Titel: Mittheilungen aus dem Laboratorium für chemische Technologie an der k. k. technischen Hochschule in Lemberg; von Professor Dr. Rudolf Günsberg.
Autor: Rudolf Günsberg
Fundstelle: Band 228, Jahrgang 1878, S. 451
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Mittheilungen aus dem Laboratorium für chemische Technologie an der k. k. technischen Hochschule in Lemberg; von Professor Dr. Rudolf Günsberg. Mit Abbildungen. Günsberg, chemische Mittheilungen. 1) Ueber die Reinigung Magnesia-haltiger Wässer. In den meisten Fällen, wo es sich in der Technik um die Reinigung von Wasser handelt, hat man es in der groſsen Regel mit Kalk- und Magnesiasalzen zu thun, welche entweder aus dem Wasser zu entfernen oder wenigstens darin unschädlich zu machen sind. Da jedoch die meisten Brunnen- und Quellwässer neben viel Kalk verhältniſsmäſsig nur geringe Mengen von Magnesia enthalten, wurde bei allen bis jetzt bekannten Methoden der Wasserreinigung auf chemischem Wege das Augenmerk hauptsächlich auf die Kalksalze gelenkt. Vor einiger Zeit bekam ich von der Centralleitung der Lemberg-Czernowitz-Jassyer Eisenbahn ein Speisewasser aus Jassy zur Untersuchung, welches überhaupt sehr salzreich war und mehr Magnesia als Kalk enthielt; da mir dabei auch die Aufgabe gestellt wurde, den Grad der Reinigung dieses Wassers gegen Kesselsteinbildung bei Anwendung des Bohlig'schen Magnesiapräparates zu ermitteln, hatte ich Gelegenheit einige Beobachtungen zu machen, welche nicht ohne Interesse sein dürften. Von den vielen chemischen Mitteln, welche für jetzt zur Reinigung des Wassers praktische Anwendung finden, haben wir in Betracht zu ziehen die Anwendung von: 1) Kalkhydrat (Methode von Clark), 2) Chlorbarium und Kalk (Methode von de Haën), 3) Soda allein oder in Combination mit Kalkhydrat (Methode von Berenger und Stingl, von F. Schulz), 4) Magnesiahydrat (Methode von Bohlig). Durch den Zusatz von Kalkhydrat kann aus dem Wasser bekanntlich das Calciumbicarbonat mit Sicherheit abgeschieden werden, und zwar wird, wenn im Wasser der Kalk nur als Bicarbonat enthalten ist, durch dieses Mittel auch ein Weichmachen des Wassers bewirkt, weil der Kalk als Carbonat völlig abgeschieden wird. Auf Calciumsulfat bleibt dagegen ein Kalkhydratzusatz ohne Wirkung. Wie sich jedoch dieses Mittel bei Wässern verhält., welche blos Magnesiabicarbonat oder neben Kalk auch beträchtliche Mengen von Magnesiasalzen enthalten, liegen uns in der Literatur für jetzt keine klaren Angaben vor. In der Regel wird angenommen, daſs auch aus Magnesiumbicarbonat durch den Zusatz einer entsprechenden Menge Kalkhydrates die Magnesia sich völlig als Carbonat ausscheide. Beweise für diese Annahme konnte ich jedoch nicht finden, und da mir wegen des eigenthümlichen Verhaltens der Magnesiasalze in dieser Richtung eine solche Annahme nicht ganz sicher erschien, fand ich mich zur Anstellung folgenden Versuches veranlaſst. Reines destillirtes Wasser wurde mit Magnesia alba im Ueberschusse versetzt und in dasselbe in einem Kolben blos unter dem Drucke der Wasserschicht bei gewöhnlicher Temperatur so lange Kohlensäure eingeleitet, als noch absorbirt wurde. Das von dem Absatze abfiltrirte Wasser enthielt im Liter 8g,330 CO2 und 3g,796 MgO; die Magnesia war daher im Wasser als Bicarbonat gelöst. Zu 200g dieses Wassers wurde nun Kalkhydrat, erhalten durch das Brennen von 2g reinen Marmors, nach dem Löschen desselben als Kalkmilch