Titel: Hanson und Crabtree's Kettenbaumbremse.
Autor: E. L.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 438
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Hanson und Crabtree's Kettenbaumbremse. Mit Abbildungen auf Tafel 26. Hanson und Crabtree's Kettenbaumbremse. Für Herstellung einer guten gleichmässigen Waare macht es sich nöthig, den Kettenfäden eine stets gleichbleibende und nicht zu schwache Spannung zu geben. Je mehr eine Webkette abgearbeitet wird, um so grösser wird ihre Spannung werden, vorausgesetzt, dass man die Bremsung des Kettenbaumes stets dieselbe sein lässt. Diese Spannungszunahme wird in demselben Verhältniss erfolgen, als die Baumfüllungs-Halbmesser abnehmen. Die gewöhnlichste und für viele Gewebe auch sehr vortreffliche Bremse ist die Seilbremse. Man windet um die Kettenbaumenden Seile, deren nach innen zu liegendes Ende am Stuhlgestell festgeknüpft und deren aussen liegendes Ende mit je einem Hebel verknüpft wird, welche am Stuhlgestell drehbar befestigt sind. Durch an die Hebel angehängte Gewichte ist der Webkette rückhaltende Spannung gegeben. Soll nun bei dieser Bremsvorrichtung die Kettenspannung immer nahezu dieselbe bleiben, so müssen die Hebelarme der Gewichte in derselben Weise verkürzt werden, als die Garnbaumfüllungen abnehmen; es muss der Weber von Zeit zu Zeit, etwa alle Stunden, die Hebelgewichte um etwas nach dem Hebeldrehzapfen hinschieben. Man nimmt dies in der Praxis jedoch nicht so streng – namentlich dann, wenn man mit positiven Regulatoren arbeitet, weil sich hierbei wenig Verschiedenheit in der Schussfadenzahl auf die Längeneinheit zeigt und höchstens wegen der zunehmenden Fadenspannung nach und nach mehr Fadenbruch entstehen wird. Benutzt man hingegen negative Regulatoren, so ist die Ungleichheit der Kettenspannung von weit grösserem Einfluss auf das Gewebe insofern, als hierbei die Kettenspannung direct die Schussdichte bestimmt. Findet hier eine Verschiebung der Laufgewichte entsprechend der Garnbaumfüllungs-Durchmesser nicht statt, so wird durch die nach und nach grösser werdende Kettenfadenspannung auch nach und nach grössere Schussdichte entstehen. Dies hat zu Apparaten geführt, bei welchen das Verschieben der Gewichte selbstthätig erfolgt, zu sogen. Garnbaumregulatoren; ebenso hat man die Seile durch Ketten und Stahlbänder und die Gewichte durch Federzug zu ersetzen gesucht. Hanson und Crabtree (Textile Manufacturer, 1877 S. 165) benutzen die Backenbremse und verkleinern entsprechend der Garnbaumfüllungs-Abnahme den Druck der Backen gegen die Bremsscheiben. Als Vortheile ihres Apparates allen andern, namentlich der Seilbremse gegenüber, geben sie Folgendes an: Ihr Apparat sichert durchweg ein gleichmassiges Gewebe vom Anfang des Verwebens einer Kette an bis zu dem letzten Meter hin; es kann eine bestimmte Schusszahl auf den Centimeter stets sicher eingetragen werden. Das Einlegen der Webkette in den Webstuhl kann sehr schnell erfolgen. Die Bremsung kann sehr stark gemacht werden und der durch die schüttelnde Bewegung der Kettenfäden infolge Anwendung der Seilbremse hervortretende grössere Fadenbruch wird vermieden. Die Bedienung ist eine sehr mühelose; in jedem Webstuhl lässt sich die Vorrichtung leicht anbringen. Der Apparat ist nur an einer Seite des Stuhles angebracht, z.B. rechts, wie ihn Fig. 11 und 12 Taf. 26 in Seiten- und