Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 213, Jahrgang 1874, Nr. , S. 169
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Miscellen. Miscellen. Abstand der Lager von Transmissionswellen; von Hermann Fischer Civilingenieur in Hannover. In den Lehrbüchern für Maschinenbau finden sich keine Angaben über die zweckmäßige Entfernung von Lagern bei Transmissionswellen. Unter allen Umständen giltige kurze Regeln lassen sich hierfür wohl nicht finden, da die Zahl, Größe und die Art der Vertheilung der auf denselben befindlichen Riemenrollen und Räder die zulässige freie Länge der Wellen sehr beeinflussen. Für mittlere Verhältnisse eine vernünftige Regel zu haben, ist indessen beim Entwurf von Fabrikanlagen sehr werthvoll, wenn auch ungewöhnliche Verhältnisse einer besonderen Berechnung oder Schätzung unterworfen werden müssen. Seit dem Jahre 1859 habe ich Material gesammelt für Aufstellung einer entsprechenden Formel und darnach seit circa 10 Jahren die folgende Formel mit Erfolg benützt oder benützen lassen. Bedeutet 1 die Lagerentfernung von Mitte zu Mitte, d der Wellendurchmesser, so ist: 1 = 400 √d und d = l²/160000. Beispielsweise liefert diese Formel (in abgerundeten Zahlen) folgende Werthe: d = 30 40 50 60 70 80 30 100 Millimeter l = 2,200 2,500 2,800 3,100 3,350 3,600 3,800 4,000 Meter. Einhüllungsmasse für Dampfröhren etc.Vergleiche die Mischungen, welche in diesem Journal 1873, Bd. CCVII S. 508 und 509 mitgetheilt wurden. D. R. Der Sächsisch-Anhaltische Verein zur Prüfung und Ueberwachung von Dampfkesseln empfiehlt nachstehendes Recept für die Herstellung einer Masse zur Bekleidung von Dampfröhren etc., welche für einen geringeren Preis dieselben Dienste leistet wie die bekannte und bewährte Leroy'sche Masse. Man mischt 120 Gewichtstheile sein gemahlenen Kalkstein, 350   „   gemahlene Steinkohle, 250   „   gemahlenes Thonmehl, 300 Flugasche aus den Kesselzügen mit 600 Wasser und 10 Schwefelsäure von 50° B. gut durcheinander, indem man noch 15 Pfd.        „ Kälber- oder Kuhhaare oder dergl. hinzufügt. Diese Mischung trägt man auf die zu bekleidende – wo möglich erwärmte – Stelle in Schichten von 12 Millimeter bis zur Dicke von 40 bis 50 Millimeter auf. Der Ueberzug kann schließlich noch mit einer beliebigen Farbe angestrichen werden. Hämmerbarer Guß. Die Weicheisen-Gießerei von Georg Fischer in Schaffhausen liefert – wie die deutsche Industriezeitung meldet – Weicheisenguß, welcher bei der Prüfung eine vorzügliche Zähigkeit des Materiales nachweist. So wurde ein flacher Stab von 18 Millim. Breite und 4 Mm. Dicke zu schraubenartigen Windungen von 35 Mm. Steigung zusammengedreht, am einen Ende bis auf 2 Mm. im Quadrat ausgehämmert und zur Form eines Kreises mit 20 Mm. Durchmesser zusammengebogen, am anderen um 180° niedergebogen, ausgehämmert und zusammengeschweißt, alles ohne den geringsten Riß zu zeigen. Ein Gasrohrverbindungsstück konnte ebenso ohne Spur eines Risses vollständig plattgeschlagen werden. Das Material soll auch leicht löthbar sein und durch Einsetzen leicht gehärtet werden können. Ueber den Einfluß eines Chlorgehaltes auf die Eigenschaften gewisser Metalle; von Dr. C. Künzel in Blasewitz bei Dresden. Da die Chlorverbindungen der Metalle meist flüchtig sind und sich weit unter der Temperatur verflüchtigen, bei welcher die Darstellung der Metalle erfolgt, so wird von den Hüttenleuten angenommen, daß Chlor überhaupt nicht in den Metallen enthalten sein kann. Der Verfasser hat aber Gelegenheit gehabt, wenigstens bei drei Metallen die unangenehme Einwirkung eines Chlorgehaltes zu constatiren. Kupferhaltiges Nickel. Als Director der Lütticher Nickelhütte ließ Verf. einmal, in der Absicht kupferhaltiges Nickel