Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 215, Jahrgang 1875, Nr. , S. 469
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Miscellen. Miscellen. Reinigung leicht schmelzbarer Metalle durch Filtration; von Bergrath Curter. Wenn die Substanz, aus welcher ein Filter angefertigt ist, keine Anziehungskraft zu den Theilen der zu filtrirenden Flüssigkeit hat, d.h. nicht davon benetzt ward, die Zwischenräume des Filters also nicht wie Haarröhrchen wirken, so erfolgt bei sehr engen Zwischenräumen keine Filtration, kein Durchlaufen. So kann man auf einem nicht gar sehr feinen Gewebe von Eisendraht selbst Quecksilber tragen, eben so auf einem Gitter von Kupferdraht. Wird letzteres aber angequickt, so läuft das Quecksilber sogleich durch, selbst wenn das Gitter sehr fein ist, und befinden sich in dem Quecksilber feine Späne von Eisen oder Kupfer oder Amalgamtheilchen, so bleiben dieselben auf dem Gitter zurück. Der vormalige Professor der Metallurgie zu Freiberg, Lampadius, hat bereits die Filtration leicht schmelzbarer Metalle versucht, davon ausgehend, daß in denselben befindliche verunreinigende Metalle bei einer gewissen niederen Schmelztemperatur entweder für sich oder in Form bestimmter Verbindungen ungeschmolzen in der Metallmasse enthalten sind und sich deshalb durch Filtration abscheiden lassen müssen. Obgleich er zu diesen Filtrationen Quarzsand, Schlackensand etc. – also ein Material, welches von dem Metalle nicht benetzt wird, benützte, fielen die Resultate doch in so weit befriedigend aus, als die vorhandenen Verbindungen oder Legirungen der verunreinigenden Metalle auf dem Filter zurückblieben; indeß war das durchgelaufene Metall noch bedeutend verunreinigt, weil, damit das Durchlaufen stattfand, die Zwischenräume des Filtrirmittels zu groß sein mußten. Verf. stellte sich nun die Aufgabe, ein Filter herzustellen, welches von dem zu filtrirenden Metall benetzt werde, und böhmisches Zinn, welches bekanntlich ziemlich unrein ist, durch Filtration zu reinigen. Er verfuhr dabei (nach der Wochenschrift des n-ö. Gewerbevereines) in folgender Weise. Es wurden aus papierdünnen verzinnten Eisenblechplatten etwa 150 Mm. lange und 100 Mm. breite Streifen geschnitten. 500 solche Streifen wurden Fläche an Fläche parallel an einander in einen quadratischen Eisenrahmen mittels zweier gegen einander gekehrter Keile fest eingepreßt, und dieser Rahmen in eine entsprechende, in dem Boden eines beiläufig 800 markigen Passauer Graphittiegels gemachte Oeffnung eingekittet. Das zu reinigende Zinn wurde in einem anderen Tiegel geschmolzen, dann so weit erkalten gelassen, bis sich an der Oberfläche die Ausscheidung feiner Kryställchen wahrnehmen ließ, und darauf die etwas dicklich gewordene Metallmasse in den Filtrirtiegel übergeschöpft. In Folge des Flüssigwerdens der zwischen den Eisenplättchen befindlichen Verzinnung filtrirte nun der flüssig gebliebene reine Theil der Metallmasse hindurch, während ein breiartiges Magma, in welchem Eisen, Arsen und Kupfer in hohem Grade concentrirt mit Zinn chemisch verbunden waren, auf dem Filter zurückblieb. Das durchfiltrirte Zinn erwies sich als fast chemisch rein. Dieser erste Versuch war so zufriedenstellend, daß mit dem Versuchsfilter eine Partie von mehr als 50 Ctr. unreinen böhmischen Zinnes gereinigt wurde. Die gereinigten Stücke sind mit dem Apparate bei der im Sommer 1845 in Wien stattgehabten Gewerbe-Ausstellung zur Exposition gekommen, jedoch leider unbeachtet geblieben. Die gegenwärtige Mittheilung bezweckt nun, das beschriebene Verfahren zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Verf. bemerkt noch, daß statt der Blechstreifen füglicher ein durch Aufeinanderschichten von Eisen- etc. Drehspähnen in einem geeigneten cylindrischen Gefäß und Zusammenpressen derselben mit einer Spindelschraube gebildetes Filter verwendet werden dürfte, und daß solche Metallfilter vielleicht auch bei der Scheidung des Silbers aus silberhaltigem Blei und des Silbers und Goldes aus dem Quecksilber Anwendung finden könnten. Rostschutzfirniß. Nach dem englischen Patent (datirt 6. Juni 1873) von Sterling wird das zu behandelnde Eisen in Paraffinöl, welchem Copalharz zugesetzt worden ist, unter vermehrtem Druck erhitzt. Das eiserne, innen verzinnte, hermetisch verschließbare Gefäß wird mit überhitztem Wasserdampfe geheizt. Scott (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 179) hat sich folgendes Gemisch (3. Juni 1873) patentiren lassen: Kohlentheer   6 Gallonen Schwarzer Firniß   3       „ Holztheeröl   2       „ Japanesischer Leim   1       „ Mennig 28 Pfund Portlandcement 14    „ Arsenik 14    „ Kupferlegirungen und Silber intensiv schwarz zu färben; von Paul Weiskopf in Morchenstern. An der Luft zerflossenes Platinchlorid gibt auf allen Kupferlegirungen, wie Tombak, Messing, Pakfong, Glocken- und Kanonenmetall, sowie auf mit Kupfer legirtem Silber intensiv schwarze, haltbare Niederschläge. Die mechanische Manipulation wird am leichtesten in der Art ausgeführt, daß der betreffende Arbeiter die innere Spitze des Daumens mit der Flüssigkeit schwach befeuchtet und auf dem zu schwärzenden Gegenstande stark reibt. Derselbe überzieht sich sofort mit einer schwarzen Haut, welche man nachträglich waschen, mit dem Polirleder und Oel Poliren kann. Trotz des hohen Preises des Platinchlorids kann dieses Verfahren wegen der sehr bedeutenden Ausgiebigkeit des Präparates und