Titel: Die Jute und ihre Verarbeitung; von Ingenieur E. Pfuhl, Lehrer am Polytechnicum in Langensalza.
Autor: E. Pfuhl
Fundstelle: Band 222, Jahrgang 1876, S. 573
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Die Jute und ihre Verarbeitung; von Ingenieur E. Pfuhl, Lehrer am Polytechnicum in Langensalza. Mit Abbildungen. (Nachdruck vorbehalten.) (Fortsetzung von S. 437 dieses Bandes.)Wir unterbrechen durch Einschaltung des Abschnittes „Abfälle“ den regelmäßigen Gang dieser Abhandlung, um den auf Tafel V bereits erschienenen Zeichnungen der Abfallverarbeitungsmaschinen den betreffenden Text noch im gleichen Bande beizugeben.D. Red. Pfuhl, über die Jute und ihre Verarbeitung. d) Abfälle, deren Verwendung und Verarbeitung. Bei der Verarbeitung der Jute bilden sich eine Reihe von Abfällen, deren möglichst vortheilhafteste Verwendung nicht unwesentlich auf die Einnahmen eines Etablissements von Einfluß ist. Es handelt sich entweder darum, die Abfälle passend wieder in den Spinnproceß einzufügen, oder sie einer besondern Zubereitung zu unterwerfen, wodurch sie für verschiedene andere Industriezweige verwendbar, also verkäuflich werden. Die Verwendung der Abfälle hängt einerseits von ihrer Natur, anderseits aber von dem Preise derselben und davon ab, in welcher Form sie beim Verkaufe von dem Käufer gewünscht werden. Sinkt z.B. zeitweise der Preis für Abfälle, so daß deren Herstellung resp. Zubereitung nicht mehr lohnt, so muß das Bestreben des Fabrikanten darauf gerichtet sein, möglichst wenig Abfall überhaupt zu erzeugen und ihn durch veränderte Zubereitung in eine Form überzuführen, in welcher er sich entweder dem Spinnprocesse wieder einfügen, oder sich einer gangbaren, leicht verkäuflichen Abfallsorte zusetzen läßt. Anderseits kann es bei hohen Preisen für Abfälle unter Umständen sogar rentabel sein, möglichst viel Abfall sich bilden zu lassen, denselben also geradezu zu produciren. Es geht hieraus wohl schon hervor, daß die Verwerthung der Abfälle mehr oder weniger rein localer Natur ist, und daß ein und derselbe Abfall unter Umständen sehr verschiedenen Bearbeitungen unterworfen werden muß, damit er für verschiedene Zwecke brauchbar wird. Es ist deshalb nicht möglich, allgemein giltige Vorschriften oder Berichte über die Verwendung und Verarbeitung der Abfälle zu geben; auch wird die Anführung statistischer Zahlen nur geringen Werth haben, da ja die Bildung der Abfälle zu verschiedenen Zeiten sehr verschieden sein kann, sowie auch jeweilig geänderte Umstände – wie das durch den Thran vermehrte Gewicht der Garne und Abfälle, die Sorte des verarbeiteten Materials, die Witterung u.s.w. – mitsprechen, die sich in Zahlenwerthen nur schwer – oder gar nicht – berücksichtigen lassen. Um aber wenigstens eine allgemeine Uebersicht über die Behandlung der Abfälle zu gewinnen, wollen wir uns mit ihrer Natur vertraut machen und sie zunächst in der Form kennen lernen, in welcher sie sich bei dem Spinnprocesse bilden; alsdann wollen wir der Verarbeitung derselben zu Verkaufszwecken (der Abfallfabrikation) nur nebenher gedenken, uns hingegen besonders mit der Art und Weise bekannt machen, wie sie – soweit dies überhaupt möglich ist – wieder in den Spinnproceß eingefügt werden können. Herrscht doch gegenwärtig in der Praxis das Bestreben, möglichst wenig Abfall zu Verkaufszwecken entstehen zu lassen. Man kann deutlich folgende Gruppen von Abfällen unterscheiden: I)Abfälle – welche vor dem Spinnprocesse entstehen und als Emballage der ersten rohen Jute gedient