Titel: Ueber die Befestigung der Siederohre in den Rohrwänden.
Autor: Pechan
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 129
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Ueber die Befestigung der Siederohre in den Rohrwänden. Mit Abbildungen auf Tafel 10. Shock, über Befestigung der Siederohre in den Rohrwänden. Mit Rücksicht auf die ausgedehnte Anwendung von Siederohren und die grosse Zahl der Fälle, in welchen die Siederohre zur Absteifung der flachen Rohrwände dienen, zwischen welchen sie sich befinden, ist es einigermassen sonderbar, dass bisher nur so wenige Versuche gemacht wurden, die Haltbarkeit der Befestigung der Siederohre in den Rohrwänden zu ermitteln, beziehungsweise die verschiedenen Arten der Befestigung in dieser Hinsicht zu vergleichen. So weit als wir davon unterrichtet sind, wurde dieser Gegenstand bisher noch nicht systematisch erforscht, weshalb die Resultate einiger in dieser Richtung in der Schiffswerfte in Washington im Januar 1877 angestellten Versuche besonderes Interesse erregen dürften. Diese Versuche wurden vom Chef-Ingenieur W. H. Shock geleitet und im Engineering, 1877 Bd. 24 S. 199 und 335 veröffentlicht. In nachstehendem Berichte sind die englischen Daten auf metrisches Mass und Gewicht umgewandelt und die für den Vergleich werthvollen Angaben der Spannung auf 1qmm des Rohrquerschnittes besonders ausgerechnet. Es wurden 48 Versuche mit Messingrohren und 18 Versuche mit Eisenrohren vorgenommen, deren Resultate in der Tabelle I bezieh. II eingetragen sind. Die Messingrohre waren, wie aus Tab. I ersichtlich ist, in einzelnen Fällen mit Dudgeon's bekanntem Rohrdichtapparat (Fig. 1 und 2 Taf. 10), in andern Fällen mit Prosser's Apparat (Fig. 3 und 4) gedichtet, welch letzterer aus entsprechend profilirten Segmenten besteht, die durch einen conischen Dorn aus einander getrieben werden und dadurch einen dichten Anschluss des Rohres an die Rohrwand bewerkstelligen, dass sie das Rohr innerhalb und ausserhalb der Rohrwand etwas erweitern. Endlich wurden noch in einigen Fällen Muttern auf die mit Gewinde versehenen, über die Rohwände vorstehenden Anden der Rohre aufgeschraubt. In vielen Fällen wurden überdies Einsatzhülsen in den Rohrenden angebracht, wie aus den bezüglichen Skizzen in Fig. 7 Taf. 10 ersichtlich ist. Die Eisenrohre (vgl. Tab. II) waren durchwegs mit Dudgeon's Apparat gedichtet. Einige davon waren mit eisernen Einsatzhülsen versehen, wie aus den betreffenden Skizzen in Fig. 8 Taf. 10 zu entnehmen ist. Jedes dem Versuche unterzogene Rohr wurde mit seinen Enden in viereckigen Platten befestigt, welche Theile der Rohrwände vorstellten, und in diesen Platten auf Zug beansprucht, wie in Fig. 5 und 6 zu sehen ist. Die zweitheiligen, innen an den viereckigen Platten anliegenden Querstücke, die den Zug auf die Platten übertrugen, wurden durch concav ausgedrehte Ringe zusammengehalten, welche den auf den Bügelenden aufgeschraubten Tabelle 1. Messingrohre. (Die mit * versehenen Rohre waren umgebörtelt.) Nr. des Versuches AeussererDurchmesser Fläche desRohrquerschnittes Durchmesser nachdem Versuche Dicke derRohrwand Art derBefestigung Material derEinsatzhülsen von3mm,2 Dicke,32mm Länge Temperaturgrade Totale Spannung Spannung auf 1qmmdesRohrquerschnittes mm qmm mm mm k k   1 63,5 580 61,5 19 Prosser Eisen    25,5 12720 21,9   2 61,2 13700 23,6   3* 59,7 Dudgeon 26 14850 25,6   4* 59,4 16330 28,2   5* 63,5 12,7 Ohne 21   9590 16,5   6 62,0 Prosser    21,5   5440   