Titel: B. Lehmann's hydraulische Turbinenregulirung.
Autor: H–s.
Fundstelle: Band 235, Jahrgang 1880, S. 98
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B. Lehmann's hydraulische Turbinenregulirung. Mit Abbildungen auf Tafel 10. B. Lehmann's hydraulische Turbinenregulirung. Die Einwirkung von Geschwindigkeitsregulatoren auf Wassermotoren, welche in Anbetracht der bei der Regulirung zu überwindenden Widerstände nur eine indirecte sein kann, besteht meist in der Ein- und Ausrückung von Riementrieben und Räderwerken, welche, durch eine äuſsere Kraft bewegt, die erforderliche Aenderung in der Beaufschlagung des Motors bewerkstelligen. B. Lehmann in Erfurt (* D. R. P. Nr. 2461 vom 26. Februar 1878) führt statt dessen die Regulirung mittels eines hydraulischen Apparates herbei, welcher durch das natürliche Druckwasser oder durch künstlich gespanntes Wasser bethätigt und durch einen Regulator gesteuert wird. Bei der Verwendung dieses Apparates hat der Erfinder speciell die Regulirung von Druckturbinen mittels Ringschützen im Auge; die Fig. 1 bis 6 Taf. 10 zeigen nebst der Einrichtung des Druckapparates zwei Beispiele seiner Verwendung an von innen beaufschlagten Radialturbinen. In Verbindung mit einer Vollturbine besteht er aus einem Cylinder a (Fig. 1 und 2), welcher durch die Kanäle e1, e2 mit dem Steuerapparat d in Verbindung steht, der seinerseits noch durch das Rohr e3 mit dem Zuleitungsrohr h der Turbine verbunden ist. Der in dem Cylinder a bewegliche Kolben b wirkt mittels einer Zahnstange c auf ein Rad g3 (Fig. 2) und weiter durch die Räder g1 und g auf den Schützenring i der Turbine, welcher sich in dem innerhalb des Laufrades l angeordneten Leitrad m drehen läſst. Da der Schützenring i zwei sich auf seinen halben Umfang erstreckende, der Höhe nach gegen einander versetzte Kanäle besitzt, welche bei ganz geöffneter Turbine vor den zur Hälfte nach aufwärts, zur Hälfte nach abwärts gerichteten inneren Mündungen der Leitkanäle liegen, so wird eine Drehung dieses Ringes das gleichzeitige Abschlieſsen gegenüber liegender Leidradzellen zur Folge haben und das Leitrad vollständig gegen den Zufluſs abgesperrt sein, wenn der Ring um 180° gedreht wurde. Die Drehung des Regulirringes, also die Abschützung der Turbine, hängt, wie schon erwähnt, von der Verschiebung des Kolbens b ab; es erübrigt demnach noch darzuthun, wie diese bei Geschwindigkeitsänderungen durch den Regulator im einen oder andern Sinne veranlaſst wird. An der Stellstange des Regulators hängt der Doppelkolben f1, f2 des Steuerapparates (Fig. 3 und 4), welcher in der Mittelstellung des Regulators die Cylinderkanäle e1, e2 vollständig absperrt. Wird jedoch bei wachsender Geschwindigkeit durch den steigenden Regulator der Steuer-Doppelkolben gehoben, so kann das durch c3 zwischen die Kolbenplatten f1, f2 tretende Druckwasser durch e2 hinter den Kolben b treten, diesen gegen die Turbine hin drücken und letztere in Folge dessen zuschützen, während das vor dem Druckkolben b verdrängte Wasser durch den Kanal e1 unter die Kolbenplatte f1 und durch die Oeffnung e entweichen kann. Beim Sinken des Steuerkolbens tritt umgekehrt das Druckwasser durch e1 in den Druckcylinder ein und das durch den Kolben a aus dem Cylinder verdrängte Wasser durch e2 über f2 ins Freie. Da die Kanäle e1, e2 schräg in den Steuercylinder einmünden, werden sie von dem Steuerkolben nur ganz allmählich frei gemacht, weshalb anfangs nur entsprechend gedrosseltes Wasser in den Druckcylinder a gelangen kann, dessen Kolben b folglich nur langsam in Bewegung gesetzt wird. Hierdurch werden einerseits Stöſse vermieden, andererseits können vorübergehende Widerstandsänderungen die Turbine nicht erheblich beeinflussen. Die Regulirung der Turbine kann auch von Hand vorgenommen werden, indem in das Rad g1 (Fig. 2) ein Getriebe g2 greift, welches in passender Weise mit einem Handrade in Verbindung steht. Vorher muſs jedoch der Druckkolben b beiderseits entlastet werden, was dadurch geschieht, daſs man durch Drehen der in das Regulatorgestänge eingeschalteten Bajonetverschluſshülse q den Steuerkolben so weit niederdrückt, bis die Kanäle e und e1 zwischen seinen Platten f1, f2 mit einander communiciren; dann schlieſst f2 zugleich den Eintrittskanal e3 ab, während das Wasser zu beiden Seiten des Druckkolbens b durch e1, e bezieh. e2 über dem Kolben f2 ins Freie austreten kann. Einfacher gestaltet sich die Anbringung der hydraulischen Regulirvorrichtung an einer nur zum Theil beaufschlagten Radialturbine. Hier wird der Druckcylinder durch einen am Turbinenrohr h befestigten halbringförmigen Kasten a (Fig. 5 und 6), der Kolben durch eine Platte b ersetzt, welche sich in jenem verschiebt, sobald durch eines der beiden Rohre e1, e2 Druckwasser nach a gelangt. Die Vertheilung des Druckwassers vermittelt auch hier ein Steuercylinder d, welcher wieder mit dem Turbinenrohr durch eine Abzweigung e3 in Verbindung steht. Die Platte b ist unmittelbar an dem Hals k des Leitrades m befestigt, welcher gleichzeitig die innere, auf dem festen Schützenring i drehbare Wand des Kastens a bildet. Das Leitrad theilt somit jede Bewegung der Platte b; die Verschiebung seiner Zellen gegen die Oeffnung des Schützenringes i bewirkt eine mehr oder weniger groſse Abschützung derselben. Um auch hier von Hand reguliren zu können, läſst sich der Leitapparat noch mittels eines an ihm befestigten Zahnbogens g, in den das Getriebe g1 greift, drehen. Die beschriebene Regulirung wird von der Maschinenfabrik von H. Queva und Comp. in Erfurt ausgeführt. H–s.

Tafeln

Tafel Tafel 10
Tafel 10