Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 215, Jahrgang 1875, Nr. , S. 377
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Miscellen. Miscellen. Herstellung von Kupfer- oder Messingdraht. Drähte aus Kupfer oder Messing werden gewöhnlich durch Ziehen von schmalen, möglichst quadratischen Streifen (sogen. Regalen) erzeugt, welche von geschmiedeten oder gewalzten Tafeln abgeschnitten sind. Um nun recht lange Streifen zu erzielen, haben Laveissière und Sohn in Paris (Rue de la Verrerie 58) die Einrichtung getroffen, daß kreisförmige Tafeln mittels einer Kreisschere (Rundschneidemaschine) spiralförmig geschnitten werden, indem die drehbar eingespannte Tafel durch eine selbstthätige Vorrichtung allmälig gegen die Schneidscheiben gerückt wird. Z. Neogen, eine silberähnliche Legirung. Dieselbe stellt Sauvage (nach Mittheilung der deutschen Industriezeitung) her, aus: Kupfer   58   Proc. Zink   27       „ Nickel   12       „ Zinn     2       „ Aluminium     0,5    „ Wismuth     0,5    „ –––––––––– 100,0 Proc. Der Zusatz von Aluminium und Wismuth soll ein silberähnliches, aber eigenthümliches Aussehen und große Widerstandsfähigkeit gegen das Mattwerden der Politur bewirken. Die einzelnen Metalle werden für sich geschmolzen und sehr sorgfältig zusammengerührt. Schutzanstrich für Schiffsböden; von Redman. Zwei Compositionen folgender Zusammensetzung werden nacheinander aufgetragen. Der erste Anstrich kann, nachdem er trocken geworden ist, zwei, oft auch drei Mal wiederholt werden. I. II. Mennige 50 Kilogrm. Mennige 60 Kilogrm. Bleiweiß 30       „ Zinkoxyd 30        „ Bleiglätte 10       „ Ocker 10        „ Zinkoxyd 20       „ Quecksilberchlorür 30        „ Leinöl 25 Liter Leinöl 25 Liter Terpentinöl   2,5  „ Terpentinöl   2,5  „ (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1656.) Transparente Manometer. Statt der bisher üblichen Art der Beleuchtung des Manometers mittels separater seitlicher Lampe hatte in Wien 1873 die Firma Schäffer und Budenberg ein Manometer nach E. Rau's Patent ausgestellt, welches hinter dem durchscheinenden Zifferblatt und dem Mechanismus eines gewöhnlichen Federmanometers in der verlängerten Kapsel eine seitlich einführbare Oellampe hatte. (Vergl. Novelly's officiellen Bericht über Kesselarmaturen und Schmiervorrichtungen; Wien 1874.) Da hier der Zeiger keinen Schatten wirft und das Zifferblatt gleichmäßig beleuchtet ist, so ist letzteres deutlicher lesbar als bei seitlicher Beleuchtung. Das Zifferblatt aus matt geschliffenem Glas ist auch bei Tag auf größere Entfernung sehr deutlich sichtbar. Obige Einrichtung zeigte aber den Nachtheil, daß das Manometer verrußt und der empfindliche Mechanismus durch die Wärme leidet. Dieselbe wurde daher kürzlich von Schäffer und Budenberg dahin abgeändert, daß das Manometer auch auf der Rückseite eine durchscheinenende Glasplatte erhält und hinter derselben, also außerhalb des Apparates, die Lampe aufgestellt wird. J. Holzfußböden in Asphalt verlegt. Vor etwa 20 Jahren hat man in Frankreich angefangen und seit dieser Zeit immer mehr zur Anwendung gebracht, die Holzfußböden in den Erdgeschossen der Casernen und Krankenhäuser, in Kirchen und Gerichtssälen nicht mehr auf Ripphölzer zu strecken, sondern in eine heiße Asphaltschicht zu betten. Schott (Deutsche Bauzeitung, 1875 S. 88) macht auf die in Deutschland noch gar nicht oder sehr wenig gebräuchliche Construction aufmerksam, da sie des großen Werthes wegen allgemeinere Verbreitung verdienen soll. Man verwendet