Titel: Ueber Abnützung der Platingefässe beim Concentriren von Schwefelsäure; nach Scheurer-Kestner.
Autor: Friedrich Bode
Fundstelle: Band 221, Jahrgang 1876, S. 82
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Ueber Abnützung der Platingefässe beim Concentriren von Schwefelsäure; nach Scheurer-Kestner. Scheurer-Kestner, über Abnützung der Platingefäße beim Concentriren der Schwefelsäure. Die Einwirkung der Schwefelsäure auf das Platin ist verschieden je nach der Reinheit und besonders nach der Concentration der Säure. Nach dem Gehalte der Schwefelsäure an Stickstoffsäuren steigt der Verlust an Platin um das Zwei- bis Dreifache, und ebenso wächst derselbe bis auf das Zehnfache, wenn man Schwefelsäuremonohydrat erzeugt. Die 66°-Schwefelsäure des Handels enthält gewöhnlich 93 bis 94 Proc. Monohydrat; seitdem jedoch neuere Industriezweige stärkere Säure bedürfen, so findet man auch Säure von 97 bis 98 Proc. Monohydrat im Handel. Die folgenden Versuche beantworten die Frage, ob der Platinverlust auf mechanischem Wege stattfindet, oder ob das Platin wirklich aufgelöst wird. Ein Platinkessel der chemischen Fabrik zu Thann, der 2 Jahre hindurch zur Säureconcentration gedient hatte, verlor 12k,295 an Gewicht und es waren darin 4309000k 66°-Säure gewöhnlichen Gehaltes (mit 93 bis 94 Proc. Monohydrat) erzeugt. Der Platinverlust pro Tonne concentrirter Säure von 66 Handelsgraden war somit 2g,859. Die angewendete Säure enthielt Stickstoffsäuren. Als man die letztern (mit schwefelsaurem Ammoniak, wie Pelouze vorgeschlagen hat) beseitigte, war der Platinverlust geringer und fiel im folgenden Jahre auf 2k,490 bei einer Totalproduction von 1843000k 66°-Säure oder auf 1g,220 Platin pro Tonne concentrirter Säure. Es begünstigt demnach ein Gehalt der zu concentrirenden Säure an Stickstoffsäuren wesentlich die Auflösung des Platins. In den folgenden Jahren enthielt die zu concentrirende Schwefelsäure schweflige Säure, und der Platinverlust ging auf 0g,925 pro Tonne concentrirter Säure herabDiese Zahlen, sowohl die vorhergehenden, wie die noch folgenden beziehen sich nur auf das Platingefäß selbst. Der Helm, der Heber u.s.w. erfuhren ebenfalls Verluste, von denen noch die Rede sein wird.; auf 17516000k 66°-Säure waren 16k,178 Platin verschwunden. Es scheint nicht, als ob die Gegenwart geringer Mengen Salzsäure in der Kammersäure die Auflösung des Platins in bemerkenswerthem Grade beeinflußt; vielmehr bleibt jene constant, wenn auch der Gehalt des Salpeters oder der Salpetersäure, welche man zum Kammerbetriebe verwendet, sich ändert. Dagegen übt die Stärke der Schwefelsäure selbst, sobald man den 66. Handelsgrad (oder den Gehalt von 94 Proc. Monohydrat) überschreitet, sogleich einen sehr wesentlichen Einfluß aus. Während nach den letzten Zahlen die Abnützung des Platins pro Tonne concentrirter Säure etwa 1g ist, so ist der Verlust pro Tonne Säure 6g Platin, wenn man Säure von 97 bis 98 Proc. Monohydrat erzeugt. In einem Platinkessel von 30k ursprünglichem Gewicht hatte man 180000k Säure von 97 bis 98 Proc. Monohydrat abgedampft, und es betrug der Verlust an Platinmetall dabei 6g,070, bei einem zweiten Versuche sogar 6g,650 Platin pro Tonne Säure. – Stellt man concentrirte Säure von 99 1/2 bis 99 3/4 Proc. Monohydrat dar, so erhebt