Titel: Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878.
Fundstelle: Band 231, Jahrgang 1879, S. 385
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Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878. (Fortsetzung von S. 307 dieses Bandes.) Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878. Die Heizung und Lüftung geschlossener Räume (Taf. 16, 17 und 25). (Schluſs von S. 299 dieses Bandes.) III. Die Lüftung. Dieselbe hat nicht in dem Maſse eine Vertretung in der Ausstellung gefunden, als ich von vornherein erwartet hatte: jedoch waren einige Ausstellungsgegenstände dieses Gebietes vorhanden, welche als mustergiltig bezeichnet werden können. Es sind dies die von der schon mehrfach genannten Firma Geneste, Herscher und Comp. in Paris und Brüssel ausgestellten, bezieh. gelieferten Gegenstände. Die Genannten zeigten mehrere Schraubengebläse, welche durch Leitungswasser unter Benutzung von Kreiselrädern betrieben wurden. Derselbe Gedanke ist vielfach vorgeschlagen und auch zur Anwendung gebracht, so daſs man ihn nicht mehr als neu bezeichnen kann. Trotzdem sind die betreffenden Luftbewegungsmittel als bemerkenswerth zu nennen, theils wegen ihrer tüchtigen Ausführung, theils weil die Bedienung derartiger Einrichtungen verhältniſsmäſsig bequem ist. Indessen darf man die Kostspieligkeit solcher Lüftungsmaschinen nicht unterschätzen. Ich glaube annehmen zu dürfen, daſs Wassergesellschaften je 1cbm Wasser, welches in Straſsenhöhe unter einer Pressung von etwa 25m Wassersäule steht, nicht unter 8 Pf. liefern können. Kann man das erforderliche Kreiselrad im Erdgeschoſs aufstellen, so daſs fast die gesammte Druckhöhe zur Benutzung kommt, so kostet jede Pferdekraft stündlich, da schwerlich mehr als 60 Proc. der vorhandenen Arbeit von dem Kreiselrad nutzbar gemacht werden wird: \frac{75\times 3600}{25\times 1000\times 0,6}\,8=1,44\;\text{M.}, also in 10 Stunden 14,40 M. In vielen Fällen wird man aber nicht im Stande sein, das Kreiselrad mit dem Flügelgebläse in das Erdgeschoſs zu stellen; man wird sich vielmehr entschlieſsen, Räume in höheren Geschossen zu verwenden, so daſs das benutzbare Gefälle vermindert wird, also der Preis der Pferdekraft steigt. Auſserdem werden nur wenige Wassergesellschaften zu dem oben genannten billigen Preise Wasser abgeben. Es sind daher die Kosten des Betriebes im Vergleich mit anderen Bewegungsmitteln erhebliche. Beispielsweise kostet die Beheizung eines mir bekannten Lüftungsschornsteines, welcher stündlich rund 36000cbm Luft fördert, täglich 27 M. an Brennstoff, während der Wasserbetrieb unter den oben genannten äuſserst günstigen Verhältnissen, rund 60 M. kosten würde. Zu jenen 27 M. sind allerdings die Kosten der Bedienung des Feuers zu rechnen; dies ändert aber das ungünstige Verhältniſs nur wenig. Sobald man in Folge örtlicher Verhältnisse veranlaſst wird, eine gröſsere Zahl kleinerer Luftbewegungseinrichtungen anzuwenden, so kann die Benutzung des Wassers als Triebkraft allerdings gerechtfertigt erscheinen, ja geboten sein, weil die Bedienung des Wasserbetriebes fast unbeachtet bleiben kann, während die Bedienung eines Feuers Arbeit, Schmutz und sogar Gefahren verursacht. Die Form der ausgestellten Schraubengebläse weicht von den bei uns gebräuchlichen Formen einigermaſsen ab. Die Umfläche, welche man sich über die Enden der Flügel gelegt denken kann, ist nämlich kegelförmig, mit der Neigung von etwa 15° gegen die Achse des Kegels. Die Flügel sind schraubenförmig und schlieſsen in dem mittleren Halbmesser einen Winkel von etwa 45° mit der Bewegungsebene ein. In der Richtung des Halbmessers sind die Flügel verhältniſsmäſsig kurz, so daſs das Flügelrad in dieser Hinsicht Aehnlichkeit hat mit demjenigen des Heger'schen Schraubengebläses (*1863 167 327). Es fehlen aber die Leitflächen, welche s. Z. Dr. J. Heger angewendet hatte, und welche zur Erhöhung der Nutzleistung gewiſs wesentlich beitragen. Geneste und Herscher zeigten ferner Zeichnungen einiger Lüftungseinrichtungen. Ich nenne von diesen diejenige des prachtvollen „Hôtel Continental“, des Ausstellungspavillons des französischen Ministeriums für öffentliche Arbeiten, endlich des Festsaales im Trocadero-Palast. Im „Hôtel Continental“ wird die durch senkrechte Schlote über Dach entnommene frische Luft mittels einer gröſseren Zahl von Flügelgebläsen in die Heizkammern getrieben; diese befinden sich unter den Decken der Gänge. Da die Gänge im Interesse des guten Aussehens niedriger gehalten sind als die anstoſsenden Säle, so sind die Räume für die Heizkammern an dieser Stelle gegeben. Man spart die Luftleitungsschächte, die sonst die Innenwände des Gebäudes durchbrechen müssen, indem die warme Luft (im Sommer die unerwärmte Luft) aus den Heizkammern seitwärts in die Säle, und zwar über dem Gesims derselben, getrieben wird. Die Luft der Räume wird in entsprechendem Maſse durch Oeffnungen, welche in oder unmittelbar über dem Fuſsboden liegen, abgeführt, indem sie von einem entsprechend erwärmten Zugschornstein angesaugt und durch diesen über Dach geführt werden. Die Flügelgebläse sind auf dem Dachboden untergebracht. Die doppelte Veranlassung zur Bewegung, welche man der Luft hier bietet, und die Verschiedenheit der in Frage kommenden Anregungen sind zu billigen, wenn die hierdurch entstehenden Kosten nicht zurückschrecken. So lange man die Luft nur in die zu lüftenden Räume drückt, wird in diesen – abgesehen von den Einflüssen der Temperaturunterschiede – ein Ueberdruck entstehen, welcher das Hinaustreiben der Luft zu besorgen hat, also auch zum Entstehen von unangenehmer Zugluft Veranlassung gibt, sobald die Thüren des betreffenden Raumes geöffnet werden. Daſselbe ist der Fall, wenn die Luft nur abgesaugt wird. Das Einblasen der Luft kann nur während den kälteren Jahreszeit durch Erwärmung hervorgebracht werden, weshalb sich hierfür die Anwendung anderer Mittel ohne Weiteres ergibt, so lange an eine Lüftung in den wärmeren Jahreszeiten gedacht wird. Wenig Vertrauen auf Gewinnung guter Luft erweckt bei der Lüftungsanlage des „Hôtel Continental“ die Entnahme derselben über Dach; ein freilich nicht nachweisbares Gefühl sträubt sich gegen den Gedanken, daſs an derselben Stelle, an welcher sich die Mündungen von Schornsteinen befinden, eine gute Luft gewonnen werden könnte. Freilich wird die Frage schwer zu beantworten sein, an welchen zweckmäſsigeren Stellen in geschlossenen Städten die frische Luft hergenommen werden soll.Ich muſs an dieser Stelle daran erinnern, daſs das gleichzeitige Einblasen und Absaugen der Luft in Deutschland nicht neu ist. Eine der ältesten mir bekannten derartigen Einrichtungen befindet sich im Hause des „Künstlervereines“ in Bremen. Sie wurde Mitte der 60er Jahre von C. Waltjen und Comp. in Bremen (jetzige Actiengesellschaft „Weser“) ausgeführt. Die Lüftung des genannten Pavillon des Ministeriums für öffentliche Arbeiten wurde ebenfalls durch ein Schraubengebläse bewirkt. In einiger Entfernung von dem Gebäude befindet sich ein an seiner oberen Oeffnung vergitterter Schacht, dessen unteres Ende in einen wagrechten Kanal mündet. In diesem, ist die Schraube aufgestellt, welche vermöge einer ziemlich langen Wellenleitung sich um ihre liegende Achse dreht. Die hierdurch in Bewegung gesetzte Luft vertheilt sich in Kanälen, die unter dem Fuſsboden des einen einzigen groſsen Raum umschlieſsenden