Titel: Normalaräometer; von P. Hirsch.
Autor: P. Hirsch
Fundstelle: Band 222, Jahrgang 1876, S. 156
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Normalaräometer; von P. Hirsch. Mit Abbildungen auf Taf. IV [b/1]. Hirsch's Normalaräometer. Nach Besprechung der Methoden zur Bestimmung des specifischen Gewichts von Flüssigkeiten empfiehlt B. Hirsch (Archiv der Pharmacie, 1876 Bd. 209 S. 107) ein dem Wittstock'schen ähnliches Gewichtsaräometer.Dasselbe ist von W. Zorn in Berlin für 42 M. zu beziehen. Dasselbe besteht aus drei Glasspindeln, einem Satz Gewichte nebst Pincette, einem Thermometer, einem Glascylinder, eingepaßt in einen soliden und eleganten, verschließbaren, mit Sammet ausgelegten Mahagonikasten, dessen Deckel auf der Innenseite elastisch derart gepolstert ist, daß alle Theile bei jeder Stellung fest und weich liegen, und eine Beschädigung beim Transport oder bei Versendung mit der Post nicht zu fürchten ist. Die Glasspindeln gestatten die Bestimmung der specifischen Gewichte von 0,650 bis 2,000 und etwas darüber, etwa bis 2,200 oder 2,300. Die leichteste Spindel ist benützbar für Flüssigkeiten von 0,650 bis 1,000 und etwas darüber, etwa bis 1,100; die mittlere Spindel dient für Flüssigkeiten von 1,000 bis 1,400 und etwas darüber, mindestens bis 1,500; die schwerste für solche von 1,400 an aufwärts. Demgemäß beträgt das absolute Gewicht der leichtesten Spindel 650, das der mittlern 1000, das der schwersten 1400 Gewichtseinheiten, und es sinkt die mit 350 Gewichtseinheiten belastete leichteste und die unbelastete mittlere Spindel in destillirtem Wasser von 15°, die unbelastete schwerste Spindel in einer Flüssigkeit von 1,400 specifischem Gewicht bei derselben Temperatur genau bis zur Marke ein. Die Form der Spindeln (Fig. 22) ist etwas minder schlank und nach unten hin langsamer und weniger verjüngt als die der Wittstock'schen; sie werden dadurch haltbarer, erfordern verhältnißmäßig weniger Flüssigkeit, und der Uebergang des Körpers in die Quecksilberkugel ist ein ganz allmäliger und bildet einen sehr stumpfen Winkel, der zum Ansetzen von Unreinigkeit oder Feuchtigkeit keinen Anlaß bietet. Ein in den Hals eingekittetes Emailstäbchen trägt wie bei den Wittstock'schen Spindeln die Marke, bis zu welcher bei den Bestimmungen, event. unter Auflegen von Gewichten auf den Teller, die Spindel eingesenkt werden muß. Die Gewichte bestehen aus Einsatzgewichten von Messing mit den Abstufungen 200, 100, 50 und aus Blechgewichten von Neusilber mit den Abstufungen 20, 10, 5, 2, 1, 0,5 nach Gewichtseinheiten; diese Theilung schließt sich also ganz dem decadischen System an, und die Summe der Gewichte ist mehr als ausreichend, um die leichteste Spindel damit abtariren zu können, Umstände, die bei den Wittstock'schen Instrumenten nicht beachtet waren. Die Gewichtseinheit beträgt 40mg. – Angefertigt werden diese Gewichte in der Fabrik von C. Staudinger und Comp. in Gießen. Sie besitzen einen sehr hohen Grad von Genauigkeit, welcher die der gewöhnlichen sogen. Präcisionsgewichte bedeutend überragt. Das Thermometer nimmt vermöge des verhältnißmäßig großen Quecksilbergefäßes sehr rasch die Temperatur seiner Umgebung an; die Theilung ist auf Milchglas bis zu halben Centesimalgraden ausgeführt; jeder Grad besitzt eine Länge von durchschnittlich 2mm. Die Vergleichung mehrerer Thermometer mit einem in 1/10 Centesimalgrade getheilten Normalthermometer ergab ihre vollständige Genauigkeit. Der äußeren Form nach ist die Länge des Thermometers so gewählt, daß es, in den zugehörigen Cylinder gestellt, noch etwas darüber herausragt; sein Querschnitt beträgt wenig über 1cm, und sein Volum ist merklich geringer als das der Spindeln, so daß nicht, wie sonst so häufig, das Gefäß überläuft, wenn man statt der Spindel das Thermometer einbringt und bis zum Boden sinken läßt. Da bei Bestimmung der specifischen Gewichte von Flüssigkeiten deren Temperatur von erheblichem Einfluß ist, und sehr häufig durch Einsenken des Cylinders in kaltes oder laues Wasser auf eine feste Normalhöhe gebracht werden muß, so macht sich auch eine Mischung der Flüssigkeit während dessen fast ausnahmslos nöthig. Diese Mischung muß in der Regel in dem Cylinder selbst vorgenommen werden, und sie erfolgt gewöhnlich durch Umrühren mit dem Thermometer. Aber die hohe enge Flüssigkeitssäule mischt sich in dieser Weise nur langsam; es bleiben immer gern schwerere Schichten am Boden, leichtere nach oben hin unvermischt, und die Kugel des Thermometers kann bei lebhafterer Bewegung leicht brechen. Es wurde deshalb für den hier vorliegenden Zweck eine Form gesucht, welche durch Heben und Senken rasch eine gleichmäßige Mischung der Flüssigkeit bewirkt; das Quecksilbergefäß erhielt an seinem untern Ende einen gläsernen Ansatz von der Form einer flachen Dose mit etwa 25mm Querschnitt, und zeigt hiernach das Instrument die Form Figur 23, an welcher scharfe Winkel, Einschnürungen und Unebenheiten, welche das Reinigen und Abtrocknen erschweren könnten, vermieden sind. Zur Aufnahme der zu wägenden Flüssigkeit dient ein Hohlgefäß von Glas, das wir der Kürze wegen Cylinder nennen wollen. Es besitzt aber nicht eine cylindrische oder walzenförmige Gestalt, sondern die Form eines abgestutzten Kegels, der sich nach unten hin verjüngt, in einen halbkugelförmigen Boden ausläuft, und mit einem soliden Glasfuß versehen ist. Seine lichte Weite beträgt oben etwa 3 3/4, unten etwa 2 1/2, seine lichte Höhe etwa 20cm, die Form ist also etwa die in Figur 24 verjüngt angegebene. Die Wände haben gegen 3mm Glasstärke, der Rand ist oben sorgfältig abgeschliffen. Zwei Horizontallinien bezeichnen die Grenzen, bis zu denen das Gefäß mindestens gefüllt werden muß oder höchstens gefüllt werden darf, damit nach Einsenken der Spindel es weder an Flüssigkeit fehle, noch ein Theil derselben überlaufe. Durch die Form des Cylinders wird die Menge der zu einer Wägung erforderlichen Flüssigkeit auf das geringste Maß, durchschnittlich etwa 100cc, beschränkt, und das Reinigen und Austrocknen, auch auf mechanischem Wege mittels eines passend geformten Wischers, um so mehr erleichert, als der Hohlraum eine ganz regelmäßige Form und keinerlei scharfe Winkel oder Unebenheiten zeigt.

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