Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 211, Jahrgang 1874, Nr. , S. 155
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Amerikanisches Mineral-Schmieröl für Maschinen. Das amerikanische Mineral-Schmieröl (über dessen Fabrication im polytechn. Journal, 1873, Bd. CCVIII S. 400) berichtet wurde, scheint sich immer mehr einzubürgern. Bisher scheuten sich die größeren Abnehmer, namentlich die Eisenbahnen, es anzuwenden, weil sie ein Ausbleiben der Waare befürchteten. Das natürliche Schmieröl, welches aus dem schwersten Petroleum von 0,885 spec. Gewicht hergestellt ist, wird nämlich nur in beschränktem Maaße gewonnen und es ist in der That, seit allgemeinerer Anwendung desselben, der Preis erheblich gestiegen. Man hat deßhalb angefangen, leichtere Sorten, die in unbegrenztem Maaße zu haben sind, zu verarbeiten und es ist namentlich der Eclipse Company, die auf der Wiener Ausstellung durch die Preis-Medaille ausgezeichnet wurde, gelungen, durch ein neues von Dr. Tweddle erfundenes Verfahren Schmieröl für jeden Bedarf von ausgezeichneter Güte herzustellen. In Folge von Erkundigungen, welche das preußische Handelsministerium auf amtlichem Wege in Amerika einholen ließ, sind sämmtliche preußische Staatsbahnen durch Ministerial-Schreiben vom 3. Nov. v. J. auf die Oele der Eclipse Company (welche auch in Europa vertreten ist) aufmerksam gemacht worden und werden demnächst umfassende Versuche mit demselben anstellen. Eine Zusammenstellung des Bedarfes der preußischen Staatsbahnen verglichen mit dem Verbrauch und Preise der Eclipse-Oele hat ergeben, daß die preußische Staatscasse durch Einführung derselben gegen 100,000 Thlr. sparen wird. (Arbeitgeber, December 1873.) Die Nickelgrube Gap in Pennsylvanien. Bis vor wenigen Jahren kam die größte Quantität des Nickel-Metalles der ganzen Welt aus Deutschland, aber die Entdeckung der oben genannten Grube hat den fremden Artikel nicht nur von unserem Markte vertrieben, sondern es sind auch beträchtliche Quantitäten davon neuerdings nach Europa ausgeführt. Das pennsylvanische Nickelerzlager ist bis jetzt das einzige hier zu Lande und darf wohl als das größte angenommen werden, welches auf der ganzen Welt entdeckt ist. Die Grube ist in der Grafschaft Lancaster, Pennsylvanien, etwa 3 Meilen südlich von der Gap-Station an der Pennsylvanien-Eisenbahn belegen. Es ist dieß eine Gegend, reich an Mineralien, auf dem Hochlande, welches Chester und Pequea Valleys von einander scheidet. Außer dem Kupfer, welches mit dem Nickel in Verbindung vorkommt, finden sich auch in geringer Entfernung nach südlicher Richtung bedeutende Eisen- und Kalkstein-Lager. Das Vorkommen von Kupfer war hier schon seit vielen Jahren bekannt; schon vor 70 Jahren wurde Kupfer gewonnen, aber der Bergbau wurde niemals mit solcher Kraft und Thätigkeit betrieben, daß er viel Gewinn hätte geben können. Um das Jahr 1856 wurde in dem Kupfer führenden Gestein Nickel entdeckt, und bis zu der Tiefe, welche die Grube bis jetzt erreicht hat, waltet dasselbe vor. Erstere beträgt 240 Fuß und die Erstreckung mehrere hundert Fuß. Das Erz ist sehr hart, und muß der Bergbau mit Bohren und Schießen betrieben werden. Eine cornische Wasserhebungsmaschine von 75 Pferdekraft hebt bei jedem Hube 1/2 Barrel Wasser aus der Grube; eine andere fördert das Erz zu Tage. Das Erz ist eisengrau, sehr schwer und in einzelnen Partien das glänzende Kupfererz vorherrschend. Die Menge des gewonnenen Erzes variirt von 400 bis 500 Tonnen pro Monat. Die Gewinnung und weitere Behandlung dieses Quantums erfordert eine große Arbeiterzahl, und so sind denn in der Grube und bei den Oefen 175 Hände beschäftigt. Das Erz wird etwa 1/2 Meile weit in Wagen