Gebäudes angebracht sind, steigt innerhalb der hohlen Wände des Raumes empor und tritt über dem Gesims in denselben. Eine gleiche Luftmenge entweicht aus dem Raum durch das Dach des Gebäudes. Wir haben hier, wie auch selbstverständlich, mit einer reinen Sommerlüftung zu thun; sie wird nur in erwarteter Weise wirken, so lange die Temperatur der frischen Luft niedriger ist als diejenige des betreffenden Raumes. Die einströmende Luft wird in diesem Falle vermöge ihres gröſseren Gewichtes über den Rand des Gesimses hinweg nach unten flieſsen, während die durch den Aufenthalt zahlreicher Menschen in dem Räume erwärmte Luft sich in gleichem Maſse nach oben bewegt. Die Lüftungseinrichtung des Festsaales im Trocadero-Palast ist schon von verschiedenen Seiten beschrieben. Eine Anzahl dieser BerichteMémoires et compte rendu des travaux de la Société des Ingénieurs civils, 1878 S. 246. Revue industrielle, 1878 S. 176. Moniteur industriel, 1878 S. 303. Die Eisenbahn, 1878 S. 127. Deutsche Bauzeitung, 1878 S. 171. Der Rohrleger, 1878 S. 136. schöpften ausschlieſslich aus dem Bericht von Bourdais, in der Sitzung der Société des Ingénieurs civils vom 15. März 1878, welcher den Plan im Verein mit Davioud, dem Erbauer des Trocadero-Palastes, ausgearbeitet hat. Die Grundriſsskizze Fig. 1 Taf. 25 entnehme ich derselben Quelle, wie auch mehrere der Zahlenangaben. Der Saal faſst 5000 Personen; jeder derselben sollen stündlich 40cbm frische Luft zugeführt werden; somit sind stündlich 200000cbm oder secundlich 56cbm erforderlich. Der Saal ist im Wesentlichen kreisrund, und hat einen Durchmesser von 61m,8. Ein Kugelabschnitt bildet die Decke, deren Scheitelfläche zur Lufteinströmungsöffnung ausgebildet ist. Vermöge der Vergitterung dieser Oeffnung wird der Luftstrom, welcher in den Kanälen eine Luftgeschwindigkeit von 4m haben soll, vielfach zerspalten. Trotzdem würde derselbe – im Sommer, wenn die einströmende Luft kälter ist als die Luft des Saales – in unangenehmer Weise von den Köpfen der Besucher empfunden werden, wenn man, wie bei der Lufteinführung von oben erforderlich, die Luftabführung vom Fuſsboden ab stattfände, hierfür aber nur eine oder doch wenige Oeffnungen vorhanden wären. Die Luftmenge ist eine so auſsergewöhnliche, daſs eine weitere Zertheilung des Luftstromes nothwendig erscheint. Sie ist denn auch angewendet und zwar durch Vertheilung einer ungemein groſsen Zahl von Luftabzugsöffnungen über die ganze Grundfläche des Saales. Ich bin nur – gelegentlich eines groſsen Concertes – in dem sogen. Parket gewesen und kann daher bezeugen, daſs zwischen je zwei Sitzen desselben 3 Abzugsöffnungen angebracht sind. Wenn auch in den übrigen Rängen, aus irgend einem Grunde, weniger Oeffnungen angebracht sein sollten, so ist doch anzunehmen, daſs im Saale mehr Abzugsöffnungen vorhanden sind als Sitzplätze, daſs möglicherweise die Zahl der Abzugsöffnungen mehr als 10000 beträgt. Die durch den Scheitel der Kuppel eingetretene frische Luft wird demnach in ebenso vielen Strahlen nach unten sinken, auf ihrem Wege durch die vorhandene Luft gehemmt werden, also einen groſsen Theil ihrer Geschwindigkeit verlieren. Sie wird gleichzeitig die überschüssige Wärme der im Saal vorhandenen Luft im gröſseren Maſse aufnehmen, wodurch ihre relative Schwere mehr und mehr schwindet, also die Anregung zur Fortsetzung des Niederflieſsens geringer wird. Der ganze Vorgang wird noch durch die bedeutende Höhe des Saales begünstigt, so daſs ich, trotz aller Aufmerksamkeit, keine Zugluft zu spüren vermochte. Offenbar wird allmälig die gesammte Luftmenge in die abwärts gerichtete Bewegung gezogen. Wenn auch nicht angenommen werden kann, daſs die hierdurch entstehende Luftgeschwindigkeit überall gleich ist, so dürfte doch die gröſste Geschwindigkeit höchstens 5 Mal so groſs sein als die durchschnittliche. Da die Grundfläche des Saales rund 2800qm miſst, so berechnet sich die durchschnittliche Geschwindigkeit zu 56 : 2400 = 0m,02, also nach vorhin genannter Annahme die gröſste Geschwindigkeit zu 5\times 0,02=0^m,1. Biese Geschwindigkeit ist um so mehr unfühlbar, als nach dem vorhin Gesagten die Temperatur des Luftstromes derjenigen der Luft im Saale gleicht. Die Abströmungsöffnungen sind nun – im Parket – folgendermaſsen eingerichtet. Zwischen je zwei Sitzen ist je ein nahezu senkrechtes Holzrohr a (Fig. 2 bis 4 Taf. 25) eingeschaltet, welches zwischen den Rundungen der Rücklehnen bequem Platz findet und oben mit diesen abschlieſst, wie Fig. 4, welche eine angenäherte Rückansicht eines Theiles des Gestühles ist, erkennen läſst. Etwa 50cm über dem Fuſsboden befindet sich in der Rückwand des oben geschlossenen Rohres a eine vergitterte Oeffnung b, von etwa 5cm Breite und 10cm Höhe. Ein tiefer liegender, als der durch Fig. 2 gegebene wagrechte, Schnitt zeigt einen anderen Querschnitt des Rohres a, nämlich den in Fig. 3 ersichtlichen. In den beiden schrägen Flächen dieses Theiles des Rohres, welches gleichzeitig als hinteres Stuhlbein dient, sind zwei vergitterte Oeffnungen c (Fig. 3 und 4) angebracht, welche jede für sich etwa dieselbe Gröſse haben, wie die Oeffnung b. Die drei Oeffnungen haben somit eine sehr verschiedene Lage, weshalb sie nicht gemeinsam denselben Luftstrom ansaugen können.Nach einer Angabe von Strebel, gelegentlich eines Vortrages im Bayerischen Bezirksverein deutscher Ingenieure (Wochenschrift, 1879 S. 9), welche durchaus glaubwürdig erscheint, soll die obere Oeffnung, nämlich b (Fig. 4), angebracht sein, um den genügenden Abzugsquerschnitt zu behalten, wenn etwa die Oeffnungen c durch Damenkleider verdeckt sein sollten. Wenn das Gesagte auch Absicht war, so verliert deshalb die Verschiedenheit der Lage der Abzugsöffnungen in dem von mir angeführten Sinne ihre Bedeutung nicht, so lange eine solche Verdeckung von c unterbleibt. Offenbar ist die vorhin gebrachte Erörterung über die Verlangsamung der Luftbewegung nur dann zutreffend, wenn wenigstens bei jedem Stuhl gleiche Luftmengen abgesaugt werden. Dies wird geschehen, sobald man, bei gleichem Querschnitt der Oeffnungen und Kanäle, eine gleiche Luftverdünnung in diesen unterhält. Der Verfasser des Planes hat nun die Widerstände der Luft nach der d'Aubuisson'schen Formel: P=0,000003\,\frac{l}{D}\,v^2 berechnet, in welcher P die zur Ueberwindung der Reibungswiderstände der Luft erforderliche Pressung, nach Umständen Verdünnung der Luft in Meter Wassersäule ausgedrückt, l die Länge des Kanales, D den mittleren Durchmesser desselben und v die secundliche Luftgeschwindigkeit in Meter bedeutet. Da l=200^m, D=3^m, v=4^m ist, so ergibt sich P=0^m,0032. Hierzu wurde die Druckhöhe x gerechnet, welche zur Hervorbringung der Geschwindigkeit v erforderlich ist, das Gewicht von 1cbm Luft zu 1k,3 angenommen, nach der Formel: v=\sqrt{2\,gx\,\frac{1000}{1,3}} oder x\sim 0^m,001, so daſs die erforderliche Gesammtpressung sich zu 0^m,0032+0^m,001=4^{mm},2 Wassersäule ergibt. In dieser Rechnung sind alle Widerstände, die von Querschnittsveränderungen, Richtungsveränderungen u.a. herrühren, vernachlässigt; der Verfasser des Planes hilft sich über diese Lücke hinweg, indem er kurzer Hand diese Widerstände zu 1mm,8 Wassersäule schätzt, so daſs von ihm eine Gesammtpressung von 6mm der weiteren Rechnung zu Grunde gelegt wird. Ich will mich an diesem Orte noch nicht auf eine Kritik dieses Verfahrens einlassen, sondern