Titel: Wild's Thermo-Hygrograph; von Hasler und Escher in Bern.
Fundstelle: Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 610
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Wild's Thermo-Hygrograph; von Hasler und Escher in Bern. Mit Abbildungen auf Taf. XIII [c d/1] Wild's Thermo-Hygrograph. Der nach Carl's Repertorium für Experimentalphysik, 1876 S. 539 hier beschriebene Thermo-Hygrograph ist nach dem von Dr. H. Wild eingeführten System der dritte Apparat, welcher zu einer vollständigen Serie von Registririnstrumenten einer meteorologischen Station gehört (vgl. * 1875 218 299). Da sowohl das Thermometer als das Hygrometer die gleiche Aufstellungsweise erfordern, so sind beide zu einem Instrumente vereinigt worden. Solche Thermo-Hygrographen sind seit einer Reihe von Jahren in der Telegraphenwerkstätte von Hasler und Escher in Bern für nachstehende Stationen ausgeführt worden: St. Petersburg, Dorpat, Peking, Washington, Zürich, Moskau, Straßburg, Lissabon, Odessa, Puy-de-Dome, Perpignan etc. Zum Betriebe des Thermo-Hygrographen dient die nämliche Batterie von Zinkkohlen-Elementen, welche auch die Markirapparate der andern Registririnstrumente in Bewegung setzt. Auch die gleiche Normaluhr, welche von 10 zu 10 Minuten durch ein besonderes Contactwerk den Strom schließt, wird dazu verwendet. Eine Achse dieses Contactwerkes macht nach jeder Auslösung einen Umgang und berührt mit einem an derselben befestigten Daumen der Reihe nach drei von einander isolirte Contactfedern, welche mit den drei Instrumenten (Barograph, Anemo-Ombrograph und Thermo-Hygrograph) in Verbindung stehen. Die Zeitdauer für jeden der drei auf einander folgenden Contacte beträgt ungefähr 2 Secunden. Die Figuren 19 und 20 stellen in 1/10 n. Gr. in Vorder- und Seitenansicht das Doppelinstrument für Registrirung der Temperatur und der Feuchtigkeit dar. Dasselbe ist im Freien, jedoch unter einem schützenden Dache aufzustellen und besteht aus den folgenden drei wesentlichen Theilen: dem Markir- und Schaltapparat, dem Thermometer und dem Hygrometer. Der für beide Instrumente gemeinschaftliche Markir- und Schaltapparat befindet sich in der untern Abtheilung des starken eichenen Aufnahmegehäuses G und ist an dessen Rückwand mit Bolzen festgeschraubt. Die beiden Markirzeiger Z und Z1, deren Drehungsachsen sich im obern Raume befinden, reichen in den untern Raum hinab und tragen an ihren Enden die Markirstifte S und S1. Markirapparat und Zeiger befinden sich demnach in einem zusammenhängenden Raum, der zum Schutze des Instrumentes gegen Temperatureinflüsse völlig von außen abgeschlossen ist. Nach vorn ist das Gehäuse in seiner ganzen Höhe durch eine Thüre T, seitwärts durch die Thüren T1, welche bis zu den Jalousien J hinaufreichen, und nach oben und hinten durch horizontal und vertical liegende Wände W und W1 von Zinkblech abgeschlossen. Der Markirapparat hat den Zweck, die beiden in feine Spitzen auslaufenden Markirstifte bei jeder Stellung der Zeiger ins Papier einzuschlagen und letzteres jedesmal um ein bestimmtes Intervall vorwärts zu bewegen. Von der Papierrolle P von 140m Länge und 315mm Breite, welche auf einen Cylinder aufgeschoben ist, dessen Drehungsachse im Markirgestell M ruhen, wird das Papier zwischen zwei gegen einander federnde Metallcylinder C und C1 hineingezogen. Unten ist die selbstthätige Vorrichtung zum Aufwickeln des ablaufenden Papierstreifens angebracht. Mittels einer auf die Cylinderachse aufgesteckten Schnurrolle U und einem in der Zeichnung weggelassenen Gewicht, das alle Tage aufzuziehen ist, wird dieses Aufwinden bewirkt. Zwei seitwärts des Gestelles in Achsen drehbare Winkelhebel H sind unterhalb durch den cylindrischen Anker A und oben durch die Führungsschiene F der Zeiger mit einander verbunden. Der in der Seitenansicht sichtbare Winkelhebel H trägt den Schalthaken O, welcher in ein mit 60 Zähnen versehenes Schaltrad R eingreift, das auf dem Metallcylinder C1 festsitzt. Ein Gewicht L, am nämlichen Winkelhebel aufgehängt, dient zum Losreißen des Ankers. Auf einer Querschiene, welche die beiden