Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, Nr. , S. 185 |
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Miscellen.
Miscellen.
Einstellung einer Dampfmaschine auf den todten Punkt.
Eine Maschine wird nach Joshua Rose (Scientific American, Juni 1876 S. 373) auf den todten
Punkt gestellt, indem man an dem Schwungrade einen genau centrischen Kreis zieht,
was durch Drehen der Maschine leicht geschieht. Man verzeichnet sich dann genau eine
Stellung des Kreuzkopfes in der Nähe des todten Punktes und bezeichnet gleichzeitig
am Schwungrade die Stellung eines gewählten festen Punktes. Nun dreht man die
Maschine durch den todten Punkt, bis der Kreuzkopf wieder an die Marke trifft und
zeichnet am Schwungrad die jetzige Stellung des gewählten festen Punktes. Stellt man
das Schwungrad so, daß der gewählte feste Punkt genau auf die Mitte der beiden
Körnerpunkte am Schwungrad weist, so steht die Kurbel im todten Punkte.
S.
Apparatine gegen Kesselstein.
Die als Appreturmittel bereits (1875 216 190) erwähnte
Apparatine, mit kaustischen Alkalien gekochte Stärke, soll in Amerika als neues
Mittel gegen Kesselsteinbildungen patentirt sein. Angeblich hindern die in den
Dampfkessel gebrachten kleinen Mengen derselben durch eigenthümliche physikalische
Wirkungen das Ansetzen irgend welcher Stoffe an die Eisenplatten. (Papierzeitung,
1876 S. 194.)
Vor Anwendung derartiger schleimiger Stoffe kann nur gewarnt werden (vgl. 1876 220 180) 377).
F.
Wasserleitungen mit Asphaltröhren.
Im vorigen Jahre führte Baumeister Häusel für die Gemeinde
Mümling-Crumbach (Kr. Erbach, Großherzogthum Hessen) eine Wasserleitung mit
6cm weiten Asphaltröhren (vgl. 1876 219 455), die aus der Röhrenfabrik von C. Leye in Bochum (Westphalen) bezogen wurde, aus. Die vier
neu aufgestellten Brunnen sind mit verschließbaren Auslaufröhren versehen, so daß
das Wasser außer dem Gebrauche in dem hierzu angelegten Reservoir sich ansammeln
kann. Das Auslaufrohr am Brunnen liegt 17m,65 unter dem Wasserspiegel im Reservoir, und haben unter diesem Drucke bis
jetzt weder die Röhren noch die Verbindungen undichte Stellen gezeigt. Die
Verbindung der Röhren ist mit Asphalt und Leinwandstreifen, die mit starkem
Bindfaden umwickelt wurden, hergestellt worden; auch die Anschlüsse aus der
Abzweigung an den Krahnen ließen sich mittels eines eisernen Rohrkopfes, an dem eine
Scheibe sitzt, einfach und dicht herstellen. Die Anlagekosten einer Wasserleitung
von Asphaltröhren dieser Art stellen sich für den laufenden Meter auf rund 2 M.
(Röhren, Asphaltkitt, Bandagen, Fracht und Legerlohn) und kommen daher, nach den
hier üblichen Holzpreisen, kaum den Herstellungskosten an Wasserleitungen mit
hölzernen Röhren gleich. Berücksichtigt man die kostspieligen Reparaturen,
Undichtigkeiten und Unreinigkeiten bei Holzröhren, sowie auch die häufigen
Uebelstände bei eisernen Röhren, welche in Undichtigkeiten an Spunden und Stößen, in
Rost etc. bestehen, so wird man unzweifelhaft den Asphaltröhren in vielen Fällen den
Vorzug einräumen müssen. Eine fertig gestellte Leitung ist, da keine Spunden nöthig
sind, weil bei vorkommender Verstopfung mittels einer Säge die Trennung des Rohres
erfolgen kann, als ein ganzes Rohr zu betrachten, weshalb keine Spur von Wasser
verloren gehen kann. Gewerbeblatt für Hessen, 1876 S. 197.)
Beobachtungen über die Dauer der imprägnirten
Holzschwellen.