9,4   7 Eisen 12610 21,7   8* 57,2 Dudgeon 20860 36,0   9* 58,7   9,5 22 17830 30,7 10* 62,0 16330 28,2 11 63,5 Prosser 11480 19,8 12 11970 20,6 13 19 Mutter 19mm hoch Ohne    25,5 13810 23,8 14 12250 21,1 15 Eisen 18210 31,4 16 17510 30,2 17 66 858 66 Ohne   9980 11,6 18   9710 11,3 19 Eisen 17850 20,8 20 61 18890 22,0 21 63,5 580    63,5 Dudgeon Ohne    18,5   3470   6,0 22   2650   4,5 23 Eisen 18   6560 11,3 24   6280 10,8 25 Ohne   3760   6,5 26   3700   6,3 27 Eisen   6460 11,1 28   6600 11,4 29 Prosser Ohne 24   6550 11,3 30   6800 11,7 31* Dudgeon   7740 13,3 32*   9900 17,1 33* Messing 14630 25,2 34* 14240 24,5 35 Prosser 10320 17,8 36 10410 17,9 37 12,7 21   7850 13,5 38   7890 13,6 39* Dudgeon 11250 19,4 40* 10700 18,4 41   9,5 Prosser Ohne 24   4450   7,6 42   4920   8,5 43* Dudgeon 10840 18,7 44* 10090 17,4 45* Messing 13520 23,3 46* 12500 21,5 47 Prosser   6920 11,9 48   9190 15,8 Muttern als Unterlagscheiben dienten. Diese Art der Verbindung der beiden Theile der Querstücke ist sehr einfach und zweckmässig. Es wurden zwei Sorten von Messingrohren in Untersuchung gezogen, nämlich solche mit 63mm,5 und solche mit 66mm äusserem Durchmesser, wovon letztere eine etwas grössere Wandstärke besassen als erstere. Der Querschnitt der 63mm,5-Rohre betrug 580qmm, jener der 66mm-Rohre 858qmm. Die Dicke der Rohrwände wurde, wie aus Tab. I ersichtlich ist, verschieden ausgeführt und betrug im Minimum 9mm,5, im Maximum 19mm. In Fig. 7 sind die verschiedenen Arten der Befestigung der Rohre in den Rohrwänden sowohl, als die aus den Rohrwänden herausgerissenen Rohre, wie sie die Versuche ergaben, skizzirt. Nach den Versuchsergebnissen waren die Rohre 1 und 2 mit eisernen Einsatzhülsen versehen und mit Prosser's Apparat gedichtet. Bei einer totalen Spannung von 12720 bezieh. 13700k zogen sich dieselben aus der Rohrwand heraus; die dabei erreichte Spannung auf 1qmm betrug 21,9 bezieh. 23k,6, also im Mittel 22k,7. Die Rohre 2 und 3 waren ebenfalls mit eisernen Einsatzhülsen versehen, aber mit Dudgeon's Apparat gedichtet und umgebörtelt. Die erreichte totale Spannung betrug 14 850 bezieh. 16 330k, also die Spannung auf 1qmm 25,6 bezieh. 28k,2, daher im Mittel 26k,9. Die Rohre zogen sich dabei gleichfalls aus der Rohrwand, wobei der umgebörtelte Rand theilweise abriss. In diesen vier Fällen waren die Rohrwände 19mm dick; der äussere Durchmesser der Rohre, welcher vor dem Versuche 63mm,5 betrug, verringerte sich dabei auf 61,5 bis 59mm,4. Die Rohre 5 und 6 waren in 12mm,7 starken Rohrwänden befestigt und ersteres umgebörtelt und durch Dudgeon's, letzteres durch Prosser's Apparat gedichtet. Die erreichte totale Spannung betrug nur 9590 und 5440k, also die Spannung auf 1qmm nur 16,5 und 9k,4, woraus hervorgeht, dass die Hinweglassung der Einsatzhülsen die Haltbarkeit der Verbindung ganz bedeutend herabmindert. Der Vergleich der Versuche 5 und 6 zeigt überdies, dass die theilweise Umbörtelung, welche mit Prosser's Apparat erzielt wird, bei weitem nicht jene Festigkeit der Verbindung erreicht, wie Dudgeon's Dichtung mit gleichzeitiger Umbörtelung. Beim Rohre 5 riss der umgebörtelte Rand vollständig ab; 6 wurde einfach aus der Rohrwand herausgezogen. Das Rohr 7 war in derselben Weise befestigt wie 1 und 2 und Rohr 8 wie 3 und 4, nur betrug hier die Dicke der Rohrwand 12mm,7 während sie 19mm bei Versuch 1 bis 4 besass. Prosser's Dichtung weist dabei keinen wesentlichen Unterschied auf, während Dudgeon's Befestigung mit