darzustellen, gleichzeitig Nickel und Kupfer aus der eisenfreien salzsauren Lösung durch Kalkmilch fällen. Während nun aus Chlornickel durch Kalk reines Nickeloxydhydrat gefällt wird, wird das Kupfer aus Chlorkupfer durch Kalkmilch stets als Oxychlorür niedergeschlagen. Kocht man den Niederschlag wiederholt bei Ueberschuß von Kalk mit Wasser aus, so geht seine Farbe von Grün in Braun über, indem das Kupferoxychlorür sich nach und nach in Kupferoxyd verwandelt. Ob die letzten Reste von Chlorkupfer auf diese Art zu entfernen sind, bezweifelt der Verfasser, da ein solches wiederholtes (8- bis 10maliges) Auskochen der hohen Kosten wegen praktisch nicht ausführbar ist. Der grüne Niederschlag, der also Nickeloxydhydrat, Kupferoxychlorür und einen großen Ueberschuß von Kalk enthielt, wurde nach dem Auspressen geglüht, damit die Oxyde wasserfrei wurden, dann zur Befreiung vom Kalk mit salzsäurehaltigem Wasser behandelt etc. und endlich, nachdem er in Würfelform gebracht war, bei Weißglut zwischen zerstoßener Holzkohle reducirt. Bei dieser Operation entwich ein Theil des Kupferchlorürs, und während sonst, bei Anwendung von reinem Nickeloxyd, die Würfel sich zu compacten Stücken von metallischem Nickel reducirten, erhielt man das Metall jetzt, in Folge des Entweichens von Kupferchlorür während der Reduction, als eine schwanunförmige Masse oder in höchst unregelmäßigen Würfeln. Das so erhaltene Metall wurde bei Weißglut in Graphittiegeln eingeschmolzen und in Wasser granulirt; auch hierbei entwich etwas Kupferchlorid, aber nicht alles. Das so dargestellte kupferhaltige Nickel wurde von einem Neusilberfabrikanten in Paris, an welchen es geschickt war, für schlecht und zur Herstellung von gewalztem Neusilberblech vollkommen untauglich erklärt. Die Analyse ergab darin keinen der gewöhnlichen dem Nickel schädlichen Körper. Der Verfasser versuchte darauf selbst aus diesem Nickel Neusilberblech anzufertigen, fand aber auch, daß es unmöglich war, aus demselben walzbares Neusilber darzustellen; trotz aller ordentlichen Vorsicht bekamen die Bleche Kanten- und Längsrisse. Jetzt erst dachte er an die Möglichkeit, daß dieses kupferhaltige Nickel Chlor enthalten, und daß der Chlorgehalt desselben die Walzbarkeit des daraus hergestellten Bleches verhindern könne. Verf. suchte daher nach Chlor und fand wirklich in dem Product 0,13 Proc. und ein anderes Mal 0,18 Proc. Chlor. In Freiberg hat man, wie der Verf. erfuhr, eine ähnliche Erfahrung gemacht, als man des gedrückten Preises des Kupfervitriols wegen einen Versuch anstellte, den silber- und goldhaltigen Kupferstein durch Auflösen in Salzsäure und Fällen mit Kalk auf Kupfer anstatt auf Vitriol zu verarbeiten. Chlorhaltiges Eisen. Werden Abschnitte von feinen Eisenblechen, die nicht in Säuren abgebeizt waren, zusammengeschweißt, so gibt dies meist ein besseres Eisen; schweißt man dagegen Abschnitte von derselben Blechqualität zusammen, welche vorher in Salzsäure abgebeizt wurden, so erhält man ein viel schlechteres Eisen, als die ursprüngliche Qualität der Bleche war; das Eisen hatte eine geringe Menge Chlor aufgenommen und ist kaltbrüchig geworden. Der Verf. hat im Jahr 1869/70 in Lüttich ca. 1 Million Kilogrm. Weißblechabfälle durch Ausziehen mit Salzsäure unter Zusatz von etwas Salpetersäure auf Eisen und Zinn verarbeitet und dabei gefunden, daß die ausgezogenen Eisenrückstände, obschon vollkommen frei von Zinn, in den meisten Fällen ein Eisen von sehr untergeordneter Qualität lieferten. In Pakete geformt und im Schweißofen zusammengeschweißt, ließen sie sich nämlich zwar gut walzen, gaben aber ein Eisen, welches wegen eines Gehaltes an Chlor im höchsten Grade kaltbrüchig war. Beim Walzen dieser Eisenpakete