Titel: Ueber ein in Amerika gebräuchliches Verfahren zur Herstellung von Hochdruckplatten für die Buchdruckerpresse; von Adolf Ott.
Autor: Adolf Ott
Fundstelle: Band 231, Jahrgang 1879, S. 241
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Ueber ein in Amerika gebräuchliches Verfahren zur Herstellung von Hochdruckplatten für die Buchdruckerpresse; von Adolf Ott. Mit einer Abbildung. Ott, über Herstellung von Hochdruckplatten für Buchdruck. Die technischen Zeitschriften sind voll von Vorschlägen und Beschreibungen von Verfahren, um auf heliographischem Wege Platten in erhabener Manier für die Buchdruckerpresse herzustellen. In die Praxis übergegangen ist auf dem Continente meines Wissens nur die Zinkographie oder Chemigraphie, welche bekanntlich in einer Einstäubung und Aetzung des auf Zinkplatten gezeichneten oder übertragenen Bildes beruht und eine ziemlich ausgedehnte Anwendung erlangt hat. Ich wüſste aber nicht, daſs auch nur ein einziges Institut von Bedeutung Nutzen zöge aus der so vielfach besprochenen Eigenschaft einer belichteten Chromgelatineschicht in den lichten Theilen des Negativs durch Aufquellung Vertiefungen, in den dunklen umgekehrt Erhöhungen oder durch Auswaschung in den lichten Erhöhungen, in den Schatten aber Vertiefungen zu bilden. Ueber diese Versuche hier einen historischen Ueberblick zu geben, würde uns zu weit führen, und wir wollen deshalb nur bemerken, daſs sich Poitevin, Pretsch, Woodbury, Wharton Simpson, Fontaine, Scamoni, Husnik, Carey Lea, Despaquis u.a. mehr oder weniger eingehend mit denselben beschäftigt haben. Diese Versuche bilden auch die Grundlage des zu besprechenden amerikanischen Verfahrens. Ich hatte im Weltausstellungsjahre 1876 Gelegenheit, die beiden bedeutendsten Ateliers Nordamerikas für Anfertigung von Hochdruckplatten zu besuchen und alle Operationen, ausgenommen die Herstellung des zum Abklatsch dienenden Relief, kennen zu lernen. Wenn ich daher erst jetzt mit meinen Erfahrungen vor die Oeffentlichkeit trete, so geschieht dies vornehmlich deshalb, weil mir erst späterhin die Gelegenheit zu Theil wurde (als Chemiker in der Photographischen Anstalt von Braun und Comp. in Dornach i. E.), die Herstellung photographisch erzeugter Reliefs experimentell in die Hand zu nehmen, welche auch den wichtigsten Theil des ganzen Processes bildet. Die Photo-Engraving Company, welche unter der Leitung von Moſs, einem gebornen Amerikaner, steht, befindet sich in Park Place, New-York, und nimmt ein Gebäude von sechs Stockwerken fast ausschlieſslich in Anspruch. Zur Zeit meines Besuches beschäftigte sie über 70 Personen, darunter etwa 30 Zeichner und Retoucheure, ferner Operateure, Schriftgieſser, Stecher u.s.w. Wie mir der Director versicherte, ist es im Stande, jährlich die Arbeit von 1000 Holzschneidern zu verrichten. Um ein Namhaftes kleiner ist schon das ebenfalls in New-York befindliche, später entstandene Geschäft von Oesterreicher, das sich aber jedenfalls jetzt um ein Ansehnliches ausgedehnt haben muſs. Aehnliche Anstalten bestehen in Philadelphia und Chicago, und es macht diese fälschlich genannte „Photogravüre“ der Xylographie ganz bedeutende Concurrenz; ja es sind in Folge derselben viele geschickte Holzschneider gezwungen worden, sich in diesen Anstalten zum Corrigiren der fertigen Platten um einen geringern Entgelt ihren Unterhalt zu suchen, während andererseits tüchtige Zeichner weit mehr verlangt sind. Auf meine Frage, wie es möglich sei, daſs die anscheinend viel einfachere Chemigraphie durch das bezügliche Verfahren in ihrer Existenz bedroht sei (thatsächlich wird