zugesetzt (nach der Rechnung wären dem Magnesiagehalte entsprechend 1g,894 Marmor zu brennen), gut um geschüttelt, einige Zeit stehen gelassen, filtrirt und das Filtrat auf einen Magnesiagehalt untersucht. Bei der Bestimmung der Magnesia als Pyrophosphat wurden im Filtrate 0g,4552 MgO gefunden. Das Wasser enthielt demnach nach der Fällung mit Kalkhydrat in 1l noch 2g,276 MgO, so daſs durch den Kalkzusatz in der Kälte blos 40 Proc. des ursprünglichen Magnesiagehaltes ausgeschieden wurden. In einem zweiten Versuche mit einem Wasser, welches 3g,777 MgO im Liter als Bicarbonat enthielt, wurden bei einem Kalkzusatz, erhalten durch Brennen von 1g,885 Marmor, zu 200cc Wasser blos 38,2 Proc. der ursprünglichen Magnesia ausgeschieden. Nur durch Aufkochen des Magnesia-haltigen Wassers nach dem Kalkzusatze wird die Magnesia gänzlich ausgeschieden; allein dies geschieht auch durch bloses Kochen ohne Kalkzusatz; das Filtrat von 200cc Wasser enthielt, nachdem es früher durch längere Zeit mit aufsteigendem Kühler gekocht wurde, blos 0g,025 MgO. Wie ich bereits oben angedeutet habe, erhielt ich vom Bahnhofe in Jassy ein Magnesia-haltiges Wasser zur Untersuchung; dabei wurde mir auch die Aufgabe gestellt, zu ermitteln, in wie fern das Bohlig'sche Magnesiapräparat als Zusatz zu diesem Wasser gegen Kesselsteinbildung wirksam wäre. Die Analyse dieses Wassers ergab folgende Bestandtheile im Liter: g Calciumoxyd 0,3358 Magnesiumoxyd 0,5349 Natriumoxyd 1,0132 Chlor 0,9164 Schwefelsäure 0,5326 Salpetersäure Kieselsäure 0,0140 Eisenoxyd und Thonerde 0,0070. Beim Kochen dieses Wassers durch etwa 1 Stunde im Kolben mit aufsteigendem Kühler wurde jedoch der ganze Kalkgehalt als Carbonat ausgeschieden. Aus 1l Wasser erhielt ich nach dem Kochen: Im Filtrate Im Absatze g g Calciumoxyd 0,3352 Magnesiumoxyd 0,4285 0,0998 Natriumoxyd 1,0129 Chlor 0,9165 Schwefelsäure 0,5319 Kieselsäure 0,0028 0,0115 Eisenoxyd und Thonerde 0,0068. Dies war wohl vorauszusehen, indem es eine längst bekannte Thatsache ist, daſs Magnesium carbonat mit Gyps sich umsetzt in Calciumcarbonat und Magnesiasulfat. Das Merkwürdige dabei ist jedoch der Umstand, daſs beim Kochen des Wassers in einem offenen Kolben, wo also das Lösungsmittel immer vermindert wird, die Umsetzung durchaus nicht so vollständig ist. Beim Einkochen des Jassyer Wassers in einem offenen Kolben bis zu 1/4 des ursprünglichen Volums enthielt der gebildete, gut abgewaschene Absatz bestimmbare Mengen von Schwefelsäure, während auch im Filtrate eine bestimmbare Menge von Kalk nachweisbar war. Aus der Natur des Absatzes, welcher sich beim Einkochen eines Wassers bildet, läſst sich, ebenso wenig wie aus der Krystallisation beim Einengen salzhaltiger Lösungen, ein richtiger Schluſs auf die ursprüngliche Vertheilung von Säuren und Basen im Wasser ziehen. Beim Kochen mit aufsteigendem Kühler, wo das Lösungsmittel dem Gypse nicht entzogen wird, scheidet sich der ganze Kalkgehalt als unlösliches Carbonat ab; im offenen Kolben dagegen scheint in dem Maſse, als dem Gypse das Lösungsmittel entzogen wird, der Kalk sich theilweise auch in Form von Gyps auszuscheiden. Die Analyse des Antikesselsteinmittels, dessen Wirkung auf das Jassyer Wasser ich zu prüfen hatte, ergab als dessen Zusammensetzung: Magnesiumoxyd   75,14 Magnesiumcarbonat   15,23 Kieselsäure in HCl löslich     1,34 Unlösliches     4,85 Wasser     3,44 –––––– 100,00. Ich hatte demnach offenbar das Magnesiapräparat von Bohlig (1877 226 97) vor mir. Bei den Versuchen, welche mit diesem Präparate und dem Jassyer Wasser angestellt wurden, zeigte sich, daſs auch dabei ein Aufkochen des Wassers nach dem Zusätze des Präparates absolut nöthig ist, da das Wasser sich sonst weder klärte, noch die Einwirkung eine vollständige wäre. Beim Aufkochen des Wassers, welchem 1g Magnesiapräparat auf 1l Wasser zugesetzt wurde, klärte sich das Wasser ziemlich rasch, so daſs es leicht vom Bodensatze klar abgezogen werden konnte. 