Umbörtelung in der schwächern Rohrwand eine bedeutend grössere Haltbarkeit ergibt als in der stärkern Rohrwand. Die bei Rohr 8 erhaltene Spannung ist so bedeutend, dass sie vielleicht kaum mit Sicherheit blos der Befestigungsart zuzuschreiben ist. Trotzdem zeigen auch die folgenden Versuche 9 und 10 mit Rohren, die in gleicher Weise wie 8, jedoch in Rohrwänden von nur 9mm,5 Dicke, befestigt wurden, dass die Haltbarkeit dieser Befestigungsart durch Verminderung der Dicke der Rohrwände innerhalb der in der Praxis gebräuchlichen Grenzen nicht beeinflusst wird. Dagegen zeigen die versuche 11 und 12 mit Prosser's Apparat in 9mm,5 dicken Rohrwänden abermals eine Verringerung der Haltbarkeit im Vergleiche mit 1, 2 und 7, in welchen die Befestigung der Rohre in gleicher Weise jedoch in dickeren Rohrwänden ausgeführt war. Die folgenden Versuche 13 bis 20 beweisen, dass der Werth der ausserhalb der Rohrwände auf die Messingrohre aufgeschraubten Muttern gewöhnten zu hoch angeschlagen wird. Die Rohre 13 und 14 weisen keine höheren Spannungen auf als 1 bis 4, wobei dieselben Rohre in gewöhnlicher Weise 'aufgetrieben und mit Einsatzhülsen versehen untersucht wurden. Die Anwendung eiserner Einsatzhülsen wie bei 15 und 16 erhöhte die Haltbarkeit der Verbindung wesentlich und verhinderte, dass die Rohre einfach durch die Mutter hindurchgezogen wurden. Dennoch aber erreichte die Zugspannung auch in diesen Fällen nicht jene Höhe, welche Rohr 8 aufweist. Ein einigermassen sonderbares Resultat ergaben die Versuche 17 und 18, indem die hier angewendeten dickeren Rohre eine geringere Zugspannung aushielten als die dünneren Rohre 13 und 14, welche in gleicher Art befestigt waren. Da sich die stärkeren Rohre ebenfalls durch die Muttern hindurchzogen, wie die schwächeren, so wäre mindestens zu erwarten gewesen, dass beide Fälle die gleiche Zugspannung erreichen Hessen, vorausgesetzt, dass die Muttern in beiden Fällen gleich gut auf das Rohrgewinde passten. Auch in den Fällen 19 und 20, in welchen die stärkeren Rohre mit eisernen Einsatzhülsen versehen waren, zogen sich die Rohre durch die Muttern hindurch, anstatt wie in 15 und 16 abzureissen, und obwohl hier die totale Spannung etwas höher ausgefallen, so ist doch die Spannung auf 1qmm des Rohrquerschnittes bedeutend niedriger geblieben. Die Versuche 21 und 22 wurden mit Rohren vorgenommen, welche mit Dudgeon's Dichtapparat in gewöhnlicher Weise aufgetrieben, jedoch nicht umgebörtelt waren. Die hierbei erreichte Zugspannung ist natürlich viel geringer als vorher; dennoch ist sie selbst in diesem besonders ungünstigen Falle noch überreichlich gross genug, jede durch den Dampfdruck auf einer dem Siederohre entsprechenden Fläche der Rohrwand erzeugte Spannung auszuhalten, wie ein Beispiel zeigen wird. Gesetzt, es wären die Löcher in der Rohrwand 25mm,5 von einander entfernt, also die Achsen der Rohre von 63mm,5 Durchmesser 89mm oder rund 9cm von einander entfernt, so würde jedes Rohr auf eine Fläche von 9 × 9 = 81qc weniger der Fläche des ganzen Rohrquerschnittes (d. i. 31qc,7), also auf 49qc,3 als Stellbolzen wirken müssen. Um nun durch den Dampfdruck auf diese Fläche die Spannung von 2650k (Versuch 22) zu erreichen, müsste die Dampfspannung 2650 : 49,3 = 53k,7 auf 1qc, also 53at,7 betragen. Die nächsten zwei Versuche 23 und 24 zeigen, dass Einsatzhülsen in den gleichfalls nicht umgebörtelten Rohren die Festigkeit der Verbindung mehr als verdoppeln. Diese zwei Versuche können mit 3 und 