Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 217, Jahrgang 1875, Nr. , S. 427
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Miscellen. Miscellen. Betriebsresultate des Pernot-Ofens zu Ougrée (Belgien). L. Piedboeuf (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1875 S. 463) theilt mit, daß der Pernot-Ofen (beschrieben 1874 213 126) auf den Werken der Société anonyme de la fabrique de fer seit Mitte November 1874 fast in ununterbrochenem Betriebe sei, und daß derselbe sich vollkommen haltbar gezeigt habe. Dabei ergaben sich Ende Januar d. J. folgende Resultate. In 24 Stunden wurden 10000k Einsätze zu 9000k Luppen verarbeitet; dazu waren 750k Kohlen auf 1000k Luppen erforderlich, während der Eisenabbrand dem der alten Oefen gleichgestellt werden konnte. Trotzdem sich gerade die eigene Kohle des Werkes zum Unterwindbetrieb schlecht qualificirt, rechnete sich doch die Aequivalenz des Pernot'schen Ofens mit drei der älteren Oefen heraus. Dabei war das dargestellte sehnige Eisen sehr weich und zu Feinblechen ganz gut geeignet. Im Monat Februar ergaben sich nicht ganz so gute Resultate, da pro 24 Stunden 8500 bis 8700k Produktion bei 800 bis 900k Kohlen auf 1000k Luppen dargestellt worden sind. Es muß indessen constatirt werden, daß vom 7. November bis 31. März dieselbe Sohle im Herde verblieb, und daß sie nur deshalb flüssig wurde, weil feuerfeste Steine darunter sich befanden. Das Gewölbe war sehr gut erhalten und sehr wenig und ganz gleichmäßig abgenützt. Seit Mitte März wird Feinkorn gepuddelt mit angeblich noch besseren Resultaten, als hier bei dem sehnigen Eisen vorliegen. Die Tagesproduction war 10 Chargen zu 1000k, welche etwa 9000k Luppen ergaben. Die Qualität des Eisens war nach den in Ougrée üblichen Bezeichnungen Nr. 3, d.h. die beste, während das Eisen der gewöhnlichen Oefen Nr. 1 und Nr. 2 in der Qualität erreicht. Beim Verfolgen einer Charge ergab sich eine Dauer von 1 Stunde 55 Minuten. Es erfolgten der Einsatz   9 Uhr 10 Min. das erste Umwerfen   9 37 das zweite Umwerfen   9 43 das vollkommene Schmelzen   9 55 das Ziehen der letzten Luppe 11   5 Die Zahl der Luppen betrug hierbei 17 bis 18, und es wurde durch zwei Thüren mit zwei gleich qualificirten Arbeitern jederseits unabhängig gearbeitet. Nach dem Umsetzen und bei dem Luppenmachen ist man in Ougrée allmälig darauf gekommen, die Sohle in acht Segmente zu theilen und auf jedem Segmente zwei Luppen zu bilden. Bestimmte Wägungen eines anderen Tages ergaben 6480k Einsatz mit 6025k Luppen und 6630k Kohlenverbrauch, also 100k Luppen = 107k,5 Einsatz + 110k Kohle. Das Material für die Feinkorndarstellung besteht aus einer Mischung von 2/3 Weißstrahl von Ougrée (welcher aus einheimischem Material unter Zusatz nassau'scher Erze erblasen wird) mit 5 bis 6 Proc. Mangan und 1/3 Roheisen für Puddelarbeit von Ougrée; dabei erzielt sich ein Abbrand von 7 1/2 bis 8 Proc. gegenüber 15 Proc. bei den anderen Processen. Bezüglich des Verhältnisses der Handarbeit zur Maschinenthätigkeit bei dem Pernot-Ofen wurde bemerkt, daß das Umsetzen bis jetzt noch mit der Hand geschieht, nicht wie die ersten Berichterstatter als zweifellos hingestellt, nur durch Einhalten des Spießes und durch Drehen. Die Theile der Charge, welche in der Mitte des Herdes sich befinden, werden leicht körnig und müssen deshalb nach dem Rande geschoben werden. Zu erwähnen ist noch, daß als Bemannung eines Ofens in einer Schicht zwei Puddler, ein Schürer und ein Maschinenwärter in Ougrée bei dem vorhandenen einen Ofen thätig sind. Dr. Pröll's patentirter Regulir- und Absperrapparat für Dampfmaschinen. Dieser neue, vom Patentbureau R. Lüders in Görlitz in den Verkehr gebrachte, Apparat combinirt