Titel: Ueber den neuen deutschen Maischbrennapparat mit ununterbrochenem Betrieb; patentirt für R. Ilges in Breslau; von Dr. C. Stammer.
Fundstelle: Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XIV., S. 50
Download: XML
XIV. Ueber den neuen deutschen Maischbrennapparat mit ununterbrochenem Betrieb; patentirt für R. Ilges in Breslau; von Dr. C. Stammer. Stammer, über den neuen deutschen Maischbrennapparat mit ununterbrochenem Betrieb, Patent R. Ilges in Breslau. Seit einigen Jahren sind in Schlesien mehrere Exemplare des continuirlich arbeitenden Brennapparates von Ilges im Betriebe und ich erlaube mir in Folgendem über Construction und Arbeitsweise derselben zu berichten. Von der Maschinenbauanstalt und Eisengießerei von E. Hofmann und Comp. zu Breslau sind besonders drei mit den neuesten Vervollkommnungen versehene Ilges'sche Apparate aufgestellt worden; einen derselben habe ich in der Brennerei Niklasdorf bei Strehlen während des Ganges aufmerksam beobachtet, und dabei mein schon früher gewonnenes günstiges Urtheil vollkommen bestätigt gefunden. Der Weg, welchen die Erbauer sogenannter neuer Brennapparate bisher durchweg eingeschlagen haben, schien dem Erbauer des in Rede stehenden Apparates ein wenig empfehlenswerther, weil keinen durchgreifenden Erfolg versprechender; bekanntlich hat dieser Weg auch weder zu einem ununterbrochenen Betriebe noch zur Erzielung eines besonders starken und reinen Productes geführt, zwei Ziele, welche Ilges sich steckte, und welche er auch erreicht hat. Die Einrichtung der französischen sogenannten Colonnenapparate macht zwar ununterbrochenen Betrieb möglich – obwohl dieselben in neuerer Zeit doch durch Hinzufügung einer Blase wieder zu einem theilweise unterbrochenen zurückgekehrt sind; – sie erscheinen auch einfach und von sicherer Wirkung, dieses jedoch nur so lange, als dünne und hülsenfreie Maischen damit abgebrannt werden. Bekanntlich ist dieß in Frankreich und Belgien der Fall, und dennoch wird auch in diesen Ländern ein hochgrädiger Spiritus in einer Arbeit selten oder nie mit diesen Apparaten hergestellt. Zum directen Abbrennen sowohl der Kartoffel- wie der Melassemaische, haben sich denn auch die französischen, obwohl mehrfach veränderten Apparate in Deutschland nicht einzubürgern vermocht. Die Wege, welche die Maische zu durchlaufen hat, sind beim reichlichen Vorhandenseyn von Schalen, Getreide-Hülsen u.s.w. den Verstopfungen allzusehr ausgesetzt, und nur da, wo die Natur der Maischen, die geringere Anwendung von Maischhefe u.s.w. über diesen Uebelstand hinwegzusehen gestattet, findet man, abgesehen von den Raffinerien, die Apparate nach dem System von Cellier oder Savalle in Gebrauch. Allein auch hier leiden dieselben an zwei großen Unvollkommenheiten, die den eigentlichen Zweck, den ununterbrochenen, selbstthätig und gleichmäßig sich regulirenden Betrieb nur in ungenügender Weise erreichen lassen; es gelangt nämlich weder der Dampf, noch die Maische, wie es doch ein solcher Betrieb erheischt, in wirklich gleichmäßiger Weise in den Apparat. Die Menge des durch ein einfaches Ventil eingeführten Dampfes steigt und fällt mit der Spannung im Kessel; die Maische wird sogar von einer an der Betriebsmaschine hängenden Pumpe zugebracht, und es ist ihre Menge daher eine fortwährend wechselnde und unregelmäßige. Die Regelung des Dampf- wie des Maischezuflusses ist demnach allein Sache des Blasentreibers oder Apparatführers, und erfordert dessen unausgesetzte Aufmerksamkeit, wobei er sich nach der Anzeige des Aräometers und der Geschwindigkeit der Strömung unter dem „Verschlusse“ zu richten hat. Sogar das Ablassen der Schlempe, welches nie recht in ununterbrochener Weise trotz der Schwimmerventile glücken wollte, fällt demselben Arbeiter anheim. Der Abtrieb des