Titel: Die Heizung und Lüftung geschlossener Räume auf der internationalen Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungswesen in Brüssel 1876; von Hermann Fischer.
Autor: Hermann Fischer
Fundstelle: Band 222, Jahrgang 1876, S. 1
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Die Heizung und Lüftung geschlossener Räume auf der internationalen Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungswesen in Brüssel 1876; von Hermann Fischer. Mit Abbildungen. Fischer, über Heizung und Lüftung geschlossener Räume. Der Gedanke, in Brüssel eine Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungswesen stattfinden zu lassen, datirt vom J. 1871. In diesem trat die Société royale et centrale des Sauveteurs de Belgique mit der Idee hervor, in Brüssel eine internationale Ausstellung von „Hebemaschinen, Apparaten und Einrichtungen der Gesundheitspflege und des Rettungswesens“ zu veranstalten, mit welcher ein Congreß über genannte Gegenstände verbunden sein sollte. Verschiedene Umstände, namentlich die Ausstellung in Wien 1873, hatten die Vertagung des Projectes veranlaßt. Gegen Ende des J. 1874 erbat sich die genannte Gesellschaft, ermuthigt durch das lebhafte Interesse, welches der König von Belgien für das Zustandekommen dieses Unternehmens zu erkennen gab, aber erkennend, daß die Ausführung durch ihre eigenen Kräfte allein nicht möglich sein würde, die Mitwirkung Aller, welche durch Stellung, Kenntnisse und besondere Eigenschaften befähigt seien, das Werk zu einem guten Ende zu führen. Sie präcisirte die Aufgabe der Ausstellung dahin, daß sie der Gesundheitspflege und dem Rettungswesen dienen solle, wobei aber der Name „Rettungswesen“ nicht in seiner reinen, engeren Bedeutung aufzufassen sei, sondern in sich schließen solle: „Alles, was geeignet ist, das Leben der Menschen zu retten und zu sichern.“ Der Erfolg des Unternehmens, die stattfindende Ausstellung, wird gewiß die Veranstalter desselben befriedigen und ihnen den besten Lohn gewähren für ihre mühevollen Arbeiten. Die Neuheit einer derartigen Ausstellung und die, wie oben erwähnt, sehr allgemein ausgedrückten Ziele derselben haben, wie es nicht anders zu erwarten war, eine sehr ungleichförmige Beschickung der Ausstellung zur Folge gehabt. Während einige Länder fast nur durch ihre Regierungen und sonstigen Behörden als Aussteller vertreten waren, basirte die Ausstellung anderer Länder hauptsächlich auf der von Privatpersonen, bezieh. Fabrikanten gelieferten Objecten. Einerseits ist zu erwarten, daß bei zu erhoffenden Wiederholungen derartiger Ausstellungen diesem Uebelstande entgegengearbeitet werden wird, anderseits wird man sich mehr und mehr entwöhnen, aus den Objecten einer Ausstellung allein sich ein Urtheil über die Leistungsfähigkeit des betreffenden Volkes oder Landes zu bilden. Deshalb glaube ich nicht, daß es gerechtfertigt ist, dem beregten Uebelstande der Brüsseler Ausstellung ein großes Gewicht beizulegen. Die in Rede stehende Ausstellung war u.a. werthvoll in Bezug auf Heizung und Lüftung geschlossener Räume; hier wurden nicht allein Heizapparate, sondern die genauen Pläne der Heizanlagen, nicht nur die idealen Darstellungen, welche den leitenden Gedanken eines Heizsystems u.s.w. versinnlichen sollen, sondern die vollständigen Pläne von ausgeführten Anlagen dem vergleichenden Studium zur Verfügung gestellt. Das ist es, was mich veranlaßt, den Lesern dieses Journals in dem Folgenden einen kurzen Bericht über das Vorhandene zu geben. Von den Heizapparaten mögen, da die Kamine so gut als gänzlich fehlen, zunächst die Zimmeröfen Platz finden. Fast ohne Ausnahme sind sie so eingerichtet, daß sie zugeführte frische Luft vor deren Eintritt in den betreffenden Raum erwärmen können. Diese Thatsache documentirt einen wesentlichen Fortschritt in der Verbreitung richtiger Ideen auf dem Gebiete der Ventilation. Die Zweckwidrigkeit der Kaminheizung wird nicht allein hinsichtlich der mangelhaften Ausnützung der Brennmaterialien in Bezug auf Erwärmung anerkannt, sondern man hört auch nach und nach auf, sie als werthvoll für die Lüftung der Zimmer zu preisen. Wenn die Luft aus den Räumen nur abgesaugt wird, so wird – im Winter – ein gleiches Quantum kalter Luft durch die Spalten der Fenster etc., sowie durch die Poren der Wände eingeführt. Diese bewegte kalte Luft bringt das so unangenehme Gefühl des „Ziehens“ hervor, was den Vortheil, eine reinere Luft zu athmen, sehr beeinträchtigt. Am angenehmsten wird es sein, Luft mit der Temperatur des betreffenden Zimmers einzuführen; ist die eingeführte Luft wärmer als die des zu lüftenden Raumes, so kann deshalb kein Zug entstehen, weil die frische Luft sich sofort nach der Decke begibt und nur langsam nach unten strömt – in dem Maße, als die Zimmerluft unten abgesaugt wird. Die in Rede stehenden Oefen sind entweder mit einem oder mehreren innern