Titel: Zur Verhütung von Kesselsteinbildungen.
Autor: F.
Fundstelle: Band 233, Jahrgang 1879, S. 216
Download: XML
Zur Verhütung von Kesselsteinbildungen. Mit einer Abbildung. Zur Verhütung von Kesselsteinbildungen. Textabbildung Bd. 233, S. 216Einen Schlammsammler für Dampfkessel hat F. Janssens in Herten (* D. R. P. Nr. 4252 vom 12. Juli 1878) construirt. In das unten und oben geschlossene Gefäſs A von etwa 2m Höhe und 0m,2 Weite ist concentrisch ein etwas engeres 0,2 bis 0m,3 niedrigeres, oben offenes Gefäſs B befestigt, welches mit dem Kessel unterhalb des niedrigsten Wasserspiegels e durch das Rohr b verbunden ist. Das Kesselwasser tritt durch dieses Rohr in das innere Gefäſs, setzt hier den mitgeführten Schlamm ab, welcher durch den Hahn d entfernt wird, während das geklärte Wasser in der Pfeilrichtung in das äuſsere Gefäſs A tritt und von hier durch das Rohr c zum Kessel zurückflieſst. In dem Gefäſs A angesammelte Luft wird durch den Hahn a entfernt (vgl. *1879 231 58). In einer Flugschrift empfiehlt der Patentinhaber auſserdem zur Verhütung fester Krusten eine „alkalisirte Cellulose“, von welcher wöchentlich 250 bis 500cc für 1e oder 1qm,5 Heizfläche in den Dampfkessel gebracht, denselben gänzlich frei von Kesselstein und Rost halten soll. 180l dieses neuen Universalmittels sollen nur 40 M. kosten. – Dasselbe ist, so weit es eine dem Referent eingesandte kleine Probe erkennen lieſs, im Wesentlichen eine Lösung von Soda und Natron, anscheinend durch Erhitzen von Natron mit etwas Cellulose erhalten. AsselinSociété des Ingénieurs civils, 1879 S. 53. macht den Vorschlag das Kesselspeisewasser mit Oxalsäure auszufällen, den Niederschlag aber mit Soda zu kochen; das dabei erhaltene Oxalsäure Natrium wird zu neuen Fällungen verwendet. – Da zur Zersetzung dieses Niederschlages genau so viel Soda nöthig ist, als die directe Ausfällung des Speisewassers erfordert haben würde, da ferner jedenfalls ein erheblicher Theil Oxalsäure verloren geht, so ist dieses Verfahren offenbar theurer und umständlicher als die von F. Schulze vorgeschlagene gleichzeitige Anwendung von Kalk und Soda, ohne aber irgend welchen Vorzug zu haben.Vgl. Ferd. Fischer: Chemische Technologie des Wassers, 1879 S. 230. Von Harburg aus wird unter dem Namen „Kesselsteinspiritus“ ein „Universalmittel gegen Kesselsteinbildungen“ in den Handel gebracht. Nach der mir von einem Dampfkesselbesitzer in Hannover übergebenen Probe läſst sich dasselbe durch Lösen von 1,5 bis 2k Cattechu, 0k,8 Natron und 6k Kochsalz in 1001 Wasser herstellen. Der glückliche Erfinder läſst sich 100 M. für 1001 bezahlen, während sich die Herstellungskosten nur auf 2 bis 3 M. belaufen. Das Gemisch ist weder neu, noch empfehlenswerth (vgl. 1876 220 179). Das von L. Cohn und Comp. in Berlin gelieferte „Paralithicon minerale“ bestand bekanntlich anfangs aus Kalk, Leim und Soda (1876 220 265), später aus Pfeifenthon und Soda (1878 227 307). Jetzt bringen dieselben unter der sonderbaren Bezeichnung „Corrosiv“ eine angeblich „patentirte Composition“ in den Handel, welche nach brieflicher Mittheilung des Hrn. J. Weineck folgende Zusammensetzung hat: Aetzkalk   33,28 Kohlensaurer Kalk   22,50 Aetznatron   19,27 Eisenoxyd und Thonerde     4,50 Magnesia     0,75 Schwefelsaures Natron     2,59 Chlornatrium     0,56 Sand     1,48 Wasser   15,07 –––––– 100,00. Es ist also wieder Kalk und Soda, aber ohne Leim. Aus den beigefügten, natürlich sehr günstigen „Attesten“ sieht man nur, mit welcher Unkenntniſs derartige Zeugnisse abgefaſst werden. 100k kosten in Berlin 97 M., wirklicher Werth 9 bis 10 M., in den Dampfkessel gebracht sehr oft negativ. Prof. StinglOrgan des Vereines für Rübenzuckerindustrie in Oesterreich, 1879 S. 90 und 165. hat Versuche mit Bohlig's sogenanntem Magnesiapräparat gemacht. Aus seiner äuſserst scharfen Kritik mag nur hervorgehoben werden, daſs ein mit Magnesiapräparat behandeltes Kesselwasser nicht etwa verbessert, sondern verschlechtert wurde. Chlormagnesium zersetzt sich im Dampfkessel bei einem 4at übersteigenden Druck in freie Salzsäure und Magnesiahydrat. Daſs man übrigens aus Destillationsversuchen in GlaskolbenChemische Industrie, 1879 S. 43. keine Schlüsse auf das Verhalten des Chlormagnesiums im Dampfkessel ziehen kann, liegt auf der Hand (vgl. 1876 222 244). F.