Titel: Chr. Heinzerling's Mineralgerbung.
Autor: N.
Fundstelle: Band 235, Jahrgang 1880, S. 51
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Chr. Heinzerling's Mineralgerbung. Chr. Heinzerling's Mineralgerbung. Die Methode der Mineralgerbung von Dr. Christ. Heinzerling in Biedenkopf (D. R. P. Nr. 5298 vom 3. November 1878) besteht nach der Patentbeschreibung auf der Anwendung folgender Stoffe: 1) Alaun, 2) Zinkstaub zur Abscheidung amorpher Thonerde aus demselben, 3) chromsaure Salze, auch wohl 4) Baryt- oder Bleisalze und im Fall das künftige Leder schwarz gefärbt werden soll, Blutlaugensalz. Zur eigentlichen Gerbung dienen nur die drei ersten Stoffe; die Baryt- und Bleisalze offenbar nur, um dem Leder Gewicht zu geben, bezieh. die zu groſse Leichtigkeit im Vergleich mit dem lohgaren Leder zu verdecken (vgl. 1879 233 86). Das eigentliche Gerbmittel sind die Chromate, nicht die Bestandtheile des Alauns. Die Thonerde an sich ist kein gutes Gerbmittel; sie gibt ein festes, zähes, kaum durch Stollen zu lösendes Leder, welches zwar nicht bricht, aber sich zwischen den Fingern anfühlt und biegt wie eine Bleiplatte. Legt man ein Stück Blöſse in Kaliumbichromatlösung, auch stark verdünnte, so nimmt das Gewebe eine Gerbung an. Beim Herausnehmen ist das Product durch und durch hochgelb von überschüssigem Bichromat; beim Auswässern geht dies leicht und vollständig weg. Wenn man auch mit Waschen so lange fortfährt, bis das Wasser nicht mehr gelb abflieſst, so bleibt doch die Blöſse in einem gewissen Zustande der Gerbung, der vom Wasser nicht mehr aufgehoben wird. Das Product trocknet zu einer rothen durchscheinenden Hornmasse ein, die nur mit groſser Schwierigkeit durch Stollen gelöst werden kann. Dies geht einigermaſsen besser vor dem völligen Trocknen. Die Farbe des lederartigen Productes ist dann eine sehr ansprechende, wie gewisse Modefarben, zwischen grau und gelb mit einem schwachen Stich ins Grüne, im Ganzen licht und genau so wie das wirkliche Heinzerling'sche Leder, wenn man diesem das Fett entzieht. Diese mittels der Chromate erzeugte Gerbung ist äuſserst leer und mager (hungrig sagen die Gerber) und an sich für praktische Zwecke unbrauchbar. Viel besser stellt sich die Sache, wenn die Chromatgerbung mit der Alaungerbung combinirt wird. Nach dem Heinzerling'schen Patent gearbeitetes, uns zugekommenes Kalbleder zeigte (nach dem Entfetten) keinerlei Neigung, hornartig beim Trocknen zusammenzubacken. Es bewahrt ein vollkommen offenes freies Gewebe und zeigt einen schönen feinen Narben. Dagegen hängt ihm das Hungrige, Leere noch stark an; dies ist zugleich die Ursache, warum dieses Leder so schlecht die Schmiere verträgt. In sehr verdünnter Salzsäure wird die Chromatgerbung des Heinzerling'schen Leders nicht zerstört und erscheint nach dem Auswaschen unverändert wieder; das Leder ist nur durch Verlust an Thonerde noch magerer als vorher. In schwacher verdünnter Salzsäure zerfallt das entfettete Leder zu einem zarten gleichmäſsigen Schlamm, das ganze Gewebe, während sich die Flüssigkeit grün färbt (Reduction von Chromat). Das Heinzerling'sche Leder ist – auch nach dem Entfetten – gänzlich frei von Narbenbruch, weich; es gibt dem Zug der Hand nach, schnappt aber sogleich wieder nach der Art des Gummi-elasticum in die anfängliche Lage zurück, wenn man losläſst; es läſst sich schwerer oder nicht „walken“. Für Schuhleder ist die Eigenschaft, sich walken zu lassen, allerdings wesentlich und unerläſslich. – Was von Heinzerling's Leder hier gesagt ist, gilt nur für die genannte Gattung Kalboberleder; Sohlleder nach seiner Methode ist bis jetzt nicht gelungen aufzutreiben. Was die Behandlung mit Zink bedeuten soll, ist nicht recht abzusehen: Granalien oder Blechstücke sind ohne Einwirkung auf Alaun; Zinkstaub wirkt, aber wohl durch seinen meist hohen Gehalt an Oxyd. Eine vorläufige Abscheidung von „amorpher Thonerde“ hat um so weniger einen Sinn, als die Heinzerling'schen Leder schlieſslich noch durch eine Seifenlösung genommen werden, wodurch ohnehin Thonerdeseife gebildet wird. N.