Bei der Ende Juni l. J. in Constanz stattgefundenen „Versammlung der
Techniker des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen“ hat
der Geheime Regierungsrath Fünk über die Dauer von
Holzschwellen einige Mittheilungen gemacht, welche geeignet sein dürften, das
lebhafte Interesse der Fachgenossen zu erregen. Nach Beobachtungen, welche theils
auf der Köln-Mindener Bahn, theils auf den Hannoverschen Staatsbahnen
angestellt worden waren, erforderten:
Mit Chlorzink imprägnirte Kieferschwellen nach 21jährigem Gebrauche eine Auswechslung
von 31 Proc.
Mit Creosot imprägnirte Buchenschwellen nach 22jährigem Gebrauche eine Auswechslung
von 46 Proc.
Nicht imprägnirte Eichenschwellen nach 17jährigem Gebrauche eine Auswechslung von 49
Proc.
Mit Chlorzink imprägnirte Eichenschwellen nach Ablauf derselben Zeit eine
Auswechslung von 20,7 Proc.
Bei allen Beobachtungen waren sehr günstige Verhältnisse, nämlich sehr gutes, reines
und vollständig durchlässiges Bettungsmaterial vorhanden. Probestücke, die aus
solchen Schwellen herausgeschnitten wurden, welche nach Ablauf der angegebenen
Beobachtungsdauer noch in der Bahn verblieben, zeigten vollständig gesunde
Querschnittsflächen.
Anknüpfend an diese glänzenden Resultate, welche auf deutschen Bahnen mit
imprägnirten Holzschwellen erzielt wurden, theilt Oberingenieur Leop. Huber (Wochenschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architektenvereins, 1876 S. 228) die Resultate der auf einer
österreichischen Bahn, nämlich der Kaiser Ferdinands-Nordbahn, seit einer
Reihe von Jahren augestellten Beobachtungen mit. Danach hat die Auswechslung
betragen:
Bei nicht imprägnirten Eichenschwellen nach 12jähriger Benützung 74,48 Proc.
Bei mit Chlorzink imprägnirten Eichenschwellen nach 7 Jahren 3,29 Proc.
Bei mit creosothaltigem Theeröl imprägnirten Eichenschwellen nach 6 Jahren 0,09
Proc.
Bei mit Chlorzink imprägnirten Kieserschwellen nach 7 Jahren 4,46 Proc.
Die imprägnirten Kieferschwellen, von denen die angeführten Beobachtungen vorliegen,
wurden im J. 1869 auf den Stationsplätzen der Mährisch-Schlesischen Nordbahn
verlegt. Seit den Jahren 1869/1870 kommen bei der Kaiser Ferdinands-Nordbahn
nur noch Eichenschwellen zur Verlegung, welche vorher entweder mit Chlorzink oder
mit creosothaltigem Theeröl imprägnirt wurden.
Eisenbahn-Telegraphenwesen.
In den Technischen Blättern 1876 S. 68 bespricht L. Kohlfürst die derzeitigen Verhältnisse des Telegraphenwesens bei den
österreichischen Eisenbahnen und gelangt am Ende seines Aufsatzes (von welchem auch
ein Separatabdruck in Commission bei Kosmack und Neugebauer in Prag erschienen ist) zur Aufstellung
einiger Forderungen, deren Erfüllung er zur Entwicklung des österreichischen
Eisenbahn-Telegraphenwesens für unentbehrlich hält. Wir deuten dieselben
nachstehend kurz an:
1) Vollständige Trennung der Eisenbahn-Telegraphenleitungen in Bau und
Unterhaltung von den Staats-Telegraphenleitungen.
2) Sorgfältige Ueberwachung und Instandhaltung dieser Leitungen durch die
Bahnorgane.
3) Thunlichste Beschränkung der Privatcorrespondenz auf den Bahnleitungen.
4) Schaffung einer mit einem Specialisten zu besetzenden Dienststelle bei der
Bahnüberwachungs- oder Staats-Telegraphenbehörde, welche u.a. die
experimentelle Prüfung neuer Erfindungen im Bereiche des
Eisenbahn-Telegraphenwesens, die Ueberwachung des
Bahn-Telegraphendienstes zur Aufgabe hätte.