haben. Hierzu gehören: a) die Jutestricke, welche die Ballen umschnüren und sie zusammen halten; b) die Markenlappen. II)Abfälle – welche gebildet werden, um eine Jutesorte in ihrer Qualität zu verbessern, oder durch Unachtsamkeit der Arbeiter, durch augenblicklichen schlechten Zustand der Maschinen, oder durch andere Zufälligkeiten in sehr wechselnder Menge entstehen, und die ohne besondere Behandlung direct wieder in den Spinnproceß eingefügt werden können. – Es sind dies folgende Abfälle: a) abgehauene oder geschnittene, oder abgeschnippte Wurzelenden (Schnippheede); b) abgerissene Bänder von den Karden, den Streckmaschinen und der Spindelbank. III)Abfälle – welche von der Art der Maschine und der Einwirkung derselben auf das Rohmaterial abhängen. Sie bilden die Abfälle im engern Sinne, die eigentlichen Fabrikationsabfälle, welche eine Verminderung des Garnquantums bewirken. Diese Abfälle wollen wir mit willkürlich gewählten Namen bezeichnen und können alsdann unterscheiden: 1)Kardenabfall – wie er sich bei dem Krempelproceß bildet und unter den Karden ansammelt. Derselbe besteht aus abgeschiedenen kürzern Fasern, aus starken Wurzelenden, aus Stengeltheilchen, aus Schmutz und Sand etc., und aus zufällig mit herabgefallenen längern Fasern. Es ist dieser Abfall – wie erklärlich – verschieden, je nachdem er sich bildet a) bei der Vorkarde oder b) bei der Feinkarde.2)Spinnabfall – bestehend aus ganz kurzen flaumenhaarähnlichen, feinen Fäserchen. Es bildet sich derselbe durch die Einwirkung der Streckwerke auf das Material und durch den Vor- und Feinspinnproceß als feiner Flugabfall. Derselbe findet sich im erstem Falle unter den Streckwerken der Streckmaschinen und der Spindelbänke, im zweiten zwischen den Maschinengestellen der Spindelbänke und der Feinspinnmaschinen. Er bildet sich aber auch in der Weberei, z.B. bei den Webstühlen durch das Reiben der Riete an den Kettenfäden, sodann aber auch bei fast sämmtlichen Vorbereitungsmaschinen zur Weberei und besonders bei den Schermaschinen.3)Rove-Abfall – d. s. abgerissene, fehlerhafte Vorgarnfäden. Derselbe entsteht bei den Spindelbänken und bei den Feinspinnmaschinen.4)Guter Kehrabfall der Feinspinnerei – enthält abgerissene fertige Garnfäden und abgerissene und zufällig herabgefallene Vorgarnfäden, nebst etwas Spinnabfall, Schmutz und Staub.5)Reiner Fadenabfall – besteht nur aus fertigen, aber wirr durch einander liegenden, längern und kürzern Garnfäden und bildet sich hauptsächlich bei dem Zwirnen, dem Weisen, dem Copen und bei verschiedenen andern Arbeiten der Weberei.6)Ordinärer Kehrichtabfall – stammt der Hauptsache nach aus den Vorspinnräumen und besteht aus kurzen, mehr oder weniger schmutzigen Fasern, wie sie bei der Reinigung der Streckwerke und der Maschinen überhaupt zu Boden fallen, sodann aber aus Lappen und aus Fadenabfällen, die zum Abwischen der öligen Maschinentheile bei dem Putzen derselben gedient haben. Zur Verarbeitung der Abfälle verwendet man den Reißwolf (Teazer), die Abfallreinigungsmaschinen (Schüttelmaschinen) und die Abfall- oder Teazer-Karde, deren Beschreibung nach Besprechung der Behandlung der Abfälle erfolgen soll, soweit dies nicht bereits geschehen. Verwendung der unter I angeführten Abfälle. Schon bei Besprechung des Einlegeprocesses wurde (S. 140) erwähnt, daß die Jutestricke und Markenlappen gesammelt werden und als erster Abfall zurück in das Magazin wandern. Während nun die Lappen eine weitere Behandlung nicht erfahren, sondern als ordinärstes Verpackungsmaterial