Lutters geschieht bei den sogenannten continuirlichen Apparaten selten in getrennter Weise, wie man es doch jetzt allgemein, und mit Recht verlangt; wo es ausnahmsweise der Fall ist, werden dazu irgendwie eingerichtete Blasen benutzt, die immer nur zeitweise arbeiten und also dem Zwecke ununterbrochener Arbeit durchaus fern stehen; hier finden sich alle Mängel zeitweiser Füllung, zeitweisen Ablassens und großer Dampf- und Wasserverschwendung. Daß endlich die sehr verschiedenen Rectifications- und Dephlegmationsvorrichtungen, welche man an diesen Apparate angebracht hat, ihre Aufgabe nur in unvollkommener Weise lösen, erkennt man an dem Endresultat, daß die aus französischen und deutschen Theilen zusammengesetzten, theilweise continuirlich arbeitenden Brennapparate einen Spiritus von über 92 Proc. Tr. fast nie und auch dann nur mit außerordentlichem Aufwande von Dampf und Kühlwasser liefern. Wir sehen denn auch, daß man, wie schon angedeutet, selbst in dem Vaterlande dieser Apparate die Erzielung hochgrädiger Waare beim ersten Abtriebe, ziemlich allgemein aufgegeben hat, obgleich alle vernünftigen Gründe dieses Ziel als durchaus wünschenswerth und durch rationelle Einrichtungen erreichbar erkennen lassen. Diese Mißerfolge waren für den Erbauer des neuen Apparates die Veranlassung, die Erreichung des vorgesteckten Zieles in anderer als der bisherigen Weise anzustreben, und man kann nur sagen daß das Problem der Herstellung eines wirklich selbstthätig und ununterbrochen arbeitenden Apparates für Darstellung von sehr hochgrädiger Waare direct aus jeder Art Maische nunmehr als gelöst betrachtet werden muß. Es sind vornehmlich die folgenden wesentlichen Bedingungen, welche hier erfüllt sind: 1. Der ganze Lauf der Maische vom Maischbehälter bis zum Schlempe-Ablauf mußte derart geregelt werden, daß die in der Zeiteinheit zufließende Maischemenge eine gleichbleibende wurde und daß Verstopfungen in keiner Weise vorkommen konnten. 2. Der Wasserdampf mußte ebenfalls in ganz constanter Menge zugeführt werden, und die Regulirung so erfolgen, daß der Maschinendampf immer zunächst zur Benutzung gelangte. 3. Der Lutter mußte getrennt, und ebenso ununterbrochen, wie die Maische abgetrieben werden. 4. Die Rectifications- und Dephlegmationseinrichtungen mußten solche seyn, daß unverändert hochgrädiger Spiritus – solcher von mindestens 94 Proc. – erzielt wird und zwar bei einem möglichst geringen Dampf- und Wasserverbrauch. 5. Die Handhabung des Apparates mußte eine einfache, leicht ausführbare und 6. Der Preis ein niedriger seyn. Wie gesagt, entspricht der neue Apparat diesen Voraussetzungen in jeder Weise, und es läßt sich wohl nach dem Vorhergehenden nicht anders erwarten, als daß dieß durch eine solche Einrichtung der Haupttheile erreicht worden ist, die den bisher üblichen höchst unähnlich sind. Die Kenntniß derselben bietet ein großes Interesse dar, allein die Rücksicht auf das dem Erfinder von der preußischen Regierung ertheilte, sowie auf die im Auslande noch zu erwerbenden Patente verbietet vorläufig noch eine eingehende Darlegung durch vollständige Zeichnungen und Beschreibung; ich muß mich daher hier mit der Aufzählung und kurzen Charakterisirung der Haupttheile des einen Apparates begnügen, doch wird auch dadurch schon die Eigenthümlichkeit desselben klar hervortreten. Im Uebrigen gestattet der Erfinder jedem sich dafür ernstlich Interessirenden gern die Inaugenscheinnahme eines der im Betriebe befindlichen Apparate; mehr als durch die ausführlichste Beschreibung wird man sich durch eine solche von dem außerordentlich regelmäßigen Gange des Abtriebes und dem gleichmäßigen Abflusse der Schlempe, der Lutterschlempe und des 94–95 proc. Alkohols überzeugen. Die Haupttheile des neuen Brennapparates sind folgende: 1) Der