zu den in Rede stehenden Böden gewöhnlich 6 bis 10 Centim. breite, 30 bis 50 Centim. lange und 2,5 Centim. starke Bretstückchen aus Eichenholz, welche man nach dem bekannten Fischgratmuster in eine 1 Centim. dicke Lage von heißem Asphalt eindrückt. Um ein möglichst festes Anhaften des Holzes an den Asphalt und möglichst schmale Fugen zu erzielen, werden die Kanten der Bretchen nach unten zu schief abgehobelt, so daß der Querschnitt derselben keil förmig wird. Eine Vernagelung kommt hierbei natürlich nicht vor, und man kann dem Bretstücke nach dem Verlegen durch Abhobeln eine ganz ebene Oberfläche geben. Die Vortheile dieser Dielungsart, welche zu ihrer Anwendung nur einer allgemeinen Abgleichung des Unterbodens bedarf, sind folgende. 1. Vom Holzwerk wird jede Grundfeuchtigkeit abgehalten, so daß keine Schwammbildung stattfinden kann. 2. Die Reinigung des Fußbodens ist mit den geringsten Wassermengen schnell und leicht zu bewirken; der Boden wird daher sehr rasch wieder trocken sein. 3. Ungeziefer kann in den Fugen nicht überhand nehmen. 4. Die ungesunden Ausdünstungen der Erde können nicht in die Wohnräume dringen. Die größere Undurchdringlichkeit der Asphaltschicht macht es z.B. möglich, auch nicht unterkellerte Stuben ohne Nachtheil zu bewohnen, und in mehrstöckigen Krankenhäusern die Krankenluft der unteren Stockwerke von den Stuben der oberen abzuhalten, was bekanntlich bis jetzt durch kein anderes Mittel erreicht werden konnte. In diesem Falle ist es zur Anbringung einer (10 Millim. starken) Asphaltschicht nöthig, über den Deckbalken zunächst einen Blindboden (etwa 20 Mm. dick) zu legen und darüber eine etwa 20 Mm. starke Sandschicht auszubreiten. (5. Die Asphaltschichte würde nach einer Mittheilung in diesem Journal, 1869 194 358, auch die Fortpflanzung eines Feuers von einer Etage zur darüber befindlichen verhindern.) In Metz werden seit mehreren Jahren in den zahlreichen Casematten der neuen Forts die hier beschriebenen Fußböden durch den Bauunterernehmer Meßmer zur vollsten Zufriedenheit der Festungsbaubehörden ausgeführt. Die Kosten ergeben sich dort pro Quadratmeter wie folgt: 1 Quadratmeter astfreies, trockenes Eichenholz in den    erwähnten Abmessungen   4,20 Mark Verschnitt beim Verlegen 10 Proc   0,42    „ 1 Quadratmeter Asphaltunterlage = 25 Kilogrm. Asphalt    und 3 Kilogrm. Pech   2,80    „ Arbeitslohn   1,60    „ Für Brennholz, Fuhrlohn und Verdienst des Unternehmers    10 Proc   0,98    „ ––––––––– Summa 10,00 Mark Dieser etwas hohe Preis wird in Gegenden, wo das Eichenholz und der Arbeitslohn billiger und die Wege nach den Baustellen kürzer sind als in Metz, und wo eine wünschenswerthe Concurrenz der Unternehmer vorhanden ist, voraussichtlich sich wesentlich niedriger stellen und bei größeren Arbeiten wohl auf 8 Mark und weniger pro Quadratmeter herabsinken, also den Preis gewöhnlicher Parketböden nicht überschreiten, während die in Asphalt verlegten Fußböden letztere an Dauerhaftigkeit und Brauchbarkeit für die oben erwähnten Zwecke weit übertreffen. R. Wasserglas-Schmirgelsteine. Van Baerle und Comp. in Worms erzeugen (nach Mittheilung des Gewerbeblattes für Hessen, 1874 S. 354) eine neue Art von Schleifsteinen, welche aus Schmirgel, Wasserglas und Petroleum hergestellt werden. Die Schmirgelsteine, welche bisher in Deutschland fabricirt wurden, bestehen meist aus Gummi, Schellack und Schmirgel. Wenn diese Steine bei rascher Umdrehung trocken oder mit Oel benützt werden, erwärmen sie sich; Gummi oder Schellack