Canälen für den Durchgang der frischen Luft versehen, oder sie sind als Mantelöfen construirt. Während die erstgenannten, hauptsächlich von Rußland ausgestellten, meistens als Massen- oder Grundöfen construirt sind, zeigen die Oefen mit dichten Mänteln mehr oder weniger reine Eisenconstruction, in der Regel mit Regulirfeuerung. Die Wahl der hier in Betracht kommenden Ofengattungen entscheidet das zur Verfügung stehende Brennmaterial. Während Steinkohle und Koke durch die Regulirung der Luftzuführung in gleichförmiger, dem Bedürfnisse entsprechender Weise verbrannt werden können, wenn sie in eisernen Oefen, in denen die Temperatur des Brennmaterials stets eine gemäßigte ist, verwendet werden, würde dasselbe Verfahren bei Holzfeuerung mit erheblichen Verlusten verbunden sein, da die trockene Destillation des Holzes schon bei verhältnißmäßig niedriger Temperatur stattfindet. Die entwickelten Gase würden wegen Luftmangel unverbrannt entweichen, ihre Heizkraft also nicht nutzbar gemacht werden können. Diese Oefen mit Einrichtung zum Erwärmen der frischen Luft können, wenn sie richtig construirt und zweckmäßig angewendet werden, insbesondere Luftabzugscanäle vorhanden sind, die sogen. Luftheizung vollständig ersetzen. Sie sind thatsächlich mit vielem Erfolg in Krankenhäusern u. dgl. in Verwendung und namentlich da, wo es – wie in Baracken – an den zur Aufstellung der Heizapparate der Luftheizung erforderlichen Kellerräumen fehlt. Während die genannten Oefen außer dem Hervorgehobenen nichts Bemerkenswerthes enthalten, dürfte die Leser ein Gasofen, System L. Vanderkelen, interessiren, welcher von den gewöhnlichen in seiner Construction abweicht. Fig. 1., Bd. 222, S. 3 Figur 1 zeigt diesen aus Eisen- oder Kupferblech hergestellten Ofen im verticalen Durchschnitt. A ist der Hahn der Gasleitung. Das Gas verbrennt, nachdem es mit Luft gemischt, bei B und erwärmt sowohl die cylindrische Wand H, als auch den aus zwei Kegelstücken zusammengesetzten Körper C, letztern – wie von dem Fabrikanten hervorgehoben – „bis zum Glühen“. Die Verbrennungsgase entweichen durch den Rohransatz D in einen Schornstein. Der Cylinder H gibt die auf ihn entfallende Wärme direct an das Zimmer ab, während die durch den Körper C zu erwärmende Luft mittels des Rohres E entweder von dem Zimmer oder aus dem Freien zugeführt wird. Die an C erwärmte Luft entweicht durch den durchbrochenen Deckel F des Ofens in den zu erwärmenden Raum. Dievorliegende Construction hat augenscheinlich den Vorzug, daß ein Offenlassen des Gashahnes, während im Ofen kein Feuer brennt, ohne Gefahr ist; das austretende Gas entweicht ohne weiteres in den Schornstein. Wichtiger als die Ofenheizung sind die Centralheizungen. Sie sind auf der Ausstellung meistens als Luftheizungen vertreten, also in der Form, daß die Heizkörper im Kellergeschoß aufgestellt sind, von welchem erwärmte Luft dem betreffenden Raume zugeführt wird. Die direct durch die Rauchgase erwärmten Heizkörper bestehen theils ausschließlich aus Mauerwerk – z.B. die Heizkörper der Marine-Kaserne der Kaiserlichen Garde in St. Petersburg (15 Apparate), des Militärhospitals in Warschau, der Klinik der medicinischen Akademie in St. Petersburg, des Hauses Carlsberg bei Copenhagen –, oder sie bestehen zum Theil aus Mauerwerk, zum Theil aus Eisen, oder sie sind ausschließlich in Eisen construirt – z.B. in der Kathedrale St. Andreas in St. Petersburg, in einigen Gemächern der Kaiserin im Winterpalast, in einem Theil des großartigen städtischen Krankenhauses im Friedrichshain zu Berlin, in dem Krankenhaus der Georg-Marienhütte bei Osnabrück. Bei den meisten dieser Heizkörper vermißt man die so nöthige Rücksichtnahme auf eine bequeme Entfernung des Rußes aus den Rauchzügen. Nur sehr wenige sind so angelegt, daß der Ruß ohne Betreten der Heizkammern entfernt werden kann. Ist der Ruß in die Heizkammer, bezieh. in ein dort aufgestelltes Gefäß zu entleeren, so gehört die außerordentlichste Aufmerksamkeit und Sorgfalt des betreffenden Arbeiters dazu, um zu verhindern, daß Rußtheile durch die Canäle in die zu beheizenden Räume gelangen. Fast sämmtliche Oefen lassen den Rauch an ihrem untern Ende in den Schornstein entweichen; indem die Verbrennungsgase rasch emporsteigen und, bedeutende Heizflächen passirend, langsam nach unten sinken, wird eine geregelte Strömung derselben hervorgebracht, da die an den Wandungen abgekühlten Gase vermöge ihres größern specifischen Gewichtes den wärmeren voreilen und diesen Platz machen, ihrerseits auf die Heizflächen zu wirken. Es bedarf, wenn dieses System verfolgt wird, keines häufigen Hin- und Herführens, keines langen Weges der Gase. Lediglich die zweckmäßig liegende Heizfläche ist maßgebend. In zwei Dresdner Krankenhäusern, bei den oben erwähnten gemauerten Heizapparaten, in der Kirche St. François Xavier zu Paris u.a. steigt der Rauch in