das Gesagte nur zur Erklärung der Art und Weise benutzen, durch welche in dem vorliegenden Plan die nach Obigem erforderliche gleiche Saugkraft an den Abzugsgittern geschaffen werden soll. Bei der hier gegebenen Berechnung der Widerstände spielt die Länge der Kanäle offenbar die wesentlichste Rolle, indem v überall gleiche Gröſse haben soll und D als „durchschnittlicher“ Werth eingesetzt worden ist. Sonach lag der Gedanke nahe, die Widerstände durch die Länge der Kanäle auszugleichen, wodurch die in Fig. 1 dargestellte Anordnung der Kanäle entstand. Zunächst ist der Saal und mit ihm die ganze Anlage in zwei symmetrische Hälften zerlegt welche, jede für sich, selbstständig eingerichtet sind. Es ist daher an jeder Seite der Mittelachse AB ein Hauptsammelkanal C unter dem Fuſsboden des Raumes angebracht. Derselbe verästelt sich zunächst, wie aus Fig. 1 ersichtlich, in die beiden Kanäle D und E, die mit den Absaugungsöffnungen des Amphitheaters und der Logen in Verbindung stehen. Aus der Art dieser Verästelung geht hervor, daſs man bemüht war, die gesammte von der Luft zu durchströmende Kanallänge für jede Absaugungsöffnung annähernd gleich zu machen, also der Bedingung der angewendeten Widerstandsformel zu genügen, vermöge welcher bei gleichen Kanallängen gleiche Widerstände erwachsen. In ähnlicher Weise ist die erste Verästelung des Hauptkanales behufs Erreichung der Absaugungsöffnungen im Parket angeordnet. Die betreffenden Seitenkanäle F und G sind in unserer Figur punktirt, weil sie nothwendigerweise in einer anderen Ebene als C liegen müssen. Von D, E, F und G ist dann die Verästelung bis nach den früher genannten Abzugsöffnungen weiter fortgesetzt. Bei genauer Verfolgung der Luftwege findet man nun, daſs die Absicht, gleiche Kanallängen zu schaffen, nur annähernd erreicht ist, somit – abgesehen von dem fehlerhaften Schluſs, welcher zu dem genannten Verfahren führte – eine ungleiche Entschiedenheit der Absaugung an den verschiedenen Absaugungsöffnungen vorhanden sein muſs. Bei H befindet sich der Schraubenbläser für die Absaugung; derselbe drängt die Luft dem senkrechten Schacht J zu, welcher bis über Dach verlängert ist. Die frische Luft gelangt vermöge des senkrechten Schachtes K in die Höhe des ihr zugehörenden Bläsers L; sie wird durch diesen entweder den unter dem Palast befindlichen früheren Steinbrüchen entnommen, welche mit dem Freien in Verbindung stehen, oder von der Mündung des über Dach endenden Kanales K angesaugt. Man sieht nun, daſs die beiden senkrechten Schachte J und K hart neben einander liegen, also auch ihre Mündungen über Dach nicht weit von einander entfernt sein können. Liegt unter diesen Umständen nicht die Gefahr nahe, daſs die soeben ausgehauchte Luft zum gröſseren oder kleineren Theil sofort wieder eingesaugt wird? Vermöge der Absaugung der Luft aus den früheren Steinbrüchen wollte man im Sommer eine Kühlung, im Winter eine Vorwärmung der frischen Luft bewirken, weil die Steinbrüche im Sommer kälter, im Winter wärmer als die freie Atmosphäre sind. Man sagte mir, die an dieses Verfahren geknüpften Hoffnungen seien, so weit die Sommerlüftung in Frage komme, vollständig getäuscht. Wenn dies so ist, so müssen übertriebene und ungerechtfertigte Hoffnungen gehegt worden sein. Die groſsen Flächen der Steinbrüche besitzen trotz der geringen specifischen Wärme ihres Stoffes zwar eine groſse Wärmeaufnahme- und Abgabefähigkeit. Sie entziehen daher, da sie anfangs kälter sind als die frische Luft, dieser eine entsprechende Wärmemenge. Hierdurch werden sie selbst mehr und mehr erwärmt, so daſs ihre Fähigkeit Wärme zu binden, mehr und mehr schwindet. Es ist hierbei nicht auſser Acht zu lassen, daſs die Temperaturunterschiede überhaupt geringe sind, und daſs die Wärmeleitungsfähigkeit des Pariser Kalksteines – auf deren Beihilfe zur Uebermittlung der Wärme an entfernter liegende Gesteinmengen oder Erdschichten in gewissem Grade gerechnet werden kann – nur eine geringe ist, daſs sie also den Ansprüchen so groſser Luftmengen, wie sie hier auftreten, nicht nachkommen kann. Demnach ist die Benutzung der niedrigeren Temperatur der Erde zur Abkühlung, sowie in derselben Weise der Erdwärme zum Vorwärmen der kalten Winterluft an die Beschränkung geknüpft, daſs die geforderte Wärmeüberführung im richtigen Verhältniſs zu den bespülten Oberflächen, der Leitungsfähigkeit und der specifischen Wärme des Stoffes stehen. Im vorliegenden Falle soll die von etwa 5000 Menschen entwickelte Wärme gebunden werden, d.h. stündlich ungefähr 400 000°. Nehmen wir nun die specifische Wärme des Kalksteines zu 0,2, das Gewicht von 1cbm desselben zu 2500k an, so erhalten wir als Ergebniſs, daſs behufs Bindung der Wärme 800cbm Stein in jeder Stunde um einen Grad erwärmt werden müssen. Da der Temperaturunterschied zwischen frischer Luft und den Flächen des Gesteines nur gering ist, vielleicht 10° nicht übersteigt, so wird die Wärme, zumal, wie schon bemerkt, die Leitungsfähigkeit eine geringe ist, nur langsam abgeführt werden, weshalb nur eine Schicht von geringer Dicke in der vorliegenden Zeit erwärmt werden wird. Ungewöhnlich groſse Flächen, welche hier vorhanden sein mögen, haben deshalb nur eine mäſsige Wirkung. Diese ist aber fast ohne Kosten gewonnen, weshalb das Verfahren nur gebilligt werden kann. Von dem mehrgenannten Schachte K aus durchströmt die frische Luft zunächst die Kammer M, bevor sie zu dem Bläser L gelangt, der sie mit Hilfe des Schachtes N auf die Kuppel des Raumes befördert. Diese Kammer M enthält eine eigentümliche Klappeneinrichtung. In der gezeichneten Lage (Fig. 1) führen die Klappen aa, cc, bb und dd die Luft im Bogen von 180° dem Bläser L zu. aa und bb bestehen je aus einer um eine senkrechte Achse drehbaren Platte mit in der Drehachse gebrochenem Querschnitt. So bald sie in die punktirte Lage gebracht werden, so gestatten sie der Luft, ihren Weg bis in die Heizkammer fortzusetzen, bezieh. aus dieser sich nach L zu bewegen. Die Klappen cc und dd drehen sich je um eine gemeinschaftliche senkrechte Achse. Man legt daher cc in die punktirte Lage zusammen, dd aber in die hier punktirte Lage, in welcher sie eine Ebene bilden, und erzielt hierdurch eine Trennung der Kammer M in zwei Theile, so daſs die Luft gezwungen wird, durch die Heizkammer zu strömen. Man ist hiernach auch im Stande, durch andere Stellungen der Klappen die Luft theilweise durch die Heizkammer, theilweise an dieser vorbei zu führen. Ueber die Zweckmäſsigkeit, die warme Luft in dem höchsten Punkte des Festsaales einzuführen, ist man zur Zeit wohl allgemein einig, einer Erörterung derselben bedarf es deshalb nicht. Die Maschinenstube verbindet die beiden gesonderten Lüftungs- und Erwärmungseinrichtungen zu einem einheitlichen Ganzen. Ich muſs nun zurückkehren zur früher genannten Berechnungsweise des Widerstandes, welchen die Luft in den Leitungen findet. Zunächst bemerke ich noch, daſs man die erforderliche Luftpressung für die gesammte Länge der Luftleitung, also für die Einströmungs- und Abströmungsleitungen einfach in zwei gleiche Theile zerlegt hat, um den zwei Bläsern J für die frische Luft die eine Hälfte, den beiden Bläsern oder Saugern H für die benutzte Luft die andere Hälfte zur Ueberwindung zu überweisen. Prof. WolpertDeutsche Bauzeitung, 1878 S. 257. weist auf das Fehlerhafte dieses Verfahrens hin, und kann ich