Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 210, Jahrgang 1873, Nr. , S. 394
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Miscellen. Miscellen. Dampfkessel hinter Puddel- und Schweißöfen. Nach einer Notiz in den politischen Zeitungen hat der preußische Handelsminister unter dem 22. August verordnet, daß, da es wünschenswerth sey, bei Kesselanlagen, deren Heizung durch die abziehenden Gase eines Ofens erfolgt, die Außerbetriebsetzung des Kessels ohne Störung des Ofenbetriebes zu ermöglichen, in solchen Fällen folgende Bestimmung in die Concessionsurkunde aufzunehmen ist: „Dampfkessel, welche durch die abziehenden Gase von Puddel- oder Schweißöfen geheizt werden, müssen einzeln außer Betrieb gesetzt werden können, ohne daß dadurch der Ofenbetrieb gestört wird. Dazu ist die Herstellung eines directen Canales zwischen Ofenfuchs und Esse und die Anordnung eines Schiebers zwischen Ofen und Kessel, durch welchen die Einwirkung der Ofenhitze auf den Kessel verhindert werden kann, erforderlich. Ein patentirtes Verfahren explosive Sprengmittel gefahrlos zu machen. Bei den im vorigen Jahre durch die Torpedo- und Schießbaumwolle-Commissionen der Regierung Großbritanniens in Weston-super-Mare angestellten Versuchen hat bereits E. O. Brown, Chemiker-Assistent im Kriegs-Departement, die sehr wichtige Entdeckung gemacht, daß auch feuchte oder mit Wasser gesättigte Schießbaumwolle mit einem detonirenden Zünder durch Elektricität abgefeuert werden kann und die in diesem Zustande gefahrlos zu transportirende und aufzubewahrende Schießbaumwolle nur einen geringen Kraftverlust in Vergleich zu trockener Schießbaumwolle erleidet. Eine ähnliche Wahrnehmung hat auch E. Roberts zu Titusville in Pennsylvanien in den Vereinigten Staaten von Nordamerika hinsichtlich der Sprengpräparate im Allgemeinen gemacht und für sein Verfahren explosive Präparate für Sprengarbeiten und für anderen Gebrauch gefahrlos zu machen, ein Patent erhalten. Die Erfindung von Roberts bezweckt ein verbessertes Verfahren, um alle Knallpulver und explodirende Präparate oder Sprengmittel, welche in ihrem trockenen Zustande nur mit Gefahr zu handhaben sind, für den Gebrauch verhältnißmäßig gefahrlos zu machen, indem ihnen Wasser oder andere zweckentsprechende Flüssigkeiten oder Stoffe, wie hygroskopische Salze, in einem solchen Verhältniß zugesetzt werden, daß sie bei gewöhnlicher Erschütterung oder Reibung, sowie durch Schlag oder Stoß nicht explodiren, also gefahrlos sind, doch aber durch detonirende Knallpräparate oder auch durch dasselbe Präparat im trockenen Zustande zur Explosion gebracht werden können, ohne an Wirksamkeit verloren zu haben. Die nach diesem patentirten Verfahren behandelten explosiven Präparate oder Sprengmittel kann man nach Angabe des Erfinders in einer luftdichten Verpackung irgend einer Art, Beschaffenheit oder Construction, in welcher sie sich unverändert erhalten, aufbewahren, sind dichter und nehmen daher einen geringeren Raum ein als im trockenen Zustande. Wenn die angegebenen Vortheile durch das patentirte Verfahren, ohne erhebliche Steigerung der Kosten der Sprengmittel, erreicht werden, so würden dadurch viele Unglücksfälle, welche bei dem Transport, der Aufbewahrung und der Handhabung explosiver Sprengstoffe sich ereignen, vermieden werden und dem Erfinder auch der Dank des Bergmannes gesichert seyn. Erfahrungen hierüber scheinen aber bis jetzt noch nicht in ausreichender Weise vorzuliegen, um den Erfolg mit Sicherheit beurtheilen zu können und werden daher vorerst abzuwarten seyn. (Berggeist, 1873, Nr. 96.) Ueber Condensiren von Gasen und Flüssigkeiten durch Holzkohle; von Melsens. Die Absorption des Chlors durch Holzkohle kann, nach einer Mittheilung des Hrn. Melsens, soweit gehen, daß es an Gewicht der Kohle