500cc des vom Bodensatze abgezogenen klaren Wassers wurden in einem Kolben bis ungefähr auf 1/10 des ursprünglichen Volums eingekocht, der gebildete Absatz von der Flüssigkeit durch Filtration getrennt und sowohl im Absatze, als im Filtrate, welche beide frei von Kalk sich erwiesen, der Magnesiagehalt bestimmt. Auf 1l gerechnet, enthielt der Absatz 0g,1587 MgO, während im Filtrate 0g,2459 MgO gefunden wurden. Da das Jassyer Wasser im Liter 0g,5349 MgO enthielt, so wurde durch den Zusatz des Magnesiapräparates im Ueberschusse und nachherigem Aufkochen aus dem Wasser abgeschieden: 0g,3358 CaO und 0g,1303 MgO, während 0g,4046 MgO im Wasser gelöst blieben; von diesen wurde beim Einkochen auf 1/10 des ursprünglichen Volums noch 0g,1587 für 1l ausgeschieden, welche also Kesselsteinbildung bewirken könnten, während die übrige Magnesia als im Wasser leicht löslich ganz unschädlich blieb. Da zur Bindung des Restes der Schwefelsäure, welche im Wasser als an Kalk gebunden angenommen wurde, 0g,1304 MgO ausreichen, so sind auch bei Anwendung des Magnesiapräparates noch für 1l 0,1155 MgO im Wasser entweder als Bicarbonat oder durch Umsetzung mit den Natronverbindungen in Verbindung mit Schwefelsäure oder Chlor enthalten. Die beim Einkochen des Wassers auf 1/10 des ursprünglichen Volums sich entwickelnden Dämpfe zeigten zwar nach der Condensation keine Spur einer sauren Reaction (vgl. 1876 222 244), was aber auch bei Anwesenheit von Chlormagnesium im Wasser durch die Gegenwart von Natroncarbonat wohl seine Erklärung finden könnte. Faſst man das Verhalten der Magnesiasalze zusammen, so ergibt sich folgendes: 1) Magnesiacarbonat wird durch Zusatz von Kalkhydrat nach der Methode von Clark bei gewöhnlicher Temperatur nicht völlig aus dem Wasser ausgeschieden. Beim Erhitzen zum Kochen bewirkt jedoch Kalkhydrat die vollständige Fällung aller Magnesiasalze. Aus einer reinen Lösung von Magnesiabicarbonat wird durch längeres Kochen allein fast alle Magnesia als Carbonat ausgeschieden; sind jedoch auch Alkalisalze zugegen, so wird die Abscheidung keine vollständige sein, indem theilweise eine Umsetzung der Magnesia mit den Alkalisalzen unter Bildung von Alkalicarbonat vor sich zu gehen scheint. 2) Mit den löslichen Kalksalzen, also auch mit dem schwerlöslichen Gyps geht Magnesiacarbonat beim Kochen nur dann eine vollständige Umsetzung ein, wenn das Lösungsmittel für das entsprechende Kalksalz nicht bis zur möglichen Ausscheidung dieses Salzes vermindert wird; in diesem Falle wird, wenn entsprechend genug Magnesiacarbonat vorhanden ist, bei hinreichend langem Kochen aller Kalk als Carbonat ausgeschieden. 