nach den Oefen transportirt, die auf einem sehr hoch gelegenen Terrain placirt sind, von wo aus man das schöne Pequea-Thal übersehen kann. Diese Lage wurde gewählt, damit der Hüttenrauch nicht belästige und weil in der Nähe Kalk- und Quarzlager vorkommen. Das Erz wird mittelst Steinbrecher in Stücke von etwa 1/2 Pfund Schwere gebrochen, welche in einer Art Kalkofen mit hohem Schornstein und 80–90 Tonnen Inhalt mittelst Holzes geröstet werden. Ein Ofen brennt etwa 6 Wochen, worauf das Erz mit Kalk und Quarz beschickt, mittelst Kohks auf nickelhaltigen Kupferstein in 3 Oefen durchgestochen wird. Nach dem Walzen geht der Stein nach Camden, N. J., um auf Nickel und Kupfer verarbeitet zu werden. Gewöhnlich kostet 1 Pfund Nickel über 2 Dollars. (Engineering and Min.-Journ. New-York 1873, vol. XVI, Nr. 13 (berg- und hüttenmännische Zeitung, 1874, Nr. 1.) Säbelklingen aus Wolframstahl. Zu Firminy in Frankreich sollen Säbelklingen von ausgezeichneter Güte, in der Qualität den Damascenerklingen gleich, dadurch hergestellt werden, daß Wolframstahl mit 3 Proc. Wolfram, also harter Stahl, sowie auch weicher Stahl zu Draht ausgezogen wird. Aus beiden werden dünne Drahtstränge, und zwar immer zwei Wolframstahldrähte und ein Weichdraht, gedreht, und sobald dieselben Fingerdicke erreicht haben, geglüht und geschweißt. Die geschweißte Masse zerhaut man in 5 Centimeter lange Stücke, und diese schweißt man wieder zusammen, worauf dann die eigentliche Gestaltgebung folgt. Schon seit Jahren liefert der Fabrikant E. W. L. Biermann in Hannover Wolframmetall nach Frankreich, und es soll demselben gelungen seyn, ein hinreichend reines Material in großem Maaßstabe für die Bronze- und Stahlfabrication zu solchen Preisen herzustellen, daß dieselben die Anwendung des metallischen Wolframs nicht erschweren. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1873 Nr. 45.) Ueber Platinfabricate von Johnson, Matthey und Comp. in London und besonders über eine Legirung von Platin und Iridium. Die vorgenannte Firma hatte in Wien neben einem mit mehreren Verbesserungen versehenen Platinapparat für Schwefelsäurefabriken (in welchem täglich 200 Ctr. Schwefelsäure concentrirt werden können, und welcher für 99,500 Fr. an die chemische Fabrik von E. Seybel in Liesing bei Wien verkauft wurde), einem großartigen Block von reinem Palladium im Werthe von 48,000 Fr. (dem Rückstande von der Verarbeitung einer Quantität Rohplatin und Gold im Betrage von 26,000,000 Fr.) und einem 4728 Grm. schweren Stück gediegen Platin (dem zweitgrößten Stück dieser Art) eine Legirung von Platin und Iridium in bestimmtem Verhältniß ausgestellt, welche selbst von Königswasser nicht angegriffen wird. Johnson und Matthey verarbeiten diese Legirung zur Darstellung von Zündlöchern für schweres Geschütz und zu Normal-Maaßen und Gewichten, wie sie die Pariser internationale Commission angeordnet hat. Die übrigen Platinfabricate dieses Hauses sind bekannt; wir heben nur noch die zweckmäßige Vorrichtung zum Probiren der Goldlegirungen hervor, wo die einzelnen Proben, in Platinkörbchen abgewogen, alle zugleich in eine mit Salpetersäure gefüllte Platinwanne eingetaucht werden, wobei das Silber gelöst wird, und das Gold zurückbleibt. Durch ein unausgesetztes Vorwärtsstreben hat das Haus Johnson, Matthey und Comp. das Monopol der französischen Fabrikanten gebrochen und seinen Pariser Concurrenten (Desmoutis, Quennetsen und Comp.) weit überflügelt. Aus der Schrift „Die chemische Großindustrie etc.