gleichkommt. Die condensirende Kraft der Kohle kann daher benutzt werden zur Verflüssigung der nicht permanenten Gase. Man sättigt mit trockenem Chlor etwas Holzkohle in einer heberförmigen Röhre, deren beide Enden man hernach an der Lampe verschließt; wenn man dann den langen Schenkel der Röhre, der die Kohle enthält, in einem Bade von siedendem Wasser erhitzt und den kurzen Schenkel in eine Kältemischung taucht, so verläßt eine beträchtliche Menge Chlor die Kohle, um gasförmige Gestalt anzunehmen, und unter dem Einflusse des hier sich entwickelnden Druckes wird dieses Gas im kurzen, kalten Schenkel flüssig. Hr. Melsens hat so mehrere Kubikcentimeter flüssigen Chlors erhalten. Hebt man die Röhre aus dem Bade, so geräth das flüssige Chlor von selbst ins Sieden und condensirt sich von Neuem auf der Kohle, während der kurze Schenkel beschlägt. Und man kann nun wieder von vorn diese Erscheinungen des Verflüssigens und Condensirens wiederholen. In derselben Weise sind andere Gase verflüssigt worden, welche in der Kälte von der Kohle absorbirt, bei einer Temperatur, die nicht über 100° C. steigt, sich wieder aus ihr entwickeln: Ammoniak, schweflige Säure, Schwefelwasserstoff, Bromwasserstoff, Aethyl-Chlorür und Cyan. Nicht minder interessant ist die Wärmeentwickelung, welche Hr. Melsens beobachtete, wenn er Flüssigkeiten wie Wasser, Alkohol, Aether, Schwefelkohlenstoff und Brom von Kohle absorbiren ließ. So betrug bei Anwendung von flüssigem Brom z.B., und zwar von 1 Theil Kohle und 7 bis 9 Theilen Brom, die Temperaturerhöhung mehr als 30° C., wenn man nur mit 5 bis 10 Grm. operirt. Die in dieser Weise in den Poren der Kohle condensirten, flüchtigen Flüssigkeiten werden dann selbst durch eine Temperatur von 100° C. nicht mehr herausgetrieben, oder entwickeln sich höchstens sehr unvollständig. (Comptes rendus vom 6 October 1873.) Prüfung der Zinnerze; von P. Hart. Man versetzt ein bestimmtes Gewicht (1–2 Grm.) des Erzes mit seinem vierfachen Gewichte geschmolzenen Cyankaliums in einer Porzellanschale und erhitzt. Nach 15 – 20 Minuten sind die Oxyde des Zinnes und Eisens vollständig reducirt und die Metalle am Boden der Schale in schwammigem Zustande vereinigt. Man gießt das Ganze auf eine eiserne Platte, behandelt die nach dem Erkalten leicht sich ablösende Masse mit Wasser, löst den dabei verbliebenen Rückstand in Salzsäure, fällt aus dieser Solution das Zinn durch metallisches Zink, nimmt es nach dem. Abwaschen wieder in Salzsäure auf und titrirt es mittelst einer Lösung von doppelt-chromsaurem Kali bei Gegenwart von Jodkaliumkleister. (Aus den Chemical News, vol. XXVII p. 183; durch den Bulletin de la Société chimique de Paris, t. XX p. 176; September 1873.) Abrinden von Bäumen mit Dampf. Zum Abrinden von Eichen behufs Gewinnung von Gerberlohe hatte Jos. Maitre in Chatillon sur Seine vor circa 7 Jahren einen Apparat construirt (patentirt in England, Frankreich, Sachsen etc.) der auf Anwendung von Dampf beruht und im Jahrg. 1867 des polytechn. Journals Bd. CLXXXVI S. 77 näher beschrieben ist. Der Apparat war – von Gagey, Seguin und Comp. in Dijon ausgeführt – bereits auf der Pariser Weltausstellung 1867 ausgestellt und erregte gerechtes Aufsehen, jedoch in sehr verschiedener Richtung. Während die Einen darin eine complete Umwälzung des bisherigen Schälverfahrens erblickten, hielten Andere die Erfindung für reinen Schwindel. In Würdigung der Wichtigkeit der Sache ließ die kgl. preußische Regierung zu Wiesbaden eine genaue Prüfung derselben anstellen.Näheres darüber in dem Schriftchen: Die Schälung von Eichenrinden zu jeder Jahreszeit, vermittelst Dampf nach dem System von J. Maitre. Im Auftrage der k. preuß. Regierung zu Wiesbaden forsttechnisch, chemisch und durch Gerbversuche geprüft von Dr. C. Neubauer, Prof. in