werden dann weich, der Stein wird schmierig und schleift nicht mehr. Dieser Mißstand tritt bei den Wasserglas-Schmirgelsteinen nicht ein; dieselben können selbst bei den schnellsten Umdrehungen, 1000 bis 2000 Touren pro Minute, je nach der Größe der Steine, benützt werden. Werden dieselben zum Schleifen von Stahl gebraucht, so erhitzt sich dieser nicht so sehr wie beim Gebrauch von anderen Steinen; der Stahl läuft nicht an und behält seine Härte. Die Wasserglas-Schmirgelsteine werden bei der Benützung mittels eines Läppchens mit Petroleum angefeuchtet. Die Preise der Schleifsteine, welche in drei verschiedenen Körnungen, fein, mittel und grob, angefertigt werden, sind folgende: Textabbildung Bd. 215, S. 379 Durchmesser; Dicke in Centim.; in Centim.; bis; Mark; jeder Centim. bis zu 10 Centim. Dicke 0,75 Mark theurer. Zur Statistik der städtischen Wasserversorgung. Im Auftrage des Vorstandes des Vereines von Gas- und Wasserfachmännern Deutschlands gibt E. Grahn (Beilasse zum 15. Heft des Journales für Gasbeleuchtung, Jahrg. 1874) bemerkenswerthe Angaben aus 159 Ortschaften von Großbritannien und Irland mit über 6 Millionen Einwohnern. Das Material zu dieser Arbeit ist Erhebungen entnommen, die von Baldwin Latham in Croydon im J. 1871 auf Grund von Fragebögen gesammelt sind. Orte mit weniger als 3000 Einwohnern sind ausgeschlossen; LondonLondon wird mit Wasser versorgt durch 1) die Chelsea-Wasserwerksgesellschaft, 2) die östlichen Londoner Wasserwerke, 3) Grand-Junction-Wasserwerksgesellschaft, 4) die Kent-, 5) Lambeth-, 6) New-River-, 7) Southwark- und Vauxhall- und 8) die West-Middlesex-Wassergesellschaft. Das Gesammtcapital dieser Gesellschaften beträgt 12.670.717 Pfd. Sterl. (zu 20 Mark), wovon etwa 10,5 Millionen in Form von Actien, Anlehen und Schuldscheinen zur Emission gelangt sind. Der tägliche Wasserverbrauch im J. 1873 betrug etwa 113 Millionen Gallonen (513 Millionen Liter) für 504.000 Häuser gegen 98 Millionen Gallonen und 441.000 Häuser im J. 1867. Die jährliche Bruttoeinnahme der Gesellschaften beträgt etwa 1.120.000, die Nettoeinnahme 620.000 Pfd. Sterl., entsprechend einer Verzinsung des Gesammtcapitals mit 6 Procent. Alle Gesellschaften werden in Folge des fortdauernd sich steigernden Wasserbedarfes ihr Capital durch neue Emissionen vergrößern müssen. – Die Gesamtlänge der Wasserleitungsröhren Londons beträgt 650 Meilen. als solches ist ebenfalls nicht aufgenommen, sondern von dieser Stadt nur zwei Wasserversorgungsgesellschaften, jede als einzelner Ort betrachtet, aufgeführt. 63 Orte erhalten das Wasser durch Pumpenbetrieb, 78 durch natürliches Gefälle und 18 Orte theils durch Pumpenbetrieb, theils durch Gefälle (gemischtes System). Aus den mitgetheilten Tabellen ergibt sich nun folgendes. 128 Orte mit 5.846.700 Einwohnern haben pro 24 Stunden 996.100 Kubikm. Wasser disponibel, also pro Tag und Kopf der Bevölkerung 172 Liter, in einer Stadt sogar 908 Liter. Diese Zahl stimmt mit jener der 63 Orte mit natürlichem Gefälle überein, während die 58 Orte mit Pumpenbetrieb pro Kopf über 185 Liter, also über 10 Proc. mehr verfügen. Die 17 Orte mit gemischtem System bringen es allerdings nur auf 130 Liter pro Kopf. Bei den Orten mit Pumpenbetrieb bleibt das Wasserquantum pro Kopf trotz der verschiedenen Größe der Städte ziemlich gleich. Bei denen mit natürlichem Gefälle nimmt es mit der Größe der Städte von 194 Liter bis auf 106 Liter ab, und bei denen mit gemischtem System folgt es der umgekehrten Reihe, d.h. es ist am kleinsten