“ von F. Beilstein.) Ueber Pattinsoniren. Die HHrn. Luce und Rozan auf der Hütte St. Louis-les-Marseille wenden zum Umrühren des geschmolzenen Bleies zur Krystallisation anstatt Handarbeit oder maschineller Rührschaufeln das Einleiten von Dampf an. Derselbe befördert besonders die Oxydation des Kupfers, da die Oxyde schwarz ausfallen, was beim gewöhnlichen Pattinsoniren nicht stattfindet. Antimon scheint nicht vom Wasserdampf angegriffen, sondern durch die Einwirkung des Sauerstoffes der Luft entfernt zu werden. Indeß ist es nicht nöthig, die Bleie, welche nicht sehr hart (antimonhaltig) sind, vorher zu raffiniren, was sonst bei fast allen geschieht. Die Arbeit mit Dampf geht bedeutend schneller als die gewöhnliche, man verarbeitet 13 bis 16 Tonnen Blei in derselben Zeit wie früher 9 bis 10. Man erhält nur halb so viel Oxyde, wie sonst, das Armblei ist sehr weich, hält nur 1,2 bis 2 Grm. Silber in 100 Kil. und das Reichblei 1600 bis 2000 Grm. in 100 Kil., was sonst nur mit Mühe und vermehrten Kosten zu erreichen war. (Annales des mines; hannoversches Wochenblatt für Handel und Gewerbe, 1874, Nr. 3.) Alt gewordenes Zinkweiß zu verbessern. Durch ein ganz einfaches Mittel gelang es dem Apotheker A. Speidel in Neuenstadt a. L., einem wesentlichen Fehler, welchen älter gewordenes Zinkweiß annimmt, abzuhelfen. Körnig-sandig gewordenes Zinkweiß erhält durch einfaches Ausglühen in einem thönernen oder hessischen Tiegel seine guten Eigenschaften vollständig wieder. Dieß dürfte besonders den Malern von Interesse seyn, welche einen Töpfer- oder Ziegelofen zu diesem Zwecke benutzen können. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1873 Nr. 38.) Neue Backsteine (sogenannte Zwickelsteine und Kettenziegel); von Dr. H. Seger. Auf der Wiener Weltausstellung fanden sich zwei neue Formen von Backsteinen aufgestellt, auf welche ich die Aufmerksamkeit der Ziegeleibesitzer wie der ausführenden Techniker lenken möchte. Beide Erfindungen, von den HHrn. Emil Pavy, Château du Claveau bei Mezières (Departement Indre) und A. F. Freund in Wien, verfolgen denselben Zweck, nämlich die Stärke der Mauern dadurch verringern zu können, daß die Befestigung der einzelnen Ziegelsteine aneinander nicht allein der Adhäsion des Mörtels überlassen bleibt, sondern daß gewissermaßen eine Verankerung von Stein zu Stein angewendet wird, die dem Mauerwerk eine größere Festigkeit gibt. Das System von Emil Pavy, das in Frankreich patentirt ist, soll vornehmlich Anwendung finden, wo es sich um Mauerwerk handelt, das ohne eine fremde Belastung nur sich selbst bis zu einer großen Höhe zu tragen hat, oder solcher, die einen seitlichen Druck auszuhalten haben, also Schornsteine, Thürme, Gewölbe, Wasserreservoirs etc. Die Steine werden in allen möglichen Formen und Größen mittelst einer Handpresse aus vorher vorgeformten und etwas abgetrockneten Steinen hergestellt. An den Stoßfugen sind in die Ziegelsteine vor der Oberseite des flachliegenden Steines schwalbenschwanzförmige, mit auf etwa 1 Centimeter durch die Steindicke gehende Vertiefungen eingedrückt, die in der Fuge einander gegenüberstehen, und in diese Vertiefung wird dann ein doppelt schwalbenschwanzförmiger, extra zu formender und hart gebrannter Zwickel eingesetzt. Bei rundem Mauerwerk, namentlich beim Schornsteinbau, wofür die Steine schon benutzt sind, soll nach Angabe des Hrn. Pavy 2/3 an Steinmaterial gespart werden, da auch die größten nur mit 1/2 Steinstärke von unten aus ausgeführt werden und dabei doch größere Stabilität besitzen, da sie aus einzeln übereinandergelagerten festen Ringen bestehen. Auch doppelwandige Schornsteine können in dieser Weise ausgeführt werden, indem die beiden Mäntel durch verbindende Rippen, die ebenfalls durch die schwalbenschwanzförmigen Zwickel fest vereinigt werden, gegeneinander gestützt werden können. Pavy liefert die zur Herstellung solcher Ziegel von ihm