Titel: Ueber die Ochwadt'sche Steuerung; von Prof. Hanner in Wien.
Autor: Hanner
Fundstelle: Band 222, Jahrgang 1876, S. 20
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Ueber die Ochwadt'sche Steuerung; von Prof. Hanner in Wien. Mit Abbildungen auf Taf. I [a/1]. Hanner, über die Ochwadt'sche Steuerung. Vor kurzem wurde in diesem Journale (* 1876 220 396) von Ingenieur Müller-Melchiors die Ochwadt'sche Expansionssteuerung beschrieben. Da dieser Fachmann nicht darauf einging, die genannte Steuerung durch das Diagramm zu untersuchen, so sei es nun gestattet, über letzteres zu sprechen, wobei die frühern Abbildungen (Fig. 17 bis 18 Band 220 Tafel VII) zu Grunde gelegt werden sollen. Die hier in Anwendung kommenden Bezeichnungen sind: ρ Excentricität, α Voreilwinkel des Vertheilungsexcenters, w₁ Drehwinkel der Dampfkurbel während der Volldruckperiode, ξ₁ Entfernung des Mittels des Vertheilungsschiebers vom Mittel des Schieberspiegels (Dampfauslaßcanals) in dem Augenblicke, wo die Expansion beginnt, 2λ lichte Entfernung der beiden Hebel a und a', 2μ Entfernung der beiden Nasen n und n', 2x äußere Entfernung der zum Anstoße kommenden Auslöser p und p', endlich e äußere Ueberdeckung des Vertheilungsschiebers. Wir müssen hier zwei Fälle unterscheiden, je nachdem nämlich w₁ < 90 – α oder w₁ > 90 – α ist. I) w₁ < 90 – α. Man construire (Fig. 1) nach der bekannten Regel das Zeuner'sche Diagramm für den Vertheilungsschieber und verzeichne alsdann einen Kreis vom Mittelpunkte O und Halbmesser ON= μ. Gibt nun MO die Kurbelstellung in dem Momente an, wo die Expansion durch den Expansionsschieber beginnen soll, so repräsentirt die Größe 2 Nm₁ die äußere Entfernung 2x der Auslöser p und p', welche diesem Expansionsgrade ε = MM₁'/MM₀' entspricht; d.h. es ist dann einfach x = Nm₁. Der Beweis für die Richtigkeit des eben Vorgeführten ist höchst einfach. Bei Beginn der Expansion stößt nämlich in diesem Fall p' an n, und zwar erfolgt dieser Anstoß noch während der Rechtsbewegung des Vertheilungsschiebers. Da nun p und p' die Bewegung des Vertheilungsschiebers besitzen, so muß hier μ = x + ξ sein, woraus sofort folgt x = μξ₁ = NOmO = Nm₁       (1) was zu beweisen war. Man erkennt nun leicht, daß für x = Nm₀ der Winkel w₁ = 0 und für x = NA der Winkel w₁ = 90 – α wird. Nach dem Diagramm kann man also während der Rechtsbewegung des Vertheilungsschiebers alle Expansionsgrade von ε = 0 bis ε = MM₂'/MM₀' erreichen, wenn man nur x innerhalb der Grenzen Nm₀ und NA zweckdienlich verändert. II) w₁ > (90 – α). Anders verhält sich die Sache in dem zweiten Fall, wo nämlich die Expansion durch den Auslöser erst bei der Retourbewegung des Vertheilungsschiebers eingeleitet werden darf. Nehmen wir wieder an, daß Kolben und Vertheilungsschieber nach rechts sich bewegen, so muß jetzt bei Beginn der Expansion p an a anstoßen, aber erst dann, wenn die Linksbewegung des Vertheilungsschiebers erfolgt. Dabei befindet sich das Vertheilungsschiebermittel noch rechts vom Mittel des Schieberspiegels. Weil jedoch die Auslöser und der Vertheilungsschieber eine vollkommen gleiche Bewegung besitzen, so ist λ = xξ₁, also x = λ + ξ₁         (2) Construirt man (Fig. 2) wieder das Zeuner'sche Diagramm für den Vertheilungsschieber und verzeichnet noch einen Kreis vom Mittelpunkte O und Halbmesser PO = λ, so gibt für den Expansionsgraden ε = MM₁'/MM₀' die Größe 2 Pm₁ die Entfernung der beiden Auslöser p und p' an; d.h. es ist x = Pm₁. Die Richtigkeit dieser Behauptung folgt sofort, wenn man bedenkt, daß Om₁ = ξ₁ und PO = λ, daher Pm₁ = λ + ξ₁ = x. Wir sehen also, daß man mittels der Ochwadt'schen Steuerung auch höhere Füllungen erreichen kann, wenn man nur die Auslöser einander entsprechend nähert. Die größte Füllung wird dann erzielt, wenn man x = Pm₁ macht, wobei m₁ jenen Punkt bezeichnet, wo der Ueberdeckungskreis vom Halbmesser On₀ = e den obern Schieberkreis durchschneidet. In diesem Falle hat der Expansionsschieber gar keinen Einfluß mehr auf die Dampfvertheilung, die Expansion wird blos durch den Vertheilungsschieber allein hervorgebracht, die Füllung im Cylinder ist ein Maximum. Diese Steuerung gestattet also alle Expansionsgrade von ε = 0 bis ε = MM₁'/MM₀' (also ε = 0,05 bis 0,80) zu erreichen. Schließlich sei noch bemerkt, daß die Excentricität keine ganz willkürliche Größe ist, sondern von den Dimensionen λ und μ abhängt. Für w₁ = 90 – α folgt nämlich, wegen ξ₁ = ρ, aus Gleichung (1) x = μρ und aus Gleichung (2) x = λ + ρ, daher λ + ρ = μρ und ρ = 1/2 (μλ)         (3).

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