sich der Platinverlust auf 8 und 9g pro Tonne Säure; es fehlten nach einer Erzeugung von 102000k concentrirter Säure 861g an Platin oder 8g,444 Platin pro Tonne verstärkter Säure. Da diese Menge Metall hinreichend erschien, um sie durch die quantitative Analyse wieder zu finden, so wurden 73k,6 concentrirter Säure von 99 1/2 Proc. Monohydrat, mit Wasser verdünnt, mit Schwefelwasserstoff behandelt. Man erhielt nach Wegschaffung des Bleies 0g,617 metallisches Platin oder 8g,380 Platin pro Tonne Säure, was mit dem vorher angegebenen Resultate hinlänglich gut übereinstimmt. Bei den vorstehenden Versuchen ist der Abnützung der Nebenbestandtheile der Platingefäße noch keine Rechnung getragen. Sie war nach 5 jährigem Gebrauche, wie folgt: Gegenwärtiges Gewicht. Ursprüngliches Gewicht. k k Kessel 26,450 30,346 Helm   7,000   7,255 Heber   5,520   5,689 Diverse Theile   1,000   1,075 –––––– ––––– 39,970           44,365, somit Totaler Verlust   4,395 –––––– 44,365. Da der Kessel allein 3k,896 Metall eingebüßt hat, so ist der Verlust der übrigen Theile 0k,499 oder 12,8 Proc. von dem des Kessels. Um demnach den Gesammverlust an aufgelöstem Platin zu erhalten, so muß man den früher angegebenen Zahlen noch etwa 13 Proc. hinzufügen. (Vgl. 1875 217 142.) Aus diesen Versuchen sind folgende Schlüsse zu ziehen: 1) Der Platinverlust der Platinkessel rührt nicht von einer einfachen mechanischen Wirkung der siedenden Säure her. 2) Wenn die zu verstärkende Säure frei von Stickstoffsäuren ist, so wird bei Darstellung von Säure mit 94 Proc. Monohydrat etwa 1g Platin pro Tonne verstärkter Säure aufgelöst; der Verlust beträgt 6 bis 7g, wenn die Säure mit 98 Proc. und 9g, wenn sie mit 99 1/2 Proc. Monohydrat erzeugt wird. 3) Schwefelsäure, welche Stickstoffsäuren enthält und in dem Platingefäß verstärkt wird, greift das Platin wesentlich stärker an. Iridiumhaltiges Platin widersteht der Einwirkung der Schwefelsäure um vieles besser als reines Platin. Auf Veranlassung der Pariser Firma Desmoutis, Quenessen und Comp. wurde zu Thann folgender Versuch angestellt. Zwei Kapseln, eine von reinem Platin, die andere aus Platin mit 30 Proc. Iridium hergestellt, wurden in einem Platinkessel eingehängt, worin sie 57 Tage blieben. Die Platinkapsel verlor 19,66 Proc. ihres Gewichtes, die Platiniridiumkapsel nur 8,88 Proc. Leider ist aber iridiumhaltiges Platin brüchiger als reines Platin, und ohne Zweifel ist dies die Ursache, weshalb man beim Bau der Platinkessel stark irridiumhaltiges Platin vermeidet. (Nach den Comptes rendus, 1875 t. 81 Nr. 20). Auch auf einigen deutschen Fabriken wird, wie vorstehend angegeben ist, seit Jahren genau Buch geführt über den Verlust der Platingefäße an Platin. Es wäre zu wünschen, daß man sich ebenfalls zur Veröffentlichung der Resultate entschlösse. Für Diejenigen, welche künftig die Verluste zu ermitteln gedenken, bemerkt Referent nur noch, daß man die Wägungen zweckmäßig auf Decimalwagen ausführt und das Gewicht des Kessels durch einen ledernen Beutel mit Sand ausgleicht; von dem Sande wird bis zum genauen Einspielen der Wage weggenommen und der Rest auf einer genauem Wage gewogen. Daß man bei Reparaturen des Kessels das Gewicht vor und nach der Reparatur jedesmal besonders ermittelt, ist selbstverständlich. Friedrich Bode.