erstere in den Vereinigten Staaten sehr wenig ausgeübt), wurde mir stets die Antwort zu Theil: Es erfordert allerdings mehr Betriebskapital, dabei kann aber die Arbeit weniger geschickten Kräften überlassen werden und die Resultate sind mindestens eben so fein. Anfertigung der Zeichnung. Wenn es mit den heutigen Mitteln der Heliographie auch möglich ist, Hochdruckplatten mit Korn direct von einer photographischen Aufnahme herzustellenEin von einer solchen Platte angefertigter Abdruck findet sich als Beilage in dem neuen Werk von Prof. Husnik: Die Heliographie. (Wien 1878. J. Hartleben.), wo also die Halbtöne in ein mehr oder minder feines Korn umgewandelt wurden, so sind doch solche Platten mit den bestehenden Mitteln der Buchdruckerkunst nicht gehörig druckbar. Wenn daher von einem Gegenstand nicht schon Drucke oder Stiche in Strichmanier vorliegen, ist es nöthig, daſs zuerst eine Zeichnung in völlig schwarzen Linien angefertigt werde, um davon die Herstellung eines Relief zu ermöglichen, dessen sämmtliche Striche vollkommen gleiche Höhe haben. Die beiden oben erwähnten Anstalten verwenden auſserordentlich groſse Sorgfalt auf die Anfertigung solcher Zeichnungen, weil davon das Gelingen der späteren Arbeiten in hohem Maſse abhängt. Ich werde daher hier die Vorschriften der Photo-Engraving Company wiedergeben. Wo Photographien vorhanden sind, und dies ist ja gewöhnlich der Fall, wird auf diese selbst gezeichnet; die Photographie wird hernach mit Chlorquecksilberlösung entfernt. Man benutze eine feine, weiche Feder (Gillot Nr. 170 und 290), eine völlig schwarze Tusche und ein glattes, weiſses Papier, z.B. Bristol Carton (Bristol board). Whatman's Zeichenpapier, überhaupt alle Papiere mit rauher Oberfläche, sind nicht verwendbar. Für gewisse Zeichnungen kann man auch Glanzcarton nehmen; man legt darauf ganze Flächen mit Tusche an und radirt die Weiſsen mit einer Nadel heraus. Zu dem Ende ist es gut, die Tusche mit etwas Glycerin zu versetzen. Besonders ist darauf zu achten, daſs jede Linie ein kräftiges Schwarz zeige und die Schattirung nicht etwa durch eine mehr oder minder intensive Tiefe der Tusche, sondern durch die Breite der Striche und ihre Entfernung von einander angezeigt sei. Der Zeichner, der sich genau hieran hält, kann sich sonst die gröſste Stylfreiheit erlauben und neue und originelle Methoden zur Erzielung hübscher Effecte anwenden. Zur Fertigstellung besonders feiner Abdrücke ist es erwünscht, die Zeichnung 2 bis 2½ Mal so groſs auszuführen, als man sie wünscht. Im Allgemeinen wird man sich indeſs mit einer Darstellung begnügen, die ½ Mal oder ⅓ gröſser ist als das zu erzielende Cliché. Weiſse Linien können über schwarze, sei es mit der Feder, sei es mit dem Pinsel, gezogen werden. Man benutze eine reichlich mit Gummi versetzte Tusche und füge, wenn thunlich, einige Tropfen präparirte Ochsengalle dazu. Empfehlenswerth ist Windsor und Newton's bestes Chinaweiſs; man wende es ziemlich consistent an und gehe nicht ein zweites Mal über eine Linie, ehe die erste ganz trocken ist. Im Allgemeinen sind folgende Winke zu beachten: Man ziehe nie Querlinien, ehe die bereits gezogenen trocken sind. Die Illustrationen sind nicht verkehrt auszuführen. Bleistiftlinien sind auszulöschen. Nasse Tusche ist niemals mit Löschpapier aufzunehmen. Für die photographische Aufnahme lasse man einen Rand von 1cm um die Zeichnung herum. Herstellung des Relief. Wie bereits eingangs bemerkt, ist das Relief sowohl durch Aufquellung, als durch Auswaschung einer belichteten Chromgelatineschicht zu erzielen. Im ersteren Falle ist ein