fand auch zeitweilig ein raketenartiges Entweichen von Eisenchlorid statt. Ein besseres, oft ein ausgezeichnetes Resultat erzielte der Verf., wenn er diese Eisenrückstände während des Puddelprocesses in den Puddelofen werfen ließ, und zwar in Partien von 20 bis 40 Kilogrm. in dem Augenblick, wo die Charge im stärksten Schäumen war. Besonders war das Resultat vorzüglich beim Puddeln von phosphorhaltigem Roheisen, sowohl in Bezug auf die Qualität des Productes als auch insofern, als man in 24 Stunden eine oder zwei Chargen mehr in einem Ofen puddeln konnte. War dagegen das zu puddelnde Roheisen phosphorarm oder phosphorfrei, so machte der Zusatz der chlorhaltigen Eisenabfälle das Product, weil chlorhaltig, schlechter. Chlor und Phosphor können gleichzeitig in einem Metalle und speciell im Eisen nicht existiren. Deshalb läßt sich Phosphor stets durch Chlor aus den Metallen entfernen, und die von Prof. Th. Scheerer in Freiberg angegebene Methode, den Phosphor beim Puddeln zu eliminiren (vergl. dies Journal, Bd. CCIV S. 482), dürfte jedenfalls für die Eisenfabrikation von großem Nutzen sein, wenn man es dahin bringen kann die Zugabe der Chlor entwickelnden Agentien jeder Zeit genau nach dem PhosphorgehaltePphosphorgehalte des zu reinigenden Eisens zu reguliren; denn durch Ueberschuß an Chlor kann das Eisen chlorhaltig, daher schlecht werden. Chlorhaltiges Zink. Zink, welches man in einer belgischen Zinkhütte aus Gekrätzen, die von der Verzinkung des Eisens herstammten, und die stets chlorhaltig sind, dargestellt hatte, und welches dem Ansehen nach von dem besten walzbaren Zink nicht zu unterscheiden war, erwies sich als vollkommen unwalzbar. Die Analyse ergab darin nur Spuren von Eisen und Blei, dagegen aber 0,2 bis 0,3 Proc. Chlor. (Nach der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1874 S. 6). Dichtung kleiner Löcher in Gasbehältern. J. Hall in Newmiles empfiehlt nachstehendes Verfahren zur Dichtung kleiner Löcher in Gasbehältern. Man rundet vorerst das Loch mit einem Dorn vollkommen aus, nimmt dann ein Stück Bleirohr, welches genau in das Loch hineinpaßt, schlägt es an einem Ende dicht zu und weitet es am anderen Ende conisch aus. Dieses Rohr steckt man in das Loch, schneidet es außen auf etwa 25 Millimeter ab, streicht etwas Kitt auf und börtelt den vorstehenden Rand um. Dann treibt man mit einem conischen Holzpflock das Bleirohr im Loch auseinander, so daß der Rand der Gefäßwand außen in das Blei des Rohres einschneidet, zieht den Holzpflock heraus und füllt die Vertiefung mit Kitt aus. Bei größeren Löchern läßt man den Holzpflock, der aber nach außen nicht vorstehen darf, sitzen. Ist die Oeffnung schlitzförmig, so schneidet man das Bleirohr der Länge nach auf, biegt es kantig zusammen und treibt es analog ein. Die Ausfüllung der Vertiefung kann statt mit Kitt oder Holz auch mit Blei geschehen. Geschwindigkeit auf englischen Eisenbahnen. Auf der Great-Northern-Eisenbahn wird die Entfernung von 76 1/4 engl. Meilen von London nach Petersborough von dem Expreßzug, welcher die Post nach Schottland bringt, täglich zweimal in 1 1/2 Stunden zurückgelegt, was eine mittlere Geschwindigkeit von 50 3/4 Meilen pro Stunde gibt. Die Geschwindigkeit ist 12 Meilen pro Stunde größer, als die gewöhnliche Zuggeschwindigkeit der Londoner North-Western-Eisenbahn. Aber selbst diese augenscheinlich bedeutende Geschwindigkeit wird noch von der Great-Western-Eisenbahn übertroffen, welche, um mit der London-Southwestern-Eisenbahn, die eine um 23 Meilen kürzere Strecke nach Exeter hat, concurriren zu können, die Entfernung von 77 1/2 Meilen von Paddington nach Swindam in 87 Minuten zurückgelegt, was einer mittleren Geschwindigkeit von 53 1/2 Meilen in der