Titel: Die Jute und ihre Verarbeitung; von Ingenieur G. Pfuhl, Lehrer am Polytechnicum in Langensalza.
Autor: G. Pfuhl
Fundstelle: Band 222, Jahrgang 1876, S. 193
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Die Jute und ihre Verarbeitung; von Ingenieur G. Pfuhl, Lehrer am Polytechnicum in Langensalza. Mit Abbildungen. (Nachdruck vorbehalten.) (Fortsetzung von S. 145 dieses Bandes.) Pfuhl, über die Jute und ihre Verarbeitung. Die älteste und verbreitetste Quetschmaschine ist die von Urquhart, Lindsay und Comp. in Dundee gebaute und in Fig. 4 bis 6 Tafel V [a/2] in Längenansicht, Grundriß und Seitenansicht in 1/32 natürlicher Größe dargestellt. Es besteht diese Maschine aus mehreren horizontal dicht neben einander gelagerten, stark geriffelten Walzenpaaren, von denen die obern i₁ auf die untern i durch flachdrähtige Kegelfedern aufgedrückt werden. Die ungetheilten Lager der obern Walzen sind als Gleitsteine construirt, welche in passenden Führungen des Gestelles eingelegt sind. Die oben offenen Führungen sind durch Stege s, welche mittels Schrauben angezogen werden können, geschlossen und geben den zwischen Steg und Lagerstein liegenden Federn die nöthige Spannung. Die Anzahl der Walzen ist sehr verschieden. Je mehr vorhanden sind, desto besser ist die Wirkung der Maschine, aber auch um so theurer ist sie alsdann. Man wählt mindestens 20 Walzenpaare, doch werden auch Maschinen mit 40 Walzenpaaren ausgeführt. Die vorliegende Maschine hat deren 31. Die Walzen haben 4 1/8 Zoll (105mm) äußern Durchmesser und sind mit 14 starken, abgerundeten Riffeln versehen, wie Figur 8 Tafel V [a/3] in 1/2 natürlicher Größe angibt. Diese Riffeln laufen nicht parallel der Walzenachse, sondern gehen in einer langgestreckten Schraubenlinie um den halben Umfang herum, und ist die weitere Anordnung derart, daß in jedem Walzenpaare die Richtung der Riffeln der einzelnen Walzen entgegengesetzt ist und in dem folgenden Paare stets wechselt, wie aus Fig. 5 und 6 hervorgeht. Haben also im ersten Walzenpaare die Riffeln der untern Walze die Lage von Rechtsschraubengängen, so haben die der obern die Lage von Linksschraubengängen, was im folgenden Walzenpaare wechselt; es hat alsdann die untere links gehende und die obere rechts gehende Riffeln u.s.w. Die untern Walzen werden durch Räder angetrieben, während die obern durch den Eingriff der Riffeln mitgenommen werden. Die Riemenscheibenwelle A der Maschine trägt die lose und feste Scheibe R und R₁, außerdem aber die conischen Triebräder a und a₁, von welchen die Bewegung auf die conischen Getriebe b und b₁ und auf die zu beiden Seiten der Maschine entlang laufenden, horizontal gelagerten Wellen B und B₁ übergeht. Von diesen Wellen aus wird durch die Winkelräder c, d und c₁, d₁ die eine Hälfte der untern Walzen von der linken, die andere Hälfte von der rechten Seite aus angetrieben. Die Einführung der Faser geschieht von der Seite der Maschine, wo die Antriebswelle A liegt und wird durch einen eisernen, zu beiden Seiten durch erhöhte hölzerne Leisten begrenzten Tisch vermittelt, auf welchen die Risten, mit den Wurzelenden voran, ausgebreitet und dann mit der Hand in den Bereich der ersten Walzen geschoben werden. Da aber bei Ausführung dieser Arbeit der Arbeiter der Gefahr ausgesetzt ist, von den Walzen erfaßt zu werden – wie dies leider mehrfach vorgekommen ist –, so ist diese Art der Zuführung unbedingt zu verwerfen, und man sollte an Stelle dessen ein über zwei Rollen o und o₁ gehendes Tuch ohne Ende (Fig. 7. [b/2]) anwenden, welches die aufgelegten Risten von selbst dem ersten Walzenpaare zuführt. Durch die weitere Anbringung eines Schutzbretes f und einer dahinter liegenden leichten, nur