Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 223, Jahrgang 1877, Nr. , S. 645
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Miscellen. Miscellen. Apparate zur Prüfung der Gewebe auf ihre Haltbarkeit. Die amerikanischen Zeitschriften berichten über einen in Philadelphia 1876 ausgestellt gewesenen Haltbarkeitsprüfer für Tuche, des sogen. Napmeters, welcher von Prof. Modest Kittary, Präsident des Technischen Comité der Generalintendanz des russischen Kriegsministeriums, zur Prüfung der Probemäßigkeit der von verschiedenen Lieferanten bezogenen Tuche angegeben würde. Der Apparat besteht aus einer drehbaren, mit vorspringenden Rändern versehenen und dazwischen mit Leder Überzogenen Scheibe, auf welche ein Streifen des zu untersuchenden Stoffes umgelegt und gehörig befestigt wird; gegen den Stoff auf der Scheibe lassen sich zwei passend aufgehängte, mit Gewichten belastete Reibklötze andrücken; eine gegen die Scheibe leicht angelegte Bürste entfernt bei der Prüfung den vom Stoff abgeriebenen Staub. Mit Hilfe eines Zählwerkes bestimmt man die Zahl der Scheibenumdrehungen, welche erforderlich sind, um das Probetuch fadenscheinig und abgetragen glatt zu machen. Die verschiedenen Zahlen geben einen Anhaltspunkt zur Beurtheilung der Widerstandsfähigkeit der Tuche gegen Abnutzung. Da nun die Beschreibung dieses Apparates ohne jede Verweisung auf frühere Vorschläge die Runde durch die technischen Zeitschriften macht, so fühlen wir uns doppelt veranlaßt, auf den Haltbarkeitsprüfer, sogen. Histometer, von Prof. O. Beylich in München zu erinnern, welcher auf der Wiener Weltausstellung 1873 in weiteren Kreisen bekannt wurde.Vgl. Joh. Zeman: Webereimaschinen. Heft 87 des officiellen Ausstellungsberichtes. (Wien 1875. Hof- und Staatsdruckerei.) Auch in diesem Apparat wird der Stoff durch Reibung auf seine Haltbarkeit geprüft, aber nicht durch Frictionsbacken o. dgl., sondern ähnlich wie bei seiner spätern Verwendung durch Reibung von Tuch an Tuch; dabei wird auch die Inanspruchnahme bei seinem spätern Gebrauche in Hinsicht auf Zug und Biegung berücksichtigt. Je länger der Stoff diesen Einwirkungen der Reibung, Biegung und des Zuges etc. widersteht, desto haltbarer wird derselbe genannt werden können. Der zur Prüfung der Stoffe hinsichtlich ihrer Haltbarkeit von Beylich erdachte Apparat erfüllt folgende Bedingungen: 1) Die Stoffe werden mittels des Apparates möglichst denselben zerstörenden Einwirkungen, welche ihre Abnutzung beim Gebrauche verursachen, gleichzeitig und in schneller Folge ausgesetzt. – 2) Die durch den Apparat bewirkten Abnutzungen der Stoffe gehen aus einer Reihenfolge von vollkommen gleichartigen Actionen hervor, wobei keine andern Aenderungen der auftretenden Widerstände stattfinden als solche, welche durch die Abnutzung selbst verursacht werden. – 3) Der Apparat zählt die stattgehabten Actionen, und die bis zur Abnutzung eines Stoffes auf einen bestimmten Grad, z.B. bis zur gänzlichen Zerstörung, producirte Zahl liefert den Ausdruck für die relative Haltbarkeit des Stoffes – eine Zahl, welche Vergleichungen gestattet mit allen denjenigen Zahlen, die irgendwelche andere bei der Probe vollkommen gleich behandelte Stoffe ergeben haben. – 4) Der Apparat ist übrigens so eingerichtet, daß die Stärke der verschiedenartigen „Beanspruchung“, welche die Stoffe erfahren – und zwar jede derselben unabhängig von den übrigen – verändert werden kann. Hierdurch ist es ermöglicht, die Abnutzung der Stoffe verschiedener Gattung in der ihnen angemessensten Weise, nämlich sehr nahe übereinstimmend mit der Abnutzung, welche sie beim gewöhnlichen Gebrauche