u.s.w. zur Verwendung kommen, müssen die Stricke zunächst durch Handarbeit zur weitern Verarbeitung auf den Maschinen tauglich gemacht werden. Die Stricke, bestehend aus langen Jutefasern von ordinärer Qualität, sind aus 4 bis 6 einzelnen – zusammengedrehten und alsdann zusammengeflochtenen – oder wiederum durch Drehung vereinigten, etwa fingerdicken Litzen hergestellt und gewöhnlich vielfach verknotet. Es werden dieselben zunächst durch Handarbeit außerhalb der Fabrik aufgeknotet, sodann – um die einzelnen Litzen frei zu machen – aus einander geflochten oder aufgedrehtErnst Reuß und Comp. in Manchester liefern besondere Maschinen zum Oeffnen dieser Stricke, durch welche die Handarbeit überflüssig wird. Da dieselben aber nur für die Etablissements von besondern Werth sind, die sich vorzüglich mit der Verarbeitung von Stricken befassen, so ist deren Beschreibung hier nicht gegeben., und hierauf in Längen von etwa 2 1/2 Fuß (765mm) zerschnitten, parallel neben einander gelegt, zu etwa 20k schweren Bündelchen vereinigt und zusammengebunden. Hat sich in dieser Weise eine genügende Anzahl angesammelt, so gehen sie zurück in das Vorbereitungshaus, werden dort in Einlegefächern ausgebreitet, mit Wasser und Thran besprengt und in derselben Weise wie lange Jute aufgeschichtet liegen gelassen und sodann dem Quetsch- oder Softeningprocesse unterworfen. Nunmehr können die Stricke direct auf dem Auflegetuche der gröbsten Vorkarde ausgebreitet, auf derselben bearbeitet und zu groben Nummern 1/4 bis 2 versponnen werden. Um aber einerseits den Beschlag der Vorkarde möglichst zu schonen und anderseits aus den bei Besprechung des Krempelprocesses erwähnten Rücksichten – wenn es sich nämlich um Zufügung eines kürzern Fasermaterials handelt – ist es besser, die Stricke vorher über den schon beschriebenen Reißwolf (Teazer) gehen zu lassen, dieselben also zu Heede zu zerreißen und sie erst in diesem Zustande der Vorkarde zu übergeben. Man verarbeitet die Stricke entweder allein, oder mit anderer langer, ordinärer und bastiger Jute gemischt, – oder mit kurzem Abfall, der aber am besten erst auf der Feinkarde zugesetzt wird. Sind die Preise für Jutestricke niedrig, so lohnt auch deren Ankauf von den Baumwollspinnereien, wo sie ebenfalls als Umschnürungen der Ballen abfallen; hingegen kann auch bei hohem Preise der Stricke es sogar lohnender sein, sie zu verkaufen; doch überschreiten wohl weitere derartige Auseinandersetzungen den Rahmen dieser Arbeit. Verwendung der unter II angeführten Abfälle. Die abgehauenen Wurzelenden als solche, oder die Schnippheede, werden wie die Stricke zu den niedersten Garnnummern verarbeitet und auf den Zuführungstisch der betreffenden Vorkarde ausgebreitet. Stammen die abgeschnippten Wurzelenden von den besten Jutesorten, so ist auch deren Verarbeitung zu einer höhern Nummer oder bessern Qualität zulässig. Die andern, sich zufällig bildenden Abfälle – wie abgerissene Bänder der Karden u.s.w. – werden stets der Feinkarde, welche die betreffende Sorte verarbeitet, wieder zugeführt. Um hierbei nicht merklich ungleiche Bänder durch verstärkte Auflage zu bekommen, müssen bei Wickelzuführung diese Abfallbänder möglichst dünn und während einer längern Zeitdauer eingeführt werden, und eignet sich der Moment der Aufarbeitung der Wickel am besten zur Anfügung der fehlerhaften Bänder. Verwendung und Verarbeitung der unter III angeführten eigentlichen Fabrikationsabfälle: 1) Kardenabfall und zwar a) Vorkardenabfall. Aus diesem zusammengefegten Abfall werden