Titel: Tourenzähler von E. Deschiens in Paris; beschrieben von F. Frese.
Fundstelle: Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 289
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Tourenzähler von E. Deschiens in Paris; beschrieben von F. Frese. Aus den Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover, 1875 S. 27. Mit Abbildungen. Frese, über Deschiens' Tourenzähler. Die folgenden Holzschnitte zeigen in natürlicher Größe einen kleinen Tourenzähler französischer Construction, der sich durch die Einfachheit seiner Organe und die dadurch erreichte compendiöse Anordnung vor anderen derartigen Instrumenten vortheilhaft auszeichnet. Sind auch die bei demselben angewendeten Mechanismen vielleicht in ähnlicher Weise schon bei Instrumenten zum Zählen von Maschinenumläufen benützt worden (in England und in Italien sollen bereits vor vielen Jahren ähnliche Tourenzähler im Gebrauch gewesen sein), so dürfte doch die Einrichtung des als „Taschen-Tourenzähler neuen Systemes“ vorliegenden Instrumentes längst nicht allgemein bekannt sein und daher eine kurze Beschreibung wohl gerechtfertigt erscheinen. In den Figuren I und II ist das Instrument in Ober — und Seitenansicht dargestellt. Wie man sieht, führt dasselbe die deshalb nicht ganz correcte Bezeichnung „Compteur vélocimètre“ weil in Wirklichkeit doch nur Umdrehungszahlen, nicht Geschwindigkeiten selbst mit dem Instrumente gemessen werden. Die Figuren III und IV zeigen zwei kleine Hülsen, welche den Zweck haben, die Bewegung der zu untersuchenden Welle auf das Instrument zu übertragen, und zu diesem Ende zwischen beiden eingeschaltet werden; in der Oberansicht Figur V sind, um die innere Einrichtung des Instrumentes erkennen zu lassen, die oberen Verschlußstücke abgenommen. Figur VI gibt einen Verticalschnitt in der Achsenrichtung der Hauptwelle an, und die übrigen Figuren sind Details. Die Einrichtung des Instrumentes ist nun folgende. In dem cylindrischen Gehäuse a ist die durchgehende Welle b gelagert, welche, nach beiden Seiten aus dem Gehäuse hervorragend, an ihren Enden die Mitnehmerstifte c, c trägt. Bei dem Gebrauche des Instrumentes wird je nach der Drehrichtung der Welle, deren Tourenzahl Textabbildung Bd. 216, S. 290 Textabbildung Bd. 216, S. 290 Textabbildung Bd. 216, S. 290 Textabbildung Bd. 216, S. 290 Textabbildung Bd. 216, S. 290 Textabbildung Bd. 216, S. 290 Textabbildung Bd. 216, S. 290 Textabbildung Bd. 216, S. 290 man untersuchen will, auf das rechte oder linke Ende der Welle b eine der beiden in den Figuren III und IV dargestellten Hülsen aufgesteckt und dann das Instrument leicht gegen den Mittelpunkt des Wellenkopfes der zu untersuchenden Welle angedrückt; je nach der Beschaffenheit des letzteren wird man die Hülse Figur III oder IV zu wählen haben. Die durch das Andrücken der scharfen Kanten der Hülse erzeugte Reibung genügt, um diese, und damit auch die Hauptwelle b des Instrumentes (durch einen der Mitnehmerstifte c, c), der Bewegung der zu untersuchenden Welle ohne Gleiten folgen zu lassen. Durch die Welle b wird im Inneren des Instrumentes das Zählwerk in folgender Weise in Bewegung gesetzt. Auf b ist mittels eines durchgehenden Stiftes das aus gehärtetem Stahl gefertigte Excenter d befestigt, auf welchem das ebenfalls stählerne 9zähnige Rad e (Figur V bis VII) läuft. Dieses überträgt die Bewegung auf den lose auf der Welle b sitzenden ersten Zahlcylinder h in der Weise, daß jede Umdrehung der Welle b die Drehung des Zahlcylinders um ein Zehntel Umdrehung zur Folge hat. Zu dem Zweck ist der Zahlcylinder h seitlich mit Zähnen versehen; das Rad e wird ferner durch zwei im Gehäuse befestigte Stifte f, f (Figur VI und VII), welche den vertical nach unten gerichteten Zahn g desselben zwischen sich nehmen, in der Weise festgehalten, daß es keine Drehung, sondern nur eine auf- und niedergehende und dabei oscillatorische Bewegung machen kann, wodurch ein periodisches Eingreifen der obersten Zähne von e in die Zähne des Zahlcylinders und damit ein Mitnehmen desselben bewirkt wird. Textabbildung Bd. 216, S. 291 Um diese Bewegungsübertragung deutlicher zu veranschaulichen, sind in Figur IX die betreffenden Theile in doppelter natürlicher Größe gezeichnet. α ist der geometrische Mittelpunkt der Welle b, β der Mittelpunkt des Excenters; die Excentricität selbst ist also = αβ Der punktirte Kreis γ stellt den Theilkreis des Rades e dar; von diesem selbst sind nur die beiden am höchsten stehenden, hauptsächlich zur Wirkung kommenden Zähne angedeutet. Die Figur zeigt die Stellung der betreffenden Theile zu einander bei Beginn einer neuen Umdrehung; bei dem Zahlcylinder muß also gerade eine Zahl im höchsten Punkte stehen; die Excentricität befindet sich seitlich rechts in β, also das ganze Rad in der