Titel: Rettungsapparat von F. Holthausen und A. Kintzinger in Paris.
Fundstelle: Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 396
Download: XML
Rettungsapparat von F. Holthausen und A. Kintzinger in Paris. Mittheilung aus dem Internationalen Patent- und Technischen Bureau von J. Brandt und G. W. v. Nawrocki in Berlin. Mit Abbildungen auf Taf. VIII [d/2]. Holthausen und Kintzinger's Rettungsapparat. Dieser in Fig. 10 bis 14 skizzirte und in den Hauptstaaten des Continentes patentirte Apparat bezweckt das Herablassen von Lasten an einem festhängenden Führungsseil mit beliebiger Geschwindigkeit und soll speciell bei ausbrechenden Bränden den Bewohnern oberer Stockwerke die Möglichkeit bieten, sich auf gefahrlose Weise in Sicherheit zu bringen. Der an sich höchst einfache Apparat besteht aus einem Gußcylinder a (Fig. 10 und 11) mit einer schraubenförmigen Nuth, welche sich an beiden Enden in eine gerade, der Cylinderachse parallele Rinne fortsetzt. Nachdem das Führungsseil in diese Nuth eingebracht ist, wird auf den Cylinder eine seinem Umfang entsprechend gekrümmte Platte b (Fig. 12 und 13) geschraubt, welche mit zwei kurzen Ansätzen c in die geraden Rinnen an den Cylinderenden treten und so dem Seil in diesen nur geringen Spielraum gewähren. An den Stirnflächen des Cylinders sind zwei Ringe d befestigt, von denen immer der untere zum Anhängen der Last benutzt wird. Die Reibung zwischen dem Seil und dem Gußcylinder hindert ein rasches Sinken des letzteren mit der angehängten Last, und es kann durch entsprechendes Schrägziehen des untern freien Seilendes dieser Widerstand beliebig erhöht, die Fallgeschwindigkeit also entsprechend vermindert werden. Die Abwärtsbewegung des Apparates läßt sich auch gänzlich unterbrechen, sobald man das freie Seilende um einen der Haken h schlingt. Ist der Apparat unten angelangt, so läßt er sich nach einfachem Umdrehen (wobei natürlich auch das untere Seilende nunmehr in der Höhe zu befestigen ist) sofort wieder benutzen. Zu diesem Zwecke sind auch die Ringe d und Haken h doppelt vorhanden. Figur 14 zeigt eine Modification des Apparates zu dem eingangs erwähnten Zweck der Rettung von Menschen bei Feuersgefahr. Hier bildet der gußeiserne Bremscylinder a. mit einem Rahmen a′ ein Stück; in die Augen e des letztern werden die Tragseile g geschlungen; i ist das bei n aufgehängte Führungsseil. Damit dieses bei eintretender Gefahr rasch befestigt werden kann, ist es empfehlenswerth, an einer gut zugänglichen Stelle in der Fensternähe einen Haken ein für alle Mal anzubringen. In dieser Form dürfte sich der Apparat auch als fliegendes Gerüst beim Putzen oder Anstreichen von Häuserfaçaden etc. empfehlen. Eine ähnliche Flaschenzugvorrichtung von Wethered wurde in diesem Journal, 1871 201 273 beschrieben; auch der Meunier'sche Flaschenzug dient dem gleichen Zwecke. Die in verschiedenen Städten mit dem Holthausen- und Kintzinger'schen Rettungsapparat angestellten Versuche haben befriedigende Resultate ergeben. Der Apparat nimmt sehr wenig Platz ein und kann leicht in Schlafzimmern u. dgl. für den Fall der Noth aufbewahrt werden; sein Preis mit Gurte beträgt etwa 20 M. F. H.