Titel: | Gefässe für hohen inneren Druck. |
Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 189 |
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Gefäſse für hohen inneren Druck.
Mit Abbildungen auf Tafel 19.
Buſs und Sombart's Gefäſse für hohen inneren Druck.
Die bekannten Spannungsverhältnisse, welche bei Gefäſsen mit hohem inneren Druck
auftreten, haben es nothwendig gemacht, zu künstlichen Mitteln zu greifen, um auch
auf die äuſseren Materialschichten einen Theil der Spannung zu übertragen und das
Gefäſs zur Aufnahme sehr hoher Pressungen überhaupt geeignet zu machen. Ein neuer
Vorschlag (vgl. C. W. Siemens 1878 228 471) geht nun in
dieser Beziehung von Buſs, Sombart und Comp. in
Magdeburg (* D. R. P. Nr. 6337 vom 26. November 1878)
aus, welcher darin besteht, mehrere Mäntel in einander zu stellen, welche sich mit
abgesetzten Kegelflächen – im Schnitt (Fig. 1 Taf.
19) also einem verzahnten Balken ähnlich – ursprünglich nur lose unter einander
berühren und erst, wenn das Gefäſs dem inneren Druck ausgesetzt wird, durch den
achsialen Bodendruck keilartig in einander gepreſst werden und in Folge dessen
entsprechende Spannungen erfahren. Um diese Beanspruchung von innen und auſsen in
einer bestimmten Weise zu regeln, werden die Neigungswinkel der Kegel an den
verschiedenen Mantelflächen entsprechend gewählt. Bei solchen Gefäſsen
(beispielsweise Geschützen), in denen der Druck plötzlich auftritt, ist es
nothwendig, die einzelnen Mäntel vorher mit dem höchsten zu erwartenden Bodendruck
in einander zu pressen. An der Wirkungsweise wird nichts geändert, wenn die
abgesetzten Kegelflächen durch Schraubenflächen oder durch Drehflächen ersetzt
werden, deren Erzeugende stetige Curven von bestimmter Gestalt (Fig. 2)
sind, oder wenn sich die einzelnen Mäntel nicht unmittelbar berühren und die Zwischenräume mit einem
widerstandsfähigen Material ausgegossen werden.
Nach Angabe der Erfinder wird bei genügender Anzahl von Mänteln und bei nach einem
bestimmten Gesetz von innen nach auſsen zunehmenden Kegelwinkeln die
Materialspannung in allen Schichten eine gleichförmige und die Wandstärke
proportional dem inneren Druck. Während sich also die Spannungen im vorliegenden
Falle genau vorher bestimmen lassen, fallen dieselben bei Gefäſswänden, in welchen
künstliche Spannungen auf eine andere Weise hervorgerufen werden, ziemlich
unbestimmt aus.