bei den großen Orten und nimmt zu mit der Abnahme der Größe derselben. Die Anlagekosten betragen im Ganzen bei 128 Orten mit 5.672.700 Einwohnern fast 270 Millionen Mark, also durchschnittlich pro Kopf der Bevölkerung 47 Mark. Merkwürdiger Weise stellen sich die Anlagekosten pro Kopf bei 50 Orten mit 2.571.000 Einwohnern und Pumpenbetrieb und 64 Orten mit 2.077.000 Einwohnern und natürlichem Gefälle völlig gleich, nämlich auf 46 Mark. Bei den übrigen 14 Orten mit 1.024.700 Einwohnern und gemischtem System stellen sich diese Kosten auf 52 Mark. Für die beiden ersten Systeme, Pumpenbetrieb und natürliches Gefälle, scheinen die Anlagekosten pro Kopf mit der Größe der Orte zu steigen, während das gemischte System auch hier das umgekehrte Verhältniß zeigt. Im ganzen Durchschnitt ergeben sich die Anlagekosten bei 11 Orten mit über 100.000 Einwohnern zu 53 Mark pro Kopf und bei 25 Orten mit 6000 bis 3000 Einwohnern zu 32 Mark. Ein anderes Verhältniß stellt sich bei Vertheilung der Anlagekosten auf das disponible Wasserquantum heraus. Hier betragen die Anlagekosten pro Kubikm., und 24 Stunden für Wasser, welches durch Pumpen gefördert wird, 234 Mark, während sie für das Wasser, welches durch natürliches Gefälle zugeführt wird, 267 Mark, für die Städte mit gemischtem System sogar 422 Mark, im Durchschnitt für 117 Städte mit fast 1 Million Kubikm. Wasser 271 Mark betragen. In 113 Orten mit 4.836.000 Einwohnern befinden sich 415.910 Closets, im Durchschnitt also auf je 12 Einwohner, in einzelnen Orten sogar auf je 3 und 4 Personen ein Closet. In 98 Orten mit 3.768.000 Einwohnern sind 27.390 Badeeinrichtungen vorhanden, demnach auf je 137, in einer Stadt sogar auf je 15 Einwohner eine Badeeinrichtung. In 141 Städten mit 5.706.000 Einwohner kommen täglich 993. 300 Kubikm. Wasser zur Vertheilung, und von diesem Wasser sind: 45 Proc. Flußwasser, 15 Proc. Wasser aus gewöhnlichen Brunnen und Schächten, 5 Proc. Wasser aus artesischen Brunnen und 35 Proc. Wasser aus Quellen und durch Drainage gewonnen. Es haben 39 Orte mit 42 Proc. der gesammten Einwohner Flußwasser und 61 Orte mit 33 Proc. der gesammten Einwohner Quellwasser. 19 Proc. der Einwohner haben Wasser aus gewöhnlichen Brunnen, 6 Proc. aus artesischen Brunnen. Von 494.500 Kubikm. gepumpten Wassers sind 77 Proc. Flußwasser, 9 Proc. Wasser aus artesischen Brunnen. 8 Proc. Wasser aus gewöhnlichen Brunnen und 6 Proc. Wasser aus Quellen. Von 352.800 Kubikm. durch natürliches Gefälle zugeführten Wassers sind 81 Proc. Quellwasser, 17 Proc. Flußwasser und 1 Proc. Brunnenwasser. Von 146.000 Kubikm. nach gemischtem System zugeführten Wassers sind 73 Proc. gewöhnliches Brunnenwasser, 20 Proc. Quellwasser, 5 Proc. Fluhwasser und 2 Proc. Wasser aus artesischen Brunnen. Aus diesen Zahlen ergibt sich, daß das durch Pumpenbetrieb zugeführte Wasser zum größten Theil Flußwasser, das mit natürlichem Gefälle zufließende zum größten Theil Quell- und Drainagewasser und das nach dem gemischten Systeme zum größten Theile Brunnenwasser ist. – Die mittlere Härte beträgt 5,9 Grad. Von 156 Orten erhalten 65 Proc. das Wasser in konstantem, 35 Proc. in zeitweisem Zufluß, oder von 6.019.000 Einwohnern derselben 46 Proc. das Wasser in constantem und 54 Proc. in zeitweisem Zufluß, so daß trotzdem mehr Orte constanten Zufluß haben, demnach weniger Personen dieses Vortheiles genießen. Von den Personen, welche auf die Zuführung durch Pumpenbetrieb angewiesen sind, erhalten 39 Proc. das Wasser constant, 61 Proc. intermittirend; von