Wiesbaden, W. Wohmann, kaiserlicher Forstmeister zu Metz und C. A. Lotichius, Lederfabrikanten zu St. Goarshausen a. Rh. (Wiesbaden, C. W. Kreidl's Verlag.) Die Resultate dieser Untersuchungen stellen fest, daß 1) die chemischen und praktischen Resultate bezüglich des Gerbstoffgehaltes der Eichenrinden sich in Uebereinstimmung befinden, daß nämlich die Qualität des Leders dem durch chemische Untersuchungen festgestellten Gerbstoffgehalte der Rinden entspricht; 2) der Gerbstoffgehalt dieser Rinden während der verschiedenen Jahreszeiten keinen so erheblichen Schwankungen unterliegt, daß dieselben bei der Lederfabrication in die Wagschale fallen; 3) der Gerbstoffgehalt durch das Schälbarmachen der Rinde durch Dampf nach den chemischen Untersuchungen sowohl als nach den Gerbversuchen, namentlich auch von dem im Winter gefällten und im darauffolgenden Frühjahre geschälten Holze, keine Einbuße erleidet; somit 4) die Dampf-Schälmethode nach diesen Richtungen hin für die Lederfabrication keinen Bedenken unterliegen kann. (Deutsche Industriezeitung, 1873, Nr. 47. Ueber das Verhalten des Diamantes in der Hitze. Prof. v. Schrotter in Wien hat sich durch Mittheilungen von Morren über die Verbrennbarkeit des Diamants veranlaßt gesehen, früher von ihm angestellte Versuche über diesen Gegenstand in den Berichten der Wiener Akademie mitzutheilen. Ein Diamant, welcher eine geschliffene, an den Rändern etwas verletzte, reine und ganz wasserhelle Raute bildete, wurde in einen kleinen, zur Hälfte mit gebrannter Magnesia gefüllten hessischen Tiegel gelegt, der übrige Raum des Tiegels ebenfalls mit gebrannter Magnesia fest ausgefüllt, der Tiegel mit einem Porzellandeckel geschlossen und in einen zweiten hessischen Tiegel so gestellt, daß er mit einer etwa 1 Centimeter dicken Schichte von Graphit umgeben, den äußeren Tiegel nirgends berührte. Nachdem auch dieser Tiegel gut verschlossen war, wurde das Ganze dem Starkbrande eines Porzellanofens an der heißesten Stelle ausgesetzt. Nach dem Erkalten zeigte sich der Diamant an seiner Oberfläche etwas matt, ohne die geringste Schwärzung oder Trübung im Inneren. Als jedoch der Versuch so wiederholt wurde, daß der Diamant in Platinblech eingewickelt war, halte das Platin, das zu einem Tropfen zusammengeschmolzen war, Kohlenstoff aufgenommen und der Diamant sein Aussehen gänzlich geändert. Er war nicht mehr weiß, sondern seine Oberfläche leicht geschwärzt und im Inneren von schwarzen Streifen dentritisch durchzogen. Das Schwarz dieses Diamantes war ein reines, nämlich das des Rußes, also des amorephen Kohlenstoffes, während die natürlichen schwarzen Diamanten (die sogenannten Carbonate) immer nur weniger oder mehr dunkelbraun gefärbt erscheinen. Die Dichte des Diamantes war durch das Glühen in Magnesia von 3,480 bei 18° Cels. auf 3,473, durch Glühen bei Berührung mit Platin auf 3,458 gesunken. Ueber die Wiederbelebung der Knochenkohle nach dem Pfleger-Divis'schen Verfahren; von C. Preis, Assistent der Chemie am kgl. böhm. Landes-Polytechnicum in Prag. Die Nachtheile der gewöhnlichen, auf Säuern mit Salzsäure und nachfolgendem Glühen basirten Wiederbelebungs-Methode sind wohl bekannt, und man hat schon seit vielen Jahren dieselbe in der Art zu modificiren gesucht, daß nicht nur die Reinigungskosten verringert, sondern auch das Spodium selbst mehr geschont würde. Diese Bemühungen haben besonders in zwei Fällen Erfolg gehabt, indem sie zu Methoden führten, welche in der Praxis Anwendung fanden. Der Verf. meint hier das Eisfeldt-Thumb'scheDas Eisfeldt-Thumb'sche Verfahren ist beschrieben im polytechn. Journal, 1872, Bd. CCVI S. 405. und das Sebor'sche Verfahren. Das letztere Verfahren, auf welches der Verf. später zurückzukommen gedenkt, hat eine ziemliche Verbreitung gefunden und zu äußerst befriedigenden