mich im Wesentlichen dessen Ausführungen nur anschlieſsen. Zunächst ist mindestens nicht nachgewiesen, daſs beide Arten der Kanalsysteme die gleichen Widerstände erzeugen. Nimmt man nun an, daſs dieselben nicht gleich sind, wozu man offenbar berechtigt ist, so wird in dem Saal entweder ein Ueber- oder ein Unterdruck dem Freien gegenüber eintreten. Sonach gelangen die Poren der zum Bau verwendeten Stoffe, die Ritzen an Thüren und Fenstern, ja die Thüröffnungen bei Benutzung derselben insofern zur Wirkung, als durch dieselben Luft ein- oder ausströmt, also den Ueber- oder Unterdruck des Saales mäſsigt, oder was dasselbe bedeutet, einen Verlust an wirksamer Kraft verursacht. Ferner ist übersehen, daſs das Gewicht der Luft in den verschiedenen, namentlich den senkrechten Kanälen verschieden ist, also diese theils der Wirkung zu Hilfe kommen, theils dieselbe hindern, aber auch eine verschiedene Luftgeschwindigkeit verursachen wegen des anderen Raumbedarfes der Luft. Nunmehr muſs ich zunächst darauf aufmerksam machen, daſs in der Wolpert'schen Abhandlung ein Irrthum sich eingeschlichen hat. Bourdais sagt ausdrücklichMémoires et compte rendu des travaux de la Société des Ingénieurs civils, 1878 S. 250., daſs der von ihm angenommene Druck von 6mm Wassersäule zur Hälfte durch Einblasen (propulsion), zur Hälfte durch Absaugen (aspiration) überwunden werden soll, und nennt ausdrücklich 3mm Wassersäule als von jedem Bläser zu überwindenden Druck, freilich mit dem Zusätze, daſs die demnächst als erforderlich sich herausstellenden Abweichungen von diesen Annahmen durch Aenderung der Geschwindigkeit der betreffenden Blasmaschinen geregelt werden sollen. Wenn daher Prof. Wolpert annimmt, daſs die von ihm als nothwendig berechnete Druckhöhe (etwa 4mm) die von Bourdais angenommene bedeutend unterschreite, so kann dies nur auf einem erheblichen Miſsverständnisse beruhen. Bourdais berücksichtigt in seiner Berechnung die Arbeit zur Erzeugung der Geschwindigkeit nur einmal. In Wirklichkeit ist die Geschwindigkeit mindestens zweimal hervorzubringen, nämlich bei dem Eintritt der frischen Luft in deren Kanal und beim Eintritt der gebrauchten Luft in den Kanal. Nach Berücksichtigung dieses zweiten Postens wächst die berechnete Widerstandshöhe schon auf 5mm,2, so daſs für alle übrigen Widerstände, die in den zusammengesetzten Kanalsystemen in ausgedehntem Maſse auftreten, auf 0mm,8 Wassersäule angewiesen sind. Die Berechnung Bourdais' ist daher eine äuſserst mangelhafte; ich unterlasse nicht, vor Nachahmung derselben zu warnen. In Wirklichkeit wird, sofern die angenommene Luftmenge überhaupt zur Förderung gelangt, der erforderliche Druck ein wesentlich gröſserer sein. Leider hatte ich in Paris nicht genug Zeit, um mich hierum zu kümmern, bezieh. den Thatbestand festzustellen. Die ausgesprochene Vermuthung schlieſst nicht aus, die gesammte Anlage als eine mustergiltige zu bezeichnen. Von anderen hierher gehörenden Ausstellungsgegenständen nenne ich noch die zwei sehr schön ausgeführten Modelle von mit Lüftung versehenen Gebäuden, welche L. Duvoir-Leblanc in Paris geliefert hatte. Das eine dieser Modelle stellte das „Chateau de Chantilly“ dar. Dieselbe Firma hatte auch mehrere hübsche Pläne geliefert. Lewis W. Leeds hatte sein in New-York erschienenes Buch „A Treatise on Ventilation“ und einige in grellen Farben gemalte Wandtafeln ausgestellt. Letztere sollten die Strahlung von Flammen und die Abkühlung durch Luftbewegung verdeutlichen. Während der kurzen Zeit, welche ich diesen Gegenständen widmen konnte, war der gewonnene Eindruck ein ungünstiger. Die ausgestellten Mittel zur Anfeuchtung der Luft erhoben sich, mit einer einzigen Ausnahme, nicht über das Gewöhnliche. Diese Ausnahme bildet ein Luftanfeuchter von H. Lacy in Todmorden, welcher von Cuau und Comp. in Paris ausgestellt war. Fig. 5 Taf. 25 läſst das Wesentliche der in Rede stehenden Luftanfeuchtungs-Einrichtung erkennen, welche gleichzeitig zur Luftreinigung und Kühlung, nach Umständen auch zur Lufterwärmung verwendet werden soll. Durch ein Rohr A tritt die zu behandelnde Luft in den unteren Theil B eines Kastens, dessen vordere Wand in der Figur hinweggenommen ist. Sie steigt alsdann durch zahlreiche Oeffnungen einer Platte C nach oben, bespült ein Rohrgeschlinge D und wird alsdann mittels der Röhren E den Räumen zugeführt, für welche sie bestimmt ist. Ein Flügelbläser, welcher sich an das Rohr A schlieſst, sorgt für den zur Ueberwindung der Widerstände erforderlichen Luftüberdruck. Mittels des Rohres F wird Wasser in die Rillen a, a geleitet und zwar in solcher Menge, daſs es die Platte C reichlich überfluthet. Dasjenige Wasser, welches durch die Oeffnungen des Bleches C niederflieſst, findet Gelegenheit, mit Hilfe des Abfluſsrohres G zu entweichen. Die in B geblasene Luft muſs sonach bei ihrem Aufsteigen die über C liegende Wasserschicht durchbrechen, wobei sie von dem Wasser vollständig genetzt werden wird, so daſs ihr Feuchtigkeitsgehalt wahrscheinlich der vollständigen Sättigung entspricht. Vorher, nämlich im Raum B, war die Luft bereits der Einwirkung zahlreicher niederfallender Wassertropfen ausgesetzt, also die Anfeuchtung derselben eingeleitet. Da die Luft das Wasser im Durchströmen der Oeffnungen von C behindert, so ist der Wasserbedarf, also auch der in B herrschende Regen nicht so bedeutend, als man im ersten Augenblicke erwartet. Die ausgestellte Vorrichtung, welche täglich im Betrieb zu sehen war, hatte man mit Glaswänden versehen, so daſs der Vorgang bequem beobachtet werden konnte. Es war zunächst die verhältniſsmäſsige Geringfügigkeit des Wasserverbrauches, ferner aber das lebhafte Aufwallen des über C befindlichen Wassers zu erkennen, welches sich stark kochendem Wasser ähnlich bewegte, so daſs einige Zuschauer das Ganze für einen Dampfentwickler o. dgl. hielten. Mit der gründlichen Netzung der Luft ist aber eine vollständige Netzung aller Staubtheile, die der Luft anhängen, verbunden, wodurch dieselben ganz sicher hinweggespült werden. Ich muſs hierzu noch bemerken, daſs die Wasserschicht – so viel ich mich entsinne – etwa 3cm hoch war. Zu warme Luft wird einige Abkühlung erfahren, so lange das Wasser entsprechende Wärmemengen aufzunehmen vermag. Hiernach wird unter Umständen ein lebhafterer Wasserwechsel anzustreben sein, als ohne weiteres vorhanden ist. Der Erfinder will, indem er von einem stärkeren Wasserwechsel absieht, eine weitere Luftkühlung durch das Rohrgeschlinge D hervorbringen, indem er durch dieses eine „Kältemischung“ flieſsen läſst. Ist die Temperatur der Luft niedriger, als man sie in den Räumen zu haben wünscht, so soll auf folgende Weise eine Erwärmung stattfinden. Man läſst die gelochte Platte C nicht unter Vermittlung des Rohres F mit kaltem Wasser, sondern mittels des Rohres H mit warmem Wasser überströmen; auſserdem läſst man, nach Umständen, in das Rohrgeschlinge D durch das Rohr J Dampf treten und hat somit Gelegenheit, die Erwärmung der Luft zu regeln. Zunächst wird man dem Erfinder zugeben müssen, daſs die Waschung der Luft, die Befreiung derselben von allen Staubtheilen in sehr vollständiger Weise durch diese Einrichtung erreicht werden wird. Es ist auch die vollständige Sättigung der Luft mit Wasserdampf als sicher anzunehmen. Will man denn diese in allen Fällen haben? Gewiſs nicht; man wird in Wohn- und Versammlungsräumen einen