Vorderansicht zeigen. Für leichtere Waaren liegt das andere (also hier linke) Garnbaumende wie gewöhnlich mit seinem Zapfen in dem Gestelllager; für schwere Waaren gibt man an der linken Seite dem Garnbaume noch eine ähnliche Muldenlagerung (Fig. 13 und 14 Taf. 26) wie rechts. Der Kette wird dadurch Spannung gegeben, dass man den Kettenbaum in muldenförmige Lager legt und den Druck der sich reibenden Oberflächen gegen einander unter Benutzung einer Stellschraube durch die Drehung des Garnbaumes nach und nach kleiner macht. Scharf auf das Baumende aufgetrieben und hierauf mit dem Garnbaume abgedreht ist der gusseiserne Ring a, der inwendig eine über die ganze Ringbreite hinlaufende Rippe hat, damit sich in keinem Falle der Baum ohne den Ring drehen kann. Die Breiten und Durchmesser solcher Ringe schwanken je nach dem zu fertigenden Gewebe zwischen 10 und 12cm, Bei b ist an den Ring a ein Stift angebracht. Der Garnbaum liegt auf der gusseisernen, mit Leder gefütterten Mulde c auf, welche an der Stuhlgestellwand angeschraubt ist und entsprechend der Schwere des Webstoffes 6 bis 8cm,5 breit gemacht wird. Oberhalb c liegt auf a ein zweiter ebenfalls mit Leder belegter Backen d, der von obenher mehr oder weniger Druck durch eine Stellschraube e und eine zwischen d und e eingelegte Feder f erhält. Schraubt man e zurück, so lassen sich d und f bequem abnehmen und der Baum aus- und einlegen; schraubt man e hingegen mehr an, so wird der Baum stärker gegen c gedrückt und wächst demzufolge die Kettenspannung. Diese Schraube e erhält vom Ring a aus durch seine Drehung während des Abwebens der Kette nach und nach eine kleine Rückwärtsdrehung, so dass der Reibungswiderstand zwischen a und den Mulden c und d sich allmälig in nahezu eben der Weise, als Garn abgewebt wird, verkleinert. Dreht sich a einmal herum, so bewirkt dessen Stift b Wendung des Sternrades g um einen der 7 Zähne; letzteres überträgt seine Drehung durch einige Stirnräder auf die Schnecke h und diese treibt durch ein auf e festsitzendes Schraubenrad die Schraube verhältnissmässig rückwärts. Fertigt man schwere Waare, so macht sich, wie schon bemerkt, auch noch am andern Baumende rückhaltende Reibung nöthig. Wie Fig. 13 und 14 zeigen, ist hier die Lagerung des Webkettenbaumes nahezu dieselbe wie rechts. Der Druck der Bremsbacken hingegen erfolgt nicht durch Feder und Schraube, sondern durch eine einmalige feste Einstellung der Backen i und k. Letztere sind hier mit Gummi gefüttert; i ist wie a am Gestell festgeschraubt, k aber durch Schraubenbolzen und Muttern so stark gegen den Baum gepresst, als es der Erfahrung zufolge für die herzustellende Schussdichte sich nöthig macht. Damit man diese Bremsung schnell aufheben und auch Garn zurückwickeln kann, ist der Schraubenbolzen l durch ein Excenter unten mit i verbunden. Durch den Handgriff m kann man l mit seiner Excentricität nach oben oder nach unten hinstellen und dadurch leicht den Druck von l gegen i und k aufheben oder wiederherstellen. Nicht ausser Acht zu lassen ist, dass alle solchen Backenbremsen nur dann gleichmässige Schussdichte ergeben, wenn die Unterschiede in der Kettenspannung bei dem Fachmachen und Fachschliessen durch einen Schwingbaum ausgeglichen werden, da das Zurückwalken zu viel abgewickelten Garnes wegfällt. E. L.

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