Resultaten geführt. Das gehoffte vollständige Weglassen des Glühens, welches in qualitativer und quantitativer Beziehung dem Spodium am schädlichsten ist, konnte jedoch leider auch hier nicht Platz greifen, besonders dann nicht, wenn es sich um die Erzielung einer tadellos weißen Waare handelt. Während das Eisfeldt'sche und das Sebor'sche Verfahren auf der directen Anwendung von Ammoniak basiren, wenden Pfleger und Divis eine kochende schwache Salmiaklösung zur Reinigung des Spodiums an. Dieselbe soll in erster Reihe die Entfernung des absorbirten Kalkes (resp. kohlensauren Kalkes) bewirken; das frei gewordene Ammoniak wirkt dann auf die im Spodium während der Filtration abgelagerten organischen Stoffe ein, und der Apparat ist so construirt, daß die Ammoniakdämpfe aus einem ersten Körper in einen zweiten, dritten und eventuell vierten übergehen, wodurch die Wirkung derselben vervielfacht wird. Um die Kosten der Wiederbelebung auf ein Minimum zu reduciren, ist noch ein Condensationsapparat beigegeben, welcher das schließlich abziehende Ammoniak condensirt und in Salmiak umwandelt. Ueber die qualitative Wirkung des Salmiaks bei der Reinigung von Knochenkohle herrscht nicht der geringste Zweifel; Beweis derselben sind die erzielten praktischen Erfolge und Laboratoriums-Resultate, für die Wirkung des Ammoniaks speciell die bei der Anwendung des Eisfeldt'schen und Sebor'schen Verfahrens gemachten Erfahrungen. Die quantitative Wirkung ist in Betreff der Entkalkung auch nicht zu bezweifeln. In Bezug auf die organischen Stoffe liefern zwar die jetzt schon gewonnenen Resultate hinreichende Anhaltspunkte, welche ein günstiges Unheil zulässig machen (es wurden nämlich in Parduwitz während einer fünfwöchentlichen Versuchsperiode, in welcher das Spodium ausschließlich nach dem patentirten Verfahren wiederbelebt wurde, 23000 tadelfreie Melisbrode erzeugt); immerhin aber dürfte durch weitere Versuche im Beginn der nächsten Campagne noch definitiv zu entscheiden seyn, ob das Glühen vollständig umgangen werden könne, oder ob dasselbe, wenn auch in größeren Zeiträumen, noch stattfinden müsse. Der Verf. hat das Verfahren in der praktischen Ausführung beobachtet, und er gesteht, daß nicht nur die Einfachheit der Manipulation, sondern auch die Qualität der erzielten Producte ihn überrascht hat. (Zeitschrift für Zucker Industrie, 1873 S. 181.) Die Chocolade, ihre Verfälschungen und die Mittel letztere zu erkennen. A. Chevallier hat über diesen Gegenstand eine umfangreiche Arbeit geliefert, welcher wir Nachstehendes entnehmen. Bei der Bereitung der Chocolade, welche hier als bekannt vorausgesetzt wird, ist die Auswahl der dazu zu verwendeten Cacaobohnen von nicht geringer Wichtigkeit. Man hat darauf zu sehen, daß nicht nur ausgesucht gutes, sondern auch mit Sorgfalt transportirtes Material verarbeitet werde. Denn die Cacaobohne nimmt den Geruch anderer, gleichzeitig mit ihr importirter Droguen (Tabak, Kaffee, Copaivabalsam etc.) sehr leicht an, und die daraus bereitete Chocolade erhält dadurch einen widerlichen Beigeschmack. Der Nährwerth der Chocolade ist deßwegen bedeutend, weil die Cacaobohne viel Stickstoff, doppelt so viel als die Getreidearten, enthält. Rabateau und Parville zählen dieselbe zwar zu den Mitteln, welche, wie Kaffee, Thee, Maté, Coca, Alkohol etc., den Stoffwechsel verlangsamen (den sogen. Sparmitteln); aber die während der Einschließung von Paris mit der Chocolade gemachten Erfahrungen stempeln dieselbe zu einem ächten Nahrungsmittel, wofür auch Payen und Boussingault sie erklärten. Die Verfälschungen der Chocolade, welche gegenwärtig eine fast unglaubliche Ausdehnung erlangt haben, lassen sich in folgende Kategorien bringen: 1) Künstliche Vermehrung des Gewichtes der Chocolade, wozu man sich schlechten Cacaos, des