Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 212, Jahrgang 1874, Nr. , S. 155
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Miscellen. Miscellen. Bestimmung der Nitrate in den Wässern; von W. F. Donkin. Diese Bestimmung gründet sich auf die rothe Färbung, welche durch die Einwirkung des Phenols (der Carbolsäure) und der Schwefelsäure auf die salpetersauren Salze bei Gegenwart von Chloriden entsteht, und die durch Ammoniak in Blau übergeht. Zur Ausführung der Probe verdunstet man 10 Kub. Centim. des Wassers nach Zusatz von ein wenig Salmiak zur Trockne, setzt 3 Kub.-Cent. einer Mischung von 1 Volum Phenol, 2 Volum Schwefelsäure und 2 Volum Wasser hinzu, erwärmt 10 Minuten lang, verdünnt mit Wasser und übersättigt die braune Flüssigkeit mit Ammoniak. Bei Gegenwart von Salpetersäure tritt nach einer halben Stunde eine blaue Färbung ein. Ebenso verfährt man mit einer titrirten Salpeterlösung (die z.B. in 10 Kub.-Cent. 0,5 Grm. Salpeter enthält). Die Vergleichung der beiden Farben zeigt dann die Menge des Nitrats im Wasser an. Man kann auf diese Weise noch 1/4.000.000 Nitrat im Wasser erkennen. (Chemical News, vol. XXVIII p. 254.) W. Amerikanische Patente für künstliche Steinmassen; von Adolph Ott. In den Jahren 1869 bis 1872 sind in Washington ca. 50 Patente für künstliche Steine und etwa doppelt so viele für Compositionen für Trottoirs, Boden, Dächer u.s.w. bewilligt worden, welche indessen hauptsächlich aus den nämlichen Ingredientien wie jene künstlichen Steine bestehen. Wir haben somit ca. 150 Patente für Compositionen, welche Steine ersetzen sollen, d.h. nahezu 38 Patente jährlich. Indeß sind nicht 5 Procent darunter wirklich neu. Ed. W. von Chicago z.B. erhielt am 5. Januar 1869 ein Patent für eine Masse bestehend aus 1 Theil Portland-Cement, 1/2 Theil Sand und 1/2 Theil Hammerschlag. In dieser Mischung ist insofern nichts Neues, als Hammerschlag mit Cement bereits zur Zeit des römischen Baumeisters Vitruvius gebraucht worden ist, und Sand wird mit Cement vermischt, so lange man letzteren überhaupt anwendet. Dagegen darf der nachträgliche Zusatz von Eisenvitriollösung Anspruch auf Neuheit machen, allein schade, daß dadurch der Zusammenhang der Steinmasse ganz bedeutend verringert wird! J. A. von Canton in Ohio erhielt am 16. Februar 1869 ein Patent für künstlichen Marmor, von welchem beansprucht wird, daß er natürlichem Marmor vollkommen gleichkomme und wie dieser, die höchste Politur annehme. Beifolgend gebe ich die Proportionen und Stoffe zu dieser wichtigen Erfindung: Leinöl 3 Pfd.; Dammargummi 1 Pfd. 10 Unzen; Jodkalium 6 Unzen; Kolophonium 12 Unzen; venetianischer Terpentin 1/2 Pfd.; gelöschter und ungelöschter Kalk 6 Pfd.; Wasser 9 Quart. Diese Ingredientien werden mit geschlämmter Kreide zusammengeknetet, bis das Ganze die Consistenz von Glaserkitt erreicht hat, und hierauf wie Teig zu Kuchen geformt und getrocknet. – Man bemerkt in diesem Recept das Vorkommen von Jodkalium, was ungefähr ebenso viel Sinn hat als die Anwendung der theuren Chinarinde zu Schweißpulver. Ueberdies braucht kaum bemerkt zu werden, daß jene Masse weich wird und sich biegt, wo immer sie der Temperatur eines geheizten Zimmers exponirt wird. C. B. H. von Ann Harbour im Staate Michigan erhielt am 13. März 1869 ein Patent für ein wasserdichtes, künstliches Felsgestein, bestehend aus folgenden Stoffen: Geigenharz 1 1/4 Pfd., grober Kies 3 Pfd., Sand 1 Pfd., gestoßener Schiefer oder Stein 1 Pfd., Leinöl oder Baumwollsamenöl 2 Unzen. J. W. S. aus Washington, District Columbia (Patent vom 16. Nov. 1869) bereitet ein Concretgestein aus den nachstehend verzeichneten Substanzen: Kohlentheer, Pech oder Asphalt 40 