denen mit natürlichem Gefälle 86 Proc. constant und 14 Proc. intermittirend und von denen nach dem gemischten System 17 Proc. constant und 83 Proc. intermittirend. Der mittlere Druck in den Stadtleitungen ist 48,5 Meter; derselbe schwankt zwischen 0 und 100 Meter. Die Abgabe des Wassers auf Discretion geschieht meist nach Procenten des Mitwerthes. Von 4.823.000 Einwohnern zahlen 20 Procent 2 bis 3 – 27 Procent 3 bis 4 – und 42 Proc. 4 bis 5 Procent vom Miethwerthe und die übrigen mehr. Die Orte, denen das Wasser mit Pumpenbetrieb zugeführt wird, zahlen im Mittel 3,9 Proc., denen es durch natürliches Gefälle zufließt, 4,2 Proc., endlich diejenigen, die nach gemischtem System versorgt werden, 3,3 Proc. vom Miethwerthe. Es wird also das durch Pumpen geförderte Wasser um circa 9 Proc. billiger auf Discretion abgegeben als das durch natürliches Gefälle zugeführte. Der Preis für das gemessen abgegebene Wasser beträgt im Mittel 14 1/4 Pfennig pro Kubikm., und zwar kosten, nach dem gesammten disponiblen Wasserquantum berechnet, 21 Proc. desselben 9 bis 12 Pf., 33 Proc. desselben 12 bis 15 Pf., 13 Proc. desselben 15 bis 18 resp. über 30 Pf. Der mittlere Preis des durch Pumpenbetrieb zugeführten Wassers beträgt 14 Pf., des durch natürliches Gefälle zugeführten 13,5 Pf. und des nach gemischtem System zugeführten 16,5 Pf. Gewichte von Bergkrystall. H. Stern in Oberstem fertigt Gewichtssätze an, in welchen die größeren Gewichte von 50 Grm. bis zu 1 Grm. incl. aus Bergkrystall bestehen von derselben Form, wie die üblichen vergoldeten Messinggewichte; die Gewichte unter 1 Grm. sind wie gewöhnlich aus Platin hergestellt. Diese Stern'schen Gewichtssätze zeichnen sich nach Fresenius (Zeitschrift für analytische Chemie, 1874 S. 444) durch vorzügliche Arbeit und verhältnißmäßig billigen Preis aus. Ueber Hartglas; nach Prof. Dr. Alex. Bauer. Die Idee, Hartglas herzustellen, ist zwar nicht neu, allein es scheint in der That, daß die älteren Versuche in dieser Beziehung bei weitem nicht so vollkommen sind als die jetzigen, über welche kürzlich (in diesem Journalband S. 186) referirt wurde. Prof. Dr. Alex. Bauer hat sich mit der Herstellung von Hartglas näher beschäftigt, indem er einen der französischen Methode analogen Weg einschlug, und über die Resultate seiner Beobachtungen unter Vorzeigung von gelungenen Proben im niederösterreichischen Gewerbevereine (vergl. dessen Wochenschrift, 1875 S. 81.) Bericht erstattet. Dem äußeren Ansehen nach sind die Hartglasplatten nicht wesentlich verschieden vom gewöhnlichen Glas. Beim Aufwerfen haben sie einen eigenthümlichen Klang, und man kann sie oft zur Erde werfen, ohne daß sie zerbrechen; wenn sie aber zerbrechen, so zerfallen sie in eine Menge kleiner, sehr scharfkantiger Fragmente – ein großer Uebelstand des Hartglases. Die vorgezeigten Hartglasplatten wurden in der Weise bereitet, daß man eine gewöhnliche Glasplatte so stark erhitzte, bis sie anfing sich zu biegen, und dann in heißes geschmolzenes Paraffin von 280°200° eintauchte. Es handelt sich eben hauptsächlich darum, die weichgewordene heiße Glasplatte abzukühlen und zwar nicht stetig und langsam, wie dies gewöhnlich geschieht, sondern bis zu einem gewissen Grade rasch und dann die Abkühlung langsam fortzusetzen. Wenn die Abkühlung in dieser Weise vor sich gegangen, dann ist man nicht mehr im Stande, die Glasplatte mit dem Diamant zu zerschneiden, und auch nach der gewöhnlichen Härtescala kann man leicht nachweisen, daß ihre Härte bedeutend größer geworden