Titel: Der VictorWerotte'sche Siede-Apparat; mitgetheilt vom Salinendirector Simmersbach zu Rothenfelde.
Fundstelle: Band 212, Jahrgang 1874, Nr. XXVIII., S. 196
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XXVIII. Der VictorWerotte'sche Siede-Apparat; mitgetheilt vom Salinendirector Simmersbach zu Rothenfelde. Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung 1874, S. 105. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Simmersbach, über den Werotte'sche Siede-Apparat. Auf der Wiener Weltausstellung 1873 waren von dem belgischen Ingenieur Victor Werotte Zeichnungen seines in Belgien und Frankreich patentirten Universal-Verdampfungs-Apparates ausgestellt. Die Skizze in Figur 15 stellt denselben im Durchschnitt dar. Derselbe war construirt zur Verdampfung fettiger, schmutziger Flüssigkeiten, welche weder durch unterschlächtige Feuerung noch durch Dampfcirculation sich concentriren lassen; der Apparat ist vorzugsweise in den Fabriken des Erfinders, welcher die flüssigen Rückstände der Tuchfabriken auf Kalisalze verarbeitet, in Betrieb. Das Princip des Apparates beruht in der directen Verwendung der Feuergase, welche in der allernächsten Weise mit der zu verdampfenden Flüssigkeit in Verbindung gebracht werden, indem erstere unmittelbar durch letztere hindurch streichen. Solches war nur möglich zu erreichen durch Anwendung eines starken Zuges, setzt mithin eine maschinelle Vorrichtung zur Erzielung künstlich producirten Zuges voraus. Der Apparat, aus Backsteinmauerwerk gefügt, erhält aus dem Bassin P durch die Oeffnung O continuirlichen Zufluß und gibt die fertige Lauge in das Reservoir G ab. Die auf dem Rost A erzeugten (event. anderen Ursprunges entstammenden) Heizgase passiren den Verbrennungsraum B (die eng schraffirten Wände sind aus feuerfestem Material hergestellt), die Flüssigkeit C und werden aus dem Verdampfungsraum E durch den Ventilator D gewaltsam herausgesogen und mit ca. 65° C. dem Kamin H zugeführt. Das Rohr F ist für die flüssige, mechanisch mit fortgerissene Masse bestimmt. Dieser Apparat ist nach Ansicht des Verfassers für die Verdampfung, Versiedung, Austrocknung und Erwärmung flüssiger Laugen und sonstiger Rückstände der modernen Industrie gleichmäßig brauchbar, insbesondere für das Eindampfen von Säuren, bei der Alaun- und Sodafabrikation u.s.w., kurz in vielen Zweigen der chemischen Technologie und auch bei der Salzsiedung. Unter den Vorzügen dieses Systemes steht oben an die höchstmögliche Ausnützung der Heizgase, die absolute Rauchverzehrung, stärkste Verdampfungsfähigkeit auf geringster Oberfläche und wünschenswerteste Oekonomie. Die Anlage des Apparates erfordert nur mäßige Ausgaben. Was die Benützung des Apparates für die Salzsiedung anbetrifft, so ist zunächst wohl nur die Ersetzung von Störpfannen bei armen und unreinen Soolen dadurch denkbar. Eine solche Ersetzung kann indessen bei den geringen Herstellungskosten des Apparates, gegenüber theuren eisernen Pfannen, nur von Vortheil sein. Etwas Anderes wäre es für Salinen reicher Soolen, wenn sich dieser Werotte'sche Apparat vervollkommnen ließe durch die weitere Combination mit einer Soggepfanne, welche – unter Aufrechterhaltung des obigen Principes – einen integrirenden Theil der ganzen Einrichtung bildete. Wenn nämlich mit dem Raum C eine große gemauerte Pfanne ohne Feuer (Soggepfanne) so verbunden ist, daß in beiden Soole in gleichem Niveau circuliren kann und die Circulation (vermittels steten Pumpens) künstlich hergestellt wird, so muß die gare heiße Soole ihr Salz in der kalten gemauerten Soggepfanne absetzen. Man erzielte dann das für Salinen äußerst wichtige Resultat, durch gemauerte Soolbehälter erstens große, die Abdampfung und Ablagerung des Salzes befördernde Flächen zu gewinnen und zweitens außerordentlich bei dem Anlagecapital der Salinen zu ersparen. Eine darauf basirende Einrichtung befindet sich nach Nachrichten von Dr. Warth (Berggeist 1869, Nr. 4) auf der Saline des Mr. Blackwell in England, indessen ohne die Werotte'schen Heizungsprincipien.

Tafeln

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