weit geringeren Feuchtigkeitsgehalt der Luft verlangen, in gewissen Fabriken aber recht zufrieden sein, die sehr feuchte Luft zu erhalten. Es ist deshalb – wie auch von dem Erfinder geschehen – das beschriebene Anfeuchtungsverfahren in seiner jetzigen Gestalt zunächst für bestimmte Werkstätten zu empfehlen. Dies schlieſst aber nicht aus, an eine Verwendung desselben für Wohn- u. dgl. Räume unter entsprechender Aenderung des Verfahrens zu denken. Die vorgeschlagene Kühlung durch Kältemischungen scheint wenig Aussicht auf Erfolg zu haben; wenigstens dürften z. Z. geeignete Kältemischungen noch zu theuer sein. Die Erwärmung der Luft kann in der angegebenen Weise recht wohl von Statten gehen, wenn man sich auch vorbehalten muſs, daſs das Rohrgeschlinge vielleicht eine gröſsere Oberfläche als das hier abgebildete zu erhalten hat. IV. Verschiedenes. Unter dieser Ueberschrift kann ich nur Weniges bringen, und zwar lediglich zwei Sachen, welche von Geneste und Herscher zur Anschauung gebracht waren. In einem schrankartigen Behälter waren fünf kupferne Rohre von gleichen Abmessungen aufgestellt; das erste war blank, die drei Folgenden mit verschiedenen Farben gestrichen, das letzte in der Reihe aber von einem faſsartigen Holzmantel von etwa 13cm innerem, 15cm äuſserem Durchmesser umgeben. Jedes Rohr hatte eine Oberfläche von 0qm,1257, war mit Dampf von 2at Druck gespeist und an seiner Auſsenfläche von Luft bespült worden, welche + 20° warm war. Hierbei sollte sich ergeben haben, daſs je 1qm Rohrfläche stündlich die folgenden Dampfmengen verdichtete: k 1. Rohr2.    „3.    „4.    „5.    „ 2,53,33,43,12,0. mit Farben gestrichen Nimmt man an, daſs das gebildete Wasser mit der Temperatur des Dampfes entwichen ist, so ist bei Bildung von 1cbm Wasser eine Wärmemenge von 643-120=523^c frei geworden. Der Temperaturunterschied zwischen Dampf und Luft ist 120-20=100^{\circ}; folglich überführte je 1qm der Heizfläche stündlich bei jedem Grad Temperaturunterschied: \frac{523}{100}\times (2,5\;\mbox{ bezieh.}\ 3,3\ \ 3,4\ \ 3,1\ \ 2) also der Reihe nach 13 17,26 17,78 16,2 10c,46. Hieraus scheint hervorzugehen, daſs es vortheilhaft ist, die kupfernen Heizrohre mit einem Anstrich zu versehen. Man wird aus der Zusammenstellung noch schlieſsen können, daſs dünnwandige Röhren von anderen Metallen zu Gunsten der Wärmeüberführung ebenfalls keine metallisch blanken Oberflächen haben dürfen. Derselbe Schluſs auf den Zustand der Oberflächen dickwandiger Röhren scheint mir aber unberechtigt zu sein. Der Zweck des Versuches Nr. 5 ist mir unklar geblieben, da derselbe nicht genügend erläutert war. Vor einiger Zeit lag mir ein Gutachten vor, in welchem von zwei Ingenieuren die Behauptung aufgestellt und vertreten wurde, daſs Rohrbrüche einer guſseisernen Dampfleitung durch die groſse Beweglichkeit derselben – die vermittelt war durch Anwendung gröſserer Compensatoren und Aufhängung der Röhren an Pendeln – hervorgerufen seien. Diese Meinung werden wohl nur wenige Fachgenossen theilen, weshalb ich für zulässig halte, eine neue Einrichtung zu beschreiben, welche die Ausdehnung der Röhren auszugleichen vermag. Ich darf zunächst daran erinnern, daſs z. Z. drei verschiedene Mittel zur Ausgleichung der Rohrdehnungen im Gebrauch sind, nämlich die Stopfbüchse, das krumme biegsame Rohr, die biegsamen plattenförmigen Erweiterungen der Rohrkrämpen oder Flanschen. Der ersteren ist vorzuwerfen, daſs sie, wenn nicht sehr sorgfältig bedient, sich häufig festsetzt; das zweite beansprucht – gewöhnlich – viel Raum; die dritten leiden durch Ansammlung von Schmutz, durch welchen der unten liegende Theil verhindert wird sich in verlangter Weise zu biegen. Geneste und Herscher hatten nur das nachgiebige Rohrstück ausgestellt, welches Fig. 6 Taf. 25 im Durchschnitt darstellt. A und A1 sind die gewöhnlichen Leitungsröhren; ihre hier gezeichneten Krampen sind durch gewellte Bleiche B, B1 erweitert, deren Ränder mittels eines Rohrstückes C verbunden sind. Die Achsen der Rohre A und A1 fallen nicht in eine gerade Linie. Sobald Dehnungen der Röhren eintreten, wird sonach der Versuch gemacht werden, C zu drehen. Durch Anbringung zweier zweckmäſsig gelagerter Schildzapfen D, welche vor und hinter der Bildfläche liegen, ist dieser Drehung Vorschub geleistet; sie wird deshalb in dem Maſse eintreten, wie die gewellten Platten dieselbe gestatten. Nach meinen in der Ausstellung gemachten Vermerken war die Entfernung der Rohrachsen etwa gleich dem Rohrdurchmesser. Verlängert sich somit die Leitung in Folge ihrer Erwärmung, und zwar so, daſs sowohl die Krampe des Rohres A, als auch diejenige des Rohres A1 um die Gröſse a sich dem Zapfen D nähert, so wird der Punkt b der Krampe von A sich ebenfalls der Drehachse D um a nähern, gleichgiltig welche Drehung der Körper C erleidet, so lange letztere nur gering ist; es wird demnach die gewellte Platte B an der Stelle b um die Gröſse a nach innen gebogen. Ein Gleiches würde bei b2 der Fall sein, wenn nicht C eine Drehung erführe. Der Widerstand, welchen der mit b2 verbundene Theil der gewellten Platte einer Verbiegung entgegensetzt, veranlaſst eine Drehung des Körpers C um die Zapfen D. Mit dieser Drehung tritt aber die Verbiegung des Theiles bc der Platte B um so stärker auf, weil sich der Punkt c – in Bezug auf unsere Figur 6 – nach links verschiebt. Da aber c näher an der Drehachse von D liegt als c2, so kommt der in c auftretende Widerstand in geringerem Maſse zur Geltung als der in c2 auftretende, d.h. eine Drehung von C tritt thatsächlich ein. Daſselbe gilt von der anderen Verbindungsseite. Welchen Vortheil gewährt nun die ganze Anordnung? Derselbe ist sehr zweifelhafter Natur; der Plattentheil b2 c2 wird zwar weniger gebogen, der Plattentheil bc aber mehr, und die übrigen rings um die Rohrkrämpe vertheilten Plattentheile werden, je näher sie b2 c2 bezieh. bc liegen, diesen um so ähnlicher behandelt. Es erscheint daher richtiger, keine Drehung von C zuzulassen, in Folge dessen alle in derselben Entfernung von der Rohrachse befindlichen Plattentheile in gleichem Maſse beansprucht werden. Alsdann ist aber eine Versetzung der Rohrachsen überflüssig, so daſs man unmittelbar zu dem bekannten, oben als drittes genannten Ausgleichungsmittel zurückgegelangt. Dieses längst bekannte Mittel ist sonach zweckmäſsiger als die in Fig. 6 abgebildete Anordnung. Prof. Hermann Fischer. Kettenschlicht- und Trockenmaschine von Gebrüder Tulpin in Rouen (Tafel 32). Die neueren besonders die englischen Constructionen der Schlichtmaschinen (vgl. * 1877 224 67) vermeiden eine directe Berührung der Kette mit heiſsen Metallflächen, um dem Faden einen weichen, geschmeidigen Griff zu bewahren; zugleich behält derselbe bei solcher Anordnung seine natürliche Rundung, es springt die Schlichte nicht ab, was Alles dazu beiträgt, dem Gewebe ein vortheilhaftes Anfühlen und ein gefälliges Ansehen zu ertheilen und selbst geringere Garne noch vortheilhaft verwebbar zu machen. Gebrüder Tulpin haben diesen Rücksichten bei ihrer neuen Kettenschlicht- und Trockenmaschine (Taf. 32) ebenfalls Rechnung getragen, und entlehnten zu diesem Zweck den Baumwolldruckereien die Dampfplatten ihrer Mansarden. Das Garn geht von dem Baumgestell R (Fig. 1) in den Schlichttrog und empfängt in demselben die Schlichte von den zwei Auftragwalzen A (Fig. 2). In dem Schlichttrog sind zwischen