zahlreichen ganz oder nahezu horizontalen Röhren mit verbindenden Stutzen nach unten; es scheint, als ob die betreffenden Constructeure noch mit sich gekämpft haben hinsichtlich des maßgebenden Gedankens der Anordnung. Bei andern Anlagen, z.B. den Heizapparaten des städtischen Krankenhauses im Friedrichshain zu Berlin, ist das richtige Princip voll und ganz zum Ausdruck gelangt. Einige russische Centralöfen lassen den Rauch an ihrem obern Ende abströmen. Damit derselbe mit den Heizflächen in genügende Berührung kommt, sind in den verticalen Schacht horizontale Platten eingehängt, die nur einen schmalen Spalt zwischen ihrem Umfange und den Heizflächen für den Durchgang der Verbrennungsgase übrig lassen. Diese Anordnung hat mindestens den Nachtheil einer unbequemen Reinigung. Die einfachsten Rauchwege enthält der bekannte Gurney'sche Apparat: Ein gußeiserner, außen gerippter Cylinder ist mit einer verzierten gußeisernen Kuppel geschlossen. Der Boden des Cylinders wird durch einen Planrost gebildet. In der Vorderseite des Ofens befinden sich zwei außen gerippte Thüren, zum Schüren des Feuers und zum Einwerfen von Brennmaterial. Der letztern Thür gegenüber befindet sich – an der Hinterseite des Ofens – ein Rohrstutzen, welcher die Gase in den Schornstein zu führen hat. Der innere Raum des Cylinders ist vollständig frei, so daß der Rauch vom Rost direct nach dem Schornstein strömt. Es ist dem Fabrikanten wohl beizupflichten, wenn derselbe die Einfachheit der Wirkung und die Eigenschaft des Apparates hervorhebt, ohne Schaden zu nehmen. Koke, Steinkohle oder Holz in sich verbrennen zu lassen. Einiges Bedenken erregt aber dessen Behauptung: „Die Brennmaterialersparung des Ofens gegenüber allen Systemen ohne Ausnahme ist zu mehr als 50 Proc. nachgewiesen.“ Die Heizflächen der eisernen Oefen sind meistens mit Rippen ausgerüstet. Da die Widerstände, welche der Wärmetransmission im Metall entgegenstehen, bei den hier in Frage kommenden Wandstärken gering sind, gegenüber denjenigen, welche sich bei dem Ein- und Austritt der Wärme bieten, so vergrößert man mittels der genannten Rippen die Wärme abgebende Fläche, kann also in einem kleinern Raume mehr Wärme an die Luft überführen. Vielfach finden auch die Rippen nur Verwendung bei den Wandungen, welche das Feuer unmittelbar einschließen, um durch rasche Abführung der Wärme ein Erglühen der Wände zu verhindern. Gewiß ist, daß diese Rippen mit Vortheil angewendet werden, wenn auch die Grenze, bis zu welcher von Vortheil gesprochen werden kann, noch nicht bekannt ist. Diese Grenze scheint überschritten zu sein bei einem russischen Ofen, dessen Wände nicht allein an der Außen- sondern auch an der Innenfläche gerippt sind. Außer den von den Verbrennungsgasen direct erwärmten Heizkörpern sind für Luftheizungen solche angewendet, welche durch warmes Wasser, heißes Wasser oder Dampf geheizt werden. Da die Form dieser Heizkörper vielfach mit den in den Zimmern aufgestellten Wasser- und Dampfheizkörpern übereinstimmen, da auch die Apparate zur Ueberführung der Wärme von den Heizgasen in das Wasser selbstverständlich die gleichen sind, so sollen die Apparate für beide Fälle gemeinschaftlich besprochen werden. Fig. 2., Bd. 222, S. 6 Die Dampfentwickler bieten keine interessanten Momente; sie sind so bekannt und die Verbesserungen an denselben werden so von andern Elementen beeinflußt, daß an diesem Orte deren Besprechung nicht geeignet sein dürfte. Die ausgestellten „inexplosiblen“ Dampfkessel sind gewiß nicht im Interesse des Beheizungswesens, sondern lediglich als Zeichen vorhanden, daß man sich bestrebe, die Explosionsgefahr der Dampfkessel zu mindern. Fig. 3., Bd. 222, S. 6 Hartley und Sugden in Halifax sind vertreten durch gußeiserne Warmwasser-Heizkessel ohne Näthe, welche allgemeiner bekannt zu werden verdienen. Fig. 4., Bd. 222, S. 6 In Fig. 2 und 3 ist in zwei Schnitten ein mit der Hauptrichtung horizontal liegender Kessel dargestellt. Der Rauch bewegt sich, den Rost verlassend, im Canal I zunächst nach hinten, steigt in II nach III, durch welchen Canal derselbe nach vorn geleitet wird, vertheilt sich mit Hilfe eines vorgemauerten Canales in die beiden Canäle IV und entweicht in den Schornstein, nachdem diese Canäle durchströmt sind. Das abgekühlte Wasser tritt bei a, a ein und verläßt, nachdem es erwärmt ist, bei b den Kessel. Figur 4 stellt einen verticalen Kessel im Schnitt dar, welcher für Schüttfeuerung eingerichtet ist. Das durch A eingeworfene Brennmaterial verbrennt auf dem Rost E, welcher nach Oeffnung der Thür H zu reinigen ist. Die Rauchgase steigen in dem Raum K empor und entweichen durch B in den Schornstein; ihr Wärmegehalt kann also nicht mit Sicherheit ausgenützt werden. Das Wasser tritt bei D ein und entweicht bei C. Fig. 5., Bd. 222, S. 7 Als Gegenstück zu diesen ohne Näthe hergestellten Kesseln möge der