Stunde entspricht. Nachstehend führen wir die größten mittleren Geschwindigkeiten der Expreßzüge auf: Great-Western 53 1/2 engl. Meilen pro Stunde Great-Northern 50 3/4 Middland 46 3/4 London-Brighton 46 3/4 London-Chatam-Dover 46 3/4 London-Northwestern 45 Southeastern 44 3/4 London-Southwestern 43 1/4 (Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen, 1874 S. 290.) Ueber die Anwendung des Fecülometers zur Prüfung der Kartoffelstärke; von L. Bondonneau. Das in diesem Journal, Bd. CCXI S. 397 (erstes Märzheft 1874) beschriebene Bloch'sche Fecülometer liefert günstige Resultate, wenn die zu prüfende Kartoffelstärke von guter Beschaffenheit ist. Seine Anzeigen sind auch genau bei Producten, die eine beträchtliche Menge von Unreinigkeiten enthalten; dies ist aber nicht der Fall, wenn die Unreinigkeiten nicht mehr als 2 bis 3 Proc. betragen. Die häufigsten Ursachen von fehlerhafter Beschaffenheit der Kartoffelstärke sind folgende: 1) die Gährung; 2) Trocknen bei zu hoher Temperatur, wodurch Kleisterkörner entstehen; 3) die Gegenwart von Cellulosetheilen oder Sand in Folge einer schlechten Fabrikation; 4) eine Verfälschung der Kartoffelstärke mit pulverisirtem Kartoffelmark. In den beiden ersten Fällen ist der bei der Anwendung des Fecülometers entstehende Fehler nicht erheblich und erreicht meist nicht 1 Procent. Aber in den beiden letzten Fällen kann die Differenz zwischen dem wirklichen und dem durch das Fecülometer gefundenen Stärkemehlgehalt bis 3 Proc. betragen, ohne daß irgend etwas andeutet, daß man es mit einem verfälschten Product zu thun hat. Bondonneau empfiehlt daher, bei einer Prüfung der Kartoffelstärke zunächst in untenstehender Art zu untersuchen, ob das Fecülometer angewendet werden kann, ohne Zweifel übrig zu lassen, oder ob man, um den Stärkemehlgehalt zu erfahren, zu dem langwierigeren aber sicheren Verfahren der Ueberführung des Stärkemehles in Traubenzucker und Bestimmung desselben mittels Fehling'scher Kupferlösung seine Zuflucht nehmen muß. Man nimmt nach Bondonneau 4 bis 5 Grm. Kartoffelstärke, vertheilt sie in circa 100 K. C. Wasser und gießt zu der Mischung eine concentrirte Lösung von caustischem Natron – circa 3 bis 4 K. C. –, welche die Stärke auflöst. Ist dieselbe rein, so wird sie eine farblose, durchscheinende Masse geben; ist sie dagegen unrein, so wird die entstandene gallertartige Masse mehr oder weniger gelb und trübe sein. Will man die fremdartige Substanz mittels des Mikroskops untersuchen, so versetzt man die Masse mit Salzsäure in starkem Ueberschuß, wodurch sie verflüssigt wird, indem die Gallerte in lösliche Stärke übergeht. Wenn die suspendirten Stoffe sich zu Boden gesetzt haben, was langsam erfolgt, decantirt man die Flüssigkeit und sammelt den Bodensatz. Bei der Betrachtung desselben durch das Mikroskop findet man meist Sand und besonders holzige Substanz, Ueberreste von Cellulose etc., deren Gegenwart die Ursache des Fehlers ist. Eine Kartoffelstärke z.B., welche 81,75 Proc. wirkliches Stärkemehl und 0,20 Proc. Cellulose enthält, zeigt im Fecülometer einen Stärkemehlgehalt von 85 Proc., also mehr als 3 Proc. zu viel. (Bulletin de la Société chimique de Paris, 1874 t. XXI p. 147.) Moderne Kaffeeverfälschungen; von Dr. R. Franz. Bei der Beurtheilung des Werthes der Kaffeebohnen wurde bisher von Seiten des Publicums nicht mit Unrecht auf die grüne Farbe derselben Gewicht gelegt; dieses Merkmal hat aber jetzt keinen Werth mehr. Es lag natürlich, wenn eine Schiffsladung Kaffeebohnen „in Farbe“ weniger gut ausgefallen war, dem Kaufmanne nichts näher, als ein färbendes Mittel ausfindig zu machen, welches die grüne Farbe der rohen Bohnen möglichst täuschend nachzuahmen im Stande war. Leider hat