den zwei offenen Dampfröhren C mechanische Rührer B angebracht, von welchen der eine seine selbständige Drehung von dem Getriebe des Apparates erhält, während der andere durch Zahnradübersetzung vom ersteren, und zwar in entgegengesetzter Richtung, getrieben wird. Fig. 3 zeigt, wie die zum Aufrühren der Schlichteflüssigkeit dienenden Schaufeln sich spiralförmig um ihre Achsen winden, so daſs die hervorstehenden Theile des einen Rührers in die zurücktretenden des andern passen. Es ist nicht zu verkennen, daſs auch diese Idee von einem ähnlichen Mechanismus in den Druckereien angeregt worden ist. Von dem Schlichttrog gelangt das Garn über den Ventilator J hinweg in den von allen Seiten geschlossenen Trockenkasten (Fig. 1); letzterer hat eine Länge von ungefähr 3m, eine Höhe von 1m,2 und eine Breite, wie sie die zu webende Waare verlangt. Zuerst geht die Kette in dem Kasten zwischen den zwei schmiedeisernen, ungefähr 200mm von einander entfernten Dampfplatten D, D1 hindurch, wird dann mittels der Leitwalzen G, G1, G2 um die beiden maſsiven Eisenplatten E, E1 herumgeführt, gelangt über G3 in den Raum zwischen den Dampfplatten D2, D3 und geht schlieſslich mittels der Leitwalzen G4 und G5 um die fünfte geheitzte Dampfplatte D4 herum, worauf sie den Hitzkasten nach einem zurückgelegten Weg von mehr als 20m bei S verläſst, um das Kopfende der Maschine zu erreichen. Die abwechselnde Stellung der Dampfplatten, sowie der maſsiven Platten und die Befestigung derselben im und am Kasten ist aus der Zeichnung leicht ersichtlich. Bemerkenswerth sind noch die kreisförmigen Ausschnitte in der Rückwand und in der Vorderwand des Hitzkastens je in nächster Nähe der sechs Leitwalzen. Sie haben den Zweck, den Umlauf der vom Ventilator durch den Kasten gezogenen Luft zu erleichtern. Letztere tritt bei S in den Kasten ein und verläſst denselben bei T; ihre Bewegung ist also der des Garnes entgegengesetzt. Diese Anordnung hat den Vortheil einer rascheren Trocknung und damit einer gröſseren täglichen Production. Die Tulpin'sche Maschine liefert in der Stunde 800 bis 1000m Garn Nr. 12 bis 14 und 1200 bis 1400m Garn Nr. 24 bis 28. Nimmt man den in die Platten zutretenden Dampf zu 4at und die Temperatur des Arbeitslocales zu 25°, so erwärmt sich die in den Kasten eingesaugte Luft zunächst in dem untersten Raum bis zu 43°, zeigt dann in dem Raum zwischen D4 und D3 schon 73°, zwischen D3, D2 und E1 95° und geht hierauf zwischen E1, und E zurück auf 80° und zwischen E, D1 und D nochmals zurück bis auf 70°, natürlich in Folge der Abkühlung durch das direct vom Schlichttrog kommende, vollkommen nasse Garn. Die übrige Einrichtung der Tulpin'schen Schlichtmaschine bietet mit Ausnahme von einigen untergeordneten Abänderungen nichts Neues, gegenüber den anderen bekannten Constructionen. Kl. Horsfall's Schmiedmaschine für Schraubenmuttern und Bolzen (Tafel 33). Diese von Greenwood und Batley in Leeds ausgestellte Maschine dient zum Anschmieden der Köpfe beliebiger Form an Bolzen, Schrauben und Nieten, und zum Schmieden vier- und sechskantiger Muttern. Als Schmiedematerial kommt in allen Fällen Rundeisen zur Anwendung. Die Köpfe werden an das Ende der Rundeisenstange angeschmiedet und dann die Bolzen in derselben Maschine in beliebiger Länge abgeschert. Die Muttern werden wie die Köpfe gleichfalls an das Ende der Rundeisenstange angeschmiedet und darauf (in derselben Hitze) gelocht, wobei der ausgeschobene Putzen am Ende der Rundeisenstange sitzen bleibt, um sofort als Material zum Schmieden einer zweiten Mutter in Verwendung zu kommen. Das Schmieden der Muttern erfolgt daher ohne Abfall. In Hinsicht des hier in allen Fällen obwaltenden Arbeitsprocesses (Stauchen des glühenden Eisens) kann wohl angenommen werden, daſs Schraubenmuttern und Bolzen, welche in dieser Maschine geschmiedet wurden, ebenso groſse, wenn nicht gröſsere Festigkeit aufweisen werden wie jene, welche die beste Handarbeit zu liefern im Stande ist. Vielfache von Greenwood und Batley in dieser Beziehung angestellte Versuche und dem Referenten vorliegende Zeugnisse hervorragender Firmen, welche Maschinen dieser Art in Verwendung haben, lassen hierüber keinen Zweifel. Ferner mag noch angeführt werden, daſs mit Ausnahme der Nietköpfe, bei welchen ein schwacher, leicht zu entfernender Grath entsteht, sämmtliche Schraubenmuttern und Bolzen vollkommen sauber geschmiedet aus der Maschine kommen. Horsfall's Schmiedemaschine gehört daher bezüglich ihrer Leistungen wohl zu den besten ihrer Art. Die Fig. 1 und 2 Taf. 33 zeigen die vollständig montirte Maschine in zwei perspectivischen Ansichten. Fig. 3 bis 8 lassen die wichtigsten Einzelheiten derselben erkennen. Fig. 3 ist ein Horizontalschnitt im Mittel der Antriebswelle, mit Draufsicht auf die darunter liegenden Theile. Fig. 4 ist ein Verticalschnitt im Mittel der Maschine senkrecht zur Antriebswelle mit Ansicht auf die seitlich liegenden Theile. Fig. 5 bis 8 endlich zeigen die Details der Backen, Stempel und Werkzeugstöſsel in gröſserem Maſsstabe. Die gleichen Bestandtheile sind in allen Figuren mit den gleichen Buchstaben bezeichnet. Das Bett A der Maschine ruht auf den Füſsen B; in diesem und dem seitlichen Ständer F ist die Antriebswelle E gelagert. Die mit dem Schwungrade in einem Stücke hergestellte Riemenscheibe C läuft lose auf der über E geschobenen feststehenden Hülse D, in welcher auch E drehbar gelagert ist. Die Kupplungsscheibe G wird durch einen Bruchstift H von der Riemenscheibe in Umdrehung versetzt und besitzt an der dem Kupplungsringe G1 zugekehrten Stirnseite Vertiefungen, in die der in G, geradegeführte Kupplungszahn I eingreifen kann. Letzterer wird, sobald das Trittbret K nach abwärts gedrückt wird, eingeschoben und stellt dadurch die Verbindung zwischen G und G1 derart her, daſs nunmehr auch G1, und, da G1 auf E festgekeilt ist, die Antriebswelle E in Umdrehung versetzt wird. Sobald das Trittbret K wieder frei gelassen wird, bewirkt das Gewicht desselben und jenes J am Ende des Ausrückhebels die Aufwärtsbewegung des G1, zugekehrten Endes des letzteren, wodurch I wieder zurückgezogen wird, sobald die Antriebswelle sich in der Stellung befindet, bei welcher sämmtliche Werkzeugstöſsel ihre Anfangsstellung einnehmen. Es wird somit die Antriebswelle und mit ihr die Maschine nach dem Freilassen des Fuſstrittes stets bei bestimmter Werkzeuglage nach Vollendung des laufenden Arbeitsprocesses still gestellt. Wird der Fuſstritt K niedergedrückt und sofort wieder frei gelassen, so bleibt die Antriebswelle nach einer Umdrehung still stehen. Läſst man den Fuſs aber auf dem Trittbrete ruhen, so erfolgen beliebig viele Umdrehungen und somit beliebig viele Stöſse der Werkzeuge gegen das Arbeitsstück hinter einander. L, L sind die in dem Stöſsel M und Widerlager M1 (Fig. 3 und 5) durch Druckschrauben befestigten Backen, welche das Arbeitsstück festhalten, während die Stempel P, Q und R im Stöſsel S und die Seitenhämmer N, N in den Stöſseln O, O1 (Fig. 3, 7 und 8) gegen dasselbe angeschoben werden. Die Stempel P, Q und R kommen nach einander zur Anwendung und sind in Fig. 7 nur der leichteren Erklärung wegen gleichzeitig in Thätigkeit gezeichnet. In erster Reihe kommt der mittlere Stempel P zur Wirkung, um das im Mittelloche der Backen L, L (Fig. 5) eingehaltene Rundeisen am vorderen Ende in eine conische, der Schluſsform sich