äußersten Stellung nach rechts; der Scheitel des Theilkreises liegt im Punkte 1. Bei der Drehung der Welle im Sinne des angegebenen Pfeiles wird nun der Scheitel 1 des Rades nach einander die Lagen 2 3… annehmen und also eine durch diese Punkte gehende, punktirt angedeutete Curve beschreiben. Die den vier Hauptstellungen des Scheitelpunktes entsprechenden Stellungen der für die Lage 1 gezeichneten Zähne sind durch kleine Kreise markirt, welche den jedesmaligen Mittelpunkt der Zähne angeben. Diese beschreiben ellipsenähnliche Curven; sie bewegen sich nach unten, steigen wieder auf, greifen in die entsprechenden Zähne des Zahlcylinders und bewegen diesen dann, während der letzten Hälfte einer Umdrehung, um eine Zahntheilung nach rechts, so daß nach vollendeter Umdrehung eine neue Ziffer oben steht. Die Arbeit, den Zahlcylinder zu verschieben, verrichten stets dieselben obersten Zähne des Rades e. Denn wenn auch alle übrigen Zähne desselben an der oscillatorischen, auf- und niedergehenden Bewegung des ganzen Rades theilnehmen und daher nach einander in die Zähne des Zahlcylinders eingreifen, so bewirken sie doch keine wesentliche Verschiebung, da sie näher an dem Schwingungspunkte des ganzen Rades (zwischen den Stiften f, f) liegen und ihr Weg daher zu gering ist, als daß sie einen merklichen Einfluß auf die Stellung des Zahlcylinders haben könnten. Dieser steht also während des Eingriffes der unteren Zähne, d. h. während der ersten Hälfte einer Wellenumdrehung, still und verschiebt sich erst dann, wenn die oberen Zähne zur Wirkung kommen, also während der letzten Hälfte der Umdrehung. Dennoch erfüllen die unteren Zähne einen wichtigen Zweck — den nämlich, den Zahlcylinder immer unter dem Einflüsse des Rades e zu erhalten, damit derselbe nicht, lose auf der sich drehenden Welle b steckend, der Reibung an dieser, oder irgend welchen äußeren Einflüssen folgend, sich unabhängig vom Rade e verschieben kann. Nach je 10 Umläufen der Welle b, also nach einer Umdrehung des ersten Zahlcylinders h muß der zweite (K) um eine Ziffer fortrücken. Dieses geschieht durch Vermittelung des auf der Welle p lose sitzenden Triebes i, welcher abwechselnd einen kurzen und einen langen Zahn hat. Die glatte Peripherie des Zahlcylinders h gleitet nun in der zwischen zwei langen Zähnen sich durch Verkürzung des dazwischen liegenden Zahnes bildenden Lücke hin — so lange, bis die untere vorstehende Flanke des Doppelzahnes q den verkürzten Zahn des Triebes trifft. Dieser wird dann fortgeschoben; der nächste lange Zahn des Triebes greift in die zwischen dem Doppelzahn q gebildete Lücke ein, wird von der nächsten Flanke des Doppelzahnes ebenfalls fortgeschoben, und der Zahlcylinder kann nun wieder frei in der nächsten, durch Verkürzung eines neuen Zahnes gebildeten Lücke des Triebes fortgleiten. Da die Zähne des Triebes aber beständig in die des zweiten Zahlcylinders k eingreifen, so muß dieser sich ebenfalls durch den beschriebenen Vorgang um 2 Zähne gedreht haben. Die Peripherie desselben ist nun mit 20 Zähnen versehen, so daß der zweite Zahlcylinder einen Weg von 1/10 Umdrehung gemacht hat und also eine neue Ziffer zum Vorschein gekommen ist. Noch muß bemerkt werden, daß das Trieb i während seines Stillstandes außerdem den Zweck erfüllt, den zweiten Zahlcylinder in seiner augenblicklichen Lage festzuhalten, was ebenfalls wie beim ersten Zahlcylinder geschehen muß, damit derselbe nicht durch Reibung an der Welle, oder äußeren Einflüssen nachgebend, seine Stellung ändern kann. Da nämlich der zweite Zahlcylinder k beständig im Eingriff mit dem Trieb i ist, so kann er sich nicht ohne dieses bewegen; die geringste Drehung des Triebes veranlaßt aber ein Anstoßen des nächsten langen Zahnes desselben gegen die Peripherie des ersten Zahlcylinders, wodurch jede fernere Bewegung unmöglich gemacht wird. In genau derselben Weise ist bei den übrigen Zahlcylindern m und o der Zusammenhang zwischen jedem folgenden und jedem vorhergehenden hergestellt (mittels der Triebe 1 und n und der Doppelzähne r und s). Das vorliegende Instrument zählt, da es mit vier Cylindern versehen ist, bis zu 10 000 Umdrehungen. Die richtige Lage der einzelnen Theile zu einander wird gesichert durch einen Bügel t, welcher an dem Gehäuse verschraubt ist und mit seinem Schlitz über den eingedrehten Theil der Welle b greift. Nach Wegnahme dieses Bügels und Entfernung des das Excenter festhaltenden Stiftes kann man die Welle b herausziehen und so das ganze Instrument auseinander nehmen. Schließlich werde bemerkt, daß den Alleinverkauf dieses kleinen Instrumentes für das deutsche Reich Civilingenieur Eduard Abegg in Friedrichshafen am Bodensee übernommen hat und daß der Preis desselben (in feiner Nickelausführung und in elegantem Etui) 40 Mark beträgt.