine Kühe stets nach drei Monaten, da er aus Erfahrung weiß, daß sie bei längerem Weiden auf den berieselten Wiesen die Lungenseuche bekommen würden. Besonders groß soll die Uebertragung von Finnen seyn, da die Bandwürmer höchst unempfindlich gegen Trockenheit und Kälte sind und sich besonders leicht in unreinem Wasser entwickeln; ebenso unempfindlich sind die Embryonen von Ascariden. (Apotheker-Zeitung.) Ueber die Aufbewahrung und Haltbarkeit des Wasserstoffsuperoxydes; von Prof. Böttger. Man nahm bisher an, daß das Wasserstoffsuperoxyd eine sehr leicht zersetzbare Verbindung des Wasserstoffes mit Sauerstoff sey, die sich, besonders im ungesäuerten Zustande, nicht aufbewahren lasse, ohne sich zu zersetzen. Wir haben indeß gefunden, daß ein absolut säurefreies und besonders für medicinische Zwecke sich eignendes Wasserstoffsuperoxyd, selbst in mit gewöhnlichen Korkpfropfen verschlossenen Gläsern, wochen-, ja monatelang sich völlig unzersetzt aufbewahren lasse, ja daß man dasselbe anhaltend der Siedehitze aussetzen könne, ohne an Wirksamkeit im mindesten zu verlieren, denn vermischt man ein so behandeltes Präparat im wiedererkalteten Zustande mit jodcadmiumhaltiger Stärkelösung unter Hinzufügung eines kleinen Krystallfragments von Eisenvitriol, so sieht man dasselbe augenblicklich, gerade so wie ein nicht zuvor erhitzt gewesenes Wasserstoffsuperoxyd, sich tief lasurblau färben, zum Beweis, daß es unzersetzt geblieben. Wir möchten hierbei erinnern, wie höchst wünschenswerth es sey, daß dieses so außerordentlich sauerstoffreiche, in völlig chemisch reinem Zustande gegenwärtig aus der chemischen Fabrik auf Actien in Berlin, deren technischer Dirigent Hr. Commerzienrath E. Schering ist, in jedwedem Quantum zu billigem Preise zu beziehende Präparat in den Arzneischatz allgemein aufgenommen werde. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1873, Nr. 13.) Der Weinbau in Frankreich und die von der Wurzellaus des Rebstockes angerichteten Verwüstungen. Die Verwüstungen, welche ein Schmarotzer-Insect, Phylloxera vastatrix, auch im Jahre 1872 wieder an den Reben Frankreichs angerichtet hat, sind so bedrohlicher Art, daß der französische Weinbau dadurch ernstlich gefährdet ist. Die Phylloxera gehört zu den Blattläusen, schmarotzt an den Wurzeln und ist nicht größer als der Punkt am Schlusse dieses Satzes. Sie vermehrt sich in unglaublich kurzer Zeit millionenweise und wurde zuerst im Jahre 1863 in der Provence bemerkt, sicher nachgewiesen aber erst im Jahre 1866 an den Rebenwurzeln bei Arles. Die Weinblätter begannen dort schon im Juni und Juli zu vergilben, die Ranken hörten auf zu wachsen, das Laub war im August abgefallen, und die Trauben erreichten ihre Reife nicht. Nun starben auch die Schößlinge ab, und gegen Ende des Jahres war der ganze Stock so gut wie vernichtet; nur wenige zeigten im folgenden Jahre frische Triebe. Im Jahre 1867 stellten sich dieselben Erscheinungen ein, und jetzt fand man, daß die Wurzeln mit eigenthümlichen Knötchen bedeckt waren und wie verbrannt aussahen. Unter die Weinbergbesitzer fuhr ein großer Schrecken; denn die Verwüstungen waren größer als diejenigen, welche der berüchtigte Oidiumpilz früher angerichtet hatte. Die Ursache der Krankheit entdeckte am 15. Juli 1868 zuerst Professor Planchon zu Montpellier. Er