Regulator, Drosselventil und Absperrventil der Dampfmaschine in einem Bestandtheile und erzielt in Folge dessen eine wesentlich vereinfachte Anordnung dieser Mechanismen. Das Ventilgehäuse, welches am passendsten auf den Schieberkasten der Dampfmaschine geschraubt wird, trägt auf seinem Deckel gleichzeitig den Ständer des Regulators, welcher durch eine Riemenscheibe und zwei kleine Kugelräder seinen Antrieb erhält. Die in diesem Ständer festgelagerte hohle Regulatorspindel trägt an ihrem obersten Ende die Arme der Schwungkugeln angelenkt, während sich die Hülse oberhalb des Ständers befindet und durch einen Schlitz' in der Spindel mit der innerhalb derselben beweglichen Zugstange zum Drosselventil in Verbindung steht. Zwischen dem Spindellager und der Regulatorhülse befindet sich noch ein Handrad, das in ein Gewinde auf der Spindel eingreift, während des Ganges der Maschine aber fest auf einen Bund der Regulatorspindel niedergeschraubt gehalten wird. Will man jedoch die Maschine abstellen, so hat man dieses Rad mit der Hand zu bremsen, worauf es auf dem Gewinde der Regulatorspindel aufzusteigen beginnt, endlich die Hülse erreicht und bei weiterer Aufwärtsbewegung dieselbe sammt den Kugeln so lange hebt, bis das Drosselventil, das nun als Absperrventil fungirt, fest geschlossen ist. Die einfache und nette Einrichtung des Apparates, sowie die damit erreichte Empfindlichkeit der Regulirung dürften demselben eine weitere Verbreitung sichern. M. Dampfkolben-Explosion. Das Scientific American, Juli 1875, S. 55 berichtet von einer eigenthümlichen Explosion, welche zur Warnung in ähnlichen Fällen hier mitgetheilt werden möge. (Ein ähnlicher Fall ereignete sich vor einigen Jahren in einer österreichischen Werkstätte.) Der Dampfkolben einer Schiffsmaschine war ausgezogen worden, um frische Spannringe zu erhalten, nachdem die alten abgeschliffen waren. Dieselben zeigten sich so stark eingerostet, daß man den Kolben auf ein Schmiedefeuer legte, um die Ringe durch die Wärme auszudehnen und loszulösen. Kaum hatte jedoch der Kolben einige Minuten auf dem Feuer gelegen, als er durch eine furchtbare Explosion in zahlreiche Bruchstücke gerissen wurde, von denen ein Arbeiter sofort getödtet, der andere gefährlich verletzt ward. Der Kolben war nämlich hohl gegossen; durch einen Spalt, der später wieder zurostete, mag Condensationswasser in denselben eingedrungen sein, welches sich dann bei der Hitze des Schmiedefeuers in Dampf verwandelte und den Kolben zersprengte. R. G. Sigl's Drahtseilbahn auf die Sophienalpe bei Wien. Seit Ende vorigen Jahres steht diese nach neuem Systeme erbaute Seilbahn im Betriebe und hat sich allen Anforderungen eines oft massenhaften Verkehres entsprechend bestens bewährt. Ist auch das Grundprincip, die intermittirende Beförderung von Lasten mittels einer continuirlich bewegten Zugvorrichtung nicht neu (wir erinnern nur an die auf der Wiener Weltausstellung 1873 gezeigte Kettenförderung der Grube Hasard (bei Lüttich) und an die in diesem Journal, 1875 215 409 beschriebene Kettenförderung zu Wansleben), so ist doch die Anwendung desselben auf Personenbeförderung und die gelungene Durchführung dieses Gedankens ein äußerst anerkennenswerthes Unternehmen, dem wir eine weitere Ausbreitung wohl wünschen möchten. Neu ist dabei außerdem die Anwendung eines mit Knoten versehenen Drahtseiles, statt der Kette, sowie die durch den Personenverkehr bedingte Anbringung einer selbstthätigen Fangvorrichtung, welche selbstverständlich bei Anwendung des Systemes auf Lastenförderung (für Erz-, Thon- und Schlacken-Transporte etc.) entbehrt werden kann. Die Versuchsstrecke, welche der Patentinhaber, der bekannte Maschinenfabrikant G. Sigl in Wien, auf