nähernde Zwischenform zu stauchen. Danach wird das Rundeisen dem Stempel Q gegenüber zwischen den Backen L festgespannt und in dieser Lage der Kopf durch Q und N, N fertig geformt. Soll aus dem so weit fertigen Kopfe eine Mutter werden, so wird das Rundeisen schlieſslich R gegenüber mit dem fertigen Kopfe in die dazu passende Höhlung der Backen L eingebracht. R ist ein Lochstempel, welcher beim Eindringen in das Arbeitsstück einen Putzen aus der innerhalb der Backen L zurückbleibenden Mutter herausschiebt, der am Ende der Rundeisenstange fest sitzend mit dieser selbst aus der Maschine entfernt wird, um nach erneutem Hitzen gleich wieder als Material zur nächsten Mutter zu dienen. Das Widerlager M1 stützt sich rückwärts gegen das eine geringe Federung zulassende Bruchstück d. Letzteres ist hier unbedingt nothwendig; denn falls das eingebrachte Rundeisen in Hinsicht auf den Durchmesser des Loches zwischen den Einspannbacken L zu groſs ist, müſste, weil der Stöſsel M einen bestimmten Hub zu vollführen gezwungen ist, irgend etwas nachgeben oder brechen. Bei geringen Differenzen der Durchmesser federt das Stück d, bei groſsen bricht es und verhindert dadurch den Bruch eines anderen schwerer zu ersetzenden Maschinentheiles. Das Andrücken der Stöſsel M, O und O1 gegen das Arbeitsstück erfolgt durch die Schieber T, welche seitlich geradegeführt, vorn durch schiefe Ebenen begrenzt sind, mittels welcher sie die zu ihrer eigenen rechtwinklige Bewegung der ersteren bewerkstelligen, wie in Fig. 3 deutlich zu ersehen ist. An den entgegengesetzten Enden sind diese Schieber mit Guſsstahlbacken armirt, welche sich gegen die auf der Antriebswelle E fest gekeilten Excenterdaumen U anlegen. Letztere bewirken während der Umdrehung der Antriebswelle die Vorwärtsbewegung der Schieber. In gleicher Weise wird der Stöſsel S durch den Excenterdaumen U1 vorgeschoben. Die Rückbewegung der Stöſsel M, O, O1 erfolgt durch seitlich an den Füſsen der Maschine angeschraubte Blattfedern c (Fig. 3 und 4); die Rückbewegung des Stöſsels S dagegen erfolgt zum Theil und zwar zu Anfang durch den Hebel V und die zum Verlängern und Verkürzen eingerichtete Zugstange W mittels eines Excenterdaumens und weiters durch die Spiralfeder Z (Fig. 4). Diese Bewegung ist durch eine Stellschraube x (Fig. 3) begrenzt und hiermit die Anfangsstellung der Stempel P, Q, R derart regulirbar, daſs stets nur so viel als nothwendig von der Rundeisenstange über die Backen L vorstehen kann. Zum Abschneiden der sonst fertigen Bolzen auf bestimmte Länge dienen die Schermesser a (Fig. 3), deren eines am Bette A, das andere am Stöſsel O1 befestigt ist und sich mit diesem horizontal verschiebt. Sollen Bolzen in gröſserer Zahl auf gleiche Länge abgeschnitten werden, so bedient man sich des stellbaren Anschlages b zur Begrenzung dieser Länge. Schlieſslich bleibt noch die Bremse e zu erwähnen, welche zum Anhalten der Antriebswelle dient, wenn der Kupplungsstift I ausgerückt wird. Unterhalb der Excenterdaumen ist ein durch das Mittellager getheilter Oeltrog vorhanden, welcher so weit mit Oel gefüllt ist, daſs sämmtliche Daumen bei jeder Umdrehung der Antriebswelle durch dasselbe streifend frisch geölt werden. Natürlich ist bei dieser Maschine sorgfältige Schmierung auch an sämmtlichen Schiebern und Stöſseln erforderlich, wofür Schmierlöcher und Schmiernuthen in passender Anordnung vorhanden sind. Diese Maschine kann mit 50 bis 70 Umdrehungen der Antriebswelle in der Minute arbeiten. So lange der die Maschine bedienende Arbeiter noch nicht die gehörige Geschicklichkeit besitzt, kommen nur 50 Umdrehungen zur Anwendung. Letzteres ist auch bei einzelnen speciellen Fällen stets nothwendig, während sonst im Allgemeinen mit 70 Umdrehungen gearbeitet werden kann. Zur Bedienung derselben ist auſser dem Arbeiter noch ein Junge erforderlich, welcher das Rundeisen im Ofen zurecht legt und das glühende Eisen dem ersteren zureicht. J. P. Dampfkessel auf der Ausstellung (Tafel 34 und 35). Die bedeutendsten der zum Maschinenbetrieb der Ausstellung verwendeten Kessel sind bereits in der Einleitung (* 1878 229 402. 489) angeführt und, wie dort ersichtlich, meistentheils bekannter Construction. Auch unter den übrigen Kesseln der Ausstellung machte sich eine beruhigende Anhänglichkeit an althergebrachte Typen geltend, sehr im Gegensatze zu den oft erschreckend genialen Constructionen der Weltausstellung zu Philadelphia 1876. Von den in Betrieb befindlichen Kesseln ist der von Gebrüder Sulzer in Winterthur (*D. R. P. Nr. 1478 vom 4. September 1877) ausgestellte schiefliegende Kessel mit Ten-Brink'scher Feuerung schon ausführlich besprochen worden (S. 3 d. Bd.)Auſserdem sind schon mitgetheilt die Kessel von Pognon und von Polinard (vgl. *1878 230 196. 453).; weiters ist von den in derselben Halle im Dienst gestandenen Kesseln auf Taf. 34 Fig. 8 und 9 der Wasserrohrkessel von Barbe, Pétry und Comp. dargestellt, auf Taf. 35 Fig. 3 bis 6 der Wasserrohrkessel von De Naeyer und Comp., in Fig. 7 und 8 jener von Sinclair und Mac Nicol. Der auf Taf. 35 Fig. 9 und 10 dargestellte Belleville'sche Kessel ist gleichfalls bereits unter den französischen Betriebskesseln in unserer Einleitung erwähnt worden. Von den ausgestellten, aber nicht betriebenen und selbstverständlich auch nicht eingemauerten Kesseln enthält Taf. 34 in Fig. 1 und 2 und Fig. 10 bis 12 Zusammenstellung und Details des Röhrenkessels von A. Girard, in Fig. 3 und 4 den Röhrenkessel von Meunier und Comp. (vgl. * 1866 181 432), in Fig. 5 bis 7 den Röhrenkessel von Victoor und Fourcy (vgl. *1874 214 12); endlich Taf. 35 in Fig. 1 und 2 den theilbaren Röhrenkessel von Farcot. Wie man aus dieser Zusammenstellung ersieht, welche, wenn auch nicht alle, so doch die interessantesten der in Paris ausgestellten Kesselsysteme in sich begreift, war überhaupt keine epochemachende Neuerung zu verzeichnen; fast alle Kessel der Ausstellung waren in gleicher oder ähnlicher Gestalt bereits auf früheren Ausstellungen erschienen; von den hier angeführten sahen wir die Erstlinge des Farcot'schen und Belleville'schen Kessels schon auf den Ausstellungen zu London 1862 und zu Paris 1867 (vgl. *1867 184 383), von Sinclair 1873 zu Wien; das Vorbild zu dem Meunier'schen Kessel zu Wien 1873 in dem Kessel von Parent-Schaken, zu dem De Naeyer'schen Kessel in dem Root'schen Kessel zu Philadelphia 1876. Im Allgemeinen waren die  Siederohrkessel, welche auſsen von Wasser umspült sind und innen die Heizgase durchziehen lassen, wieder entschieden in der Oberhand gegenüber den Wasserrohrkesseln, deren Rohre auſsen von Feuer umspült werden; bei den auf Taf. 34 und 35 dargestellten acht Haupttypen sind beide gleich stark vertreten, und wir beginnen mit ersteren. Der fünfzigpferdig genannte Siederohrkessel von Armand Girard in Paris (Fig. 1 und 2 Taf. 34) besteht zunächst aus einem Hauptkessel mit cylindrischem Feuerrohr, in welchem sich der Rost befindet. Die hier gebildeten Heizgase ziehen durch 21 Siederohre von 110mm Durchmesser nach hinten, vertheilen sich hier nach den rechts und links vom Hauptkessel angelegten Zügen I (Fig. 2) fallen vorn durch die Fenster a ab zu dem den mittleren Sieder umgebenden Zuge II, gehen hinten durch das Fenster b zum Zuge III des zweiten Sieders und endlich, zum dritten Male rückkehrend, durch das Fenster c, unterhalb des Zuges II  hindurch, in den Zug