zunächst mit der Hand die wenigen längern, herabgefallenen Faserstreifen aussortirt und aufs Neue der Karde zur Verarbeitung übergeben. Hierauf wird derselbe einem Klopf- oder Schüttelprocesse unterworfen, um eine Trennung der brauchbaren längern Fasern von den Bast- und Holztheilchen, dem Schmutze, Sande und den ganz kurzen Fäserchen zu erreichen. Es wird also dieser Abfall in eine bessere und in eine schlechtere Sorte vertheilt. Die letztere wird besonders gesammelt und an passenden Lagerorten im Freien, am besten aber unter Dach und Fach, aufgesammelt und als Düngungsmaterial fuderweise abgegeben. Die erstere, bessere, eine brauchbare, reine Faser enthaltende Sorte könnte zwar, mit längerm Material gemischt, zu den stärksten Nummern verarbeitet werden; doch wird der Spinnproceß durch die immerhin sehr kurze Faser derselben meist so beeinträchtigt und die Qualität des Garnes so verschlechtert, daß man am besten hiervon absieht und diesen Abfall in Kastenpressen, zu Ballen von etwa 100 bis 200k Gewicht vereinigt, verschnürt und an Papier- oder Pappefabriken verkauft, für welche Industriezweige er ein gesuchtes Material ist. b) Der Abfall der Feinkarden enthält weniger Verunreinigungen und längere, besser spinnbare Fasern; auch genügt zu seiner Reinigung meist ein Abschütteln des Staubes mit der Hand; besser ist es jedoch, stets auch diesen Abfall einem Schüttelproceß auf Maschinen zu unterwerfen. Der ausgeschüttelte Staub und die sonstigen Verunreinigungen werden mit dem ausgeschüttelten ordinären Abfall der Vorkarden vereinigt und entfernt, während die gereinigten Fasern mit Schnippheede, Stricken oder mit ordinärer Jute zusammen zu groben Nummern versponnen werden. Die Zufügung des Abfalles erfolgt am besten, wie schon erwähnt und begründet wurde, auf der Feinkarde. Manchmal ist es aber – je nach dem Preise – vortheilhafter, auch diesen Abfall nicht zu verspinnen, sondern ihn mit dem gereinigten Abfalle der Vorkarden zu vereinigen und mit diesem zusammen oder für sich allein zu verpacken und alsdann als eine bessere Sorte zu verkaufen. Die Abfälle von denjenigen Feinkarden, welche die geringste Sorte Material verarbeiten, werden wie die Vorkardenabfälle der andern Sorten behandelt. 2) Der Spinnabfall unterliegt einer besondern Bearbeitung nicht, sondern wird entweder für sich allein, oder mit dem gereinigten Vorkardenabfalle in der Schüttelmaschine gemengt, in Ballen gepreßt, verpackt und an Papierfabriken verkauft. 3) Der Rove-Abfall läßt sich in den Spinnproceß – allerdings nur zu geringen Garnsorten – leicht wieder einfügen. Man legt denselben entweder auf das Tuch der Vorkarde neben langer Jute auf, oder man läßt ihn, was empfehlenswerther ist, einmal über den Wolf (Teazer) gehen und übergibt die gebildete Heede der Feinkarde zur weitern Verarbeitung, wobei aber nothwendiger Weise dieselbe mit Tischzuführung versehen sein muß; die Fasern bleiben alsdann länger. Der Rove-Abfall, auch von den besten Jutesorten, darf nie den mittlern oder bessern zur Wiederverarbeitung zugesetzt werden, weil seine durch den Spinnproceß bereits verkürzten Fasern eine noch weiter gehende Verkürzung erleiden und sich mit den längern Fasern, die den Spinnproceß zum ersten Male durchmachen, mischen, wodurch man, wie schon aus einander gesetzt, nur ein verhältnißmäßig unegales und weniger gutes Feingarn erhält. 