Einfachheit der Manipulation ein billiges genannt werden. Versilbern und Vergolden von Eisen. Delatot (englisches Patent vom 14. October 1873) setzt, um ein direct versilber- und vergoldbares Eisen zu erhalten, zu je 1000 engl. Pfund Roheisen 12 Pfund Nickel und 1/2 Pfund Mangan. Aus solchem Eisen geformte Gegenstände braucht man nur mit Kalkmilch abzuspülen, bevor man sie in das Silber-, bezüglich Goldbad bringt. Goldbad. Silberbad. Wasser 100  Pfund     Wasser 100 Pfund Natriumbicarbonat 4 1/2    „ Natriumbicarbonat 2        „ Natriumpyrophosphat 1 1/2    „ Chlorsilber od. Silbernitrat 2   Unzen Goldchlorid 1/4 Unze Cyankalium 6       „ Cyannatrium 1       „ Blausäure 10 Tropfen Blausäure 2 Tropfen. Einfluß der Temperatur auf die elektrische Leitungsfähigkeit der Metalle. Daß die elektrische Leitungsfähigkeit der Metalle von der Temperatur beeinflußt werde, ist bereits von Davy beobachtet worden; später wurde dieser Einfluß von verschiedenen Physikern bis zur Temperatur von 2000 untersucht. Hr. Benoit hat nun die Veränderung der Leitungsfähigkeit innerhalb viel weiterer Temperaturgrenzen bestimmt und in einer Dissertation veröffentlicht, von welcher ein Auszug in den Archives des scienes physique et naturelles, t. 51 p. 284 (Naturforscher, 1875 S. 65) die nachstehenden Thatsachen mittheilt. Der Leitungsdraht, an welchem die Untersuchung angestellt wurde, war spiralförmig aufgerollt auf einem cylindrischen Träger aus Pfeifenthonerde und in eine Muffel eingeschlossen, welche in ein Bad einer flüchtigen Flüssigkeit tauchte, die mittels eines Perrot'schen Ofens erhitzt wurde. Diese Flüssigkeit war Wasser, Quecksilber, Schwefel oder Cadmium, mit welchen man constante Temperaturen von 100, 360, 440 und 860° erhielt. Es wurde ferner eine große Anzahl von Versuchen angestellt unterhalb 360° mittels eines Quecksilberbades, dessen Temperatur man regulirte. Alle Messungen sind für die Ausdehnung corrigirt. Tafeln, welche der Abhandlung beiliegen, enthalten die graphische Darstellung der erzielten Resultate. Sie zeigen, daß die Zunahme des Widerstandes einen regelmäßigen Gang einhält, der sich wahrscheinlich für alle Metalle, wie für Zinn, Blei, Zink, fortsetzt bis zu ihrem Schmelzpunkte. Diese Zunahme schwankt übrigens bedeutend von einem Metalle zum anderen. Man findet, daß Zinn, Thalium, Cadmium, Zink, Blei die obere Stelle einnehmen; bei 200 und 2300 ist nämlich ihr Widerstand verdoppelt. Ueber diesen befindet sich noch Stahl und Eisen; für dieses letztere ist der Widerstand verdoppelt bei 180°, vervierfacht bei 430° und bei 800° ist er fast neunmal so groß wie bei Null. Palladium und Platin hingegen nähern sich der Achse der Temperaturen; erst bei 400 und 450° hat die Zunahme einen Werth erreicht gleich dem ursprünglichen Widerstande. Gold, Kupfer, Silber bilden eine zwischenliegende Stufe. Man kann daher im Allgemeinen sagen, daß die Leitungsfähigkeit um so schneller in einem Metalle abnimmt, je niedriger sein Schmelzpunkt ist. Eisen und Stahl machen von dieser Regel eine Ausnahme. In Legirungen ist die Schwankung stets kleiner wie in den sie zusammensetzenden Metallen. Bei manchen von ihnen, z.B. dem Neusilber, ist sie sehr gering, was diese Metalle sehr werthvoll macht für die Construction von Widerstandsmessern und Widerstandsrollen. Annähernd nimmt bei den Metallen, in denen der Widerstand am größten, seine Zunahme unter Einwirkung der Temperatur verhältnißmäßig am schnellsten zu. Die leichten Unterschiede der Zusammensetzung, welche den absoluten Widerstand so tief alteriren, haben nur einen geringen Einfluß auf den relativen Werth seiner Zunahme durch Temperaturerhöhung. Holzconservirung. Nach dem englischen Patent von Lyttle (21. April 1873) werden die als Träger von Telegraphendrähten, Eisenbahnsignalen und dergl. dienenden Holzstämme längere Zeit in Theeröl, dem etwas Schwefel zugesetzt worden ist, gekocht und bis zum Erkalten darin gelassen. Nach dieser Präparation überlegt man die Außenseiten mit starkem, mittels Theer wasserdicht gemachtem Papier. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 173.) Nach Brown's Patent (20. Juni 1873) wird das zu behandelnde Holz, Eisenbahnschwellen und dergleichen in einen eisernen Cylinder gebracht und aus diesem dann die Luft wiederholt ausgepumpt. Mit diesem Cylinder steht ein zweiter, mit einem aus Kreide und Wasser angemachten Brei gefüllt, in Verbindung; während der erste Cylinder ausgepumpt wird, ist der zweite abgesperrt; aber der Sperrhahn wird geöffnet, sobald im ersten Cylinder ein Vacuum geschaffen worden ist. Man kann auf diese Weise die Poren des Holzes mit fein geschlämmter Kreide ausfüllen (?). Nach Hatzfeld's englischem Patent (12. Juli 1873) wird das Holz erst in Galläpfelabsud und nachher in Eisenvitriollösung gekocht (vergl. 1873 210 77). Blythe (englisches Patent vom 22. October 1873) unterwirft frisches Holz der Wirkung von Wasser- und Kohlenwasserstoffdämpfen in geschlossenen Cylindern unter einem Druck von mehreren Atmosphären. Frisch gefällte Baumstämme sollen so in zwei Tagen in vortreffliches Bau- und Tischlerholz übergeführt werden können. Maschinenschmiere. Nach dem englischen Patente (datirt 5. November 1873) von Persoz wird die Lösung einer Fettsäure in einem Mineralöle mit Aetzkalk verseift. Von den verschiedenen Vorschriften folgendes Beispiel. 