4 verglichen werden, in welchen, ausgenommen die Umbörtelung, dieselben Verhältnisse obwalten. Dieser Vergleich zeigt, wie sehr die Umbörtelung die Festigkeit der Verbindung erhöht. Besonders interessant ist das Ergebniss des Vergleiches der Versuche 3, 4, 21, 22, 23 und 24. Danach ergibt sich für die Festigkeit der drei verschiedenen Befestigungsarten: a) Rohre aufgetrieben, mit Einsatzhülsen versehen, und umgebörtelt; b) Rohre aufgetrieben und mit Einsatzhülsen versehen, aber nicht umgebörtelt und c) Rohre blos aufgetrieben, das Verhältniss nahezu gleich a : b : c = 5 : 2 : 1. Bei den Versuchen 25 bis 28 wurden die Rohre in schwach conische Bohrungen der Rohrwände mit Dudgeon's Dichtapparat eingerollt; dieselben können mit den vorhergehenden Versuchen 21 bis 24 verglichen werden, und ergibt sich daraus bei 25 und 26 gegen 21 und 22, dass die Conicität der Bohrung in der Rohrwand die Festigkeit der Verbindung entschieden vergrössert, während bei 27 und 28 ziemlich dasselbe Resultat erzielt wurde wie bei 23 und 24. Wie aus den betreffenden Skizzen in Fig. 7 ersichtlich ist, wurden in diesen Fällen die Rohre einfach aus der Rohrwand herausgezogen, ohne zu reissen. Der Vergleich der Versuche 29 und 30 mit 6 zeigt, dass bei der Befestigung der Rohre nach Prosser die Zunahme der Dicke der Rohrwand die Festigkeit der Verbindung erhöht. Andererseits scheint nach den Versuchen 31 und 32 im Vergleiche mit 5 die Zunahme der Dicke bei Dudgeon's Dichtung keinen besonderen Einfluss auf die Festigkeit der Verbindung zu üben. Wie die Skizzen 31 und 32 zeigen, riss auch hier der umgebörtelte Rand ab wie bei 5. In den Fällen 33 bis 40 waren die Rohre mit Messing-Einsatzhülsen versehen und die Rohrwände in den vier ersten Fällen 19mm, in den letzteren aber nur 12mm,7 dick. Die Versuche 33 und 34 unterscheiden sich von 3 und 4 nur durch das Material, der Einsatzhülsen. Es ergibt sich aus dem Vergleiche der ausgehaltenen Spannungen, dass Messing-Einsatzhülsen die Festigkeit der Verbindung weniger erhöhen als eiserne. Auch in diesen Fällen riss die Umbörtelung ab, wie aus den Skizzen 33 und 34 zu ersehen ist. Nr. 35 und 36 zeigen gegenüber 1 und 2 ebenfalls eine verminderte Festigkeit der Verbindung bei Verwendung von Messing-Einsatzhülsen und Prosser's Dichtung. 37 und 38 lassen sich mit 35 und 36 vergleichen und zeigen, dass bei Prosser's Dichtung wie bei den Versuchen 1, 2, 7, 11 und 12 mit eisernen Einsatzhülsen auch bei Messing-Einsatzhülsen aus einer Verminderung der Dicke der Rohr wand eine bedeutend verkleinerte Festigkeit der Verbindung folgt. 39 und 40 zeigen vergleichsweise mit 33 und 34 eine ähnliche Abnahme der Festigkeit durch verringerte Dicke der Rohrwand bei Dudgeon's Dichtung, also bei Anwendung von Messing-Einsatzhülsen ein anderes Resultat, als es die Versuche 3, 4, 8, 9 und 10 für eiserne Einsatzhülsen ergaben. Die letzten Versuche 41 bis 48 zeigen endlich den Einfluss der verminderten Dicke der Rohrwand auf die Festigkeit der Verbindung für Prosser's und Dudgeon's Dichtung ohne und mit Messing-Einsatzhülsen. Der Vergleich von 6, 29, 30, 41 und 42, wonach im Mittel bei Prosser's Dichtung ohne Einsatzhülsen die Spannung auf 1qmm bei 19, 12,7 und 9mm,5 Dicke der Rohrwand der Reihe nach 11,5, 9,4 und 8k,0 betrug, beweist deutlich die Abnahme der Festigkeit mit der Verminderung der Rohrwanddicke bei dieser Befestigungsart. Das gerade Gegentheil ergibt sich aus dem Vergleiche von 5, 31, 32, 43 und 44 für Dudgeon's