Titel: Fangvorrichtung für Förderkörbe. Patent von Gebrüder Eickhoff Ardelt und Reinh. Ardelt in Bochum.
Fundstelle: Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 398
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Fangvorrichtung für Förderkörbe. Patent von Gebrüder Eickhoff Ardelt und Reinh. Ardelt in Bochum.Vgl. Patentliste Bd. 223 S. 553, Schlagwort „Fangvorrichtung“. Mittheilung aus dem Patentbureau von Carl Pieper in Dresden. Mit Abbildungen auf Taf. VIII [c.d/1] Eickhoff und Ardelt's Fangvorrichtung für Förderkörbe. Trotz aller Verbesserungen an den bisher in Anwendung stehenden Fangvorrichtungen für Förderkörbe, ist es nicht gelungen, dieselben absolut sicher wirkend bei Seilbrüchen herzustellen; entweder wird durch das kräftige Eingreifen von Klauen, excentrischen Scheiben u. s. w. in das Holz der Führungslatten ein plötzliches, mit einem heftigen Rucke verbundenes Stillstehen des fallenden Förderkorbes bewirkt, oder diese Klauen u. s. w. greifen nicht kräftig genug ein, dann schaben sie nur Stücke aus den Führungshölzern heraus, ohne das Fallen des Korbes verhindern zu können; beides ist mit den nachtheiligsten Folgen verknüpft. Gebrüder Eickhoff und R. Ardelt in Bochum ist es nach zahlreichen Versuchen gelungen, eine mit absoluter Sicherheit wirkende Fangvorrichtung herzustellen, deren Hauptvorzüge in einem allmäligen Bremsen und Festlaufen des fallenden Förderkorbes bestehen. Diese in Fig. 15 und 16 dargestellte Vorrichtung besteht vornehmlich aus zwei Keilen D, denen zwei doppelt im Winkel gebogene und außen an den Seitenstücken A befestigte Platten C zur Führung dienen. Das obere Ende jeder dieser Keile ist drehbar mit einem Bügel E verbunden, mit dessen innerer Verzahnung das Getriebe F im Eingriff erhalten wird, indem es von dem Bügel umschlossen ist. Mit diesem Getriebe sind zwei mit scharfen Zähnen versehene Räder G fest vereinigt. Der Bolzen H, auf welchem sich das Getriebe F und die Räder G drehen, wird vom obern Ende der Feder I getragen, die innen an dem Seitenstücke A befestigt ist. Auf dem Bolzen H dreht sich noch eine Rolle K, welche in Folge der Spannung der Feder I gegen den Keil L. drückt; dieser, durch ein Querstück mit der Königsstange, an welche das Förderseil angeschlossen ist, starr verbunden, drückt die Federn I so lange aus einander, als er selbst durch den Zug des Seiles zwischen die an den Federn angebrachten Rollen K gepreßt wird. Reißt indeß das Seil, so drücken die Federn I den Keil L. herunter, indem sie durch die Rollen K auf die schrägen Kanten desselben wirken, und pressen alsdann die Zähne der Räder G in das Holz der Führungsbalken B. Sobald der Förderkorb zu fallen beginnt, drehen sich die Räder G, und die Getriebe F heben die Bügel E mit den Keilen D. Dieselben gleiten mit ihrem Rücken auf dem schrägen Theile der Führungsplatten C, werden demgemäß mit ihrer Vorderfläche gegen den Führungsbalken B gepreßt und wirken als Bremsen. Zur Verstärkung des Bremsens liegt in jedem der Keile D innerhalb eines Einschnittes ein mit scharfen Zähnen versehenes Rad M, welches sich auf dem Bolzen N dreht. So lange dieses Rad außer Thätigkeit ist, steht es nicht über die Vorderfläche des Keiles vor; da die in das Seitenstück A. und die Platte C eingeschnittenen Schlitze O aber etwas mehr Neigung haben als der Rücken des Keiles resp. dessen Führung, so wird, während der Keil mit dem Rade M gehoben wird und der Bolzen N in dem Schlitze in die Höhe gleitet, derselbe