den Vergnügungsort Sophienalpe bei Wien bauen ließ, ersteigt in 606m Länge eine Höhe von 108m und kostete fertig hergestellt mit alleiniger Ausnahme der Grundeinlösung den verhältnißmäßig äußerst geringen Betrag von 48000 fl. ö. W. Als Betriebskraft dienen zwei Locomobilen von zusammen circa 20e, welche mittels einer unterirdischen Transmissionswelle den Zahnkranz der horizontal gelegenen Seilscheibe auf der oberen Station antreiben. Von hier aus geht das Drahtseil über zwei verticale Leitscheiben zwischen die beiden Schienenstränge, welche zur unteren Station sichren, wird auf der Strecke von kleinen Rollen unterstützt, um endlich an der unteren Station über zwei Leitrollen zur zweiten, gleichfalls horizontal liegenden Seilscheibe geführt zu werden. Auf diese Weise wird das zu einem Ganzen verbundene Seil auf dem einen Schienenstrang continuirlich nach aufwärts, auf dem anderen ununterbrochen noch abwärts bewegt, um an den Endstationen über die erwähnten Leitrollen zu den unterirdisch gelagerten Seilscheiben geführt zu werden. In Entfernungen von 50m sind je zwei Kugeln aus Weißmetall um das Seil herumgegossen, welche zum Mitnehmen der Wagen dienen. Diese letzteren sind nett und leicht construirt, dienen je zur Beförderung von 4 Personen und sind mit zwei herabhängenden Klauen versehen, welche, sobald der Wagen über das laufende Seil geschoben ist, von den Kugeln des Seiles erfaßt werden. Das Anfahren geschieht bei der mäßigen Geschwindigkeit des Seiles von circa 1 1/2m in der Secunde und dem geringen Gewichte der Wagen ohne besonderen Stoß. Bei der Ankunft in der Endstation löst sich die Klaue durch Auflaufen auf die Spurkränze der verticalen Leitrolle von selbst aus, und der Wagen rollt in die Station ein, um mittels einer Schiebebühne auf das Abwärtsgleise gebracht zu werden. Erwähnenswerth ist noch die Bremse, welche mittels einer Spiralfeder die 4 Bremsklötze zwischen Räder und Schienen zu klemmen sucht, aber so lange außer Eingriff gehalten bleibt, als der Zug des Seiles vorhanden ist. Die angestellten Versuche zeigten deren sofortige Wirksamkeit, sobald das Seil durchschnitten wurde. Auf diese Weise können in 12 leichten Waggons, die in kurzen Distanzen einander folgen, stündlich 400 Personen auf- und abwärts befördert werden, mit einer sehr geringen Betriebskraft und einem Personale von nur 8 bis 10 Bahnbediensteten. (Nähere Beschreibungen mit Zeichnungen der Sigl'schen Drahtseilbahn findet man in Engineering, deutsche Ausgabe (jetzt Stummer's Ingenieur), October 1874 S. 195 und in Uhlands's praktischem Maschinen-Constructeur, 1875 S. 4.) R. Telegraphie mit Hilfe von Elektromagneten und Stimmgabeln. Wie die Revue industrielle (August 1875 S. 291) nach dem russischen Journal „Golos“ mittheilt, hat Lacour, Unterdirector des physikalischen Observatoriums in Kopenhagen, der Telegraphen-Conferenz in St. Petersburg eine Erfindung mitgetheilt, auf welche ihn das Studium der Fortpflanzung elektrischer Ströme geführt hat, und mittels deren eine gleichzeitige Beförderung mehrerer Telegramme auf demselben Drahte möglich werden soll. Die Fortpflanzung des Stromes sei mit der von Schall- oder Lichtwellen vergleichbar. Wenn man daher Elektromagnete und Stimmgabeln in geeigneter Weise anordne, so würde ein bestimmter Strom, welcher zu einem bestimmten Tone, d.h. zu einer bestimmten Schwingungszahl gehört, sich nicht mit anderen Strömen, welche anderen Tönen entsprechende Stimmgabeln durchlaufen haben, vermischen. Eine nicht ganz klare Mittheilung über die Erfindung von Lacour brachte bereits am 4. März d. J. der deutsche Reichstelegraph (Nr. 23 S. 177), und es wurde am Schlusse derselben hervorgehoben, daß man mit Hilfe dieser Erfindung