fand an den Wurzeln eines kranken Weinstockes das Schmarotzer-Insect, welches die abgestorbenen Stöcke verließ und sich zu den benachbarten gesunden wendete. Die Phylloxera erscheint unter dem Mikroskop eiförmig, ambrafarbig, hat sechs Füße, zwei Fühler und einen zugespitzten Saugrüssel. Bei weitem die meisten Individuen sind ungeflügelt; nur einige wenige haben Flügel. Ob dieß die Männchen sind, weiß man noch nicht mit Bestimmtheit. Vom Mai bis September legen die Weibchen rings um die Weinstockwurzeln ihre Eier, und in jedem bald darauf auskriechenden durchscheinenden Thierchen kann man mit Hülfe des Mikroskops bereits wieder drei Eier unterscheiden. Nach jedesmaligem Eierlegen macht das Insect eine Pause von acht Tagen; dann beginnt es dieses Geschäft von Neuem. Mit wahrem Heißhunger fallen die auskriechenden Jungen über die Wurzeln her, bohren ihren kleinen Saugrüssel ein und nähren sich von dem Safte. Es liegt auf der Hand, daß bei der ungeheuren Menge dieser Thierchen, die am Stocke saugen, dieser selbst bald zu Grunde gehen muß. Schlimm ist auch, daß diese Insecten von der Winterkälte nicht zerstört werden; sie verfallen in einen Erstarrungszustand und leben im Frühjahr wieder auf. Woher die Phylloxera so plötzlich kam, weiß man nicht, und eben wenig hat man bisher ein Mittel gegen sie aufgefunden. Die französische Akademie der Wissenschaften hat ein eigenes „Phylloxera-Comité“ niedergesetzt, welches sich mit dem Studium des Insectes und den Mitteln zu dessen Vertilgung befassen soll. Am 9. September 1872 erklärte Dumas vor der Akademie, daß das Insect in der Provence grauenvolle Fortschritte mache und die ganze Ernte zu vernichten drohe; im Departement Vaucluse nahm es gleichfalls zu, während sich im Departement Hérault eine Verminderung zeigt. Alle Mittheilungen stimmen darin überein, daß jede Hülfe unnütz sey, wenn eine Pflanze einmal angegriffen ist, und daß man der Invasion des Insectes nur dadurch entgegen zu wirken vermöge, daß man die Umgebung der erkrankten Pflanzen völlig unter Wasser setze. Das Insect wandert über dem Boden von Rebstock zu Rebstock; auch wird es vom Winde weiter geführt. Ein Marseiller, d'Armand, verlangte, daß der Staat einen Preis von einer Million Francs auf die Erfindung eines Mittels setze, welches geeignet sey, die Wurzellaus zu vernichten; denn Frankreichs Nationalwohlstand werde durch dieses Insect gefährdet. In Portugal hat diese Pest auch schon um sich gegriffen, zumal in der Umgebung Oporto's, bei Villa Real, Santarem, längs dem Douro u.s.w. Die portugiesische Regierung hat auch eine wissenschaftliche Commission niedergesetzt, welche sich mit der Phylloxera-Frage befassen soll. Unter solchen Umständen müssen wir natürlich die Frage auswerfen: wird die Phylloxera auch nach Deutschland einwandern und unsere Weinberge bedrohen? Die Gefahr liegt nahe, und deßhalb hat auch die Section für Obst- und Gartenbau der 28. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu München sich mit der Phylloxera beschäftigt und auf Antrag des Referenten, Professor Dr. Holzner aus Weihenstephan, einstimmig beschlossen: Das Deutsche Reichskanzleramt zu ersuchen: 1) durch namhafte Gelehrte die Krankheit und ihre Ursache an Ort und Stelle zu untersuchen und eine genaue Beschreibung des Insectes, sowie bessere Abbildungen desselben anfertigen zu lassen; 2) diese Abhandlungen unter den deutschen Weinbergbesitzern möglichst zu verbreiten; 3) Vorschriften, analog dem Bundesgesetz vom 7. April 1869, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend, vorzubereiten, um gegebenen Falles das Uebel sofort energisch und wirksam bekämpfen zu können, inzwischen aber (Antrag von Golsen) auf dem Verordnungsweg ein Einfuhrverbot von Reben aus allen inficirten Gegenden im Einvernehmen mit den benachbarten Regierungen schleunigst zu erlassen. Unterdessen verbreitet sich über Frankreich immer größerer Schrecken; was soll daraus werden, wenn dort die Weincultur in Frage gestellt wird? Was diese für das Land bedeutet, erkennen wir aus einem Vortrage, welchen Drouyn de Lhuys im Jahre 1869 auf dem Congreß der französischen Weinbauer zu Beaune hielt. Er sagte: „Von den Pyrenäen bis zum Rheine erstreckt der Weinbau seine Herrschaft über 79 Departements, und aus aller Herren Länder, fragt man bei uns nach den feuerigsten Weinen, Trotz der Verheerungen des Oidiums, von denen der Weinbau sich kaum zu erholen begann, als eine neue Landplage sich über die Weincultur des Südens ergoß, trotz alledem erhebt sich heute unsere Weinproduction auf nahezu 71 Millionen Hektoliter, deren Durchschnittspreis 23 Frcs. beträgt, und die somit einen Gesammtwerth von 1 Milliarde 600 Millionen repräsentiren. Nimmt man an, daß die Familie jedes Weinbauers vier Köpfe stark ist und etwa 1000 Frcs. verausgabt, so finden wir, daß dieser Culturzweig die Bedürfnisse von mehr als 1,600,000 Familien oder von 6 1/2 Millionen Einwohnern befriedigt. Wenn man dieser Zahl noch diejenige von nahezu 2 Millionen Fuhrleuten, Gewerbtreibenden und Kaufleuten hinzufügt, die alle ihren Antheil an dem entfallenden Gewinn haben, so kann man ohne Uebertreibung behaupten, daß der Weinbau den fünften Theil der Gesammtbevölkerung des Reiches ernährt, und daß er rund zwei Milliarden einträgt, d.h. den vierten Theil aller ackerbaulichen Einkünfte Frankreichs. Und wie bescheiden gegenüber so wunderbaren Ergebnissen ist der Weinstock! Nimmt er doch nur 2 1/2 Millionen Hektaren ein, d.h. weniger als den zwanzigsten Theil des bebauten Landes, und überall begnügt er sich mit den Bodenarten, die für jeden anderen Culturzweig unbrauchbar wären; dabei hat er nicht einmal eine ausschließliche Vorliebe für gewisse Bodenbeschaffenheiten. Wenn man unsere berühmtesten Gewächse in's Auge faßt, so gewahrt man, daß der Weinstock am Cap Breton und auf dem quarzhaltigen Dünensande der Landes fortkommt, daß er in Médoc auf ähnlichem, mit Kiesel und Kieselgestein gemischtem Sande, in Anjou auf thonhaltigem Erdreich, in der Champagne auf Kreidefelsen wächst. Die Rebenstöcke der Eremitage befinden sich auf Granitgestein und die von Burgund auf Kalkfelsen und sumpfigem Erdreich. Und auf der anderen Seite, welche wunderbare Mannichfaltigkeit der Erzeugnisse entspricht diesen abweichenden Bodenverhältnissen! Graf Odart zählt in seiner Ampelographie nicht weniger als 880 in Frankreich angebaute Rebenvarietäten auf.