gleichzeitig gegen den Keil nach vorn geschoben, und es treten somit die Zähne der Räder M über die Vorderfläche der Keile hervor und dringen ebenfalls in das Holz der Führungsbalken B ein. Um dieses Verschieben zu ermöglichen, sind die Löcher für den Bolzen in dem Keile länglich gemacht. Da die Räder sich drehen und auch kräftig gegen die Bolzen N gedrückt werden, so veranlaßt die Reibung zwischen den Rädern und dem Bolzen nicht nur einen weiteren directen Widerstand gegen das Niedergehen des Förderkorbes, sondern sie wirkt auch dahin, die Keile D aufwärts und gegen die Führungsbalken B zu drücken, während sich die verzahnten Räder immer fester in dieselben einlaufen, so daß durch die als Bremsen wirkenden Keile und die sich fest laufenden Räder ein allmäliges Stillstehen des fallenden Förderkorbes bewirkt wird. Da auf jeder Seite des Förderkorbes dieselbe Vorrichtung angebracht ist, so treten bei einem Fallen desselben, in Folge eines Seilbruches, vier Keile mit ihren Rädern in Wirksamkeit und verhindern somit jeden Ruck und jedes plötzliche Anhalten des fallenden Korbes. Zahlreiche Versuche haben dargethan, daß diese Fangvorrichtung mit demselben günstigen Erfolge und mit derselben Sicherheit wirkt, wenn an Stelle der hölzernen Schachtlatten eiserne Führungsschienen in den Gruben angewendet werden. Diese Führungsschienen werden am besten aus U-Eisen hergestellt, welches mit dem Rücken durch Schraubenbolzen an die Schachtzimmerung angeschraubt wird; kleinere U-Eisen, an dem Förderkorbe festgenietet, gleiten in der Führungsschiene auf und nieder und dienen dem Korbe als Führung. Die vorstehend beschriebene Fangvorrichtung bedarf nur einer ganz geringen Abänderung, um auch bei solchen eisernen Führungsschienen mit derselben Sicherheit als bei hölzernen Schachtlatten angewendet werden zu können. Man macht die Keile schlanker, wodurch deren Reibung bedeutend erhöht wird, und läßt die beiden Schlitze, in denen sich die Bolzen N mit den verzahnten Rädern M hinaufschieben, einen ganz geringen Winkel gegen einander bilden, was einen außerordentlich starken Druck hervorbringt; ferner macht man die Räder G und M aus gehärtetem Stahl und versieht sie mit einer sehr scharfen und feinen Verzahnung. Tritt die Fangvorrichtung in Wirksamkeit, so greifen diese fein verzahnten Räder von außen auf die eisernen Führungsschienen, während die Keile u. s. w. ganz ebenso in Thätigkeit kommen, wie vorstehend beschrieben. Auch wenn Drahtseile zur Führung des Förderkorbes angewendet sind, kann die neue Fangvorrichtung mit derselben sicheren Wirksamkeit angebracht werden und bedarf nur ganz unbedeutender, sich von selbst ergebenden Veränderungen. Die Anwendung derartiger Fangvorrichtungen bietet sehr erhebliche ökonomische Vortheile dar, ganz abgesehen von der außerordentlichen Sicherheit ihrer Wirksamkeit; der wesentlichste Vortheil besteht wohl darin, daß sie den Gebrauch eiserner Führungsschienen gestattet, da diese jahrelang der Abnutzung widerstehen und somit die oftmalige und kostspielige Auswechslung schadhafter hölzerner Schachtlatten in Wegfall bringen. Ferner können bei der absoluten Sicherheit dieser Vorrichtungen die Förderseile viel länger benutzt werden als bisher, da selbst im Falle eines Seilbruches ein Unglück nicht vorkommen kann. Schließlich muß noch bemerkt werden, daß diese Fangvorrichtungen für jeden bereits im Gebrauche stehenden Förderkorb angefertigt und ohne Schwierigkeit angebracht werden können.