5) Gründung eines Comité auch für das Telegraphenwesen im Verein Deutscher
Eisenbahnverwaltungen.
6) Einführung eines exacten theoretischen Unterrichtes über den
Eisenbahn-Verkehrsdienst und das Eisenbahn-Telegraphenwesen an den
technischen Hochschulen.
E–e.
Unterirdische Telegraphenleitung in Glasröhren.
Das Finanz- und Kommissionär-Gebäude der Centennial-Exhibition
in Philadelphia sind durch eine unterirdische Leitung mit einander verbunden worden,
bei welcher blose Kupferdrähte durch Glasröhren gezogen wurden, welche in
Eisenröhren durch Paraffinwachs in ihrer Lage fest gehalten werden. Theils behufs
leichten Anschlusses von Drähten, welche von seitwärts an die Hauptleitung
herankommen, theils zu größerer Bequemlichkeit bei der Legung sind Kästen angewendet
worden, in welche die Rohrenden eingeschraubt werden. Innerhalb der Kästen laufen
die Drähte über isolirende Brücken; dabei kann man zugleich irgend welchen Draht
herausnehmen und durch einen andern ersetzen, ohne den Betrieb auf den andern zu
stören. In der Ausstellung selbst ist in der Maschinenhalle ein Modell einer solchen
Leitung ausgestellt, und vermuthlich verdankt demnach wohl diese Anlage dem
Aussteller ihr Entstehen.
E–e.
Herstellung des Ebonits.
Ebonit und Vulcanit sind zwei aus Kautschuk und Schwefel hergestellte vielgebrauchte
Stoffe und enthalten (wenn auch nicht wesentlich) einen Beisatz von Guttapercha,
Schellack, Asphalt, Graphit u.s.w. Im Vulcanit steigt der Schwefelgehalt nicht über
20 bis 30 Proc., während im Ebonit bis zu 60 Proc. Schwefel enthalten sind. Auch ist
zu seiner Herstellung eine höhere Temperatur erforderlich. Ein anerkanntes Recept
schreibt 100 Th. Kautschuk auf 45 Schwefel und 10 Guttapercha vor, welche in
genügender Wärme vereinigt werden. Bei der Herstellung wird eine hinreichende Menge
dieser Mischung in eine passende Form aus einem vom Schwefel nicht angreifbaren
Stoffe gebracht und 2 Stunden lang einer Wärme von etwa 315° und einem Drucke
von 1k pro 1qc ausgesetzt, was ganz bequem so gemacht wird, daß man die Form in einen
Dampfkessel bringt, in dem man leicht die nöthige Temperatur und den erforderlichen
Druck erhalten kann. Nach dem Erkalten wird der Ebonit aus der Form genommen und in
gewöhnlicher Weise fertig gemacht und polirt. (Journal of the
Telegraph, Bd. 8 S. 309.)
E–e.
Abnützung von Münzen.1)
Die bis jetzt vorliegenden Angaben über den Gewichtsverlust, welchen die Münzen durch
längern Umlauf erleiden, sind als nicht ganz zuverlässig zu betrachten; die sich
augenblicklich darbietende Gelegenheit der Einlösung der alten Münzen wird daher,
wie Münzdirector v. Haindl in dem Polytechnischen Verein
in München mittheilte, benützt, um diese Unsicherheit zu heben.
Die Abnützung ist im Allgemeinen von folgenden drei Factoren abhängig: 1) von dem
Material, 2) von der Form und 3) von der Art der Prägung der Münzen.
Was zunächst den letztern Punkt betrifft, so zeigt die Erfahrung, daß frei geprägte
Münzen widerstandsfähiger zu sein scheinen, als im Ring mit dem Balancier oder mit
der Ulhorn'schen Presse geprägte Münzen.
In Betreff des Materials, aus welchem die Münzen bestehen, zeigt sich für Gold
durchschnittlich ein bedeutend geringerer Verlust als für Silber; die bis jetzt
erhaltenen Daten in dieser Beziehung sind folgende. Die im J. 1803 geprägten
Zwanzig-Franken-Stücke, von denen in letzter Zeit 1412282 Stücke
eingeschmolzen wurden, ergaben 0,2 Proc. Mindergewicht. Ueber die Abnützung der
Kronenthaler (Silbermünze) sind bereits im J. 1844 Versuche angestellt worden; der
Verlust bei Brabanter Kronenthalern, die hundert Jahre im Umlauf waren, ergab sich
damals zu 1,11 Proc., welcher Werth sich bis zum J. 1873 auf 1,55 Proc. steigerte.