4) Guter Kehrabfall der Feinspinnerei. Aus diesem Abfalle werden zunächst durch die mit der Reinigung der Säle betrauten Personen an Ort und Stelle bei dem Zusammenfegen oberflächlich die herabgefallenen Vorgarnfäden – die in demselben eigentlich nicht enthalten sein sollten – aussortirt, mit dem Rove-Abfall vereinigt und demnächst gemeinsam versponnen. Eine zweite Sortirung des Abfalles findet dann im Vorbereitungshause statt, und hierauf läßt man denselben einmal über den Reißwolf und dann noch über die Abfallkarde gehen, wodurch man ein lockeres und sehr weiches Putzmaterial erhält, das in Säcke verpackt, oder besser in Ballen gepreßt, und an Eisenbahnwerkstätten u.s.w. verkauft wird. Ein Verspinnen dieses Abfalles ist durchaus nicht zulässig, da die fest gedrehten Feingarnfäden dem Spinnprocesse durchaus hinderlich sind, und selbst der energischste Auflockerungsproceß diese Drehung nicht aufheben kann, ohne den Zusammenhang der Fasern so zu lockern und sie so zu verkürzen, daß dies ein erneutes Hinderniß für ihre Wiederverarbeitung ist. 5) Reiner Fadenabfall wird, um das Zusammenhängen der Fäden möglichst aufzuheben, ein bis zwei Mal durch den Reißwolf bearbeitet und gibt ebenfalls ein sehr schönes, reines Putzmaterial, welches allerdings etwas weniger weich als das vorige ist. Es wird dieser so bearbeitete Abfall auch manchmal als Polstermaterial zu gewöhnlichen Matratzen, Sophas etc. an Stelle der Flachsheede verwendet, welcher gegenüber er den großen Vorzug der Sauberkeit und Reinlichkeit – allerdings aber auch den Thrangeruch – hat. 6) Ordinärer Kehrichtabfall. Nach dem Zusammenfegen desselben werden aus ihm die etwaigen guten Abfälle, wie Bänderstücke, Rove-Abfall u.s.w. aussortirt; dann folgt das Aussuchen der öligen Putzabfälle, welche, da ihr großer Oelgehalt für feuergefährlich angesehen wird, ins Kesselhaus zum Feueranzünden wandern, und sich auch kaum eine bessere Verwendung für dieselben finden dürfte. Der Rest wird entweder direct mit dem ausgeschüttelten ordinären Abfall der Karden zusammengeschüttet, oder vorher der Schüttelmaschine zum Ausschütteln übergeben, und die etwa in der Maschine bleibenden bessern Fasern werden mit dem gereinigten Vorkardenabfall vereinigt. Die vorgeführte Behandlung der Abfälle erleidet vielfach Aenderungen, wenn z.B. die Möglichkeit eines guten Absatzes vorhanden ist. So kann es dann vortheilhaft sein, den guten Kehrabfall der Feinspinnerei nicht zu sortiren, sondern ihm noch Rove-Abfall der ordinären Sorten beizufügen, alsdann beide zusammen auf dem Teazer zu zerreißen und, vielleicht noch auf der Abfallkarde mit gereinigtem Kardenabfall gemengt, bearbeiten zu lassen. Man erhält hierdurch ein ausgezeichnetes Putzmaterial, welches aber nur für einen entsprechend höhern Preis abgegeben werden kann. Manchmal ist auch Nachfrage nach geeignetem Materiale zur Bindfadenfabrikation, das man z.B. in folgender Weise herstellen kann: Die Jutestricke werden, ohne eingeweicht worden zu sein, mit den Bändern und dem Rove-Abfall der Vorspinnerei auf dem Teazer gemeinsam zerrissen und dann nochmals auf der Abfallkarde verarbeitet; außerdem sind noch mannigfache Verarbeitungen, Mischungen und Verwerthungen der Abfälle möglich und zeitweise vortheilhaft. Bei den folgenden Zahlenangaben sind nur die in der Spinnerei erzeugten Abfälle, sowie die wirklichen Gewichtsverluste und nicht zugleich die Entwerthungsverluste der bessern Sorten berücksichtigt, welche dadurch hervorgerufen werden, daß die Abfälle der bessern Sorten den geringern Jutesorten beigefügt werden. Sodann geben dieselben jährliche Mittelwerthe, und werden diese also in Bezug auf die Abfälle aus obigem Grunde für die