erleiden, zu bewerkstelligen. Im wesentlichen besteht der Behlich'sche Histometer aus einem System von Walzen, über welche der zu prüfende Stoff gelegt ist, und zwar in doppelter Lage um die untere Hälfte der Hauptwalze herum, welche durch ein Wagegewicht entsprechend belastet ist. Die eine der Führungswalzen erhält durch einen Kurbelmechanismus eine oscillirende Bewegung, welche durch das angespannte Stoffband auf die übrigen Walzen übertragen wird. Die wesentlichste Inanspruchnahme findet hierbei offenbar in beiden Theilen des Gewebestückes statt, welche unterhalb der belasteten Hauptwalze sich berühren und, indem sich beide immer wiederkehrend gleichzeitig nach entgegensetzten Richtungen bewegen, auf einander reiben. Diese Theile des Gewebes sind außerdem noch gewissen Anspannungen und wiederholten Biegungen ausgesetzt. Die Stärke der Reibung ist bedingt durch den Druck des äußern Stoffbandes gegen das innere unmittelbar an der Walze liegende; der Druck aber hängt von der Lage dieser Walze ab und kann durch deren Verstellung von einem zulässigen Maximum bis herab nahe an Null variirt werden. So lange jedoch die gegenseitige Lage der Walzen und des Wagegewichtes unverändert bleibt, ist auch der Reibungspunkt constant. Die Reibungsflächen erleiden auf der Maschine keine andere Veränderung als solche, welche die Reibung selbst verursacht, und es ist dieser Vorgang an sich, abgesehen von der raschen Folge und der Regelmäßigkeit der Actionen, ganz analog demjenigen beim Abtragen eines aus diesem Stoffe gefertigten Kleidungsstückes. Nach dem Gesagten ist wohl die Manipulation der Prüfung verschiedener Stoffe von selbst einleuchtend. Die Zahl der Actionen bis zum Eintritt der völligen Zerstörung gleichbreiter, auf dem Histometer gleichmäßig behandelter Stoffproben wird durch ein Zählwerk angegeben, und drückt diese Zahl ein Maß des Widerstandes der betreffenden Proben aus. Wenn beispielsweise bei zwei gleich behandelten Leinwandsorten die Auflösung der Bänder nach 200 bezieh. nach 250 Umdrehungen erfolgt, so ist offenbar der Schluß gerechtfertigt, daß die Haltbarkeit der beiden Stoffe sich wie 200 : 250 verhält, d.h. daß letzterer bei gleichem Gebrauch um ein Viertel länger als ersterer aushalten werde. Ball's Hydrocarbon-Gaslampe. Es wurden schon mehrfach Apparate zur Erzeugung sogen. carbonisirter Luft bekannt, eines Gemenges von atmosphärischer Luft mit den Dämpfen der namentlich bei der Petroleumraffinirung sich ergebenden, außerordentlich flüchtigen Rückstände. Diese werden gewöhnlich auf recht große Flächen vertheilt, damit ihre Verdunstung rasch erfolgen und die zugeführte atmosphärische Luft sich leicht mit ihren Dämpfen sättigen kann. Das gebildete Gemenge läßt sich dann in einer Glasglocke sammeln und schließlich wie gewöhnliches Leuchtgas in Röhren weiter leiten und verwenden. Die Erzeugung dieses Gemenges kann aber auch in der Lampe, in welcher es zur Verbrennung gelangen soll, selbst erfolgen. Als eine recht gelungene Vorrichtung dieser Art ist die in der Polytechnic Review beschriebene Lampe von Ch. E. Ball in Philadelphia zu betrachten. Der sogen. Carbonator ist bei dieser ein kugeliges Gefäß, welches durch eine horizontale Zwischenwand in zwei über einander liegende Hälften getheilt ist. Der untere Raum nimmt das zu verdunstende Oel auf, welches durch ein seitlich angebrachtes verschließbares Rohr eingefüllt wird. Der obere Raum, welcher durch ein abwärts reichendes, an den Zwischenboden angesetztes Rohr mit dem untern communicirt, ist bis an das untere Rohrende mit Baumwollfäden und Bimsstein gefüllt, also mit einer schwammigen Masse, welche