Gallons, Schwefelsäure 1 Pint, Thon 6 Theile, Sand 6 Th., Kies oder Steinschlag 6 Th., gebrannter Gyps 5 Th., Cement 5 Th., Küchensalz 4 Th., Alaun 1 Th. und Salmiak 1 Th. J. M. O. von Jamaica Plains im Staate Massachusetts beansprucht als neu in einem ihm am 4. Januar 1870 gewährten Patente die Anwendung von Wasserglas mit Sand und Bleioxyd. Bekanntlich wird aber Wasserglas in Verbindung mit Metalloxyden schon seit vielen Jahren in chemischen Laboratorien zur Verkittung verwendet. Ueber die sog. Marezzo Marbles, welche aus Gyps, Alaunlösung und Metallfarben bestehen, liest man in einer elegant ausgestatteten Broschüre: „Die Marmorarten von Marezzo werden aus einem petrovitrificirenden, faserartigen Concret (petro-vitrifying-fibrous concrete) mit großer Genauigkeit und nach einem neuen Proceß dargestellt und es gewährt die Erzeugung der seltensten sowohl als wie der gewöhnlichsten Arten bei einem geringeren Kostenaufwand als bloße Malerei einen Gewinn von 200–300 Procent und mehr!“ Oben mitgetheilte Recepte sind nur einige Beispiele dafür, wohin es führt, wenn die Prüfung einlangender Patentgesuche nicht von Fachmännern besorgt oder wenn dabei zu liberal verfahren wird. Wohin aber würde das reine Anmeldungssystem führen? Das nordamerikanische Patentgesetz ist gut, besser als irgend ein europäisches; allein daß es nicht in allen Theilen entsprechend gehandhabt wird, das glaube ich durch obige Curiosa genügend dargethan zu haben. Notizen über den gegenwärtigen Stand der sicilianischen Schwefelindustrie; von H. Schiff in Florenz. Nach einem Berichte des Ingenieurs L. Parodi an das italienische Handelsministerium wird der nur auf augenblicklichen Gewinn gerichtete unregelmäßige, planlose Grubenbau allmälig durch rationellen Abbau, Abteufen von Schachten, Entwässerung durch Stollen, Ersatz der Handarbeit durch Dampfkraft u.s.w. verbessert. In Anbetracht des Mangels an Brennmaterial und der geringen Kosten der erforderlichen Anlagen zeigt sich für die Verarbeitung des Minerals immer noch der an und für sich irrationelle sogenannte Calcarone-Betrieb als der ökonomischste, wie mir dies auch erst kürzlich von einem wissenschaftlich gebildeten und auf Fortschritt bedachten Grubendirector bestätigt wurde. Bekanntlich wird bei diesem Verfahren das Mineral in gemauerten Umzäunungen in Haufen von 500 bis über 1000 Kubikmeter (1 Kbm. = circa 1600 Kgr.) aufgeschichtet und von der Sohle aus angezündet, so daß ein Theil des Schwefels verbrennt und die zum Ausschmelzen des Restes nöthige Wärme liefert. Bei einer Beschickung von 1000 Kbm. erfordert eine Operation etwa 2 Monate und liefert im Mittel 10 bis 15 Proc. Rohschwefel. – Es sind jetzt 250 Gruben in Arbeit, welche jährlich gegen zwei Millionen Centner Schwefel produciren – viermal mehr als vor 40 Jahren. Bei weiterer Verbreitung der oben erwähnten Verbesserungen und nach Eröffnung der sicilianischen Eisenbahnen kann die Production auf drei oder vier Millionen Centner gesteigert und der Centner zu etwa 10 1/2 Franken auf's Schiff geliefert werden. Nach Parodi's Berechnung kann Sicilien noch etwa 200 Millionen Centner Schwefel liefern, so daß der Vorrath mit der zweiten Hälfte des nächsten Jahrhunderts sein Ende erreicht hätte. Andere Berechnungen ergeben indessen mehr als das Doppelte. Parodi bespricht noch ausführlich, in wie weit der Schwefel künftighin der Verarbeitung der Pyrite im Auslande Concurrenz machen könne; was das Inland betrifft, so ist er der Ansicht, daß der Mangel an Brennmaterial, auch bei gesteigerter Schwefelproduction und bei den billigen Productionskosten des Kochsalzes, eine irgend bedeutende chemische Großindustrie nicht voraussehen lasse. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 358.) Ueber Bronze und deren Verwendung zu Münzen und Kunstgegenständen. Einem vor Kurzem von dem Hrn. S. Elster in der polytechnischen Gesellschaft zu Berlin über den oben genannten Gegenstand gehaltenen Vortrage entnehmen wir das Nachstehende. Die Bronzen der Zinkgruppe zeigen im Allgemeinen nach der Behandlung mit einem schwachen Oxydationsmittel einen grünlichen Farbenton, während die Bronzen der Zinngruppe sich bräunlich oxydiren. Mit dem Gehalte an Zinn nimmt die Härte, der Glanz und die Festigkeit der Patina zu; ein möglichst hoher Zinngehalt muß daher angestrebt werden, während das Zink, sowie auch Eisen, Wolfram, Aluminium und Phosphor nur als Mittel, eine möglichst innige Mischung zu erhalten, angesehen werden dürfen. Durch den Zusatz von 1/2 Proc. Phosphor kann bei der Geschützbronze eine innigere Mischung des Kupfers und Zinns erreicht werden, die jedoch für die Oxydation weniger Widerstand bietet und daher für die Statuenbronze nicht empfohlen werden kann. Das Blei macht die Bronze leichtflüssiger und dichter, besitzt jedoch eine große Neigung, sich in Verbindung mit Kupfer an der Oberfläche auszuscheiden, daher ein größerer Gehalt als 3 Proc. bei der Statuenbronze zu vermeiden ist. Eigenthümlich ist der Einfluß des Eisens. Eine nach der Analyse des Dr. Philipp aus 92 Theilen Kupfer und 8 Theilen Eisen bestehende Legirung zeichnete sich durch ungemeine Härte aus und war kaum noch zu bearbeiten. In kleinen Mengen der Bronze zugesetzt, verleiht das Eisen derselben eine eigenthümlich blasse Tonung; es war dieser Einfluß des Eisens nach der Angabe des Plinius schon den alten Künstlern bekannt und wurde von denselben zur Darstellung der Todesblässe benützt. Die Bronzen, welche wenig Zinn, dagegen bis 10 Proc. Zink enthalten, wie das Monument Friedrich des Großen, geben eine unansehnliche stumpfe Oxydation; dagegen zeigen die Bronzen mit 5 Proc. Zinn und 5 Proc. Zink (Keller'sche Bronzen, Blücherstatue, dänische Kupfermünzen) schon eine entschieden festere Patinabildung. Als Normalbronze bezeichnete der Vortragende eine Legirung aus 86 2/3 Theile Kupfer, 62/3 Th. Zinn, 3 1/3 Th. Blei und 3 1/3 Th. Zink, welche Homogenität mit Zähigkeit und Festigkeit bei sehr geringer Oxydirbarkeit vereinigt. Aus dieser Bronze war ein Normal-Meterstab für die Wiener Ausstellung gefertigt und dieselbe entspricht den Bronzen der pompejanischen Gerüche. An verschiedenen Proben wies der Vortragende alsdann nach, wie diese Bronze veredelt wird, wenn der Bleigehalt durch Wolfram, Nickel und Aluminium ersetzt wird, und zeigte zugleich den Einfluß eines steigenden Zinngehaltes für Medaillen, welche dadurch härter werden. Jene Metalle machen die Legirung homogener, den Bruch feinkörniger und erhöhen den Widerstand gegen Bruch und Verbiegung. Zu dieser Gruppe mit 5 Proc. Zinngehalt gehören ferner die japanesischen Bronzen, namentlich die Metallspiegel, welche dadurch interessant sind, daß sie im reflectirten Lichte die graphischen Erhöhungen der Rückseite wiedergeben. Dieselben weichen jedoch durch ihren großen Bleigehalt ab, der in einem solchen Spiegel von Dr. Philipp zu 12 Proc. gefunden wurde. Ferner gehört hierher die Gruppe der Bronzemünzen, unter denen sich die dänischen Münzen durch einen helleren Farbenton auszeichnen, der auch für die deutschen Münzen, jedoch bei geringerer Oxydirbarkeit, wünschenswerth ist. Eine gleich gefärbte, in der Erscheinung gleich weit vom Golde wie vom Silber abstehende, prägbare, jedoch wetterbeständigere Bronze entsteht, wenn das Zink ganz oder theilweise durch Nickel und Wolfram ersetzt wird. Die gegenwärtigen Nickelmünzen nach belgischem System