Titel: Neuer Dämpfapparat von Dr. E. Lauber in Messina.
Fundstelle: Band 234, Jahrgang 1879, S. 192
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Neuer Dämpfapparat von Dr. E. Lauber in Messina. Mit Abbildungen auf Tafel 15. Lauber's neuer Dämpfapparat. P. Richard hat, wie in D. p. J. *1874 214 218 berichtet worden ist, um eine gröſsere Anzahl Stücke im Dampfkasten auf einmal unterbringen und dämpfen zu können, die Anordnung getroffen, daſs er die Waare sammt Unterlage auf cylinderförmige Drahtgewebe rollt, diese Rollen mittels durchgesteckter Eisenstangen zwischen längliche Rahmen einhängt, welche für die Aufnahme dieser Stangen mit kleinen Lagern versehen sind, und schlieſslich fünf solche mit Rollen besetzte Rahmen durch einen Krahn auf feste, unbewegliche Seitenleisten des Dampfkastens herunterläſst, worauf der Kasten von oben geschlossen und wie gewöhnlich gedämpft wird. Daſs bei dieser Anordnung mehr Stücke auf einmal in den Kasten gebracht werden können, als wenn dieselben, wie gewöhnlich geschieht, in Säcken von ungefähr 1m,6 Länge eingehängt werden, daſs somit durch diese Art zu dämpfen eine wesentliche Ersparniſs an Zeit und Dampf erzielt wird, ist einleuchtend. Doch hat Reber auf den Nachtheil aufmerksam gemacht, daſs dieses System nicht für alle Gattungen Waare verwendbar ist, weil Muster mit schweren Böden nicht vollkommen durchgedämpft werden. Verfasser hat deshalb Richard's Apparat in der Weise abgeändert, daſs das cylindrische doppelte Drahtgewebe durch hohle, mit Packtuch umwickelte Haspel ersetzt wurde, auf welche die Dampfwaare je nach Erforderniſs mit oder ohne Unterlage aufgerollt wird. Der Dampfkasten (Fig. 9 bis 12 Taf. 15) ist aus Backsteinen gebaut und dem Mauerwerk durch die mittels eiserner Querstangen p zusammengeschraubten T-Schienen o die nöthige Festigkeit ertheilt. Die in das Mauerwerk eingelassenen eisernen Träger r dienen zur Aufnahme der mit Wollstoff überzogenen Holzrahmen q, q1, welche die von der Decke fallenden, sowie die vom Dampfzuleitungsrohr ausgeschleuderten Wassertropfen aufzufangen haben, um die Dampfwaare vor Naſsflecken zu schützen. Der Dampf tritt durch das mit kleinen Löchern versehene, auf Trägern ruhende Rohr t in den Kasten; das Niederschlagwasser verläſst ihn durch das am Boden befindliche Ausfluſsrohr s, und mit der Thür x (Fig. 11), welche in Fig. 9 durch das punktirte Rechteck eingezeichnet ist, wird der Apparat vortheilhafter Weise nicht – wie bei Richard's Einrichtung – horizontal, sondern vertical verschlossen. Die Haspel d, auf welche die Waare aufgerollt wird, bestehen je aus drei durchbrochenen Bronzescheiben von der Form, wie sie Fig. 12 angibt. In diese Scheiben sind, gleichmäſsig vertheilt, sechs eiserne, 106cm lange Stängelchen eingesetzt, um eine Verbindung zwischen den beiden äuſseren und der mittleren Scheibe herzustellen und um als cylindrische Unterlage für das Aufrollen der Packleinwand und der zu dämpfenden Stücke zu dienen. Die Mitte der Scheiben bildet je eine quadratische Oeffnung, durch welche die Stange g geschoben wird. Auf dem einen Ende einer jeden dieser Stangen sitzt ein Kegelrad i; zwischen dem Haspel und dem Zahnrad, sowie an ihrem anderen Ende sind sie abgedreht, so daſs sie in die runden Einschnitte der in das Mauerwerk eingelassenen Längsschienen l gelegt werden können. Ein kleines, um einen senkrechten Zapfen drehbares Eisenstäbchen v (Fig. 10) dient den Einschnitten als Lagerdeckel und kann mit einer Schraube festgestellt werden. Mit der Längsschiene l parallel läuft die Achse n in passenden Lagern, welche in das Gemäuer eingelassen sind; sie geht bei G durch das Mauerwerk und durch die mittels Schrauben und Kautschukring gedichtete Oeffnung einer Eisenplatte und endet auf dieser Seite mit einer Handkurbel. Auf jeder Achse n sitzen 6 Kegelrädchen, welche in die Getriebe i eingreifen und, wenn die Kurbel G in Bewegung gesetzt wird, die Haspel d sammt der auf ihnen aufgerollten Waare in Drehung versetzen. Durch diese Vorrichtung, welche ein Drehen der Waare während des Dämpfens gestattet, unterscheidet sich der Apparat wiederum von dem Richard'schen. Daſs dieselbe durchaus nicht überflüssig ist, davon hat sich Verfasser bei den ersten Versuchen überzeugt, sofern hellere und dampfblaue Böden lichte Querstreifen zeigten, so lange nicht gedreht wurde. Der Druck der oberen Umgänge auf die unteren Lagen der aufgerollten Stücke verhinderte ein gleichmäſsiges Durchdringen des Dampfes durch die ganze Rolle von innen nach auſsen. Sowie gedreht werden konnte, hörte diese Erscheinung gleichzeitig auf. Sämmtliche Eisentheile, sowie die Haspel selbst müssen mit Oelfarbe angestrichen werden, um sie vor der schädlichen Einwirkung der Wasserdämpfe und der flüchtigen Säuren des Dampfkastens zu schützen, und dieser Anstrich muſs alle Vierteljahr erneuert werden. Verfasser dämpft in der Fabrik von Gaetano Ainis in Messina mit diesem Apparat 48 Stücke auf einmal, während die frühere Anordnung nur 20 Stücke zu dämpfen erlaubte. Von Waare, welche mit einfarbig Ultramarinblau oder Chromgrün bedruckt ist, können 96 Stücke ohne Unterlagen, d.h. je 4 auf einem Haspel nebst Ueberzug von Packtuch, und vom Rothbodenartikel, welcher unter Zusatz von Türkischrothöl gefärbt ist, sogar 144 Stück, d.h. je 6 auf einem Haspel zusammen, gedämpft werden.

Tafeln

Tafel Tafel 15
Tafel 15