Titel: Ueber die russische Methbrauerei; von C. O. Cech.
Autor: C. O. Cech
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 395
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Ueber die russische Methbrauerei; von C. O. Cech. Cech, über die russische Methbrauerei. Die vor einigen Jahrhunderten in Mittel- und Osteuropa, namentlich bei Deutschen und Slaven, beliebt gewesene Methfabrikation wird heute mit geringen Ausnahmen nur noch in Russland betrieben, wo sie jedoch von der Bierbrauerei ebenfalls baldigst zu vollständiger Bedeutungslosigkeit herabgedrückt werden und dann nur noch in der „Geschichte der Technologie“ erwähnt werden dürfte. Meth (russisch medowina oder med gleichbedeutend mit „Honig“; ausgesprochen wird das Wort med = mjod) wurde von Alters her nur aus Honig gebraut, dem das Getränke auch im Slavischen seinen tarnen verdankt. Das eigenthümliche charakteristische Aroma des Honigs haftet zum grossen Theil dem fertigen Gebräu an. Heute ward der Honig zur Methfabrikation nur mehr als kostspieliges Surrogat, der billige Rübenzucker (Sandzucker) hingegen als hauptsächlichstes Rohmaterial verwendet, während man Geschmack und Aroma des Getränkes durch sorgfältig gewählte aromatische Substanzen erzielt. Der Meth wird in Kesseln mit 10 Wedro russisch (123l) Hohlraum gebraut. In 8 Wedro (98l,4) Wasser wird ein Pud (= 40 Pfund zu 4098,5) Honig oder Sandzucker gelöst. Man lässt den Sud 1½ bis 2 Stunden kochen, gibt beim Beginn des Siedens auch 1 Stof (ll,23) Wasser zu und schäumt ordentlich ab, bis der Meth vollständig klar ist und zu schäumen aufhört. Hierauf wird er bei 16 bis 18° (obergährig) eingestellt, ¼ Stof (307cc) Hefe zugegeben und durch 34 bis 46 Stunden der Gährung überlassen. Man pflegt dem Meth auch einen Zusatz von 1 Pfd. (409g,5) Hopfen auf 100 Wedro (1230l) zu geben, wobei die abgewogene Hopfenmenge im letzten Kessel etwa 1 Stunde gekocht wird. Das Klären des Meths geschieht dadurch, dass man auf 300 Wedro (3690l) Meth ½ Pfund (205g) Hausenblase verwendet. Man lässt die Hausenblase einige Zeit im kalten Wasser liegen, trennt sie dann durch Abpressen vom Wasser, zerzupft sie so fein als möglich und gibt etwas Meth zu. Bei stetem Umrühren steigert man den Zusatz von Meth bis auf 2 Wedro (24l,6), wobei die Lösung stark zu schäumen beginnt. Dieselbe wird dann in gleichem Verhältnisse in die Methfässer vertheilt und bewirkt nach 24 Stunden eine vollständige Klärung. Der in Flaschen abgezogene Meth besitzt entweder seine natürliche gelbe Farbe – gelber Meth – oder aber wird er mit Fuchsin roth gefärbt und kommt als rother Meth in den Handel. Zu diesem Behufe werden je nach Bedarf 10 bis 20g krystallisirtes Fuchsin in 310cc absolutem Alkohol gelöst und diese Fuchsinlösung zum Färben von 1230] Meth verwendet. Geschmack und Aroma wird dem Meth durch einen alkoholischen Extract von Gewürzen ertheilt. Hierzu nimmt man ein Gemenge von 26g Cardamon, 13g Kräuternägel, 7g Nelken und 7g Lorbeerblätter und eine Schotte echter Vanille. Man erschöpft diese Substanzen mit absolutem Alkohol und setzt den alkoholischen Extract gleichmässig einem Sude von 12301 Meth in die Fässer zu. Einige Brauereien vermeiden den Zusatz von Alkohol zum Meth und kochen demnach die Gewürze im Kessel aus. Die feinste Blume gibt man besonders sorgfältig aus Bienenhonig und ohne Zusatz von Farbe gebrautem Meth dadurch, dass man dem fertigen Meth in die Fässer Rosenöl zusetzt. Man tropft zu diesen Behufe Rosenöl auf Zucker und wirft diesen in die Fässer; es genügt ein Tropfen Rosenöl auf 1 Wedro Meth, um dem Getränke einen lieblichen Geruch einzuverleiben.