mittels eines einzigen Leitungsdrahtes auch einen jeden beliebigen Torpedo von einer ganzen Torpedoreihe explodiren lassen könne, wenn jeder Torpedo mit einer Stimmgabel versehen würde, welche einer bestimmten Stimmgabel der Station entspräche und daher nur in Schwingung gerathen und die Explosion veranlassen könne, wenn die zugehörige in der Station angeschlagen wird. Es erinnern übrigens diese Mittheilungen an die elektrische Stimmgabel (electro-diapason), welcher E. Mercadier die in diesem Journal, 1874 213 66, schon angedeutete (in den Annales télégraphiques, 3. Reihe Bd. 1 S. 51 näher beschriebene) zweckmäßige Form gegeben hat, indem er zwischen die beiden Schenkel der Stimmgabel einen (stabförmigen) Elektromagnet legte, welcher den Schenkeln seine beiden Pole zukehrt und die Schenkel in Schwingungen versetzt, wenn er von dem Strome durchlaufen wird; da jedoch der eine Schenkel in den Stromkreis eingeschaltet ist, so unterbricht er sofort den Strom wieder. Im Gegensatze zu anderen Selbstunterbrechern liefert die elektrische Stimmgabel ganz regelmäßige, bei allen Schwingungsweiten isochrone Schwingungen und kann deshalb als Präcisionsinstrument benützt werden. E–e. Elektrische Maschine, welche Noten liest und eine Orgel mit hundert Tasten spielt. Nach der New York Tribune haben die HHrn. Schmöle in Philadelphia in der dortigen Gartenbauhalle eine elektrische Maschine ausgestellt, welche die Noten liest und die Orgel spielt, wobei man weiter nichts zu thun hat, als die Notenrolle einzuführen und die Maschine in Gang zu setzen. Die Maschine unterscheidet die Noten wie ein Blinder nach dem Gefühl. Die Noten sind auf einen langen Streifen geschrieben, und zwar sind sie in diesen als kürzere oder längere Löcher eingeschnitten. Die Maschine zum Lesen der Noten ist etwa so groß wie eine Nähmaschine und enthält eine Menge von messingenen Fingern, deren jeder durch einen Draht mit der von ihm in Thätigkeit zu setzenden Orgelpfeife in Verbindung gesetzt ist. Der Streifen, in welchen die Noten eingeschnitten sind, wird über eine Messingröhre hinweggeführt. So lange die Finger dabei auf dem nicht leitenden Papiere aufliegen, kann kein Strom nach den Pfeifen gesondet werden; sobald dagegen ein Finger in ein Loch fällt, berührt er die unter dem Streifen liegende Messingröhre, schließt dadurch den Strom und läßt die Pfeife ertönen. Die Länge des Tones ist von der Länge des Loches im Streifen abhängig. Eine geräuschlose Blasebalg-Maschine, welche von dem in einer Röhre von der Orgel zugeführten Winde gespeist wird, bewegt den Zuführungsapparat. Um die musikalische Wirkung zu erhöhen, werden den gewöhnlichen Orgelpfeifen Trommeln, Cymbeln, Glocken u.s.w. beigegeben und in gleicher Weise wie die Pfeifen elektrisch gespielt. Die Maschine gibt eine größere Tonfülle als ein einzelner Orgelspieler hervorbringen kann; denn der Spieler hat blos 10 Finger, die Maschine 200 und kann so viele Noten, als man nur wünscht, auf einmal anschlagen. Dabei kann die Maschine, bei sorgfältig angefertigtem Notenstreifen, keine falschen Noten greifen. Die Maschine spielte die Ouverturen zu „Semiramis“ und zu „Wilhelm Tell“ in so angenehmer Weise, daß man die Ouverturen von einem gut eingeübten, aber geistlosen Orchester gespielt wähnen konnte. Die Erfinder hoffen, ihre Erfindung bald auf ein Piano anzuwenden. E–e. Elektrisches Leitungsvermögen verschiedener Sorten Kohle. Zur Prüfung der elektrischen Leitungsfähigkeit von Kohle hat v. Kobell folgendes einfaches Verfahren angegeben. Ein Stück der zu prüfenden Substanz (Holzkohle, Coak, Anthracit oder irgend eine andere Form von Kohle) wird mit Hilfe einer Zange, welche man durch das Biegen eines Streifens von Zink in