lose auf dem Tuche aufliegenden Holzwalze o₂ wären die anzuwendenden Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung von Verletzungen vervollständigt. Sollte nämlich ein Arbeiter aus irgend einem Grunde mit der Hand den Theil der aufgelegten Riste fassen, welcher bereits in nächster Nähe des Schutzbretes sich befindet, so könnte dieselbe im schlimmsten Falle zwischen die Holzwalze und das Tuch gezogen werden, und wird der gelinde Druck, welche die erstere jetzt ausübt, den Unvorsichtigen mahnen, schleunigst die Hand zurückzuziehen, was noch möglich ist, da sie noch nicht in den Bereich der eisernen Walzen gelangt ist. – Es wäre ebenfalls besser, wenn die Ablieferung der durchpassirten Risten auch auf ein endloses Tuch erfolgte, was bei vorliegender Maschine nicht der Fall ist. Es muß jetzt der am Ende der Maschine stehende Arbeiter die abgelieferte Riste mit den Händen in Empfang nehmen und bei Seite legen. Häufig kommt es vor, daß die Risten sich um die letzte Druckwalze herumwickeln, welchem Umstande man aber dadurch abhelfen kann, daß die Druckfedern entfernt werden, so daß diese Walze lediglich durch ihr Eigengewicht auf der untern aufliegt. An manchen Maschinen sucht man auch diesem Wickeln dadurch zu begegnen, daß man die letzten Walzen mit Riffeln versieht, die parallel der Achse laufen. Die eigenthümliche Wirkung der Quetschmaschine ist ersichtlich. Die schraubenförmige Lage der Riffeln, sowie die beschriebene Anordnung der Walzen, daß nämlich links- und rechtsgewundene Riffeln stetig abwechseln, bewirken zunächst ein Ausbreiten der Risten, sodann aber, daß jeder Fasertheil sicher einigemale einem starken Drucke ausgesetzt ist. Die Wirkung ist bei genügender Anzahl der Walzen (mindestens 20 Paare), dieser zweckmäßigen Einrichtung entsprechend, eine sehr gute. Die Faser verliert, soweit dies überhaupt möglich ist, ihre Starrheit, sie wird geschmeidig und weich, wie dies für die weitere Verarbeitung der Faser erforderlich ist. Die Bewegungsverhältnisse der Maschine sind folgende: Bei 162 Umdrehungen der Hauptwelle A in der Minute sind die Umdrehungen der Walzen 162 × 23/37 × 16/23 = 70. Der Umfang der Walzen ergibt sich verschieden, je nach der Dicke der durchpassirenden Riste, die dann mehr oder weniger in die Riffeln eingedrückt wird. So ergab eine Messung an einer etwa 750g schweren Riste, daß beim Durchpassiren der Wurzelenden 13 bis 14 Zoll (330 bis 356mm), in der Mitte der Riste 15 Zoll (381mm) und an der Spitze 21 Zoll (533mm) bei einem Umgange abgewickelt wurden. Nimmt man im Mittel eine Abwicklung von 16,5 Zoll (419mm) an, so ergibt sich die Umfangsgeschwindigkeit oder die Lieferung der Walzen in der Minute zu L = 70 × 16,5 = 1155 Zoll (= 70 × 419 = 29m,33). Die tägliche Lieferung beträgt demnach bei 10stündigem ununterbrochenen Betriebe Lt = (60 × 10)/12 L = 50 L = 50 × 1155 = 57750 Fuß (17598m). Nimmt man fortwährende Auflage von zwei Juteristen neben einander an, und hat eine derselben eine Länge von 8,75 Fuß (2m,667) und dabei ein Gewicht von 1,5 Pfd. (750g), so beträgt die tägliche Lieferung dem Gewichte nach Lg = (2 × 1,5 L t)/8,75 = (3 × 57750)/8,75 = 19800 Pfd., d. s. etwa 61 Ballen. In der Praxis vermag man bei vier Mann Bedienung, zwei zum Auflegen, zwei zum Abnehmen der Risten, und bei 11 1/2 Stunden Arbeitszeit, wofür man (das Herbeischaffen der Risten und die Aufenthalte durch Wechseln der Sorten, durch die Reinigung, das Einölen u.s.w. abgerechnet) etwa 10 Stunden wirkliche tägliche ununterbrochene Auflegezeit rechnen kann, bis 60 Ballen zu 325 Pfd. Gewicht oder 19500 Pfd. (9750k) Gewicht zu verarbeiten. Eine andere, später in Gebrauch gekommene Quetschmaschine (Jute-Softener) von