60 Th. schweres Paraffinöl, 60 Th. Harzöl, 60 Th. Talg, und 30 Th. Oelsäure werden mit 15 Th. Aetzkalk, 6 Th. Natronlauge von 40° B. und Wasser behandelt. Trossin (englisches Patent vom 21. October 1873) schlägt eine „metallische Maschinenschmiere“ vor, um den Gebrauch von überhitztem Dampf von sehr hohen Temperaturgraden zu ermöglichen. Es werden Blei, Zinn, Wismuth, oder eine Legirung dieser Metalle als Schmiere für Kolbenstangen u.s.w. vorgeschlagen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 278.) Matern's Entwollungsmaschine für Schaffelle. Bei Verarbeitung von Schaffellen ist nicht blos der Werth der für das Leder bestimmten Haut, sondern auch jener der Wolle zu berücksichtigen und daher darauf Rücksicht zu nehmen, daß 1) Haut und Wolle durch die angewendeten Lösungsmittel nicht angegriffen werden, 2) die Wolle von der Haut sich gut lösen läßt und 3) eine leichte Sortirung der Wolle nach Qualität keine Schwierigkeiten macht. Diesen Bedingungen soll die von der Maschinenfabrik August Frey in Wien ausgeführte Entwollungsmaschine erfüllen. Die zu entwollenden Felle werden mit einer, dem Schwefelnatrium ähnlich wirkenden, Flüssigkeit auf der Aasseite angestrichen, die Felle mit den Aasseiten gegeneinander gelegt und partienweise übereinander geschichtet. Nach Verlauf einer Stunde lassen die Felle die Wolle und werden durch die Maschine bearbeitet. Dieselbe besteht aus einer mit Kautschuk überzogenen Trommel, auf welcher das zu entwollende Fell durch eine einfache Klemmvorrichtung festgehalten und langsam einer rasch rotirenden Messerwalze – mit schraubengangförmig gewundenen Rippen besetzt – zugeführt wird, welche die Wolle vom Fell lostrennt und sofort auf ein endloses Tuch ausbreitet. Das entwollte Fell nimmt man von der Trommel und legt ein neues auf; die losgelöste Wolle aber breitet sich auf dem endlosen Tuche so aus, wie dieselbe am Felle haftete; es ist daher ein Leichtes, die Wolle zu sortiren und in getrennten Partien aufzuhäufen. Zwei Arbeiter sind im Stande mit dieser Maschine im Tag 300 bis 400 Stück hergerichteter Felle zu entwollen. Als Betriebskraft wird 1/4 Pferdestärke und als Platzbedarf 1,265 × 2,210 Meter angegeben; das Gewicht der Maschine beträgt 15 Str., der Preis loco Wien 350 fl. ö. W. (Nach dem Gerber, 1875 S. 150.) J. Ueber die Aufzucht der japanesischen Seidenraupen; von Pfarrer Richter in Lonthal. Wie bekannt, schlüpfen die Räupchen der Yamamaya-Seidenraupe selbst dann, wenn die Eier in kühleren, gegen Norden gelegenen Gemächern aufbewahrt werden, im Frühjahr oft so bald aus, daß der Züchter wegen des Futters in große Noth kommt. Während im J. 1873 die Räupchen Mitte Mai ausschlüpften, kamen sie im vergangenen Jahre in Folge der anhaltenden Frühjahrswärme wider alle Erwartung schon im April zum Vorschein. In Folge starken Frostes waren aber um diese Zeit die zarten Blätter der Eichen und Buchen vollständig verbrüht, daher nirgends Futter für die Räupchen aufgetrieben werden konnte, welche nach etwa 14 Tagen ganz aufgegeben wurden. Wenige Tage später fand Verf. einen dichten Bestand Buchenlaub, welcher vom Frost verschont geblieben war. Einige noch vorhandene Räupchen lebten, als sie ins warme Zimmer gebracht wurden, nicht nur wieder auf, sondern sie fingen auch sogleich an, von dem vorgesetzten Laub zu fressen. Letzterer Punkt macht dem Züchter viel zu schaffen, indem die Räupchen von der Yamamaya-Raupe (bei der Pernyi-Raupe ist dies nicht der Fall) mehrere Tage lang immer auf den Zweigen umherlaufen, ohne zu fressen, weshalb sie gar oft aus Mattigkeit von den Zweigen fallen und mittels Papierdüten wieder auf dieselben gebracht werden müssen; man darf wohl sagen, daß ein Viertheil bis ein Dritttheil der Räupchen eher stirbt, als daß sie Eichen- oder Buchenlaub fressen. Dieses war hier nun nicht der Fall, sondern alle fingen sogleich an, das Buchenlaub sich schmecken zu lassen, und bald zeigte sich bei ihnen ein schönes Wachsthum. Obwohl nach Verlauf von einigen Wochen auch Eichenlaub zu finden war, so verblieb Verf. doch bei der Fütterung mit Buchenlaub, weil sich die Räupchen dabei anscheinend wohl befanden; allein nach der vierten Häutung zeigten sich bei mehreren derselben Symptome von Krankheit, indem der mittlere Leibring mehr und mehr schwarz wurde, ja bei einigen Raupen breitete sich die schwarze Farbe über den ganzen Körper aus. In diesem Zustand fraßen sie wohl noch einige Zeit, nahmen aber alsdann allmälig ab und starben. Andere, an denen äußerlich kein Zeichen von Krankheit zu erkennen war, spannen, als ihre Zeit zur Verpuppung kam, sich wohl ein, aber nur in sogen. Floretseide, und ihre Leiber verwandelten sich nicht, sondern trockneten langsam ein. Die Cocons waren überhaupt nicht so schön und fest, als die des Jahres zuvor gewonnenen, wo die Raupen mit Eichenlaub gefüttert worden waren. Als endlich die Zeit herbeikam, wo die Schmetterlinge ausschlüpften, zeigte sich unter 100 derselben mehr wie die Hälfte als Krüppel, während Verf. im J. 1873 unter mehr als 300 Schmetterlingen nicht einen einzigen Krüppel hatte. Bei allen bemerkte man eine große Schwäche, welche bei einigen so groß war, daß sie ohne Hilfe gar nicht aus den Cocons gekommen wären. Während die Schmetterlinge im J. 1873 einen schönen kräftigen Flug zeigten, viele Eier legten und ziemlich lang am Leben verblieben, war bei den Schmetterlingen des vergangenen Jahres das Gegentheil der Fall. Nur einige waren so kräftig, daß sie stiegen konnten; sie legten nur wenig Eier, und