Stärkemehles und Mehles, des Mehles von Hülsenfrüchten, des Maises, des Dextrins, der Mandelkleie, des arabischen Gummis, der Menninge, des Ockers, des Zinnobers und des Cacaoschalen-Pulvers bedient. Obgleich die Cacaobohnen an sich Amylum enthalten, gibt ein Infusum verfälschter Chocolade nach Chevallier doch nur dann die Jodreaction, wenn Amylum in einer der erwähnten Formen beigemischt ist. 2) Ersatz der Cacaobutter durch andere Pflanzen- oder durch Thierfette. Während reine Cacaobutter bei 24 bis 25° C. schmilzt, steigt der Schmelzpunkt nach Beimischung heterogener Fette auf 26 bis 28° C. 3) Zumischung von Storax oder Perubalsam zur Chocolade, anstatt der Vanille. 4) Zusatz von Cantharidenpulver in verbrecherischer Absicht (Willfährigmachen in schlechte Häuser gelockter Mädchen). Chevallier führt nur eine einschlägige Beobachtung von Barruel an und gedenkt dieses abscheulichen Zusatzes zu einem Nahrungsmittel mit einer Schüchternheit, als wäre derselbe in seinem Vaterlande fast unerhört, als wäre es nicht weltbekannt, daß vielleicht nirgends mehr Cantharidenpulver in der erwähnten Weise verbraucht worden ist, als in Paris. Der Nachweis der Cantharide, resp. des Cantharidins, wird nach Dragendorff's Methode auszuführen seyn, abgesehen davon, daß in damit versetzter Chocolade die Loupe und das Mikroskop Partikeln der metallisch grün glänzenden Flügeldecken des genannten Insects auffinden lassen wird. 5) Scheinbare Verfälschungen. Hierher sind Einsammeln der unreifen Frucht, Gährungsvorgänge, zu langes Rösten der Bohne und Aufbewahrung des Fabricates in trockenen Magazinen, bei zu hoher Temperatur oder sonst unter Bedingungen, welche zum Verlorengehen des Aroma Anlaß geben können, zu rechnen. Caracas-Cacao soll nach Chevallier und Payen daran zu erkennen und dadurch vom Trinidad-, Haiti-, Guyana- etc. Cacao zu unterscheiden seyn, daß ersterer bei der Extraction mit Alkohol einen gelben Auszug liefert, während die in gleicher Weise bereiteten Auszüge der übrigen Sorten eine gesättigt violette Farbe besitzen. Als petit Chocolat wird Kindern in Frankreich, etwa wie bei uns Eichelkaffee, ein Absud der Cacaoschalen zu trinken gegeben. Aus dem zur Trockne gebrachten wässerigen Extracte dieser Schalen fertigt Duval seit 1855 seinen Brustkranken die besonders empfohlene Théobromade und Théobromine. Diese dürften zum mindesten den Kaffeesurrogaten der ärmeren Bevölkerung, namentlich dem Cichorienkaffee, vorzuziehen seyn. (Chevallier erhielt aus 100 Theilen Cacaoschalen 26 Theile festen Rückstand.) Durch van Houtten und Sohn in Amsterdam wird unter dem Namen „Cacoine“ ebenfalls ein angeblich aus Cocaoschalen bereitetes, sehr wohlschmeckendes und in erster Linie stillenden Frauen und Reconvalescenten zu empfehlendes Fabricat in den Handel gebracht. (Archiv der Pharmacie.) Kohle als Enthaarungsmittel anstatt des Kalkverfahrens. Andersen in Inverkeithing (Schottland) hat entdeckt, daß die in pulverisirtem Zustande auf die Haut angewandte Holzkohle Enthaarung bewirkt. Kohle besitzt, wie bekannt, die Eigenschaft, in ihren Poren große Quantitäten Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft aufzunehmen und dieser soll in solcher Form eine chemische Wirkung auf die Fettsubstanz, welche sich hauptsächlich in der Nähe der Drüsen an der Haarwurzel befindet, ausüben, indem er angeblich das Fett der Haarwurzeldrüsen zu Kohlensäure und Kohlenwasserstoffverbindungen vergast (?) Es soll also in den Poren der Haut eine Art Verbrennung stattfinden, welche die Fettdrüse zerstört und das Haar löst. „Sollte Jemand, bemerkt das Currier Journal an der angeführten Thatsache zweifeln, so möge er mit reiner, pulverisirter Holzkohle versuchen und dieselbe mit einer genügenden Quantität Wasser zu einem dünnen Teige anrühren. Er wird finden, daß ein in diese Mischung gelegtes und oft bewegtes Kalbfell in 4 bis 5 Tagen enthaart und die Schönheit des Resultates ihn in Erstaunen setzen wird, indem die Epidermis der Haut auf einmal ihr Haar läßt. Wir sprechen hierin aus Erfahrung und empfehlen unserem Leser den Versuch zu machen.