Hufeisenform herstellt, in eine Lösung von schwefelsaurem Kupfer getaucht. Wenn die Kohle ein Nichtleiter ist, dann wird das Kupfersalz zersetzt, und eine Ablagerung von Kupfer erfolgt nur an der eingetauchten Fläche des Zinkes; wenn sie hingegen einen hohen Grad von Leitungsfähigkeit besitzt, so ist eine Zink-Kohlekette hergestellt, und eine Kupferablagerung erfolgt an der Oberfläche der Kohle, wie bei der gewöhnlichen Elektrotypie. Von den verschiedensten untersuchten Formen der Kohle wurden die schnellsten Resultate mit einigen amerikanischen Anthraciten und Kohlen erhalten, welche der Einwirkung von eingedrungenen feurigen Felsen unterworfen gewesen waren. Am merkwürdigsten verhielt sich ein Anthracit von Peru, welcher eine große Menge Schwefel in organischer Verbindung enthält, und in fast verticaler Richtung mit zwischengelagertem Quarzit im Hochplateau der Anden, 3965m über dem Meere, angetroffen wird. Dieser wird beim Eintauchen eben so schnell verkupfert wie Graphit. Der Anthracit von Pennsylvanien besitzt dieselbe Eigenschaft, aber nicht in so hohem Grade. Die Heathen-Kohle von South-Staffordshire, wenn sie durch das Eindringen des weißen Trapps verändert ist, wird langsamer verkupfert. Eine Kohlenprobe aus Bengalen, die in derselben Weise durch Eindringen feuriger Felsen verändert ist, verhält sich ebenso wie Coak und wird direct verkupfert. Der gewöhnliche Welsh-Anthracit scheint, nach dieser Methode untersucht, kein Leiter zu sein; nachdem er aber zur vollen Rothglut erhitzt worden, leitet er die Elektricität gut. Von dem Anthracit-District in Südwales weiß man, daß keine bedeutende Störung in der Lagerung der Kohlenschichten stattgefunden, während in Nordamerika und Peru die Aenderung mit einer viel lebhafteren Thätigkeit verknüpft war, was durch die größere Störung der Felsen erwiesen wird, und wahrscheinlich wurde ein höherer Wärmegrad in der Masse entwickelt. Das Verhalten der Elektricitätsleitung würde hiermit übereinstimmen. (Philosophical Magazine, Juli 1875 p. 24; Naturforscher, 1875 S. 312.) Die Reblaus im Alterthum. Ziemlich allgemein wird behauptet, die Reblaus (Phylloxera vastatrix) sei aus Amerika nach Europa eingeschleppt worden. Doch hat auch die Ansicht volle Berechtigung, daß das Insekt längst einheimisch gewesen, früher aber nicht so massenhaft aufgetreten oder aus Mangel an genügenden Hilfsmitteln nicht entdeckt worden sei. Zur Bekräftigung der letzteren Ansicht macht die „Weinzeitung“ auf eine Stelle des Geographen Strabo aufmerksam, welcher um das J. 25 n. Ch. in seiner Beschreibung Illiriens S. 316 also schreibt: Posidonius erwähnt auch der erdpechhaltigen Weinbergerde zu Seleucia Pieria, die als Heilmittel verlauster Weinstöcke ausgegraben werde; denn mit Oel angestrichen, tödte sie das Thier, ehe es von der Wurzel zu den Sprossen hinaufkrieche.“ Daraus wird ersichtlich, daß bereits den Alten sowohl die Phylloxera vastatrix als ein dem unsrigen sehr ähnliches Verfahren gegen sie bekannt war. Ueber xanthogensaures Kalium als Mittel gegen Phylloxera; von Ph. Zoeller und E. A. Grete. Zur Ergänzung der in diesem Journal, 1875 217 79, aufgenommenen Notiz theilen die Verfasser folgendes mit. Versuche, bei welchen die Wirkungen der Xanthogenate auf die Pflanzenentwickelung geprüft wurden, führten zum Ergebniß, daß selbst bei zarteren, krautartigen Gewächsen, welche in 1/2l Boden vegetirten, 1g Kaliumxanthogenat nur in der Weise schadete, daß einige derselben ihre Blätter theilweise verloren, dann aber um so kräftiger neue entwickelten. Bei Sträuchern können im Bereiche der Wurzeln 3 bis 58 untergebracht werden, ohne daß diese Menge im geringsten nachtheilig wirkt. DumasComptes rendus, 1875 t. LXXX p. 