Maischregulator. – Derselbe bewirkt den gleichmäßigen Zulauf der Maische aus dem Maischbehälter in die Destillationssäule. Er ersetzt mit dem größten Vortheil die bei anderen continuirlichen Apparaten arbeitende Pumpe und steht oberhalb des Apparates, etwas unterhalb des Maischbehälters. Er besteht aus einem weiten, luftdicht verschlossenen gußeisernen Gefäße, welches vom Maischbehälter aus jede Stunde einmal gefüllt wird. Dieses Füllen dauert kaum eine Minute und veranlaßt keine Unterbrechung des Betriebes, sondern höchstens eine kurze Verlangsamung der Abflüsse. Vom untersten Punkte des Maischregulators führt ein weites Rohr ab, an dessen Ende ein Zweiweghahn sitzt, welcher in der einen Stellung die Verbindung zwischen Maischbehälter und Maischregulator, und in der anderen die Verbindung des letzteren nach Außen herstellt. In der ersteren vermittelt er das Einfließen der Maische in den Regulator, in der letztern das Ausfließen derselben aus dem Regulator nach dem Apparate. Da der Maischregulator vollkommen geschlossen ist, so muß die während des Füllens verdrängte Luft abgeleitet werden können. Dieß geschieht durch ein Rohr, welches vom obersten Punkte des Regulators abgeht und unten im Apparatraum in dem kleinen Wassergefäß eines Wassermanometers mündet. Die durch die Maische verdrängte Luft entweicht durch einen seitlichen Stutzen. Sowie dieses Entweichen aufhört, ist dadurch die Beendigung des Füllens angezeigt und der Brenner hat durch einen Zug, an der herabhängenden Schnur den Zweiweghahn umzustellen, so daß nun die Maische aus dem Regulator auszufließen beginnen muß, sobald Luft in diesen eintreten kann. Dieß kann durch die obenbezeichnete im Wassermanometer endigende Röhre nicht geschehen, da sie eben durch Wasser gesperrt ist; es steigt in diesem vielmehr, in einer Glasröhre sichtbar, das Wasser etwa eben so hoch empor, wie die Maische oben im Regulator steht. Wenn nun weiterhin der Stand der Maische durch Ausfließen aus dem Regulator in diesem sinkt, so fällt auch der Stand des Wassers in der Glasröhre und dieses an einer Scala abzulesende Sinken zeigt deutlich den regelmäßigen Abfluß der Maische, sowie den Augenblick an, wo der Regulator wieder gefüllt werden muß. Um nun endlich das Abfließen der Maische aus dem Regulator zu ermöglichen, mündet ein zweites enges Luftrohr oben im Regulator und endet unten im Apparatraum mit einem kleinen Hahn. Ist dieser geschlossen, so kann überhaupt keine Maische abfließen; öffnet man denselben aber, so fließt in demselben Maaße Maische aus, wie durch dieses Luftrohr Luft in den Regulator eindringen kann. Ein Zeiger ist an dem Hahn angebracht, der mit einer Scala gestattet, die Einstellung ganz genau so zu treffen, daß der Abfluß der Maische, einmal festgesetzt, stets und unwandelbar der für die Arbeit angemessenste bleibt. Durch diese sinnreiche Einrichtung wird der Abfluß der Maische von der Stellung des Maischehahnes vollkommen unabhängig. Bei der immerhin geringen Menge Maische, welche in der Secunde abfließen soll, würde jede enge Hahnstellung unvermeidliche Verstopfungen zur Folge haben. Hier aber steht der Maischehahn ganz offen; derselbe ist wie das Maischrohr selbst so weit und ohne jede charfe Ecke eingerichtet, daß die dickste Maische und auch fremde Körper, wie Besenreiser u.s.w. ohne jeden Anstand hindurchfallen; natürlich ist das vom untersten Punkte des Regulators abgehende Rohr erst etwas nach oben gebogen, damit es stets gefüllt bleibt und hier keine den Abfluß ermöglichende Luft eindringen kann. Indem so der Abfluß ganz frei, von obenher aber durch beschränkten Zutritt der Luft in der besonderen Luftleitung regulirt ist, erfolgt er, wie man sich durch den Augenschein überzeugen kann, mit ebenso nothwendiger, wie überraschender Gleichmäßigkeit. 