bessern Sorten zu gering und für die ordinären zu groß sein; auch ist möglichst vollständige Wiederverspinnung der Abfälle angenommen worden. Der zum Einweichen verwendete Thran wurde dem Rohmateriale zugezählt, da der im Feingarn und den Abfällen enthaltene Antheil ja mitgewogen wird, während das zugefügte Wasser bis zum gewöhnlichen Wassergehalt verdunstet. Es ergeben etwa 100k Rohmaterial plus 2k,5 Thran, also in Summe 102k,5 Spinnmaterial: 97k Garn, 1k,75 Stricke und Lappen,   2k nicht verspinnbaren Abfall und   1k,75 ausgeschüttelten Staub, Basttheilchen u.s.w. Von den zur Verarbeitung und Zubereitung des Abfalles dienenden erwähnten Maschinen ist der Reißwolf (Teazer) bereits früher (S. 433) beschrieben worden und erübrigt jetzt noch eine Besprechung der Abfallreinigungsmaschinen und der Abfallkarde. Die Abfallreinigungsmaschinen kann man je nach der Beschaffenheit des Schlagapparates unterscheiden in a) einfache Schlag- oder Schüttelmaschinen, b) conische Schüttelmaschinen (conischer Schlagwolf) und c) doppelte Schüttelmaschinen. a) Einfache Schlag- oder Schüttelmaschine. Eine Maschine dieser Art mit Holzgestell ist auf Tafel V [c/2] in Figur 28 im Längenschnitt und in Figur 29 im Querschnitt in 1/24 natürlicher Größe dargestellt. In einem cylindrischen Gehäuse, das in der oberen Hälfte aus einem dichten Mantel d und einer ausbalancirten Thüre d₁ zum Eingeben und Herausnehmen des Materials, in der untern Hälfte aus einem Lattenroste SS besteht, bewegt sich die horizontal gelagerte, mit der losen und festen Betriebsriemenscheibe R, R₁ versehene Welle A, in welcher sechs Reihen eiserner runder Schlagstäbe befestigt sind. Bei der Drehung der Welle schlagen diese Stäbe durch die Zwischenräume zweier andern Reihen Stäbe a₁ und a₂, welche im Gestell befestigt sind. Die Seitenwände der Maschine sind gut verschalt, so daß sich unterhalb des Lattenrostes die Staubkammer K bildet. Ist durch die erwähnte Thür das zu reinigende Abfallquantum (Kardenabfall) eingeschüttet und möglichst in der Maschine vertheilt worden, so wird dieselbe geschlossen, und läßt man jetzt die Drehung der Welle beginnen und die Schlagwirkung 5 bis 10 Minuten andauern. Alsdann wird die Schlagwelle ausgerückt und die Maschine durch die Thür von dem gereinigten Abfalle entleert. Der ausgeklopfte Staub, Sand, die Basttheilchen u.s.w. sind durch den Rost in die Staubkammer gefallen und werden am leichtesten und bequemsten aus dem Bereiche der Arbeitsräume gebracht, wenn man die Maschine über einer gemauerten Grube aufstellt, welche durch einen Canal mit einem besondern Staubschuppen im Freien in Verbindung steht. Erlauben es die Grundwasserverhältnisse nicht, eine derartige Grube und Verbindung mit einem Schuppen anzulegen, so muß man die Schüttelmaschine erhöht aufstellen und einen größern, auf Rädern ruhenden Kasten unter die Staubkammer schieben, in welchem sich der ordinäre ausgeschüttelte Abfall ansammeln kann. Die Verbindung der Staubkammer mit einem Ventilator, welcher den feinern (verhältnißmäßig unbedeutenden) Staub fortführt und an geeigneten Orten ablagert, macht ein besonderes Auffangen der schwerern Theilchen immer noch erforderlich. Man pflegt der Schlägerwelle 260 bis 280 Umdrehungen zu geben. Die Maschine erfüllt ihre Bestimmung recht gut und hat nur den Nachtheil, daß ihre Bedienung durch das Eingeben und Herausnehmen des Abfalles viel Zeit erfordert, und daß die Schlagwirkung für ein bestimmtes Abfallquantum verhältnißmäßig lange Zeit (5 bis 10 Minuten) währen