der Erfindungsgeist zu diesem Zwecke eine Kupfer enthaltende Farbe gewählt und in der That in Hafenstädten förmliche Färbereien für Kaffeebohnen gegründet, ähnlich wie sie für die Theesorten schon längst existiren. Will man einigermaßen eine Gewähr für die Reinheit seiner Kaffeebohnen haben, so thut man am besten, nachdem dieselben „verlesen“ sind, sie mit heißem Wasser zu übergießen, zu trocknen und dann erst zu rösten. Durch eine solche Behandlung, welche sich, abgesehen von dem Vorhandensein fremder Farbstoffe, schon durch die Rücksicht auf die Sauberkeit empfiehlt, verliert die Kaffeebohne nicht an Werth; die wesentlichen, wirksamen Bestandtheile des Kaffees gelangen erst durch das Rösten zur vollen Entwickelung. Wird das Waschen der Kaffeebohnen unterlassen, so werden etwa denselben anhängende fremde Farbstoffe ihnen durch das Rösten erst recht einverleibt, und unzweifelhaft wird sich dann im Laufe der Zeit – abgesehen von dem schlechten Geschmack des Kaffees – eine nachtheilige Wirkung auf den Organismus herausstellen. Um das Wasser, mit welchem man die Kaffeebohnen gewaschen hat, auf einen Kupfergehalt zu prüfen, braucht man nur, nachdem man es etwas angesäuert hat, eine blank geputzte eiserne (resp. stählerne) Messerklinge hinein zu tauchen und einige Minuten lang darin zu lassen. Nimmt man sie dann wieder heraus, so hat sie sich mit einem ganz dünnen rothen Anfluge bedeckt, der nichts anderes als metallisches Kupfer ist. Der im gebrannten und gemahlenen Zustande gekaufte Kaffee enthält nicht selten schon zum Getränk verwertheten und nachher wieder getrockneten Kaffee, außerdem aber auch Cichorie; ohne diesen Zusatz würde der Aufguß eines solchen Kaffees wegen des beigegebenen Kaffeesatzes nur wenig gefärbt erscheinen. Indessen ist diese Verfälschung leicht zu entdecken. Man braucht nämlich nur kaltes Wasser durch solchen gemahlenen Kaffee laufen zu lassen, so erhält man eine braune Brühe. Der unverfälschte gemahlene Kaffee gibt dagegen, mit kaltem Wasser gemischt, keine gefärbte Flüssigkeit; die Färbung bewirkt allein der Zusatz von Cichorie oder von Ersatzmitteln derselben. Ob aber im gemahlenen Kaffee solcher Kaffee enthalten ist, der bereits zum Getränk benützt worden, läßt sich nun durch die bedeutend verminderte Schmackhaftigkeit der leicht zu zerbröckelnden Stückchen erkennen. Wie steht es nun aber mit dem sogenannten homöopathischen Kaffee und dessen Verfälschungen? Alle diese Fabrikate können auf die Benennung „Kaffee“ keinen Anspruch machen; denn von eigentlichem Kaffee findet sich keine Spur darin. Eine heilende, resp. heilsame Wirkung besitzen diese Fabrikate durchaus nicht; denn eine einfache Untersuchung ergibt, daß sie weiter nichts sind als gebrannter Roggen. Mitunter finden sich noch einzelne ungebrannte Roggenkörner darin. Ein solches Kaffeegeschäft ist höchst rentabel. Ein Päckchen „f. Kaffee“ (133 Gr.) kostet 10 Pfennig, 50 Kilogr. kosten also 37,5 Mark; augenblicklich kosten aber 50 Kilogr. Roggen 10,75 Mark! Man rechne nun die Geschäftsunkosten so hoch oder so niedrig, wie man will; etwas mehr als 99 Proc. wird sicherlich dabei verdient. Selbstverständlich kann durch derartige Fabrikate der ächte Kaffee nicht ersetzt, geschweige gar verdrängt werden. Jedenfalls ist es aber ein unschuldiges, saubereres und unschädlichereres Fabrikat, als der sogenannte deutsche Kaffee d. i. gebrannte und gemahlene Cichorienwurzel. Die Cichorienwurzel enthält einen Bitterstoff, was die Veranlassung gewesen ist, daß man sie als Ersatz des bitteren Kaffees gewählt hat. Dazu kommt, daß sich beim Rösten derselben eine geringe Menge von brenzlichem Oel bildet, welches dem Aufguß der reinen Cichorienwurzel ein gewisses, doch widerliches