das im untern Raum befindliche Oel begierig ansaugt und demselben die zur Verdunstung nöthige große Oberfläche gibt. Die atmosphärische Luft tritt nun durch ein Rohr, dessen Mündung durch einen drehbaren Ring regulirt werden kann, von oben in den Behälter, nimmt beim Durchstreichen der porösen, ölgetränkten Masse die Oeldämpfe auf und sinkt dann in Folge ihres dadurch erhöhten Gewichtes in das seitwärts am Behälter angebrachte, zunächst nach abwärts gerichtete, dann aber vor dem Brenner wieder aufgebogene Brandrohr. Dieses Rohr wird vor dem Entzünden der Lampe erwärmt, und das Gasgemenge strömt in Folge dessen durch den Brenner, indem es gleichzeitig die kalte Luft in den Carbonator nachsaugt. Es verbrennt mit Heller Flamme, welche lange die gleiche Leuchtkraft behält; erst nach einigen Stunden muß einer Verminderung der Lichtstärke durch entsprechende Drehung der Regulirungshülse am Einströmungsrohr abgeholfen werden. Eine auf gleichem Princip basirende Lampe, bei welcher der Austritt der carbonisirten Luft nach Erwärmung eines Kupferstiftes mittels eines Zündhölzchens erfolgt, rührt von dem Russen Wradi her und wurde in diesem Journal, 1875 218 87 beschrieben. Byrns' telegraphischer Doppeltaster. Eine Abkürzung der zum Abtelegraphiren eines Telegrammes nöthigen Zeit will James O. Byrns in Jersey City, N. J., durch Nutzbarmachung der Rückbewegung des Tasterhebels erzielen. Der dazu von ihm vorgeschlagene Doppeltafter hat zwei in einem gemeinschaftlichen, mit dem einen Pole der Batterie verbundenen Rahmen gelagerte Hebel, deren vordere Enden in der Ruhelage durch eine Spiralfeder aus einander gedrückt werden, so daß beide von dem mit dem andern Pole verbundenen Contactständer entfernt sind, während die hintern Enden derselben mit Stellschrauben an zwei aufrechten Metallplatten liegen, welche behufs Ausschaltung des Tasters durch eine isolirende Schicht getrennt sind. Bei Hin- und Herbewegung der Hebel mittels der Hand schließt jeder abwechselnd den Stromkreis, so daß beide Bewegungen für das Telegraphiren verwerthet werden. (Scientific American Supplement, December 1876 S. 807.) E–e. Telephonisches Sprechen. Professor A. Graham Bell stellte am 26. November 1876 auf der Telegraphenleitung zwischen Boston und Salem der Eastern-Railway Company mit dem Telephon Versuche an, von Boston aus mit Watson in Salem telegraphisch in der Weise zu correspondiren, daß in Boston, bezieh. Salem, die Stimme des Sprechers deutlich hörbar wurde. Das Gespräch wurde abwechselnd ohne die geringste Störung geführt. Selbst das Flüstern war noch deutlich vernehmbar, wenn auch die Worte nicht verstanden werden konnten. Ein weiterer Versuch fand statt auf der Linie Boston-Salem North-Conway, 230km von Boston entfernt, in welche Leitung Salem als Zwischenamt eingeschaltet war. Das Gespräch wurde ebenfalls nur zwischen Salem und Boston geführt; nur ging der Strom nicht in Salem, sondern in North-Conway zur Erde, wodurch der elektrische Strom in seiner Stärke etwas vermindert wurde. Diese Abnahme in der Stärke des Stromes hatte gleichfalls eine geringe Abnahme in der Hörbarkeit der Töne zur Folge, was die Verständigung jedoch keineswegs alterirte. Der dritte Versuch wurde auf der Leitung Boston-Portland-Salem (Portland hatte direct verbunden) von ungefähr 320km Länge angestellt. Auf dieser Entfernung hatte die Hörbarkeit der Töne so abgenommen, daß dieselben zwar gehört, aber nicht verstanden werden konnten. Prof. Bell schreibt den ziemlich ungünstigen Erfolg der Unempfindlichkeit der benutzten Elektromagnete zu, welche nur für eine Leitung von 32km Länge construirt waren. Mit