3) Durch Zusatz von Magnesiahydrat wird Magnesiabicarbonat, wenn im Wasser keine Alkali- und lösliche Kalksalze enthalten sind, beim Aufkochen als Carbonat völlig ausgeschieden; bei Gegenwart von Alkalisalzen wird die Ausscheidung der Magnesia aus dem oben angeführten Grunde keine vollständige sein. Die Umsetzung des Magnesiabicarbonates mit den löslichen Kalksalzen geht durch Zusatz von Magnesiahydrat, leichter schon bei blosem Aufkochen, in kurzer Zeit vollständig von statten, so daſs aller Kalk als Carbonat ausgeschieden wird, während ohne den Zusatz ein längeres Kochen erforderlich ist. 4) Durch Zusatz von Soda werden die Magnesiasalze nicht vollständig ausgeschieden. In Bezug auf die Reinigung Magnesia-haltiger Wässer gegen Kesselsteinbildung folgt aus dem Vorhergehenden, daſs aus den gewöhnlichen Wässern, welche neben Magnesia auch noch Kalk- und Alkalisalze in sich enthalten, durch keines der bis jetzt bekannten Mittel die Magnesia vollständig für die Kesselsteinbildung mit Sicherheit unschädlich gemacht werden kann; immer wird ein Theil der im Wasser nach der Reinigung zurückgebliebenen Magnesia beim Verdampfen des Wassers im Dampfkessel sich ausscheiden und so Kesselsteinbildung verursachen können, obwohl dasselbe möglicherweise blos als Schlamm sich ausscheidet. Ferner folgt, daſs von allen bis jetzt bekannten Methoden der Reinigung das Bohlig'sche Magnesiapräparat für Magnesiahaltige Wässer noch die besten Resultate geben wird, weil ohne Zusatz desselben ein viel längeres Kochen des Wassers erforderlich wird und dabei auch im Wasser mehr Magnesia gelöst bleibt, welche sich beim Einengen des Wassers im Dampfkessel ausscheidet. Chlorbarium muſs wegen der Bildung von Chlormagnesium ganz ausgeschlossen bleiben, und auch die Berenger und Stingl'sche Methode wird bei der gewöhnlichen Verfahrensweise, nämlich auf kaltem Wege, ohne Erfolg bleiben. Das beste Resultat, nämlich die vollständige Entfernung des ganzen Magnesia- und Kalkgehaltes des Wassers, also auch ein Weichmachen desselben, wäre nach der Methode von Clark nur dann zu erreichen, wenn nach dem Zusätze der entsprechenden Menge von Kalkhydrat das Wasser aufgekocht würde, wobei alle Magnesia als Hydrat sich ausscheidet; nach dem Absetzen des Wassers wäre zur Entfernung des Kalkes die entsprechende Menge von Soda zuzusetzen und dann auf die bekannte Art zu verfahren. 2) Ueber die Verbrennung der flüchtigen Kohlenwasserstoffe des Petroleums im Säuerstoffgase. Bei der Untersuchung der Producte, welche sich bei der unvollständigen Verbrennung der Kohlenwasserstoffe von der Formel Cn H2n + 2 bilden und die beim Erhitzen derselben in einem Rohre bei ungenügendem Sauerstoffzutritte erhalten werden, habe ich so viele Verbrennungen sowohl der durch fractionirte Destillation des Petroleumbenzins zwischen engen Temperaturgrenzen dargestellten Destillate, als auch der bei der unvollständigen Verbrennung erhaltenen Producte auszuführen, daſs mir an einer raschen Durchführung der Verbrennungen, namentlich an der Möglichkeit, viele Verbrennungen in einem und demselben Rohre vornehmen zu können, sehr gelegen war. Ich versuchte deshalb die Methode von KopferZeitschrift für analytische Chemie, 1878 S. 1. anzuwenden und die Verbrennungen im Sauerstoffgase mit Hilfe von Asbestplatin auszuführen. Obwohl ich bei der Verbrennung anderer flüchtiger Körper, wie z.B. von absolutem Alkohol, nach dieser Methode recht befriedigende Resultate erhielt, wollte mir die Verbrennung der flüchtigen Kohlenwasserstoffe des Petroleums trotz aller Mühe und aller Vorsichtsmaſsregeln nicht gelingen; immer entwichen aus dem letzten Kalihydratrohre unverbrannte Producte, welche dem Gerüche nach wahrnehmbar waren, so daſs die