Titel: Ueber die Darstellung von Wasserstoffhyperoxyd von Julius Thomsen.
Fundstelle: Band 211, Jahrgang 1874, Nr. XLI., S. 228
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XLI. Ueber die Darstellung von Wasserstoffhyperoxyd von Julius Thomsen. Aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1874, Nr. 1. Thomsen, über die Darstellung von Wasserstoffhyperoxyd. Die Darstellung des Wasserstoffhyperoxydes ist nach den in den Handbüchern beschriebenen Methoden etwas umständlich. Als ich für meine Untersuchungen größere Quantitäten von diesem Körper benutzen wollte, versuchte ich die Darstellung zu vereinfachen. Auf folgende Weise ließen sich leicht größere Quantitäten schnell und rein herstellen. Fein geriebenes Baryumhyperoxyd oder das käufliche sogenannte Hydrat wird durch Eintragen in verdünnte Chlorwasierstoffsäure gelöst, bis die Säure fast neutralisirt ist. Der filtrirten und abgekühlten Lösung wird alsdann so viel Barytwasser hinzugesetzt, daß die fremden Oxyde und Kieselsäure niedergeschlagen werden, und daß sich ein schwacher Niederschlag von Bariumhyperoxydhydrat bildet. Die Lösung wird alsdann filtrirt und mit concentrirtem Barytwasser in hinlänglicher Menge versetzt, wodurch sich krystallinisches Bariumhyperoxydhydrat niederschlägt. Der Niederschlag wird filtrirt und ausgewaschen, bis die Flüssigkeit nicht mehr auf Chlorwasserstoffsäure reagirt. Das also erhaltene Bariumhyperoxydhydrat läßt sich im feuchten Zustande in  verschlossenen Gefäßen sehr lange unzersetzt aufbewahren. Zur Darstellung von Wasserstoffhyperoxyd wird das feuchte Bariumhyperoxydhydrat in verdünnte Schwefelsäure unter Umrühren eingetragen. Die Zersetzung geht ganz glatt vor sich, sowohl mit stark verdünnter, als mit stärkerer Schwefelsäure; man kann die Concentration der Säure sogar bis auf 1 Gewichtstheil Schwefelsäurehydrat auf 5 Gewichtstheile Wasser ohne Nachtheil steigen lassen. Man fährt mit dem Eintragen von Bariumhyperoxydhydrat in die Säure fort, bis diese bis auf eine ganz geringe Spur neutralisirt ist, läßt alsdann das Bariumsulfat sich größtentheils absetzen, was ziemlich schnell geschieht, und filtrirt die Lösung. Aus der filtrirten Lösung wird die höchst geringe Menge Schwefelsäure durch vorsichtiges Hinzusetzen von verdünnter Barytlösung entfernt. Da man stets feuchtes krystallinisches Bariumhyperoxydhydrat vorräthig haben kann, läßt sich die eigentliche Darstellung einer reinen, ziemlich starken Wasserstoffhyperoxydlösung im Laufe etwa einer Stunde durchführen. Während das feuchte Bariumhyperoxydhydrat sich äußerst leicht mit Schwefelsäure umsetzt, ist die Wirkung dieser Säure auf getrocknetes, ja selbst auf verwittertes Hyperoxydhydrat nur äußerst langsam und unvollständig, und es läßt sich demnach für die directe Darstellung von Wasserstoffhyperoxyd nicht das käufliche Bariumhyperoxydhydrat benutzen; es muß ebenso wie das wasserfreie Hyperoxyd erst in Chlorwasserstoffsäure gelöst und mit Barytwasser niedergeschlagen werden. Universitätslaboratorium zu Copenhagen, Januar 1874.