ihr Leben war von sehr kurzer Dauer. Diese Erfahrungen lehren nun, daß das Buchenlaub (welches seiner Zeit von C. H. Ulrichs in Stuttgart – 1872 205 280 – neben dem Eichenlaub zur Fütterung empfohlen worden ist) zur Aufzucht dieser Raupen nicht taugt, sondern daß bei uns das Eichenlaub die einzig richtige Nahrung für dieselben ist. Dabei aber noch eine zweite Aufzucht von der Yamamaya anzurathen und zu empfehlen verurtheilt, der Verf. ganz entschieden; denn wenn schon bei der ersten Aufzucht wenig oder nichts herauskommt, so man Mühe und Zeit nur einigermaßen in Berechnung nimmt, so ist bei einer zweiten Aufzucht gar alle Mühe und Zeit umsonst verschwendet, indem es nur selten gelingt, diese auch nur einigermaßen befriedigend zu Ende zu führen. Anders verhält sich die Sache, wenn man von der Seidengewinnung absieht und sich einzig auf Handel mit Eiern und Schmetterlingen verlegt. In diesem Falle wird Zeit und Mühe hinlänglich belohnt, wenn der Verkäufer für 100 Eier auch nur 12 kr. (17 Pfennig) und für einen Schmetterling 9 kr. (13 Pf.) erhält. Daß eine zweite Aufzucht nicht lohnend ist, davon hat sich Verf. schon im J. 1873 hinlänglich überzeugt. Von 96 (erst zwei oder drei Tage zuvor aus den Eiern geschlüpften) Räupchen der zweiten Aufzucht, welche dem Verf. von Hrn. Ulrichs erst Anfangs October 1873 (statt schon im August oder September) zugesendet wurden, starben auf der Reise 45. Bis zum 14. December wurden dieselben so sorgfältig als nur möglich gefüttert, mußten aber dann, da keine Nahrung mehr aufzutreiben war, getödtet werden. Will man schöne und große Cocons erzielen, so muß die Aufzucht rasch vor sich gehen, was aber nur bei angemessener Temperatur und reichlichem saftigem Futter möglich ist. Vor dem Ankauf von Räupchen warnt der Verf., weil auch auf einer ganz kurzen Reise sehr viele zu Grunde gehen; insbesondere ist es nicht räthlich, wie Hr. Ulrichs empfiehlt, die Raupen im Zustand des Schlafes, d.h. in der Periode der Häutung zu versenden, weil sie sich während dieser Zeit in einem kränklichen Zustand befinden und gegen jede Erschütterung sehr empfindlich sind. Die Aufzucht in Kästen, in deren Seiten Luftlöcher angebracht sind, wie sie gleichfalls empfohlen wurde, ist nicht rathsam, weil dadurch den Raupen nicht genügend frische Luft zugeführt werden kann. Am einfachsten legt man die Raupen in Säcke aus grober Gaze, 1 Meter hoch und 1,5 M. in der Rundung, an denen oben wie unten ein Saum zum Zuziehen angebracht wird. Man schneidet sich einen großen Büschel Eichenzweige, bindet sie fest zusammen, und bringt sie von oben nach unten langsam in den Sack, indem man den Saum oben wie unten zusammenzieht; unten steht derjenige Theil der Zweige, welcher in das Wasser zu stehen kommt, frei hervor. Durch diese Vorrichtung erhalten die Raupen nicht nur genügend Luft und Licht, sondern sie sind auch vor dem Ertrinken geschützt, am Durchgehen gehindert, und die Sache selbst läßt sich an jedem beliebigen Fenster anbringen. (Nach dem Gewerbeblatt aus Württemberg, 1875 S. 35.) Zur Bestimmung der Kohlensäure in kohlensauren Salzen. Für die directe Bestimmung der Kohlensäure in Carbonaten hat Persoz (Zeitschrift für analytische Chemie, 1862 S. 83) ein Verfahren vorgeschlagen, welches jetzt von Hessert (Liebig's Annalen der Chemie, 1875 Bd. 176 S. 136) aufs Neue empfohlen wird. Das Carbonat wird mit diachromsaurem Kalium in einem etwa 0,25 Meter langen Verbrennungsrohr erhitzt, die Kohlensäure durch ein Chlorcalciumrohr getrocknet und in einem Kaliapparat aufgefangen. Die Resultate sollen sich durch große Genauigkeit auszeichnen. Anwendung von Gasretorten-Kohle beim Destilliren der Schwefelsäure. Nach Raoult (Comptes rendus, t. 79 p. 1262) kann man das Stoßen der Schwefelsäure völlig vermeiden und eine ruhige, rasche Destillation erlangen, wenn man in die Säure einige Stückchen sehr dichter Retortenkohle bringt. Die Kohle wird hierbei nur sehr wenig angegriffen. Die so destillirte Schwefelsäure ist nur durch etwas schweflige Säure verunreinigt, welche man mittels Durchleitens trockener Luft entfernen kann. Darstellung von Aetznatron. Nach Arrott's englischem Patent (datirt vom 27. Juni 1873) wird Kochsalz mit Eisenphosphat unter Einleiten von Dampf in geschlossenen Oefen auf starke Rothglut erhitzt. Die entweichende Salzsäure wird in üblicher Weise gesammelt; der aus phosphorsaurem Natron und Eisenoxyd bestehende Rückstand wird ausgelaugt und aus der decantirten, klaren Lauge Aetznatron mittels Kalk abgeschieden. Das Eisenoxyd wird in Salzsäure gelöst, und in die Lösung trägt man als Nebenproduct erhaltenen phosphorsauren Kalk ein, wodurch wieder Eisenphosphat gewonnen wird. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 180.) Um Aetznatron zu entschwefeln, hängt man nach dem englischen Patent (3. Nov. 1873) von Smith in die Lösung Streifen von metallischem Zink und zieht nach einiger Zeit die klare Flüssigkeit von dem gefällten Schwefelzink ab. Darstellung von reinem schwefelsaurem Nickel. Terreil löst das im Handel vorkommende Nickel in der 7 bis 8fachen Menge Königswasser auf, verdampft zur Trockne, löst den Rückstand im Wasser und filtrirt das unlösliche arsensaure Eisenoxyd ab. Aus der erhitzten Lösung wird dann das Kupfer durch eiserne Nägel gefällt, die Lösung vom Niederschlage getrennt und durch Einleiten von Chlorgas oder Behandeln mit Salpetersäure oxydirt. Die Flüssigkeit wird nun mit der erforderlichen Menge Schwefelsäure zur Entfernung der Salzsäure und Salpetersäure verdampft, der Rückstand mit Wasser behandelt, welches die Sulfate von Nickel und Eisen löst. Die Lösung wird etwas erwärmt und so lange mit gefälltem kohlensaurem Barium versetzt, bis alles Eisenoxyd entfernt ist, dann abfiltrirt und zur Krystallisation abgedampft. – Etwa vorhandenes Kobalt wird auf diese Weise nicht beseitigt. (Comptes rendus, 1874 t. 79 p. 1495.) Ricinus-Preßkuchen. In der letzten Sitzung der landwirtschaftlichen Akademie zu Turin wurde (nach der Pharmaceutischen Zeitung) vom Apotheker Mossa eine Abhandlung vorgelesen über die befruchtenden und zugleich toxischen Eigenschaften des Preßrückstandes des Ricinussamen, und er empfiehlt ihn deshalb zur Zerstörung der Phylloxera vastatrix. Er erinnert daran, daß man ihn in Italien aufs Feld vertheilt, um die Feldmäuse zu tödten, und daß man ihn in Mittelitalien schon seit langen Zeiten als Dünger verwendet, um gewisse Insecten zu zerstören, welche dem Hanfe schädlich sind. Er empfiehlt deshalb einen ausgedehnteren Anbau der Ricinuspflanze, um unter der Gewinnung des Oeles den Preßrückstand erstens als Dünger zu verwerthen, zweitens die Insecten zu tödten, besonders auch die Doriphora decemlineata der Kartoffeln. – Bezüglich der Wirkung von Ricinus-Preßrückständen vergleiche die Notiz über gefälschtes Leinmehl, 1874 212 529. R. Eine neue Methode der Seifenuntersuchung. Meister (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1742) verwendet zur Untersuchung 80 bis 100 Grm. aus verschiedenen Stellen der Seifentafel, löst in 1000 K. C. Wasser und führt die einzelnen Bestimmungen mit je 50 bis 100 K. C. dieser Seifenlösung aus. Die Bestimmung des Trockengehaltes wird vorgenommen durch Trocknen in einem tarirten Kochfläschchen bei 130° bis 140° mit gleichzeitigem Durchsaugen eines heißen, trockenen Luftstromes. Die Fettsäure, mit Salzsäure ausgeschieden, wird mit Schwefelkohlenstoff ausgeschüttelt und im Wasserstoffstrom (zur Verhinderung einer Oxydation der Oelsäure) völlig getrocknet. Zur raschen Titration des Alkalis ist als Indicator der neue Farbstoff EosinEosin, ein kürzlich von der Stuttgart-Mannheimer Gesellschaft in den Handel gebrachter Farbstoff, zeichnet sich in Lösung und auf Seide durch eine prachtvolle Fluorescenz aus, wodurch es in brillanter Weise die schönen Töne von Rosa und Granatroth vereinigt. Es erscheint in grünlich schimmernden, in Wasser leicht löslichen Krusten, der Alkaliverbindung eines durch Säuren in gelbrothen Flocken sich ausscheidenden Farbstoffes; es scheint mit den Baeyer'schen Phtalsäurefarbstoffen verwandt zu sein. (Vergl. die Abhandlung auf S. 449.) dem Lackmus vorzuziehen; beim Lackmus erfolgt die Röthung durch freie Mineralsäure allmälig ohne scharfen Uebergang, während beim Eosin die schön morgenrothe Farbe bei eintretender Säuerung plötzlich verschwindet. Zur schnellen Vergleichung verschiedener Seifen eignet sich ein Titrirverfahren, welches auf einer Umkehrung der Clark'schen Härtebestimmung beruht; mit einer verdünnten Bariumnitratlösung, welche nach den von Clark (1842 83 193) angegebenen Verdünnungsverhältnissen auf eine Normalseife eingestellt ist, läßt sich eine beliebige Seifenlösung titriren, indem die Menge von Bariumnitratlösung, die bis zum Verschwinden des Seifenschaumes gebraucht wird, mit einiger Uebung sich genügend scharf bestimmen läßt. Anstatt Bariumsalz verwendet man für die Seifentitration noch besser 1/10 Normalbleinitrat; mit Jodkaliumpapier ist sehr genau der Punkt zu erkennen, wo alle Seife als unlösliches Beipflaster ausgeschieden und eben überschüssiges Blei in der Lösung vorhanden ist. Zur Essiguntersuchung. Der im Handel vorkommende Essig ist zuweilen auch blei- und zinnhaltig. Prof. Vogel empfiehlt für die Prüfung des letzteren eine verdünnte Lösung von salpetersaurem Silber; selbst die geringsten Spuren von Zinn werden durch eine hellbraune Färbung erkannt. (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1875 S. 22.) Staub im Schnee. Tissandier (Comptes rendus, 1875 t. 80 p. 58) hat im December v. J. gefallenen Schnee untersucht. Der erste am 16. December gefallene Schnee von einem Hofe in Paris gab nach dem Verdunsten bei 100° von 1 Liter Schneewasser 0,212 Grm. festen Rückstand, von den Thürmen der Notre-Dame-Kirche 0,118 und vom Lande 0,100 Grm. Schnee vom 21. December gab an den drei Orten 0,108, 0,056 und 0,048 Grm. Am 25. December enthielt derselbe in Paris 0,016 und auf dem Lande noch 0,024 Grm. Rückstand im Liter Schneewasser. Der Rückstand gab in Paris 57, auf dem Lande 61 Proc. Asche, welche kohlensaures Calcium, Thonerde, Eisen, salpetersaures Ammonium, Chlorüre und Sulfate enthielt. Ueber die Reife der Trauben, die Edelfäule, den Most und seine Bestandtheile, die Vorbedingungen der Gährung; von Prof. Neubauer. Nachdem der Verfasser (in einem von der deutschen Weinzeitung mitgetheilten Vortrag im Verein der pfälzischen Weinproducenten) daran erinnert, daß die Blätter dieselben Stoffe enthalten, welche sich später in der reifen Traube wieder finden – so in einem Kilogrm. Blätter 8 bis 10 Grm. Zucker – führt er die Mengen von Säuren an, welche man schon durch den Geschmack grüner Blätter entdeckt; namentlich ist es die Aepfelsäure, welche vorherrscht, die aber bei zunehmender Reife der Weinsteinsäure Platz macht. So enthält die unreife Traube meist Aepfelsäure, die in