erhaltenen Mengen Kohlenstoff und Wasserstoff niemals mit dem Gewichte der zur Verbrennung verwendeten Substanz stimmen wollten. Der Grund des Miſslingens liegt darin, daſs die Sättigungscapacität des Sauerstoffes für die Dämpfe dieser Kohlenwasserstoffe bei der Temperatur, auf welche die Flüssigkeit im Rohre erhitzt wird, eine so groſse ist, daſs der Sauerstoff zur vollständigen Verbrennung der von ihm mitgeführten Dämpfe nicht ausreicht; da nach der Kopfer'schen Methode kein anderer Sauerstoff als grade nur dieser die Verbrennung der Kohlenwasserstoffe unterstützen kann, so ist es ganz natürlich, daſs trotz des Platinmohrs die Verbrennung aus Mangel an Sauerstoff keine vollständige sein kann. Um mich von der Richtigkeit dieser Voraussetzung zu überzeugen, lieſs ich durch einen mit dem Kohlenwasserstoffe von bekannter Zusammensetzung gefüllten und gewogenen Liebig'schen Kugelapparat bei der Temperatur von 50° eine bestimmte Menge Sauerstoff durchstreichen und bestimmte dann den Verlust an Kohlenwasserstoff. Beim Durchleiten von 1550cc Sauerstoffgas (reducirt auf 0° und 760mm) durch einen Kohlenwasserstoff, dessen Siedepunkt zwischen 105 bis 110° lag, bei der Temperatur von 50° in einzelnen Blasen, verlor der Kugelapparat 0g,9250 an Gewicht. Laut Analyse enthalten die 0g,9250 Kohlenwasserstoff 0g,1413 Wasserstoff und 0g,7837 Kohlenstoff; diese bedürfen bei der vollständigen Verbrennung zu Wasser und Kohlensäure 3g,2202 Sauerstoff, während die 1550cc Sauerstoff blos 2g,2162 wiegen. Bei den Verbrennungen der Kohlenwasserstoffe des Petroleums im Sauerstoffgase, wie ich sie gegenwärtig ausführe, fülle ich das Rohr nicht mit Asbestplatin, sondern mit Kupferoxyd, wiege aber dabei die Substanz nicht nach Kopfer in einem zugeschmolzenen Röhrchen, dessen Spitze vor dem Hineinschieben in das Verbrennungsrohr abzubrechen ist, sondern in einem kleinen U-förmigen Röhrchen, welches während der Verbrennung auſserhalb der Verbrennungsröhre sich befindet. Indem ich die Mittheilung der Resultate meiner Untersuchungen über die bei der unvollständigen Verbrennung der Kohlenwasserstoffe des Petroleums entstehenden Producte mir für später vorbehalte, will ich die Art, wie ich die Verbrennungen der Kohlenwasserstoffe im Sauerstoffstrome ausführe, hier mittheilen, da dieselbe nicht ganz ohne Interesse sein dürfte, um so mehr, als sich in einer und derselben Verbrennungsröhre nach einander bis zu 20 Verbrennungen ausführen lassen und dabei immer höchst befriedigende Resultate erhalten werden. Die an beiden Seiten offene Verbrennungsröhre von ungefähr 70cm Länge wird mit feinkörnigem Kupferoxyd gefüllt; an der Seite, wo die Absorptionsapparate kommen, ist ein mit Platinblech umwickelter Asbestpfropfen angebracht; an der entgegengesetzten Seite, wo die Substanz hineingebracht wird, befindet sich nach dem Kupferoxyd ebenfalls ein Asbestpfropfen, dann aber noch bis zum Ende der Verbrennungsröhre eine etwa 6cm lange Schichte von Asbest. Die hintere Hälfte der Verbrennungsröhre, den Absorptionsapparaten zu, liegt im Ofen in einer Rinne von Eisenblech, die vordere Hälfte dagegen frei, damit dieser Theil der Röhre durch die Wärme der eisernen Rinne nicht zu stark erhitzt werde. Fig. 1., Bd. 228, S. 456Der zu untersuchende Kohlenwasserstoff wird in dem mit zwei gut schlieſsenden Geisler'schen Hähnen versehenen, aus einem Thermometerrohre angefertigten, U-förmigen Röhrchen von beistehender Form (Fig. 