IV des letzten Sieders zum Rauchfang. Umgekehrt ist der Gang des Speisewassers, welches bei dem letzten Sieder (in Fig. 2 rechts) hinten eintritt, von dort aufwärts steigend durch das Rohr p zu dem in Fig. 2 links liegenden zweiten Sieder und von hier aus durch das Rohr q endlich in den mittleren Sieder gelangt, welcher direct mit dem Hauptkessel durch zwei Stutzen in Verbindung steht. Endlich befindet sich noch über dem Hauptkessel und mit demselben durch drei Stutzen verbunden ein Dampfsammler, welcher eingemauert, aber nicht von den Heizgasen umspült werden soll. Der Kessel, der sich durch schöne Arbeit auszeichnete und sowohl Quer- als Längsnäthe und Rohrwände des Hauptkessels durchaus doppelt vernietet hatte, ermöglicht bei geringem Raumbedarf und speciell ohne übermäſsige Längenausdehnung eine gründliche Ausnutzung der Heizgase und wird, unterstützt von der consequenten Durchführung des Gegenstromprincipes, sicher günstige Resultate ergeben. Besondere Beachtung verdient noch die Art der Siederohrbefestigung in den Rohrwänden, welche in den Skizzen Fig. 10 bis 12 Taf. 34 näher dargestellt ist. Das Rohr bleibt hier vollkommen glatt und wird zum Behufe der Abdichtung weder aufgedornt, noch umgebördelt, sondern mit einer Lage Asbestpappe umwickelt und hierauf ein auſsen und innen conisch abgedrehter Stutzen in das conische Loch der Rohrwand und über dem Asbestbeleg des Rohres eingepreſst (vgl. * 1875 215 488). Man bedient sich dazu der in Fig. 10 ersichtlichen Deckel und Schraube und erzielt, indem sich der conische Stutzen gleichzeitig wider die Rohrwand und die Asbestlage dicht anpreſst, einen vollkommen dichten Schluſs, welcher sich in Folge der Unverbrennlichkeit des Asbestes auch dauernd erhält. Zudem ist die ganze Operation sehr schnell vollendet, so daſs beispielsweise die 21 Rohre des Ausstellungskessels in 5 Stunden vollständig eingezogen werden konnten; die Rohre können, da sie beim Einziehen keiner übermäſsigen Beanspruchung unterzogen werden, von minderer Qualität sein. Das Ausziehen der Rohre, zum Zwecke der Reinigung, erfordert die in Fig. 11 und 12 Taf. 34 dargestellten Operationen. Zunächst wird die Asbestschicht durch den in Fig. 11 gezeichneten Kronbohrer V, welcher mittels eines Dornes im Siederohr Führung erhält, ausgebohrt, wodurch ein Spielraum von etwa 4mm um das Rohr entsteht, so daſs dasselbe sammt dem anhaftenden Kesselstein ohne Verletzung des conischen Stutzens herausgezogen werden kann; letzterer selbst wird mittels der in Fig. 12 skizzirten Preſsvorrichtung ausgedrückt und dient dann, nach Reinigung der Siederohre, zum neuerlichen Abdichten. Nur die Asbestlage muſs erneuert werden, wozu bei dem Ausstellungskessel im Ganzen 1k,5 oder 17 M. erforderlich sind – eine verschwindende Ausgabe, wenn die Schonung der Siederohre und das ersparte Anschweiſsen derselben berücksichtigt wird. Meunier und Comp. in Fives-Lille hatten im französischen Annex mehrere schön gearbeitete Dampfkessel kaltliegend ausgestellt und auſserdem bei der Pumpenstation der Ausstellung zwei ihrer Kessel im Betrieb; alle sind nach dem gleichen System ausgeführt, wovon die Skizzen Fig. 3 und 4 Taf. 34 in etwa 0,01 n. Gr. einen Normalkessel von 100qm Heizfläche darstellen. Der Kessel besteht aus dem Hauptkessel mit Siederohren und zwei unten liegenden Siedern, unter welchen der Rost angeordnet ist. Der erste Feuerzug I geht längs der Sieder nach hinten, communicirt dort durch den in Fig. 4 punktirten Kanal a mit der hinteren Rohrwand, so daſs als zweiter Feuerzug die Siederohre erscheinen und endlich die vorn austretenden Gase längs des Hauptkesselmantels durch den Zug III nach hinten ziehen und sich in dem Rauchkanal IV (Fig. 3) vereinigen. Bemerkenswerth waren die geschweiſsten Verbindungsstutzen zwischen Hauptkessel und Sieder, ferner die Befestigung der Siederohre in den Rohrwänden, welche hier mittels aufgeschweiſster und conisch abgedrehter Stutzen stattfand, genau wie bei den bekannten Dampfkesseln von Paucksch und Freund (* 1872 204 13. 1873 207 425); zum Schütze der Rohrwand gegen die beim Oeffnen der vorderen Thüren entstehende Zugluft hatte die vordere Rohrwand in ungefähr 50mm Abstand ein etwa 10mm starkes Schutzblech vorgeschraubt, welches vor den Rohren entsprechend ausgebohrt war, um den Heizgasen ungehinderten Durchzug zu gestatten. Auch hier war der Hauptkessel durchaus doppelt vernietet; die über dem Feuer befindlichen Platten der beiden Sieder waren eigenthümlicher Weise aus Stahl, alles übrige aus Eisenblech hergestellt. Der im französischen Annex ausgestellte und nicht betriebene Kessel von Victoor und Fourcy in Corbehem ist zwar schon beschrieben (*1874 214 12), aber der Vollständigkeit wegen auch in Fig. 5 bis 7 Taf. 34 in etwa 1/75 n. Gr. skizzirt. Der Rost befindet sich hier (Fig. 5 und 7) unterhalb der beiden Sieder, welche durch je zwei Stutzen mit dem Hauptkessel verbunden und derart eingemauert sind, daſs die Heizgase – Sieder und Hauptkessel gleichzeitig umspülend – nach hinten ziehen; hier ragt nun in das Kesselmauerwerk hinein die vordere Rohrwand eines Siederohrkessels, der im übrigen völlig frei von Mauerwerk ist (Fig. 6) und sich vorn auf einen Guſsständer stützt, durch welchen die Heizgase nach dem Passiren der Siederohre zum Rauchfang abfallen. Das Speisewasser wird in das vordere Kesselsystem eingepumpt und gelangt erst von hier aus zu dem hinten liegenden Röhrenkessel; zur Verbindung dienen zwei von den Hinterenden der Sieder ausgehende und im Röhrenkessel seitlich mündende Verbindungsrohre; beide Kessel haben ihren Dampfdom, welche durch Kupferrohre mit einander verbunden sind. Die Anlage ist entschieden originell und hat den Vortheil, daſs der Röhrenkessel dadurch geschont wird, daſs sich die Unreinigkeiten des Wassers schon im Bouilleur absetzen; weiters läſst sich insofern ein günstiger Heizeffect erwarten, als die abgekühlten Heizgase mit den dünnwandigsten Kesseltheilen, den Siederohren, in Verbindung kommen und dadurch Gelegenheit haben, einen Theil ihrer Heizkraft, welcher sonst verloren würde, noch abzugeben. Jedoch zur praktischen Ausführung dürfte dieses Kesselsystem wohl nur selten kommen, da Gewicht und Preis zur erzielten Heizfläche naturgemäſs in ungünstigem Verhältnisse stehen müssen und auſserdem nur in wenigen Fällen der erforderliche Raum zur Verfügung stehen dürfte. Der letzte auf Taf. 34 abgebildete Kessel (Fig. 8 und 9) von Barbe, Pétry und Comp. zu Molenbeek bei Brüssel war im schweizerischbelgischen Kesselhause in Betrieb und gehört zu den Wasserrohrkesseln. Derselbe ist aus dem normalen Bouilleurkessel dadurch entstanden, daſs für die über dem Rost liegenden Sieder Röhrenbündel angeordnet sind, welche in rechteckigen Sammlern ausmünden und durch diese mit den Oberkesseln communiciren. Die aus dem langen Roste aufsteigenden Heizgase ziehen durch das vordere Röhrenbündel zu den Oberkesseln, von hier nach hinten und dann wieder abwärts durch das zweite Röhrenbündel zum Rauchfang. Das Abdichten und Einziehen der Rohre ist hier auſserordentlich erschwert, ein Reinigen von Kesselstein nahezu unmöglich, die Herstellung der rechteckigen Sammelkästen schwierig und, da keine Versteifungen anzubringen sind, bei höheren Drücken gefährlich; günstige Erfolge scheinen uns daher mit diesem Kesselsystem nicht erzielbar zu sein. (Schluſs folgt.) (Fortsetzung folgt.)