“ Ein großer Vortheil der Anwendung der Kohle besteht darin, daß die Haut der weiteren Bearbeitung, welche nach dem Kalken nothwendig wird, nicht bedarf, so daß also die Haut nach dem Abspülen mit Wasser sofort für die eigentliche Gerbung bereit ist. Der einzige Nachtheil der Verwendung der Kohle entspringt daraus, daß dieselbe die Haut nicht schwellt, so daß es schwer ist, die Fleischseite herabzunehmen. Der Werth der Kohle zum Zweck der Enthaarung ist so groß, daß sie nicht voreilig zu verwerfen ist, weil sie die Haut nicht schwellt. Ehe die Haut mit Kohle behandelt wird, müßte sie 2 bis 3 Tage lang in eine milde Kalkbrühe gelegt werden, so daß dadurch die Schwellung bewirkt wird; schädigen wird dieses Verfahren die Haut durchaus nicht. Die sodann erfolgende Anwendung der Kohle entfernt sowohl sehr schnell das Haar, als sie auch zu gleicher Zeit den Kalk unschädlich macht. Das Currier Journal bemerkt schließlich: „Wir glauben, daß in der Geschichte der Gerbung dadurch eine neue Aera vorbereitet wird, denn das auf diese Weise enthaarte Leder ist viel zäher als anderes.“ Im Leather Trader Circular wird über das neue Verfahren bemerkt, daß es in den gewöhnlichen Kalkäschern ausgeführt werden könne, wenn für eine Temperatur von 10 bis 21° C. gesorgt werde. Im Sommer ist also die gewöhnliche Temperatur ausreichend, mit Ausnahme der kältesten Monate, sogar auch während der übrigen Jahreszeiten. Der Gewinn an Zeit ist jedoch größer, wenn für genügende Wärme gesorgt ist. Die Häute müssen täglich gezogen werden, bis das Haar so lose ist, daß es leicht herausgeht, und hat sich herausgestellt, daß dabei der größte Theil des Skuds mit der Haarwurzel aus der Haut entfernt wird, so daß dasjenige, was aus der gekälkten Haut gewöhnlich schwierig zu entfernen ist, bei dem in Rede stehenden Verfahren verhältnißmäßig wenig Arbeit macht. Die Häute werden alsdann geschabt und des noch an ihnen haftenden Skuds entledigt, und sind alsdann, nachdem sie noch gespült worden, für die Gerbung fertig. Die Häute sind stets weich, als ob sie gebeizt worden, so daß die Fleischseite nicht so tief ist, als nach dem Kälken. Wenn die Temperatur 15,5° bis 21° C. beträgt, so genügen höchstens 4 oder 5 Tage, um die leichte Enthaarung zu bewirken, bei 4,5° bis 10° C. Wärme sind gewöhnlich 7 bis 8 Tage erforderlich. Eine Beize ist bei diesem Verfahren nicht erforderlich; sobald die Häute die Schabewerkstatt verlassen, müssen sie den Gerbeproceß beginnen. Die Vortheile sind also kurz gefaßt folgende: Große Ersparniß an Zeit und Arbeit; Gewichtsgewinn von 1/2 bis 1 Pfund pro Haut; angenehmere und gesundere Arbeit, weil jeder üble Geruch vermieden wird; vollkommene Sicherheit der Einwirkung der Brühen, ohne Flecke zu hinterlassen; es wirkt wie Beize bei gekälkten Waaren; das Spalten mit der Maschine ist leichter, da das Fleisch enger ist; die verwendete Kohlenmasse ist so billig wie Kalk, wenn die in Gebrauch genommene Quantität, welche wieder verwendet wird, in Betracht gezogen wird. Zwei Edinburger Gerber haben erfolgreiche Versuche mit dem neuen Verfahren gemacht und darüber a. a. O. Gutachten ausgestellt. Die englische Gerber-Zeitung vergleicht das Kalken mit dem neueren Verfahren und sagt, daß in Bezug auf die erhaltene Qualität des Leders die neue Methode den Vorrang beanspruchen darf, daß der Fabrikant außerdem besseres Gewicht und ein für den Verarbeiter angenehmeres Fabricat erziele. Auch die Wirkung der Kohle auf Häute, welche eine theilweise Kälkung, vielleicht 