ist. Mit der Härte hat auch die Dichte des Glases zugenommen, und stieg dieselbe bei ausgeführten Untersuchungen von 2,429 bis 2,438 des gewöhnlichen Glases auf 2,400 bis 2,468 des daraus bereiteten Hartglases. Es läßt sich nicht läugnen, daß das Hartglas für viele Objecte zweckmäßig sein wird, zu vielen anderen Objecten wird es jedoch nicht verwendet werden können, was namentlich durch den schon oben bemerkten Uebelstand beim Zerbrechen dieses Glases bedingt wird. Ueberdies dürfte die Methode der Darstellung von Hartglas bei der Ausführung im Großen auf namhafte Schwierigkeiten stoßen, insbesondere bei der Anwendung auf Hohlgläser und große Platten, bei welchen das gleichförmige und rasche Eintauchen in eine heiße Flüssigkeit nur schwer ausführbar ist. Eine Erklärung für die Ursache des Härtens des Glases bei der erwähnten Art der Abkühlung zu geben, ist man wohl bisher nicht im Stande. Die Erscheinung erinnert unwillkürlich an die bekannten Bologneser Fläschchen und Glasthränen; aber auch das Zerfallen dieser beim Abbrechen der Spitze kann nicht genügend erklärt werden, zumal man nun weiß, daß diese Erscheinung nicht eintritt, wenn die Spitze abgeätzt, aber nicht abgekneipt wird. Die vorliegende Erscheinung des Härtens erinnert jedoch auch daran, daß beim langsamen Abkühlen des Glases eine bis zu einem gewissen Grade gehende Entmischung eintritt, welche offenbar durch ein rasches Abkühlen gehindert wird. Man hat in früherer Zeit geglaubt, das Glas sei eine vollständig gleichmäßige und amorphe Substanz. Aber schon im J. 1852 hat Prof. Leydolt (durch Aetzen mit Fluorwasserstoffsäure) nachgewiesen, daß alle unsere Gläser, die scheinbar keine Spur von Krystallisation zeigen, aus einem Gemische bestehen, welches zum Theile krystallisirt ist (vergl. 1852 125 76). Wenn man das Glas bis zum Schmelzen oder auch nur zum Weichwerden erhitzt und dann sehr langsam abkühlt, so geschieht es sehr leicht, daß das Glas sich entmischt und krystallinische Gruppen ausscheidet. Diesen Versuch hat ja schon im vorigen Jahrhundert Reaumur ausgeführt in der Hoffnung, aus Glas Porzellan zu machen; man nannte das hieraus entstandene Product auch das Reaumur'sche Porzellan, und vor wenigen Jahren wurden von Siegwart u.a. (allerdings von anderen Gesichtspunkten geleitet) neuerdings Versuche gemacht, welche diese Veränderung zum Gegenstande hatten. (Vergl. die Abhandlung in diesem Journal, 1874 213 329.) Diese Versuche lehrten, daß die Entmischung sehr leicht eintritt, wenn das Glas langsam abkühlt, und daß die krystallinischen Theile hierbei zuweilen sichtbar werden, und wenn dies geschieht, dann nennt man das Glas entglast.“ Aus den neueren Versuchen kann man schließen, daß das Glas im geschmolzenen Zustande wohl eine ziemlich homogene Masse ist, welche eben erst beim Abkühlen mehr oder weniger entmischt wird. Wenn die Abkühlung bis zu einem gewissen Grade rasch erfolgt, so wird die Entmischung nicht so weit gehen und das Glas mehr homogen bleiben, und das mag der Grund sein einerseits für die Härte des Hartglases und andererseits für seine eigenthümliche Zerbrechbarkeit. Aetznatron. Die Firma H. Grüneberg und Vorster in Kalk bei Cöln patentirte in England ein Verfahren, Aetznatron durch Leitung von überhitztem Dampf über ein erhitztes Gemisch von Kochsalz und Thonerde oder Thonerdehydrat herzustellen. Für Erzeugung von Aetzkali ist Chlorkalium statt Kochsalz anzuwenden. Neue Methode der maßanalytischen Zinkbestimmung. Bekanntlich ist die maßanalytische Bestimmung