größtentheils aus Blech construirte Kessel von Mouquet in Lille (Fig. 5) hier angeführt werden. Er besteht aus zwei concentrischen Hohlringen A und B, die durch Stutzen C, C mit einander verbunden sind. Der Weg des Rauches ist in der Skizze durch Pfeile angedeutet; das Wasser tritt seitwärts ein und entweicht bei D. Fig. 6., Bd. 222, S. 7 Eigenartig sind die in der russischen Abtheilung durch mehrere Exemplare vertretenen verticalen Kessel, welche durch Fig. 6 und 7 versinnlicht werden. Der eigentliche Kessel B ist durch zwei in einander gesteckte Cylinder gebildet. Die untere kreisförmige Oeffnung des innern Cylinders bietet Raum für den Rost C, die obere, jener gegenüber liegende Oeffnung ist durch einen Deckel mit Füllrohr A und Rauchrohr E geschlossen. Die Umfläche des Kessels ist mit schlechten Wärmeleitern und einer sauber lackirten Holzverkleidung gegen Wärmeverluste möglichst geschützt. Das Brennmaterial wird nach Abheben des Deckels D in A eingeworfen und bedeckt so den Rost C. Die Rauchgase bestreichen die innere Fläche des eigentlichen Kessels B, welche mit zahlreichen Rippen a, a besetzt ist, und entweichen durch E. Fig. 7., Bd. 222, S. 7 Das Wasser tritt bei F ein, bei H aus. Unter dem Kessel dreht sich, um einen verticalen Bolzen, die Scheibe mit Handgriff J, welche behufs Regulirung des Feuers, mit Hilfe des erwähnten Handgriffes, mehr oder weniger unter den Rost geschoben wird. Da das in dem Schüttrohr A aufgespeicherte Brennmaterial der vollen Einwirkung des heißen Rauches ausgesetzt ist, so dürfte sich für diesen Kessel nur Koke eignen, um nicht, bei theilweise geschlossener Rostfläche, eine zu große Menge unverbrannter Gase in den Schornstein gehen zu lassen. Fig. 8, Bd. 222, S. 8 Wenn noch eines, in Figur 8 skizzirten Kesselsystemes des Irrenhauses von St. Anne in Paris Erwähnung geschehen, so dürften alle Wärme aufnehmende Warmwasserapparate, die Interesse bieten, besprochen sein. Besagter Kessel besteht aus zwei in einander gesteckten Blechcylindern mit Böden. A ist der Rost, B die Feuerthür, C der Aschenfall. Durch D verläßt der Rauch das Innere des Kessels, worauf er noch das Kesseläußere bespült; bei E tritt das Wasser ein, bei F aus. Die Wärme aufnehmenden Schlangen der Heißwasserheizungen sind nur in der ganz gewöhnlichen Form vorhanden. Die Wärme abgebenden oder Heiz-Körper zeigen sehr verschiedene Formen. Fig. 9, Bd. 222, S. 8 Erwähnt sei der Dampfofen (Figur 9) von Geneste und Herscher in Paris. Die cylindrischen Taschen a, welche an der Umfassungswand angebracht sind, füllen sich allmälig mit Wasser, indem der Dampf durch das Rohr A eintritt, das mitgerissene Wasser also in die obere Tasche a fällt, worauf es, über den Rand derselben fallend, vermehrt durch das in dem obern Theile des Heizkörpers gebildete Wasser der zweiten Tasche a zufließt u.s.w. Nachdem der Heizkörper genügende Wassermengen enthält, entweicht das ferner gebildete Condensationswasser durch das Rohr B, während die Heizwirkung folgende ist: Der innere Cylinder b, der Boden d, der Deckel c und die freibleibenden Partien des äußern Cylinders e werden direct durch Dampf erwärmt, die durch die Taschen verdeckten Flächen des äußern Cylinders aber unter Vermittlung des angesammelten Wassers. Sobald aus irgend einem Grunde die Zufuhr des Dampfes aufhört, bewirkt die im Wasser aufgespeicherte Wärme das fernere Beheizen. Diese Einrichtung erleichtert sehr wesentlich die sonst etwas schwierige Regulirung der Wärmeabgaben von Dampfheizkörpern, indem man, selbst bei geringer Anforderung an den Heizeffect, zeitweise mit ganz geöffnetem Dampfventil heizen kann, ohne die energische Wärmezufuhr sofort fühlbar zu machen. Es gehört diesen Heizapparaten die Wirkung der Massen- oder Grundöfen an. Fig. 10, Bd. 222, S. 9 Die Constructeure haben die Oefen in die erweiterten Säulensockel der betreffenden Räume, deren Wandungen entsprechend durchbrochen sind, gestellt und die Röhren (f für Dampf, g für condensirtes Wasser) durch die hohlen Säulen geführt, welche Anordnung eine etwaige Reparatur sehr erschweren dürfte. Eine andere, vielfach für Dampf und warmes Wasser (in der französischen Abtheilung) verwendete Heizkörperform zeigt Figur 10. Ein außen gerippter und ein glatter gußeiserner Cylinder sind so in einander gesteckt, daß der Zwischenraum zur Aufnahme der warmen Flüssigkeit dienlich ist. Fig. 11, Bd. 222, S. 9 Ein Warmwasserofen des Winterpalastes in St. Petersburg ist in Figur 11 im Schnitt dargestellt. Der gerippte Cylinder A ist mittels der Bolzen B zwischen die Platten C und D so eingespannt, daß die Fugen eine sichere Dichtung zeigen. Am Boden von C ist der Hahn E montirt, welcher durch das Handrad H am Kopf des Ofens eingestellt wird. Das Ganze ruht auf dem durchbrochenen J. Durch K wird das Wasser zu-, durch L abgeführt. Die Regulirung der Circulation am untern Ende des