Lawson and Sons in Leeds ist wesentlich anders als die beschriebene construirt, und wird die folgende nähere Betrachtung derselben zeigen, wie weit sie ihrem Zweck entspricht. (Vgl. 1873 210 86.) Auf Tafel V [b.c/1] stellt diese Maschine Figur 12 im Längenschnitt, Figur 13 im Grundriß dar und gibt Figur 14 die Bewegungsmechanismen besonders. Die arbeitenden Theile dieser Maschine bestehen aus 6 Paar in einem Kreisbogen um die Mittelwelle C gelagerten, parallel zu ihren Achsen stark geriffelten Walzenpaaren 1 bis 6. Die obern Walzen, in Gleitsteinen gelagert, die im Gestell Führung haben, werden durch starke cylindrische, runddrähtige Schraubenfedern, deren Spannung durch Druckschrauben von dem obersten Theile des Gestelles aus regulirt werden kann, auf die untern aufgedrückt. Nur die letztern werden durch Räder bewegt, die obern also durch Reibung und den Eingriff der Riffeln mitgenommen. Vor dem ersten Walzenpaare ist der Auflege- oder Zuführungstisch T angeordnet, bestehend aus einem endlosen, über zwei Rollen gehenden, von einem Bret unterstützten Tuche, und hinter dem letzten, dem 6. Walzenpaare, ein ebensolcher Abführungstisch T₁. Das Material wird, mit den Wurzelenden zuerst, auf den Tisch T aufgelegt, passirt die Walzen und wird schließlich auf den Tisch T₁ abgeliefert. – Die Bewegung dieser Theile ist eine doppelte, indem sie erst eine raschere Vorwärtsbewegung, dann eine geringere und langsamere Rückwärtsbewegung also die sogen. Pilgerschrittbewegung annehmen. Hierdurch wird die Wirkung der Walzen wesentlich erhöht, ohne daß die Lieferung der Maschine beeinträchtigt würde, wie die Rechnung zeigen wird. Von der Hauptwelle A aus, welche die lose und feste Betriebsriemenscheibe R und R₁ trägt, geht die Bewegung zunächst von der andern Seite der Maschine durch die Riemenscheibe a auf die Scheibe b und auf die mit derselben fest verbundene Welle B über; dieselbe pflanzt durch das Rad c zwischen beiden Gestellständern die Bewegung auf die mit einander fest verbundenen Uebersetzungsräder d und e fort, welche beide lose auf der Mittelwelle C sitzen. Rad e ist nun im Eingriff mit Rad f, welches fest auf der außerhalb der Gestellständer in zwei Schwingen p und p₁ gelagerten Welle D sitzt. Die Welle D trägt die beiden Triebräder g und g₁, durch welche die Hohlräder h, h₁ bewegt werden. Diese Hohlräder sitzen fest auf der schon erwähnten Mittelwelle C und sind im Eingriff mit den auf den Speise- und Abnehme- und untern Riffelwalzen sitzenden Rädern. Hohlrad h treibt die Räder der Betriebswalze des Einführungstuches und die der 2., 4. und 6. Riffelwalze, also die Räder k, i und Hohlrad h₁ die Räder der 1., 3. und 5. Riffelwalze und der Betriebswalze des Abführungstuches, also die Räder i₁ und k₁ (Fig. 14). Durch diese Bewegungsübertragung wird der Vorwärtsgang erzeugt, und betragen bei einer Umdrehung der Hauptwelle A, wenn die Buchstaben die Durchmesser der Riemenscheiben und die Zähnezahlen der Räder bedeuten (wobei g = g₁ und h = h₁), die Umdrehungen der Riffelwalzen a/b c/d e/f g/i. Bezeichnet man den Umfang der Riffelwalzen mit u Zoll, so ist die Umfangsgeschwindigkeit derselben oder die Lieferung der Maschine bei einer Umdrehung der Hauptwelle: L = a/b c/d e/f g/i u Zoll         (1) Nun ist aber die Welle D, auf welcher die beiden Getriebe g und g₁ sitzen, wie erwähnt, in zwei Schwingen p und p₁ gelagert. Diese Schwingen umfassen mittels ihrer Naben die Mittelwelle C und sind um dieselbe drehbar, sowie, damit sie unter einander immer gleiche Lage behalten, durch eine Querstange q mit einander verbunden. An jeder Schwinge fassen unterhalb der Welle D die Schubstangen o und o₁ an, die mit den Zapfen der Kurbelscheiben r