Oesterreichische Kronenthaler zeigten bei diesen ersten Versuchen nach 80jährigem
Umlauf 0,71, im J. 1873 1 Proc. Abnützung. Bei süddeutschen Kronenthalern wurden im
J. 1844 nach 34jährigem Umlauf 0,44 Proc., später im J. 1873 aber 0,82 Proc.
Abnützung gefunden. Im
Mittel betrug der Verlust bei den eingeschmolzenen 117965 Stück 1,03 Proc. Bei den
Zweiguldenstücken fand sich als mittlere Verlustziffer bei 9000000 Gulden 0,11
Proc.
Man kann demnach als durchschnittliche Abnützung bei ältern, frei geprägten großen
Silbermünzen pro hundert Jahre Umlaufszeit 1 Proc. annehmen. Die im Ring geprägten
neuen Thaler zeigen dagegen jetzt schon ungefähr 1 Proc. Abnützung.
Auch die Guldenstücke vom J. 1837, von denen 4000000 eingeschmolzen wurden, ergaben 1
Proc. Verlust. Bei Einhalb-Guldenstücken ergab sich als Durchschnittsziffer
von 2500000 Gulden 1,31 Proc.
Unverhältnißmäßig groß ist diesen Werthen gegenüber die Abnützung, welche
minderhaltige Silbermünzen zeigen, da nicht nur der Verlust an Gewicht in Betracht
kommt, sondern auch die durch das Weißsieden erzeugte Silberhaut sich allmälig
abgreift und dadurch auch der Gehalt der Münze reducirt wird. So beträgt die
Durchschnittsziffer bei Sechskreuzerstücken 10 Proc., bei Dreikreuzerstücken sogar
24 Proc.; allerdings sind hierbei auch die Stücke ältesten Datums einbegriffen. Ein
weiterer Verlust bei Silbermünzen entsteht noch dadurch, daß sich durch die
Berührung des Silbers mit dem menschlichen Schweiß Chlorsilber bildet, welches bei
einer Schmelzung verloren geht.
Bestimmung des Mangans im Gußeisen.
Folgende Methode zur Bestimmung des Mangans gibt zwar nicht sehr genaue Resultate,
ist aber schnell auszuführen und kann besonders in Laboratorien auf Eisenwerken bei
Analysen von Spiegeleisen sehr gute Dienste leisten. Man verfährt nach S. Kern (Chemical News, 1876 S.
90) in folgender Weise.
0g,5 der Probe werden in einer Kochflasche
mit 15cc Salzsäure von 1,12 spec. Gew.
behandelt. Ist das Eisen fast ganz aufgelöst, so werden ungefähr 08,2 chlorsaures
Kalium hinzugesetzt, um alles Eisen in Eisenchlorid zu verwandeln. Etwa in dem Eisen
vorhandenes Silicium bleibt ungelöst. Dann wird zur Lösung Kalilauge gefügt und
sogleich mit 40 bis 50cc einer
concentrirten Lösung von Chlorammonium 10 bis 15 Minuten lang gekocht. Der
Niederschlag von Fe₂ wird abfiltrirt und zum Filtrat Schwefelammonium
gesetzt. Das gefällte Schwefelmangan wird gesammelt, schnell ausgewaschen, in einen
Porzellantiegel gebracht und mit Schwefelsäure erhitzt. Das schwefelsaure Mangan
wird zur Trockne verdunstet, geglüht und das gebildete Mn₃O₄
gewogen.
Einfluß von Zinn und Phosphor auf Kupfer.