der reifen Traube nur in einem verschwindenden Minimum gefunden wird. Deshalb weisen schlechte Jahrgänge mehr Aepfelsäure, gute Jahrgänge dagegen mehr Weinsteinsäure auf. Man kennt verschiedene Mittel, welche die Aepfelsäure im Wein abstumpfen sollen, namentlich den von Chaptal angegebenen „Antiacit“ d. i. Aetzkalk, der in feinen Packetchen für 24 kr. verkauft wird, aber nur einen reelen Werth von 1 höchstens 2 kr. hat. Antiacit stumpft allerdings die Weinsteinsäure ab und schlägt sich als feines Pulver nieder; aber in der Aepfelsäure bleibt er gelöst und der Wein bleibt trübe. Andere empfehlen Magnesia, aber auch diese bleibt in der Aepfelsäure, also in sehr saurem Wein gelöst, und erreichen alle diese Mittel den Zweck nicht, zu dem sie angewendet werden. – In der reifenden Traube wächst der Zucker gleichsam und die Säure nimmt ab, so vom Juli von 1/2 Proc. Zucker und 2,7 Proc. Säure bis zum October mit 18 Proc. Zucker und 0,6 Proc. Säure. Die unreife Traube enthält freie Säure, und diese wird gesättigt durch die Kalisalze, welche während des Reifens zunehmen. In 1000 Beeren vermehrte sich der Zucker vom Ende Juli bis October von 4 bis 270 Grm., die Säure verminderte sich von 30 bis 13 Grm., und der Kaligehalt steigerte sich von 1,8 bis 7,6 Grm. Die Traube ist ein Organismus, der wie jeder andere nach Erreichung der höchsten Entwickelung zurückgeht und schließlich aufgelöst wird. Wenn im Sinne des Weinproducenten die Edelfäule das höchste Stadium der Entwickelung ausmacht, so geht die Traube der Auflösung entgegen; die gelbe oder grüne Farbe verwandelt sich in eine bräunliche, die Beere trocknet im besten Falle ein und wird zur Rosine; bei nassem Wetter entsteht grauer Schimmel; der Schimmelpilz (Botrytis acinorum) setzt sich auf der Beere fest und verzehrt sie. Der Schimmelpilz findet sich überall da ein, wo todte organische Wesen vorhanden sind und ist deshalb eine große Wohlthat für die Bewohner der Erde; denn ohne ihn würde letztere nur ein ein einziger großer Kirchof sein, auf welchem doch die Leichen unbegraben liegen bleiben müßten (vergl. 1873 210 124). Der quantitative Verlust an Traubensaft ist bei der Edelfäule schon ganz bedeutend, denn viel geht durch das Auslaufen verloren; aber später verliert die Traube nicht blos Wasser durch das Austrocknen, sondern auch edelste Bestandtheile durch den Schimmelpilz, durch dessen Einwirkung sie zuletzt ganz einfach verschwindet. So erreichten in dem herrlichen Weinjahr 1868 die Trauben Mitte September den höchsten Grad ihrer Entwickelung; von da an nahm das Gewicht der einzelnen Beere (vom Steinberg im Rheingau) ab von 1,7 bis 0,6 Grm. am Tage der Lese (12. October) und das Gewicht von 1000 Beeren des Johannisberges von 1072 bis 756 Grm. Auslesebeeren vom Steinberg hatten aber nicht allein bedeutend an Gewicht, sondern auch 34 Proc. Zucker verloren, natürlich durch Einwirkung des Schimmelpilzes, wie bereits ausgeführt wurde. Die Entwickelung der Trauben bis zur Edelfäule, die Production vom Auslese- und Rosinen-Wein ist also ein Vergnügen, das sich nur reiche Besitzer großer Güter erlauben dürfen, vor dem aber kleine Weinbauern aufs Eindringlichste zu warnen sind. Die beste Zeit der Traubenernte ist nach vielfachen Untersuchungen der Zustand der Edelfäule der Trauben vor dem Zerspringen der Beeren. Spätere Ernten ergaben nicht blos weniger, sondern auch schlechteren Wein und den Rosinen-Weinen fehlt das Bouquet gänzlich, wie die berühmten Keller des bekannten Weinhändlers Wilhelmi genügsam ausweisen. Aber auch auf das Wetter muß bei der Traubenernte geachtet werden. Während des Regens saugen die Beeren sich voll mit Wasser und verlieren Zucker. In einem Jahre regnete es vom 17. bis 26. October. Am 28. wurde bei trockenem Wetter die Lese vorgenommen. Vergleichende Untersuchungen ergaben 1 Proc. Zuckerverlust, aber bedeutende Zunahme des Wassergehaltes. Vor dem Keltern sind die Trauben durch die Traubenmühle so zu zerkleinern, daß Kerne und Rappen nicht zerquetscht werden, denn diese und die Schalen enthalten Gerbstoff, der beim Rothwein wohl angenehm, aber bei Weißwein nur in unbedeutenden Mengen erlaubt ist, die sich übrigens hier leicht ausscheiden. Vor dem Keltern sollen die durch die Traubenmühlen gequetschten Trauben 5 bis 8 Tage mit den Rappen eine vorläufige Gährung beginnen, damit der Most eine größere Leichtigkeit, Dünnflüssigkeit annehme, wodurch er durch die Kelter vollständiger aus den Trestern entfernt wird als der nicht vorgegohrene dickflüssige Most. Denn es ist eine bekannte Erscheinung, daß auch die vollkommenste Kelter nicht entfernt im Stande ist, den Most vollständig von den Trestern zu trennen. Gesunde Trauben des Steinbergs lieferten 70 Proc. Most und 30 Proc. Trester, sehr zuckerreiche Rosinentrauben 58 Proc. Most und 42 Proc. Trestern, und sieht man schon aus diesem Verhältniß, daß je edler der Most, desto größer der Verlust durch seine von den Trestern nicht zu trennenden Rückstände. Der neugegohrene Wein fließt leichter ab, behält auch leicht eine hohe Farbe und kleine Mengen Gerbstoff, welche sich aber, wie schon bemerkt, leicht ausscheiden. Aber, das muß auch bemerkt werden, solcher Wein bekommt leichter als anderer einen Stich. Soll nun der Zucker in den Trestern umkommen, die wir auf den Komposthaufen werfen, oder wenn wir sie für einen Spottpreis verkaufen, soll der Händler 10 Stück Wein machen können von einem Stück