empfindlicheren Elektromagneten werden die Versuche von Prof. Bell jedenfalls wieder aufgenommen werden. (Oesterreich-Ungarische Post, 1877 S. 35.) Künstlicher Guano. Der Besucher der Weltausstellung in Philadelphia 1876, wenn er den trostlosen Weg von der Maschinenhalle zur landwirthschaftlichen Ausstellung durchwanderte, wurde plötzlich durch einen angenehmen Anblick erfrischt. Gleich einer Oase in der Wüste erhob sich aus dürrem Grunde reichlicher Pflanzenwuchs, üppiger Rasen und selbst schüchterne Versuche von Baumschlag in schöner Gruppirung um einen kleinen Pavillon, welcher die poetische Inschrift trug: Pacific Guano Company. Geschmackvoller ließ sich wohl ein so unästhetischer Gegenstand als „künstlicher Vogelmist“ nicht ausstellen – und rationeller auch nicht, denn, wenn man überhaupt irgend etwas „an seinen Früchten erkennen“ soll, so ist dies entschieden der Dünger, dessen Wunderwirkungen hier thatsächlich ersichtlich wurden. Interessanter jedoch als diese bekannte Thatsache ist der Umstand, daß der hierzu benutzte Guano nicht natürlicher, von jenen viel berühmten Inseln des stillen Oceans hergeschaffter Vogelmist war, sondern daß die „Pacific“ -Guano-Company gar nichts mehr am stillen Ocean zu thun hat und ihre Waare einen viertel Erdumfang weiter östlich, in Boston, Massachusetts, an der Küste des atlantischen Oceans producirt. Die Geschichte dieses Industriezweiges ist lehrreich und gibt einen neuen Beleg der bekannten Maxime, daß Noth erfinderisch macht. Eine Gesellschaft von Kaufleuten, welche sich eine Rückfracht vom stillen Ocean sichern wollten, vereinigte sich in Boston zum Ankauf eines Guanolagers und erwarb die Insel Howland, im Mulgrave Archipel, welcher sich im australischen Ocean von 2° s. B. bis 11° n. B. und von 165 bis 1770 ö. L. Greenwich ausdehnt. Jedoch der auf dieser Insel deponirte Guano wurde durch heftige Stürme und Regengüsse derart ausgelaugt, daß alle organische Substanz verschwand und nur phosphorsaurer Kalk übrig blieb, welcher, um als Dung verkäuflich zu sein, erst wieder mit organischer Substanz versetzt werden mußte. Da erinnerten sich die Bostoner Kaufherren, daß organische Substanz in ihrer nächsten Nähe im Ueberfluß und nahezu werthlos vorhanden sei, in den Cadavern der Menhaden-Fische oder Pogys (alosa menhaden, eine Art Häring), welche an der Küste von Massachusetts gefangen und zur Gewinnung von Fischöl benutzt werden, sonst aber nur als geringwerthiger Dung verwendbar sind. Daher wurde der ausgelaugte Guano von der Howland-Insel ums Kap Horn nach Boston verschifft, dort mit Fischcadavern „wiederbelebt“ und auf diese Weise ein noch immer mit Gewinn verkäuflicher Guano erzielt. Als aber bald nachher in Süd-Carolina (zuerst von Dr. St. Julien Ravenel 1867) kolossale Lager von phosphorsaurem Kalk entdeckt wurden, erwarb die Gesellschaft einen großen Complex dieses günstigen Terrains, gab die Exploidirung der Südsee-Insel auf und macht nun Pacific-Guano ausschließlich aus phosphorsaurem Kalk von Süd-Carolina und aus Fischcadavern von Massachusetts. Die Lager in Süd-Carolina sind gebildet aus Knochenüberresten untergegangener Thiergeschlechter, welche über der Mergelschicht in Klumpen und Nestern gefunden werden. Eine Analyse der Durchschnittsqualität des gefundenen Materials ergab: Feuchtigkeit und organische Substanz 5,22 Kalk 37,62 Flußspath 3,05 Thonerde 2,93 Phosphorsäure 30,99 Kohlensäure etc. 20,19 –––––– 100,00. Dieses Material wird gemahlen, mit den Fischcadavern versetzt und gibt so den künstlichen Guano, von welchem jetzt über 35000t jährlich producirt werden. Fr. Ueber den Einfluß der Torfbrühe auf die Lösung