Dichtung ohne Einsatzhülsen, indem die Spannungen auf 1qmm bei 19, 12,7 und 9mm,5 Dicke der Rohrwand der Reihe nach im Mittel 15,2, 16,5 und 18k betragen. Für Dudgeon's Dichtung mit Messing-Einsatzhülsen dagegen ergibt sich eine Verminderung der Festigkeit mit Abnahme der Rohrwanddicke, wie der Vergleich der Versuche 39, 40, 45 und 46 zeigt, welcher für 12,7 und 9mm,5 Wand dicke 18,9 und 22k,4, dagegen bei 19mm Dicke 24k,8 Spannung auf 1qmm ergibt. Prosser's Dichtung mit Messing-Einsatzhülse aber zeigt in Bezug auf die Dicke der Rohrwand nahezu dasselbe Verhalten wie ohne Einsatzhülsen, indem auch hier wieder die Spannung mit der Rohr wanddicke abnimmt und nur im letzten Falle ganz wenig steigt. Es ergibt sich nämlich hierfür aus den Versuchen 35, 36, 37, 38, 47 und 48 für die Wandstärke 19, 12,7 und 9mm,5 der Reihe nach die Spannung auf 1qmm, mit 17,8, 13,5 und 13k,8 Bei Anwendung von Messing-Einsatzhülsen zeigt sich demnach sowohl für Dudgeon's als für Prosser's Dichtung dasselbe Gesetz der Abnahme der Festigkeit der Verbindung mit der Verminderung der Rohrwanddicke. Aus diesen Ergebnissen des Vergleiches der Versuche mit Messingröhren lassen sich folgende allgemeine Schlüsse ziehen: 1) Die mit Dudgeon's Rohrdichtapparat aufgetriebenen und umgebörtelten Rohre besitzen eine viel grössere Widerstandsfähigkeit gegen Zug als die mit Prosser's Apparat gedichteten, besonders bei dünnen Rohrwänden. 2) Sind die Rohre nicht umgebörtelt, so ist Dudgeon's Dichtung weniger fest als Prosser's. 3) Bei beiden Befestigungsarten wird die Widerstandsfähigkeit gegen Zug durch die Anwendung von Einsatzhülsen vergrössert. 4) Im Ganzen ist der Einfluss der Einsatzhülsen bei Dudgeon's Dichtung verhältnissmässig grösser bei dicken Rohrwänden als bei dünnen, während er bei Prosser's Dichtung nahezu unabhängig ist von der Rohrwanddicke. 5) Eiserne Einsatzhülsen erhöhen die Widerstandsfähigkeit mehr als Messing-Einsatzhülsen. 6) Aussen auf die Rohrenden aufgeschraubte Muttern erhöhen die Widerstandsfähigkeit nicht ohne Anwendung von Einsatzhülsen. Es mag hier noch bemerkt sein, dass die unter 6, 13, 14, 29, 30, 41 und 42 geprüften Rohre in Uebereinstimmung mit der von der Marine der Vereinigten Staaten von Nordamerika befolgten Praxis in der Rohrwand befestigt waren. Die in Untersuchung gezogenen Eisenrohre hatten sämmtlieh denselben äusseren Durchmesser von 66mm,7 am dicken Ende und 60mm,3 am dünnen Ende. Der Querschnitt der Rohre betrug 633qmm. Die Art der durchwegs mit Dudgeon's Rohrdichtapparat hergestellten Verbindung zwischen Rohr und Rohrwand ist aus den mit A bezeichneten Skizzen Fig. 8 Taf. 10 zu entnehmen, welche gleichzeitig auch die aus den Rohrwänden herausgerissenen Rohre, wie sie die Versuche ergaben, zeigt; die erhaltenen Zugspannungen sind in Tab. II aufgeführt. Die obere Rohrwand, in welche das dicke Ende eingezogen wurde, war in allen Fällen aus Eisen in der gleichen Dicke von 11mm,1 hergestellt. Die untere Rohrwand, in welche das dünne Ende eingezogen wurde, dessen ganze Länge nur wenig grösser war als die Dicke Tabelle II. Eisenrohre. Nr. des Versuches Aeusserer Durchm.des Rohres Auesserer Durchm.am dünnen Ende Fläche desRohrquerschnittes Durchmesser nachdem Versuche Material und Dickeder Rohrwand Art derBefestigung Temperaturgrade Totale Spannungzur Herbeiführungder Trennung Spannung auf 1qmmdes Rohrquerschn. oben unten mm mm qmm mm k k   1 66,7 60,3 633 66,7 Eisen 11,1 Stahl 9,5 Kupferring untenRohrendenumgenietet 