Seitenplatten des Markirgestelles mit einander verbindet, sind die beiden Elektromagnete E und E1 aufgeschraubt, deren Enddrähte zu den Schraubenklemmen K und K1 führen. Wird also der Anker A von den Elektromagneten E und E1 angezogen, so folgen die beiden Zeiger Z und Z1 der Bewegung der Führungsschiene F, wodurch die Markirspitzen in das Papier eingestochen werden. Gleichzeitig greift der Schalthaken in einen folgenden Zahn des Schaltrades ein. Sobald der Strom aufhört, wird der Anker A durch das Gewicht L losgerissen, die Spitze aus dem Papier herausgezogen und letzteres um ein der Zahnung entsprechendes Intervall vorwärts bewegt. In der Mitte der Führungsschiene selbst ist noch ein dritter Markirstift S2 befestigt, welcher auf dem Papierstreifen eine senkrechte Reihe von Punkten markirt, die als Normallinie zur Abmessung der Thermometer- und Hygrometercurven dienen. Als Thermometer ist ein in eine Spirale gewundener Compensationsstreifen aus Stahl und Messing von 1m Länge gewählt. Die auf der Blechwand W festgeschraubte hohle Säule B trägt die verstellbare, horizontal liegende Thermometerspirale I. In deren äußeres freies Ende ist in radialer Richtung ein magnetisirter Stahlstift s eingeschraubt, welcher die Bewegung der Spirale auf den Zeiger Z zu übertragen hat. Vor der verticalen Blechwand W1 und hinter derselben sind zwei Brücken b mit gehärteten Stahlpfannen angebracht, in welchen sich die in Schneiden auslaufende Stahlachse a. dreht. Die Wand selbst ist so durchbohrt, daß die Achse sich frei drehen kann, ohne dieselbe zu berühren. Hinter der Blechwand W1 trägt die Achse a. den aus weichem Eisen bestehenden Stift s1, der sich an den Magnetstift s anlehnt; vor der Wand ist auf der Achse a der Zeiger Z befestigt. Wenn der Zeiger Z durch das Laufgewicht g gehörig eingestellt ist, so wird er vermöge der magnetischen Anziehung der Stifte s und s1 genau den Bewegungen der Thermometerspirale folgen. Der Markirstift bewegt sich bei zunehmender Wärme von rechts nach links und gibt für 1° etwa 3mm Ausschlag. Dieser Ausschlag kann durch Höher- oder Tieferstellen der Thermometerspirale verringert oder vergrößert werden. Das Haarhygrometer nach Saussure dient zum Registriren des Feuchtigkeitsgrades. Aehnliche Brücken b1 wie diejenigen beim Thermometer tragen die Achse a1 mit Stahlschneiden, auf welcher der Hygrometerzeiger Z1 befestigt ist. Auf derselben Achse a1 hinter der Blechwand W1 ist eine leichte Metalltrommel t mit zwei eingedrehten Nuthen aufgesetzt; in der vordern Nuth und auf der Trommel befestigt liegt das Hygrometerhaar h. Das andere Ende des etwa 36cm langen, vertical gespannten Haares liegt in der Nuth einer Metallscheibe (ebenfals an derselben befestigt), welche sich um eine in der Wand W1 eingeschraubte Achse x beliebig drehen und feststellen läßt. Ueber die hintere Ruth der Trommel hängt an einem dünnen Seidenfaden ein kleines Gegengewicht, welches das Haar stets gespannt erhalten soll. Bevor das Gegengewicht angehängt wird, muß der Zeiger Z1 so durch das Laufgewicht g1 adjustirt werden, daß er in jeder Lage ruhig stehen bleibt, also vollkommen im Gleichgewicht ist. Das Haar ist so eingehängt, daß, wenn sich dasselbe durch zunehmende Feuchtigkeit verlängert, die Markirspitze S1 sich von rechts nach links bewegt. Durch Drehen des Scheibchens, an welchem das obere Ende des Haares aufgehängt ist, kann man beim Montiren den Hygrometerzeiger in die der Feuchtigkeit entsprechende Stellung bringen. Der Raum, in welchem sich die Thermometerspirale und das Hygrometerhaar befinden, ist von drei Seiten durch jalousieartige Thüren J eingeschlossen (in der Seitenansicht sind die Jalousien zu besserm Verständniß durchbrochen dargestellt); nach oben ist er offen und durch ein Blechdach geschützt, so daß die Luft ungehindert Zugang findet. Von dem Markirapparat ist er durch die Blechwände W und W1 getrennt. Die Abmessung der markirten Curven findet auf gleiche Weise statt, wie es in der Beschreibung des Barographen (Carl's Repertorium für Experimentalphysik, 1874 S. 296) angedeutet ist. Dr. G. Hasler.