Titel: Der Schwefelkohlenstoff in Swoszowice mit Berücksichtigung seiner Verwendung für Schwefelextraction; von Stanislaus Mrowec.
Autor: Stanislaus Mrowec
Fundstelle: Band 232, Jahrgang 1879, S. 87
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Der Schwefelkohlenstoff in Swoszowice mit Berücksichtigung seiner Verwendung für Schwefelextraction; von Stanislaus Mrowec. Mrowec, zur Schwefelkohlenstoff-Erzeugung in Swoszowice. Ich kann nicht umhin, auf den Artikel des Hrn. Dr. Clemens Winkler „zur Schwefelfabrikation in Swoszowice“ (1878 228 366), zu welchem der Verfasser durch den Artikel von Arnolf Nawratil „über das Swoszowicer Schwefelwerk“ (1878 227 289) sich veranlaſst fühlte, Einiges zum Zwecke der Richtigstellung der Angaben und zu meiner Rechtfertigung mitzutheilen, indem ich zuvörderst erkläre, daſs ich von dem Artikel des Hrn. Arnolf Nawratil, welcher im J. 1876 das Schwefelwerk besuchte, früher nichts wuſste, weil sonst die Behauptung desselben, daſs ich die alte Swoszowicer Schwefelgewinnungsmethode verworfen, somit ich Anträge zur Einleitung der Schwefelkohlenstoff-Erzeugung und Extraction gestellt hätte, welche Behauptung Winkler berichtigte darin nicht aufgenommen worden wäre; ich erhielt das betreffende Heft von Dingler's polytechnischem Journal ausnahmsweise etwas zu spät und 1 Monat darauf einen Sonderabdruck des besagten Artikels von Hrn. Cl. Winkler. Ich erkläre hiermit, daſs die Anregung zur Einführung der Schwefelkohlenstoff-Erzeugung und der Extraction des Schwefels aus dem Schwefelmergel mittels Schwefelkohlenstoff in Swoszowice ausschlieſslich und allein das Verdienst des Hrn. Dr. Clemens Winkler ist, daſs ich fünf Monate nach der Zeit der durch Winkler mit der Schwefelkohlenstoff-Erzeugung durch mehrere Tage in Swoszowice ausgeführten Versuchen die Leitung des Schwefelwerkes übernommen habe (nicht nach 1½ Jahren, wie Winkler geschrieben), daſs ich nach den durch mich während des J. 1874 durchgeführten Versuchen mit der Schwefelkohlenstoff-Erzeugung und Extraction im December desselben Jahres im Auftrage des Ackerbau-Ministeriums eine Instructionsreise nach Deutschland unternommen habe, den Hrn. Dr. Cl. Winkler in Freiberg besuchte, welcher so freundlich war, mir Empfehlungsschreiben für einige Fabriken zu besorgen, jedoch ausdrücklich erklärte, daſs er für den Bau der Schwefelkohlenstoff-Fabrik keine Information geben könne, weil er diese Manipulation selbst nicht genau kenne, um so weniger die Extraction, da solche noch nirgends geübt wird. Im Februar 1875 habe ich auf Grund der durch mich im Laufe des J. 1874 in Swoszowice durchgeführten Versuche und der im Auslande gemachten Beobachtungen Pläne für den Bau einer Fabrik für Schwefelkohlenstoff-Erzeugung und die Extraction dem k. k. Ackerbau-Ministerium vorgelegt, welchen Bau ich auch im Laufe des J. 1875 ausführte nach Plänen, welche mit denen des Hrn. Cl. Winkler gar nichts gemein haben; auch habe ich nie meine Pläne Prof. Winkler zur Beurtheilung vorgelegt. Schlieſslich will ich noch bemerken, daſs ich als Vorstand des Schwefelwerkes alle auf Schwefelkohlenstoff Bezug habenden Agenden mir selbst vorbehalten und keinem der HH. Beamten der Verwaltung irgend welche selbstständige Arbeit in dieser Beziehung