Während nach den Versuchen von Karsten Gehalte unter 0,3
Proc. Zinn die Festigkeit des Kupfers in der Kälte nicht bedeutend vermindern,
jedoch 0,25 Proc. bereits starken Rothbruch veranlassen sollen, so waren nach Hampe Legirungen mit 0,1 bis 1 Proc. Zinn in der Hitze
und Kälte völlig dehnbar, so daß ein nachtheiliger Einfluß des Zinns innerhalb
dieser Grenzen nicht constatirt werden konnte. Zinnreichere Legirungen zeigten eine
Neigung zur krystallinischen Textur, ohne die Dehnbarkeit zu beeinträchtigen, wenn
nur das erste Aushämmern etwas vorsichtig geschehen war.
Hinsichtlich der Raffination des Kupfers mit Phosphorzusatz wird bemerkt, daß bei dem
Üblichen Verfahren der Entfernung eines schädlichen Sauerstoffgehaltes im
Garkupfer durch Polen sich Gase (Kohlenoxyd, Wasserstoff, Kohlenwasserstoff)
entwickeln, welche vom Kupfer nach Entfernung des Sauerstoffgehaltes absorbirt
werden und das Raffinat mehr oder weniger porös machen, was namentlich dessen
Dehnbarkeit in der Kälte beeinträchtigt. Um den Einfluß dieser absorbirten Gase
nicht zu groß werden zu lassen, läßt man beim Raffiniren absichtlich etwas
Sauerstoff im Kupfer, vermeidet aber dadurch die Gasabsorption, somit Porosität doch
nicht ganz, während sie bei überpoltem, ganz von Sauerstoff befreitem Kupfer stärker
hervortritt. Es wird nun die Porosität vermieden werden, wenn sich überhaupt keine
absorbirbaren Gase entwickeln, und in dieser Beziehung sind im Mansfelder Revier
angestellte Raffinirversuche mit einem Phosphorzusatz ganz günstig ausgefallen. Der
Phosphor nimmt den Sauerstoff des Kupfers ohne Gasentwicklung auf, und ein geringer
Rückhalt davon im Kupfer hinterließ keinen nachtheiligen Einfluß. Das Kupfer wurde vollkommen
dicht und erstarrte mit eingesunkener Oberfläche; der Bruch desselben nähert sich
dem des chemisch reinen Metalles und ist nicht, wie der des gewöhnlichen Raffinats,
feinkörnig, sondern dicht, wie geflossen, oft mit stänglicher Structur und hellerem
Rosa. Beim Aufwerfen des Phosphors auf geschmolzenes Kupfer kommt es in eine
schäumende, treibende Bewegung, welche auch nach dem Verschwinden des Phosphors noch
fortdauert, und es entsteht eine dünne, beim Erkalten des Stückes abspringende
Schlackenschicht. Während gewöhnliches Walzraffinat 8,591 bis 8,690 spec. Gew.
besitzt, so zeigte mit Phosphor behandeltes Kupfer 8,924. Das mit Phosphor
behandelte Kupfer war weit zäher und dehnbarer als Walzraffinat, zeigte aber in den
einzelnen Barren kein gleichmäßiges Verhalten, wohl deshalb, weil beim Aufwerfen des
Phosphors auf das Metallbad mehr oder weniger davon verbrennt. Das für die
praktische Verwendung solchen Kupfers unangenehme Einsinken der Gußstücke würde sich
vielleicht durch Anwendung stehender Formen und Gießen mit verlorenem Kopf
unschädlich machen lassen. Auch dürfte ein Zusatz von Phosphorkupfer, statt
Phosphors, beim Raffiniren Vorzüge gewähren. Weitere Versuche müssen Aufschluß über
den ökonomischen Theil des Verfahrens geben, und es dürften solche Versuche von
vornherein nicht aussichtslos erscheinen, da die Kosten für Phosphor auf 1 Ctr.
Kupfer etwa 20 bis 35 Pf. betragen. (Nach der Zeitschrift für das Berg-,
Hütten- und Salinenwesen im Preußischen Staate, 1876 S. 6.)
Ueber Cadmiumdoppelsalze; von J. M. Eder.
Einer größern, vom Verfasser als Separatabdruck aus der Photographischen
Korrespondenz, 1876 S. 83 gef. eingesendeten Arbeit über Cadmiumdoppelsalze und über
die Verwendung derselben zur Jodirung des Collodiums entnehmen wir folgende
Löslichkeitstabelle.