des Zinks mit Schwefelnatrium von Schaffner, modificirt von Künzel (Journal für praktische Chemie, Bd. 88 S. 488) bei Gegenwart von Thonerde und Mangan unbrauchbar, und die Methode von Mohr (1858 148 115) mit Ferridcyankalium und Jodkalium für Mangan haltiges Zink nicht anzuwenden. L. Fahlberg (Zeitschrift für analytische Chemie, 1874 S. 379) empfiehlt nun, die salzsaure Zinklösung mit einer bekannten Lösung von Ferrocyankalium zu versetzen, bis ein Tropfen mit Uransalz auf einem Porzellanschälchen eine braune Färbung zeigt. Da Ferrocyanmangan in Salzsäure löslich ist, Thonerde durch Ferrocyankalium ebenfalls nicht gefällt wird, so scheidet sich nur Ferrocyanzink aus. Zur Bestimmung des Zinks in den Harzer Erzen löst Verf. in Salpetersäure und Salzsäure, fällt mit Schwefelwasserstoff, oxydirt das Filtrat mit Salpetersäure, fällt das Eisen mit Ammoniak, versetzt mit Salzsäure und titrirt das Zink mittels Ferrocyankalium; Mangan hindert hierbei nicht. Bei einiger Vorsicht läßt sich ein Ueberschuß von wenigen Tropfen Ferrocyankalium mittels Uranlösung auffinden, so daß das Verfahren genaue Resultate gibt. Untersuchung einer sauer reagirenden Flüssigkeit aus dem Uebersteiger des Vacuumapparates einer Rübenzuckerfabrik. Im Frühjahr 1874 beobachtete man in Waghäusel eine stark saure Reaction derjenigen Flüssigkeit, welche sich im Uebersteiger des Vacuumapparates der Rohzuckerfabrik ansammelte. Der Uebersteiger zeigte sich stark angegriffen, die Flüssigkeit nahm aus diesem Apparate Blättchen eines dunkelbraunen Eisensalzes mit sich. Nach der Untersuchung von K. Birnbaum und Koken (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 83) enthielt die Flüssigkeit Essigsäure, weniger Ameisensäure, Buttersäure und Oxalsäure, welche theils an Ammoniak gebunden, theils frei waren. 1 Liter der braunen, nach Rübenmelasse riechenden Flüssigkeit gab bei der Destillation mit verdünnter Schwefelsäure 27,2 Grm. Essigsäure. Durchschnittlich sammeln sich im Uebersteiger des Vacuumapparates bei dem Verkochen von 4000 Kilogrm. Füllmasse (mit im Mittel 80 Proc. Zucker) 25 Liter Flüssigkeit an; es entstehen also bei dem Verkochen 0,023 Proc. vom Zuckergewichte Essigsäure oder äquivalente Mengen ihrer Homologen. Nachweisung von Fuselöl in Alkohol. Um Fuselöl im Alkohol nachzuweisen, soll man nach C. Bettelli (Gazz. chim. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 72) 5 K. C. Alkohol mit 6 bis 7 Vol. Wasser verdünnen und mit 15 bis 20 Tropfen Chloroform gut durchschütteln. Das Chloroform hinterläßt beim Verdunsten das etwa vorhanden gewesene Fuselöl, und letzeres kann dann durch den Geruch und durch Aetherification mittels einer geringen Menge von Schwefelsäure und Alkaliacetat erkannt werden. In dieser Weise soll noch 0,05 Proc. Fuselöl im Alkohol nachgewiesen werden können. Erkennung gefärbter Rothweine; nach Mellias. In ein gläsernes Proberohr von etwa 20 K. C. Inhalt gießt man 5 bis 6 K. C. des zu prüfenden Weines und setzt demselben 3/4 dieses Volumens Aether zu. Nach einigen Minuten steigt der Aether an die Oberfläche des gefärbten oder nicht gefärbten Weines. Erscheint der Aether gelb gefärbt und nimmt er durch Zusatz von einigen Tropfen Ammoniak eine hochrothe Färbung an, so ist dem Weine Campecheholz zugesetzt. Färbt sich der Aether röthlich bis in's Violette und behält er selbst bei Zugabe von sehr viel Ammoniak diese Färbung bei, so enthält der Wein Färbermoos. Verliert der rothgefärbte Aether, wenn er mit Ammoniak vermischt wird, seine rothe