1 oder 2 Tage, erfuhren, um das Fleisch hart zu machen und dadurch das Schaben zu erleichtern, ist sehr bemerkbar. Die Haut wird dadurch erweicht und der Kalk entfernt; da das Albumin nicht angegriffen wird, so wird die Qualität des Leders eine viel bessere. Die Beize wird mit ihren üblen Folgen erspart und eine Vermehrung des Gewichtes erzielt. Leichtes Sohlleder, welches ungefähr 5 Monate gegerbt worden, und über 2 Pfund mehr Gewicht erzielte, wurde zu Damen-Schuhwaaren und zu Herren-Innensohlen verwandt. Das Leder ließ sich sehr gut bearbeiten, wie der Schuhmacher versicherte; ein Aufreißen beim Nähen fand nicht statt, das Nähen ging sogar sehr leicht von statten und die Tragfähigkeit ist eine sehr befriedigende. Kidleder, welche zu Hinterstücken für Herren-Stiefeletten verwendet wurden, wurden stumpf gegen das Blatt von Kalbleder gesetzt, ohne daß auch nur ein Stich verloren ging. Es erhielt mit geringer Mühe großen Glanz und sah wie französisches Kalbleder aus. Diese Eigenschaften zeigten sich bei allen Ledersorten. In einer weiteren Mittheilung wird über die Art und Weise der Ausführung bemerkt: Die Kohle (animalische oder vegetabilische) kann im Uebermaß angewandt werden, da sie ätzende oder verletzende Eigenschaften nicht besitzt; es genügen jedoch auf jede Haut 6 bis 10 Pfund mit der gewöhnlichen Quantität Wasser; eine Temperatur von 15,5 bis 21° C. scheint die zweckmäßigste zu seyn. Diese Temperatur wird am besten durch Dampf zur Wirkung gebracht, indem die Gruben während des Verfahrens bedeckt werden. Die Wirkung scheint darauf zu beruhen, daß eine Stoffzersetzung in dem äußeren Zellengewebe der Haut stattfindet, indem diese Substanz im frischen Zustande der Haut coagulirt ist und dadurch die Haare festhält. Der in der Kohle enthaltene Sauerstoff bringt in Verbindung mit der Wärme die genannte Wirkung hervor und die Poren der Kohle nehmen den Stoff auf, welcher, wenn er in der Haut bliebe, zur Zersetzung derselben beitragen würde. Ueber die Behandlung der Häute mit Kohle nach dem Kälken von einigen Tagen sagt ein Lederfabriken daß er über 50 südamerikanische schwere Häute mir Kohle, pro Stück 10 Pfund, der Tage behandelte, nachdem sie vier Tage gekälkt worden waren. Die Häute enthaarten sehr gut, so daß er einen anderen Posten Häute auf gleiche Weise behandeln wollte. Es soll durch die Kohle nach dem Kälken des Albumin sowie ein großer Theil des gelatinösen Faserstoffes vor der Zerstörung erhalten und eine bessere und schnellere Gerbung erzielt werden, da in der Haut kein Kalk zurückbleibt, welcher die Wirkung der Gerbsäure neutralisirt; außerdem wird die Kothbeize entbehrlich. (Aus: Deutsche Gerber-Zeitung, durch Dr. Jacobsen's chemisch-technisches Repertorium 1872, 2. Halbjahr. S. 52.) Die Production von Rohtabak im deutschen Zollgebiet. Die Production von Rohtabak in der Zeit vom 1. Juli 1871 bis 30. Juni 1872 bezifferte sich für ganz Preußen auf 198890 Centner. In dem sonstigen Zollgebiete wurden producirt 519017 Centner; davon in Baden 205069, in Bayern 144153, in Elsaß-Lothringen 115518, in Hessen 31311, in Mecklenburg 6106, in Württemberg 5571, in Thüringen 4806, in Anhalt 3962, in Braunschweig 2391, in Sachsen 130 Centner. In Oldenburg und Luxemburg wurde kein Tabak producirt. Die Summe der ganzen Production im deutschen Zollgebiete während der oben angegebenen Zeit stellt sich auf 717907 Ctr.; eingeführt wurden von Rohtabak 977643 Ctr., von Rauchtabak in Rollen 8738 Ctr. Die Ausfuhr von Rohtabak stellte sich auf 79467, die von Rauchtabak in Rollen auf 27681 Ctr. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1873 Nr. 29.) Kitt für Laugenbassins. Ein von Reagentien nahezu unangreifbarer Kitt für Laugenbassins wird erhalten durch Digeriren von 1 Th. fein gehacktem Kautschuk mit 2 Th. Terpenthinöl bis zur Auflösung, dann Zusatz von 4 Th. pulverisirtem Schwerspathe. Die Sohle und Seitenwände des Reservoirs werden mit Platten von Schwerspath ausgefüttert und die Fugen mit obigem Kitte verstrichen. (Illustrirte Gewerbezeitung. 1873 S. 215.) Verfahren zur vollständigen Entschwefelung der Kiese bei der Schwefelsäurefabrication. Einem Berichte von Lamy über die letzte Lyoner Industrieausstellung entnimmt das „polytechnische Centralblatt“ Folgendes: Die Kiese von Lyon, welche zur dortigen Schwefelsäurefabrication dienen, enthalten im Mittel 45 Procent Schwefel und 39,5 Proc. Eisen. Beim Rösten derselben blieben bisher selbst unter den günstigsten Verhältnissen nicht weniger als 4 Proc. Schwefel in dem Rückstande, und dieser konnte wegen dieses Schwefelgehaltes nicht zur Eisenfabrication benutzt werden. Um eine vollständige Entschwefelung zu erzielen, braucht man zwar nur den Rückstand vom Rösten der Kiese zu pulverisiren und dann nochmals zu rösten; es ist jedoch schwierig, dieß in hinreichend wohlfeiler Weise auszuführen. Michel Perret glaubt nun aber mittelst eines Ofens mit mehrfachen Etagen (französisches Patent vom 20. Mai 1870), wie er in den meisten französischen Fabriken angewendet wird, dieses Problem gelöst zu haben. Dieser Ofen besteht im Wesentlichen aus zwei Theilen: unten einem mit einem Roste versehenen Schachte zum Verbrennen der Stückkiese und oben einer Reihe von Etagen aus thönernen Platten bestehend, zwischen denen die aus dem Schacht aufsteigenden heißen Gase circuliren. Auf diesen Etagen breitet man den pulverförmigen Kies in dünnen Schichten aus, und er verbrennt hier in 24 bis höchstens 36 Stunden. Um nun eine vollständigere Entschwefelung zu Stande zu bringen, so daß nur 1 bis 2 Tausendstel Schwefel zurückbleiben, unterwirft man den Rückstand vom ersten Rösten einer zweiten Röstung, indem man dabei die beim ersten Rösten entwickelte Wärme benutzt. Man verwendet nämlich zum nochmaligen Rösten dieses Rückstandes einen Theil der Etagen des Ofens, und zwar in der Weise, daß jede Schicht dieses Rückstandes zwischen zwei Schichten von noch nicht abgeröstetem pulverförmigen Kies eingeschaltet wird; durch die beim Verbrennen des letzteren entwickelte Wärme wird dann eine zur vollständigen Entschwefelung des Rückstandes hinreichende Temperatur unterhalten. Man muß bei diesem Verfahren mehr Luft in den Ofen treten lassen, als wenn man bloß rohe Kiese röstet, und der Ofen muß so eingerichtet seyn, daß man den Rückstand vom zweiten Rösten herausnehmen kann, ohne daß er sich mit dem Rückstande vom ersten Rösten vermischt. Die Gesellschaft von St. Gobain hatte in Lyon Walzeisen ausgestellt, welches aus dem Rückstande vom Entschwefeln der Kiese dargestellt war. Wasserdichtes Seidenpapier; von Richard Jacobsen. Ein wasserdichtes, dem Pergamentpapier äußerlich ähnliches Papier, welches angefeuchtet werden kann, ohne daß der Ueberzug leidet, und welches sich auch als Pauspapier eignet, erhält man durch Schwimmenlassen von Seidenpapier auf einer wässerigen Lösung von Schellack in Borax. Das Papier wird durch diese Behandlung durchsichtig und für Wasser sowohl wie für Fette undurchlässig. Nach dem Trocknen des Papieres, durch Aufhängen in freier Luft, kann man es mittelst eines warmen Plätteisens glätten. Wird braunes Seidenpapier in dieser Weise getränkt und daraus Wursthüllen geklebt, so machen solche gefüllte Hüllen den täuschenden Eindruck geräucherter in Därme gefüllter Würste. Die mit Anilinfarben gefärbte Borax-Schellacklösung gibt, zur Tränkung von Seidenpapieren u.s.w. verwendet, schönfarbige wasserdichte Papiere, die vielleicht in der Fabrication künstlicher Blumen u. dergl. passende Verwendung finden können. (Dr. E. Jacobsen's chemisch-technisches Repertorium, 1872, 2. Halbjahr S. 138).