benutzte Presse, sowie eine Anzahl verschiedener Formen zum Preise von 1200 Francs, und gibt die mittleren Kosten zu 75 Francs pro Mille an bei 25 Centimeter Länge, 12 Centimeter Breite, 6 Centimeter Dicke an. Das System des Hrn. A. F. Freund, das in Oesterreich-Ungarn patentirt ist, beruht auf denselben Principien, nur daß der letztere noch einen Schritt weiter gegangen ist und auch in den Lagerfugen eine feste Verbindung hergestellt hat. Zu dem Zwecke haben die in einem sehr großen Format ausgeführten Steine auf der Unterfläche eine schwalbenschwanzförmige, 2 Zoll tiefe Rinne in der Läuferrichtung und eine entsprechende Erhöhung auf der oberen Fläche, so daß die Steine seitlich übereinander geschoben werden können; die Stoßfugen werden alsdann wie bei dem Vorhergehenden durch Zwickel geschlossen. Beim Vermauern werden die Steine trocken reihenweise übereinander gelegt, die Oeffnungen für die Zwickel von oben mit Mörtel ausgegossen und diese alsdann hineingedrückt. Auf dem Platze der Weltausstellung hat Hr. Freund ein kleines Haus mit solchen Steinen errichtet, sowie ein rundes Wasserbassin und diverse Modelle von der verschiedenartigen Verwendbarkeit seiner Systeme mit Steinen kleinen Formats ausgeführt. Die Steine können mittelst eines besonderen Mundstückes und Abschneideapparates auf jeder Ziegelpresse hergestellt werden und sind für die verschiedene Verbindung nur verschiedene Längen zu verwenden. Ein an einem Pfeiler, ohne Gebrauch von Mörtel circa 1 1/2 Meter freischwebend herausgebautes Mauerstück veranschaulicht die gegenseitige Verankerung der Steine nach allen Seiten. (Notizblatt des deutschen Vereines für Fabrication von Ziegeln etc.) Ueber das Färben mit künstlichem Alizarin; von Eduard Lauber, Chemiker und Colorist. Es läßt sich nicht verkennen, daß das künstliche Alizarin besonders in der Türkischrothfärberei dem Garancin den Rang abgelaufen hat; allein in der Kattundruckerei wird es nicht so bald das bei Weitem billigere Garancin verdrängen können. Anders verhält es sich mit den Fleurs, den Krappblumen. Während zum vollständigen Ausfärben bei Anwendung von Fleurs ca. 2 1/2 Stunden nothwendig sind, erfolgt dasselbe mit künstlichem Alizarin in 8–10 Minuten, ein Umstand, welcher wegen der bedeutenden Dampfersparniß sehr zu Gunsten des neuen Productes spricht. Von eben so großem Gewicht ist auch die Ersparniß an Seife; denn während Fleurs-Artikel 5- bis 7maliges Seifen erfordern, genügt bei den mit künstlichem Alizarin gefärbten Artikeln bei richtigem Arbeiten ein 3- bis 4maliges, in manchen Fällen sogar ein zweimaliges Seifen. Im Folgenden bespricht der Verfasser die Art und Weise des Färbens mit Alizarin: Manche Coloristen neutralisiren die im Wasser gelösten kohlensauren alkalischen Erden mit verdünnter Schwefelsäure und setzen dann mittelst Färbeproben im Kleinen fest, wie viel Kreide sie dem (meist etwas sauren) Garancin oder den Fleurs behufs der Neutralisation in dem Farbebade zuzusetzen haben. Diese Neutralisirung des Wassers ist beim Färben mit künstlichem Alizarin nicht nothwendig, da der Farbstoff, welcher durch die vorhandenen alkalischen Erden gebunden wird, und dessen Quantität jedenfalls sehr unbeträchtlich ist, nach der Ausnutzung des Färbebades mittelst verdünnter Schwefelsäure vollständig ausgefällt und so wieder nutzbar gemacht wird. Das Wasser wird auf 70° R. erhitzt, das Alizarin mit Zusatz von 1/2 bis 1 Proc. Kreide (was durch Versuche im Kleinen festgestellt werden kann) eingerührt, und hierauf werden die gekuhkotheten, gewaschenen und ausgerungenen Stücke eingetragen. Nach 8 bis 10 Minuten, während deren die Stücke mittelst eines Haspels in fortwährender Circulation gehalten