Aroma ertheilt. Der wesentliche Bestandtheil des echten Kaffees fehlt aber in einem solchen Getränk. Die anfängliche Billigkeit dieses Fabrikates veranlaßte große Nachfrage; die Cichorie stieg deshalb im Preise, und nun sann der Händler auf Mittel, um den Cichorienkaffee immer noch für dasselbe Geld liefern zu können. So dienten ihm anfangs Mohrrüben, Runkelrüben, weiße Rüben dazu; um das brenzliche Oel seinem Fabrikate nicht fehlen zu lassen, röstete er diese Ersatzmittel mit Speck und verkaufte sie als Cichorienkaffee, später als deutschen Kaffee.“ Das ginge nun noch! Wenn man aber in solchen Fabrikaten sogar gepulverten Bolus, Sandkörner, Ziegelmehl (und Torf!) als Zugaben findet, so mag sich Jeder selbst Roggen, Gerste oder Eicheln rösten. Er weiß dann wenigstens, was für ein Gebräu er unter dem Namen „Kaffee“ genießt. (Polytechnisches Notizblatt, 1874 S. 43.) Das Carbonisiren der Wolle. Um aus halbwollenen Stoffen bei der Fabrikation von Kunstwolle die Baumwolle herauszubringen, dienen zwei Verfahren, welche man mit dem Namen trockene und nasse Beize bezeichnet. Die trockene Beizung besteht darin, daß man die zu behandelnden Stoffe auf besonders construirte eiserne Wagen bringt, deren Boden durch ein weitmaschiges Sieb gebildet ist. Die Lappen werden lose aufgelegt und der Wagen, welcher mit seinen niedrigen Rädern auf Schienen läuft, auf letzteren in einen aus Granit construirten Ofen geschoben, welcher dann durch eine Thür aus Blei geschlossen wird. Auf halber Höhe des Ofens befinden sich die Schienen, auf denen der Wagen läuft. Unter der Sohle des Ofens ist eine Feuerung angebracht und durch diese wird die Sohle des Ofens erwärmt, so daß die Salzsäure lebhaft verdampft. Die Züge der Feuerung sind um den Ofen herumgeführt, so daß derselbe gänzlich erwärmt wird. Haben die Lumpen eine halbe Stunde in dem Ofen gestanden, so öffnet man denselben, zieht den Wagen schnell heraus, schließt die Thür und schaufelt die Lumpen um. Man bringt den Wagen dann wieder hinein und fährt so fort, bis man beim Prüfen der Lumpen mit den Fingern ersieht, daß die Baumwolle mürbe geworden ist. Wenn dies der Fall, ersetzt man die Lumpen auf dem Wagen durch eine neue Portion und entsäuert die behandelte Waare in Hasser, in welchem Schlemmkreide suspendirt ist. Alsdann trocknet man und bringt die Waare in den Wolf. Für gewebte Stoffe ist es besser zu carbonisiren. Zu diesem Zweck verdünnt man Schwefelsäure auf 15° B. Man setzt dann noch Zuckersäure und Kochsalz hinzu, rührt gut durch, erwärmt das Bad und bringt die Lappen eine halbe Stunde unter öfterem Hantiren hinein, läßt noch 1 1/2 Stunden ruhig darin stehen, triefelt gut aus und trocknet bei 45 bis 50° Wärme. Alsdann bringt man die Lumpen in eine schwäche Sodalösung, um die Säure zu neutralisiren, wäscht schließlich in reinem Wasser aus und trocknet. (Reimann's Färberzeitung, 1874 S. 171.) Fabrikation der Schießbaumwolle. Nach einem englischen Patent von Mackie werden Baumwollspinnerei-Abfälle behufs Entfettung mit überhitztem Dampf behandelt, sodann gekrempelt und in die übliche Säuremischung getaucht. Die erhaltene Schießbaumwolle wird sorgfältig ausgewaschen, mittels rasch rotirender Circularmesser zerschnitten und schließlich durch Walzen passirt, aus denen sie in äußerst fein vertheiltem Zustande hervorgeht. Die Wolle wird nun unter Wasser aufbewahrt bis zur Zeit, da man die Fabrikation derselben vollenden will. Das beschriebene Zerschneiden und Quetschen soll vor dem üblichen Zerkleinern im Holländer den Vortheil besitzen, daß man durch dasselbe alle Capillarröhrchen vollständig vernichtet, und somit etwa zurückgebliebene Säure leicht auswaschen kann. Die ferneren Operationen bestehen im