photographisches Diapositiv erforderlich, im letzteren genügt ein gewöhnliches Negativ. Exponirt man nämlich eine empfindlich gemachte Gelatinelage unter einem photographischen Glasbilde, so werden die belichteten Theile unlöslich werden, die nicht belichteten dagegen löslich bleiben. Während aber die letzteren durch Eintauchen der Platte in kaltes Wasser aufquellen, somit Erhöhungen bilden, werden sie durch Auswaschen mit heiſsem Wasser vertieft erscheinen. Angenommen, das betreffende Gelatinerelief solle in Gyps abgeformt werden und diese Form soll zum Abklatsch in Schriftmetall dienen, ferner, es sei eine Zeichnung auf weiſsem Grunde zu reproduciren, so wird von einem Diapositiv durch Aufquellung ein Relief ähnlich wie die herzustellende Druckplatte erhalten; der hiervon abgeformte Gypsabguſs wird richtig, das Metallcliché aber wieder verkehrt sein, wie es zur Erzielung eines Abdruckes in richtiger Stellung auch sein soll. Bei Wegwaschung der löslichen Theile mit heiſsem Wasser würde man indeſs eine Druckplatte in richtiger Stellung mit der Illustration en cremt, d. i. vertieft gewinnen; nimmt man aber ein Negativ zum Ausgangspunkt, so erhält man ebenfalls ein brauchbares Cliché. Ich habe die Methode der Herstellung von Reliefs durch Aufhellung nicht experimentell studirt; nach Allem, aber was unzweifelhafte Autoritäten, wie z.B. Husnik, darüber geschrieben haben, bietet das Verfahren für Hochdruckplatten, wenn man nicht zum Mittel der Nachätzung greifen will, ihre besonderen Schwierigkeiten, welche indeſs durch die Auflösungs-Methode gänzlich wegfallen, indem man mittels letzterer nicht allein unmittelbar ein genügend ausgeprägtes Relief, sondern zudem eine fabelhafte Feinheit und Schärfe zu gewinnen im Stande ist. Ob man diese Methode in den beiden Ateliers zu New-York anwendet, kann ich nicht sagen, da gerade dieser Theil als besonderes Geheimniſs betrachtet wird; indeſs habe ich bei Braun und Comp. Gelegenheit gehabt, hunderte von Reliefs auf jene Weise anzufertigen, und wenn dieselbe auch zu einem ganz anderen Zwecke, nämlich für die Woodburytypie benutzt wurden, so sind sie doch auch zum Abguſs in Gyps vollkommen geeignet, so daſs ich bei den ungemein sichern, wenig umständlichen Operationen gar nicht anstehe, die bezügliche Methode hierfür zu empfehlen. In der Ausführung übergieſst man eine nivellirte, gut mit Federweiſs eingeriebene Glasplatte mit 1 proc. Normalcollodion, ohne dieses ablaufen zu lassen. Für eine Scheibe von 24 und 30cm nimmt man etwa 45cc. In der Zwischenzeit bis zum Trocknen bereitet man sich eine Mischung von 100g Amber-Gelatine (von Nelson, Dale und Comp.) und 400cc Wasser. Man läſst die Gelatine in einem kühlen Räume aufweichen, bis das Wasser ganz aufgesaugt ist, gibt dann das Gefäſs in ein Warmwasserbad und fügt 25g weiſsen Zucker, 10cc Glycerin und 5cc Ammoniak hinzu, färbt ganz leicht mit sehr fein zertheiltem Ruſsschwarz und zwar nur so stark, daſs ein Tropfen, auf eine Glasplatte gebracht, noch durchscheinend ist, und gibt zur vollständigen Lösung schlieſslich 7g,5 Kaliumbichromat in Wasser gelöst, rührt gut um, filtrirt einige Mal durch Leinwand und läſst das Gemisch für 1 Stunde an einem warmen Orte stehen, damit die Blasen Zeit finden, aufzusteigen. Mit dieser MischungIn Bezug auf dieselbe mag hier angemerkt werden, warum sie gerade so und nicht anders, als angegeben, zusammengesetzt sein darf. Vorerst ist eine leicht lösliche und reine Gelatine erforderlich; als solche eignet sich vorzüglich die näher bezeichnete. Zucker und Glycerin sind nothwendig, damit die Gelatine unter