entsprechen diesen Anforderungen nicht. Besser sind die amerikanischen Münzen, in denen der Nickelgehalt auf die Hälfte ermäßigt ist und der hellrothe Farbenton der Bronze gewahrt bleibt. Das Münzgesetz läßt absichtlich freien Spielraum für die Mischungsverhältnisse der Bronzemünzen. Auch für die Goldmünzen ist das Zuschlagsmetall, welches dem Golde Zähigkeit und geringe Abnützung zu geben vermag, noch nicht gesetzlich festgestellt, während im Handel, z.B. für goldene Uhren, diese Frage längst zu Gunsten der Aluminiumbronze entschieden ist. Den Schluß des Vortrages bildete die Besprechung der Mittel, welche man anwendet, um die Bronzen künstlich zu färben. Solche Mittel sind das mechanische Auftragen fein zertheilten Goldes, sowie Vergoldung, Versilberung und Vernickelung und Bildung von Schwefelkupfer durch Anwendung von Schwefelkalium, Schlippe'schem Salz oder Schwefelarsen-Schwefelnatrium. Japanesische Bronzen scheinen außerdem noch mit Zinnober gefärbt zu sein und werden mit einem unvergleichlich schönen Lack überzogen. (Industrie-Blätter, 1873 Nr. 51.) Untersuchungen von Preßlingen der Poizot'schen WalzenpresseBeschrieben in Dingler's polytechn. Journal, Jahrg. 1868, Bd. CLXXXVIII S. 385. aus der Zuckerfabrik von H. Poizot in Seraucourt; von A. Gawalowski in Prag. Die Preßrückstände, bestehend aus den u. Vorpreßlingen und den Nachpreßlingen, erhielt ich in zwei Weinflaschen gut verkorkt; dieselben waren 4–5 Tage auf dem Wege von Seraucourt. Bei Lüftung des Verschlusses zeigte sich bei den Preßlingen der ersten Pressung eine ziemliche Gasentwickelung und wurde der Pfropfen, knallgebend, herausgetrieben; bei denen der zweiten Pressung war dies weniger der Fall. Nachstehend sind die Resultate der Untersuchung tabellarisch mit den Bestandtheilen von frischen Rückständen einer hydraulischen Pressung zusammengestellt, wobei die erste Spalte immer die Ziffer der Analyse, die zweite die berechneten Procente bei 100 Grm. Trockensubstanz angibt. Preßlinge Poizot'sche Walzenpreßlinge Bestandtheil der hydr. Presse erste Pressung zweite Pressung feucht trocken feucht trocken feucht trocken Wasser 71,490 80,781 82,809 Asche   1,908   6,794   1,574   8,189   1,003   5,834 Zucker   4,650 16,315   1,225   6,373   0,473   2,751 Eiweiß   1,303   4,571   0,121   0,624   0,245   1,425 Holzfaser 14,752 51,761 11,491 58,780   9,622 55,940 Pectinstoffe   5,897 20,559   4,908 26,034   6,458 34,050 Daß eine Zersetzung der Walzenpreßlinge bereits auf dem Wege eingetreten, beweist die vorhandene Gasentwickelung bei Entkorkung der Flaschen. Der Zuckergehalt ist daher ein niedriger; doch kann dies sowohl in der Zersetzung als auch in einer totalen Auslaugung seinen Grund haben. Es wird dieser Theil der analytischen Angaben hierdurch werthlos. Anders ist dies bei den Daten des Aschen-, resp. Mineral-Gehaltes; dieser ist von der Zersetzung unbeeinflußbar, daher bei gewissenhafter analytischer Ausführung von Werth, und findet man, daß das Endresultat der Walzenpressung mit der Poizot'schen Walzenpresse gegenüber der gewöhnlichen Pressung ungünstig ausfällt, da der größte Theil der Mineralsalze (bei der Nachpresse noch ein Drittel des Procentgehaltes der Vorpreßlinge) in Saft geführt wird, während bessere Entsaftung und Entzuckerung der Preßlinge erzielt wird, soweit die erhaltenen Resultate ein Urtheil hierüber zulassen. Hierbei ist aber die Frage vorliegend, ob diese Saft-Mehrausbeute rentabel für die Zucker- oder nur Füllmasse-Ausbeute ist. Werden die Resultate mit einem Diffusionsergebniß verglichen, so verliert die Walzenpresse noch bedeutend mehr, da die Entzuckerung nicht besser wie bei dieser, die Eiweiß-, Protein-, Pectin- und