“ Aus dem Angeführten erkennt man, welche ungemeine Wichtigkeit der Weinbau für Frankreich hat, und wie man dort allerdings in der kleinen Phylloxera ein Schreckgespenst sehen kann. Aber auch wir haben alle Ursache aufzupassen, daß dieser böse Gast nicht über unsere Grenze gelangt. Es steht zu hoffen, daß das Reichskanzleramt dem Antrage der deutschen Land- und Forstwirthe nachkommen wird. (Globus.) Zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Krapps und „der Krapp der Zukunft.“ Der Krapp ist bislang neben der Indigopflanze die wichtigste Farbepflanze und seit der ältesten geschichtlichen Zeit bei den Culturvölkern in Gebrauch gewesen. Der Krapp kommt schon unter den Farbepflanzen vor, welche zur Zeit Karls des Großen und auf dessen Empfehlung gebaut wurden. Die Anregung zu umfassenderer Cultur in Europa scheint jedoch erst durch die Kreuzzüge gegeben worden zu seyn. Die Pflanze (Rubia tinctorum = Färberröthe) ist im Orient heimisch, wo sie regelmäßig gebaut wird und am reichsten an Farbstoff ist. (Von dem arabischen Worte alizari kommen die Benennungen der Krappwurzel im Oriente und am Mittelmeer: Alizzari, Lizzari; ferner Alizarin). Ihr Anbau ist jedoch auch weit über Europa verbreitet, wo sie besonders in Holland, Frankreich und Italien gebaut wird. In Deutschland wird u.a. in der Provinz Schlesien Krapp gebaut und machen die Jahresberichte der Handelskammer zu Breslau interessante Mittheilungen über diesen Gegenstand. Nach dem Berichte für 1870 wurde der Ertrag von Krapp und Röchen in der Provinz Schlesien, der sich bei dem Mangel an statistischen Grundlagen nur annähernd angeben läßt, auf etwa 10,000 Ctr. geschätzt. Dieser Bericht bedauert, daß die unbedeutenden Fortschritte im Anbau nur von den kleineren Producenten ausgehen, während die größeren Grundbesitzer dem Artikel ihre Aufmerksamkeit nicht aufs Neue widmen mochten, weil sich die Concurrenz-Verhältnisse schon oft ungünstig gestaltet haben. Nach dem Berichte der Handelskammer zu Breslau vom Jahre 1871 wurde der Anbau in Folge der in den letzten Jahren bezahlten hohen Preise wieder im verstärkten Maaße betrieben. Im Elsaß ist die Cultur von Kaiser Karl V. eingeführt. Dort wurden im Jahre 1778 50 Millionen Pfund Krappwurzeln erzeugt. In der neueren Zeit ist der Krappbau eingeschränkt, weil derselbe zu viel Arme erfordert und unter der Concurrenz des Anilins leidet, hat man sich mehr dem Hopfenbau zugewandt. Im Jahre 1862 waren im Elsaß 273 Hektaren mit Krapp bestellt, während in ganz Frankreich auf 20,488 Hektaren Krapp gebaut wurde. Die mittlere Ernte wurde im Elsaß auf 25,96 metrische Centner zu 200 Pfd., in ganz Frankreich zu 26,43 metrische Centner pro Hektare gerechnet. Krapp wird in Frankreich nach drei, im Elsaß der Fröste halber schon nach 2 Jahren aus der Erde gezogen. (Das neue deutsche Reichsland Elsaß mit Deutsch-Lothringen in der Zeitschrift des königl. preußischen statistischen Bureaus 1571, Heft 1 und 2.) Im Königreich Württemberg wird eben die Probe von Krapp gebaut; so wurden im Jahre 1870 auf 3 Morgen Wau und Krapp, der erstere aber weit überwiegend, im Jahre 1871 auf 4 Morgen Waid, Wau und Krapp gebaut. (Jahresberichte der Handels- und Gewerbekammern in Württemberg.) Im Ganzen ist der Anbau in Deutschland nicht bedeutend, ein Umstand, der mit Rücksicht aus das Folgende hervorgehoben werden muß. Man hat nämlich entdeckt, daß sich aus dem Anthracen – einem bei einer Erhitzung von 210° Celsius aus dem Steinkohlentheer gewonnenen Oele – künstliches Alizarin herstellen