Trestern? Nein, wir sollen letztere zu eigenem Nutzen verwerthen. Wir sollen zuerst edle Trestern mit kleinem Most wiederholt abkeltern und dadurch, wie häufig untersucht wurde, den Zuckergehalt des letztern von 15 bis 21 Proc. steigern. Aber wir werden zweitens uns auch aus den Trestern einen ganz angenehmen Hauswein bereiten, durch wiederholtes Abkeltern mit Zuckerwasser. Die Trestern müssen jedoch schnell verarbeitet werden, denn sie vermindern binnen 48 Stunden durch fortschreitende Gährung von z.B. 8,4 bis 2,4 Proc. Der Most enthält trübe Theile, Schimmelkörper, die Hefenpilse, deren Sporen schon auf der Schale der Beeren zu finden sind, und ohne welche eine Traube nicht denkbar ist, ferner Frucht- und Traubenzucker, Aepfel- und Weinsteinsäure. Sollen aber die Hefenpilse sich rasch vermehren, d.h. soll die Gährung rasch vor sich gehen, so dürfen Eiweißkörper im Most nicht fehlen, ebensowenig wie Kali, Kalk und Phosphorsäure. Der Most enthält je nach dem Jahrgange 16 bis 24 Proc. Zucker und 1/2 pr. Mille Säuren. 1200 Liter Most eines guten Jahrganges mit 18 Proc. Zucker enthielten 474 bis 650 Pfd. Zucker, 11 bis 12 Pfd. Säuren, 6 Pfund Eiweißkörper und 100 bis 108 Pfd. andere Stoffe, deren Natur bis jetzt noch unbekannt geblieben. Der 71er Johannisberger enthielt in demselben Quantum nur 91 Pfd. Zucker und 18 Pfd. Säuren. – Verf. verwirft die Oechsle'sche Mostwage, denn sie mißt nur das Zuckerwasser, während doch der Most mehr als dies enthält. Er empfiehlt dagegen die Klosterneuburger Mostwage nach Babo, welche für die Praxis vollständig ausreicht; sie ist aber nur verwendbar bei völlig klarem Most. Aber nicht nur die Mostwage ist unentbehrlich zu Beobachtungen über den Verlauf der Gährung und zur Leitung derselben, auch ein Thermometer darf nicht fehlen zur Regelung der Temperatur im Gährraume; namentlich bei zu niedriger Temperatur stößt die Gährung und kommt erst wieder in Gang, wenn die Wärme auf künstlichem oder natürlichem Wege erhöht wurde. Ueber das Wärmeleitungsvermögen von Flüssigkeiten. Winkelmann (Poggendorff's Annalen, 1874 Bd. 153 S. 481) hat das Wärmeleitungsvermögen einiger Flüssigkeiten bestimmt und folgende Werthe, bezogen auf 1 Centimeter und 1 Secunde, erhalten: Wasser 0,001540 Chlornatriumlösung, 33,33 Proc. 0,002675 Chlorkaliumlösung, 20 Proc. 0,001912 Alkohol 0,001506 Schwefelkohlenstoff 0,002003 Glycerin 0,000748 Ueber die chemische Lichtstärke verschiedener Flammen. A. Riche und Ch. Bardy (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 183) stellen auf Grund ihrer Versuche folgende Reihe auf, in welcher die nachfolgende Flamme immer chemisch-lichtstärker ist als die vorhergehende. Relative chemischeWirksamkeit. Drumond'sches Licht 3 Zink in Sauerstoff brennend 4 Magnesiumlampe 5 Flamme von Stickoxyd u. Schwefelkohlenstoffdampf 6 Stickoxydstrom auf in einer Schale brennenden    Schwefelkohlenstoff geleitet 6–7 Sauerstoffstrom 7 Sauerstoffstrom auf in einer Schale brennenden    Schwefel geleitet 8. Das Licht des in Sauerstoff brennenden Schwefels zeichnet sich also durch eine ganz bedeutende chemische Wirksamkeit aus und kann in der Photographie ganz vortreffliche Verwendung finden. Die Zerstörung der Codices und Palimpseste durch die modernen Gelehrten; von Hotz-Osterwald. Seit Sir Humphrey Davy's analytischen Untersuchungen vernachlässigt die Chemie paläographische Studien. Doch thut Abhilfe Noth, da die gelehrten Philologen etc. durch zweckwidrige Reagentien und deren verkehrte Anwendung die alten Handschriften zu schädigen, ja zu ruiniren Pflegen. Abgesehen von der auf Papyrus verwendeten antiken Kohlen- oder Tuschtinte sind freilich die im Alterthum und Mittelalter gebrauchten Schreibpigmente bisher unerforscht. Namentlich ist der dunkel- bis hellbraune, ausnahmslos auf Pergament gebrauchte Farbstoff bis jetzt völlig räthselhaft. Gestützt auf sorgfältige Untersuchungen wies der Verf. durch eine Reihe historischer, chemischer, mikroskopischer etc. Momente die Identität desselben mit dem Oenocyanin bez. Rosit und Purpurit nach. Dieser Farbstoff wurde mittels Coction meist aus Hefe dargestellt. Er war dem Alterthum schon lange vor seiner Verwendung zur Schrift zunächst als Malerfarbe bekannt. Während die herrschende Meinung den Stoff a priori als eisenhaltig betrachtet und danach behandelt, ist er an sich eisenfrei. Thatsächlich kommt allerdings vielfach ein Eisengehalt vor; aber er ist der Existenz und dem Quantum nach durchaus zufällig, übrigens leicht erklärlich, und fehlt häufig genug ganz. Dieses „Rebenbraun“ tritt seit dem III. Jahrhundert nach Chr. zunächst in Griechenland als ἒγχαυστον: das „Eingebrannte“ „Gekochte“ auf (woher incaustuni, inchrostro, encre und ink), herrscht, nahezu alle erhaltenen Handschriften antiker Werke umfassend, bis zu seiner Ablösung durch das moderne Gallat (Gallustinte) im XIV. Jahrhundert, welch letzteres ohne Zweifel eine arabische Erfindung ist. Die gebräuchlichen Reagentien sind sämmtlich theils absolut, theils relativ tadelhaft; voraus die bis vor kurzem höchst angesehene, jetzt noch vielfach beliebte „Gioberti-Tinctur“ (d.h. Blutlaugensalz mit Salzsäure), welche in Bälde Schrift und Pergament in blauen Staub verwandelt; nicht minder aber auch die gerühmten, angeblich ganz unschädlichen Schwefelmetalle, durch welche die Schrift verwaschen und häufig nach einiger Zeit ganz unerkennbar wird. Empfohlen wurde dagegen gelbes sowie rothes Blutlaugensalz mit Essigsäure, deren Product sich sammt dem Pergament bestens erhält. Successive Auftragung dieser Lösung kann z.B. selbst bei sonst verzweifelten Palimpsestfällen von Nutzen sein. Dagegen wirkt Rhodankalium, theoretisch anscheinend das beste Mittel, mit Essigsäure merkwürdiger Weise vehement contrahirend auf die Membran und ist aus diesem Grunde wenigstens in genannter Mischung unzulässig. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1743.) Regeneration der Manganrückstände in der Chlorfabrikation; von F. Kuhlmann. Die rohe Manganchloridlösung wird mit Kreide vermengt, um Eisen als Carbonat fortzuschaffen, und sodann mit Kalkmilch, um das Manganchlorid in Oxyd überzuführen. Dieses Oxyd wird, nach sorgfältigem Waschen, in Salpetersäure gelöst, die Lösung eingedampft und der trockene Rückstand in Retorten auf eine Temperatur erhitzt, bei welcher der Stickstoff als Untersalpetersäure und als Stickstoffoxyd (dieses natürlich in Berührung mit atmosphärischer Luft in Untersalpetersäure übergehend) entweicht, bei welcher aber das entstehende Manganhyperoxyd nicht zerstört wird. Die Untersalpetersäuredämpfe läßt man durch Manganoxydhydrat (erhalten in vorerwähnter Weise) absorbiren, calcinirt das gebildete Salz u.s.f. Auf diese Art kann der Regenerirungsproceß, selbstverständlich mit einem sehr kleinen Verluste von Untersalpetersäure, für irgend eine Zeitdauer fortgeführt werden. Beimengung von Kalk im Manganoxyd verursacht größeren Verlust von Untersalpetersäure; dies zu vermeiden, nehme man zur Oxydation des Manganchlorids eben nur die äquivalente Menge von Kalk. Kuhlmann behauptet, daß er mittels dieses Verfahrens 88 Proc. regenerirtes Manganhyperoxyd erhalte, während Weldon's ungleich schönerer – weil einfacherer Proceß nur etwa 70 Proc. liefere. Ein anderer Vorschlag des Patentinhabers geht dahin, das Manganoxydhydrat auf grobe Kotzen oder Matten auszubreiten, die auf lose gehäuften Schlackenstücken liegen und nach dem Abfiltriren der Flüssigkeit calcinirt werden. Das Product dient dann als Manganmaterial im Bessemerproceß. (Vergl. Jezler's Verfahren, S. 446.) Der Berichterstatter bemerkt hierzu: Es ist wohl kaum nothwendig anzudeuten, daß der Vorschlag die Vortheilhaftigkeit des ersteren in sehr zweifelhaftem Lichte erscheinen läßt. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 167.) Preisaufgaben. Vom kgl. preuß. Unterrichts- und vom Handelsministerium sind nachstehende Preisaufgaben ausgeschrieben worden; die Preiswerber haben ihre Einsendungen bis bis zum 31. December 1875 bei dem kgl. preuß. Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal Angelegenheiten in Berlin einzureichen. Erste Preisaufgabe. Es wird ausgesetzt ein Preis von 3000 Mark für die Angabe eines Verfahrens, welches Gypsabgüsse, ohne die Feinheit ihrer Form im mindesten zu beeinträchtigen oder den Farbenton des Gypses wesentlich zu verändern gegen periodisch wiederkehrende Abwaschungen vollständig widerstandsfähig macht. Besondere Bestimmungen. a) Das Verfahren muß auf jede der im Handel vorkommenden Gypssorten gleich gut anwendbar sein und darf die Härte des Abgusses nicht vermindern. b) Die Rücksicht auf die absolute Erhaltung der Feinheit der Form schließt das Auftragen von Stoffen, welche nicht in die Gypsmasse eindringen, vollständig aus. c) Es ist nicht nothwendig, daß der Gyps bei der Behandlung seine ursprüngliche Farbe behalte; ein Stich ins Gelbliche, oder überhaupt ein wärmerer Farbenton ist gestattet, jedenfalls aber die Gleichmäßigkeit desselben unerläßlich. d) Die nach dem Verfahren behandelten Abgüsse müssen wiederholte Abwaschungen mit lauwarmem Seifenwasser aushalten. e) Das Verfahren muß auf Gypsabgüsse jeder Größe und Form leicht anwendbar sein. f) Die Bewerber haben die Brauchbarkeit ihres Verfahrens durch Einsendung von Probestücken und auf Verlangen durch die Behandlung von ihnen zur Verfügung gestellten Abgüssen nachzuweisen. Zweite Preisfrage. Es wird ausgesetzt ein Preis von 10.000 Mark für die Angabe einer Masse zur Herstellung von Abgüssen von Kunstwerken, welche die Vortheile des Gypses, aber außerdem noch eine hinreichende Widerstandsfähigkeit besitzt, um die Abgüsse zu befähigen, periodisch wiederkehrende Reinigungen ohne vorhergegangene Behandlung zu ertragen. Besondere Bestimmungen. a) Das neue Material muß sich leicht in echte Formen gießen lassen, ohne daß dieselben mehr leiden als bei Gypsabgüssen, und muß die Form ebenso getreu wiedergeben wie der Gyps. b) Es ist nicht nothwendig, daß die Masse die Farbe des Gypses besitzt; ein Stich ins Gelbliche oder überhaupt in einen wärmeren Farbenton als der des Gypses ist gestattet, jedenfalls aber die Gleichmäßigkeit der Farbe unerläßlich. c) Die Festigkeit des Materiales darf keinenfalls geringer sein als die des Gypses, so daß es für die Herstellung der größten Abgüsse tauglich ist. d) Die aus der Masse hergestellten Abgüsse müssen wiederholte Abwaschungen mit lauwarmem Seifenwasser aushalten. e) Der Preis der Masse darf denjenigen des Gypses nicht erheblich übersteigen; auch darf der Preis der für die Herstellung der Abgüsse nöthigen Formen nicht erheblich von dem der echten Gypsformen abweichen. f) Die Bewerber haben die Brauchbarkeit der von ihnen vorgeschlagenen Masse durch Einsendung von Proben derselben im unverarbeiteten und im verarbeiteten Zustande und auf Verlangen durch Ausführung von Probegüssen nachzuweisen.