und r₁ gekuppelt sind und gemeinsam auf der von der Hauptwelle A aus durch die Räder l und m bewegten Welle E sitzen. Bei jeder ganzen Umdrehung der Kurbelscheibenwelle wird also die Schwinge von Position I nach Position II und zurück in ihre erste Lage schwingen (Fig. 14). Dabei sind nun die Räder g und g₁ fortwährend im Eingriff mit den Hohlrädern h und h₁, und wird daher diese Schwingbewegung während der einen halben Umdrehung der Kurbelwelle im Sinne der Vorwärtsbewegung des Hohlrades, dieselbe beschleunigend, wirken und während der zweiten Hälfte der Umdrehung im entgegengesetzten Sinne, die Bewegung des Hohlrades verzögernd. Bei passend gewählten Verhältnissen wird dann eine Rückdrehung des Hohlrades und mit ihm der Riffelwalzen und der Tücher erfolgen. Bezeichnet man den Winkel, welchen die beiden äußersten Positionen der Schwinge mit einander bilden, also den Winkel I C II mit η°, so wird die Schwingung der Getriebe g um diesen Winkel vorwärts, während einer halben Umdrehung der Kurbelwelle E, – wenn man die directe Bewegungsübertragung einen Augenblick still stehend denkt – eine Drehung der Riffelwalzen vorwärts bewirken und zwar, da die Drehung des Hohlrades = η/360 einer vollen ist, um η/360 h/i. Die gleichzeitige Abwicklung der Walzen, also auch die gelieferte Faserlänge in dieser Periode ist also: A = η/360 h/i u Zoll         (2) Durch die Rückschwingung der Getriebe g (während der zweiten Hälfte der Drehung der Kurbelwelle) wird aber dieselbe Faserlänge von η/360 h/i u = A Zoll von den Riffelwalzen zurückgebracht. Bei jeder Umdrehung der Kurbelwelle dreht sich – jetzt die Hauptbewegung wieder eingeschaltet gedacht – die Hauptwelle m/l mal; mithin ist, da nach Formel (1) die Lieferung der Riffelwalzen bei einer Umdrehung der Hauptwelle = L gesetzt worden war, die Lieferung durch die directe Uebersetzung bei m/l Umdrehungen der Hauptwelle oder einer ganzen der Kurbelwelle: Lm/l = V         (3) Bei einer halben Kurbelwellenumdrehung wird also geliefert V/2. Zu dieser Lieferung kommen die durch die Schwingbewegung der Räder d bewirkten Abwicklungen und zwar derart, daß einmal eine Faserlänge von V/2 + A und alsdann von V/2 – A bewegt wird. Je nachdem nun A kleiner, gleich oder größer als V/2 ist, werden die Riffelwalzen während der einen halben Schwingung, die entgegengesetzt der Vorwärtsbewegung der Risselwalzen wirkt, sich entweder nur langsamer vorwärts bewegen oder einfach stillstehen oder sich rückwärts drehen, und tritt der letzte Fall bei der vorliegenden Maschine, wie weiter unten gezeigt werden soll, ein. Es wird also bei einer vollen Umdrehung der Kurbelwelle, oder bei m/l der Hauptwelle, wirklich eine Faserlänge eingezogen resp. geliefert, welche gleich der algebraischen Summe der während der beiden Hälften gelieferten ist, also V/2 + A + V/2 – A = V Zoll, d. i. aber dieselbe Lieferung, welche die Maschine nach Formel (3) durch die directe Uebersetzung allein ergibt. Die Lieferung der Maschine wird daher durch Einschaltung der Pilgerschrittbewegung nicht geändert; wohl aber ist diese Bewegung auf die Art der Arbeit von Einfluß, indem die wiederholte Vorwärts- und Rückwärtsbewegung die Walzen mehrmals zur Geltung bringt. Vergleicht man nämlich die von den Riffelwalzen durch die directe Uebersetzung bei m/2 l Umdrehungen der Hauptwelle oder einer halben Umdrehung der Kurbelwelle abgelieferte Faserlänge von V/2 Zoll mit der in derselben Zeit durch die Schwingbewegung von den Walzen gelieferten Länge von A Zoll, so drückt sich die Art der Arbeit durch den Quotienten Q = A : V/2 = 2A/V         (4) aus; d.h. es ist die Wirkung der Maschine mit Pilgerschrittbewegung bei 6 Walzenpaaren gleich einer andern Maschine mit nur einfacher Bewegung, aber mit 6 Q Walzenpaaren. Werden die Umdrehungen der Hauptwelle in der Minute mit n bezeichnet, so ergibt sich die Lieferung der Maschine zu L m = nL Zoll = n L/12 Fuß in der Minute, und die tägliche Lieferung bei 10 Stunden wirklicher Auflegezeit: Lt = L m 60 × 10 = n L (60 × 10)/12 = 50 n a/b c/d e/f g/i u Fuß.   (5) Nimmt man schließlich noch an, daß stets zwei Risten neben einander auf das Zuführungstuch aufgelegt werden, daß ferner eine Riste von x Fuß Länge durchschnittlich p Pfd. (vor dem Einweichen) wiegen, so erhält man bei obiger wirklicher Auflegezeit eine Maximalleistung dem Gewichte nach von Lg = Lt 2p/x = 1200 Lm p/x = 100 nL p/x = 100n a/b c/d e/f g/i u Pfd.   (6) Bei der vorliegenden Maschine sind folgende Zahlenwerthe anzunehmen. Die untern Riffelwalzen haben sämmtlich, über den Riffeln gemessen, 4 1/2 Zoll (114mm), die obern 6 Zoll (152mm) Durchmesser. Die Anzahl der Riffeln der untern Walzen beträgt bei den ersten und zweiten 18, bei den dritten und vierten 16, bei den fünften und sechsten 14. Die Feinheit der Theilung nimmt also ab; entsprechend sind auch die Riffeln der Walzen immer weniger tief. Der Umfang je zweier vorhergehenden Walzen ist jedoch etwas größer als der der folgenden beiden, wodurch einem Zerreißen der Faser vorgebeugt wird. Der Umfang der letzten, der Lieferungs-Walzen betrug an einer zwischen beiden Walzen durchgelassenen Riste von der gewöhnlichen Stärke gemessen durchschnittlich u = 17 Zoll (432mm), und soll derselbe der folgenden Rechnung zu Grunde gelegt werden.Ein dünner, durch die Walzen gelassener Papierstreifen ergab hingegen 19 Zoll (483mm) Umfang. Die Hauptwelle der Maschine bewegt sich mit 320 Umdrehungen pro Minute. Riemenscheibe a = 18 Zoll; b = 20 Zoll; Zähne der Räder c = 60, d = 80, e = 18, f = 86, g = g₁ = 14, h = h₁ = 106, i = 14 (k = k₁ = 19), Rad l = 12 und m = 60 Zähne. Die äußersten Stellungen der Schwinge bilden den größten Ausschlagswinkel η = 33° mit einander. Die Lieferung der Maschine ist bei einer Umdrehung der Hauptwelle nach Formel (1): L = 18/20 60/80 18/86 14/14 17 = 2,4 Zoll (61mm). Die durch einen Ausschlag des Getriebes g, also bei einer halben Umdrehung der Kurbelwelle bewirkte Lieferung der Riffelwalzen ist nach (2): A = 33/360 106/14 17 = 11,8 Zoll (299mm,7). Die Lieferung der Riffelwalzen bei einer Umdrehung der Kurbelwelle oder bei m/l = 60/12 = 5 Umdrehungen der Hauptwelle ist nach (3): V = 2,4 × 5 = 12 Zoll, also bei einer halben Umdrehung der Kurbelwelle V/2 = 6 Zoll. Es wird mithin einmal die Faserlänge von 6 + 11,8 = 17,8 Zoll vorwärts und alsdann 6 – 11,8 = – 5,8 Zoll rückwärts bewegt. Hieraus resultirt bei einer vollen Kurbelwellenumdrehung, oder bei 5 der Hauptwelle, eine wirkliche Ablieferung von 17,8 – 5,8 = 12 Zoll, wie sie unter (3) aus der directen Uebertragung ausgerechnet wurde. Die Berechnung des Quotienten Q ergibt nach (4) eine Wirkung der Walzen von Q = 11,8/6 ∾ 2; sie ist also bei dieser Maschine einer solchen von 12 Walzenpaaren mit einfacher Vorwärtsbewegung gleich. Die Lieferung der Maschine in der Minute ist nach (5): L m = 320 2,4/12 = 64 Fuß (19 m,507), oder in 10 wirklichen Auflegestunden nach (6): L t = 64 × 60 × 10 = 38400 Fuß (11704m). Schließlich ist noch die tägliche Lieferung dem Gewichte nach, wenn man die Länge einer Riste zu 9 Fuß (2m,74,3) und das Gewicht derselben zu 1,5 Pfd. annimmt, nach (7): L g = (38400 × 2 × 1,5)/9 = 12800 Pfd. oder etwa 36 Ballen Jute zu 325 Zollpfund Gewicht. In der That wird als Maximalleistung in 11 1/2 Arbeitsstunden, wofür man etwa (das Herbeischaffen des Rohmaterials, das Putzen und Oelen der Maschine abgerechnet) 10stündige wirkliche