und Zersetzung von Mineralien. Bei der Zersetzung von Pflanzensubstanzen entstehen nach Senft stets humussaure Alkalien, vor allen humussaures Ammoniak. Bei der Zersetzung unter vollem Luftzutritt entstehen die eigentlichen humussauren Salze, unter denen die ulminsauren als die ersten, die huminsauren aber als die höheren Oxydationsproducte der ulminsauren Salze zu betrachten sind. Beide Arten von Salzen oxydiren sich zu Carbonaten. Bei der Zersetzung von Pflanzensubstanz unter gehemmtem Luftzutritt dagegen, z.B. in den tieferen Lagen nasser Bodenarten, auf dem Grunde von Mooren u.s.w., entstehen die geïnsauren Salze, zu denen das quell- und torfsaure Ammoniak gehört. Alle diese Humus- und geïnsauren Salze wirken auf Mineralien lösend und zersetzend ein; namentlich vermag das quellsaure Ammoniak einzelne Salze unverändert aufzulösen und nach der Oxydation zu kohlensaurem Ammoniak auch wieder unverändert abzuscheiden. Stammt die Torfbrühe dagegen von gerbstoffhaltigen Pflanzen – z.B. von Haide – ab, dann wirkt sie lösend und gleichzeitig desoxydirend. (Tageblatt der 49. Versammlung deutscher Naturforscher, Beilage S. 89 und 94.) Analyse von Bauxit. Eine Probe von Bauxit zeigte nach der Analyse von J. Aron (Notizblatt des deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln, 1876 S. 256) folgende Zusammensetzung: Kieselsäure 7,00 Thonerde 57,62 Eisenoxyd 4,24 Kalk 1,74 Magnesia 0,96 Alkali (als Kali berechnet) 0,59 Glühverlust 26,99 ––––– 99,14. Wird dieses Material gebrannt, so erhält man ein Product, welches folgendermaßen zusammengesetzt ist: Kieselsäure 9,59 Thonerde 78,83 Eisenoxyd 5,81 Kalk 2,38 Magnesia 1,31 Alkali 0,81 ––––– 98,73. An Flußmitteln ist demnach kein Mangel; wegen des geringen Kieselsäuregehaltes der Masse ist jedoch kein directer Schluß auf Feuerfestigkeit desselben zu ziehen. – Vgl. die Analysen des französischen (1864 171 232) und österreichischen Bauxits (1866 180 325) 183 173. 1867 184 329. 1872 203 479. Ueber die Fütterung von Branntweinschlempe und deren Folgen. Dr. Damman in Preußen beobachtete Ende der sechziger Jahre die Erkrankung von 24 Ochsen, die u.a. mit Branntweinschlempe gefüttert und von welchen 19 Stück mit dem Tode endeten. Die Thiere zeigten sich anfangs unruhig, trippelten hin und her und suchten sich loszureißen, schlugen mit den Hinterbeinen, schüttelten stark mit dem Kopf, stießen mit den Hörnern gegen die Wände und Balken und zeigten sich ganz wie tobsüchtig. Die Augen traten glotzend aus den Höhlen hervor; wilder Blick, hochgefärbte und trockne Schleimhäute des Mauls, erhöhte Temperatur, beschleunigtes Athmen, Aufblähung des Hinterleibes etc. waren die Symptome. Die Tobsüchtigkeit machte schließlich einer gänzlichen Betäubung Platz, und der Tod erfolgte zwischen 18 bis 60 Stunden der Krankheitsdauer. Im ersten Augenblicke konnte man sich die Ursache der Erkrankung nicht erklären und erst die weitere Nachforschung stellte heraus, daß die Maische nicht vollständig abgetrieben war, sondern unter der Schlempe blieb, wo sie mitverfüttert die Vergiftung hervorbrachte. Solche Maischvergiftungen sind in letzterer Zeit mehrfach zur Beobachtung gelangt; bald war Nichtkenntniß ihrer gefährlichen Eigenschaften, bald auch Nachlässigkeit die Ursache gewesen. Die Krankheitserscheinungen waren stets um so gefährlicher, je weniger vermischt die Maische in die Verdauungsorgane gebracht war. In Fällen, in denen man sie abgeschöpft, weil die Bottige überlaufen wollten, und ohne Verdünnung verabreicht hatte, sind mehrfach sämmtliche Thiere krepirt. Aber auch da, wo man Maische verfüttert hatte, welche in die Schlempegrube