1 in ½ n. Gr.) genau abgewogen und mittels eines Kautschukstöpsels in die auf die bekannte Weise hergerichtete Verbrennungsröhre, nachdem die Absorptionsapparate gehörig angepaſst sind, dicht eingesetzt, worauf das zweite Ende des Röhrchens mit den Gasometern für Luft und Sauerstoff' verbunden wird. Nachdem der hintere, in der Rinne sich befindliche Theil der Verbrennungsröhre zum schwachen Rothglühen erhitzt wurde, wird der eine zunächst der Verbrennungsröhre sich befindliche Hahn des U-förmigen Röhrchens geöffnet und mittels einer Gasflamme die Flüssigkeit aus dem Röhrchen in die Verbrennungsröhre überdestillirt. Dabei wird nun auch der vordere Theil der Verbrennungsröhre so heiſs gehalten, daſs die Dämpfe des Kohlenwasserstoffes sich erst im Kupferoxyd condensiren; der Ort, wo die condensirte Flüssigkeit sich befindet, ist dann durch eine dunkle Färbung des Kupferoxydes deutlich erkennbar. Es ist dies höchst wichtig, weil sich dadurch die Verbrennung mit der gröſsten Sicherheit leiten läſst, indem das Fortschreiten der Verbrennung sowohl durch das allmälige Kleinerwerden dieses dunkeln Fleckes, als auch durch das Vordringen desselben nach dem hinteren Theil der Verbrennungsröhre sehr leicht wahrnehmbar ist. Nachdem die Flüssigkeit in das Verbrennungsrohr überdestillirt wurde, wird auch der zweite nach den Gasometern gewendete Hahn des U-förmigen Röhrchens geöffnet und höchst behutsam ein langsamer Strom von Sauerstoffgas (höchstens 1 Blase in der Secunde) eingeleitet. Die Verbrennung der Substanz beginnt alsbald, und es darf dabei in der Kugel der Chlorcalciumröhre sich keine Spur von Dämpfen zeigen; ebenso dürfen die aus dem Kalihydratrohr entweichenden Gase nicht den geringsten Geruch nach Kohlenwasserstoffen besitzen, was leicht durch Reguliren des Sauerstoffstromes zu erzielen ist. In dem Maſse, als die Verbrennung fortschreitet, wird der vordere Theil der Verbrennungsröhre vor dem dunkeln Fleck gelinde erhitzt und mit dem Erhitzen immer nach dem hinteren Theile der Röhre fortgeschritten, bis die Verbrennung zu Ende ist; in dem ganzen vorderen Theile der Verbrennungsröhre sind die Gasflammen so zu reguliren, daſs ihre Spitzen blos bis zur unteren Wölbung der Röhre reichen. Das weitere Verfahren ist das bekannte: durch einen stärkeren Sauerstoffstrom wird nun das reducirte Kupfer oxydirt, dann der Sauerstoff durch Luft verdrängt und die Röhre im Luftstrome erkalten gelassen. Durch Auswechseln der Absorptionsapparate und Anbringung eines anderen gewogenen U-förmigen Röhrchens mit Substanz läſst sich eine neue Verbrennung wieder gleich beginnen. Durch Abwiegen des leeren U-förmigen Röhrchens erfährt man das Gewicht des zur Verbrennung verwendeten Kohlenwasserstoffes. Als Belege mögen noch folgende Resultate der auf diese Weise ausgeführten Verbrennungen dienen. A) 0g,3682 eines zwischen 105 bis 110° siedenden Kohlenwasserstoffes ergaben bei der Verbrennung 0g,4985 Wasser und 1g,1437 Kohlensäure; daraus berechnet sich:      g H = 0,0554 C = 0,3119 ––––––– 0,3673 statt 0g,3682. B) 0g,3921 desselben Kohlenwasserstoffes ergaben 0g,5388 Wasser und 1g,2178 Kohlensäure; daraus berechnet sich: H = 0,05986 C = 0,33212 ––––––– 0,39198 statt 0,3921. C) 0g,3693 absoluter Alkohol ergaben bei der Verbrennung 0g,4303 Wasser und 0g,7062 Kohlensäure; daher gefunden: H = 0,0478 berechnet H = 0,0481 C = 0,1926 C = 0,1927. 