muß. b) Conische Schüttelmaschine. Conischer Schlagwolf (waste-willow) von Lawson and Sons in Leeds. Eine derartige Abfallreinigungsmaschine ist auf Tafel V [d/4] in Figur 30 in der Längenansicht, in Figur 31 in der Seitenansicht in 1/32 natürlicher Größe dargestellt. Figur 32 zeigt die Schlagtrommel im Längendurchschnitt besonders und Figur 33 dieselbe in der Hinteransicht in 1/16 wahrer Größe. Das Gehäuse bei dieser Maschine, in welchem sich die Schlagtrommel bewegt, bildet einen abgestumpften Kegel. Die obere Hälfte desselben ist durch Blechplatten g dicht abgeschlossen, während die untere Hälfte aus einem durch dünne Bandeisenstreifen gebildeten Roste S besteht, welcher von der durch Blechplatten abgeschlossenen Staubkammer K umgeben ist. Die untere Hälfte des Gehäuses ist an den Endflächen offen und an der kleinern mit dem Einschütttrichter B, an der größern mit dem Speiblech B₁ versehen. Das ganze Gehäuse ist um die Mitte um zwei Zapfen z drehbar und kann durch zwei am breitern Ende angebrachte, mit Gewinde versehene Zapfen, die sich in festen Coulissen c₁, c₂ bewegen, durch Muttern in mehr oder weniger geneigter Lage festgestellt werden. Die sich in diesem Gehäuse bewegende sechsseitige Schlagtrommel T ist mit sechs Reihen kurzer Schlagstifte i versehen, welche durch die Zwischenräume der im höchsten Punkte des Gehäuses festgeschraubten Stiftreihe i₁ schlagen. Die sechs Flächen der Trommel sind durch Blechplatten gebildet, so daß das Innere derselben nicht mit dem Gehäuse communicirt. Die Lager der Schlagtrommelwelle A sind an den Endflächen des Gehäuses verstellbar befestigt, um bei veränderter Stellung des Gehäuses dieselbe wieder möglichst horizontal einstellen zu können. Der Abfall wird durch den Trichter B an der kleinern Endfläche in das Gehäuse eingeschüttet, von den Schlagstiften der Trommel erfaßt und an den Wänden des Gehäuses, bei den festen Stiften desselben vorbei, herumgeführt und gelangt durch die mitgetheilte Centrifugalkraft an der breitern Endfläche über das Speiblech B₁ wieder aus demselben heraus. Staub, Schmutz und sonstige Verunreinigungen sollen hierbei durch den Rost nach unten in die Staubkammer K fallen. Um dies sicherer zu erreichen, steht dieselbe durch die an den Gestellen angebrachten Kästen k₁, k₂ und die Röhren r₁, r₂, v₁ und v₂ mit einem oberhalb der Maschine angeordneten Ventilator V, welcher mittels der Riemenscheibe s oder s₁ bewegt wird, in Verbindung. Es vermag dieser Ventilator aber doch nur die wenigen leichten Staubtheilchen emporzuheben und fortzuführen, während der erzeugte kräftige Luftzug die schweren Theile höchstens schneller durch den Rost auf den Boden der Staubkammer K reißen kann. Die Staubkammer kann durch eine seitlich angebrachte Thür, sobald nöthig, entleert werden. Die Trommelwelle A soll 200 bis 220, die Ventilatorwelle 800 bis 900 Umdrehungen in der Minute machen. Will man die Wirkung der Maschine erhöhen, das Material also nöthigen, möglichst lange in dem Gehäuse zu bleiben, so muß dasselbe so gestellt werden, daß die untere Begrenzungslinie nahezu horizontal liegt. Doch selbst bei dieser Stellung weilt das Material zu kurze Zeit in der Maschine, um genügend gereinigt zu werden, weshalb es gewöhnlich nöthig ist, ein und denselben Abfall zweimal die Maschine passiren zu lassen. Hierdurch wird aber ein erhöhter Arbeitsaufwand nöthig, und es erfordert ein bestimmtes Abfallquantum zu seiner Reinigung, weil doppelte Aufschüttung nöthig ist, mindestens ebenso viel Zeit, wie bei der vorigen