2) Die Abtrieb-Säule. – Die Maische tritt durch ein offenes Trichterrohr in den oberen Theil des die Colonne vertretenden Apparattheiles, die Abtrieb-Säule, und gelangt ohne jede Unterbrechung, eine zusammenhängende Flüssigkeitssäule bildend, bis zu deren unterstem Punkte, wo sie durch einen Schlempehahn, der von einem großen Schwimmer auf's Pünktlichste regulirt wird, nach dem Schlempecanal abläuft. Die deutsche Säule ist von der französischen Colonne durchaus verschieden; sie stellt nicht, wie diese, eine Reihe übereinander stehender Blasen, sondern nur eine einzige Blase dar, in welcher der im übrigen ununterbrochenen Maischsäule nur durch besondere Einsätze ein bestimmter Weg beim Durchfließen angewiesen ist. Dieser Weg soll für die nach unten gehende Maische, wie für die nach oben gehenden Dämpfe ein möglichst langer seyn und dieß wird durch eine große Anzahl eiserner Teller bewirkt, welche mit vielen Löchern versehen und so vertheilt sind, daß die Maische abwechselnd nach der Mitte und nach dem Umfang der Säule gelenkt wird, während der Dampf sie möglichst fein und möglichst allgemein vertheilt durchzieht. Verstopfungen dieser Abtriebsäule sind nicht denkbar, bisher auch niemals vorgekommen, die regelmäßige Arbeit derselben ist vielmehr eine vollkommen gesicherte. 3) Der Probekühler. – Um die Entgeistung der ununterbrochen abfließenden Schlempe jeden Augenblick zu prüfen und sichtbar zu machen, ist ein kleiner Kühler vorhanden, in welchem fortwährend Dämpfe aus der abfließenden sehr heißen Schlempe sich condensiren; das gebildete Wasser fließt ununterbrochen durch einen „Verschluß“ ab und zeigt an einem schwimmenden in Zehntelprocente getheilten Lutterprober seinen Gehalt an. Es mag bemerkt werden, daß der Stand dieses Probers stets demjenigen entspricht, den er in Wasser von derselben Temperatur einnimmt. 4) Der Dampfregulator hat die Aufgabe, das ganze Quantum der einströmenden Dämpfe, und zwar entweder den directen Kesseldampf oder die Summe des Maschinendampfes und des directen bei einem unveränderlichen Druck zu erhalten und somit, da die Dampfeinströmung immer dieselbe bleibt, auch den Dampfverbrauch constant zu machen. Bei dem Dampfregulator ist das Princip des Savalle'schen, der aber nur directen Dampf nothdürftig regulirt, beibehalten. Wie bei diesem drückt auch hier der Dampf in einem geschlossenen Gefäße auf eine darin befindliche Wassermenge, und befördert einen Theil derselben nach einem etwa 16 Fuß höher aufgestellten zweiten Gefäße, in welchem ein Schwimmer eine Drosselklappe im Dampfrohr derart regulirt, daß der Dampfdruck der 16 füßigen Wassersäule entspricht. Diese bekannte Einrichtung ist aber bei dem deutschen Apparate durch viele Verbesserungen und Zuthaten von allen ihren Mängeln befreit und zu einem so sicher wirkenden Instrumente umgearbeitet worden, daß selbst eine so große Aenderung in der Dampfzuleitung, wie sie das Stillstehen oder Ingangsetzen der Betriebsmaschine hervorbringen muß, in kürzester Zeit ohne Störung ausgeglichen wird. Die Verwendung des Maschinen- (Retour-) Dampfes ist selbstredend von größtem Vortheil, allein die Regulirung der zweierlei Arten Dampf war bisher nicht ausgeführt worden und man mußte sich mit ganz unzulänglichen Einrichtungen behelfen oder auf die Benutzung des Maschinendampfes verzichten. Hier aber wird dieselbe vollkommen sicher bewirkt, so daß der Maschinendampf zunächst verbraucht, dabei aber ebenfalls so regulirt wird, daß wenn einmal davon mehr vorhanden wäre, als der Apparat benöthigt, das Uebrige in's Freie entweicht. In solchem Falle ist natürlich der directe Dampf so lange ganz abgesperrt, bis der Maschinendampf nicht mehr ausreicht, worauf das Fehlende dann an directem hinzukommt. Damit das im Dampfregulator spielende