1347. machte die Bemerkung, das Kaliumxanthogenat sei in Frankreich für die Anwendung zu theuer wegen des hohen Alkoholpreises, ganz abgesehen von dem erforderlichen geschmolzenen Kalihydrat. Aus der Constitution des Xanthogenats ergibt sich aber, und der Versuch hat es vollkommen bestätigt, daß Aethylalkohol sehr leicht durch einen anderen, z.B. den nur wenige Groschen kostenden rohen Amylalkohol ersetzt werden kann.Unter Berücksichtigung des Moleculargewichtes bestimmt in den einzelnen Ländern der Preis den zu wählenden Alkohol. Außerdem zeigte sich bei unseren Versuchen die interessante Thatsache, daß bei der Darstellung der Xanthogenate die Anwendung geschmolzenen Kalis durchaus nicht nothwendig ist. Schüttelt man nämlich concentrirte Kalilauge mit Amylalkohol (das Verhaltender übrigen Alkohole ist durchaus das gleiche) und mischt Schwefelkohlenstoff hinzu, so erwärmt sich bald die ganze Masse in Folge der eintretenden Verbindung, und man erhält sofort das feste, fast trockene Amylxanthogenat in der verwendbarsten Form. Die bei der Reaction auftretende Wärme ist möglichst durch Abkühlung zu mindern. Das neue Salz löst sich mit Leichtigkeit in Wasser und entwickelt, für sich oder besser mit Superphosphat dem Boden einverleibt, bei Zutritt von Feuchtigkeit Schwefelkohlenstoff. Dabei übt es nach unseren bisherigen Versuchen in der angeführten Menge eben so wenig einen tödtlichen Einfluß auf Pflanzen, wie das mit Aethylalkohol dargestellte. Bei Bestimmung des Handelspreises eines chemischen Productes kommt es nicht blos auf die Preise der Rohmaterialien, sondern ungleich mehr auf die mehr oder minder schwierige Darstellungsweise an. Das Kaliumsulfocarbonat ist in reinem, festen Zustande außerordentlich schwierig darzustellen, und was von Frankreich bis jetzt im Handel erscheint, ist eine Auflösung, welche ziemlich viel Verunreinigung und nur wenige Procente Sulfocarbonat enthält. Einem solchen Präparat gegenüber ist selbst das chemisch reine Aethylxanthogenat weit billiger; aber in gar keinem Vergleich steht der Preis des mit Fuselöl bereiteten, welches nach dem Vorhergehenden durch einfaches Zusammenmischen der Rohmaterialien ohne weitere Mühe erhalten wird. So würde bei Anwendung des Amylalkoholes (die Preise des Großhandels angesetzt) sich der Preis von 100k des festen Salzes auf etwa 120 M. stellen. Ein zweites Moment ist die Verwendbarkeit. Daß Schwefelkohlenstoff die PhylloxeraBeobachtungen reichen, ist der Schwefelkohlenstoff nicht blos für die Phylloxera, sondern auch für zahlreiche andere, im Boden sich aufhaltende, kleine Feinde der Landwirthschaft tödlich. tödtet, war längst bekannt. Als reiner Schwefelkohlenstoff in künstlich angelegten und dann verstopften Bodenlöchern angewendet wurde, tödtete er nach Prof. Köhler's Versuchen nicht allein die Phylloxera, sondern auch die Weinstöcke. Es kam daher darauf an, den Schwefelkohlenstoff in solche Form zu bringen, daß er sich bei größtmöglichster Vertheilung im Boden in einer Stärke entwickle, welche den Pflanzen nichts schadet, dagegen die Phylloxera sicher tödtet. Beide Bedingungen erfüllen sowohl das Sulfocarbonat von Dumas, als auch unsere Xanthogenate. Ersteres jedoch enthält, wie dies die Darstellungsweise und Zusammensetzung nöthig macht, das Material zu einer äußerst reichhaltigen Schwefelwasserstoffquelle in sich, weshalb seine Anwendung schon deshalb mit großer Vorsicht und nur in sehr kleinen Portionen geschehen muß. Dann aber ist die durch die Darstellungsweise bedingte Form der Lösung sowohl für den Handel als für die Anwendung eine sehr unpraktische und störende. Dies alles ist bei den xanthogensauren Alkalien nicht der Fall. Sie vereinigen nicht allein alle Vorzüge