Heizkörpers anzubringen, ist bekanntlich vorzuziehen, um Rückströmungen vorzubeugen. Der Deckel F gibt dem Ofen einen hübschen Abschluß nach oben. Fig. 12., Bd. 222, S. 9 Fig. 13., Bd. 222, S. 9 Ein russischer, unter der Fensterbank anzubringender Heizapparat (Fig. 12 und 13) ist bestimmt, nur eine seiner Flächen zur Erwärmung dienen zu lassen. Im Durchschnitt desselben sieht man unter A einen gußeisernen Kasten, an welchem die Zu- und Abflußrohre sowie der Regulirhahn zu montiren sind. Der Knopf C zum Stellen des letztern befindet sich in der Mitte der Ansicht. Vor den genannten gußeisernen Kasten ist eine messingene gerippte Platte B geschraubt, deren vorstehender Rand sowie deren Rippenkanten blank gehalten, während die Seitenflächen der Rippen sowie der Grund hellgrau gestrichen sind, so daß die sich präsentirende Ansicht sehr angenehm wirkt. Fig. 14., Bd. 222, S. 10 Fig. 15., Bd. 222, S. 10 Vielfach sind quer gerippte Röhren und geradezu gerippte gußeiserne Kasten – so in kolossalen Dimensionen zu der, für einen Theil der Gemächer der Kaiserin im Winterpalaste zu St. Petersburg warme Ventilationsluft liefernden, Heizkammer – in Verwendung. Ein Monstrum von Rippenverwendung zeigen Fig. 14 und 15 in Ansicht und Durchschnitt. Der betreffende Apparat ist – wie der in Fig. 12 und 13 dargestellte – von der Anonymen Gesellschaft für Metallfabrikation in St. Petersburg ausgestellt. Er ist ganz in Messing construirt und im Aeußeren so gehalten wie der vorhin besprochene. Zwei horizontale Röhren sind durch 32 Rippen B mit einander verbunden. Die Rippen haben an den Kanten etwa 2mm, in der Nähe der Rohre etwa 5mm Stärke. Zwischen der zweiten und dritten Rippe, von jedem Ende ab gerechnet, liegt ein verticales Verbindungsrohr. Das eine derselben ist verschlossen, während das andere – bei C – ein Ventil zur Regulirung der Circulation enthält. Das Wasser strömt bei D ein, bei E aus. Die Heizapparate für heißes Wasser bieten durchaus nichts Neues, obgleich – namentlich von J. L. Bacon und Comp. in London – sehr hübsche Ausführungen ausgestellt sind. Von Regulirungsklappen u. dgl. für die Luftheizung ist leider Nichts zu berichten. In den Plänen sind dieselben nur angedeutet, in Wirklichkeit nicht ausgestellt. Das Wenige, was aus den Zeichnungen zu erkennen, ist allgemein bekannt. Fast ausschließlich läßt man jetzt die warme Luft in Kopfhöhe, oder möglichst noch höher ausströmen, während die kalte Luft am Fußboden entweicht. Die wenigen Ausnahmen sind zum Theil noch darauf zurückzuführen, daß man durch dieselbe Oeffnung auch kalte Luft der Sommerlüftung einströmen lassen will. Der Kampf hat lange gewährt; der schließliche Sieg der nun vorherrschenden Richtung war indeß vorauszusehen. Die Lüftung von Räumlichkeiten ist merkwürdiger Weise bei verschiedenen Ausstellungsobjecten gar nicht vorgesehen. Leider waren es meistens Schulen, bei deren Einrichtung an den so nothwendigen Luftwechsel nicht gedacht ist, während die Strafanstalten meistens mit durchgebildeter Anlage – sogen. Pulsion mit Haag'schen Ventilatoren – versehen sind. Ganz ohne Ventilationseinrichtungen sind, außer den erwähnten Schulen – auf der Ausstellung für Gesundheitspflege – u.a. noch folgende Baulichkeiten: Das Hauptgebäude des städtischen Krankenhauses in Wiesbaden, die Häuser der christlichen Gesellschaft zum Wohle der kleinen Kinder von Arbeitern u.s.w. in Stuttgart, das Schlafhaus für 300 Bergleute der Königin-Louise-Grube bei Zabrze (Circulations-Luftheizung), die beiden Gefängnisse zu Leuwarden und Utrecht, das Werkspital in Reschitza (Oesterreichische Staatseisenbahn). Ein sehr großer Theil der durch Pläne oder Modelle dargestellten Gebäude ist nur mit Winterventilation ausgestattet. So werden verschiedene russische Schulen, Baracken, das Garnisonlazareth in Königsberg, das Knappschaftslazareth in Eisleben, das Staatshospital in Christiania, ein Schulmodell von Ernest Hendrick in Brüssel, Bauausführungen von C. J. Rosen in Copenhagen, die Communalschale in Copenhagen (Charlottenstraße) ventilirt, indem frische Luft durch in dem betreffenden Raume aufgestellte Oefen erwärmt, und die verdorbene Luft durch ungeheizte, oder auch mit den Verbrennungsproducten der Oefen erwärmte verticale Canäle abgeführt wird. In ähnlicher Weise wird die Luft abgeführt, aber die frische Luft durch im Zimmer aufgestellte Dampf- oder Wasserheizkörper, oder durch im Souterrain befindliche direct geheizte Heizapparate oder indirect erwärmte Heizkörperflächen auf die gewünschte Temperatur gebracht: in den Gefängnissen zu Pentonville und Portsmouth (warmes Wasser), dem Volksschulgebäude an der Johannisstraße in Stuttgart (Luftheizung), der Hauptschule in Bremen (Dampfheizung), der Isolirstrafanstalt zu Münster (warmes Wasser), dem Kinderhospital in Frankfurt a. M. (warmes Wasser), dem Haus Carlsberg bei Copenhagen (Luftheizung), dem Irrenhans St. Anne in Paris (warmes Wasser) u.a. Diese Reihe zeigt, daß man noch vielfach geneigt ist, auf eine von der Beheizung unabhängige Lüftung zu verzichten. Und doch ist ohne weiteres klar, daß eine nur auf der Heizung basirte Ventilation, selbst wenn geheizt wird, einem fortwährenden Wechsel unterworfen ist, da die Luftzuführung nicht bemessen werden kann nach dem Bedarf an frischer Luft, sondern nach dem Bedarf an Wärme. Bei großer Kälte wird naturgemäß eine große Luftmenge durch den Raum geführt werden, wenn man nicht durch theilweises Schließen der betreffenden Klappen eine ungemein hohe Temperatur für die einströmende Luft hervorbringen will; bei Temperaturgleichheit zwischen dem Freien und dem Zimmer hört aller Luftwechsel auf. Wenn man sich auch für diesen Fall auf das Oeffnen der Fenster verläßt, so finden sich von hierab bis zu dem durch die Heizung hervorgebrachten richtigen Ventilationsgrade eine große Zahl von Tagen, an denen der durch die Heizung veranlaßte Luftwechsel ungenügend ist, während zu gleicher Zeit auf das Oeffnen von Fenstern nicht zurückgegriffen werden kann. Man hat vielfach die Anwendung von Ventilationsköpfen auf die Luft abführenden Rohre für gut befunden. Wenn diese dem soeben angegebenen Mangel auch nicht abhelfen, so können sie doch die Zahl der Tage, an denen eine mangelhafte Ventilation stattfindet, erheblich reduciren, weshalb das in dieser Richtung Ausgestellte kurz erwähnt werden soll. Fig. 16, Bd. 222, S. 12 Da fallen zunächst die Ventilatoren von James Howorth in Farnworth bei Manchester durch die große Zahl und die elegante Ausstattung der exponirten Stücke auf. Figur 16 zeigt eine perspectivische Ansicht eines derselben. In dem Hals A, sowie in dem Kopf B sind Lagerungen angebracht für eine verticale Welle. Dieselbe trägt unten zunächst einen Schraubenflügel C – welcher in der Figur zu sehen, da ein Theil des Halses A ausgebrochen gedacht ist – weiter oben ein Rad D mit einer größern Zahl von Schaufeln, deren Querschnitt demjenigen einer Fourneyron-Turbine ähnlich ist, endlich ganz oben eine Windturbine E; letztere besteht aus auf einen Kegel gelötheten Taschen, in welchen sich der Wind fängt. Das Ganze ist, mit Ausnahme der erwähnten Welle und des Gerüstes F, aus verzinktem Eisenblech construirt. Fig. 17, Bd. 222, S. 12 Indem der Wind die Turbine E dreht, saugt er mittels des Schraubenflügels C die Luft ab; die Flügel D haben nur den Zweck, den Austritt der Luft gegen die widrigen Einflüsse des Windes zu schützen. Daß der Nutzeffect dieser Ventilatoren ein sehr geringer sein wird, leuchtet ohne weiteres ein; die zu erhaltenden, rasch umlaufenden Zapfen des Apparates vermindern außerdem seine sonst vielleicht vorhandenen Annehmlichkeiten. Wenn man einen beweglichen Ventilationskopf sich gefallen lassen will, so dürfte der in Figur 17 im Durchschnitt abgebildete, von Gebrüder Körting in Hannover ausgestellte entschieden vorzuziehen sein. Der Körper wird durch den Wind um einen verticalen Zapfen selbstthätig so gedreht, daß die Windrichtung mit der Achsenrichtung von ABD zusammenfällt. Der Apparat ist ein Ejector, welcher mit Luft gespeist wird und durch das Halsstück C Luft saugt. Von den Ausstellern wird derselbe für Eisenbahnwagen empfohlen, für welche er auch gewiß gut zu verwenden ist. An festen Ventilations- (oder Schornstein-) Köpfen, welche vor allen Dingen den schädlichen Einfluß des Windes brechen, figuriren auf der Ausstellung verschiedene „Verbesserungen“ des Wolpert'schen und Windhausen'schen Systems, die besser unbesprochen bleiben. Fig. 18, Bd. 222, S. 13 Originell und gewiß wirksam ist der Ventilationskopf (Fig. 18), welche von M. und J. Landan in London ausgestellt ist. Ueber dem Rohr A sind Anzahl horizontaler, flacher Ringe B angebracht, so daß für den Austritt von Luft (oder Rauch) zunächst sieben horizontale Spalten vorhanden sind. Der Wind kann wegen der Enge der Spalten nur in nahezu horizontaler Richtung eintreten. Der obere Ring trägt endlich noch einen dem Windhausen'schen Deflector verwandten Hut C. Fig. 19, Bd. 222, S. 13 Das mehr erwähnte Krankenhaus im Friedrichshain zu Berlin hat einen Wolpert'schen Kopf, der mit einer eingeschalteten horizontalen Platte A (Fig. 19) ausgestattet ist. B bezeichnet den gemauerten Schornstein, C ein eisernes Rohr, welches den Rauch von verschiedenen Feuerungen abführt, aber auch eine besondere Feuerung lediglich zu Ventilationszwecken enthält, um den ringförmigen Raum zwischen C und B, der zur Abführung schlechter Luft dient, entsprechend zu erwärmen. Wenn also weder geheizt wird, noch genügender Wind für die Absaugung vorhanden ist, so bietet der erwähnte besondere Ofen Gelegenheit, die verlangte Lüftung herbei zu führen. Fig. 20, Bd. 222, S. 14 Weniger vortheilhaft construirt, aber eine achtungswerthe Technik documentirend ist der