Titel: Heizversuche mit den zu Philadelphia 1876 ausgestellten Dampfkesseln.
Autor: M-M.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 330
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Heizversuche mit den zu Philadelphia 1876 ausgestellten Dampfkesseln. Hugentobler, über Heizversuche mit Dampfkesseln Wir entnehmen die unten folgende (auf Metermass umgerechnete) Tabelle dem ausführlichen Berichte, welchen E. M. Hugentobler über die unter seiner Leitung vorgenommenen Versuche aus mehreren auf der Ausstellung zu Philadelphia 1876 befindlich gewesenen Dampfkesseln abgelegt hat. Von den untersuchten Kesseln ist der Galloway-Kessel (* 1876 222 102), mit Innenfeuerung in zwei Rauchrohren und den bekannten conischen Stutzen, sowie Harrison's Kugelkessel (1876 221 * 292) 572) bereits besprochen; ebenso der aus schiefgestellten Siederohren bestehende Dampfkessel Root's (1870 196 177) *1871 202 98); ferner sind diese sowie überhaupt alle ausgestellten Kessel ausführlich behandelt in Prof. Radinger's vortrefflichem Berichte über die amerikanischen Dampfkessel (Oesterreichischer officieller Ausstellungsbericht Heft 10. Wien 1877. Faesy und Frick), so dass hier nur kurz erwähnt werden mag, dass die Kessel von Firmenich, Kelly (*1875 216 12), Wiegand, Anderson, Babcock und Wilcox der Hauptsache nach aus vom Feuer umspülten Siederohren bestehen, die je nach der Phantasie des Erfinders unter den verschiedensten Winkeln geneigt sind, im Uebrigen aber wenig Unterschied zeigen und auch bei den Leistungsproben ziemlich übereinstimmende Resultate ergeben haben. Der Kessel von Rogers und Black besteht aus einem verticalen Cylinder, welcher in seiner untern Hälfte von zwei concentrischen Reihen Siederohre umgeben ist. Andrews' Kessel hat die Gestalt einer Locomotivfeuerbüchse mit zwei Reihen von Retourrohren oberhalb des Feuerraumes zum Durchzug der Heizgase. Lowe's Kessel endlich unterscheidet sich von einem gewöhnlichen cylindrischen Siederohrkessel mit eingesetzter Feuerbüchse nur durch die seltsame Idee, den Rost statt in der Feuerbüchse unterhalb des Hauptkessels anzubringen und die Heizgase von hier aus durch zwei seitliche Oeffnungen in die Feuerbüchse und weiterhin zu den Rohren gelangen zu lassen. Der Kessel von Pierce ist ein horizontaler Cylinder mit zwei Reihen concentrisch eingesetzter Siederohre; er wird auf etwa ⅖ mit Wasser gefüllt und dann in continuirliche Drehung um seine Längsachse versetzt, so dass die dem Feuer des quer darunter liegenden Rostes ausgesetzte Fläche ununterbrochen wechselt, alle Theile aber in steter Berührung mit den Heizgasen bleiben (vgl. Mitchell *1874 212 349). Der Exeter-Kessel ist – ähnlich, aber nicht so einfach wie der Harrison-Kessel – aus einzelnen gusseisernen Segmenten zusammengesetzt. Die hier aufgezählten 13 Kessel wurden, jeder 8 Stunden lang, zwei verschiedenen Versuchsreihen unterworfen, einmal bei vollem (durchwegs natürlichem) Zug und starker Feuerung, um die grösste Verdampfungsfähigkeit festzustellen, und hierauf mit Regulirung der Feuer auf etwa ¾ des frühern Kohlenverbrauches, um das normale Arbeitsverhältniss vorzustellen und entsprechende ökonomische Resultate zu gewinnen. Die Dampfspannung wurde durch Regulirung der Absperrventile dauernd auf 4at,92 (70 Pfund engl. auf 1 Quadratzoll) erhalten; die entsprechende Temperatur reinen gesättigten Wasserdampfes beträgt 151,6°. Die Feuchtigkeitsbestimmung des Dampfes wurde nach der Hirn'schen Methode vorgenommen: In ein cylindrisches, mit Wasser gefülltes Holzgefäss, welches auf eine Wage gestellt war, wurde Kesseldampf eingelassen, welcher dem vertical aus dem Kessel zum Absperrventil führenden Dampfrohre durch ein quer hindurchgeschraubtes 20mm weites, gegen die Richtung des Dampfstromes zu gelochtes Röhrchen entnommen wurde und auf diese Weise eine Durchschnittsqualität aller Theile des Dampfstromes darstellte. Das von hier zu dem in der Nähe befindlichen Wassergefässe führende Rohr war wohl umhüllt