des Dumas'schen Salzes in sich, sondern übertreffen dieses vor allem durch die Abwesenheit des schädlichen Schwefelwasserstoffes bei ihrer Zersetzung im Boden, ferner durch ihre leichte und billige Darstellungsweise, besonders des amylxanthogensauren Kaliums, und endlich durch die für den Handel und die Anwendung so zweckmäßige feste Form. Das Salz, mit Boden und Superphosphat gemischt, kann in jede gewünschte oder nothwendige Tiefe gebracht werden und dort bei hinzutretender Feuchtigkeit seine Wirksamkeit äußern. Die Verfasser empfehlen der Landwirthschaft dringend, die Alkali-Xanthogenate und zwar bei allen den Pflanzen schädlichen, thierischen Parasiten (Insekten) des Bodens versuchsweise nach obigiger Vorschrift in Anwendung zu bringen; die günstigsten Wirkungen werden nicht ausbleiben. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 S. 955.) Wien, am 8. Juli 1875. Verfälschung von Nahrungsmitteln. Nach der Society of Public Analysts sind Nahrungsmittel und Getränke dann als verfälscht anzusehen: 1. Wenn dieselben irgend welche Stoffe enthalten, deren Genuß gesundheitsschädlich ist. 2. Wenn dieselben irgendwie Substanzen enthalten, welche das Gewicht, den Umfang oder die Stärke merklich erhöhen oder ihnen einen fictiven Werth geben, es sei denn, der Zusatz wäre zur Darstellung oder Erhaltung des Artikels unerläßlich nothwendig oder das Vorhandensein desselben sei beim Verkauf bekannt. 3. Wenn irgend ein wichtiger Bestandtheil ganz oder theilweise fehlt, und dieser Umstand beim Verkaufe nicht bekannt ist. 4. Wenn der Artikel eine Nachahmung ist oder unter dem Namen eines anderen Artikels verkauft wird. Als Mimmalgehalte sind folgende angenommen. Milch soll nicht weniger als 9 Gew.9g Proc. festen Rückstand, ohne Fett, enthalten und mindestens 2,5 Proc. Butterfett. Abgerahmte Milch soll wenigstens 9 Gew.9g Proc. festen Rückstand geben, ohne Fett. Butter darf nicht weniger als 80 Proc. Butterfett enthalten. Thee, bei 100° getrocknet, darf höchstens 8 Proc. Asche geben, von welcher 3 Proc. in Wasser löslich sein müssen; Verkaufsthee soll 30 Proc. Extract geben. Cacao muß 20 Proc. Fett und Essig mindestens 3 Proc. Essigsäure enthalten. (Nach der Medical Times and Gazette vom 13. Februar 1875.) Unterscheidung der Alizarin- und Purpurinfarben auf Baumwolle; von G. Witz. Man behandelt den gefärbten oder bedruckten Stoff ungefähr 5 Minuten lang mit einer lauwarmen Aetznatronlösung vom specifischen Gewicht 1,0431, welcher auf 10(0 Th. 1 Th. übermangansaures Kali zugegeben ist, wäscht in reinem Wasser und entfernt das Manganoxyd durch eine sehr verdünnte Lösung von doppeltschwefligsaurem Natron. Alizarinrosa oder Alizarinviolett widerstehen dieser Behandlung auch in ihren schwächsten Abstufungen, während die entsprechenden Purpurinfarben durch dieselbe zerstört werden, wie überhaupt durch alle oxydirenden Körper. So liefert auch das Erwärmen mit einer verdünnten Lösung von doppeltchromsaurem Kali (1 Th. auf 1000 Th. Wasser) und Oxalsäure ähnliche Resultate, aber der Unterschied tritt nicht so scharf zu Tage. Nach der Angabe von Witz (Bulletin de Rouen, 1875 p. 174) läßt sich in der angegebenen Weise mittels übermangansaurem Kali genau erkennen, ob eine Farbe mit Alizarin oder mit Purpurin oder mit einem Gemenge beider hergestellt ist. In letzterem Fall soll man sogar das angewendete Verhältniß des Gemenges annäherungsweise schätzen können. Kl. Berichtigungen. In diesem Bande ist zu lesen: In Burstyn's Bestimmung des Säuregehaltes in fetten Oelen S. 316 Z. 20 v. o. verlor 2mg Gewich statt „verlor 2mm Gewicht“ u.s.w. In Krause's Mittheilung über eine neue Darstellung des Thalliums S. 323 Z. 4 v. o. „mit concentrirter Schwefelsäure“ .