Salz-Ueberführung in den Saft jedoch allem Anscheine nach eine bedeutendere ist; die Walzenpresse erfüllt demnach bisher nicht den Zweck, welcher mittelst Diffusion bereits exact erreicht wird, d.h. eine Saftveredelung; ja es müssen selbst die Säfte einer hydraulischen Pressung als reiner angesehen werden. Ich glaube daher vom Standpunkte der Theorie aus meine Ansicht dahin aussprechen zu sollen, daß die Walzenpressung nach Poizot oder Lebee (auf ihrem bisherigen Standpunkte) der Diffusion gegenüber, – deren Grundidee, eine osmotische Veredelung des Rohsaftes zu erzielen, bereits bestens realisirt ist, – als kein Fortschritt in der Zuckertechnik sondern als eine mechanisch genial erdachte Gerätheanlage zu bezeichnen ist, welche eine mechanische, nicht saftreinigende Methode zur Basis hat und in Frankreich auch immerhin bei dem dortigen Besteuerungs-Usus reussiren mag, sich jedoch den österreichischen und deutschen Verhältnissen nicht anpassen dürfte. Selbst die so sehr den Walzenpressen zugeschriebene Arbeiterersparniß ist nichtig im Vergleich mit der Diffusion; denn wie ich durch die freundliche Mittheilung des Hrn. Groß, Director der Zuckerraffinerie in Modran, erfuhr, versieht eine Poizot'sche Presse den Dienst für 3–4 hydraulische Pressen und wird, von der Reibe an gerechnet bis zum Preßlingtransport, von 3 Mann bedient. Eine Fabrik von 2000 Ctr. Rüben täglicher Verarbeitung würde bei der bekannten Zahl von Apparaten an Bedienung benöthigen: 6 gewöhnliche Schnellpressen respective 40 Mann 9 Diffuseure   5 2 Poizot'sche Vorpressen per 3 Mann1 ebensolche Nachpresse mit 3 Mann   9 Die Walzenpresse wäre demnach der Diffusionsbestimmung gegenüber mit 4 Mann im Nachtheil. (Nach dem Organ des Vereines für Rübenzucker-Industrie, 1874 S. 135.) Gewinnung von reinem Ammoniak aus Gaswasser. W. M. Brown ließ sich am 22. Juni 1872 für J. H. Elvert in Genf und J. J. M. Pack in Basel folgendes Verfahren in England patentiren. Das Gaswasser wird in einem verschließbaren Gefäße (Cylinder, Kessel) mit einer entsprechenden Menge Kalk versetzt, in ein zweites Gefäß abgezogen und darin erhitzt. Die entweichenden Dämpfe und Gase leitet man auf den Boden des ersten Gefäßes, das mittlerweile wieder mit Gaswasser und Kalk gefüllt worden ist und von hier, mit Ammoniak bereichert, in eine Verdichtungskammer, von wo die leichter condensirbaren Bestandtheile durch eine Verbindungsröhre nach dem zuletzt erwähnten Gefäße (Nr. 1) zurückfließen, während die flüchtigeren Theile durch die Kühlschlange in eine zweite Condensirkammer gelangen, wo Kohlenwasserstoffe, Salmiak und eine kleine Menge freien Ammoniaks zurückgehalten werden. Die reineren, hier nicht verdichteten Dämpfe führt man durch mehrere verticale, mit Holzkohle beschickte Röhren in Vorlagen, die mit destillirtem Wasser gefüllt sind und die nach erfolgter Sättigung gewechselt werden. Sobald alles Ammoniak aus dem Destillirgefäß Nr. 2 ausgetrieben ist, wird dasselbe entleert, mit dem Inhalte von Nr. 1 chargirt, Nr. 1 wie vorher gefüllt und die Operation wieder begonnen. In dieser Weise behandelt geben 1000 Liter rohe Wässer von 3° Baumé im Laufe von 4 bis 5 Stunden 100 bis 110 Kil. commerciell reine Ammoniakflüssigkeit von 22° Baumé. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1553.) Spontane Entzündbarkeit von Holzkohle; von A. F. Hargreaves. Wird Kohle, erhalten durch Erhitzen von Holz in geschlossenen Cylindern, 24 Stunden nach dieser Operation pulverisirt und behufs Abkühlung in offenen Gefäßen stehen gelassen, so findet eine allmälig steigende Temperaturerhöhung in der Masse statt, welche in ungefähr 36 Stunden in offener Entzündung culminirt. Nimmt man das Pulvern der erhaltenen Kohle erst nach Verlauf von drei Tagen vor, so zeigt sich diese Erscheinung der Temperaturerhöhung nicht. Mehrere in gleicher Richtung angestellte Experimente zeigen, daß Holzkohle während etwa 36 Stunden nach dem Herausnehmen aus den Retorten Sauerstoff zu absorbiren fortfährt. Referent gibt sodann einige Mittheilungen über die Art der Verkohlung, die tauglichsten Holzgattungen u.s.w., welche die beste Schießpulverkohle liefern. Die Retorten sind so aufgestellt, daß die aus einer Anzahl derselben entweichenden Gase zum Erhitzen der anderen dienen. Es ist von großer Wichtigkeit, eine bestimmte Temperatur bei der Verkohlung einzuhalten; eine niedrigere gibt eine zu hygroskopische Kohle, eine höhere Temperatur liefert ein zu langsam verbrennendes Material. Als ausnahmsweise gut wird das Holz von Rhamus Frangula (Faulbaum) angeführt, aus welchem man etwa 20 Proc. Kohle erhält. (Nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 363.) Ueber das Vernickeln von Metallen. Hierüber bemerkt S. P. Sharples, Münzwardein des Staates Massachusetts im Boston Journ. of Chem., daß dazu jetzt allgemein schwefelsaures Nickeloxydulammoniak verwendet werde (in Deutschland wird dasselbe u.a. von der chemischen Fabrik von E. Schering in Berlin geliefert); die gegossenen Nickelplatten müssen bedeutend größer sein, als die zu vernickelnden Gegenstände (solche Platten werden u.a. von C. H. Borchert und Sohn in Berlin, alte Jacobstraße Nr. 110 und dem sächsischen Blaufarbenwerksconsortium in Oberschlema dargestellt). Die angewendete Batterie darf nicht zu stark sein, da sonst der Nickelniederschlag schwarz wird; es genügen 3 Daniell'sche oder Smee'sche oder 2 Bunsen'sche Elemente. Eiserne und stählerne Gegenstände müssen vor dem Vernickeln verkupfert werden (mittelst Lösung von Kupferoxyd in Cyankalium), dann rasch mit Wasser gewaschen und in das Nickelbad gebracht werden; hat man sie erst trocknen lassen, so haftet das Nickel nicht. Bei dem ganzen Verfahren ist die peinlichste Sorgfalt und Reinlichkeit nothwendig. (Deutsche Industrie Zeitung 1874, S. 128.) Elektricität des Kautschuks. Demochet beobachtete, daß die kleinen Gummibälle, welche als Spielzeug für Kinder dienen, bei der geringsten Reibung viel Elektricität entwickeln, selbst wenn sie sich unter den ungünstigsten Umständen z.B. in einem feuchten Raume befinden. Es kam ihm der Gedanke, diese Eigenschaft zur Herstellung eines Elektrophors zu verwerthen, bei welchem er den Harzkuchen durch eine Kautschukmembran ersetzte, die über einen Metallring von 80 Centimeter Durchmesser gespannt wurde. Der Erfolg überstieg seine Erwartungen. Denn es reicht hin die innere Fläche der Membran kreisförmig mit der flachen Hand zu reiben und sie dann auf eine gut leitende Scheibe zu legen, hierauf die obere Fläche in gleicher Weise zu reiben, um mit einer Metallscheibe, welche mit einer isolirenden Handhabe wie beim gewöhnlichen Elektrophor versehen ist und 25 Centimeter Durchmesser hat, sehr glänzende Funken von 3 bis 5 Centimeter Länge zu erhalten. Man erhält die gleichen Wirkungen bei der feuchtesten Witterung, wenn man die Kautschukmembran zuvor mäßig erwärmt. (Les Mondes vom 24. Juli 1873; Repertorium der Experimental-Physik, Bd. IX S. 272.) Reactionen auf Phenol. Nach E. Pollacci (Gazz. chim. IV S. 8) zeigen die Reactionen auf Phenol in wässeriger Lösung folgende Empfindlichkeitsgrenzen: Blaufärbung mit Ammoniak und Chlorkalk 1/3000 Violette Färbung mit Eisenchlorid 1/2000 Gelbfärbung mit heißer Salpetersäure 1/6000 Gelbliche Fällung mit Bromwasser 1/15500 Braune Fällung mit Schwefel und Kaliumchromat 1/3000. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 360.)