werden, ist die Färbung vollendet. Dann werden die Stücke in warmem, hierauf in kaltem Wasser gewaschen, worauf sie ganz wie Fleurs-Artikel behandelt werden, nur, wie schon erwähnt, mit weniger Seifenpassagen. Das erste Seifen erfolgt bei 45° R. mit 1/2 Kil. Seife pro 100 Meter Zeug und währt 45 bis 60 Minuten; ebenso das zweite; das dritte wird bei 60 bis 70° R. ausgeführt; nach jeder Seife wird das Stück mehrmals gewaschen. Nachdem man sich überzeugt hat, daß genügende Seifenpassagen angewendet sind, gelangen die Stücke in Chlorkalklösung; auf 700 Liter Wasser nimmt man 2 Liter Chlorkalklösung von 8° Baumé; hier bleiben die Stücke 20 bis 30 Minuten lang bei 25° R.; dann werden sie gewaschen, an der Luft getrocknet und appretirt. Statt Chlorkalklösung kann auch unterchlorigsaures Natron verwendet werden, welches man auf folgende Weise darstellt: In 20 Liter Chlorkalklösung von 7° Baumé werden 2750 Grm. krystallisirte Soda, in 1 Liter Wasser gelöst, langsam eingerührt, und nach dem Absetzen des entstehenden Niederschlages wird die klare Lösung mit Wasser auf 8° Baumé verdünnt. Vortheilhaft ist es, anstatt Mordant für Schwarz Anilinschwarz (mit salzsaurem Anilin) aufzudrucken. (Musterzeitung, 1873 Nr. 45.) Haarblond auf Bartwolle. Es wird vielfach Bartwolle zu Unterlagen von Haarflechten in allen Nüancen des Haares gefärbt. Dabei hat sich ergeben, daß bei blonden Farben die Wolle, obgleich bei Tage vollkommen die Nüance des blonden Haares darstellend, bei Abend stark röthlich erschien. Das Blond, welches diese Erscheinung zeigte, wurde nach angestellten Ermittelungen immer mit Gelbholz und Alaun unter Zusatz von Pensélack und Orseille gefärbt. Färbt man dagegen das Blond mit Eisen und Blauholz unter Zusatz von Persio, Gelbholz und Weinstein, so zeigt es die erwähnte unangenehme Eigenschaft nicht, sondern verhält sich des Abends genau so, wie am Tage. Nach der Ansicht erfahrener Wollenfärber ist indessen der Zusatz von Persio ganz unnöthig. Man erhält das Haarblond entschieden am besten, indem man die Wolle nach Verhältniß mit Gelbholz, Krapp und Weinstein unter Ausschluß des Alauns ansiedet. Man hat den Krapp, damit die Körner desselben sich nicht in die Wolle setzen, vorher abzukochen und die Abkochung durchzuseihen. Man hüte sich vor dem Zusatz von zuviel Weinstein, weil dieser die Farbe zu lebhaft macht, und das Haarblond nicht lebhaft, sondern von einer gewissen Stumpfheit seyn muß. Das Abdunkeln geschieht mit Hülfe von Eisen und Blauholz, je nach Bedürfniß. Man erhält auf diese Weise ein reines Haarblond, welches die Farbe natürlicher Haare vollkommen nachahmt. Uebrigens zeigt sich die erwähnte Erscheinung bei fast allen Modefarben, seitdem man dieselben nicht mehr, wie früher, mit Eisen und Blauholz unter Zusatz von Gelbholz, Persio etc., sondern nach der neueren, allerdings bequemeren Manier mit Pensélack, Indigocarmin und Persio unter Zusatz von Alaun herstellt. (Reimann's Färberzeitung, 1873 Nr. 44.) Ueber den angeblichen Kohlenwasserstoffgehalt des mit Zink entwickelten Wasserstoffgases; von Ch. Viollette. In den meisten Lehrbüchern der Chemie findet sich die Angabe, daß das mit Zink und verdünnter Säure entwickelte Wasserstoffgas außer Arsen- und Schwefelwasserstoff auch Kohlenwasserstoffe enthalte. Dieß wäre in Bezug auf die Frankland'schen Versuche über die Leuchtkraft des comprimirten Wasserstoffgases beachtenswerth, da, wenn nicht für die Entfernung der Kohlenwasserstoffe gesorgt würde, das Leuchten wohl von diesen herrühren könnte; denn wenn auch bei gewöhnlichem Drucke die Gegenwart von Kohlenwasserstoffen im Wasserstoffgas ein Leuchten desselben nicht bedingen möchte, so könnte dieß sehr wohl bei erhöhtem