thönerne Kopf Figur 20 von M. Ackermanns in Brüssel. Derselbe ist lediglich aus vier Kegelflächen gebildet, die mit ihrem Rohr aus einem Stück gebrannt sind. Die genannten Kegel lenken den Windstrom in eine nach oben gerichtete Neigung und befördern damit den Zug des Schornsteines. In einer großen Zahl von ausgestellten Bauwerken hat man Einrichtungen getroffen, um zu jeder Zeit, unabhängig von Temperatur und Wind, das verlangte Luftquantum durch die Zimmer zu führen. Dies ist vielfach geschehen durch sogen. Lockkamine, welche die Luft aus den betreffenden Räumen abzusaugen haben. Die Lockkamine werden meistens durch ein in denselben emporsteigendes eisernes Rohr erwärmt. Man ist indeß gar nicht einig, wie weit dieses Rohr im Lockkamin emporsteigen darf. In der Marinekaserne der Kaiserlichen Garde in St. Petersburg z.B. ist das Rauchrohr bis über das Dach des Lockschornsteines hinweggeführt, die meisten deutschen und einige französische und russische Constructeure haben dem Rauchrohr die Höhe des Schornsteines gegeben, in der Centraltelegraphenstation in St. Petersburg mischen sich Luft und Rauch schon in etwa 0,4 der Höhe des Schornsteines, in einem Militärhospital daselbst ist der Rauchschornstein des Ventilationsofens nur etwa 3m hoch, während der ganze Schornstein ca. 20m mißt, und Dr. Romanin Jacur in Padua läßt die abgesaugte Luft – freilich diejenige, welche verdächtig ist, Ansteckungsstoffe mit sich zu führen – durch das Feuer des Lockkamins streichen. Man kann diese Verschiedenheit wohl zurückführen auf die mehr oder weniger große Furcht der Betreffenden vor dem Rückschlagen des Rauches, bezieh. Eintritt desselben – unter Vermittlung der Ventilationscanäle – in die Zimmer. Da bei einem verständig angelegten Schornsteine kein Rückschlagen des Rauches stattfinden kann, so ist es bekanntlich richtig, den eisernen Schornstein nur so hoch zu machen, als die Zugstärke für die betreffende Feuerung es verlangt, dann aber Rauch und Luft sobald als möglich sich mischen zu lassen. Selbstverständlich darf man es dabei nicht mit explosiblen Luftgemischen zu thun haben. Es mag hier ein Ofen zum Erwärmen der Lockkamine Platz finden, welcher von den in Deutschland gebräuchlichen abweicht. Figur 21 zeigt den in den meisten russischen Anlagen verwendeten Oefen. Der untere Theil A der Hohlbirne ist durch den Rost R geschlossen und enthält das Schüttrohr B für das Brennmaterial. Der obere Theil der genannten Hohlbirne trägt das Rauchrohr C. Das ganze ist mittels einiger Stangen im Lockkamine aufgehängt. Fig. 21, Bd. 222, S. 15 Einen ähnlichen Ofen hat die Entbindungsanstalt der Charité in Berlin. Da dieser in dem Rauchrohre der Heizungsanlage aufgestellt ist, so mußte eine Luftzuführung unter den Rost, von dem Raume zwischen Mauerwerk und Rauchrohr aus, angebracht werden. Zwei wunderbare, mittels eisernen Rauchrohres erwärmte Lockkamine, diejenigen der Küche des Militärhospitals in Wien und des Knappschaftshospitals in Eisleben, muß ich besonders erwähnen. Sie haben keine besondere Feuerung, sondern benützen den Rauch anderer Feuerungen. Bei diesen Lockkaminen steigt der Rauch bis etwa zur Hälfte der Höhe des gemauerten Schornsteines im eisernen Rohr und tritt dann in den weitern Schornstein ein, nachdem der ringförmige Raum zwischen dem Rauchrohr und dem Umfassungsmauerwerk abgeschlossen ist. Die Ventilationsluft muß aus Durchbrechungen, welche in dem Mauerwerk angebracht sind, seitwärts in das Freie entweichen. Das Merkwürdigste an der Sache ist, daß zwei „Baumeister“ diese Idee gehabt und sie verwirklicht haben. Andere Lockkamine, namentlich französische, sind mit warmem Wasser oder mit Dampf erwärmt. Hierdurch ist die Möglichkeit geboten, sämmtliche Ventilationscanäle auf dem Dachboden zu vereinigen und dort durch einen großen, aus Holz gebildeten Lockkamin evacuiren zu lassen. Wo Gasleitungen existiren, kann dieses zur Erwärmung der Lockkamine benützt werden. Die Ausstellung enthält entsprechende Anlagen: für die Gemächer der Kaiserin im Winterpalais zu St. Petersburg, im Staatshospital zu Christiania (als Ergänzungsheizung), in den Sälen der Halles Centrales in Paris u.a. Nur eine Anlage habe ich gesehen, bei welcher die Absaugung der Luft durch ein Flügelgebläse stattfindet; es ist dies das Gefängniß Mazas in Paris. Unter den selbstständigen Ventilationen sind diejenigen, bei denen durch Flügelgebläse frische Luft eingetrieben wird, ebenso reich vertreten als die vorhin erwähnten. Soweit aus den in dieser Richtung mehr oder weniger mangelhaften Zeichnungen hervorgeht, ist der Achsialventilator, wie ihn Joh. Haag in Augsburg anwendet, allgemein verbreitet. Meistens sind die Aus- und Abströmungsöffnungen der Ventilationsluft dieselben, welche oben bei den Luftheizungen bezeichnet sind; nur einige Anlagen weichen hiervon ab, z.B. das Gefängniß Mazas und der Justizpalast