Vermengen der nitrirten Wolle mit Salpeter und Zucker – auf 67 Theile Wolle 28 Zucker und 5 Salpeter –, Granuliren der Mischung mittels Drahtsieben, und Trocknen in auf ungefähr 38° C. erhitzten, dicht verschließbaren Pfannen, welche durch Pumpen luftverdünnt gemacht werden. Vermehrter Zusatz von Zucker und Salpeter vermindert die Explosionsheftigkeit der Wolle. Nach dem von J. Hall erhobenen englischen Patent werden Hadern und sonstige Leinenabfälle in ein aus gleichen Volumtheilen Salpeter- und Schwefelsäure (erstere von 1,50 spec. Gew., letztere von 1,84) bestehendes Bad gebracht und darin 12 bis 24 Stunden lang emsig umgerührt. Der Brei wird dann abtröpfeln gelassen, ausgepreßt, dann 7 bis 14 Tage sorgfältig gewaschen und getrocknet. Für Zwecke, zu denen man keiner heftigen Explosion bedarf, vermischt man die Schießwolle in noch nassem Zustande mit etwas Stärkekleister. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 742.) Ueber die Verwendbarkeit von Wollrückständen aus Tuchfabriken zur Düngung. Nach Max Fesca enthielten die Wollrückstände aus dem Kehricht unter den Maschinen u. dgl. in einer Tuchfabrik in Burg: 89,751 Proc. Trockensubstanz, darin Stickstoff 7,042 Procent Fett (Aetherextract) 23,770 Rohasche 13,761 Die Rohasche bestand aus Kali 1,163 Procent Natron 10,395 Kalk 6,363 Magnesia Spur Eisenoxyd 9,814 Phosphorsäure 2,424 Schwefelsäure 7,242 Chlor Spur Sand und Kieselsäure 61,617 –––––––––––––– 99,018 Procent. Wenn für Feuchtigkeit und Verunreinigungen 30 Proc. abgezogen werden, so enthalten 100 Kilogrm. immer noch 4,9 Kilogrm. Stickstoff. Wird auch nur der niedrigste Preis von 1,2 Mark für das Kilogrm. Stickstoff in Anrechnung gebracht, so ergibt sich für 100 Kilogrm. ein Werth von 5,88 Mark – abgesehen von den allerdings nur geringen Mengen an Phosphorsäure und Kali. Durch den hohen Fettgehalt wird zwar die Zersetzbarkeit des Düngmittels bedeutend beeinträchtigt; die Rückstände sind daher fabrikmäßig zu entfetten oder mit Aetzkalk zu compostiren. (Nach der Zeitschrift des landwirthschaftlichen Centralvereins für die Provinz Sachsen. 1874 S. 135.) F. Eine neue Art Ombrés zu färben. Bekanntlich benützte man bis jetzt zum Färben der Ombrés auf Wolle, Baumwolle und Seide besondere Apparate. In neuerer Zeit sind es einfache Gestelle von folgender Form. Auf dem Kesselrand werden zwei senkrecht stehende Latten befestigt, die mit Löchern in gleichmäßigen Zwischenräumen versehen sind. In diesen Löchern stecken Holzpflöcke, und auf letztere legt man die Stangen, auf denen die Garnsträhne ruhen. Man stellt nun die Stöcke auf den höchsten Punkt, so daß nur ein kleines Stück der Garne in die Flüssigkeit taucht und färbt dann weiter, indem man von Zeit zu Zeit den Stock um einen Pflock niedriger stellt. So entsteht ein Ombré, welches unten die dunkelste, oben aber die hellste Nüance zeigt. In gleicher Weise werden auch Ombrés auf Wolle und Seide gefärbt, wobei die Latten an den Holzbottichen befestigt werden. Es gibt aber eine einfache Art Ombrés herzustellen ohne jede Vorrichtung, und diese Methode bietet noch den Vortheil, daß man an Farbstoff bedeutend spart. Diese ganz neue und vortheilhafte, dabei überraschend einfache Methode ist folgende. Man bringt am Boden des Kessels ober der Kufe einen Hahn an, bestellt die Flotte, hängt die Garne in ganz gewöhnlicher Weise ein und zieht um, so daß sie gleichmäßig gefärbt werden. Ist die hellste Nüance erreicht, so öffnet man den Hahn und läßt so viel von der Flotte fortlaufen, daß das Niveau der Flotte an der Stelle sich befindet, wo die dunklere Nüance in den Garnsträhnen beginnen soll. Man hebt jetzt heraus, setzt neuen Farbstoff zu und färbt, bis die neue Nüance erreicht ist. Alsdann