übertragen habe. Da Dr. Winkler in seinem Artikel behauptet, daſs aus den mächtigen Halden des Swoszowicer Bergbaues noch mit Vortheil mittels Schwefelkohlenstoff Schwefel gewonnen werden kann, muſs ich entschieden entgegnen, daſs dies absolut nicht möglich ist, da diese Halden höchstens 2 Proc. Schwefel durchschnittlich enthalten. Das Swoszowicer Schwefelwerk besitzt zwei nach meinen Plänen gebaute Oefen für Schwefelkohlenstoff-Erzeugung, von denen einer 12000k, der andere 7000k Schwefelkohlenstoff monatlich liefern kann; das Ausbringen beträgt über 80 Proc., der Sättigungsgrad des rohen Schwefelkohlenstoffes mit Schwefel unter 9 Proc. der Verlust durch die Destillation (Reinigung) des rohen Schwefelkohlenstoffes 4 Proc. Es werden bis jetzt nur guſseiserne Retorten angewendet, da die gegenwärtige Erzeugung im Verhältnisse noch viel zu gering ist, als daſs es sich lohnen könnte, die Herstellung thönerner Retorten, welche sehr schwierig zu transportiren sind, bei der Hütte einzuleiten; die guſseisernen Retorten halten einen 22 wöchentlichen Betrieb aus. Die Extraction des Schwefels aus dem Schwefelmergel geht anstandslos vor sich; der hier bestehende Versuchsapparat faſst 3250k sogen. Schwefelerze im zerkleinerten Zustande, extrahirt den Schwefel beinahe vollständig, da in den Rückständen nur 0,5 Proc. und zwar gröſstentheils sekundären Schwefels nachzuweisen sind; der Verlust an Schwefelkohlenstoff beträgt bis nun noch 0,8, wird jedoch bei den etwa zu bauenden gröſseren Apparaten 0,5 Proc. nicht überschreiten. Die Extraction des Schwefels aus dem Schwefelmergel geht ungehindert vor sich, wenn das zu verwendende Extractionsmaterial (Schwefelmergel) entsprechend zerkleinert ist, d.h. nicht durchgehends in Staub form zur Anwendung gelangt. Daſs die Verwendung des Schwefelkohlenstoffes so schwierig in der Industrie Eingang findet, obzwar derselbe vielfach und so vortheilhaft besonders zum Entfetten der Samen und der Abfälle von der Erzeugung der Fettwaaren, ferner zur Verwerthung der Abfälle bei der Verarbeitung des Ozokerits u. dgl. verwendet werden könnte, hat seinen Grund darin, daſs seine Anwendung oft viel gefährlicher geschildert wird, als dies thatsächlich der Fall ist. Richtig construirte Apparate, Sachkenntniſs der Betheiligten und strenge Beobachtung der gegebenen Vorsichtsmaſsregeln schlieſsen so zu sagen jede Gefahr aus; die oft erwähnte Gesundheitsschädlichkeit bei der Manipulation mit Schwefelkohlenstoff fällt ganz aus dem Bereiche der Hindernisse, weil nur solche Fabriken überhaupt betriebsfähig sich erweisen, bei denen die Schwefelkohlenstoffverluste gering sind und die thatsächlichen Verluste in entsprechender Weise aus den Manipulationsstätten entfernt und für das Arbeiterpersonale unschädlich gemacht werden. Bei dem Swoszowicer Schwefelwerke stehen gröſstentheils dieselben Arbeiter bereits das vierte Jahr beinahe ununterbrochen in Verwendung und befinden sich ganz wohl, was als ein Beweis des oben Angeführten gelten will. Ich glaube nun hiermit den Thatsachen vollkommen gerecht geworden zu sein, indem ich mich rechtfertigte und einige irrige Angaben einzelner periodischen Werke, sowie der angeführten Artikel in diesem Journal richtig stellte. Swoszowice, Februar 1879.