1 Gewichtstheil des Salzes löst sich bei 15° in
Gewichtstheilen:
Untersuchung von Schellack auf eine Verfälschung mit
Colophonium; von Fr. Dietlen.
Reiner Schellack hat einen matten Bruch, Colophonium oder mit Colophonium versetzter
Schellack zeigen dagegen einen glänzenden Bruch. Colophonium ist weniger hart als
Schellack, bricht leichter und läßt sich viel leichter im Mörser zerreiben. Ligroin
löst Colophonium, Schellack bleibt zurück.
Pergansept.
Unter diesem Namen bringt die Pergamentpapierfabrik von A. Eckstein in Wien ein mit rohem Holzessig imprägnirtes Pergamentpapier in
den Handel; dasselbe soll nach der Papierzeitung, 1876 S. 182 als Verbandmittel bei
frischen Wunden zur Verhütung der Eiterbildung angewendet werden.
Einwirkung der Schwefelsäure auf phosphorsauren Kalk.
Nach den Versuchen von Armsby verläuft die Reaction
zwischen gleichen Molecülen Phosphorsauren Kalk und Schwefelsäure derart, daß die
Schwefelsäure zuerst auf die Hälfte des phosphorsauren Kalkes einwirkt unter Bildung
des löslichen Phosphates CaH₄ (PO₄)₂ oder CaO, 2HO, PO₅, nach
der Gleichung:
Ca₃ (PO₄)₂ + 2 H₂SO₄ =
CaH₄ (PO₄)₂ + 2 CaSO₄.
Dann wirkt dieses Phosphat auf die andere Hälfte des
phosphorsauren Kalkes ein und bildet das unlösliche einfachsaure Phosphat
CaHPO₄ oder 2CaO, HO, PO₅:
CaH₄ (PO₄)₂ + Ca₃
(PO₄)₂ = 4 CaHPO₄.
Die letztere Reaction wird durch die längere Dauer der Einwirkung und die Erhöhung
der Temperatur begünstigt. (Journal für praktische Chemie, 1876 Bd. 13 S. 533.)
Benzol und Benzin.
Professor Heeren bespricht in den Mittheilungen des
Gewerbevereins für Hannover, 1876 S. 106 die verschiedenen Flüssigkeiten, welche
unter diesen Namen im Handel vorkommen. Hiernach ist der Name Benzol für die ganz, oder doch fast ganz reine, aus Benzoësäure
oder Steinkohlentheer gewonnene Flüssigkeit, der Name Benzin dagegen für die weniger reinen Sorten derselben Flüssigkeiten mit
nicht konstantem Siedpunkt zu brauchen. Beide, Benzol und Benzin, mischen sich in
jedem Verhältniß mit 90grädigem Weingeist und brennen mit stark rußender Flamme.
– Die aus dem rohen Petroleum gewonnenen ätherischen Flüssigkeiten,
Petroleumäther etc., sollten zur Vermeidung von Confusion nie als Benzin bezeichnet
werden; sie mischen sich nicht mit Weingeist und brennen mit wenig rußender Flamme.
Eben so wenig rechtfertigt es sich, die flüchtigsten Destillationsproducte des
Theeres der Cannel-, der Bogheadkohle und der Braunkohle als Benzin zu
bezeichnen; man behalte für sie die Namen Photogen, Mineralöl, Hydrocarbür,
Schieferöl oder auch Eupion. Auch diese mischen sich nicht mit Weingeist und geben
beim Brennen wenig Rauch.
Färben von Nahrungs- und Genußmitteln.
Die Pariser Polizeibehörde hat zum Färben von Nahrungs- und Genußmitteln die
ausschließliche Verwendung nachstehender Stoffe vorgeschrieben.
Blau: Indigo und dessen Derivate, Berlinerblau.
Roth: Cochenille, Carmin, Carminlack, Brasilholzlack,
Orseille.
Gelb: Safran, Avignon-Gelbbeeren, Persische
Gelbbeeren, Quercitron, Gelbholz, Curcuma.
Grün: Gemisch von Campechenholz und Berlinerblau.
Violett: Gemisch von Berlinerblau und Carmin.