gelassen und durch Schlempe verdünnt war, sind zahlreiche Todesfälle nicht ausgeblieben. Selbst stark verdünnte Maische hat noch mehrtägige Appetitlosigkeit, auch Abortus bei tragenden Kühen, zur Folge gehabt. Vorsicht muß bei der Verabreichung solcher Jährenden Substanzen jedenfalls immer räthlich erscheinen. (Milchzeitung, 1877 S. 21.) Ueber die Wirkung von Wasser und Salzlösungen auf Blei. Pattinson Muir hat eine Reihe von Versuchen über obigen Gegenstand angestellt, um folgende Fragen zu beantworten: 1) Wächst die Menge des aufgelösten Bleies mit der Zunahme der der lösenden Flüssigkeit dargebotenen Oberfläche? 2) Hat der freie Zutritt der Luft an der Oberfläche der Flüssigkeit oder ihr Hindurchleiten durch dieselbe Einfluß auf die Menge des aufgelösten Bleies? 3) Dauert die lösende Wirkung verdünnter Salzlösungen auf Blei lange Zeit hindurch, oder wird bald eine Grenze erreicht? Aus den in Chemical News, 1876 Bd. 34 S. 223 mitgetheilten Versuchen mit destillirtem Wasser, salpetersaurem und kohlensaurem Kalium, Chlorcalcium, salpetersaurem und schwefelsaurem Ammonium geht hervor, daß eine Zunahme der Oberfläche nicht unbedingt eine größere Menge aufgelösten Bleies nach sich ziehe. Nur in dem Falle, wo Bleistücke so in Bechergläser gestellt wurden, daß sie nur halb mit Wasser bedeckt waren, fand eine Vergrößerung der Menge des aufgelösten Bleies mit der Oberfläche stets statt. Die zweite Frage beantwortet der Verfasser dahin, daß der Zutritt der Luft immer die Menge des aufgelösten Bleies vergrößere, und daß das Hindurchleiten derselben nicht so wirksam sei, als die Berührung einer großen Oberfläche der Flüssigkeit mit der Luft. Was die dritte Frage anlangt, so kommt der Verfasser zu dem Schlusse, daß die Wirkung der Salzlösungen auf Blei lange Zeit dauere – mit Ausnahme einer solchen, welche Kaliumcarbonat enthält, wo schon nach 340 Stunden die Wirkung aufhört. Die Wirkung der andern Salzlösungen hört am schnellsten auf, wenn die Flüssigkeit der Luft eine große Oberfläche darbietet und das Volum der Flüssigkeit groß ist im Vergleich mit der Oberfläche des Bleies. – Versuche mit Calciumbicarbonat und Gyps, welche bei Wasserleitungen namentlich in Betracht kommen, werden nicht angegeben. (Vgl. 1876 219 458.) Ueber die nachtheiligen Einwirkungen von Blei auf die Gesundheit der in Bleifarbenfabriken beschäftigten Arbeiter. Nach W. Leyendecker kann der Schmelzproceß des Bleies zur Herstellung irgend eines Bleiproductes nur da eine nachtheilige Wirkung auf die Gesundheit der Arbeiter ausüben, wenn das Blei in großen Mengen im Innern eines Gebäudes eingeschmolzen und dabei derart erhitzt wird, daß es anfängt, zu glühen. Dadurch wird die Atmosphäre des Schmelzraumes mit Bleidämpfen geschwängert, die sich durch süßlichen Geschmack auf der Zunge kennzeichnen. Beim Entleeren der Calciniröfen in Mennigfabriken, sowie der Logen und Kammern der Bleiweißfabriken, beim Pulverisiren von Bleiweiß, beim Beuteln von Mennig und beim Packen dieser Stoffe begegnet man dem schädlichen Staube. Nachtheilige Wirkungen können dann stattfinden, wenn dieser Staub durch Vermittlung von Magen und Lunge dem Blut zugeführt wird. Vergiftungen durch die unverletzte Haut, in Folge von Arbeiten mit bleihaltigen Laugen, sind seltener. Als Mittel, den nachtheiligen Wirkungen des Bleies auf die Gesundheit der Arbeiter vorzubeugen, bezeichnet der Verfasser geräumige, hohe Fabriklocale, Tragen eines Mundschwamms, häufiges Besprengen der Fußböden, überhaupt die größte Reinlichkeit. (Correspondenzblatt des niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, 1876 S. 136.) Zur Kenntniß des