läßt man wieder ab und fährt so fort, bis sämmtliche Nüancen des Ombré hergestellt sind. – Die Einfachheit und das Oekonomische dieses Verfahrens ist leicht einzusehen. Nach der alten Methode mußte man auch für die dunklen Nüancen, welche nur einen geringen Theil der Garne einnehmen, die ganze Flotte mit Farbstoff stark schwängern. Hatte man in derselben Farbe nichts weiter zu färben, so wurde der überschüssige Farbstoff nutzlos fortgegossen. Anders nach der neuen Methode. Hier wird die Flotte um so kleiner, je dunkler die zu färbende Nüance wird und je mehr Farbstoff sie gebraucht. Für die dunkelste Nüance, welche den meisten Farbstoff erfordert, ist die Flotte so klein, daß die verwendete Farbstoffmenge gar nicht in's Gewicht fällt. Es sei roch bemerkt, daß es nicht einmal nothwendig ist einen Hahn anzubringen, will man sich der Mühe unterziehen, die Flotte soweit als nöthig jedesmal auszuschöpfen. (Nach Reimann's Färberzeitung, 1874 S. 137.) Gelbe Flecken in Papierbildern; von Dr. J. Schnauß. Anläßlich der von Hrn. de Constant kürzlich erwähnten störenden Erscheinung gelber Flecken, die sich auf noch nicht erklärte Weise auf fertigen Papierbildern zeigten, übersendete mir der Hr. Redacteur des Photographischen Archivs ein solches Bild zur Untersuchung. Dasselbe war schon auf einem weißen, etwas glänzenden Carton aufgeklebt, hierauf aber an einer Stelle theilweise wieder abgelöst, um sehen zu können, wie die klemm Flecken, welche – zumal in der Partie des Himmels – die Photographie bedeckten, sich auch auf den Carton markirt hatten. Meine Untersuchung führte unerwartet schnell zu einem positiven Resultat. Als die Flecken mit Salzsäure, resp. Salpetersäure angefeuchtet wurden, verschwanden sie sofort; ich fügte hierauf einen Tropfen einer Lösung von gelbem Blutlaugensalz (Ferrocyankalium) hinzu; es entstand eine intensive Färbung von Berliner Blau, die um den dunkleren Kern der Flecken auch dunkler war. Unstreitig bestanden hiernach die gelben Flecken aus einer Eisenoxydverbindung, wahrscheinlich Eisenoxydhydrat oder basisch schwefelsaurem Eisenoxyd. Es bleibt nun noch die Frage zu erörtern, wo dieses Eisenoxyd herstammen möge! Sollte die Erklärung nicht darin zu suchen sein, daß in den photographischen Laboratorien stets eine Menge Eisenvitriol oder schwefelsaures Eisenammoniak theils umher liegt, theils durch Abwägen, Entwickeln u.s.w. umherstäubt oder spritzt? An der Luft verwittert der Eisenvitriol leicht zu einem äußerst lockeren, sehr leicht stäubenden Pulver, welches durch Luftzug oder auf sonst eine Weise leicht auf die Bilder gelangen kann. Besonders schädlich würde dies wirken, wenn die Bilder noch feucht sind, also kurz vor oder nach dem Aufkleben u.s.w. Ganz dieselbe Erscheinung, nur meist in weit größeren Dimensionen, haben die Photographen oft an ihrer Leibwäsche, an den Chemisetts, den Manschetten und dergl. zu beklagen; auch hier bringt verdünnte Salzsäure diese Flecken meist zum Verschwinden. (Pyotographisches Archiv, 1874 S. 126). Reproduction von Landkarten. Eine neue Methode der Reproduction von Landkarten wurde von Hrn. Evrard der geographischen Gesellschaft von Paris vorgeschlagen. Dieselbe beruht auf der Umwandlung von Eisencyanür in Berlinerblau unter der Einwirkung des Sonnenlichtes, welche nach erfolgter Abwaschung des mit Eisencyanür imprägnirten Papieres hervortritt. Ueberdeckt man ein derartig präparirtes Papier mit der zu reproducirenden, auf durchsichtiges Papier gezeichneten Karte, so wird das erstere an den schwarzen Stellen der Karte nicht angegriffen werden, und man wird nach dessen Abwaschung ein deutliches Kartenbild weiß auf blau erhalten. (Aus der Revue scientifique durch das Ausland, 1874 S. 560).