Verboten sind Kupferoxyd, Kupferlasur, Bleioxyd, Zinnober, Chromgelb, Gummigutt,
Scheel'sches und Schweinfurter Grün und Bleiweiß.
Zum Färben von Getränken wird empfohlen für den Curaçao Campechenholz, für
Absinth lösliches Indigoblau mit Safran, für blaue Flüssigkeiten lösliches
Indigoblau, Berlinerblau und Ultramarin. (Vgl. auch Ballo
1874 213 443.)
Schwefelkohlenstoff als Conservirungs- und
Desinfectionsmittel.
Bei Versuchen über das Verhalten des Bodens gegen xantogensaures Kalium (vgl. 1875
217 430) beobachtete Ph. Zöller (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 707), daß, wenn auch dem Boden nur kleine
Mengen Xanthogenat beigemischt waren und sich deshalb nur wenig Schwefelkohlenstoff
entwickelte, in den Gefäßen, welche die befeuchtete Mischung enthielten, niemals
Pilzbildung auftrat; letztere zeigte sich unter sonst gleichen Umständen jedoch
stets in jenen Gefäßen, in welchen dem Boden das Xanthogenat fehlte. Diese
Beobachtung veranlaßte den Verfasser den Schwefelkohlenstoff bezüglich seiner
conservirenden und desinficirenden Wirkung zu prüfen.
Es wurden nun über einem kleinen Glasteller mit Schwefelkohlenstoff Fleischstücke von
250 bis 1000g Gewicht auf ein Gestell aus
Glasstäben gelegt und das Ganze mit einer Glasglocke bedeckt. Die Proben hielten
sich bei 15 bis 20° während 32 Tagen in dem Schwefelkohlenstoffdampf und
Wasserdampf enthaltenden Luftraum ohne jede Fäulnißerscheinung. Das Fleisch behielt seine Elasticität und veränderte
nur oberflächlich seine Farbe durch Blassserwerden; im Innern hatte es vollkommen
das Ansehen von frischem Fleische; beim Aufbewahren an der Luft zeigte es Neigung
zum Austrocknen, ohne daß hierdurch seiner nach einigen Tagen eintretenden
Verschimmelung und Zersetzung vorgebeugt wurde.
Mit gleich günstigen Resultaten wurden Tauben, Hühner, Brode, Zwetschen, selbst Harn
durch Schwefelkohlenstoffdampf conservirt und vor Fäulniß geschützt.
Verf. ist fest überzeugt, daß man Fleisch und andere leicht faulende und
veränderliche Substanzen in einer Schwefelkohlenstoff-Atmosphäre sehr lange
conserviren kann; und wenn, wie es nach verschiedenen Versuchen nicht
unwahrscheinlich erscheint, sich das Fleisch etc. zum Genusse eignet, dann wäre
diese so leicht ausführbare Conservirungsmethode für den Transport von
Lebensmitteln, für die Verproviantirung von Festungen u.s.w. von ganz
außerordentlichem Werthe.
Darstellung von Alizarinfarben; von F. de Lalande.
Es handelt sich im Wesentlichen um die Gewinnung von Purpurin aus Alizarin, und es
werden hierzu die folgenden Oxydationsmethoden vorgeschlagen.
1) 100 Th. Alizarin werden mit 50 bis 100 Th. trockner Arsensäure und 800 bis 1000
Th. Schwefelsäure von 66° B. so lange auf 120 bis 150° erhitzt, bis
eine herausgenommene Probe mit verdünnter Aetznatronlösung eine hochrothe Färbung
gibt, worauf man die flüssige Masse mit dem 20 bis 30fachen Volum Wasser verdünnt,
einige Zeit weiter erhitzt und dann filtrirt. Der zurückgebliebene Rückstand kann
nach dem Waschen sogleich zu Färbezwecken verwendet werden (vgl. 1875 215 161).
2) Die Arsensäure mag durch eine gleiche Menge Antimonsäure ersetzt werden; in diesem
Falle ist die Temperatur auf 200 bis 250° zu erhöhen. Im Uebrigen wird wie
oben verfahren.
3) Als Oxydationsmittel dient Manganperoxyd. Man kann die Oxydation hier auch ohne
Anwendung von Wärme zu Stande bringen.