3) Ueber ein Colorimeter zur Bestimmung der Farbenintensität von Flüssigkeiten. Nicht nur in der Technik bei der Controle des Fabriksbetriebes, sondern auch bei manchen analytischen Bestimmungen kommt es in vielen Fällen darauf an, die Intensität der Farbe einer Flüssigkeit im Vergleiche mit einer bestimmten Farbeneinheit zu ermitteln. Die Apparate, welche jetzt zu diesem Zwecke, namentlich bei der Zuckerfabrikation, Anwendung finden, wie das Colorimeter von Duboscque und das Farbenmaſs von Stammer, sind nicht nur durch ihre complicirte mechanische Einrichtung mit gezahnten Rädern und Zahnstangen theuer, sondern auch zur Bestimmung der Farbe in sauren Flüssigkeiten nicht anwendbar, weil die Metallfassung, durch welche die Glasplatte an die untere Oeffnung der Farbenglasröhre angedrückt wird, in die zu untersuchende gefärbte Flüssigkeit eingesenkt wird. Das Colorimeter, welches ich seit einer Zeit schon in meinem Laboratorium anwende, ist nicht nur billig in der Einrichtung, sondern gestattet auch die Bestimmung der Farbe in jeder Flüssigkeit. Fig. 2., Bd. 228, S. 458 Mein Colorimeter besteht, wie aus beistehender Figur 2 ersichtlich ist, aus zwei Röhren A und B von 15 bis 20mm lichter Weite und 25cm Höhe, welche oben offen, unten aber mit einer Fassung zum Verschlüsse mit Glasscheiben, wie die Beobachtungsröhren der Polarisationsinstrumente, versehen sind. Beide Röhren, welche nach der ganzen Höhe in Millimeter getheilt sind und deren Nullpunkt an der unteren abgeschliffenen Kante sich befindet, besitzen seitwärts, gleich oberhalb der Metallfassung, senkrecht auf der Rohrwand angelöthete Röhrchen a, welche mit Glashähnen versehen sind. Die Röhren sind auf einem Holzgestelle C in senkrechter Richtung neben einander durch Klammern leicht befestigt; unter denselben ist der Spiegel D angebracht, oberhalb derselben die Augenkapsel E. Das Röhrchen a der Röhre A steht nun mittels einer kurzen Kautschukröhre mit dem Gefäſse F in Verbindung, und zwar durch die Röhre b, welche bis auf den Boden von F reicht. Die zweite kurze Röhre c des Gefäſses F ist mit der Kautschukkugel G verbunden, welche in einer Schraubenklemme liegt und darin durch die Schraube d zusammengedrückt werden kann. Zur Bestimmung der Farbe wird nun in die Röhre B entweder das Stammer'sche Normalfarbenglas eingesetzt, oder jede beliebige gefärbte Normalflüssigkeit gegeben. Bei der Anwendung der letzteren wird dieselbe in der Röhre B auf eine beliebige, der Intensität der Färbung entsprechende Höhe gebracht, indem der Ueberschuſs mittels des Glashahnes a abgelassen wird. Hierauf wird das Gefäſs F mit der auf die Farbe zu untersuchenden Flüssigkeit gefüllt, der Kork aufgesetzt und dann durch Zusammendrücken der Kautschukkugel G die Flüssigkeit in A so hoch gedrückt, bis die Sehfelder der beiden Röhren A und B gleich gefärbt erscheinen; der Unterschied der Flüssigkeitshöhen in den Röhren, welche nach Schlieſsung des Hahnes a direct an der Theilung in den Röhren abgelesen wird, gibt bei Anwendung von Normalfarbflüssigkeit das Maſs der Färbung an. Bei Anwendung von Farbengläsern läſst sich aus der Höhe der Flüssigkeit in A allein die Intensität der Farbe bestimmen. Die Röhren A und B sind während des Versuches zur Abhaltung des Seitenlichtes durch eine leicht abnehmbare, schwarz lakirte Blechkapsel von der Seite geschlossen. Daſs vor dem Versuche mittels des Spiegels D die gehörige Beleuchtung herzustellen ist, versteht sich von selbst. Lemberg, Anfang Mai 1878.