Auflegezeit rechnen kann, 35 bis 36 Ballen zu 325 Pfd. Gewicht bei vier Mann Bedienung angegeben. Aus vorstehender Betrachtung ist ersichtlich, daß die Bearbeitung der Faser auf dieser Maschine weniger intensiv erfolgt als bei der zuerst beschriebenen. Wenn nun auch bei der Lawson'schen Maschine die Walzen-Druckfedern stärker sind, der Druck auf ein Fasertheilchen also kräftiger sein wird als bei der Urquhart'schen Maschine, so geht dieser Vortheil doch zum größten Theil wieder durch den Umstand verloren, daß die Walzenriffelung parallel der Achse läuft, ein Ausbreiten der Risten durch die Maschine also nicht erfolgen kann, weshalb sich die mittlern Partien der möglichst directen Einwirkung der drückenden Kanten entziehen. Dieser Umstand tritt besonders nachtheilig bei geringern Jutesorten, bei denen eine recht intensive Druckwirkung nöthig ist, hervor. Da außerdem die Maximalleistung der Lawson'schen Maschine bei nahezu derselben Bedienung bedeutend geringer ist als bei der Urquhart'schen Maschine (36 gegen 60 Ballen), so spricht selbst der etwas geringere Preis der erstern durchaus nicht zum Vortheil derselben, besonders da sie durch die Art der Walzenbewegung häufigen Reparaturen unterworfen ist. Die plötzliche Umwechslung der Bewegung läßt sich nicht ohne erhebliche Stöße auf die arbeitenden Theile ermöglichen. Obgleich nun letztere augenscheinlich recht solid und sorgfältig gebaut sind, so ist ein Bruch der Zähne, besonders der Räder l und m oder der Schubstangen o und o₁, stets zu befürchten und auch bei in Betrieb befindlichen Maschinen bereits wiederholt vorgekommen. Man sah sich daher genöthigt, einige Zeit ohne Pilgerschrittbewegung zu arbeiten, wodurch aber die Wirkung der Maschine noch mehr herabgezogen wird. Der ruhige, gleichmäßige Gang der Urquhart'schen Maschine hingegen sichert vor Betriebsstörungen, und deren intensive Wirkung auf jeden Theil der Faser, sowie deren bedeutende Lieferungsfähigkeit empfehlen dieselbe, trotz des etwas höhern Preises, für jede größere Anlage als sehr zweckentsprechend. Neuere Methode des Erweichens der Jutefaser. Nach derselben findet eine Verschmelzung der nach der oben beschriebenen Methode durch einen längern Zeitraum getrennten Processe des Einweichens und Quetschens statt. Man bedient sich zur Ausführung derselben stets der Urquhart'schen Quetschmaschine, die aber jetzt in dem vordern Theile oberhalb der Druckwalzen mit einem mechanischen, selbstthätigen Einsprengapparat (Batching-Apparat) versehen ist. Bekannt geworden sind bis jetzt zwei solche Apparate, nämlich der von Paterson und der von Butchard. Paterson's Einsprengapparat ist in Fig. 10 und 11 auf Tafel V [a.b/4] in der Längen- und Seitenansicht in 1/32 natürlicher Größe dargestellt. Es besteht derselbe aus einem größern viereckigen Blechbehälter k, in welchen ein kleinerer, gleich hoher Kasten so eingesetzt ist, daß seine Seitenwände etwas von denen des größern abstehen. Der kleinere Behälter dient zur Aufnahme von Oel, der größere wird mit Wasser gefüllt, das den kleinern von 4 Seiten umspült. Die Aufstellung der Behälter oberhalb der Walzen geht aus den Figuren hervor. Um eine intensivere Wirkung zu erzielen, und um besonders in der kältern Jahreszeit den Thran recht dünnflüssig zu erhalten, wird das Wasser durch Dampf erwärmt. Von den Böden der Behälter führen drei durch Hähne verschließbare Röhren r₁ bis r₃ senkrecht hinab, zwei r₁ und r₂ von dem Wassergefäße und eine r₃ von dem Oelbehälter. Die Röhren münden in horizontale, in der Richtung der Achse der Walzen liegende Rohre e₁ bis e₃, welche mit dem Einlaß der zu beiden Seiten der Maschine aufgestellten Ventile w₁ bis w₆ communiciren. Die Ausgänge je zweier