Titel: Producte der aus saurer Verseifung hervorgegangenen Fette bei Destillation mit überhitztem Wasserdampf.
Autor: Dte.
Fundstelle: Band 234, Jahrgang 1879, S. 321
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Producte der aus saurer Verseifung hervorgegangenen Fette bei Destillation mit überhitztem Wasserdampf. Cahours und Demarçay, über Destillationsproducte der fetten Säuren. Werden die Fette mit Schwefelsäure in der Weise verseift, daſs die concentrirte Säure längere Zeit auf das Fett einwirkt, so zeigen sich nach der Destillation der rohen Fettsäuren mit überhitztem Wasserdampf in den Destillationsproducten Kohlenwasserstoffe und verschiedene Säuren, welche in den Fetten nicht enthalten waren. Die Kohlenwasserstoffe sind bereits vor einigen Jahren Gegenstand der Untersuchung durch A. Cahours und E. Demarçay (Comptes rendus, 1875 Bd. 80 S. 1568) gewesen. Es gelang den genannten Chemikern damals, eine Reihe dem Sumpfgas homologer Kohlenwasserstoffe (von C5H12 bis C11H24) abzuscheiden. Eine Vergleichung dieser Producte mit den von Pelouze und Cahours (Comptes rendus, 1863 Bd. 56 S. 505. Bd. 57 S. 62) früher aus dem amerikanischen Erdöl abgeschiedenen Kohlenwasserstoffen zeigte eine völlige Indentität der beiden Reihen. Neuerdings haben Cahours und Demarçay (Comptes rendus, 1879 Bd. 89 S. 331) auch die neben den Kohlenwasserstoffen sich bildenden fetten Säuren untersucht. Diese Säuren haben stets Kohlenwasserstoffe gelöst. Zur Entfernung der letzteren wurde das Gemisch in verdünnter Sodalösung gelöst und die Flüssigkeit so lange gekocht, bis jeder Geruch nach Kohlenwasserstoffen verschwunden und nur noch der seifenartige Geruch der Sodasalze zu bemerken war. Aus der etwas eingedampften Lösung wurden dann die Säuren durch Salzsäure abgeschieden und letztere hierauf der Destillation unterworfen. Bei 210° begann das Säuregemisch zu sieden. Der gröſste Theil destillirte zwischen dieser Temperatur und 250° über. Das Thermometer stieg dann schnell auf 310°, worauf die Destillation unterbrochen wurde. Der Rückstand in der Blase gestand beim Erkalten zu einer krystallinischen Masse. Der unter 310° übergegangene Theil wurde einer wiederholten fractionnirten Destillation unterworfen, und wurden auf diese Weise schlieſslich Valeriansäure, Capronsäure, Oenanthylsäure und Caprylsäure erhalten. Cahours und Demarçay ziehen hieraus den Schluſs, daſs beim Destilliren der fetten Säuren mit überhitztem Wasserdampf eine oder mehrere der fetten Säuren mit hohem Moleculargewicht (sehr wahrscheinlich die Oelsäure) unter dem Einfluſs der Wärme sich spalten in eine Anzahl homologer Säuren mit niedrigerem Moleculargewicht, welche alle der normalen Reihe angehören, und in Kohlenwasserstoffe der Sumpfgasreihe. Die Untersuchung von Cahours und Demarçay läſst die Frage unerörtert, was für Producte bei längerer Einwirkung der concentrirten Schwefelsäure auf die Fette entstehen. So lange aber diese Producte nicht eingehend untersucht sind, müssen wir die Behauptung: die in den destillirten Fettsäuren der Stearinfabriken enthaltenen Kohlenwasserstoffe und fetten Säuren von niedrigem Moleculargewicht sind unter dem Einfluſs der Wärme entstanden, für voreilig halten. Da die festen fetten Säuren sowohl, wie die Oelsäure bei geeigneter Temperatur in einem Strome überhitzten Wasserdampfes unzersetzt flüchtig sind, so würden, die Ansicht von Cahours und Demarçay als richtig vorausgesetzt, die Kohlenwasserstoffe und niedrigen fetten Säuren nur dann zu finden sein, wenn bei zu hoher Temperatur destillirt war; dies ist jedoch nicht der Fall. Referent hat vielmehr in destillirten Fettsäuren, die weit unterhalb 250°, also weit unterhalb des Punktes, bei dem die Oelsäure unzersetzt flüchtig ist (vgl. Bolley 1866 179 463), übergegangen waren, ebenfalls Kohlenwasserstoffe gefunden. Dte.