in Paris, in welchen die Luft durch die Closetröhren nach unten abgesaugt wird, und das Krankenhaus des Dr. Romanin Jacur. Im letztern wird die Luft erwärmt, nachdem sie ein Regenbad passirt, dann auf den Dachboden geführt, von wo sie durch Oeffnungen der Decke eintritt; sie wird unter und über den Betten abgesaugt, zu welchem Zwecke über den Betten Rauchfängen ähnliche Schirme aufgehängt sind. Die Ventilationsanlage von Geneste und Herscher des „Théâtre royale de la Monnaie“ in Brüssel verdient besonders erwähnt zu werden. Hier blasen mit gepreßter Luft gespeiste Injectoren die frische Luft in die Heizkammern, wo sie – nach Bedarf – an Dampfheizkörpern erwärmt wird. Die Luft steigt von hier aus theils direct durch den Fußboden des Parterre, größtentheils über das Hauptgesims, und wird durch die Rückwände der Logen, in der Nähe der Decken, und im Parterre über dem Fußboden abgesaugt, und zwar durch ebenfalls mittels gepreßter Luft gespeiste Injectoren. Ob diese Einrichtung ökonomisch ist, kann nicht ohne weiteres behauptet werden. Sie gestattet aber die gefahrlose Anbringung von energischen Bewegungsmitteln an verschiedenen Stellen, und sie ist auch geeignet, im Sommer eine Abkühlung der Ventilationsluft zu bewirken. Man kann leicht die durch die Comprimirung erwärmte Luft abkühlen, um bei deren Expandirung eine erheblich niedrigere Temperatur hervor zu bringen. Ich weiß nicht, ob die Constructeure hieran gedacht haben; da das betreffende Theater im Sommer nicht benützt wird, so ist dies wohl nicht anzunehmen. Für einzelne Zwecke dürfte aber die Verwerthung dieses Gedankens von Vortheil sein. Da kalte Luft wesentlich weniger Feuchtigkeit enthält als warme, so würden die in besprochener Weise gelüfteten Räume zu Trocknenkammern werden, wollte man unterlassen, die Luft nach oder während der Erwärmung entsprechend anzufeuchten. Die ausgestellten Anlagen zeigen zu diesem Zwecke Einrichtungen zum Einblasen von Wasserdampf (bei Dampfheizungen) und in den Heizkammern aufgestellte offene Wasserbehälter verschiedener Form und Größe. Die schon erwähnte Anonyme Gesellschaft für Metallfabrikation in St. Petersburg hat eine Einrichtung ausgestellt, deren Anwendung, wie Pläne russischer Bauten zeigen, nicht selten ist. In Figur 22 ist A eine in der Heizkammer placirte Schale, die mit Hilfe eines sogen. Schwimmerhahnes bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser gefüllt erhalten wird. Fig. 22, Bd. 222, S. 17 Die Schale ist mittels doppelter Rohrleitung zunächst mit einem großen Behälter B und ferner mit dem Heizkessel C – welcher dem in Figur 4 dargestellten gleicht – verbunden. Das Wasser der Schale circulirt daher durch B und auch durch den Heizkessel C, so daß es in C erwärmt wird. B hat den Zweck, eine größere Wassermasse zu fassen, also eine gleichförmige Wärme des Wassers in der Schale A zu erhalten. Zur vollen Würdigung dieser Anordnung muß ich eine Anwendung derselben kurz beschreiben; ich wähle hierzu diejenige im Hause des Fabrikanten F. San-Galli in St. Petersburg; es paßt für dieselbe die Figur 22. Durch den Canal D tritt die frische Luft ein, unter Regulirung derselben durch das in der Skizze angedeutete Ventil. Mittels der – mit zahlreichen scheibenförmigen Rippen versehenen und mit durch einen besondern Heizkessel erwärmtem Wasser gefüllten – Röhren E wird die vorbeistreichende Luft erwärmt, aber nur bis zu der, bezieh. wenig über die beabsichtigte Zimmertemperatur. Aus den Räumen wird die Luft abgesaugt durch einen mittels warmen Wassers erwärmten Lockkamin. Die durch Wände u.s.w. den betreffenden Räumen verloren gehende Wärme endlich ersetzen Warmwasserheizapparate, wie sie die Figuren 12 bis 15 zeigen. Es sind daher drei von einander unabhängige Heizkessel erforderlich: für das Erwärmen des Verdunstungswassers, für das Erwärmen der frischen und der abgesaugten Luft, für das Erwärmen der Räume selbst. Die in Figur 22 dargestellte Methode der Luftanfeuchtung hat den hervorragenden Vorzug, daß eine gleichmäßige Anfeuchtung der Luft mit Leichtigkeit möglich ist. Wenn die angefeuchtete Luft gleichzeitig zur Erwärmung der betreffenden Räume dienen soll, so muß sie eine wechselnde und höhere Temperatur haben, als die des zu beheizenden Zimmers ist. Die hohe Temperatur bringt die Gefahr einer zu großen Anfeuchtung der Luft hervor, die wechselnde Temperatur hat einen wechselnden Anfeuchtungsgrad im Gefolge. Die zuletzt beschriebene Einrichtung kann deshalb z. Z. als das Ideal einer Heizungs- und Lüftungsanlage für Privathäuser bezeichnet werden. Indem ich hiermit meinen Bericht schließ!?, gestatte ich mir noch die Hoffnung auszusprechen, daß die Behaglichkeit, welche eine vernünftige Heizung und Lüftung einer Wohnung verleiht, mehr und mehr geltend gemacht wird, neben den Annehmlichkeiten einer kostspieligen Decoration. Hannover, im Juli 1876.