und mündete in einen Lederschlauch aus. Nachdem nun das Wasser des Calorimetergefässes gewogen und dessen Temperatur bestimmt war, Hess man zunächst das Dampfleitungsrohr ausblasen, um alles Condensationswasser zu entfernen, tauchte sodann den am Ende befindlichen Lederschlauch in das Wasser des Calorimeters und liess, unter gleichzeitiger Bethätigung eines Rührwerkes, so lange Dampf einströmen, bis das Wasser die gewünschte Temperatur angenommen hatte. Die Gewichtsvermehrung des Wassers stellt die Menge des condensirten Dampfes sammt dem mitgerissenen Wasser dar, die Temperaturerhöhung die freigewordene Wärme und mithin, da nach der gleichzeitig beobachteten Dampfspannung die aus dem betreffenden Gewichte reinen gesättigten Dampfes freiwerdende Wärmemenge bekannt ist, ergibt sich aus der Differenz der letztern mit der wirklich frei gewordenen Wärmemenge der Betrag des mitgerissenen Wassers. Um dabei die Fehler, welche durch Wärmeleitung der umgebenden Luft entstehen könnten, thunlichst auszugleichen, suchte man die ursprüngliche Temperatur des Calorimeterwassers so viele Grade unter der Temperatur der äussern Luft zu halten, als die Endtemperatur dieselbe überstieg. (Vgl. *1875 215 511.) Was die Messung der verbrauchten Kohle und des verdampften, bezieh. des in den Kessel gepumpten Wassers betrifft, so ist keine besondere Bemerkung zu machen. Die verwendete Kohle war Anthracit aus Wilkesbarre, Penns., von Durchschnittsqualität mit einem wechselnden Aschen – und Schlackengehalt von 8 bis 11 Proc., welcher selbstverständlich bei jedem Versuche genau ermittelt wurde, nachdem vorher die durch den Rost gefallenen unverbrannten Kohlenstückchen ausgeklaubt und von dem Betrage der verfeuerten Kohle abgezogen worden waren. Bei dem Galloway-Kessel, welcher, aus England kommend, für gewöhnliche Steinkohle bestimmt war, wurde ein Parallelversuch mit der letztern angestellt. Die derart vorgenommenen Versuche, bei welchen nur noch zu bemerken ist, dass die Führung der Feuer rationeller Weise den bewerbenden Ausstellern überlassen blieb, ergaben die folgenden Resultate. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 BezeichnungdesKessels Heizfläche Rostfläche Verhältniss Speise-wasser Fuchs- Auf 1k Auf 1qm Im abziehen-Dampfe Für Speise-wasser von100° Kohle reineKohle Rost-flächeKohlever-brannt Heiz-flächeWasserver-dampft Wassermitge-rissen Ueber-hitz-ung auf 1kreineKohle auf 1qmHeiz-fläche Temperatur verdampftesWasser stündlichverdampftesWasser Galloway mit qm qm Grad Grad k k k k Proc. Grad k k     Steinkohle 90,4 3,62 1:25 12,8 162 9,18 10,07 35 12,86 0,57 11,72 14,96     Anthracit 90,4 3,62 1:25 13,3 150 8,51 9,58 43 14,64 0,22 11,19 17,10 Rogers 37,1 2,14 1:17 19,5 300 7,27 8,06 38 15,92 2,68 9,31 18,39 Andrews 50,0 1,71 1:29 19,7 215 7,99 8,90 39 10,66 29,2 10,51 12,59 Löwe 72,0 2,09 1:34 19,1 167 8,76 9,87 33 8,38 0,6 11,49 9,75 Pierce 18,6 2,32 1:  8 11,8 190 7,42 8,34 39 36,17 5,53 9,82 42,59 Harrison 83,6 2,13 1:39 21,7 270 8,01 8,78 60 12,30 1,11 10,02 14,04 Exeter 141,7 2,79 1:51 20,5 221 7,28 8,21 45 6,45 4,63 9,76 7,67 Root 147,7 3,90 1:38 18,1 201 8,89 9,93 44 10,33 12,9 11,56 12,02 Firmenich 100,2 1,46 1:69 20,5 213 8,93 9,96 57 7,38 14,8 11,53 8,54 Kelly 61,4 2,55 1:24 19,4 7,86 8,64 52 16,96 5,97 10,10 19,83 Wiegand 125,0 3,90 1:32 21,5 273 8,22 9,10 60 15,38 7,4 10,46 17,68 Anderson 104,6 3,34 1:31 12,2 214 7,92 8,73 47 11,90 8,3 10,26 13,98 Babcock 156,0 4,23 1:37 17,7 147 8,81 9,91 47 11,22 3,24 11,49 13,01 Zur Tabelle ist noch zu bemerken, dass Spalte 6 und 7 nach dem thatsächlich verdampften Wasser, mit Abzug des vom Dampfe mitgerissenen, berechnet ist, sowie dass unter „reine Kohle“ das wirklich verbrannte Material, mit Abzug von Asche und Schlacke, verstanden wird. Spalte 12 und 13 enthalten, umgerechnet nach der Originaltabelle des amerikanischen Berichtes, die Resultate der Spalten 7 und 9, reducirt auf vorgewärmtes Speisewasser von 100° bei gleicher Dampfspannung von 4at,92. M-M.