4) An Stelle der Arsensäure nimmt man die gleiche Menge Zinnsäure und erhitzt wie im
ersten Falle auf 120 bis 150°.
5) Das getrocknete und gepulverte Alizarin wird in kleinen Mengen in etwa die
zehnfache Menge rauchender, mit Kältemischung umgebener Salpetersäure eingetragen
und die ganze Masse
in kaltes Wasser geschüttet. Der entstehende Niederschlag wird gesammelt, gewaschen
und technisch verwendet.
6) Das in Wasser, kalt oder heiß, suspendirte Alizarin wird mit dem gleichen oder
zweifachen Gewichte Kaliumbichromat oder Bleioxyd, Kupfernitrat, Quecksilbernitrat,
Eisenchloridlösung von 50° B. oder endlich Eisensulfat behandelt. Es ist hier
zuweilen nothwendig, die Temperatur auf 150 bis 250° zu erhöhen.
7) 100 bis 200 Th. Alizarinbrei (10 Proc. trockenes Alizarin enthaltend) werden mit
10 Kupfersulfat, 2 Kaliumchlorat und 100 bis 200 Th. Kieselsand vermengt; diesen
Brei erwärmt man mehrere Tage lang unter fortgesetztem Umrühren auf 30 bis
60°. Das Product wird mit Wasser gewaschen, um lösliche Beimengungen zu
entfernen, und sodann mittels Aetznatron ausgezogen, aus welchem Auszuge man den
Farbstoff durch irgend eine Säure niederschlägt. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1876 S. 644.)
Selen- und Tellur-Ultramarin.
Guimet will nach einem französischen Patente braunes und
purpurrothes Ultramarin dadurch gewinnen, daß er bei dem bekannten
Ultramarinblau-Verfahren den Schwefel durch Selen ersetzt; wird in
entsprechender Weise Tellur verwendet, so soll grünes und gelbes Ultramarin erhalten
werden.
Ein blauer Farbstoff, aus Diphenylamin dargestellt von Willm und Girard.
Indem 100k Diphenylamin und 30k Ameisensäure 10 bis 12 Stunden lang bei
120 bis 160° zusammen erhitzt werden, erhalten Willm und Girard (Moniteur industriel belge, 1876 S. 167) nach dem Abdestilliren der
überschüssigen Ameisensäure reines Formodiphenylamin als Ausgangspunkt für die
Darstellung eines neuen blauen Farbstoffes. Sie erhitzen nämlich 1k des so erhaltenen Formodiphenylamins mit
2k Oxalsäure durch 20 bis 24 Stunden in
einer gußeisernen emaillirten Retorte bei 110 bis 120°. Die Masse wird sodann
in Benzin gegossen, der ungelöste Rückstand nach dem Decantiren durch kochendes
Wasser von anhängender Oxalsäure befreit, getrocknet und in starkem Weingeist
gelöst. Die alkoholische Lösung wird mit schwacher Kalilauge erwärmt, die nunmehr
rothbraune Flüssigkeit filtrirt, mit concentrirter Salzsäure ausgefällt, der
entstehende blaue Niederschlag mit Wasser ausgewaschen und derselbe schließlich
durch Behandeln mit Schwefelsäure bei 40 bis 100° in Lösung übergeführt. Man
hat alsdann eine Sulfosäure des neuen blauen Farbstoffes, welche direct als
Farbflüssigkeit verwendet werden kann.
Statt Formodiphenylamin eignet sich in gleicher Weise auch Acetodiphenylamin, welches
aus ersterm durch Einwirkung von Essigsäure entsteht, zur Darstellung des blauen
Farbstoffes. Ferner kann man dem Diphenylamin das Dinaphtylamin, und dem
Formyl- oder Acetylradical ein Alkoholradical, z.B. Methyl oder Benzyl,
substituiren, oder endlich könnte man nach der Ansicht der Verfasser die Bildung des
tertiären Amids gänzlich umgehen, indem man einfach getrocknete Oxalsäure oder eine
andere Säure, wie Citronensäure, Weinsäure u.a., auf Diphenylamin einwirken
läßt.
Kl.