dem Einflüsse des Lichtes nicht verhärte, sondern ihre Löslichkeit beibehalte. Den Zusatz von Aetzammoniak machte ich auf den Vorschlag Husnik's, dessen Ansicht dahin geht, daſs das Ammoniak die Wirkung des Bichromates auf die Gelatine im nassen Zustande aufhebe, und die Färbung gibt dem zu erzielenden Relief eine viel gröſsere Schärfe, weil durch dieselbe die Reflexion der Lichtstrahlen von rückwärts verhindert wird., welche man, damit das Kaliumbichromat keine Reduction erleide, bei möglichst niedriger Temperatur bereiten muſs, übergieſst man die collodionirten Glasplatten, wiederum ohne ablaufen zu lassen, und zwar ist jene Menge hinreichend, um 3 bis 4 Platten von obiger Dimension zu bedecken. Nach erfolgter Coagulation legt man die Platte in Holzrähmchen so zwar, daſs nur die Ecken aufliegen, und bringt sie über blecherne Cüvetten, deren Böden mit Chlorcalcium bedeckt sind, die Gelatineseite natürlich gegen die hygroskopische Substanz. Auf diese Weise trocknen sie innerhalb 3 bis 4 Tagen; in freier Luft würde das Trocknen eine Woche in Anspruch nehmen. Empfindlich bleiben diese Folien immerhin 8 Tage. Vorbedingung zur Belichtung ist ein Negativ mit völlig klaren Linien und ganz undurchsichtigem Grund; da indeſs hierfür genug Vorschriften bestehen, so ist es unnöthig, sich dabei aufzuhalten. Wenn ganz trocken, wird die empfindliche Folie mit einem Messer an einer Ecke abgehoben, mit der Collodionseite mit dem Negativ in Berührung gebracht und in einem Copirrahmen eingelegt. Zur innigen Berührung legt man hinter den Papierbausch eine Kautschuktafel und spannt fest zu. Wie beim Pigmentproceſs muſs auch hier das Negativ mit undurchsichtigen Papierstreifen umrändert werden.Vgl. Dr. Vogel: Anleitung zur Ausübung des Pigmentrerfahrens. Die Belichtung kann sowohl im Sonnenlichte, als im zerstreuten Lichte stattfinden; doch ist ersteres vorzuziehen. Die Photo-Engraving Company wendet an dunklen Tagen auch das elektrische Licht an. Arbeitet man mit diesem oder an der Sonne, so muſs man darauf Rücksicht nehmen, daſs die Strahlen möglichst senkrecht auf das Cliché fallen, und den Rahmen daher von 5 zu 5 Minuten drehen. Indeſs darf man es nicht warm werden lassen; findet dies dennoch statt, so stellt man den Rahmen wieder für kurze Zeit an den Schatten. Ueber die Dauer der Exposition läſst sich nichts bestimmtes sagen; sie kann von 30 Minuten bis zu mehreren Stunden dauern, je nach der Kraft des Negativs und der Stärke des Lichtes. Man kann sie jedoch leicht überwachen; erblickt man von der Rückseite der Folie alle Details der Zeichnung, so wird sie unterbrochen. Die Folie ist alsdann zur Entwicklung des Relief bereit. Zum Auswaschen wird das belichtete Blatt mit der Collodionseite auf eine Glastafel gepreſst, die man Tags zuvor mit 2 bis 3 proc. Kautschuklösung dünn übergössen hat. Nachdem die Ränder zum besseren Anhaften noch mit einer derartigen Lösung bepinselt worden sind, stellt man die Tafel in ein mit Rinnen versehenes Gefäſs, das man mit Wasser von etwa 30° gefüllt hat. Man steigt von ¼ zu ¼ Stunde um 5°, bis man die Temperatur von 45° erreicht hat, und läſst bis zur völligen Ausentwicklung, die sich nur durch Erfahrung beurtheilen läſst, Wasser zuflieſsen. Gewöhnlich ist sie in Zeit von 3 bis 4 Stunden beendet. Hierauf läſst man noch einen Strahl kalten Wassers über das Relief flieſsen, stellt die Platte für 2 bis 3 Stunden oder auch für länger in Alkohol von 40 Proc. und schlieſslich für einige Minuten in doppelt so starken. Dann läſst man an freier Luft trocknen, was ziemlich schnell von statten geht. Das Relief