Maschine, weshalb die letztere – gegen die einfache und billig herzustellende erstere – nicht den mindesten Vortheil bietet. Um die beregten Uebelstände der erwähnten Maschinen zu beseitigen und in möglichst kurzer Zeit unter geringstem Arbeitsaufwands ein größeres Abfallquantum durch eine recht intensive Schlagwirkung gründlich zu reinigen, empfehlen sich die auch in andern Industriezweigen, z.B. der Baumwollspinnerei, benützten doppelten Schlagmaschinen. Eine Maschine dieser Art würde für Kardenabfall ungefähr die Anordnung haben können, wie sie in Figur 34 Tafel V [d/3] im Längenschnitt in 1/24 natürlicher Größe angegeben ist. Es sind zwei horizontal gelagerte, mit sechs Reihen eiserner Schlagstäbe i und i₁ versehene Schlagwellen A und B derart in cylindrischen Gehäusen angeordnet, daß die Stäbe der einen durch die Zwischenräume der andern schlagen. Die Gehäuse bestehen auch hier oberhalb aus dicht schließenden Deckeln d und unterhalb aus einem Lattenroste S. Die Schlagstäbe i der Welle A schlagen noch durch die Zwischenräume von vier Reihen am Gehäuse befestigter Stabreihen i₂, die Stäbe i₁ der Welle b noch durch die der Stabreihe i₃ hindurch. Die Ausspeiöffnung ist durch die abbalancirte Thür d₁ während der Arbeit geschlossen. Die Staubkammer communicirt entweder mit einer Grube, wie in der Skizze angedeutet, oder mit einem geschlossenen Kasten, und kann man alsdann auch einen Ventilator anwenden. Die Einführung ist im obern Theile des ersten Gehäuses angeordnet und besteht aus einem endlosen Tuche t, einer kleinen lose aufliegenden Walze c und einer sich mit größerer Geschwindigkeit bewegenden Nadelwalze w, beide in einem möglichst dicht anschließenden Gehäuse sich bewegend. Die Nadelwalze hat den Zweck, das Material in bereits möglichst aufgelockertem und zertheiltem Zustande in das Schlaggehäuse zu bringen. Man führt eine bestimmte Quantität Abfall bei geschlossenem Speiloch in die Maschine, hört dann mit der Auflage auf, oder stellt besser die Speisung ein; hierauf öffnet man nach einigen Minuten die Thür, so daß das fertig gereinigte Material nach außen geworfen und in einem vorgesetzten Kasten aufgefangen werden kann. Man schließt alsdann wiederum die Thür, speist aufs Neue, und kann dieses sich wiederholende Spiel leicht durch einen geeigneten Mechanismus automatisch bewirken lassen. Es erübrigt jetzt noch die Besprechung der Abfallkarde oder Teazer-Karde, welche in Figur 27 Tafel V [c.d/2] in 1/32 natürlicher Größe skizzirt ist. Die rotirende Trommel T, welcher durch das Speisetuch t und die geriffelten Einführwalzen e, e₁ das Material zugeführt wird, ist auf der obern Hälfte von drei Paar zusammen arbeitenden Wende- und Arbeitswalzen W und A umgeben, die auf schon bekannte Weise das Material bearbeiten, das dann schließlich an die Abnehmewalze D übergeht, von welcher es als ein zusammenhängendes Vließ durch die glatten Abzugswalzen a, a₁ abgezogen und auf das Abführtuch t₁ übergeleitet wird. Es ist diese Maschine also eine halbcirculare Karde mit oberer arbeitender Hälfte. Um das Stäuben zu verhüten, sind die Walzen sämmtlich mit einem Blechmantel bedeckt. Der Durchmesser der Trommel beträgt gewöhnlich 3 bis 4 Fuß (0,914 bis 1m,219) bei etwa ebenso viel Breite, und ist ihre Umlaufzahl in der Minute 100 bis 120. Die Geschwindigkeiten der Walzen wechseln sehr und müssen dem jeweiligen Bedürfniß angepaßt werden. Das Verhältniß der Einführ- zur Abzugsgeschwindigkeit darf hier höchstens 1 : 15 sein. (Fortsetzung folgt.).

Tafeln

Tafel Tafel V
Tafel V