Cacao. Trojanowsky (Archiv der Pharmacie, 1877 Bd. 210 S. 30) zeigt, daß die qualitative und quantitative Zusammensetzung des Cacao bei Gemischen wie Chocolade nicht zu verwerthen ist. Der Theobromingehalt des Cacao wechselt z.B. zwischen 1,2 und 4,6 Proc. Der Aschengehalt einer Chocolade soll, nach Abzug des Zuckergehaltes, nicht viel über 3 Proc. betragen, der Fettgehalt nicht unter 40 Proc., der Amylumgehalt nicht über 7 Proc. Ueber die specifische Drehung der Glycose. Im Verfolg seiner Untersuchungen über die specifische Drehung des Traubenzuckers (1876 220 564) bestätigt Tollens (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1531), daß dieselbe in verdünnten Lösungen 48,47° für das Hydrat C₆H₁₂O₆H₂O und 53,10° für das Anhydrid beträgt. Die Drehung der Glycose wächst jedoch bei steigender Concentration der Lösung bis 53,36° für das Hydrat und 58,70° für das Anhydrid. Aehnliche Beobachtungen wurden schon beim Campler, Nicotin und beim Terpentinöl gemacht; es zeigen demnach viele Stoffe concentrirt eine andere specifische Drehung als im verdünnten Zustande. Die quantitative Bestimmung des Traubenzuckers, vielleicht auch die des Rohrzuckers, durch Polarisation ist hiernach ungenau. Ueber die Gährung des Glycerins. Die bisherigen Angaben über Gährung des Glycerins sind durchaus widersprechend. A. Fitz (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1348) zeigt nun, daß Glycerin durch Alkoholgährungspilze (Hefe und Mucor) nicht in Gährung versetzt wird, Schizomiceten (Bakterien) bewirken bei 40° energische Gährung unter Entwicklung von Kohlensäure und Wasserstoffgas. In der Flüssigkeit fand sich Normalbutylalkohol mit etwas Aethylalkohol, ferner Normalbuttersäure mit etwas Capronsäure. Darstellung der schwefligen Säure zu Desinfectionszwecken. Th. W. Keates (Chemical News, 1876 Bd. 34 S. 245) empfiehlt zur Desinfection, die schweflige Säure durch Verbrennen von Schwefelkohlenstoff für sich oder mit fettem Oel, Petroleum u. dgl. gemischt mittels einer gewöhnlichen Spirituslampe herzustellen. Nach den Versuchen von Hoppe-Seyler und Jüdell ist das Schwefeldioxyd allerdings ein sehr gutes Desinfectionsmittel, doch nur dann, wenn die betreffende Luft 1 bis 2 Vol.-Proc. desselben enthält. Eine solche Quantität aber durch Verbrennen von Schwefelkohlenstoff herstellen zu wollen, ist Unsinn. (Vgl. 1876 220 563.) F. Zur Bestimmung des Stickstoffes. G. Musso zeigt, daß auch bei der Analyse des festen Rückstandes der Milch, des Käses u.s.w. die Verbrennung mit Natronkalk constant ein Deficit an Stickstoff gibt, welches jedoch bei den Analysen derselben Substanz nicht immer denselben Bruchtheil des Gesammstickstoffes ausmacht. Unter Bezugnahme auf die Arbeiten von Schützenberger, über die Zersetzung von Eiweißkörpern, meint Verfasser, ob die Thatsache, daß bei Zersetzung mittels Natronkalk ein Theil des Stickstoffes der Eiweißkörper nicht in der Form von Ammoniak auftrete, vielleicht mit der chemischen Constitution dieser Verbindungen in einem nähern Zusammenhang stehe. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1691.) Darstellung des Lithiums, Calciums, Strontiums, Bariums und des Cers. In der chemischen Fabrik des Dr. Schuchhardt in Görlitz werden die genannten Metalle in größern Mengen durch Elektrolyse hergestellt. E. Frey (Liebig's Annalen, 1876 Bd. 183 S. 367) hat dabei gefunden, daß es erforderlich ist, die von Bunsen gegebenen Einzelheiten im Verfahren genau zu befolgen; nur weicht er von der angegebenen Stromstärke von 90° ab, indem er fand, daß eine von 60° die reichste Ausbeute gab. Er bekam auf diese Weise blanke Metallkugeln von 2,5 