Titel: H. Hall's Dampfpumpe oder „Pulsometer“.
Fundstelle: Band 210, Jahrgang 1873, Nr. XVI., S. 101
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XVI. H. Hall's Dampfpumpe oder „Pulsometer“. Nach dem Scientific American, August 1873, S. 217. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Hall's Dampfpumpe oder „Pulsometer.“ Der Erfinder macht bei diesem Apparate die Wasserdämpfe in zweierlei Sinne nutzbar: zunächst dienen sie zur Erzeugung eines luftleeren Raumes, in welchen das Wasser durch den atmosphärischen Druck gehoben wird, dann fördern sie das gehobene Wasser durch ihren directen Druck weiter in die Höhe. Fig. 13 stellt den Apparat im senkrechten Durchschnitte dar. Zwei langhalsige Behälter D und E vereinigen sich an ihren oberen Enden zu einer gemeinschaftlichen Ventilkammer, worin ein metallenes Kugelventil C frei zwischen den Sitzen an der Verbindungsstelle oscillirt, um abwechselnd die Mündung des einen und des anderen Behälters abzusperren. Der Dampf strömt von oben ein und die Kugel C ist es, von der sein Eintritt in den einen oder den anderen Behälter abhängt. Das zu hebende Wasser gelangt durch das Saugrohr B zunächst in die Ventilkammer F und aus dieser durch kreisrunde Oeffnungen, welche durch Kugelventile geschlossen sind, in den einen oder den anderen der beiden Behälter D und E. An diese schließt sich das gemeinschaftliche (in der Abbildung durch punktirte Linien angedeutete) Steigrohr A. Den Uebergang zu dem letzteren vermittelt eine Ventilkammer, worin eine Kugel zwischen zwei kreisförmigen Ventilsitzen oscillirt und das Wasser abwechselnd aus den Behältern in das Steigrohr strömen läßt. An dem Boden der Behälter sind Oeffnungen mit Flantschen und aufgeschraubten Deckeln angebracht, um die Kugelventile nöthigen Falles entfernen zu können. Der ganze Apparat mit allen seinen Kammern und Passagen ist in einem Stück gegossen. Sein Spiel ist sehr einfach. Unserer Abbildung gemäß befindet sich die Kugel C auf ihrem Ventilsitze rechter Hand. Der Dampf strömt daher ungehindert in den Behälter D, welchen wir in diesem Augenblicke als mit Wasser gefüllt annehmen, und wirkt mit seinem directen Druck auf die Oberfläche des letzteren, wobei wegen der birnförmig sich verjüngenden Gestalt des Behälters der geringste Grad von Condensation stattfindet. Das Wasser wird daher allmählich hinab und durch das unten angebrachte Kugelventil in die Ventilkammer des Steigrohres gedrückt, deren Kugel nach der rechten Seite hin fällt. In dem Maaße als das Niveau in dem Behälter D sich senkt, dehnt sich der Dampf vermöge der Form des letzteren allmählich aus, so daß die Senkung des Wasserspiegels ruhig vor sich geht, bis derselbe die Ausströmungsöffnung erreicht. In diesem Augenblicke aber entsteht eine stürmische Bewegung; das kalte Wasser kommt plötzlich mit dem Dampf in Berührung, der letztere wird condensirt, und mit einem Schlag hat sich der dampferfüllte Raum D in ein Vacuum verwandelt. In dem nämlichen Momente fällt die Kugel C auf die linke Seite und verschließt den Hals des Behälters D; eben so bewegt sich die Kugel in der Ventilkammer des Steigrohres nach der linken Seite, so daß sie das Zurückfließen des gehobenen Wassers hindert; zugleich wird das untere Kugelventil durch die unter dem atmosphärischen Drucke im Steigrohr B aufsteigende und dem Vacuum in D zustrebende Wassersäule aufgestoßen. Zur Milderung des Stoßes der andringenden Flüssigkeit dient die „Vacuumkammer“ G, welche durch eine in der Abbildung nicht sichtbare Passage mit der Ventilkammer F communicirt. So oft nun in der Kammer G eine Luftverdünnung eintritt, d.h. bei jedem „Pulsschlag“ des Apparates, öffnet sich ein kleines, in dieselbe geschraubtes Luftventil nach innen, und läßt eine kleine Quantität Luft eintreten, die mittelst einer Schraube regulirt werden kann. Der ganze mit Bezug auf den Behälter D beschriebene Vorgang wiederholt sich, sobald die Kugel C ihren Sitz gewechselt hat, auf gleiche Weise in dem Behälter E. Beide Behälter füllen und entleeren sich abwechselnd, und erfüllen somit die Bedingung einer doppeltwirkenden Pumpe.Wie die Prall'sche Vacuum-Dampfpumpe (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CCV S. 403), so erinnert auch der Hall'sche „Pulsometer“ lebhaft an Savery's Dampfmaschine (patentirt im Jahr 1698).A. P. Die Hall'sche Dampfpumpe dient zur Förderung des Grubenwassers in Bergwerken, sowie zur Entwässerung bei Fundamentirungen; sie findet bei Schiffen Anwendung, sowohl zur Entfernung des in Folge eines Leckes eingedrungenen Wassers, als auch zum Waschen des Verdeckes oder zum Löschen eines ausgebrochenen Feuers; ferner bei Locomotiven, um den Tender nöthigen Falles aus vorüberfließenden Gewässern zu speisen, und noch zu verschiedenartigen anderen Zwecken.

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Tafel Tab. II
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