Farbe, ohne ins Violette überzugehen, so ist nur der natürliche Farbstoff des Weines, Oenolin, vorhanden. Verliert der rothgefärbte Aether mit Ammoniak seine rothe Farbe, ohne daß letzterer sich färbt, so ist dem Wein Fuchsin beigefügt. In dem Falle endlich, wo der Aether ungefärbt aufsteigt, nimmt man eine neue Probe des zu prüfenden Weines und gießt das Zweifache seines Volumens Wasser und das halbe Volum Ammoniak hinzu. Nimmt nun der Wein eine braunrothe Färbung an, so enthält er Cochenille; färbt er sich dagegen grün, so kann man annehmen, daß keine der angeführten Substanzen darin enthalten ist. Ueber die Anwendung des Stickoxyd-Schwefelkohlenstofflichtes zu photographischen Zwecken; von E. Sell. Ein kleines, kugelförmiges Glasgefäß enthält den Schwefelkohlenstoff, welcher durch einen Docht zum Brenner in die Höhe gesaugt wird. Um die kleine Kugel ist eine größere geblasen. Der Zwischenraum zwischen beiden wird mit kaltem Wasser gefüllt, welches die Abkühlung des Schwefelkohlenstoffes bezweckt. Der Brenner ist ein gewöhnlicher Wild- und Wessel-Brenner, durch den in der Mitte ein rechtwinkelig gebogenes, mit einem Hahn versehenes Rohr geht, welches das Stickoxyd aus einem Glasgasometer zuführt. Das Stickoxyd, welches für die photographischen Zwecke sehr rein sein muß, stellt Verf. in bekannter Weise aus Eisenchlorür, Kaliumnitrat und Chlorwasserstoffsäure dar. Entzündet man den Schwefelkohlenstoff (was ohne jede Gefahr geschehen kann) und läßt das Stickoxyd zuströmen, so gelingt es bei gehöriger Regulirung des Gasstromes und der Dochthöhe eine sehr schöne weiße Flamme von großer Intensität herzustellen, deren spectralanalytische Untersuchung besonders Licht von der Brechbarkeit der blauen, violetten und ultravioletten Strahlen herausstellt. Mit diesem Licht hat Verf. mit Otto Müller Photographien ausgeführt, welche bei verhältnißmäßig kurzer Expositionszeit in Bezug auf Feinheit in der Vertheilung des Lichtes und Schattens nichts zu wünschen übrig lassen. Verfasser hat schon am 10. October 1873 (Patentspecification Nr. 3288) die oben beschriebene Lampe in England zu photographischen Zwecken patentiren lassen – eine Thatsache, welche seine Priorität in Bezug auf die Anwendung des Stickoxyd-Schwefelkohlenstofflichtes gegenüber Delachanal und Mermet (vergl. 1874 214 483) außer Zweifel setzt. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1521.) Zur Wirkung der Salicylsäure. Nach den neuesten Beobachtungen von Dr. Wagner (Journal für praktische Chemie, 1875 S. 57) ersetzt die Salicylsäure das Phenol als Desinfectionsmittel bei Wunden und Geschwüren vollkommen. Bei allen Zersetzungsprocessen der Magen- und Darmcontenta wirkt sie günstiger als jedes andere innerlich gegebene Desinfectionsmittel, da keines derselben in so großen Dosen vertragen wird. Bei der Diphtheritis scheint sie nicht nur eine große Heilkraft zu entfalten, sondern auch den Verlauf der Krankheit wesentlich abzukürzen. Geschwindigkeit des Lichtes. Nach den neuesten Messungen von A. Cornu (Comptes rendus, t. LXXX p. 1361) beträgt die Geschwindigkeit des Lichtes 300.330 Kilometer in der Secunde; nach Multiplication mit dem mittleren Brechungsindex der Luft 1,0003 erhält man die Geschwindigkeit des Lichtes im leeren Raume = 300.400 Kilometer in der Secunde mittlerer Zeit, mit einem wahrscheinlichen Fehler von weniger als 1/1000. Berichtigung. In der Tabelle auf S. 315 ist das Zeichen Unterstrichen.... “ (was dem Buchstaben h entspricht) durch „˙ . ˙ . “ zu ersetzen.