ist nun zum Abguſs bereit. Die zur Herstellung eines Gelatinerelief erforderliche Zeit dauert, falls man lichtempfindliche Folien in Bereitschaft hat, nicht über 24 Stunden, und solche Folien müssen in einem Atelier von irgend welcher Bedeutung doch jeden Tag angefertigt werden. Das Relief wird um so höher sein, je intensiver das Negativ war. Die Schärfe läſst bei richtiger Exposition nichts zu wünschen übrig. Im Ausstellungsraum der französischen Abtheilung für Photographie zu Paris 1878 hatte Michaud einige auf heliographischem Wege erzeugte Kupferplatten, sowie nach seinem Verfahren hergestellte Bilder ausgestellt, welche die Bewunderung aller Kenner erregten. Nach den in die Oeffentlichkeit gedrungenen Mittheilungen fertigt er ebenfalls durch Auswaschung ein Relief an, gieſst dieses mit einer sehr niedrig schmelzenden Metalllegirung aus und macht hiervon auf galvanischem Wege eine Kupferplatte. Michaud bemerkt, daſs er bei jeder Wiederholung des Versuches sich über die Treue, das sammtartige Ansehen, kurz über die anderen bisher bekannten Methoden gegenüber unvergleichliche Vollkommenheit des Klatsches wundert. Ueber die Herstellung des Relief, welche indeſs nach keiner anderen, als nach der obigen Methode geschehen kann, gibt er freilich keine näheren Angaben. Es beweisen aber auch die von dieser Seite erzielten Resultate, daſs ein durch Auswaschung gewonnenes Relief, wie bereits oben bemerkt, in Bezug auf Feinheit und Schärfe allen praktischen Anforderungen genügt. Das Abgieſsen in Gyps und Metall und das Fertigstellen des Gliche findet auf die nämliche Weise statt, wie beim Stereotypiren; nur nimmt man dazu den feinsten Alabastergyps. Das auf der Glasplatte befindliche Relief wird zunächst mit Olivenöl eingepinselt und mit einem Metallrahmen von geeigneter Gröſse umgeben, welcher an seinen vier Ecken mit Schrauben versehen ist, so daſs man die Form nach ihrem Erstarren leicht loszulösen im Stande ist. In dem zum Anmachen des Gypsbreies benutzten Wasser löst man etwas Salz auf, damit die Form eher erhärte und beim Ausgieſsen mit Metall weniger dem Zerspringen ausgesetzt sei. Zuerst gieſst man nur eine kleine Menge über das Relief, um sie unter schwachem Druck mittels einer kleinen, mit einer Handhabe versehenen Rolle in die Vertiefungen hineinzuwalzen. Diese Rolle soll mit Buckskin umgeben sein, unter welchem eine Lage Flanell liegt. Man achte darauf, daſs alle Luftbläschen aufsteigen; ist dies der Fall, so füllt 'man den Rahmen ganz aus und streicht glatt ab. Wohl selbstverständlich ist es, daſs man den Brei von der richtigen Consistenz zu wählen hat; doch darüber entscheidet die Praxis. In ungefähr 15 Minuten wird die Form zum Abheben erstarrt sein. Sie wird geprüft und falls sie fehlerfrei ist, wird sie zum Abguſs in Metall vorbereitet. Ich habe in New-York viele solche Gypsformen gesehen und muſs gestehen, daſs sie sich meist durch groſse Schärfe und eine wenig poröse Beschaffenheit auszeichneten. Das Ausgieſsen in Metall findet mit der gewöhnlichen Legirung für Schriftguſs mittels der hier dargestellten Guſsform statt. Auf ihrem Boden befindet sich ein sogen. floater,“ wie der englische Ausdruck lautet, d. i. eine eiserne Platte von der Gröſse des Bodens, aufweiche der Gypsabguſs, mit dem Intaglio nach unten, zu liegen kommt. Der Deckel wird dann auf seiner untern Seite eingekreidet und auf die Form aufgeschraubt. Ihre Höhe ist so berechnet, daſs ein Raum von etwa 3mm zwischen der Rückseite des Gypsabgusses und dem Deckel bleibe, so daſs das zu erzielende Cliché die gehörige Stärke erhalte. Das flüssige