Wasser immer dasselbe Volumen behält, ist noch ein besonderes, den durch Condensation entstehenden Ueberfluß entlassendes Schwimmerventil am Regulator vorhanden. Der vorhandene Dampfdruck wird durch ein Quecksilbermanometer angezeigt, an welchem man die Zuverlässigkeit der Arbeit des Dampfregulators deutlich erkennen kann. 5) Die Luttersäule. – Dieselbe bewirkt den getrennten, und ebenfalls ununterbrochenen Abtrieb des Lutters und zeigt die Einrichtung der Maischesäule in verkleinertem Maaßstabe. Die Wirksamkeit derselben ist eine solche, daß das Lutterwasser, oder die Lutterschlempe mit dem Fuselöl in ununterbrochenem Strahle abfließt. Wir haben also einerseits den durch den Maischregulator regulirten gleichmäßigen Zufluß der Maische, und andererseits den ebenso regelmäßigen und ununterbrochenen Abfluß der drei Producte, in welche sie in stets gleichbleibender Weise zerlegt wird: einerseits starker Alkohol und andererseits zweierlei Schlempe, nämlich die Maischeschlempe (Viehfutter) und die Lutterschlempe (Ablauf). Es ist bei diesem Apparate diese Trennung zum erstenmale so durchgeführt, daß auch der Lutter continuirlich und gleichzeitig abdestillirt wird, also die Lutterschlempe ebenso abfließt. 6) Der Rectificator. – Auch dieser ist von ganz origineller Construction. Den wesentlichen Theil desselben bilden eine große Anzahl Porzellankugeln, auf welche der vom Dephlegmator niederfließende Lutter fein vertheilt und genau regelmäßig auftropft und durch deren sich immer gleich bleibende Zwischenräume die alkoholischen Dämpfe zum Dephlegmator aufsteigen. Letzterer ist ein sogenannter Zargen-DephlegmatorZeiger-Dephlegmator und in ähnlicher, jedoch dem Zwecke entsprechend abgeänderter Weise eingerichtet, wie der zu keiner Bemerkung Veranlassung bietende Cylinderkühler des Apparates. Es würde zu weit führen, hier noch näher auf Einzelnes einzugehen und namentlich die sinnreichen Vorrichtungen zu beschreiben, welche die richtige Wirksamkeit z.B. des Rectificators zu sichern bestimmt sind, und in der That auf's zuverlässigste sichern; die Zweckmäßigkeit der Arbeit in dem aus den bezeichneten Theilen gebildeten Apparat erhellt hinreichend aus dem Resultat, nämlich aus dem in unveränderlicher Stärke unter dem Verschlusse abfließenden Strome Spiritus, in welchem das Alkoholometer stets 94 bis 95 Proc. Tr. anzeigt. Es wird der Hinweis genügen, daß ein solches bisher noch von keinem Brennapparate dauernd geliefertes Erzeugniß die mannichfachsten Vortheile, sowohl in Folge seiner Reinheit, wie in Folge seiner gegen 80–85 procentigen Spiritus bemerklich geringeren Masse darbietet. Ich will nur noch hinzufügen, daß dieses Product mit Sorgfalt und unter Berücksichtigung der Temperatur gewogen, in der That 94,5 Proc. Tr. ergab, und sich bei der bekannten Probe auf Fuselöl als vollkommen frei von jedem fremden Geruche erwies. Dabei ist der Wasserverbrauch ein so geringer, daß er noch nicht das doppelte Volumen des abgetriebenen Maischquantums beträgt. Sicher kann sich keiner der bisherigen, noch so sehr belobten Brennapparate auch nur annähernd ähnlicher Vorzüge rühmen! Man wird fragen, wie es sich gegenüber einem solchen Rectificationsgrade mit dem Abtriebe, d.h. mit der Entgeistung der Maische verhält? Man könnte glauben, daß demselben ein empfindlicher Alkoholverlust in den Abflüssen gegenüberstände. Dieß ist aber nicht der Fall, der Abtrieb vielmehr ein auch den höchsten Anforderungen entsprechender, wovon ich mich durch Untersuchung von Proben der Abflüsse überzeugte, die während der gewöhnlichen Arbeit entnommen waren. Zwei Proben der Lutterschlempe ergaben übereinstimmend bei der Prüfung im Geißler'schen Vaporimeter die gänzliche Abwesenheit von Alkohol. Aus dem Schlempevorrath wurde weiterhin eine größere Probe