bis 4g Gewicht. Das Calcium ist nach seinen Beobachtungen nicht messinggelb, sondern sieht aus wie Aluminium, ist spröde und läßt sich nicht zu Blech oder Draht ausdehnen. Das Strontium ist hell messinggelb, sehr geschmeidig, läßt sich leicht auswalzen und zu Draht ziehen, oxydirt sich aber rascher als Calcium. Barium wird auf diese Weise nicht im compacten Zustande erhalten, wohl wegen seines hohen Schmelzpunktes, der höher zu sein scheint als der des Roheisens. Aus dem Amalgam konnten jedoch 100g schwere zusammengesinterte Stücke erhalten werden durch Abdestilliren des Quecksilbers aus einem schmiedeisernen Gefäß mit aufgeschlifsenem Deckel, in welchem zwei eiserne Röhren eingeschraubt waren. Durch die eine Röhre wurde trocknes Wasserstoffgas eingeleitet, während das mit Thon beschlagene Gefäß der heftigsten Glühhitze ausgesetzt war. Das Cerium ist durch die bereits von Wohler (Liebig's Annalen, 1867 Bd. 144 S. 251) beobachtete glänzende Feuererscheinung, mit der es explosionsartig verbrennt, ausgezeichnet. Zinkwasserstoff. Bei der Untersuchung von Wasserstoff, welcher aus Zink und verdünnter Schwefelsäure hergestellt war, fand Leeds (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1456), daß derselbe eine Spur Zink enthielt – offenbar als Zinkwasserstoff, so daß das Wasserstoffgas mit stark blauer Flamme brannte. Das Zink wurde ferner nachgewiesen in dem Wasser, der Schwefelsäure und Salpetersäure, durch welche das Gas gestrichen war. Bei Flammenreactionen ist daher die Möglichkeit einer Verunreinigung des Gases mit Zinkwasserstoff wohl zu berücksichtigen. Nachweisung von Aethylalkohol in Gemischen namentlich bei Gegenwart von Holzgeist. Bekanntlich färbt Aldehyd Fuchsinlösungen violett. Riche und Bardy (Comptes rendus, 1876 t. 82 p. 768) verwenden diese Reaction zur Auffindung von Aethylalkohol in Holzgeist und andern Flüssigkeitsgemischen in folgender Weise. Der Holzgeist wird zunächst mit Schwefelsäure erwärmt, um verschiedene Stoffe zu zerstören, welche Fuchsin ebenfalls färben, dann mit Wasser verdünnt und destillirt. Das Destillat wird mit übermangansaurem Kalium und Schwefelsäure versetzt, um den Alkohol in Aldehyd überzuführen, dann mit einer Lösung von Natriumhyposulfit und schließlich mit einer Fuchsinlösung. Enthielt die untersuchte Flüssigkeit auch nur 0,1 Proc. Aethylalkohol, so tritt die Violettfärbung ein. Ueber Calciumsulfat. Hannay (Chemical News, 1876 Bd. 34 S. 256) hat eine Reihe von Verbindungen beschrieben, welche sich in Röhren abgesetzt hatten, durch die K₂SO₄, Na₂SO₄, CaSO₄, MgSO₄ und K₂CrO₄ enthaltene Lösungen flössen. In einem Falle bestand die Incrustation vorwiegend aus CaK₂,(SO₄)₂ . H₂O ferner aus CaSO₄ . K₂CrO₄ . H₂O und CaSO₄ . 2K₂CrO₄. Die beiden letzten Salze haben große Aehnlichkeit mit Bleijodid; durch den Einfluß des Wassers werden sie in der Weise zersetzt, daß sich ohne Aenderung der Krystallform das Kaliumchromat auflöst und Calciumsulfat zurückbleibt. In einem andern Rohre hatte sich in großer Menge die Verbindung CaNa(SO₄)₂ abgesetzt, außerdem ein Salz CaSO₄ . Na₂SO₄ . K₂CrO₄ . H₂O. Verf. hat noch folgende Versuche angestellt. Verdampft man eine Gypslösung unter gewöhnlichem Luftdrucke bei 100°, so schlägt sich 2CaSO₄ . 4H₂O nieder, bei einem Drucke von 6at aber 2Ca, SO₄ . H₂O. Erhitzt man 2CaSO₄ . 4H₂O bei 118°, so verliert das Salz Wasser und hat bei 1500 die Zusammensetzung 2CaSO₄ . H₂O; bei 190° entweicht das letzte Molecül Wasser. Erhitzt man dasselbe Salz erst bei 118°, um die Zersetzung einzuleiten, und dann lange bei 100°, so bildet sich 2CaSO₄ . 3H₂O, aber nicht 2CaSO₄ . 2H₂O. (Vgl. 1874 212 215.)