Metall, welches man durch die Oeffnungen an den vier Ecken und die runden Löcher nahe der Mitte einflieſsen läſst, findet nämlich leicht seinen Weg zwischen die Gypsform und die vorerwähnte eiserne Platte und, da die Form leichter ist, wird sie gegen den Deckel angedrückt. Ist alles so weit vorbereitet, so wird die Form mit dem in jeder Gieſserei aufgestellten Krahn gefaſst und auf das schmelzende Metall niedergelassen, wo man sie für eine Weile zur Vorwärmung läſst. Hierauf läſst man sie so weit sinken, daſs das Metall eben durch die Oeffnungen einflieſsen kann, um sie hernach völlig in die Legirung hinein zu pressen. In dieser bleibt sie, bis Luft und Feuchtigkeit entwichen sind. Textabbildung Bd. 237, S. 247 Wichtig ist es, daſs das Metall von der richtigen Temperatur sei; ist es nämlich nicht warm genug, so flieſst es nicht leicht, und ist es zu heiſs, so springt die Gypsform. Die gewöhnlich angestellte Probe besteht darin, daſs man ein Stück steifes Schreibpapier eintaucht; bräunt sich dieses leicht, so ist die Temperatur recht; wird es aber dunkelbraun, oder verbrennt es gar, so ist der Wärmegrad zu hoch. Neben dem Ofen befindet sich ein Kühltrog, der etwa doppelt so groſs ist als die Form und in der Mitte eine vollkommen nivellirte ebene Erhöhung darbietet, auf welche man die Form niederläſst; doch soll das Wasser die Erhöhung anfangs nur bedecken. Während der Abkühlung gieſst ein Arbeiter noch etwas Metall nach, damit die durch Contraction entstandenen Zwischenräume überall ausgefüllt werden. Nach völliger Abkühlung entfernt man die Form, legt sie auf einen eigens dazu hergerichteten Block, öffnet den Deckel, wendet sie um und läſst den Guſs mit leichtem Schlag herausfallen. Waren mehrere Gypsplatten in der Form, so werden dieselben zur Fertigstellung zuerst aus einander gesägt; hierauf ebnet man ihre Rückseiten, so daſs sie schön glatt werden und überall eine gleiche Stärke darbieten. In gröſseren Anlagen bedient man sich zu dem Ende zweier Maschinen, nämlich einer gröſseren, durch Dampfkraft getriebenen, welche die gröbere Arbeit verrichtet und einer kleineren Handmaschine, welche ganz genau ajustirt ist und eine völlig horizontale Fläche herstellt. Zum Ausstechen der Weiſsen dient ebenfalls eine besondere Maschine, die mit leichten Abänderungen auch für die Xylographie dient (sogen. stereotype routing machine). Schlieſslich werden von einem Stecher noch alle Unvollkommenheiten beseitigt. Um zum Schlüsse noch einen kurzen Vergleich dieser Methode mit den Operationen der Chemigraphie anzustellen, so ist zu bemerken, daſs bei beiden das Zeichnen, die Anfertigung des Negativs und theilweise die Arbeiten zum Fertigstellen dieselben bleiben. Bei dem beschriebenen Verfahren fallen zwischen diese Hantirungen die Herstellung des Gelatinerelief und der zweimalige Abguſs, bei der Chemigraphie dagegen das Umdrucken, das Verstärken und Anreiben des Ueberdruckes, das Einstauben, die Scharfätzung und Reinätzung. Alle diese Operationen erfordern ebenso viele geschickte Kräfte, während dort eigentlich nur die Vollendung des Relief einen Mann von Fach benöthigt. Diesen Gründen wohl ist es zuzuschreiben, wenn dieser „Photo-Engraving Proceſs“ die Chemigraphie in den Vereinigten Staaten zu verdrängen droht, oder ihr wenigstens einen sehr schweren Stand bereitet. Was die Qualität der Arbeit anbetrifft, so kann sich Verfasser nur im höchsten Grade günstig darüber aussprechen; die rasche Ausdehnung der betreffenden Anstalten beweist übrigens, daſs hier wieder ein Bedürfniſs nach guter und billiger Arbeit seine Erledigung gefunden hat.