Druck der Fall seyn. Viollette hat daher über diesen Gegenstand eine Untersuchung ausgeführt. Er entwickelte in gewöhnlicher Manier mittelst Zink Wasserstoffgas und reinigte dasselbe, indem er es nach der Vorschrift von Dumas durch eine Reihe von 1 Meter langen Röhren leitete, von denen die erste salpetersaures Blei, die zweite schwefelsaures Silber, die dritte caustisches Kali, die vierte mit concentrirter Schwefelsäure imprägnirten Bimstein enthielt. Das Wasserstoffgas ging dann durch einen Kugelapparat mit klarem Barytwasser und zuletzt nochmals durch eine Röhre mit concentrirter Schwefelsäure. An diese schloß sich ein Verbrennungsrohr von 80 Centimet. Länge mit rothglühendem Kupferoxyd. Daran war zunächst ein U-Rohr zur Condensation des Wassers, dann ein zweiter Kugelapparat mit klarem Barytwasser angefügt, dessen Ausströmungsröhre mit einem in Wasser tauchenden Glasrohre verbunden war. Bei den ersten Versuchen zeigte sich immer eine Trübung des hinter dem Verbrennungsrohr eingeschalteten Barytwassers; auch war das in dem U-Rohr condensirte Wasser stark sauer. Es ergab sich, daß dieß von einem Selengehalt des Kupferoxydes herrührte, wodurch die Bildung von seleniger Säure veranlaßt wurde. Das Kupferoxyd wurde nun durch wiederholtes Glühen in einem Luftstrome und Reduction im Wasserstoffstrome vollständig von Selen befreit, und dann der Versuch wiederholt. Nunmehr blieb das hinter dem Verbrennungsrohr angebrachte Barytwasser vollständig klar, obschon der Versuch solange fortgesetzt wurde, daß sich in der U-Röhre 35 Grm. Wasser angesammelt hatten. Der Versuch wurde dann unter Weglassung der beiden Röhren, welche mit Schwefelsäure getränkten Bimstein enthielten, wiederholt, und dabei das selbe Resultat erhalten. Das mit Zink entwickelte Wasserstoffgas enthält also keinen Kohlenwasserstoff, und die Leuchtkraft desselben im comprimirten Zustande kann demnach nicht einem Kohlenstoffgehalte desselben zugeschrieben werden. Das mit Gußeisen oder Schmiedeeisen entwickelte Wasserstoffgas enthält dagegen bekanntlich Kohlenwasserstoffe, und diese werden von den zur Reinigung des Wasserstoffgases gewöhnlich angewendeten Stoffen nicht absorbirt. Als solches Wasserstoffgas in dem beschriebenen Apparat angewendet wurde, bemerkte man alsbald eine starke Trübung des Barytwassers. (Comptes rendus, t. LXXVII p. 940.) Galvanisches Weckthermometer für Darren u.s.w. Die strengste Ueberwachung der richtigen Temperatur ist auf der Darre, wie im Keller und auf der Tenne erstes Erforderniß. Der in der Ueberschrift erwähnte Apparat ist dazu bestimmt, dieselbe zu erleichtern. Man wird sich diesen Apparat am leichtesten vorstellen, wenn man sich ein Gefäßbarometer denkt mit großem, aber hermetisch verschlossenem und mit Luft gefülltem Gefäße, so daß das Innere des Apparates also nicht mit der Atmosphäre communicirt. Der Apparat enthält außerdem in seinem Gefäße einen immer in das Quecksilber eingetauchten Platindraht eingeschmolzen. Ein anderer, gleichfalls eingeschmolzener Platindraht perforirt die obere Kuppe des Barometerrohres und ragt ein Stück weit in die Torricelli'sche Leere über dem oberen Ende der Quecksilbersäule hinein, ohne für gewöhnlich das Quecksilber zu berühren. Wird nun aber die Luft in dem unteren Gefäße erwärmt, so dehnt sie sich natürlich aus, und in Folge dessen steigt die Quecksilbersäule im anderen Schenkel in die Höhe. Die Erwärmung läßt sich so weit treiben, daß das Quecksilber das untere Ende des oben eingeschmolzenen Drahtes berührt. In demselben Momente schließt sich die elektrische Leitung, welche an die beiden Platindrähte angefügt ist, und ein eingeschaltetes Läutewerk beginnt seine Thätigkeit. Die Leitung war