sich gegenüber liegenden Ventile sind mit horizontalen, dicht über der 2., 4. und 6. Walze liegenden, mit feinen Sieblöchern versehenen Einsprengrohren f verbunden, und communicirt also das erste und zweite dieser Rohre f mit dem Wassergefäß, das dritte mit dem Oelgefäß, sobald bei geöffneten Hähnen die zwischen liegenden Ventilkegel gehoben werden. Die einzelnen Ventilstangen sind durch einarmige Hebel mit den Zugstangen g₁ bis g₆ verbunden, die an die Lager der 1., 3. und 5. Druckwalze angeschraubt sind. Wenn sich nun bei dem Durchgange einer Juteriste diese Druckwalzen heben, werden auch die Ventilkegel gehoben, und es tritt die oberhalb derselben stehende Flüssigkeit in die Siebrohre und ergießt sich so lange aus den Löchern derselben auf die darunter befindlichen Walzen, als sich Jute zwischen ihnen befindet und die Ventile gehoben sind. Auf diese Weise werden die Risten durch die zwei ersten Röhren mit Wasser und durch die dritte mit Thran besprengt. Sind keine Risten zwischen den ersten Walzenpaaren, so sind die Ventile geschlossen, verhindern also ein Austreten der Flüssigkeit. Unterhalb der Walzen ist gewöhnlich noch ein Gefäß zum Auffangen des herabtropfenden Wassers und Oeles angebracht. Die Arbeit findet ebenso wie früher statt. Man bringt also möglichst immer zwei Risten neben einander gleichzeitig in den Bereich der ersten Walzen, welche, bei dem Durchpassiren mit Wasser und Oel benetzt, vollständig eingeweicht am andern Ende der Maschine abgeliefert werden. Diese so behandelte Jute glaubte man gleich weiter verarbeiten zu können, ohne sie erst lagern zu müssen; doch hat es sich gezeigt, daß dies ein Irrthum ist. Soll sich der Spinnproceß bei dergestalt behandelter Jute ebenso gut durchführen lassen wie bei Anwendung der ältern Methode, so ergab sich, daß dieselbe ebenfalls wieder eingelegt und 36 bis 48 Stunden sich selbst überlassen werden mußte. Um dann den Transport des Materials zu vereinfachen, bedient man sich kleiner, niedriger, kistenförmiger, auf Rädern stehender Behälter, in welche die abgelieferte Jute direct eingelegt wird. Die vollen Behälter werden mit einem Deckel zugedeckt und an passende Orte gefahren, wo das Material in denselben lagern bleibt, bis die weitere Verarbeitung bewirkt werden kann. Die durch die zweite Methode beabsichtigte Ersparniß an Zeit läßt sich also nicht erreichen, ohne den Spinnproceß zu beeinträchtigen; anderseits zeigte es sich aber, daß auch das Einsprengen der Jute selbst durch den beschriebenen Apparat nicht gleichmäßig und genügend sicher stattfindet, sondern man fand, daß die vordern, zuerst durch die Maschine gehenden Theile der Risten zu trocken und die hintern zu naß wurden. Auch der zweite zum Einsprengen der Jute angewendete Apparat von Butchard ergibt keine genügend guten Resultate und vermag die Handarbeit nicht zu ersetzen; es genüge deshalb folgende kurze Beschreibung desselben. Er besteht aus zwei neben einander, oberhalb der vordern Walzen der Urquhart'schen Maschine liegenden, hölzernen, die Breite der Maschine einnehmenden flachen Trögen, von denen der vordere mit erwärmtem Wasser, der folgende mit erwärmtem Thran gefüllt erhalten wird. In dem vordern Troge bewegt sich eine gußeiserne, etwa 150mm im Durchmesser habende Walze, deren Umfang mit Vertiefungen versehen ist, und in dem zweiten Troge eine ebenso große glatte Walze. Beide Walzen werden von den untern Riffelwalzen aus durch Räder bewegt, und kann man durch Auswechseln derselben die Geschwindigkeiten der Trogwalzen verändern. Auf der abwärts gehenden Seite dieser Walzen legt sich eine mit einer Schneide versehene eiserne Schiene, die in ihrer Höhenrichtung mit Riefen und Abtropfzacken