20 13180 20,8   2   9050 14,3   3 umgenietet 12200 19,2   4 11580 18,3   5 Kupfer 15,9   9190 14,5   6   7850 12,4   7   9280 14,6   8 11180 17,6   9 Stahl 9,5 theilw. umgenietet 10300 16,2 10   9800 15,4 11 65,1 Eisen-Einsatzhülse 13470 21,3 12 13450 21,2 13 66,7 Einfach aufgetrieben   5130 8,1 14   6710 10,6 15 Rohrwändeconisch versenkt:66,7 auf 68,3 und60,3 auf 55,6   4010 6,3 16   2700 4,2 17 65,1 Rohrwändeconisch versenkt:66,7 auf 71,5 und60,3 auf 65,1 21,5 10020 15,8 18 66,7   7960 12,5 der Rohrwand, wurde in den Fällen 5 bis 8 aus Kupfer von 15mm,9 Dicke und in allen übrigen aus Stahl von 9mm,5 Dicke hergestellt. Bei den Versuchen 1 und 2 riss der umgenietete Rand an der obern Rohrwand ab. Dass dies im zweiten Falle schon bei 14k,3 auf 1qmm eintrat, während im ersten Falle die Spannung 20k,8 erreichte, mag wohl darin seinen Grund haben, dass das Rohr 2 schon durch das Umnieten mehr oder weniger beschädigt wurde. Diese Annahme wird durch die Resultate der folgenden Versuche 3 bis 7 bekräftigt, bei welchen gleichfalls der umgenietete Rand bei stark abweichender Spannung auf die Flächeneinheit des Rohrquerschnittes abriss. Zu bemerken ist dabei noch, dass bei Versuch 4 der Rand an der untern Rohrwand, bei allen anderen Versuchen der Rand an der obern Rohrwand abriss, und es geht daraus unzweifelhaft hervor, dass bei dieser Befestigungsart sehr viel darauf ankommt, mit welcher Sorgfalt die Umnietung stattfindet. Bei Versuch 8 mit gleicher Befestigungsart wurde der umgenietete Rand nicht vollständig abgerissen, sondern nur so weit zusammengedrückt, dass er durch die Rohrwand hindurch gezogen werden konnte. Dies war auch bei den Versuchen 9 und 10 der Fall, jedoch bei geringerer Zugspannung. Die Anwendung eiserner Einsatzhülsen ohne Umbörtelung erhöhte die Festigkeit der Verbindung ganz bedeutend, wie die Versuche 11 und 12 zeigen, gegenüber den in gleicher Weise befestigten Messingrohren (Versuche 23 und 24 Tab. I) wurde hier mit Eisenrohren mehr als die doppelte Zugspannung erzielt. Bei 11 wurde das untere Ende aus der Rohrwand gezogen, bei 12 riss das Rohr an der Stelle des Ueberganges in das dünne Ende in der Nähe der untern Rohrwand. Bei den Versuchen 13 und 14 (Tab. II) waren die Eisenrohre in gleicher Weise befestigt wie die Messingrohre bei den Versuchen 21 und 22 (Tab. I). Auch hier wurde bei den Eisenrohren eine bedeutend grössere Zugspannung erreicht als bei den Messingrohren. In den lezten Fällen 15 bis 18 wurden die Eisenrohre in conischen Bohrungen der Rohrwände befestigt. Diese Art ergibt eine sehr geringe Zugspannung, so lange die Conicität nur gering ist 5 eine stärkere Conicität erhöht aber die Festigkeit der Verbindung bedeutend und nähert sich in dieser Beziehung den Ergebnissen umgenieteter Rohre in cylindrischen Bohrungen. In allen vier Fällen wurden die Rohre aus der untern Rohrwand herausgezogen. Die ganze Reihe der Versuche mit Messingrohren und Eisenrohren lieferte sehr schätzbares Material. Zu bemerken ist aber, dass diese Prüfungen nur mit Rohren von kleinem Durchmesser vorgenommen wurden, und dass es wünschenswerth wäre, auch die Ergebnisse solcher Versuche mit Rohren von 80mm und 100mm Durchmesser zu kennen. Bei der besonderen Wichtigkeit dieses Gegenstandes dürfte übrigens wohl zu erwarten sein, dass dazu berufene Gesellschaften demselben ihre Aufmerksamkeit zuwenden und weitere Versuche veranstalten werden. Pechan.

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