eben bis dahin durch das Vacuum unterbrochen und wird nun durch das die Platindrähte verbindende Quecksilber hergestellt. Man kann sich also auf solche Weise in beliebiger Entfernung, im Zimmer des Chefs, in der Braumeisterstube oder wo immer sonst, sofort und automatisch in Kenntniß setzen lassen, wenn am betreffenden anderen Orte eine bestimmte Temperatur nach oben oder unten überschritten wird. So wie die Sache eben dargelegt wurde, müßte der Apparat indeß für eine bestimmte und nur gerade für diese Temperatur vorgerichtet seyn und wäre nur für diese anwendbar, eine Beschränkung, die im Betriebe um so unstatthafter wäre, als man ja seinen Betrieb eben immer der obwaltenden Sachlage anzupassen und nach ihr zu modificiren hat. Damit das Weckthermometer nun für jede beliebige, möglicherweise verlangte Temperatur brauchbar sey, ist das barometerähnliche Instrument um eine horizontale Achse drehbar, so daß man durch Neigen desselben die Berührung zwischen dem oberen Platindraht und dem Quecksilber für jede gewünschte Temperatur stattfinden lassen kann. Ein am Stativ des Ganzen angebrachter Gradbogen und ein Zeiger vermitteln außerdem noch die bequemere Ablesung der Temperatur, für welche bei jeder Neigung die Leitung in beschriebener Weise geschlossen wird. Der Apparat weckt mit überraschender Präcision und verspricht eine wesentliche Verbesserung im braulichen Großbetriebe anzubahnen. (Der bayerische Bierbrauer, 1873, Nr. 8.) Vorbereitung der zuckerhaltigen Flüssigkeiten für die Alkoholgährung, nach Margueritte in Paris. Margueritte schlägt vor, die zuckerhaltigen Flüssigkeiten vor der Gährung mit einer Säure (Schwefelsäure, Phosphorsäure, saurem Calciumphosphat) zum Sieden zu erhitzen. Die so vorbereiteten Flüssigkeiten liefern bei der Gährung einen viel reineren Alkohol, und die Kosten der Rectification des Rohalkohols werden bedeutend vermindert. (Französisches Patent vom 13. April 1872.) (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1317.) Schädlichkeit des Reinigens der Weinflaschen mit Bleischrot. In der Pariser Academie vom 10. November 1873 theilte Fordos mit, daß beim Schütteln von Bleikörnern mit Wasser eine gewisse Menge Bleicarbonat gebildet werde, und daß daher das übliche Reinigen von Flaschen mit Bleischrot vollständig zu verwerfen sey. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1416.) Ueber den Nachweis von Blut im Urin. Eine von Prof. Almén angegebene sehr einfache Methode des Nachweises von Blut im Urin, die sich besonders für Aerzte und klinische Zwecke eignet, besteht in Folgendem: Man mischt in einem Reagensglase einige Kubikcentimeter Guajaktinctur mit dem gleichen Volumen Terpenthinöl und schüttelt so lange um, bis sich eine Emulsion gebildet hat, und setzt nun den zu prüfenden Urin vorsichtig hinzu, so daß er zu Boden sinkt. Bei Berührung der Emulsion mit dem Urin wird das Guajakharz rasch als weißes, später schmutziggelbes oder grünes feines Präcipitat gefällt. Findet sich aber Blut im Urin, und selbst nur spurweise, so färbt sich das Harz mehr oder weniger intensiv blau, oft fast indigblau. Bei normalem oder eiweiß- resp. eiterhaltigem Urin tritt diese Blaufärbung nicht ein, welche allein bei Anwesenheit von Blut sich zeigt. (Neues Jahrbuch für Pharmacie, Bd. XL S. 232.) Berichtigungen. In diesem Bande des polytechn. Journals, erstes Januarheft 1874, ist in Koppmayer's Aufsatz über das specifische Gewicht verschieden gekohlten Bessemerstahles S. 23 Zeile 20 v. o. zu lesen: verschieden gekohlten Bessemerstahles statt „verschieden gekochten;“ in der Beschreibung des Ilges'schen Maischbrennapparates S. 57 Z. 16 v. o. ist zu lesen: Zargen-Dephlegmator statt „Zeiger-Dephlegmator.“