lasse und es gelang bald, diese Erfindung, welche sich erst nur im Klemm theoretisch bewährt hatte, im großartigen Maaßstabe in den praktischen Consum einzuführen, so daß Köchlin zu Mülhausen im Elsaß schon vor einigen Jahren das künstliche Alizarin „den Krapp der Zukunft“ genannt hat. In Deutschland wandten sich u.a. die im Wupperthale mit der Fabrication von Anilinfarben und sonstiger dem Theer abgewonnener Producte beschäftigten Etablissements mit Enthusiasmus dem neuen Artikel zu und werden die dort hergestellten Quantitäten für die ersten 6 Monate des Jahres 1872 auf 600 bis 1000 Pfd., vom August ab auf 1800 bis 2400 Pfd. pro Tag geschätzt. Ein großer Theil des Rohmaterials – Anthracen – wird bis jetzt aus England bezogen; man geht jedoch auch in Deutschland zusehends mit der Destillation größerer Quantitäten vor, und wird voraussichtlich bald genug im Lande produciren. Der Bedarf an Alizarin war bis zu Ende des Jahres 1872 so rege, daß nicht sämmtlichen Aufträgen seitens der Etablissements im Wupperthal entsprochen werden konnte. Die Preise hielten sich deßhalb so hoch, daß die consumirten Quantitäten nur für Druck verwandt wurden, da sie für Färberei noch zu theuer waren. In den ersten Monaten des Jahres 1873 traten mit einer bedeutend gesteigerten Production auf die Hälfte reducirte Preise ein, wodurch sofort fast das ganze Gebiet der Türkischroth-Färberei erobert wurde. Die jetzige vervollkommnete Fabricationsmethode liefert ein künstliches Alizarin, das an Aechtheit und Verwendbarkeit den früher aus Krapp erzielten Nuancen unbedingt gleichkommt, mit Rücksicht auf Feuer und Schönheit der Farbe aber bei weitem bessere Resultate erzielt. Es ist daher nur noch eine Frage der Zeit, wann Krapp vom künstlichen Akizarin gänzlich aus dem Handel verdrängt wird. Der Import von Krapp und Garancin von Frankreich und Italien nach Deutschland wird auf 5 bis 6 Millionen Thaler pro Jahr geschätzt. Es wird demnächst nicht allein diese erhebliche Summe dem Inlande erhalten bleiben, sondern künstliches Alizarin wird, wie dieß jetzt bereits der Fall ist, auch einen bedeutenden Export artikel bilden. Unter diesen Umständen ist es nicht zu verwundern, daß in Avignon und Neapel, Stapelplätzen des Krapp- und Garancinhandels, zu Ende des Jahres 1872 eine vollständige Panik entstand. Die Handelskammer zu Barmen befürchtet, daß man bei neu abzuschließenden Handelsverträgen mit Frankreich und Italien in jenen Ländern dem unangenehmen Eindrucke, welchen der Verlust eines für diese Länder so bedeutenden Exportartikels gemacht hat, Rechnung tragen und einen hohen Eingangszoll auf Alizarin legen werde und bezeichnet eine Pression der deutschen Regierung im entgegengesetzten Sinne als sehr wünschenswerth. (Hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1873, Nr. 25.) Berichtigungen. In dem Aufsatz von Dr. A. Heintz „über Athmung und Binnenluft der guckerrüden“ in Bd. CCVIII S. 381 (erstes Juniheft 1873) sind folgende Druckfehler aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin in das polytechn. Journal übergegangen: Seite 382, Zeile 1 von oben, lies: „insolirten“ statt „isolirten.“ 384, Zeile 7 von oben, lies: „34,3“ statt „43,3“. 384, Zeile 11 von unten, lies: „Binnenluft“ statt „Zimmerluft.“ 385, Zeile 16 von oben, lies: „64,34“ statt „64,31.“