versehen ist, an den Umfang derselben an. Ist die Maschine in Thätigkeit, so bewegen sich auch die Trogwalzen und führen, die erste das in den Vertiefungen sich ansammelnde Wasser, die zweite das an dem glatten Umfange haftende Oel empor und bis zu den anliegenden Leisten, welche die Flüssigkeiten abstreifen, die dann in den Riefen der Schienen nach den Abtropfzacken laufen und von diesen hinunter auf die Riffelwalzen der Maschine und die durchpassirenden Juteristen fallen. Um das Abtropfen der Flüssigkeiten zu erleichtern, pflegt man den Abstreichschienen von der Maschine aus eine rüttelnde Bewegung zu geben. Unterhalb der Riffelwalzen muß auch hier ein Gefäß zum Ausfangen des nebenbei fließenden Oeles angeordnet werden. Da aber auch dieser Apparat den Ansprüchen einer gleichmäßigen und sparsamen Einsprengung nicht vollständig genügt, so ist bis jetzt die ältere, zuerst beschriebene Methode des Erweichens der Jutefaser noch vorwiegend im Gebrauch, da sie bis jetzt bei einigermaßen eingeübten Arbeitern die zuverlässigste ist. Nach dem Erweichprocesse ist die Vorbereitung der Faser bis zum Vorspinnen im allgemeinen beendet; jedoch erfordern gewisse Jutesorten noch eine weitere Behandlung, die in einem Abtrennen der Wurzeln und manchmal auch der Kopfenden der Risten besteht. Jutesorten mittlerer Qualitäten mit starken Wurzelenden, aber guten, weichen mittlern Theilen können weit vortheilhafter durch Abtrennen der erstern verwendet werden, indem sie sich alsdann zu höhern Nummern und bessern Qualitäten verarbeiten lassen, während die abgetrennten Wurzelenden grobe Nummern und ordinäre Qualitäten ergeben. Bei der Verarbeitung der bessern Jutesorten zu Kettengarnen und höhern Garnnummern ist es anderseits stets angezeigt, die Wurzelenden und, wenn die Kopfenden nicht recht gut sind, auch diese abzunehmen. Man erhält dadurch ein gleichartigeres Rohmaterial, das sich leichter verarbeiten und besonders besser feinspinnen läßt, wodurch einerseits das fertige Garn nicht so häufig stärkere Anspinnstellen erhält, anderseits aber reiner und freier von den mehr den Wurzelenden anhängenden dunklern Basttheilen ist. Das Abnehmen der Enden geschieht entweder durch Handarbeit, oder mittels Maschinen, sogen. Schnippmaschinen (Snipping-machines, Jute-root hackling machines.) Die Handarbeit wird nur in kleinern Etablissements angewendet, wo sich die Anschaffung einer Maschine, die stets in einer bestimmten Größe gebaut wird, nicht rentiren würde. Man bedient sich dabei entweder eines eichenen Klotzes und Beiles, haut also die Enden ab, oder schneidet sie mittels einer Sense quer durch. Um die letztere Methode anzuwenden, befestigt man das Messer der Sense, mit der Schneide nach oben, horizontal in einem hölzernen Ständer. Der Arbeiter steht vor dem Messer und führt die Stelle der Riste, wo die Abtrennung erfolgen soll, zu beiden Seiten derselben die Faser haltend, unter kräftigem Druck nach unten auf der Schneide hin und her, bis die Durchschneidung erfolgt ist. Nach beiden Methoden erhält man stets stumpf abgeschnittene Enden, wie sie am Wurzelende auch bei der Faser im gewöhnlichen Zustande vorkommen. Da bei der auf Maschinen bewirkten Abtrennung der Enden die Risten zugespitzt werden, die Fasern also nicht mehr stumpf abgeschnitten erscheinen, hierdurch aber bei dem Spinnprocesse eine bessere Vereinigung dieser Stellen mit den andern Fasern erfolgt, so empfiehlt sich schon aus diesem Grunde die Anwendung derselben, und anderseits deren stete Benützung bei der Herstellung besserer und feinerer Garnsorten. Die zwei gewöhnlich angewendeten Schnippmaschinen weichen nicht unwesentlich in ihrer Construction von einander ab. (Fortsetzung folgt.).