entnommen, davon ein Theil im Wasserbad der Destillation unterworfen und das Destillat im Vaporimeter geprüft. Die Berechnung auf Schlempe ergab einen Alkoholgehalt der letzteren von 0,012 Proc. Diese Zahl ist aber noch nicht auf das Volumen der Maische zu beziehen, da das (alkoholfreie) Lutterwasser einen großen Antheil desselben darstellt; es bleibt also der wirkliche Verlust noch geringer als 0,012 Proc., so daß jedenfalls die Entgeistung als eine ganz vorzügliche bezeichnet werden muß. Die Handhabung des Apparates ist eine so äußerst einfache, daß sie mit der Führung, deren die sonst angewandten ohne Ausnahme bedürfen, gar keinen Vergleich zuläßt. Da alle Einströmungen und Abflüsse vom Apparate selbst regulirt werden, so beschränkt sich die Thätigkeit des Brenners auf das in jeder Stunde einmal vorzunehmende und kaum eine Minute in Anspruch nehmende Füllen des Maischregulators, wobei nur zwei Handhaben zu ziehen und der kleine Lufthahn zu stellen ist; diese Handthierung ist stets die gleiche: eine Verstellung irgend welcher Hähne je nach den Beobachtungen an den Ausflüssen findet, wenn einmal Alles richtig hergerichtet und festgesetzt ist, nicht mehr statt. Betrachtet man den ruhigen Stand der Maische und des Lutters in den betreffenden Standgläsern, das gleichförmige Arbeiten des Schlempehahnes, den unwandelbar günstigen Stand der Lutterprober und des Alkoholometers, die kaum sich ändernde Anzeige der Quecksilber- und das gleichmäßige Sinken des Wassermanometers: so gewinnt man ein äußerst günstiges Urtheil über die zweckmäßige Anordnung und die richtige Wirksamkeit aller Theile des Apparates, und die verschiedenen Controlvorrichtungen erscheinen fast als überflüssig. Es mag dabei noch bemerkt werden, daß in der obengenannten Brennerei seit dem nunmehr sechswöchentlichen Betriebe keinerlei Störung des Ganges vorgekommen ist. Wie in seiner inneren Einrichtung, so unterscheidet sich der Ilges'sche Apparat auch in seiner äußeren von anderen gleicher Leistungsfähigkeit; er ist von ganz anderer Gestalt und erheblich kleiner als die Brennapparate anderer Construction. Würde nun dieser Umstand schon zur Folge haben, daß er zu niedrigerem Preise als jeder andere geliefert werden könnte, so wird dieser Vorzug noch dadurch vergrößert, daß die Verwendung des Kupfers sehr eingeschränkt und an manchen Theilen durch die des Gußeisens ersetzt worden ist. In der That sind nur diejenigen Theile, bei welchen es auf gute Wärmeleitungsfähigkeit oder auf geringe Schwere ankommt, aus Kupfer gefertigt, während namentlich solche, in denen Maische oder Lutter das Kupfer stark angreifen würden, aus einem sehr sauberen Rohguß hergestellt sind. Nach meinen langjährigen Erfahrungen über die große Haltbarkeit des Gußeisens bei Brennapparaten für Melassenmaische ist unzweifelhaft von dieser Verwendung des Gußeisens das Beste zu erwarten, da bekanntlich die Apparate beim Brennen von Melassenmaische ganz besonders angegriffen zu werden pflegen. Sollten aber wirklich einzelne Theile des Apparates eine Beschädigung erfahren, so würde deren Ersatz durch neue Gußstücke mit größter Leichtigkeit und mit den geringsten Kosten erfolgen, da sie überall nur von geringer Größe sind. Endlich lasse ich hier die Preise folgen, zu welchen die obengenannte Maschinenfabrik den vollständigen Ilges'schen Brennapparat liefert. Die Preise verstehen sich einschließlich aller Leitungen, welche Theile des Apparates, einschließlich des Maischbehälters, miteinander verbinden, sowie einschließlich Loth, Verpackung, Anstrich u.s.w., jedoch ausschließlich der Montage. Dieselben sind, gegenüber denen für andere Apparate so niedrig, daß sie jeden weiteren Commentar überflüssig machen. Preis bei einem Abtrieb von 600 Quart in der Stunde 2050 Thlr. 1000 2500 1500 2950